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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Earvolution
  2. 2 MrSpeakers Ether 2: Klangtest & Vergleiche

fairaudios favourite Award 2020Spätestens seitdem die kalifornische Headphone-Schmiede Audeze die Kopfhörerwelt vor einigen Jahren mit ihren warm abgestimmten, hölzernen Ohrmöbeln einzudecken begann, sind Magnetostaten als bezahlbare Alternative zu elektrostatisch angetriebenen Ultra-Highend-Hörern auch diesseits des großen Teichs an aller Ohren. Eine Marke, die dabei bisher unter meinem Audiogear-Radar abtauchte, ist die ebenfalls in Kalifornien angesiedelte Kopfhörerschmiede MrSpeakers. Dank fairaudio kenne ich nun seit einigen Wochen zumindest deren jüngsten Wurf namens „MrSpeakers Ether 2“ (Preis: 2.199 Euro | www.audionext.de). Und, ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen: Ich bereue meine Ignoranz. Ziemlich.

Technik & Praxis: MrSpeakers Ether 2

Eins vorweg, lieber Leser: Bitte stellen Sie sich bei diesem Test auf das ein oder andere Superlativ mehr ein als vielleicht üblich für dieses Audiomagazin. Der MrSpeakers Ether 2 ist ein in vielen Punkten außergewöhnlicher Kopfhörer: Das merkt man gleich direkt nach dem Auspacken. Woraus besteht das Ding, denke ich mir, als ich dieses filigran designte Teil zum ersten Mal in die Hand nehme. Federn? Schaumstoff? Pappe? Die knapp 290 Gramm fühlen sich tatsächlich an „wie nichts“ – und tragen sich wegen der kuschelig weichen Polster aus synthetischem Protein-Leder trotzdem absolut komfortabel.

MrSpeakers Ether 2 Kopfhörer von oben Bügel vorne

Filigran und praktisch: die Mechanik des MrSpeakers Ether 2

Und dann dieses Design! Die beiden filigranen, aber massiven Stahlbügel und das dünne, aber weiche Kopfband fügen sich zusammen mit den herrlich steampunkig designten, kreisrunden Aluminium-Ohrmuscheln zu einem ebenso vollendet schlichten, aber endstylischen Gesamtkunstwerk á la Mad Max meets Bauhaus.

Ohrpolster? Sitzen straff, aber bequem. Nichts drückt, wackelt oder schrubbelt. Der Kopf kann sich – im Gegensatz zum ähnlich konstruierten, aber eher lose aufliegenden AKG K812 – frei bewegen, ohne dass der MrSpeakers Ether 2 seine Position verändert. Einziger Nachteil der Ohrmuscheln: Für Vielschwitzer könnte hin und wieder ein Auswechseln der Ohrpolster ratsam erscheinen, da die Polster aufgrund ihres staffen Sitzes etwas schweißtreibender anmuten als üblich. Auch die Metallgleiter, die das Kopfband mit dem Bügel verbinden, versprühen im Gegensatz zu diesem ansonsten mustergültig verarbeiteten und trotz des Fliegengewichts robust anmutenden Hörers dann doch etwas DIY-Charme. Aufs Ganze gesehen jedoch liefert MrSpeakers mit dem Ether 2 ein Musterstück in Audioproduktdesign ab, gegen das der Vorgänger Ether fast schon wie eine pummelige Vorstudie gerät. Hier kann man wirklich von einem nicht nur weiter-, sondern tatsächlich ausentwickelten Konzept sprachen.

MrSpeakers Ether 2 Kopfhörer Kabel/Klinke

Der MrSpeakers Ether 2 kommt mit dem hauseigenen VIVO-Kabel

Der sicht- und fühlbare Eindruck einer auf ihrem Zenit angekommenen Hörvolution bestätigt sich auch mit Blick auf Zubehör und Technik des MrSpeakers Ether 2. Das eher pflichtschuldig ausgefallene Kabel des Ur-Ether wurde durch MrSpeakers neues Flaggschiff-Kabel namens VIVO ersetzt. Das besteht nun aus hochreinem OFHC-Kupfer und ist nicht nur anstandslos flexibel, sondern laut Hersteller auch nahezu unanfällig gegenüber Mikrophonie.

