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Ganz so wie manche True-Metal-Fans sich als Gralshüter des „puren Metal“ glorifizieren, gibt es auch im HiFi-Bereich nicht Wenige, denen Purismus über alles geht: Ein Gerät für jede Funktion muss es sein, und zwar ohne jeglichen unnötigen Eingriff ins Signal. Da muss ein Multitalent wie die Nubert nuControl X (4.490 Euro | www.nubert.de) geradezu wie Teufelszeug anmuten – zumal es auch noch mächtige Werkzeuge für die Klangbeeinflussung mitbringt. Wir holen mal sicherheitshalber das Weihwasser hervor und finden heraus, ob die ostwürttembergische Streaming-DAC-Vorstufe die Tore zum audiophilen Himmel oder Klang-Fegefeuer öffnet.
Mit der nuControl X dringen die Verfechter des No-Nonsense-HiFi streamingseitig in avanciertere Preisgefilde vor, bieten dafür aber auch so einiges. Fangen wir entsprechend beim Streaming-Abteil an.
Streaming und DAC
Selbiges akzeptiert Signale via LAN-Port oder kabellos über WLAN und Bluetooth, letzteres mit aptX HD- und -Low-Latency-Support. Die Pflicht hakt der Nubert-Streamer also schon mal ab. Für User mit Ambitionen müssen allerdings auch die nativ integrierten Dienste stimmen, und hier liefert die nuControl X ebenfalls: Egal, ob per WLAN oder kabelgebunden angesteuert, gewährt der Roon-Ready-zertifizierte Player Zugriff auf die relevanten Musik-Streamingdienste Spotify Connect, Amazon Music, Qobuz, Tidal – nur Apple Music bleibt wie immer nativ außen vor. Doch selbstverständlich ist AirPlay 2 mit an Bord. Eventuell vorhandene lokale Server einschließlich per USB angeschlossener Hard Drives oder USB-Sticks erkennt die nuControl X ebenfalls als Datenbanken. Nicht ganz unwichtig: Damit die LAN-Verbindung keine klanglichen Probleme bereitet, sind die Netzwerkanschlüsse galvanisch getrennt.
Vom Streaming-Modul bugsiert die nuControl X die Daten zu einem ESS 9038 PRO-DAC-Chip, der Datenraten von satten 768 kHz und Worttiefen bis 32 Bit sowie natives DSD512 verarbeiten kann. Per App – dazu gleich mehr – lässt sich frei wählen, ob, und wenn ja, welches Upsampling man gerne hätte.
Vorverstärker
Die Nubert nuControl X bietet eine Fülle an digitalen und analogen Schnittstellen – viel flexibler kann man eine Musikkontrollzentrale kaum bestücken. Neben den drei Paaren unsymmetrischer RCA/Cinch-Anschlüsse bietet die Nubert gleich zwei XLR-Eingangspaare für den analogen Anschluss – da ist so manch reine Vorstufe knausriger ausgestattet. Dazu kommt ein Phono-Eingang, der nicht, wie so oft üblich, nur MM-Tonabnehmer unterstützt, sondern auch für MC-Signale gerüstet ist. Die Umschaltung erfolgt ganz pragmatisch per rückseitigem Kippschalterchen. Übrigens will Nubert insbesondere bei diesem Punkt keine Kompromisse eingegangen sein und setzte den Phonovorverstärker entsprechend auf eine dedizierte Platine, um Störungen durch benachbarte Schaltkreise zu minimieren. Wir werden hören.
Diese Armada an Eingängen dürfte selbst mit einem umfangreichen Gerätepark ausgestattete Analogies zufriedenstellen – und dann wären da ja noch die digitalen Inputs! Weiter geht’s also mit je zwei S/PDIF-Eingängen der koaxialen und optischen Art, und sogar ein AES/EBU-XLR-Eingang steht zur Verfügung. Selbstverständlich darf ein USB-B-Eingang nicht fehlen – und tut es auch nicht. Wer also einen PC, Mac oder einen Raspberry Pi anschließen mag, kann dies ohne Probleme tun. Alleine der HDMI-Eingang ist absent – wobei es die Möglichkeit gibt, ein HDMI-Kabel per Adapter an den USB-A-Anschluss zu stöpseln. Ob das an dieser Stelle ein Fauxpas ist, muss man für sich selbst entscheiden. Ich jedenfalls kann für TV-Ton prima mit dem optischen Eingang und ohne die CEC-Fähigkeiten von HDMI ARC leben, zumal die nuControl X eh keine Surround-Funktionalitäten bietet.
Raus geht’s!
