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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Zeitenwende
  2. 2 Marantz SACD 30n: Klangtest & Vergleiche

fairaudio's favourite Award 2021Er ist fast ausgestorben. Nein, nicht der tasmanische Riesenhirschkäfer, sondern der CD-Player-Test bei fairaudio. „Don’t call it CD-Player“ würden die Marantz-Entwickler allerdings bestimmt sogleich einwenden. Denn der brandneue Marantz SACD 30n (3.000 Euro) | www.marantz.de) kann, unschwer zu erraten, natürlich auch SACD, ist zudem vollwertiger, lautstärkeregelbarer D/A-Wandler und vielseitiger Netzwerkplayer. An welcher Stelle sein Herz am stärksten schlägt und ob ihm der geneigte Hörer ein solches zufliegen lassen wird, klärt dieser Testbericht.

Außerdem spannend am neuen Marantz SACD 30n: Zusammen mit dem Vollverstärker MODEL 30 bildet er die Vorhut für nichts weniger als die Einleitung einer „neuen Ära“, so Marantz. Der klassische Marantz-Sound soll künftig stetig weiterentwickelt werden, verspricht Markenvorstand Joel Sietsema, optisch geht man indes neue Wege: Sowohl das äußerliche Design des Players als auch das des Amps weisen bewusst Reminiszenzen an die 1950er- bis 70er-Jahre und mithin die ruhmreiche, bis ins Jahr 1953 zurückgehende Firmengeschichte auf. Gleichzeitig haben beide Geräte optisch auch einen reduziert-modernen Touch. Wobei Reduktion ja eines der klassischsten – keinesfalls neumodernen – japanischen Designprinzipen überhaupt ist (für Freaks: das Zifferblatt im Aufmacherbild stammt von einer Grand Seiko SBGR 257). Mir gefällt das, vor allen Dingen in der Ausführung Silber-Gold, die alternativ zum Schwarz unseres Testgerätes erhältlich ist.

Marantz SACD 30n - Logo

Klassisch modern: Die Firmengeschichte von Marantz reicht bis in Jahr 1953 zurück

Symmetrie und Wärme ruft Marantz als einige weitere Designleitlinien auf: Die Topologie der Frontplatte und das warme, links und rechts unterhalb des Vorbaus der Frontplatte dezent nach außen streuende Licht (dimm- und deaktivierbar) bezeugen das. Die konkave Form der Frontplatte und ihre leicht facettierte Oberfläche muten ebenso unaufdringlich wie eigenständig an. Die Radien an den „Ecken“ der Frontplatte und an den von dort längs nach hinten verlaufenden Rändern des Aluminiumgehäuses vermitteln genau wie die restlichen auffallend sauber entgrateten Gehäusekanten und die fein angeraute Deckelplatte nicht zuletzt haptisch etwas angenehm schmeichelndes, „warmes“.

Fasst man es etwas weiter, und interpretiert Symmetrie als Form von Harmonie, haben Symmetrie und Wärme aber auch durchaus was mit dem Sounddesign des Marantz SACD 30n zu tun. Mehr dazu unten im Klangteil dieses Tests. Starten wir zuvor eine kleine Rundreise um die technischen Features des SACD 30n, der übrigens – ebenso wie der Marantz MODEL 30 – im firmeneigenen Werk im japanischen Shirakawa hergestellt wird.

Marantz SACD 30n Beleuchtung

Das auf der Frontplatte des Marantz SACD 30n links und rechts austretende Licht ist dimm- und deaktivierbar

Dreh und Angelpunkt: die Wandlertechnik des Marantz SACD 30n

Ob SACD-Player, Netzwerkplayer oder die kabelgebundenen digitalen Schnittstellen des Marantz SACD 30n: Dreh- und Angelpunkt der Schaltung ist neben der analogen Ausgangstufe natürlich die D/A-Wandlung. Marantz folgt hier einem ganz eigenen Lösungsansatz namens „Marantz Musical Mastering“ (MMM), das sich in einen Stream-Konverter sowie eine Konversionsstufe unterteilt:

