Inhaltsverzeichnis
Abseits vom Highend sehe ich derzeit zwei dominante Trends für den Hifi-Bereich: Aktive Lautsprecher, die meist auch mit einer Streamingfunktionalität (zumindest Bluetooth) daherkommen, sowie hochintegrierte Verstärker zum Anschluss an oft vorhandene, hochwertige Passivlautsprecher – und beides sollte bitte gerne mit Multiroom-Fähigkeiten gesegnet sein. Der Denon PMA-150H (1.199 Euro | www.denon.com) reiht sich in die Gattung der kontaktfreudigen Streaming-Receiver ein und will mit elegantem Design und umfassender Ausstattung gefallen sowie mit audiophilem Klang überzeugen.
Es hat ausgerastert …
Das Hifi-Geräte-Vollformat von 43 bis 44 Zentimeter Breite und seine darauf basierenden Ableitungen, zum Beispiel das Midi-Format, haben ihre besten Zeiten offensichtlich hinter sich. Auch im unteren und mittleren Preisbereich nehmen sich viele Hersteller mehr und mehr die Freiheit, ihr „eigenes“ Design zu verwirklichen und nicht mehr nur in Rastern zu denken. Klar, das macht dem Kunden die Kombination mit markenfremden Geräten schwer – und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass er zur passenden Linie desselben Fabrikanten greift. Doch auch das Design an sich nimmt zunehmend spezifischere Züge an, sodass es immer schwieriger wird, eine optisch harmonische Kombination mit markenfremden – oft selbst nur serienfremden – Geräten zu verwirklichen.
So besitzt auch der Streaming-Verstärker Denon PMA-150H mit seiner Breite von 28 Zentimetern ein sehr individuelles Kleid mit mattschwarzen Gehäuseseiten aus Kunststoff, deren vertikale Kanten leicht abgerundet sind. Die Front des Denon lässt beim ersten Hinschauen kein Display erkennen: Die Informationen scheinen beim eingeschalteten Gerät durch eine „Frontscheibe“, die die ganze Gerätevorderseite nahtlos umfasst und hinter der sich eine dreizeilige OLED-Anzeige verbirgt. Links neben ihr befindet sich ein Bedienfeld, welches knopf- und drehstellerlos als kapazitive Touchfläche ausgeführt ist. Hier lassen sich alle Abspielfunktionen und die Quellwahl direkt durchführen sowie das Menü bedienen – zu dessen vielfältigen Möglichkeiten gleich mehr. Des Weiteren finden sich direkt am Bedienfeld ein USB-A-Port mit 5V/1A-Energieversorgung zum Musikabspielen von Stick oder Festplatte, eine 6,3-Millimeter-Kopfhörerklinkenbuchse und ein großer, gut in der Hand liegender und fein dosierender Drehsteller für die Lautstärkeregelung.
Praxisnah ist, dass Denon – selbst Produzent feiner Kopfhörer wie des mir in bester Erinnerung gebliebenen Denon AH-D5200 (600 Euro) – der mit Operationsverstärker betriebenen Kopfhörerschnittstelle eine dreistufige Impedanzanpassung spendiert hat. Mit der kann man den Ausgang auf den Nennwiderstand verschiedener Kopfhörer (niedrige, mittlere, hohe Impedanz) optimieren. Einen solchen Aufwand an so „untergeordneter Stelle“ sieht man auch nicht alle Tage.
