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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Wucht im Schafspelz
  2. 2 Nubert nuConnect ampXL: Klangtest & Vergleiche

Streaming-Verstärker mit umfassender Ausstattung finden sich heutzutage zuhauf. Mit dem Nubert nuConnect ampXL (1.485 Euro) geht die schwäbische Variante ins Rennen. Dabei trifft puristisches Understatement auf Kraft im Überfluss. Wie sich dieses Konzept hinsichtlich des alltäglichen Handlings und insbesondere der klanglichen Signatur zeigt, gilt’s in diesem Test herauszufinden.

Der im Jahre 1975 geborene und im schwäbischen Remstal aufgewachsene Hersteller Nubert (https://www.nubert.de/) ist mit dem Bau von Lautsprechern groß geworden – und hat sich darüber hinaus spätestens seit 2015 (der Vorverstärker nuControl war das Erstlingswerk) auch zum Elektronikspezialisten gemausert, der von der Pike auf selbst entwickelt. Nur die schlussendliche Fertigung erfolgt, so auch beim nuConnect ampXL, in Fernost. Während mit den Amps nuPower A und nuPower D die Endstufenserie der Schwaben bereits buchstäblich gut im Saft steht, soll der Nubert nuConnect ampXL nun den deutlich kleineren Vollverstärker nuControl ampX schlagkräftig flankieren.

Die rechte Frontpartie des Nubert nuConnect ampXL

Das Design des Nubert nuConnect ampXL gibt sich zeitlos schlicht

Sechs Kilogramm Federkampfgewicht, klassisches Breitenmaß (43 Zentimeter), flache Bauform und eine Tiefe von 27,1 Zentimetern verleihen unserem XL im Rack eine integrative und dezente Anmutung. Auch sonst wirkt der Amp optisch insgesamt unaufgeregt bis zurückhaltend: Die aufgeräumte Front ziert ein zentral platziertes und aus drei Metern noch sehr gut ablesbares OLED-Display. Linksseitig hat’s eine Linsentaste zum Ein-und Ausschalten, rechtseitig einen 6,35-mm-Klinkenanschluss für Kopfhörer, den ich persönlich insbesondere für nächtliche Sessions schätze. Daneben eine Taste für die Menüführung und last, but not least der silberne Lautstärkeregler. Mithilfe der kostenlos erhältlichen X-Remote App (nur für Fernsteuerung und Einmessung) oder der mitgelieferten Aluminium-Fernbedienung lässt sich freilich ebenfalls Zugang zum selbsterklärenden Menü verschaffen.

Nubert nuConnect ampXL mit drei Antennen

Um guten Datenempfang und -versand kümmern sich gleich drei schraubbare Antennen: Sie dienen WiFi, Bluetooth und X-Connect, dem Nubert‘schen Funk-Standard

Das Aluminium-Gehäuse vermittelt einen robusten Eindruck, zudem gibt mir die Verarbeitung auch bei genauerem Hinsehen keinen Grund zum Mäkeln. Das Gehäuse ist nicht eloxiert, sondern schwarz lackiert, was auf eine langlebigere Farbechtheit einzahlt. Wo Licht, da auch Schatten – und der findet sich auf der Rückseite bei den Lautsprecherklemmen: Warum nicht auf hochwertigere Konstruktionen gesetzt wurde, erschließt sich mir jedenfalls nicht vollends. So lassen sich die Bananenstecker der zugebenermaßen nicht gerade leichtgewichtigen Lautsprecherkabel Boaacoustic Evolution Black.Sonic-13 nicht vollständig aufnehmen. Mir wäre ein sicherer Halt durchaus lieber, als die Befürchtung, dass sich plötzlich ein Kabel im laufenden Betrieb verselbständigt.

Übrigens: Das Gehäuse dient gleichzeitig auch als vollflächiger Kühlkörper, denn die innere Elektronik ist samt Leistungsmodulen kopfüber unmittelbar auf der Unterseite des Deckels montiert. Selbst bei hohem Dauerpegel wird der Nubert nuConnect ampXL nur dezent handwarm.