Ausgänge gibt’s ebenfalls zuhauf, vom unsymmetrischen Cinch- über symmetrische XLR-Ausgänge, fixe Outputs sowie einem doppelten Subwoofer-Mono-Ausgang bis hin zu digitalen S/PDIF- und LAN-Schnittstellen. Die Spezialität von Nubert ist sicherlich das hauseigene, WLAN-basierte Funkprotokoll Xconnect, mit dem sich entsprechend ausgestattete Wireless-Aktivboxen wie etwa die Nubert nuZeo 11 draht- und verlustlos ansteuern lassen.
Hinter den beiden frontseitig integrierten Kopfhörerbuchsen im klassischen 6,3-mm-und im symmetrischen 4,4-mm-Format verrichten dedizierte Kopfhörerverstärker von Texas Instruments ihre Arbeit. Freilich können Nubert-nuControl-X-Besitzer kabellose Kopf- oder Ohrhörer ebenso per Bluetooth bespielen.
Nubert trennt in der nuControl X die analogen und digitalen Sektionen räumlich und elektrisch voneinander, spendiert ihnen also nicht zuletzt eigene Netzteile. Die Lautstärkeregelung spielt sich in der analogen Domäne ab, daran ändert auch nichts, dass der CS3318-Chip von Cirrus Logic digital vom Impulsgeber angesteuert wird. Der CS3318 ist übrigens das Top-Modell im Lautstärkeregelungsportfolio des Chipherstellers und kann mit einem Dynamikbereich von 127 Dezibel aufwarten – Nubert lässt sich also auch im Detail nicht lumpen.
Klangbearbeitung
Wer möchte, und den Schalter für den EQ-Bypass in der App nicht auf „On“ stellt, kann alle Signale einen i.MX 8-Prozessor des niederländischen Halbleiterentwicklers und -herstellers NXPm durchlaufen lassen. Ein solches „SoC“ (System-on-Chip) ist ein wahres Mini-Rechenzentrum und verantwortet in der Nubert nuControl X die umfangreichen Klangbearbeitungsmöglichkeiten. Als da wären: ein siebenbändiger vollparametrischer Equalizer, ein variables Hochpassfilter, ein Bassmanagement inklusive Zeitversatzregelung für den ebenfalls variabel tiefpassgefilterten Subwoofer-Ausgang, eine dynamische „Loudness“ sowie die X-Room-Calibration. Letzteres ist eine auf den Bassbereich zielende automatische Raumeinmessung. Noch ein Wort zur „Loudness“: Die ist eigentlich eine lautstärkeabhängige Bassanhebung, da sie nicht in den Hochton eingreift, wie es die klassische Loudnessschaltung nun mal tun würde. Die maximale Bassanhebung beträgt +10 dB bei einer Systemlautstärke von -70 dB, ab einer Pegelstellung von -30 dB spielt die nuControl X auch bei eingeschaltetem Bass-Boost linear.
Gehäuse, Bedienung per App, Drehregler und Touchscreen
Knapp neun Kilogramm bringt das sehr gut verarbeitete Aluminium-Gehäuse der Nubert nuControl X samt Inhalt auf die Waage. Einen gewissen Anteil daran dürfte die ein Zentimeter dicke Metallfrontplatte haben, in die ein gut 10 Zentimeter in der Diagonale messendes Touchscreen-Farbdisplay eingelassen ist. Jenes lässt sich auch in hellen Räumen gut ablesen, stellt alle wichtigen Infos einigermaßen praktisch-übersichtlich, wenn auch nicht gerade übermäßig ästhetisch ansprechend bereit, und ermöglicht eine umfängliche Bedienung direkt am Gerät.
Aber weil es haptisch doch eine andere Nummer und meist einfach praktischer ist, als auf einem Touchscreen rumzutippen, setzt Nubert rechts daneben auf die Frontplatte einen satt laufenden und sehr feinfühlig reagierenden Alu-Drehregler. Rundherum soll gebürstetes und eloxiertes Aluminium von ebenfalls beachtlicher Solidität das Innenleben der nuControl X vor Einstrahlungen und Vibrationen schützen. Um Letztere weiter zu minimieren, kommen bodenseitig spezielle resonanzabsorbierende Füße zum Einsatz.
Wer den Fußweg zur nuControl X scheut, hat die Wahl zwischen der erwähnten nuControl-X-App und einer schweren aus Aluminium gefertigten Infrarotfernbedienung. Ein Bluetooth-fähiger Bediengeber wäre zwar eine nette Dreingabe gewesen, aber nötig ist das ja nicht. So oder so bietet der Alu-Riegel neben der obligatorischen Lautstärke-, Quellen- und Preset-Wahl direkte Zugriffsmöglichkeiten auf die klassischen Bass-Hochton-Klangregler sowie aufs Menü.