Eingehende PCM-Signale werden vor der Weiterbearbeitung zunächst allesamt in ein DSD-Format überführt – diese Aufgabe übernimmt der Stream-Konverter. Genaugenommen kümmert sich dabei jeweils eine eigenständige Clock um die 44,1-kHz-Familie (also auch um die Geschwister 88,2 und 176,4 etc.) sowie die 48-kHz-Familie, die dann zu 11,2896 MHz beziehungsweise 12,288 MHz hochgetaktet werden. Gegenüber einem herkömmlichen Oversampling werden laut Marantz so nicht zuletzt ein 32-Bit-genauer Wandlungsprozess sowie überlegene Filtertechniken möglich. Entsprechend findet der Hörer in den Menüeinstellungen des SACD 30n zwei verschiedene Filterarten. Beide kommen mit kurzem Pre-Ringing, weisen aber entweder ein „Slow Roll-Off“ (Filter 1 im Menü, zudem kurzes Post-Ringing) oder ein „Sharp Roll-Off“ (Filter 2) auf. Die Filter unterscheiden sich klanglich tatsächlich vergleichsweise stark, wie wir noch hören werden.

Marantz SACD 30n von Innen

Der Marantz SACD 30n von innen

Ein weiterer Clou: Da der aus der DSD-Konvertierung resultierende „Single Bit Pulse Stream“ (vgl. Direct Stream Digital (DSD) im fairaudio-Lexikon) ja bereits einem analogen Signal ähnelt, kann in der nachfolgenden, von Marantz patentierten Konversionsstufe auf einen klassischen DAC-Chip verzichtet werden: Es genügt ein vergleichsweise puristisches, aber umso hochwertigeres Tiefpassfilter, das ein besonders „reines“ Signal an die analogen Ausbaustufen befördere, so die Japaner. Übrigens: Wird der Marantz SACD 30n von vornherein mit DSD-Signalen gefüttert, überspringen diese den Stream-Konverter und gelangen direkt in die Konversionsstufe.

Noch ein paar Zahlen: Die MMM-Wandlung des Marantz SACD 30n verdaut Eingangssignale bis hoch zu 384kHz und DSD11.2 (USB-B-Eingang), im Streaming-Modus können WAV- und FLAC-Dateien bis 24 Bit/192 kHz, DSD 5,6 MHz sowie ALAC und MP3 abgespielt werden.

Marantz SACD 30n - Rückseite mit Schnittstellen

USB-B/USB-A, Cinch, Toslink, LAN/WLAN, AirPlay 2, Bluetooth – viele Wege führen hinein in den Marantz SACD 30n. Und wieder hinaus: sowohl digital (Cinch, Toslink) als auch analog (Cinchdoppel, jeweils mit variabler und fixer Laustärke). Wer es maximal störungsarm-puristisch mag, kann die Digitalausgänge sowie den variablen Analogausgang deaktivieren

Laufwerk & Netzwerk

24 Bit/192 kHz und DSD 5,6 MHz lauten ebenfalls die Obergrenzen, wenn man dem SACD-Laufwerk etwa DVD-ROMs zuführt, ansonsten akzeptiert es neben handelsüblichen CDs und SACDs auch CD-R/RWs (einschließlich WMA & MP3). Neben aller Zahlenhuberei vor allen Dingen interessant: Auch in Sachen Mechanik und Abtastpräzision will Marantz dem Hörer exklusive Qualität bieten. Das integrierte Laufwerk ist kein in Massenfertigung vom Band fallendes Zukaufteil, sondern vielmehr eine Eigenentwicklung, die inhouse in Shirakawa endmontiert wird. Denon und Marantz setzen in ihren Playern unterschiedliche Varianten dieser Lösung ein, im Marantz SACD 30n lässt ein SACDM-1L-Laufwerkstyp mit Xyron-beschichteter Hybridschublade die Silberlinge drehen.

Marantz SACD 30n - SACD-Laufwerk ausgebaut

Das SACD-Laufwerk des SACD 30n ist ein Eigengewächs von Marantz und Denon

Netzwerkseitig greift Marantz auf ein Streaming-Modul des kalifornischen Anbieters Broadcom zurück – das sich bereits im Verstärker PM7000N und Netzwerk-CD-Player ND8006 sowie in sämtlichen AV-Receivern der Japaner bewährt hat. Und natürlich heißt es auch beim SACD 30n „HEOS Built-in“: Mit dem hauseigenen Streaming/Netzwerk-Ökosystem der Japaner (das auch in Denon-Geräten arbeitet, siehe etwa die Tests Denon PMA-150H oder Denon Home 350) lässt sich unter anderem leicht ein Multi-Room-System etablieren: Denon und Marantz bieten hier mittlerweile eine ganze Reihe verschiedenster kompatibler Geräte an. Zudem bringt das HEOS-System neben der Netzwerk-/Internetverbindung samt möglicher Anbindung eines lokalen NAS stets automatisch AirPlay 2, Bluetooth sowie den Zugang zu Internetradio oder Streamingdiensten wie Spotify, Amazon Music HD oder TIDAL mit. Die Unterstützung von sprachgestützten Technologien wie Amazon Alexa, Google Assistant oder Apple Siri ist ebenfalls inkludiert.