Die Ethernetbuchsen und Lautsprecherklemmen des Nubert nuConnect ampXL

Der Nubert nuConnect ampXL ist akkurat verarbeitet, gerade für dickere und schwerere Lautsprecherkabel wären allerdings etwas hochwertigere Lautsprecherpolklemmen wünschenswert

Physisch verbunden

Für Kabel öffnen sich die Eingangspforten des Nubert-Verstärkers per koaxialer wie optischer S/PDIF-Schnittstellen, die mit Musikinhalten bis hoch zu 24 Bit/192 kHz umgehen können. Wer höher hinaus will, bemüht die USB-B-Buchse, die eingehende Datenströme mit bis zu schwindelerregenden 24 Bit/768 kHz verdaut. Bass Heads freuen sich darüber hinaus über den Sub-out.

Die Rückseite des Nubert nuConnect ampXL

Der Nubert nuConnect ampXL funkt nicht nur gerne, sondern lässt sich ebenso gerne anleinen – und zwar digital wie analog

Analog bieten sich ein Hochpegel-Cinch- und sogar ein dedizierter Phono-Eingang an, der per Kippschalter auf MM- oder MC-Tonabnehmer angepasst werden kann und sich laut Nubert mit besserer Abschirmung, reduziertem Rauschgrund sowie größeren Störabständen vom Phonoteil des ampX unterscheide.

Der Luftweg

Natürlich beherrscht der Nubert nuConnect ampXL auch drahtloses Streaming. Das klanglich eher suboptimale Bluetooth ist mit den Codecs aptX LL und aptX HD (24 Bit/48 kHz) vertreten, Chromecast empfiehlt sich für Android- wie iOS-User, während für Letztere zudem AirPlay 2 parat steht. Streaming lokaler Inhalte (NAS) über das Netzwerk funktioniert wie in meinem Fall beispielsweise mittels der mConnect-App. Den ampXL über die App für meine Innuos-Server anzusprechen, was sonst bei sämtlichen UPnP-Geräten in meinem Netzwerk gelingt, klappt hingegen nicht. Der Anschluss einer Festplatte via USB-A ist ebenfalls nicht vorgesehen.

Der Nubert nuConnect ampXl im Betrieb

Netzwerkseitiges Streaming beherrscht der Nubert nuConnect ampXL zwar, kommt hier allerdings mit einigen Besonderheiten

Fein raus, weil nicht zuletzt „bitperfekt“ unterwegs, ist wiederum, wer einen Mac oder Laptop via USB anschließt und per Audirvana/Roon sogar deren Fernsteuerung genießt. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob die unmittelbare Integration von Streaming-Diensten wie Qobuz, Tidal & Co. sinniger wäre. Am besten noch dazu abruf- und steuerbar über die Nubert-eigene X-Remote-App. Schließlich lässt sich der ampXL wahlweise über Ethernet oder WiFi ins heimische Netzwerk integrieren. Aber warum kompliziert, wenn es auch einfach geht, wird man sich wohl gedacht haben. Schließlich bringen die meisten etablierten Streamingdienste über ihre jeweiligen Apps eine „Connect“-Funktionalität ohnehin mit. Beim ampXL ist zwar nur Spotify Connect direkt dabei, allerdings können Qobuz, Tidal und insbesondere auch Apple Music über ihre Apps via Chromecast (max. 96 kHz) oder eben AirPlay 2 (stets 24 Bit/48kHz) gestreamt werden.

Wie dem auch sei: Ein ausgelagertes Streamingteil kann helfen, up to date oder flexibler zu bleiben oder bestimmte Anforderungen exakter zu erfüllen: Wer etwa einen günstigen WiiM Pro oder WiiM Pro Plus Streamer mit dem Nubert nuConnect ampXL verbindet, der hat nicht nur umgehend Sprachsteuerung und einen ganzen Reigen an Streamingdiensten, sondern darüber hinaus gleich Roon Ready an Bord.

