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Nein: Farbenfroh, shiny und bling-bling sind die Geräte von NAD üblicherweise nicht. Das eher Unscheinbare gehört vielmehr fast schon zur NAD-DNA, wenn dieses Buchstabenspiel erlaubt ist. Schon als Student hatte ich mehrere der stets recht moderat gepreisten Vollverstärker im harten Dauereinsatz, später durfte ich für fairaudio den C 390DD, ebenfalls ein Vollverstärker, sowie den NAD M32, eine Kombi aus Streamer und Vollverstärker, testen. Nun bekam ich gleich ein Duo per Post ins Haus, bestehend aus dem Streaming-Vorverstärker NAD C 658 sowie der Class-D-Stereo-Endstufe NAD C 298 (1.699 Euro und 1.999 Euro | Web: https://nad.de/).
NAD C 298 Endverstärker: Bedienung & Technik
Das äußere Erscheinungsbild beider Verstärker kann guten Gewissens als „unternehmenstypisch schlicht“ bezeichnet werden. Das gilt insbesondere für den Endverstärker, dessen grauschwarzes Gehäuse frontseitig lediglich einen Ein-Aus-Taster aufweist. Er erweckt die Endstufe aus dem Schlaf, der „harte“ Netzschalter befindet sich hingegen auf der Rückseite. Wie heckseitig eh etwas mehr los ist: Neben den eher pragmatisch als überkandidelt highendig anmutenden Lautsprecheranschlüssen finden wir je ein Stereopaar XLR– und Cinch-Eingänge sowie eine Regelmöglichkeit der Eingangsempfindlichkeit, um anhängige Quellgeräte oder Vorstufen optimal anzupassen.
Außerdem hat’s rückseitig einen Schalter, mit dem sich anhand von drei abgestuften Schwellwerten bestimmen lässt, ab welcher Eingangsspannung der NAD C 298 automatisch aus dem Standby-Schlaf erwacht. Eine sehr praxisnahe Lösung, denn solche Einschaltautomatiken funktionieren bei einem fixen, nicht wählbaren Schwellwert nach meiner Erfahrung häufig etwas willkürlich – das ist beim NAD-Amp definitiv nicht der Fall. Zu guter Letzt lässt sich der NAD C 298 auch noch zur Monoendstufe brücken, statt einer Dauerausgangsleistung von 2 x 185 Watt an 8 Ohm werden dann stolze 620 Watt an 8 Ohm rausgedrückt.
Bis hierhin wirkt nichts an der Endstufe besonders aufregend oder innovativ – das sieht bei einem Blick unter die Haube dann schon etwas anders aus. Man sei nämlich bei der Entwicklung des Verstärkers, so heißt es bei NAD, bestrebt gewesen, der eingesetzten Class-D-Technik eine nicht klangdienliche Liederlichkeit auszutreiben: den sogenannten Memory- oder Hysterese-Effekt in den Induktivitäten der Ausgangsfilter. Hierzu wurde eine noch recht junge Technologie des dänischen Herstellers Purifi lizensiert, die diesen Effekt durch ein ausgeklügeltes Schaltungskonzept verhindern beziehungsweise ausgleichen will (wer sich für die technischen Details interessiert, kann bei Purifi eine vertiefende Erklärung der Technologie nachlesen).
Im Ergebnis soll sich die NAD-Endstufe durch extrem geringe Intermodulationsverzerrungen, einen besonders niedrigen Klirrfaktor sowie nur minimales Eigenrauschen auszeichnen. Als weitere Vorsteile der Purifi-Technologie rühmt NAD die Tatsache, dass die C-298-Endstufe sehr unempfindlich auf wechselnde Lautsprecherlasten (vgl. Laststabilität im fairaudio-Lexikon) reagiere, sowie den hohen Dämpfungsfaktor, der für eine saubere und kontrollierte Basswiedergabe bürge. Das liest sich auf dem Papier schon mal gut – ob das auch in praxi so ist, werden wir später feststellen; jetzt aber noch ein Blick auf unseren Zuspieler.
NAD C 658 Vorstufe/Streamer: Schnittstellen, D/A-Wandlung & Dirac-Raumkorrektur
Neben dem Streaming via Bluetooth sowie von Musikdiensten wie Tidal und Qobuz per LAN und WLAN gestattet der NAD C 658 sieben weiteren Quellen Zutritt – und zwar mittels Phono-RCA (MM), zwei Hochpegel-RCAs sowie vier S/PDIFs (je zwei koaxial und optisch). Über den USB-Anschluss lassen sich darüber hinaus Massenspeicherlaufwerke anschließen, sodass auch Musik vom USB-Stick oder der Festplatte abgefahren werden kann.