Kann auch Kopfhörer

Marantz SACD 30n - Kopfhörer-Buchse

Der frontseitige Klinkenausgang des Marantz SACD 30n für den Kopfhörerbetrieb

Ja, der Marantz SACD 30n ist schon so etwas wie ein Featurebiest. Ich persönlich würde höchstens analoge XLR-Ausgänge vermissen, freue mich dafür aber über eine dedizierte Kopfhörerschaltung, die mit den Marantz-typischen HDAM-SA2-Modulen realisiert wurde. Drei Gainstufen (Hoch, Mittel, Niedrig) lassen sich wählen, was darauf hindeutet, dass Marantz den 6,35-mm-Klinkenausgang auf der Front nicht nur platziert hat, um einen weiteren Haken in der Ausstattungsliste setzen zu können. Für meine Hörrunden habe ich den zwar mit niedriger Impedanz (16 Ohm) deklarierten, aber aufgrund geringen Wirkungsgrades recht leistungshungrigen MrSpeakers Ether 2 angeklemmt: Klanglich empfand ich dennoch den niedrigen Verstärkungsfaktor am angenehmsten (mehr Fülle, ausgearbeitete Frequenzenden). Die Lautstärke lässt sich so zwar nicht ohrenbetäubend hochfahren, aber immer noch höher als es der HNO-Arzt zum Dauerhören empfiehlt. Und wenn ich den hervorragenden Kopfhörerverstärker meines Funk MTX Monitor (3.070 Euro) klanglich etwas griffiger, einen Tick energetischer und offener empfinde, würde ich den integrierten Amp zweifelsohne als ernsthafte Lösung ansehen, die zusätzliche externe Kopfhörerverstärker mit zumindest dreistelligen Preisschildern überflüssig machen dürfte.

Ein Extralob …

Marantz SACD 30n - Anzeige bei Kopfhörerbetrieb

Der Marantz SACD 30n ist durchaus gesprächig …

Bevor wir nach diesem ersten Klangcheck endgültig in den Hörraum wechseln, komme ich nicht drum herum, dem Marantz SACD 30n ein Extralob auszusprechen. Wobei „sprechen“ schon das richtige Stichwort liefert: Selbst beim Einstecken der Kopfhörerklinke informiert einen das Display ausführlich darüber, dass das Gerät dies gerade erkennt und es einige Sekunden dauern kann, bis ein Ton ausgegeben wird. Ja, der Marantz lässt einen in Sachen Bedienung (ebenso Netzwerkinstallation, übersichtliche Schnellanleitung liegt anbei) zu keiner Zeit im Unklaren. Den kompletten Menüaufbau empfinde ich sowohl von der Struktur als auch von den jeweiligen „Beschriftungen“ her als vorbildlich intuitiv.

Am Gerät selbst, per mitgelieferter Fernbedienung oder via HEOS-App kann man problemlos zwischen verschiedenen Quellen und Eingängen wählen. So lässt sich auch mittels App beispielsweise zwischen Netzwerkstreaming und SACD-Laufwerk „fliegend“ wechseln – den laufenden CD/SACD-Betrieb hat man mit der App dann natürlich ebenfalls unter Kontrolle (Play, Pause, Skip, Repeat). Ein an der USB-B-Schnittstelle anliegendes Signal wird hingegen nicht automatisch erkannt, hier ist vorab die übliche Eingangswahl vorzunehmen.

Marantz SACD 30n - Fernbedienung

Dem Marantz SACD 30n liegt auch eine klassische Fernbedienung bei

Das Einlesen von CDs dauert etwa 15 Sekunden. Schade, dass per App kein „Vor-/Zurück-Spulen“ möglich ist, ebenso nicht bei der Netzwerk-Zuspielung per NAS beziehungsweise lokaler Musikbibliothek. Hörer, die ungetaggte WAV-Bibliotheken lokal streamen möchten, machen das am besten über die von der HEOS-App angebotene Folderansicht. Eine Coveranzeige (folder.jpg) erfolgt sodann in der Albeneinzelansicht neben den einzelnen Titeln sowie großformatig bei der aktuellen Wiedergabe – nicht aber in der Albengesamtschau, zumindest bei meinen Versuchen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Bei getaggten Bibliotheken mit beispielsweise Flac-Dateien ist – wie sonst auch üblich – neben einer Interpreten- und Genre-Ansicht natürlich die Albenansicht hilfreich; die Coveranzeige erfolgt hier selbstverständlich wie gewohnt.