Die etwas schrullige Riesenpille mit Umgriff, die dem MrSpeakers Ether 2 als Tragetasche beiliegt, kann zwar aufgrund des geringen Gewichts des Hörers leider nicht als das Fitnessgerät verwendet werdet, an das es optisch erinnert, bietet dafür aber dank Hartplastikhülle ein rundum sturz- und stoßsicheres Umfeld für die wertvolle Technik darin.

MrSpeakers Ether 2 Kopfhörer mit Case

Ein Transportcase gehört zum Lieferumfang des MrSpeakers Ether 2

Die wertvollste Fracht in der Pille sind dabei sicherlich die beiden Treiber. Hier kommt wie beim Vorgänger die von MrSpeakers patentierte V-Planar-Technologie zum Tragen. Hierbei wird das Diaphragma nicht plan zwischen die Magneten gelegt, sondern ähnlich einer Ziehharmonika gefaltet. Von diesem Ansatz, der stark an das Prinzip Air Motion Transformer (AMT) im Lautsprecherbau erinnert, verspricht sich MrSpeakers eine bessere Dynamik mit weniger Verzerrungen. Im Vergleich zum Ether verfügt der 2er um eine rund 60 Prozent leichtere Membran.

Klanglicher Ertrag des Ganzen laut Hersteller: bessere Linearität im Frequenzgang, abermals verbesserte Dynamik. Den Frequenzgang selbst übrigens gibt MrSpeakers wie üblich nicht expressis frequenzdiagammris heraus. Die Erläuterung, die ich persönlich ebenso stimmig wie sympathisch finde, lautet im Groben sinngemäß wie folgt: Mangels einheitlicher Standards verführe das Veröffentlichen von Frequenzgängen zu einem klanglich unsinnigen Rattenrennen, weshalb man sich den Datenporno bei MrSpeakers von vornherein zu sparen gedenkt. Trifft sich gut, denke ich, denn eigentlich hatte ich ohnehin vor, den MrSpeakers Ether 2 zur Beurteilung seiner Tonalität neben der obligatorischen Lektüre von Datenblättern auch tatsächlich zu hören.

Bevor ich Ihnen aber vom gesteigert emotionalen Frequenzgang berichte, den mir der MrSpeakers Ether 2 im Zeitraum bescheren sollte, an dieser Stelle dennoch ein Minimum an praxistauglicherer Zahlenhuberei. Die Impedanz des Ether 2 liegt mit 16 Ohm sehr niedrig, der MrSpeakers kann also theoretisch am Smartphone betrieben werden – spielt dort allerdings aufgrund seines mäusepupsigen Wirkungs-, zudem sauhohen Qualitätsgrades aber erstens sehr leise und zweitens auch klanglich nicht am Limit. Nein, der MrSpeakers Ether 2 weiß eine hochwertige und kräftige Kette nicht nur zu schätzen, er verlangt auch nach ihr. „Underpowered“ klingt er etwas fade, eng, matt und belegt. Was übrigens auch für die ersten paar Dutzend Betriebsstunden gilt, in denen der MrSpeakers Ether 2 nahezu defekt klingt. Gönnt man ihm aber rund 150 Stunden weißes Rauschen und einen potenten Verstärker, dann blüht der Ether zu einem der besten Hörer auf, den ich – abgesehen von meinem Referenzhörer Hifiman HE1000 – bisher am Ohr hatte.

MrSpeakers Ether 2: Klangtest & Vergleiche

MrSpeakers Ether 2 Kopfhörer von oeben

Warum mir der MrSpeakers Ether 2 gleich mit vom ersten Takt an sympathisch war? Vermutlich, weil der Ether 2 so eine „grundehrliche Haut“ ist. Ein stimmiger, natürlicher Genusshörer aus einem Guss. Ohne Hang zu irgendwelchen Effekte und dennoch mit glasklarem Profil, das einem sofort demonstriert, was der Ether 2 kann und will – und was eben nicht. Kurz: ein Hörer für Erwachsene. Aber alles schön der Reihe nach.

Musikalität

Wenn HiFi-Enthusiasten über „Musikalität“ bei Kopfhörern sprechen, fällt früher oder später ziemlich sicher der Name Audeze LCD-2. Trotz seines mediokren Auflösungsvermögens und der überschaubaren Raumabbildung gilt das massive Klangmöbel bis heute vielen als der genussfreundlichste Hörer überhaupt. Der LCD-2 hat einfach alles, was Musik zum Genuss mach: Kraft, Körper, Timing, Groove, natürliche Klangfarbe, untechnische Geschmeidigkeit, Mittenschmelz. Und, jetzt kommt’s: Der MrSpeakers Ether 2 kann alles, was der LCD-2 kann. Und einiges, was der LCD-2 nicht kann, ganz besonders gut. Insbesondere zwei von vielen als Kardinalschwächen ausgemachten Mankos des bis heute wohl populärsten Audeze-Hörers teilt der MrSpeakers Ether 2 nicht, sondern hebt sie auf Referenzniveau. Als da wären: Bass und Raum.