Sogar die Klangregelung der Nubert-Vorstufe lässt sich mit der Fernbedienung vom Hörplatz aus komfortabel justieren, ein- und ausschalten. Nur die automatische Einmessung der X-Room-Calibration funktioniert allein mit der dedizierten App. Hier präsentierten sich alle Einstellmöglichkeiten logisch, wenn auch grafisch nochmals spartanischer (aber zielführend!) als auf dem Gerätedisplay. Für iOS-User geht die X-Room-Calibration komfortabel mit dem integrierten Mikrofon des iOS-Device vonstatten, Android-User müssen wegen der nicht standardisierten Mikrofone ihrer Mobiltelefone auf ein bei Nubert erhältliches Messmikro (39 Euro) zurückgreifen.
Alles auf digital?
Wer gut aufgepasst hat, dem dürfte nicht entgangen sein, dass sich sämtliche genannten Klangbearbeitungsmöglichkeiten in der digitalen Domäne bewegen. Daher müssen eingehende analoge Signale zwingend eine A/D-Wandlung vollziehen. „Oh Frevel!“ höre ich Puristen, 0/1-Allergiker und solidarische True-Metaller wehklagen – ich sage: Was zählt, ist das, was am Ende rauskommt. Und das höre ich mir jetzt an.
Nubert nuControl X: Hörtest und Vergleiche
Die Nubert nuControl X hängt in meinem Hörraum zunächst an koaxialen Digitalkabeln, gefüttert von der Streaming-Bridge Métronome DSS 2 (4.590 Euro) und ist ausgangsseitig zum einen per Cinch mit meiner Stereo-Endstufe Norma Audio Revo PA-150 (7.190 Euro) verbunden, die das Signal an die ATC SCM50PSL (15.500 Euro) weitergibt. Zum anderen klemmt sei direkt an den Aktivlautsprechern Nubert nuZeo 11 (5.400 Euro) – ebenfalls unsymmetrisch verkabelt.
Dabei macht sie von Anfang an klar, was sie will: Ein tonal ziemlich korrektes, dabei sauberes, anspringendes und ungemein impulsstarkes, energiegeladenes Klangbild entwerfen, mit dem Langeweile zum Fremdwort zu werden verspricht. Das gilt für beide Ketten – Norma/ATC und nuZeo 11 –, wobei ich vermeine, mit den nuZeo 11 durchaus Synergieeffekte auszumachen, die die jeweiligen Stärken der Geräte deutlicher hervorheben.
Und um dieses Thema ebenfalls gleich abzufrühstücken: Die klanglichen Unterschiede zwischen einer hochwertigen Verkabelung (hier mit dem souveränen, sauber klingenden Graditech Kide 3) und der Xconnect-Funkstrecke sind absolut marginal.
Tonales
Von Beginn an beeindruckt die Nubert nuControl X mit einem ungemein federnd-elastischen, druckvollen Bass, der vor Energie nur so strotzt. In Rage Against the Machines „Killing in the Name” drückt der E-Bass und kickt die Bass-Drum zum Feuchte-Augen-kriegen schön. So treibend kenne ich das von meiner Norma Audio Revo SC-2 DAC (8.465 Euro) nicht. Tief runter mit Schmackes geht die Chose ebenfalls: Denn weder mit Yellos „Kiss the Cloud“ oder dem „Theme from Jurassic Park“ von John Williams noch mit „A Trout in the Milk“ von Daisuke Tanabe und Yosi Horikawa verspüre ich einen Kontrollverlust oder ein Nachlassen (oder selbst nur Abrunden) im Tiefbasskeller. Ja, hier kann die Nubert nuControl X insbesondere im Zusammenspiel mit den nuZeo 11 einen kleinen Vorteil gegenüber meiner Norma Audio SC-2 DAC verbuchen, die den Bass zwar etwas eleganter und fließender, aber insgesamt nicht ganz so kontrolliert und druckvoll bis ins unterste Untergeschoss begleitet.