Die Fernbedienung des Nubert nuConnect ampXL

Die Fernbedienung des Nubert nuConnect ampXL

Der Nubert nuConnect ampXL könnte mehr, wenn man ihn ließe: Tatsächlich taucht der ampXL in Roon auf, verweigert jedoch die „Aktivierung“. Dabei wäre, dezenter Wink an Nubert, die Absolvierung des Roon-Ready-Zertifizierungsprozesses für viele sicher sehr wünschenswert. Kleiner Praxistipp: Der nuConnect ampXL lässt sich über Chromecast in Roon einbinden, bitgenauer Datenumgang bis 24 Bit/96 kHz inklusive. Das fühlt sich zwar wie ein stillos aus der Flasche getrunkener Chateau Gouprie Pomerol an, aber es tut.

Sonstige Schnittstellen

Habe ich etwas vergessen? Ja, den für Nubert typischen USB-A-Anschluss, der nicht nur eine praktische 5-Volt-Ausgangsspannung für externe Zuspieler oder ganz profan zum Aufladen des Smartphones ausgibt, sondern sich über den nicht zum Lieferumfang zählenden, aufsteck- und fest arretierbaren Adapter in einen HDMI-ARC-Eingang verwandelt. Des Weiteren: Der ampXL schleift das Ethernetsignal, selbst im Stand-by, zu einer weiteren RJ45-Ethernet-Schnittstelle und vermag so etwa einen vorhandenen Netzwerkplayer zu bedienen.

Rückseitige Status-LED des optionalen HDMI-Moduls am Nubert nuConnect ampXL

HDMI-(ARC) zählt im Gegensatz zu Toslink nicht zur standardmäßigen Bordausrüstung, ist optional gleichwohl in Form eines USB-Adapters (29 Euro) möglich

X-Man

Last but, not least haben die Nubert-Ingenieure ihr eigenes Funk-Protokoll „X-Connect“ implementiert. Das befähigt den ampXL andere Aktivboxen aus der Nubert-X-Serie über ein eigens aufgespanntes 5-GHz-Band mit einer Audioauflösung von bis zu 24 Bit/192 kHz zu füttern. Nicht zuletzt hilfreich, wenn ein Pärchen kompakter Nubert nuPro XS-3000 RC den Essbereich beschallt, während im Wohnzimmer mannshohe und energiehungrige passive Lautsprecher direkt vom ampXL befeuert werden sollen.

Passivboxenversteher

Für genau diese Aufgabe ist der Nubert nuConnect ampXL bestens gerüstet, er soll mit den verschiedensten Lasten souverän klarkommen. Die analoge Verstärkerlösung unterscheidet sich vom kleineren ampX oder den nuPro XS-Aktivlautsprechern und stammt ebenso wie das Netzteil aus eigener Feder. Es wäre sicher einfacher gewesen, auf fertige Lösungen zurückzugreifen, wie sie Pascal Audio oder Hypex anbieten, aber man sah laut Entwickler Markus Pedal im Bereich der Ausgangsfilter und der Stromlieferfähigkeit noch Luft nach oben. Beide Aspekte seien für die Klanggüte – gerade mit Blick auf den Bassbereich – insbesondere bei impedanzkritischen Lautsprechern von hoher Relevanz.