Bass

Ersetzen Sie den etwas behäbigen, tonal aufgedickten Bass des LCD-2 durch einen drahtigen, druckvollen, stets wuchtig körperhaften, aber dabei springlebendig beweglichen, fast tänzerisch-fluffigen Bass, der deutlich tiefer nach unten geht und dafür nach oben hin nicht in den Grundton hinein aufträgt. Addieren Sie noch etwas Textur, Transparenz und die Tatsache, dass dieser Bass verstärkerseitig wesentlich leichter anzutreiben ist, ja, bereits am mittelprächtig leistungsfähigen Chord Hugo richtig Drive, Druck und Definition zustande bringt. Das klingt nicht nur nach Referenz; das ist Referenz. Und wo wir schon dabei sind: Hören wir uns weiter um. In alle Richtungen.

MrSpeakers Ether 2 Kopfhörer seitlich liegend

Raum

Ein zweiter Grund, warum der Audeze LCD-2 selbst für ausgemachte Genusshörer noch nicht der Weisheit letzter Akkord sein dürfte: Er „macht“ einfach zu wenig Raum. Zwar präsentiert der Ur-Audeze Einzelinstrumente durchaus plastisch, stellt Phantomschallquellen mit ordentlich Fleisch am Klangknochen auf die Bühne. Die Bühne selbst allerdings ist weder besonders ausladend noch glaubhaft dreidimensional.

Nun denn: Auftritt Ether 2. Sie mögen den Crossfeed-Modus bei Kopfhörerverstärkern, nehmen dafür sogar dessen Nachteile wie etwa die Einengung des Frequenzbands oder eine gebremste Dynamik in Kauf? Vielleicht, weil Sie anfällig sind für den so genannten Super-Stereo-Effekt? Sie fremdeln womöglich gar generell mit Kopfhörern aufgrund notorisch störender Im-Kopf-Lokalisation? Wissen Sie was: Vergessen Sie Crossfeed! Und vergessen Sie alle Nachteile, die derlei Trickserien mit sich bringen. Der MrSpeakers Ether 2 klingt räumlicher, plastischer, dreidimensionaler als jede noch so clever implementierte Fremdkanal-Beimischung, die ich bislang verstärkerseitig hören durfte. „Nur von rechts“ oder „nur von links“ scheint hier rein gar nichts zu kommen. Nein, die Musiker spielen vollkommen frei, luftig, definiert und erzstabil in einer üppig bemessenen Klangwolke um meinen Kopf herum, die nach vorne mindestens so ausgeprägt scheint wie zu den Seiten hin. Die Lokalisation von Phantomschallquellen gelingt hervorragend und Instrumente haben richtig mächtig Körper, Gewicht und „Fleisch“. Trotz „Klangwolke“ und des ätherischen Namens kann beim Ether 2 mithin von „ätherisch“ keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Wer den MrSpeakers Ether 2 einmal erlebt hat, der wird sich schwer tun, von dieser plastisch-griffigen Rundum-Ausleuchtung wieder zum ordinären Recht-Links-Schema zurückzukehren.

Eine vergleichbare Dreidimensionalität mit dermaßen überzeugender Vorne-Ortung erreicht unter den mir bekannten Hörern nur noch mein AKG K812. Allerdings gelingt die Abbildung einzelner Stimmen und Instrumente dem Österreicher nicht ganz so überzeugend wie dem MrSpeakers Ether 2, der im Gegensatz zur hyperrealistisch scharfen Sezierkante des AKG K812 jedem Klangereignis zudem stets einen perfekt austarierten Rest natürlicher „Aura“ belässt.

MrSpeakers Ether 2 Kopfhörer Anchlüsse

Fassen wir bis hierhin zusammen: Der MrSpeakers Ether 2 ist ein im Bass heilsam entschlackter Audeze LCD-2 mit referenzwürdiger Raumabbildung. Beschreibung abgeschlossen? Natürlich nicht. Denn der Ether 2 hat natürlich noch viel mehr auf der Muschel.