Marantz SACD 30n: Klangtest & Vergleiche

Der Marantz SACD 30n im Betrieb

Für viele ambitionierte Hörer besitzt das Wörtchen „Digitalklang“ ja noch immer eine gewisse negative Konnotation, nicht selten mit Erinnerungen an eine gewisse Harschheit oder Schärfe im Klang früherer digitaler Audiokomponenten verbunden. Nicht zu Unrecht, wobei meine frühen Erinnerungen eher in Richtung einer räumlich wenig fokussierten, grisseligen (kein „schwarzer Hintergrund“), konturfransigen und klangfarblich fahlen Abbildung gehen. Ich trage Eulen nach Athen, wenn ich Ihnen, liebe Leser, sage, dass solche Unzulänglichkeiten bei modernen Lösungen in der Regel längst passé sind – und sich zwischen hochwertigem Analog- und Digitalsound ebenfalls keine Gräben mehr auftun. Gleichwohl achte ich auf genannte Kriterien insbesondere bei DACs, Streamern oder CD-Playern häufig automatisch als erstes. Nichts ist so beständig wie die eigenen Konditionierungen. Und bestimmt gehen Sie nach all den Hifi-Tests, die Sie bisher so gelesen haben, nun ebenfalls automatisch davon aus, dass ich gleich schreibe, wie hervorragend sich der Marantz SACD 30n ausgerechnet in Sachen Klangfarben und schwarzer Hintergrund schlägt.

Korrekt. Der SACD 30n besitzt tatsächlich so etwas wie ein akustisches Markenzeichen, das sich über alle Schnittstellen abzeichnet. Wir hören uns das gleich noch anhand eines praktischen Beispiels an. Darüber hinaus werden wir uns quasi von Schnittstelle zu Schnittstelle hangeln. Denn wenn der Marantz seinen Grundcharakter auch durchgängig bewahrt, gibt es hier durchaus spannende Unterschiede zu hören. Im Folgenden werden wir uns daher sowohl den USB-DAC-Modus als auch den SACD/CD-Betrieb zu Gemüte führen – aber mit dem WLAN-Streaming starten, bei dem ein MinimServer als lokale Datenquelle fungiert:

Streaming mit WLAN

Marantz SACD 30n - Display: Auswahl Music Server

Die Quellenwahl funktioniert beim Marantz SACD 30n wahlweise direkt am Gerät, per Fernbedienung oder via HEOS-App

Einer der ersten Songs, der für einen Vergleich zwischen dem Marantz SACD 30n und meiner bewährten Kombination aus dem D/A-Wandler Norma HS-DA1 PRE (3.600 Euro) und der Streaming-Bridge SOtM sMS-200ultra (mit Netzteil sPS-500 um 1.900 Euro) dient, ist „Viesca“ von den spanischen Postrockern Toundra (vom rein instrumentellen Album IV,  auf Amazon anhören): Der Titel beginnt mit einer ebenso warm wie strahlend und perlend eingefangenen, gezupften Westerngitarre, die von einem Wasserplätschern begleitet wird, das vorm geistigen Auge unmittelbar das Bild eines dunklen Regentags mit einer übervollen Dachrinne über dem eigenen Fenster entstehen lässt.

Toundra - IVIch habe den Titel schon oft gehört: So simpel die Zutaten des Intros erscheinen mögen, stellen sie gleichwohl hohe Anforderungen vor allen Dingen an die Reinheit und Klangfarbechtheit der Wiedergabe. Solche Hürden mit Bravour zu nehmen, zählt zu den ausgemachten Stärken des Marantz SACD 30n. Natürlich sind die Unterschiede nicht so deutlich, wie das bei vielen Lautsprechertests vorkommt, dennoch ist’s für mich schon überraschend, wie merklich der Marantz das Wasserplätschern „in sich“ reiner, kohärenter, unterm Strich realistischer darstellt als meine Kombi. Und darüber hinaus noch sauberer gegenüber dem Hintergrund und der Gitarre kontrastiert, deren Klangfarben noch einen Tick intensiver sowie wärmer wirken. Über alles gehört mutet das Gebotene unterschwellig etwas entgrateter, weniger rau an, wenn’s über den SACD 30n geht. Eindrücke, die das im Verlauf des Stückes einsetzende Cello sowie die Violinen weiter bestärken, wobei deutlich wird, dass sich deren räumliche Fokussiertheit und Plastizität über den Japaner ebenfalls etwas greifbarer ausprägen.