Terminal für Passivboxen am Nubert nuConnect ampXL

Der Nubert nuConnect ampXL kommt auch mit elektrisch schwierigen Passivlautsprechern problemlos zurecht, per Funk vermag er Aktivboxen aus Nuberts X-Serie zu bedienen

DSP olé

Ein Digitaler Signalprozessor (DSP) nimmt sich sämtlicher digitalen Daten – analoge Eingangssignale werden von einem BurrBrown PCM 4220 digitalisiert – sowie der Lautstärkeregelung an. Die DSP-Plattform teilt sich der ampXL übrigens mit der neuen Nubert-nuZeo-Aktivlautsprecherserie. All dies, so lässt mich Nubert wissen, führe unter anderem zur gewünschten Flexibilität klangbeeinflussender Maßnahmen – als da beispielsweise wären: zuschaltbare, pegelabhängig automatische Loudness, Regelung der tiefen und höchsten Lagen mit bis zu +/- 10 dB, Fünffach-Equalizer sowie auf den akustischen Eindruck von unterschiedlicher räumlicher Weite abzielende Klangmodi. Letzteres ist eher nice to have, wobei der Algorithmus für Voice+, einem Modus zur besseren Sprachverständlichkeit beim Fernsehton, durchaus Sinn macht. Je nach Raummodensituation kann (muss nicht) auch die per Nubert-App steuerbare „X-Room Calibration“ hilfreich sein, die eine Korrektur im Bereich von 20 Hz bis 160 Hz vornimmt.

Verstärkung auf Steroiden

Ein im Signalweg, logo, hinterm DSP positionierter ESS Technology Sabre ES9028Q2M DAC übernimmt die Wandlung aller digitalen Signale in die analoge Sphäre, um schlussendlich die nachfolgenden (wie erwähnt: analogen) Class-D-Verstärker-Module zu speisen. Kanalgetrennt nehmen diese das Musiksignal begierig entgegen, erzeugen ein pulsweitenmoduliertes Signal und sorgen im Schaltbetrieb für hohe Leistung – und das mit äußerst hoher Effizienz.

Der Nubert nuConnect ampXL von innen

Die mit DSP und selbstentwickelten Class-D-Verstärkerzügen arbeitende Schaltung des Nubert nuConnect ampXL leistet 2 x 340 Watt (4 Ohm). Auch die für Schaltverstärker typischen Tiefpassfilter sind Sonderanfertigungen

Denn tatsächlich wirkt der Nubert nuConnect ampXL fast schon wie auf Steroide gesetzt: Er geht mit bis zu 340 Watt pro Stereo-Kanal zur Sache, mit 510 Watt sogar bei Impulsspitzen, und sei, wie mir der zuständige Entwickler Markus Pedal versicherte, auch noch ungemein laststabil.

In der Tat, Impedanz-Divas wie meine Isophon Indigo, aber ebenso die fordernden KEF LS50 Meta, stellen den ampXL vor keinerlei Probleme. Besonders stolz sei man, daraus macht Chefentwickler Markus Pedal keinen Hehl, über die Tiefpassfilter. Die die seien ebenso nicht einfach zugekauft, sondern hier im Ländle in einer Kooperation mit einem heimischen Mittelständler maßgeschneidert entwickelt und präzise gefertigt worden. Diesen im Vergleich zu älteren Serien optimierten Ausgangsfiltern käme, so Markus Pedal weiter, für die Rekonstruktion des analogen Signals hinter dem Leistungszweig geradezu elementare klangliche Bedeutung zu.

Nubert nuConnect ampXL: Klangtest & Vergleiche

Gibt sich der Nubert nuConnect ampXL geschmacklich nun charakterbetont, gar schwer – oder eher leicht und elegant? Vielleicht irgendwo dazwischen? Intuitiv lande ich bei einen 2018er „Noir“ vom Deidesheimer Weingut Von Winning.