Würdiger Rahmen
Die Ober- und Unterseiten des knapp 34 Zentimeter tiefen Gehäuses bestehen jeweils aus fünf Millimeter starkem, satiniertem Aluminium, das gleichermaßen zur Reduktion von Vibrationen wie zur effektiven Wärmeableitung dienen soll. Auf dem Deckel ist das Denon-Logo eingestanzt. Ein eleganter Twist sind die auf der Rückseite vom Deckel nahtlos in die vertikalen Kanten hineinlaufenden Metallelemente. Sie rahmen das Anschlussfeld ein und verleihen dem Denon PMA-150H einen noch edleren, leicht technoiden Touch – von hinten. Ich bin ja kein Produktdesigner, aber ich glaube, dass dies auch für die Front eine schöne Idee wäre …
Auf der hübsch gemachten Rückseite des PMA-150H findet sich fast alles, was das Herz begehrt. Fast? Nun, für 99% der Kunden muss ein Vollverstärker beziehungsweise Receiver in dieser Preisklasse sicherlich keinen geregelten Vorverstärkerausgang zum Bi-Amping oder der Verwendung einer externen Endstufe besitzen. Ansonsten lassen sich zusätzlich zum USB-A-Port auf der Front an vier weiteren Eingängen Digitalgeräte anschließen: Rein geht es zwei Mal optisch, ein Mal koaxial und ein Mal per USB-B-Schnittstelle, welche Auflösungen bis zu 384 kHz/32 Bit sowie DSD11.2 akzeptiert. Die S/PDIF-Eingänge lassen es laut Denon bei 192 kHz/24 Bit gut sein, ebenso der frontseitige USB-A-Port, der zudem DSD5.6 kann. ALAC-Dateien will letzterer allerdings nur mit maximal 96 kHz annehmen.
Der Denon PMA-150H schaltet sich automatisch ein, sobald er ein eingehendes digitales Signal über S/PDIF erkennt. Ein Ethernet-Port, eine WLAN-Antenne (auch 5 GHz geht hier) und seine Bluetoothfähigkeit öffnen dem Denon PMA-150H die Tür zur großen, weiten Welt des Streaming, während der 75-Ohm-Antennenanschluss Radiofreunde mit UKW und DAB+-Empfangsteilen beglückt. Bluetooth lässt sich komplett ausschalten, um potenzielle Störeinflüsse auf andere Quellen zu vermeiden.
HEOS Pokus!
Die HEOS-Technologie von Denon (vgl. Test Denon Home 350) erlaubt es, Musik von Streamingdiensten wie Spotify, Deezer, TIDAL oder Amazon Music über die HEOS-App (kostenlos für Android und iOS) auf HEOS-Endgeräte in verschiedenen Räumen auch kabellos zu streamen – das ist also klassisches Multiroom-Audio mit moderner Connectivity. Ist der Denon PMA-150H einmal eingerichtet, verbindet er sich auf Wunsch mit bis zu 32 anderen HEOS-fähigen Geräten im selben Netzwerk. Dabei verwaltet der Nutzer seine Streaming-Accounts über ein HEOS-Konto, in dem alle Einstellungen und Präferenzen für die verschiedenen Musikdienste und die privaten HEOS-Wiedergabelisten gespeichert werden.
So kann man auch mehrere Smartphones oder Tablets mit nur einem Benutzernamen und Passwort ins HEOS-Ökosystem integrieren; die Streamingdienste und die HEOS-Wiedergabelisten eines HEOS-Kontos stehen dann auf allen Geräten zur Verfügung. Auch Multi-Konten (zum Beispiel Familien-Accounts beispielsweise für Spotify) unterstützt HEOS. So kann jedes Familienmitglied seine persönlichen Kontoeinstellungen verwenden, jeder auf einem eigenen Lautsprecher Musik hören oder einen Stream auf alle HEOS-Lautsprecher im ganzen Haus schicken, so Denon.