Ja, Reinheit, schwarzer Hintergrund, Klangfarbendifferenzierung und die verstärkte Illusion der „Anfassbarkeit“ von Instrumenten gehen generell häufig Hand in Hand. Und wenn sich das hier wie eine Niederlage für meine Arbeitsgeräte liest, sei angemerkt: Meine Norma/SOtM-Kombi ist in diesen Disziplinen alles andere als schwach auf der Brust – vielmehr weist der Marantz hier über seine Preisklasse hinaus so ziemliche Exzellenz auf. Respekt.

Marantz SACD 30n -Tybenbezeichnung

Insbesondere durch den hochpräzise zeichnenden SOtM (die aktuelle „Neo“-Version soll etwas wärmer, gefälliger klingen) befördert, sollte sich meine teurere Streamer/DAC-Combo dann spätestens in Sachen tonaler Fettfreiheit, Dynamik und Auflösung nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Und das tut sie auch nicht: Bei „Turbulence“ (Album: Ctrl Alt Delete) der kalifornischen Dubstepper Free the Robots wird deutlich, dass der Marantz SACD 30n – wir sind immer noch in seiner Rolle als WLAN-Streamer – weder ausgemachter Analytiker noch beinhart gefederter Dynamiker sein will. Das an einen umfallenden Turm von Jetons erinnernde – womöglich gesampelte – Perkussiongeräusch, das den Titel charakterisiert, wird in Richtung Hochton tonal einen Tick dezenter, nicht ganz so offenkundig „spielchipgenau“ ausgeleuchtet, wie es möglich wäre. Die schiebenden elektronischen Bassbeats geraten etwas weicher, was allerdings nebenbei für einen schönen Fluss sorgt. Insgesamt spürt der Marantz SACD 30n der Rhythmik und dem Fingerabdruck des Titels einfach etwas lässiger und lockerer nach, könnte man sagen. Seine Stärken in Sachen Klangfarben und Plastizität spielt er gleichwohl abermals voll aus. Unterm Strich macht mit dem Marantz auch solche Musik Spaß, keine Frage, zumal er es mit seiner Nonchalance an den Frequenzenden keineswegs übertreibt.

Dennoch, um zu einem ersten kleinen Zwischenfazit zu kommen, wird er in seiner Rolle als Netzwerkplayer tendenziell eher den auf eine entspannte Natürlichkeit bedachten Genießer ansprechen als den sich nach knüppelharten Impulsen sehnenden Dancefloorfan oder auf glasklare akustische Fakten abonnierten Toningenieur. Der auf Langzeittauglichkeit trainierte, tonal leicht zurückgenommene Hochton erinnert dabei an die Kombination des Norma-DACs mit dem Volumio Primo, die bassseitig allerdings ebenfalls noch etwas konturierter spielt.

Der Marantz SACD 30n als USB-DAC

Marantz SACD 30n - USB-DAC-Betrieb

Wechseln wir den Eingang und verkabeln den SOtM sMS-200ultra mittels eines Boaacoustic Silver Digital direkt mit der USB-B-Schnittstelle des Marantz SACD 30n. Der übernimmt also die Rolle eines reinen DACs, was ihn unmittelbar vergleichbar mit dem bereits erwähnten Norma HS-DA1 Pre oder meinem Keces S3 macht.

Kasabian West Ryder Pauper Lunatic AsylumKasabians leicht verschrobenes 2009er-Album West Ryder Pauper Lunatic Asylum zählt für mich zu den hörenswertesten, kreativsten Britpop-Alben überhaupt (auf Amazon anhören). „Where did all the Love go“ ist einer der zugänglicheren Titel. In Sachen schwarzer Hintergrund, sich bestens kontrastierender, reiner Klangfarben und der räumlichen Fokussiertheit von Snaredrum-Schlägen sowie der unverkennbar nöligen Stimme Tom Meighans tritt der Marantz nach wie vor nahezu weltmeisterlich auf. Hier steht er dem WLAN-Streaming keinen Millimeter nach – und meinen beiden DACs abermals vor. Das eigentlich Spannende: In Sachen Auflösung und Hochtonausleuchtung legt er merklich zu. Gut zu hören am gesampelten Plattenknistern der ersten Takte, den eher unterschwellig kurz auf den Plan tretenden Handtrommeln kurz vorm ersten Refrain oder den womöglich eher versehentlich abgemischten Obertönen der Diskantsaiten der Gitarre im ersten Refrain. In Sachen Transparenz damit mehr oder weniger auf Augenhöhe mit meinen DACs, nähert sich der Marantz SACD 30n auch mit Blick auf die Tonalität an: Per USB-B tönt es präsenter, direkter, frischer als übers WLAN-Streaming – als ob sich ein paar lauschige Grad überschüssiger Wärme verflüchtigen, was ein noch neutraleres Klangbild zeitigt.