Der Kopfhörer-Ausgang

Der Nubert nuConnect ampXL mit einem Audeze LCD-X-Kopfhörer

Der Nubert nuConnect ampXL mit einem Audeze LCD-X-Kopfhörer

Doch zunächst einmal nur Nippen, bevor wir zum ersten richtigen Schuck ansetzen und ein Satz zum Kopfhörer-Ausgang: Der geht für den alltäglichen Gebrauch als durchaus respektabel durch, wenngleich er mit leicht reduzierterer Feinauflösung und enger gefasster räumlicher Abbildung nicht das Level des Kopfhörerausgangs eines RME-ADI 2 DAC oder HiFi-MAN EF400 erreicht. Mein Audeze LCD-X klingt dennoch angenehm und lebendig, passt für den Alltag also. Gleiches gilt für den Phono-Zweig, der eine dedizierte Pro-Ject Phono Box S3 B aufgrund deren feinfühligerer oberer wie mittlerer Lagen sowie einer insgesamt dynamisch wendiger wirkenden Spielweise vorbeiziehen lassen muss. Nicht zu vergessen, die unzähligen Anschluss- und Einstellmöglichkeiten, die eine separate, hier sogar symmetrierte Phono-Vorstufe einfach mal bietet.

Lautsprecher anleinen und losgelegt: der Bass

Tara Nome Doyle VæerminMeine anfängliche Befürchtung, dass der Tiefton eine zu dominante Rolle einnehmen könnte, erweist sich als unbegründet. Doch klar, der Nubert nuConnect ampXL kommt mit einen auf der gehaltvolleren Seite von strengneutral angesiedelten Tiefbass – vereint mit reichlich Präzision und Kraft. Ja, die unteren Frequenzgefilde zählen für meinen Hörgeschmack zu den Schokoladenseiten des ampXL. Zumal die den Track „Leeches I“ von Tara Nome Doyle (Album:Væermin) unterfütternden Basswogen bis ganz weit in den Süden langen, der XL-Schwabe kommt mit sehr erwachsenem Tiefgang. Ja, der Nubert-Amp walkt die vier 26-cm-Tieftontreiber meiner nicht gerade leicht anzuschubsenden Isophon Indigo ordentlich durch, ohne dabei die Spur unkontrolliert zu wirken.

Huckepack: Der Nubert nuConnect ampXL mit einem ampX und dem Elac EA-101EQ-G

Huckepack: Der Nubert nuConnect ampXL mit einem ampX und dem Elac EA-101EQ-G

Die zum Vergleich herangezogene amerikanische Kombi aus Mytek Brooklyn DAC+ (2.100 Euro) und der Endstufe Brooklyn Amp (2.000 Euro) geht ähnlich kraftvoll ans Werk, tönt gleichwohl schlanker und vielleicht auch dadurch schärfer konturiert; der ampXL fühlt sich etwas satter und dunkler timbriert an. Studioeske Nüchternheit versus die nötige Präzision nicht außer Acht lassende Vollmundigkeit, so könnte man es auf den Punkt bringen. Ich persönlich finde zudem, dass sich der Nubert nuConnect ampXL irgendwie etwas vollständiger anfühlt.

Der ampX (685 Euro) aus gleichem Hause sowie der Elac EA-101EQ-G (699 Euro) reichen an die Tieftonqualitäten des ampXL nicht heran: Da fehlen insbesondere Tiefgang (ampX) sowie Präzision und Straffheit (Elac). Und während der ampXL selbst bei markerschütternden Pegeln immer noch Energie in den Tiefbass schiebt, tönen die günstigeren Amps nicht nur weniger energetisch und druckvoll, sondern ab einem gewissen Punkt einfach nur überfordert. Tatsächlich sorge ich mich irgendwann um meine Lautsprecher Isophon Indigo und KEF LS 50 Meta sowie mein Gehör – aber nicht um den standfesten Schwaben (der übrigens auch die leisen Töne ordnungsgemäß beherrscht).