Mangels weiterer HEOS-Geräte konnte ich leider keine Multiroom-Experimente machen, doch zumindest die von mir angetestete Streamingdienste-Integration mit Spotify und Deezer gelingt problemlos. Auch wenn im Gegensatz zu anderen Apps (zum Beispiel Auralics „Lightning“, bei der alle Interaktionen in einer App stattfinden) die HEOS-App beim Aufrufen eines Dienstes die native App startet, um die Steuerung auszuführen: Der Vorteil ist die Zusammenfassung aller Accounts an einem virtuellen Ort und verteilt auf viele Geräte und Nutzer. Inhalte des Internet-Radio-Dienstes TuneIn, Dateien von angeschlossenen USB-Geräten und im lokalen Netzwerk abgespeicherte Musik (zum Beispiel auf einer NAS) spielt man natürlich direkt in der HEOS-App ab. So ist HEOS eine zwar auf bestimmte Geräte (Denon und Marantz) spezialisierte, aber sehr komfortable und vor allem einfach einzurichtende und zu bedienende Technologie. Zudem ist HEOS auch per Sprache über Amazons Alexa oder mit dem Google Assistant steuerbar. Und zu guter Letzt können iDevices (iPhones, iPads, iPods) auch über das AirPlay-Protokoll direkt mit dem Denon PMA-150H in Verbindung treten, somit muss auch Apple Music nicht außen vorbleiben – bis auf die Integration in das HEOS-Konto natürlich.
Analog und manuell geht’s auch noch
Wer ab und zu auch mal analoges Kulturgut genießen möchte, der freut sich über zwei Paar Line-Level-Eingänge mit Cinchbuchsen. Plattenspielerfans müssen einen Phono-Vorverstärker zwischenschalten. Ein Subwoofer lässt sich ebenfalls ansteuern, dafür steht eine Cinch-Monobuchse mit einem ungefilterten Stereo-Summensignal zur Verfügung.
Auch wenn sich so gut wie alle Funktionen des PMA-150H über die App steuern lassen, ist eine gute, alte Infrarotfernbedienung immer noch eine schnell greifbare Lösung. Die beigelegte Systemfernbedienung bezeichnet Denon als „ergonomisch“, was ich weder in Bezug auf die Form noch die Handhabung zu 100% unterschreiben möchte. Gleichwohl bietet sie fast alle Funktionalitäten auch für den passenden Denon-CD-Spieler DCD-100 (599 Euro) ohne Umwege über Menüs. Zum Beispiel den Zugang zur Klangregelung des Verstärkers, mit der sich der Bassbereich um 100 Hz und der Hochton um 12.000 Hz herum mit bis zu 8 dB absenken oder verstärken lassen. Puristen werden davon jedoch wahrscheinlich außer in Extremfällen bei der Lautsprecherwahl und/oder -aufstellung die Finger lassen und lieber den Menüpunkt „Source Direct“ aktivieren und somit jegliches klangverbiegende Teufelszeug umgehen.
Die Signale fließen dann unbeeinträchtigt zum integrierten Endverstärker, der – wen wundert’s angesichts der kompakten Maße und rein passiven Kühlung des Denon PMA-150H – in energieeffizienter Class-D-Technologie konzipiert ist. Nur so kann man ausreichend Leistung aus einem so kompakten Gehäuse ohne Lüfter zaubern. Im Fall des Denon PMA-150H reden wir von 35 Watt an 8 Ohm und 70 Watt an 4 Ohm je Kanal – das hört sich erst mal nur nach „ausreichend“ an, erlaubt aber in der Praxis mit so gut wie jedem moderneren handelsüblichen Lautsprecher mehr als zufriedenstellende Pegel.
Das Besondere an den Class-D-Verstärkern im Denon PMA-150H ist die DDFA-Technologie (Direct Digital Feedback Amplifier) der aktuellen Generation, die Qualcomm zuliefert. Dabei spielt sich die komplette interne Signalverarbeitung in der digitalen Domäne ab – also werden auch eingehende Analogsignale erst digitalisiert und dann auf dieser Ebene in PWM (Pulsweitenmodulation) gewandelt und zu den vier Endstufenmodulen geschickt. Das hat gegenüber analogen Class-D-Lösungen vor allem den Vorteil, dass die PWM-Endstufen gleich einen Signaltakt (und nicht nur ihren inhärenten Puls-Takt) von außen mitbekommen und somit zumindest in der Theorie präziser und detaillierter klingen können und dass man die Linearität des Signals mit digitalen DSPs bestens unter Kontrolle hat.