Einem erdig-kernigen, nicht überbetonten Grundton schließt sich ein klarer, direkter Mittenbereich an. Stimmen stellt der Nubert-Vorverstärker unverstellt, anspringend offen und schlackenfrei dar. Die gebotene Fülle bei tieferen Männerstimmen wie der von Tom Waits oder Leonard Cohen bewahrt die nuControl X wie es sich gehört. Eine Besonderheit: Mit dem bordeigenen Streamer wirkt das Geschehen kompakter und direkter als über die anderen Eingangsoptionen. Spiele ich zum Beispiel Bruce Springsteens „Terry’s Song“ (Album: Magic) im unmittelbaren Umschaltvergleich zwischen dem Nubert-Streamer und meiner Métronome DSS 2 ab, erscheint die Wiedergabe über die französische Streaming-Bridge entspannter, sanfter und – dazu später mehr – räumlich freier und geordneter. Klar ist da eine große Preisdifferenz zu konstatieren. Doch angesichts der (Spoiler!) für diese Preisklasse großartigen Gesamtleistung der nuControl X komme ich nicht umhin, den Umstand zu erwähnen, dass sie im Streamingmodus mit kritisch aufgenommenem Material ein wenig plakativer, vordergründiger klingen kann, als es angesichts der sowieso bereits direkten und involvierenden Gesamtabstimmung klanglich sein müsste.
Der Hochton der Nubert nuControl X ist von einer klaren, prägnanten und keinerlei Kosmetik betreibenden Art, die mit den ATC-Lautsprechern deutlicher wird als mit den Nubert nuZeo 11. Gleichzeitig muss man betonen, dass er selbst bei hohen Lautstärken und mit den monitoresken ATC SCM50PSL nicht unangenehm ins Trommelfell schneidet. Auch hier gilt: Im Streamingmodus klingt’s noch ein wenig straighter und heller als mit der in diesem Fall deutlich teureren digitalen (DSS 2) oder analogen (Bizet) Zuspielung, und erst das könnte im Extremfall und mit den „falschen“ Lautsprechern dann tatsächlich die Balance etwas kippen lassen.
En detail
Die Auflösung im Oberstübchen des Frequenzumfangs erfüllt tadellos ihre Pflicht, auf maximale Transparenz ist der Nubert nuControl X allerdings nicht gebürstet, eine Cambridge Edge NQ (derzeit um 5.500 Euro) ist hier sicherlich noch etwas akribischer unterwegs. Doch keine Sorge: Ohne den Vergleich mit meiner Norma Audio Revo SC-2 DAC oder deutlich teureren Geräten wie der Esoteric N-05XD (13.500 Euro) vermisse ich wenig bis gar nichts an musikalisch relevanter Information selbst bei mikrodetailreichen Stücken wie „Bubbles“.
Ich wiederhole meine Einschätzung zu diesem Thema gerne: Die Fähigkeit zur Darstellung massiver Mengen an flirrenden Mikrodetails im Hochton wird meiner bescheidenen Meinung nach in audiophilen Kreisen stark überbewertet. Eine überproportional ausgeprägte Hochtonauflösung lenkt mich persönlich eher vom musikalisch wichtigen Geschehen ab, als dass sie mir relevanten Genussgewinn beschert. Sie stillt eine meist nur kurz anhaltende Lust am spektakulären Novum, statt nachhaltig zu befriedigen.
Der Spielraum
Die virtuelle Bühne der Nubert nuControl X erstreckt sich angemessen breit, dabei schön involvierend tendenziell eher minimal vor die Lautsprecherebene als allzu weit dahinter. Wenn große Orchester die Bühne betreten, deutet die Nubert-Vorstufe die Tiefendimension glaubhaft an. Die Nubert nuControl X hält das Geschehen übersichtlich zwischen den Boxen zusammen und bildet einzelne Schallereignisse, Instrumente und Stimmen greifbar-konkret ab, was gut zu ihrem verbindlichen Gesamtcharakter passt. Ihr gelingt zudem eine sehr gute Ortungsschärfe und eine deutliche Umrisszeichnung, die es einfach macht, das Geschehen vor dem virtuellen Auge nachzuvollziehen und zu ordnen. Dass sie dabei zwischen den realistisch groß gezeichneten Akteuren nur etwas weniger Luft als meine teurere (und nicht streamingfähige) Norma lässt, sei nur nebensächlich erwähnt.
Die Kür!
All das Obengenannte erscheint mir nach wochenlanger Beschäftigung mit der Nubert nuControl X nur die Pflicht dessen zu sein, was Nubert mit seiner Streaming-Vorstufe wirklich beabsichtigt.
Denn die Kür legt die nuControl X – neben der faszinierend energetischen Basswiedergabe – eindeutig mit ihrer Makro-Dynamik mithin der Transienten- und Impulsdarstellung ab. Donnerlittchen! Hier ist sie in ihrem Element und wohl von kaum einem Vorverstärker ihrer Klasse (und darüber) zu schlagen, auch mein Norma Audio SC-2 DAC hält da nicht mit. Funkige Bläsersätze, fetziges Rock-Schlagzeug und wuchtige orchestrale Tutti wie in „Montagues and Capulets“ aus Prokofievs Romeo & Juliet (Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado) schiebt die Nubert nuControl X mit einer so vehementen Energie an meine Norma-Endstufe und schlussendlich an die Membranen, dass ich mich am Riemen reißen muss, den Lautstärkeregler nicht maximal weit aufzureißen. Ach, warum eigentlich nicht? Sorry, Nachbarn!