UPnP/DLNA hingegen wird nicht unterstützt. Die gute Nachricht: Trotzdem sollen sich – ich habe das allerdings nicht ausprobiert – laut NAD über das Netzwerkprotokoll SMB (Samba Share) NAS-Speicher nutzen und über die BluOS-App einbinden lassen. Noch eine Besonderheit: Linkerhand finden wir an der Rückseite zwei Einschub-Slots, mithilfe derer die Vorstufe durch Module aufgerüstet und up to date gehalten werden kann – so gibt es bereits jetzt eine HDMI-Steckkarte, die drei HDMI-Eingänge und einen HDMI-Ausgang mitbringt. Weitere Module sollen folgen, verspricht NAD. Ausgangsseitig wartet der NAD C 658 mit zwei Subwooferanschlüssen sowie je einem Cinch- und XLR-Paar für das lautstärkegeregelte Analogsignal auf.
Die DAC-Sektion wurde mit einem ESS-Sabre-Chipsatz realisiert, der Material bis 24 Bit/192 kHz verarbeiten kann. Als Streaming-Architektur kommt das NAD-eigene BluOS-Multiroom-System zum Einsatz. Hierüber lassen sich bis zu 64 unterschiedliche Zonen ansteuern; BluOS ist Apple-Airplay-2-zertifiziert sowie Roon-Ready und unterstützt neben den sattsam bekannten verlustfreien Audioformaten ALAC, FLAC und WAV des audiophilen Alltags auch den Standard MQA. Das Rendering von DSD-Daten wird allerdings nicht unterstützt, falls das interessieren sollte.
Ein besonderes Schmankerl ist sicherlich die ab Werk nutzbare Raumkorrektur Dirac Live, die bei mir (ich greife einmal kurz vor) tatsächlich für eine etwas konturiertere und trockenere/präzisere Basswiedergabe sorgte. Wie stark die daraus resultierenden Verbesserungen sind, hängt natürlich sehr von der Hörumgebung ab: Ich habe das Glück, einen separaten Hörraum in unserem Haus eingerichtet zu haben, wodurch einige typische akustische Problemstellen wegfallen.
Dem NAD C 658 liegt dankenswerterweise ein Messmikrofon bei, mit dessen Hilfe die Dirac-Raumkorrektur in einer Lightversion sofort einsatzfähig wird: Man muss lediglich die Dirac-Live-App aufs Smartphone herunterladen und wird dann von dieser durch den Prozess geleitet. Hier werden die besonders problematischen Frequenzen bis 500 Hertz per Sinus-Sweep analysiert und eine entsprechende Entzerrungskurve als (auf Wunsch abschaltbares) Preset im Speicher des NAD-C-658-Vorverstärkers verankert. Wer mag, kann gegen Aufpreis von 99 Dollar über die Website von Dirac auf die Vollversion upgraden, die auch noch den Bereich über 500 Hertz „geradebiegt“. Ach ja: Die Analogeingänge lassen sich per Konfigurationsmenü wahlweise als echte Analogzweige betreiben oder über einen A/D-Wandler schleifen. Der Vorteil: Bei der letztgenannten Option profitieren auch die analogen Eingänge – inklusive des Phonoeingangs! – von der Raumkorrektur.
Der NAD C 658 zeigt sich optisch ebenfalls eher zurückhaltend: Schön finde ich den Pragmatismus der Bedienelemente: Die wirklich wichtigen Funktionen (Lautstärkeregelung und Eingangswahl) lassen sich mit Drucktasten beziehungsweise Drehregler direkt abrufen, wer tiefer in die zahlreichen Funktionen und Feineinstellungen des Gerätes abtauchen möchte, der nutzt den bei NAD-Geräten öfter zu findenden Bedienring links vom Display, der aus vier „Cursortasten“ auf den Positionen 3, 6, 9 und 12 Uhr sowie einem mittigen „Enter“-Knopf besteht.
Bevor es in den Soundcheck ging, habe ich mir also eine Dirac-Light-Raumkorrektur gegönnt, die BluOS-App heruntergeladen und dort die Zugangsdaten meines Tidal-HiFi-Accounts hinterlegt. Alles zusammen hat weniger als zehn Minuten gekostet – dann war ich startklar.