Die feine Klinge: Mikrodynamik & Auflösung

Let Me Go Jason MolinaWechseln wir zwischendrin auf die feine Klinge: Das Stück „Let Me Go“ vom gleichnamigen Album von Jason Molina fährt ungemein viele kleine Details auf, wie etwa mal sanft, mal scharf und crunchy angerissene Gitarrensaiten, deren langes Nachschwingen der Nubert nuConnect ampXL keineswegs im Halbschatten hält, sondern klar eingefasst und schön nachvollziehbar ans Licht bringt. Nuancen in der komplexen Textur, der Brüchigkeit des Gesangs kommen mit dem Mytek-Gespann zwar noch ein Quäntchen ausgeprägter, luftiger und akzentuierter ans Ohr, dennoch empfinde ich den Nubert nuConnect ampXL im Hochton nicht als betont zurückhaltend oder gülden schönfärbersich, sondern als angenehm ausgewogen und aufrichtig langzeittauglich. Nicht auf maximale, so doch gute Durchhörbarkeit und Feindynamik ohne jegliche kristalline Akzente trainiert, so könnte man es ausdrücken. Der ebenfalls zum Vergleich herangezogene Waversa Wslim Lite ist übrigens sanfter abgestimmt, so dass der ampXL in diesem Dreiervergleich quasi den Platz der goldenen Mitte besetzt.

Der Drehregler des Nubert nuConnect ampXL

Aufreißen erwünscht: der (nicht nur) Lautstärkeregler des Nubert nuConnect ampXL

Eine Wucht!

Rollins Band The End Of SilenceGrobdynamisch ist der Nubert nuConnect ampXL eine Wucht! Sein Impact versprüht Livegefühl. Pegelholprige Wegstecken, die aufgrund ihrer Dichte schnell in Matsch übergehen können, bleiben über den ampXL wunderbar profiliert. Beispielhaft ist hier der Track „Just Like You“ der Rollins Band (Album: The End Of Silence) zu benennen: Beschwörender Erzählton, inbrünstiges Geschrei und raue, ungeschliffene Instrumentierung reicht der temperamentvolle Amp so ungefiltert und ungezähmt durch, dass bei mir Gänsehaut entsteht. Direkt geradeheraus – so will ich das.

Die Mitten und ein etwas intensiverer Brustton …

Mit Blick aufs Mittenband meine ich ein minimales Wärmeplus wahrzunehmen, was Stimmen einen etwas intensiveren Brustton verleiht. So fein dosiert jedoch, dass nichts erdrückt wird, die Stimme ihre dynamische Wendigkeit behält wird und feine Stimmvariationen offenkundig bleiben. Klavier, Gitarre oder andere natürliche Instrumente geraten unverfärbt und bekommen allenfalls einen leichten Hauch von Pathos mit auf den Weg. Der Waversa Wslim mutet im Mitteltonbereich abermals einen Tick euphonischer, weil geschmeidiger und farbintensiver, an, der Mytek hingegen detailakzentuierter und drahtiger. Die Wörtchen „goldene Mitte“ fielen mit Blick auf den ampXL ja schon …

Nubert nuConnect ampXL und Nubert nuConnect ampX

Der Nubert nuConnect ampXL und sein kleinerer Bruder Nubert nuConnect ampX

Räumlich präsentiert der Nubert nuConnect ampXL eine großzügige Stereobreite, er positioniert das Geschehen dabei minimal vorgelagert in Richtung des Hörers. Ob oben links oder unten rechts, Klangereignisse bleiben trennscharf voneinander abgegrenzt und finden ihre exakt zugewiesene Position. Ja, die Ortungsschärfe und Plastizität des ampXL fallen sehr positiv ins Ohr. In Sachen Abbildungstiefe lässt die Mytek-Kombi bei der „Chamber Symphony no.1, op.9“ (Arnold Schönberg in der von Pierre Boulez dirigierten Fassung der „Jakobsleiter“) den Hörer zwar noch eine Spur tiefer nach hinten ins Geschehen eintauchen, dennoch illusioniert auch der Nubert eine authentisch wirkende Staffelung.

Zum weiteren Vergleich: Der kleinere Nubert nuConnect ampX sowie der Elac EA-101EQ-G lassen das Orchester eine Spur enger zusammenrücken, was zu einer flacher und weniger dreidimensional wirkenden Darstellung führt.

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Test: Nubert nuConnect ampXL | Streaming-Verstärker

  1. 1 Wucht im Schafspelz
  2. 2 Nubert nuConnect ampXL: Klangtest & Vergleiche

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