Phonosache
Ich gehe davon aus, dass MC-Tonabnehmer in der für die Nubert nuControl X relevanten Klasse bereits weiter verbreitet sein dürften als MMs – zudem habe ich in meiner Referenzkette keinen MM im Einsatz. Daher fühle ich dem Phono-Eingang mit meinem Transrotor Figaro-MC auf den Zahn, und zwar im etwas unfairen Vergleich mit der knapp 5.000 Euro teuren Linnenberg Bizet. Wobei, so riesig sind die klanglichen Unterschiede hier erstaunlicherweise gar nicht – wenn man das integrierte Phonoteil der nuControl X ohne direkten Vergleich hörte, hätte man keinen Grund zur Klage im Vergleich zur Line-Wiedergabe oder der Digitalsektion.
Okay, das Klangbild der Nubert nuControl X gerät insgesamt etwas weicher und weniger kantenscharf in der Abbildung als das der Linnenberg Bizet – die aber auch mehr kostet als die komplette nuControl X. Auch gegenüber der digitalen oder analogen Line-Ansteuerung der Nubert-Vorstufe verliert der Bassbereich einen Tick an Druck und Durchsetzungsvermögen.
Doch ganz ehrlich: Diese klanglichen Unterschiede sind angesichts der Preisdifferenz geradezu vernachlässigbar. Ich kann das integrierte Phonoteil besten Gewissens als gute Lösung für eine preislich adäquatere Vinylkomponente als meine empfehlen.
Klangbeeinflussendes
Ich habe schon sehr teure EQ-Lösungen gehört, die eine an sich sehr gute Kette musikalisch ruiniert haben, und ich bin ganz grundsätzlich immer dafür, die physikalische Basis (Geräte und Raum) zu optimieren, bevor man aktiv ins Signal eingreift. Doch Anerkennung, wem Anerkennung gebührt: Nubert hat hier gute Arbeit geleistet. Die Möglichkeiten der nuControl X, raumakustische Probleme zu mindern, sind schwer zu ersetzen.
Heißt im zum konkreten Fall: Mein Raum weist bei etwa 70 Hertz eine Mode auf. Durch geschicktes Platzieren der ATC SCM50PSL und jeweils einem lockeren Wollknäuel in den Bassreflexöffnungen habe ich das Problem schon ganz gut im Griff. Und doch verursacht die Reduktion des Pegels um gerade mal drei Dezibel bei 70 Hz über den parametrischen EQ der nuControl X eine deutliche Entschlackung des Klangbilds. Und wenn ich mir am anderen Ende des Spektrums ein wenig mehr „pizazz“, ein wenig mehr Glanz wünschen würde? Einfach ein oder zwei dB mehr bei acht oder zehn Kilohertz gepegelt, und schon geht mein Wunsch in Erfüllung. Als Preset abgespeichert kann ich die Beeinflussung kurzerhand ein- und ausschalten, ganz nach Lust und Laune.
Auch die X-Room Calibration, also der automatische Ausgleich des gemessenen Signals, macht ihre Arbeit gut. Sie schießt nicht wirklich übers Ziel hinaus – eine Erfahrung, die ich bei anderen automatischen Einmesssystemen in meinem Hörraum schon erlebte. Nach einiger Zeit zur Eingewöhnung – beziehungsweise zum „Verlernen“ des durch den Raumeinfluss überhöhten Basses – erscheint mir das Ergebnis als zwar einigermaßen betont schlank, aber eben nicht ausgemergelt.
Die X-Room Calibration tilgt mein kleines Bassproblem objektiv betrachtet vollkommen und schiebt das Klangbild dabei deutlich weniger stark weg vom Klangspaß als andere Systeme. Dennoch ermöglicht dieser Eingriff insbesondere im Bassbereich eine sehr viel bessere Durchhörbarkeit. Gerade bei komplexen Metal-Scheiben mit viel Doublebass ist das eine sehr feine Sache. Genial wäre es, den Eingriff graduell abschwächen zu können – ähnlich wie man es bei der automatischen Bildverbesserung des iPhone tun kann. Vielleicht denkt Nubert mal über so ein Feature nach …?
Test: Nubert nuControl X | Streaming-Vorstufe