Rhythmus

Daniel Stelter - Homebrew SongsWie gut, dass der MrSpeakers Ether 2 so dermaßen fest am Schädel sitzt: Der punktgenau getimte, rhythmisch absolut treffsichere Vortrag des Ether 2 ohne jedes Verschleifen und Verschleppen macht es nämlich nahezu unmöglich, seiner Lieblingsmusik ohne entsprechende Kopfbewegungen zu lauschen. Den erdigen Groove etwa von Daniel Stelters musikalischer Nötigung zum Kopf- und Fußwackeln „Menime“ (Album: Homebrew Songs; auf Amazon anhören) habe ich selten so gleichermaßen wuchtig wie beweglich zu Ohren bekommen.

Fluss

Magic Hour - Wynton MarsalisAls musikalisches Resultat der beispielhaften Verzerrungsarmut des MrSpeakers Ether 2 hat mich sein (man verzeihe mir das Unwort) „analoger“ Fluss von Anfang an beindruckt. Nie ist irgendeine Form von Eckigkeit, Kantigkeit oder Künstlichkeit im Klangbild, nie eine durch Transienten-Überbetonung gepushte „Frische“, nie ein mechanisch überinszeniertes Anspringen auszumachen, das in der Live-Realität nicht existiert. Alles singt, swingt, strömt und klingt ganz einfach genau richtig, frei von jeglicher (wenn schon, denn schon:) „digitalen“ Härte. Beispielhaft wohltuend zeigt sich diese natürliche Zurückhaltung bei gemuteten Trompeten, die wie bei Wynton Marsalis „You And Me“ (Album: Magic Hour; auf Amazon anhören) schön schrottig scheppernd tröten, ohne dass man als Preis für dieses Vergnügen im Geiste bereits den Weg zum nächsten HNO-Notdienst abschreitet.

Klangfarben

Eher balanciert als pointiert zeigt sich der MrSpeakers Ether 2 auch bei den für die Musikalität ebenso entscheidenden Klangfarben. Eine „hart“ durchgezeichnete Textur und seziererische Auflösung gelten zwar in den Ohren vieler als „High Fidelity“, können die natürlichen Klangfarbigkeit aber bis in die Sterilität hinein auszehren. Ein allzu satter Farbauftrag dagegen erzeugt schnell ein impressionistisches und damit nicht minder unrealistisches Klanggemälde. Der MrSpeakers Ether 2 trifft zwischen beiden Extremen zeilsicher die goldene Mitte, präsentiert Klangfarben ungemein lebendig, verfärbungsfrei und unmittelbar-untechnisch.

MrSpeakers Ether 2 Kopfhörer Hörkapsel

Dass Geigen im Hochton nicht strahlen, sondern eher schimmern? Nun, man höre sich dies live an. Und zwar nicht in der akustisch grenzwertig analytisch geratenen Elbphilharmonie, sondern im holzvertäfelten Konzertsaal alter Schule. Dass die Klangfarben beim MrSpeakers Ether 2 insgesamt etwas dunkler, matter, erdiger wirken als über andere Hörer; satt und intensiv, aber eben nie so richtig strahlend? Meine Vermutung: Gewöhnungseffekt.

Ich habe im Testzeitrum zwei klassische Konzerte in der Berliner Philharmonie besucht, und interessanterweise klang mein Analyse-Werkzeug AKG K812 mit diesen Live-Eindrücken im Ohr (am späten Abend im Anschluss ans Konzert) just so „künstlich aufgehellt“, wie der MrSpeakers Ether 2 unmittelbar nach dem Wechsel vom AKG „künstlich abgedunkelt“ klang. An wen die Runde hier geht, ist jedenfalls in meinen Ohren klar. Sicher, der AKG 812 klingt alles andere als unnatürlich, aber eben (zumindest nach diesen beiden Erlebnissen und im Vergleich) für mich nachweislich nicht so lebensecht und richtig wie der MrSpeakers Ether 2.

Auflösung

Dass der MrSpeakers Ether 2 dabei Geigen eher schimmern als strahlen und beim Klavier eher das Holz resonieren als die Stahlsaiten flirren lässt, liegt allerdings nicht ausschließlich an der löblich-akribischen Orientierung am natürlichen Klangideal. Nein, dem Ether 2 fehlt es im Gegensatz zu Referenz-Magentostaten wie meinem HiFiMAN HE1000 dann eben doch an referenzwürdiger Feinkörnigkeit und Informationsdichte im Hochton.