Klangtest & Vergleiche NAD C 658 & NAD C 298
Zunächst hören wir uns die NAD-Kombi vermittelt über die Digitalsektion des Streamingverstärkers an, wobei ich klanglich keinen erwähnenswerten Unterschied zwischen dem hochauflösenden Streaming per BluOS oder der Zuspielung einer externen Digitalquelle via koaxialen S/PDIFs gehört habe.
Eines steht bereits nach wenigen Takten fest: Die Verstärker-Kombi aus NAD C 658 und C 298 bietet Lebendigkeit und Spielfreude par excellence. Zu meinen Lieblings-Liveaufnahmen gehört das Album Philip Catherine / Live (auf Amazon anhören), aufgenommen in Nick Vollebregt’s Jazz Café in Laren unweit von Amsterdam. Das aus meiner Sicht schillerndste und vielschichtigste Stück dieser extrem gutgelaunten und von den Aufnahmeleitern brillant auf Konserve gebannten Konzertsession ist das knapp neun Minuten lange „I fall in love too easily“.
Anfangs führt einen das Philip-Catherine-Quartett gehörig in die Irre – man denkt, man hätte es mit einer leicht verschnarchten Jazzballade zu tun: gemächliches Tempo, die Gitarre wirkt nicht nur etwas flügellahm, auch das von ihr vorgelegte Thema scheint nicht mit allzu großer kompositorischer Finesse ausgestattet. Aber weit gefehlt! Als Catherine nach der Einführung des Themas die ersten Solo-/Improvisationsrunden anlegt, steigt die Spannung merklich, denn er kommt mit dem einen oder anderen unerwarteten Akkordwechsel um die Ecke, auch wird sein Spiel zunehmend virtuoser. Parallel schaltet der Tastenmann Bert van den Brink – anfangs noch im Hintergrund agierend – Runde um Runde sein Keyboard scharf: Er hat dabei einen ganz eigenen Sound kreiert, der im Prinzip ein einfaches Hammondorgel-8-Fuß-Register darstellt, jedoch konsequent auf Vibrato, Keyclick, Percussion, Leslie sowie Distortion verzichtet – allesamt elektroakustische Stilelemente, die Hammondorganisten gerne im Übermaß einsetzen. Damit erzeugt er zunächst eher cleane Harmonien und Klangflächen, die stetig lauter werden und zunächst nur das Catherine’sche Gitarrenspiel harmonisch unterfüttern – bevor Catherine ihm urplötzlich den Staffelstab rüberwirft und zeitgleich das Tempo des Songs in eine elektrisierende Double-Time übergeht: Mit einem Mal ist Bert van den Brink der Solist, der ein waghalsiges, teils magmatisch blubberndes, teils beißend scharfes Solo spielt, während der Drummer in Bebop-Manier rast und der Bassist ebenso riskante Läufe in den oberen Lagen abhält. Ob das Gehörte nun „ganz cool“ rüberkommt oder einen vor lauter Lebenslust und Spielfreude komplett vom Fauteuil holt – das ist letztlich die Frage der Wiedergabekette.
Das Duo aus NAD C 658 und NAD C 298 ist absolut pfeilschnell unterwegs (spontan erinnern mich Tempo und Agilität an meine Abacus-Ampollo-Dolifet-Endstufe) und schafft es, die Hüllkurven einzelner Klangquellen vollständig und präzise abzubilden: vom ersten Impuls (Attack und Einschwingen) über das Sustain bis hin zum Release/Ausschwingen/Verklingen.
Ganz gleich, ob die schnellen Bassläufe wie kleine Gummigeschosse in den Raum fluppen, ob die extra gegen den Beat gesetzten Kantenschläge des Drummers dem eh schon alerten Rhythmusteppich nochmal einen Turbo mitgeben – oder ob die Orgel über ihren gesamten Frequenzbereich Biss und Konturiertheit aufweist: Die NAD-Verstärkerkombi lässt hier keine Wünsche offen. Mal absurd ausgedrückt: Wenn man diesen Sound in Form eines Wettrennens gegen eine zarte 6-Watt-Triodenschaltung antreten ließe, könnte man bestimmt meinen, dass die NADs mit dem Stück ein paar Sekunden eher fertig sind. Erwähnenswert ist auch, dass selbst die tiefen Sechzehntelnoten auf der Orgel noch genau in ihrer Hüllkurve nachvollziehbar wirken und nicht gegenüber dem Bassisten, der im gleichen Frequenzbereich wildert, absaufen. Voll auf Zack, das macht Spaß ohne Ende!