Dynamisch knallen die Snare und Bassdrum über meine DACs zwar immer noch einen Tick peitschender und trockener, zudem muten die allerobersten Höhen über sie noch einen Hauch prononcierter, tonal straighter durchgezogen an, gleichwohl sind die Abstände so subtil, dass der Marantz so nun auch für den besagten Toningenieur interessant wird – und mit Blick aufs reine Genusshören summa summarum sogar eine etwas reifere, audiophilere Lösung als meine DACs abgibt. Oha.

Marantz SACD 30n -digitale Eingänge auf der Rückseite

Das zweite Zwischenfazit sollte mich allerdings gar nicht groß überraschen, denn auch beim Test des Marantz SA-14S1 SE geriet ich durch die Qualitäten des Players in seiner Rolle als reiner USB-DAC so ziemlich aus dem Häuschen, wie ich mich noch gut erinnere. Der formidable DAC des SACD 30n macht im Grunde nichts anderes, als dass er mit den Qualitäten der zuspielenden Quelle (sowie des USB-Kabels) skaliert: Die SOtM-Bridge und das Netzteil sPS-500 liegen zusammen als reine Streaming-Lösung (kein DAC) ja bereits bei fast Zweidrittel des Preises des Marantz SACD 30n.

Übrigens: Wer ein tonal etwas helleres und strengeres – so mein Empfinden jedenfalls – Klangbild bevorzugt, kann im Menü den Filter 2 wählen. Das ist natürlich für sämtliche Zuspielarten möglich. Allerdings geht hiermit ein Rückgang an Plastizität, mithin ein unterschwellig flacheres, weniger organisches Klangbild einher, so meine jeweiligen spontanen Höreindrücke. Alle Klangbeschreibungen in diesem Test beziehen sich daher auf den Filter 1.

Das SACD-Laufwerk des Marantz SACD 30n

Marantz SACD 30n - Lade von SACD-Laufwerk

Als wirklich große Überraschung – oder ist es gar keine, sondern technisch nur logisch? – entpuppt sich schließlich die proprietäre „Drehbank“ des Marantz SACD 30n. Nein, ich bin kein Freund von raumvereinnahmenden CD-Regalen, zum Wühlen anregenden (oder besser: zwingenden) Tonträger-Sammlungen und unter meinen Socken zerberstenden Plastik-Hüllen – und muss dennoch konstatieren: Das interne SACD-Laufwerk ist ein wahrer Knaller, schlägt hörbar meine SOtM-Lösung, zumindest am Marantz, und liefert eine Performance, die preisübergreifend zum Besten gehört, was mir digitalquellenseitig bisher in den Hörraum kam. Zu den beschriebenen Stärken des Japaners, die sich wie ein roter Faden durch meine Hörsessions ziehen, gesellen sich nun eine anspringende Dynamik und mustergültige Auflösung ohne Wenn und Aber sowie lehrbuchartige tonale Neutralität (allenfalls ein homöopathischer Einschlag auf die „dunkle Seite“, was hörpsychologisch aber auch von der Reinheit des Klangbildes suggeriert wird).

„Best of both Worlds“ ließe sich hier sagen: Genusshörer, die zuallererst auf ein organisches, stressfreies Klangbild Wert legen – die besondere Klangreinheit des Marantz SACD 30n wirkt hier wie ein Sicherheitsriegel – werden weiterhin sorgenfrei bedient, anspruchsvolle Fans von Attacke & Auflösung aber ebenfalls ohne Einschränkungen beliefert. Klar, dass das Gebotene mit SACDs noch weiter skaliert, aber das ist mit HiRes-Material von der Festplatte ja nichts anderes.

Marantz SACD 30n - Zeitzonen

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Wharfedale Aura

Test: Marantz SACD 30n | CD-Player, D/A-Wandler, Netzwerk-Player

  1. 1 Zeitenwende
  2. 2 Marantz SACD 30n: Klangtest & Vergleiche

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