Aber Moment, vier Endstufen? Das Teil hat doch nur Klemmen für ein Lautsprecherpaar? Das stimmt, doch Denon setzt auf eine Verschaltung namens BTL (Bridge-Tied Load). BTL verschaltet mehrere (entgegengesetzt arbeitende) Endstufenmodule so miteinander, dass keine Signale zur Masse hin fließen. Zudem soll die BTL-Schaltung selbst bei niedrigen Impedanzen stabil Strom liefern können. Das Soft-Switching-Schaltnetzteil des Denon PMA-150H ist übrigens in der Lage, mit 26 Ampere fast doppelt so viel Strom wie der Vorgänger Denon DRA-100 zu liefern. Dass die Nennleistung von BTL-Konstruktionen an den gewohnten Nennimpedanzen auf dem Papier teilweise mäßig ausfällt, ist eine Folge des Konzepts. Das bestätigt auch Roland Krüger vom deutschen Vertrieb Sound United: „Sinn von BTL war es in diesem Fall nicht unbedingt, insgesamt mehr Leistung rauszukitzeln, sondern eine erhöhte Stabilität an allen Impedanzen und einen deutlich niedrigeren Klirrfaktor. Obwohl das Netzteil im Denon PMA-150H deutlich mehr Strom liefert als beim Vorgänger DRA-100, hat er auf dem Papier ‚nur‘ die gleiche Leistung wie der Vorgänger – aber eben bei deutlich weniger Verzerrungen.“
Denon PMA-150H: Klangtest und Vergleiche
Gehört habe ich den Denon PMA-150H fast ausschließlich digital über seine Ethernet-Schnittstelle und ebenfalls ab und zu per Bluetooth-Verbindung zum iPad. Dies wird mit Sicherheit 90% der Anwendungsfälle in der Realität widerspiegeln. Die Unterschiede zwischen beiden Modi fallen erstaunlich gering aus – mit einem kleinen Vorteil für das Netzwerkstreaming, mit dem ja auch hochauflösende Dateien abgespielt werden können.
In der Tiefe des Raums …
Fast schon im Widerspruch zu seinen kompakten Maßen spielt der Denon PMA-150H in die Breite und Tiefe des Raums außerordentlich großzügig, irgendwie unerwartet souverän, locker und dabei sehr sauber auf. Der PMA-150H plustert Instrumente und Stimmen gleichwohl nicht unnatürlich auf. Erst beim zweiten Hinhören fällt mir auf, dass die virtuelle Bühne in meinem Setting bereits etwa 30 Zentimeter über der Lautsprecheroberkante aufhört, und zwar unabhängig vom gespielten Material. Einige andere Amps im Dunstkreis dieser Preisklasse – zum Beispiel der Cambridge CXA81 (1.200 Euro) – ziehen den Raum ein bis zwei Handspannen höher nach oben, auch wenn sie es vielleicht nicht schaffen, die beiden anderen Dimensionen so präsent und vollständig auszufüllen wie der kleine Denon. Das hängt eventuell mit der Superhochtoncharakteristik des PMA-150H zusammen, zu der ich später noch komme.
Wie dem auch sei: Die Tiefenstaffelung der Sänger in Loreena McKennitts „Dante’s Prayer“ vom Album The Book of Secrets (auf Amazon anhören) gelingt dem Denon wiederum etwas glaubhafter und differenzierter als dem Cambridge. Überhaupt reproduziert der Japaner die räumlichen Dimensionen und Relationen kleinerer Besetzungen, wie zum Beispiel des Tingvall Trios, übersichtlich und bestens geordnet. Erst wenn das Material sehr komplex wird, zum Beispiel in Passagen von Madonnas „Candy Perfumed Girl“ (Album: Ray of Light), tritt die Ordnung zugunsten einer flächigen „Wall of Sound“ zurück. Hier noch mehr Differenzierung und Übersicht zu verlangen, wäre allerdings auch vermessen.