Eng verwoben mit dem guten Timing ist auch die Fähigkeit, eine enorme dynamische Bandbreite abzubilden und aus dem Stand ordentliche Leistungen abzufeuern. Als der Drummer das Tempo anzieht, die Bassdrumarbeit intensiviert und zeitgleich von Besen auf Sticks wechselt, zieht das NAD-Team aus C 658 & C 298 lustvoll mit. Die Bassdrums kicken, die Becken haben Zisch und Wumms – und als das Stück gegen Ende wieder ins ursprüngliche Tempo zurückfindet und Catherine die einzelnen Töne per Volumepedal ein- und ausfadet, geht keine Information verloren: Zunächst hört man lediglich die über die Mikrofone eher zufällig eingefangenen, nicht verstärkten Gitarrensaiten, dann das allmähliche Ein- und Ausfaden über den Amp. Das Gebotene ist bis hierhin qualitativ schon oberhalb des für die Preisklasse Erwartbaren unterwegs; wer noch mehr kraftvolle Dynamik und Punch braucht, der muss schon tiefer in die Tasche greifen, mir fällt als Paradebeispiel die Bryston 3B3-Endstufe ein.
Auf der tonalen Linie überzeugt die Kombi mit Neutralität und Spaßfaktor zugleich. War der NAD C 390DD für meinen Geschmack eine Spur milder als Normal-Null an den Frequenzgangenden unterwegs, zeigt sich das Gespann aus NAD C 658 und NAD C 298 im Hochtonbereich dann vergleichsweise frischer und im Tieftonbereich mit einem kleinen Pfund mehr Punch – und damit ähnlich neutral wie der M32.
Das nach meinem Dafürhalten aber eigentlich Außergewöhnliche lässt sich etwa bei „Rumours“ von den Kings Of Convenience (Album: Peace Or Love; auf Amazon anhören) erspüren, wo lediglich zwei Stimmen und zwei Gitarren eine traumschöne Ballade anstimmen. Obwohl alle Details hörbar sind und der Frequenzgang glatt wie mit dem Lineal gezogen anmutet, wähnt man sich beim Hören dennoch keineswegs in einem sterilen HiFi-Technik-Vorführraum, sondern direkt auf einem Wohnzimmer-Gig. Natürlichkeit, Authentizität, Dabei-sein-Gefühl: Das zeichnet auch die Räumlichkeit aus. Wenn Nick Cave seine Klavierballade „Into My Arms“ (Album: The Boatman’s Call, Remaster 2011) anstimmt, dann braucht es mit geschlossenen Augen nicht sehr viel Fantasie, um den melancholischen Australier in der Wohnstube zu wähnen.
Plastisch und körperhaft steht die Stimme im Raum, das Klavier fächert sich breit von links nach rechts auf; der Tonkutscher hat hier bewusst eine etwas breitere Mikrofonierung gewählt, sodass der Konzertflügel etwas größere Ausmaße illusioniert als eigentlich realistisch. Trotzdem wirken die Auffächerung und die Proportionen schlüssig – halt nur etwas raumgreifender. Wenn es um komplexere Arrangements geht – beispielsweise bei Modest Mouses „Fire It Up“ (Album: We were dead before the ship even sank), wo ein bauchiger Bass, mehrere Gitarren, mehrstimmiger Gesang und merkwürdig flirrende Schlagzeugtöne zu hören sind –, erweist sich die NAD-Kombi als sehr exakter Platzanweiser mit einer präzisen Rasterung in Breite wie Tiefe. Einer Rasterung, die sich im Übrigen eng ans Quellenmaterial hält: Wenn es Schuhkarton-Stereo gibt (wie bei alten Wipers-Platten), dann macht das Team aus NAD C 658 und NAD C 298 daraus eben auch keinen Kammermusiksaal.