Am Ende des Tages schafft es nämlich erst ein Kaliber vom Schlage des mehr als doppelt so teuren und ebenfalls streamingfähigen Hegel H120 (2.595 Euro) merklich besser, ein derart komplexes Geschehen klanglich aufzudröseln. Der Norweger zeigt dem Denon, dass in Sachen Kantenschärfe der Abbildung noch etwas mehr geht – und grenzt den Solo-Gesang von Jacintha in „Danny Boy“ vom Album Here’s to Ben rasiermesserscharf vom umgebenden Raum ab. Der Hegel spielt zudem etwas direkter, näher am Hörer als der Denon, bei dem sich das Geschehen knapp bis deutlich hinter der Lautsprecherebene abspielt. Zudem kann der Denon nach meinem Gefühl das musikalische Geschehen kleiner Besetzungen und minimalistischer Strukturen emotional gehaltvoller in den dann fein gewobenen Klangkontext integrieren. Wollen wir mal kurz ganz unfair werden? Okay. Meine Kombi aus der Vorstufe Norma Audio SC2 mit DAC (7.400 Euro) und der Linnenberg Stereo-Endstufe Linnenberg Liszt (4.500 Euro) seziert das Geschehen deutlich penibler. Zum fast zehnfachen Preis des Denon PMA-150H, wohlgemerkt.
Bud Spencer vs. Terence Hill
Tonal entpuppt sich der Denon PMA-150H als ein Vertreter der eher warmen, druckvollen und sehr farbstarken Fraktion seiner Gattung. In dieser Preisklasse geht mit einer solchen Abstimmung oft eine unangenehme Überbetonung des Bassbereichs einher – davon ist mit dem PMA-150H zum Glück nichts zu hören. Der Denon zieht in „Ray of Light“ von Madonna recht linear und mit körperlich spürbarer Vehemenz bis ganz nach unten durch. Okay, die Bassimpulse kommen dabei eher satt wie eine Ohrfeige von Bud Spencer als sehnig wie ein Faustschlag von Terence Hill rüber – ohne jedoch die Grenze zur Verschwommenheit zu übertreten. Die Kontrolle über den Bass und auch den Tiefbass gelingt ihm bis in erstaunlich hohe Lautstärkeregionen gut. Klar, die beiden jeweils mehr als doppelt so starken Hegel H120 und Pro-Ject Maia DS2 (950 Euro) ziehen den Schraubstock noch ein wenig fester. Dafür besitzt zumindest der straffere und sehnigere Pro-Ject Maia DS2 nicht diese befriedigende Sattheit, dieses „Umami“ im Bass, mit dem der Denon seinen Charme spielen lässt. Zudem steigen beide nicht wirklich tiefer in den Frequenzkeller als der Japaner.
Mein Lieblingsaspekt beim Denon PMA-150H ist allerdings der fantastisch griffige, erdig-substanzielle Grundton. E-Bässe wie die von Jaco Pastorius oder Mark White klingen hier richtig solide und extrem durchsetzungsfähig. Genial, wie der Bassist der kanadischen Progressive-Metaller Voivod seinen einzigartigen Sound auf dem Meisterwerk Nothingface über den Denon zur Schau stellen kann, wie selbst im dichtesten Gitarrengewitter der eigentlich viel zu dünn aufgenommene Fretless-Bass von Steve DiGiorgio auf Sadus‘ zweitem Album A Vision of Misery zur Geltung kommt, und wie der Denon die Feinheiten des genialen Spiels von DiGiorgio aufzeigt. Bei allzu vielen anderen Verstärkern dieser Klasse gehen die melodischen Beiträge dieses „Rhythmusinstruments“ ja schlicht und einfach verloren.
Leichtfüßig & farbstark
Auf diesem kräftigen, dem Denon einen warmen tonalen Einschlag mitgebenden Fundament baut ein tonal weitgehend neutraler und dabei außerordentlich farbstarker Mittelton auf. Insbesondere das mittlere und obere Spektrum der Mitten gestaltet der PMA-150H klar und durchsichtig, schafft Raum und Luft, was den satten Bassbereich hervorragend ausbalanciert. Tracy Chapman singt auf ihrem Album Crossroads so luftig und frei, dass ich mich an Erfahrungen mit Elektrostaten erinnert fühle – und wie diese kann der Denon beim Thema Impulse, Transienten und Feindynamik in diesem Frequenzabschnitt besonders für sich einnehmen. Ja, er wirkt sogar geradezu leichtfüßig und schwerelos, und zwar auch dann, wenn die Bassanteile in der Musik für eine gewisse Erdung sorgen. Elektronische Spielereien wie die der Synthies in Madonnas „The Power of Goodbye“ reproduziert Denon PMA-150H für diese Preisklasse besonders cremig-fluffig und beweglich, ja geradezu organisch – höre ich da irgendwo in meinem Unterbewusstsein ganz leise das Wort „Röhre“…?
Ein kleines bisschen gezähmt
Mit eben diesen analogen Synthies auf dem Ray of Light-Album und mit den ebenso feinen wie harten Schlagzeugblechgespinsten im „Pyramid Song“ von Radiohead (Album: Amnesiac) und in „Lonesome Lover“ von Max Roach (Album: It’s Time; auf Amazon anhören) zeigt der Denon PMA-150H, dass er auch mit dem Thema Auflösung und Differenzierung im Präsenzbereich und Hochton bestens umzugehen vermag. Etwa ab dem oberen Hochton Richtung Superhochton gibt er sich – bei aller Transparenz – tonal ein kleines bisschen gezähmt. Er verkneift sich so jeglichen Anflug von Nervosität oder Sprödigkeit und vermittelt generell eine eher fließend-seidige als kristallin-forsche Textur, die zudem jederzeit sauber und verzerrungsfrei anmutet.
Die grobdynamischen Fähigkeiten des Denon gehen ebenfalls vollkommen in Ordnung – Rekorde können ruhig andere schlagen, doch die Leistungsreserven des PMA-150H reichen auch mit den nur durchschnittlich empfindlichen Qln Prestige Three (87,5dB/1W/1m) vollkommen aus, um die „Sinfonie mit dem Paukenschlag“ zu einem auch vom Popometer erfahrbaren physischen Erlebnis werden zu lassen.
Analog? Ja klar
Noch ein kurzes Wort zu den analogen Eingängen. Da eingehende analoge Signale vom Denon umgehend digitalisiert werden, hängt die Qualität der Wiedergabe in diesem Modus maßgeblich von den Zuspielern und dem A/D-Wandler des PMA-150H ab. Mein analoges Frontend durchbricht knapp die 20.000-Euro-Marke, so dass der Vergleich zur Streaming- und Digitalwiedergabe von vorneherein etwas unfair ausfällt. Eins jedoch lässt sich aus meinen analogen Hörtests mit dem Denon PMA-150H auf jeden Fall ableiten: Seine A/D-Wandler sind in der Lage, die Qualitäten der Zuspieler ohne größere Einbußen zu übertragen. Etwas mehr Luft und Details ganz obenrum, ein nochmals farbigerer Mittenbereich und erstaunlicherweise auch ein etwas strafferer, „punchier“ Bass können den rein digitalen Signalfluss durchaus ein wenig neidisch werden lassen. Doch wie gesagt: Da spielen 20.000 Euro Analogware – und der Denon zeigt das auch auf.
Test: Denon PMA-150H | Streaming-Verstärker