Analog angesteuert
Wagen wir einen Blick auf den analogen Audioeingang des NAD C 658. Hier gibt es eine Fallunterscheidung: Wählt man die Option „Analog Bypass“, bei der die gesamte Signalverarbeitung auf der analogen Ebene stattfindet, zeigt sich die Vorstufe ähnlich neutral wie bei der digitalen Ansteuerung. Hier wird kein Sound „gemacht“, sondern klar und einfach durchgereicht. Etwas anders sieht es aus, wenn man das Analogsignal über den A/D-Wandler schickt, um beispielsweise in den Genuss der Dirac-Raumkorrektur zu kommen. Grundsätzlich zeigt sich hier zwar ein ähnlicher Charakter – in Sachen Timing und Dynamik sowie Art und Weise der stereofonen Raumdarbietung sind die Unterschiede zur Digitalsektion vernachlässigbar. Auf der tonalen Seite hingegen gibt es im Tiefbass und auch im Hochtonbereich minimale Verrundungen oder Abmilderungen gegenüber der rein analogen Sektion, was offensichtlich aus der A/D-Wandlung über den verbauten TI-PCM-1863-Chip herrührt. Diese Verrundungen sind eher subtil ausgeprägt, aber beim Umschalten schon hörbar. Nimmt man beispielsweise einen Track, der reichlich mit synthetischen Subbässen und messerscharf-flirrender Hochton-Trap-Drumprogrammierung daherkommt („Halleluja“ von Audio 88 & Yassim; Album: Halleluja auf Amazon anhören), klingt’s über den Analogeingang mit Digitalisierung ein Ideechen handzahmer als rein analog oder gestreamt.
Phono
Zu guter Letzt widmen wir uns nochmal dem Phonoeingang, der mich in Bezug auf die Qualität tatsächlich überrascht: Gegenüber meiner Pro-Ject Phonobox DS+ (um 400 Euro) muss sich der MM-Eingang der NAD C 658 jedenfalls nicht verstecken: Im Tieftonbereich zwar etwas drahtig-schlanker unterwegs, dafür aber wiederum mit ausgezeichnetem Timing und erfreulicher dynamischer Bandbreite. Die Höhen kommen sogar etwas besser aufgelöst und einen Tick druckvoller als über meine Phonobox, die eine eher samtige tonale Gangart favorisiert. Klar, dass eine richtige, ausgewachsene Phonovorstufe mehr leisten kann, insbesondere in der stereofonen Tiefenstaffelung der zarten MM-Signale – aber für eine integrierte Lösung ist das Gebotene mehr als okay.
NAD C 658 und NAD C 298: Vergleiche
Noch ein paar Quervergleiche gefällig? Im Direktvergleich zum HifiAkademie Stream6-mini, der mir als Arbeitsgerät zur Verfügung steht (und mit 795 Euro erheblich niedriger gepreist ist), hat der NAD-C-658-Streamer insbesondere in puncto Grobdynamik und Feinauflösung im Mitten- und Hochtonband die Nase vorn. Von Extrafeatures wie der Dirac-Einmessung mal ganz zu schweigen. Klanglich mit einer frappierend ähnlichen Charakteristik versehen wie der NAD C 658 ist hingegen das Lindemann musicbook SOURCE (3.280 Euro). Bei Letzterem gefiel mir ebenfalls das Amalgam aus Neutralität und angenehmer Unangestrengtheit, verbunden mit ausgezeichneten fein- und grobdynamischen Fähigkeiten. Mit dem schicken Lindemann bekommt man allerdings nicht zuletzt im Hinblick auf Materialeinsatz und Verarbeitungsqualität ein doch wertiger anmutendes Gerät.
Zu guter Letzt schauen wir noch mal isoliert auf die Endstufe NAD C 298. Sie ist nicht einmal halb so teuer wie mein Abacus Ampollo Dolifet und bringt fast übereinstimmende Leistungsdaten mit sich. Und klanglich? Nun, die beiden optisch eher ungleichen Kontrahenten sind sich erstaunlich ähnlich: Akkuratesse, Feinauflösung, Dynamik: Das könnte fast ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden. Die Abacus-Endstufe bietet darüber hinaus bassseitig etwas mehr Tiefgang und Durchzug und leuchtet den Hochton einen Deut genauer (vielleicht etwas frischer als Normal-Null) aus. Ansonsten punktet sie mit einem griffigen Pegelsteller, der für Puristen eine Vorstufe unnötig macht – und wiederum mit einer insgesamt wertigeren Anmutung und Verarbeitungsqualität. Ansonsten ist der NAD-Endverstärker jedoch ein erstaunlich gefährlicher Gegner für die Abacus-Endstufe, insbesondere unter Berücksichtigung des Preises.
Test: NAD C 658 & NAD C 298 | Vor-End-Kombi