MrSpeakers Ether 2 Kopfhörer seitlich nah

Löst der MrSpeakers Ether 2 im Bass noch exzellent und im Mittelton preisklassenadäquat auf, so tendiert der Hörer im Präsenzbereich zu einer leichten Vergröberung des Materials, um dann im Superhochton den Informationsfluss gänzlich verebben zu lassen. Als dezidiert luftig frisch oder knisternd atmosphärisch geht der Ether 2 daher nicht durch. Das Fundament im Bass, der grundtonale Schwerpunkt der Musik im Mittenband gehen dem Ether 2 eben hörbar über alles. Hier zeigt sich der MrSpeakers kontrolliert, konturiert und aufgeräumt. Nebenkriegsschauplätze wie Anrissgeräusche, Raumreflexionen oder publikumsseitiges Gehüstel dagegen werden bisweilen geflissentlich ignoriert.

Gesamttonalität

Nebenwirkungen dieser Funkel-Abstinenz? Wenige bis keine. Ins freudlos Muffige kippt die tonale Gesamtbalance zu keiner Zeit. Dazu ist der MrSpeakers Ether 2 bis zum runtergedimmten Hochton und dem nahezu weggeblendeten Superhochton schlicht viel zu linear, ja praktisch frei von Dellen im Frequenzspektrum. Allenfalls habe ich den Eindruck, dass der Pegel vom Oberbass an nach oben hin linear beziehungsweise stetig minimal zurückgeht, ehe er sich dann zum Superhochton hin verabschiedet.

Dynamik

Eine dynamische Zögerlichkeit als Preis des geschmeidigen Genießertums lässt sich ebenso wenig bescheinigen. Dazu ist die Spannkraft und Antrittsschnelligkeit des MrSpeakers Ether 2 – vor allem bei Grobimpulsen – viel zu ausgeprägt und sein Timing zu zackig, akkurat und punktgenau. Einzig bei feindynamischer Detailarbeit, wie sie etwa bei schnellen Klavierläufen im oberen Klaviaturdrittel abverlangt wird, zollt der MrSpeakers Ether 2 hin und wieder seinem leicht mattierten Grundtimbre Tribut und ziseliert die Unterschiede im Anschlag der Tasten nicht ganz so differenziert wie etwa mein HiFiMAN HE-1000.

MrSpeakers Ether 2 Kopfhörer Kopfband -Einstellung

Klangvergleiche mit dem MrSpeakers Ether 2

An dieser Stelle fair und ausgewogen zu bleiben, ist bei einem derart reif balancierten Hörer keine leichte Aufgabe. Reinheit, Klarheit, Auflösung, Transparenz, Schnelligkeit – alles Begriffe, die einen beim Ether 2 eben keineswegs anspringen. Der MrSpeakers Ether 2 ist kein Hörer, der sofort nach gelacktem Glitzer-Highend klingt. Hier wird nichts tonal frisiert oder klangfarblich aufpoliert. Und da einem der Ether 2 keine seiner Stärken „um die Ohren haut“, zeigt sich erst nach einigen Wochen kontinuierlichen Hörens (ähnlich, wenngleich auf anderem Niveau, dem einige Preisklassen tiefer liegenden, „Hidden Champion“ Audioquest Nighthawk, Preis: 399 Euro), was dieser Ausnahmehörer einem Musikliebhaber tatsächlich bieten kann.

Ein Beispiel: Im direkten A/B-Vergleich mit meinem geschlossenen Referenzhörer, dem unwesentlich günstigeren Audeze LCD-XC (Preis: 1.599 Euro), meinte ich zunächst eine gewisse Stumpfheit beim MrSpeakers Ether 2 ausgemacht zu haben. Der LCD-XC klang zunächst trotz des geschlossenen Prinzips offener, klarer und direkter. Erst nachdem ich mich zwei Wochen kontinuierlich mit dem Ether 2 „eingehört“ hatte, korrigierte sich dieser Eindruck – zugunsten des Ether 2. Nun mutete der Hochton des LCD-XC plötzlich unnatürlich aufgesetzt, etwas überpegelt und vordergründig an. Die vermeintliche Mattheit des Ether 2 rührte also daher, dass sich mein Ohr an jene hochtonale Überpräsenz gewöhnt und die vollendet bruchlose Anbindung des Hochtons an den Mittelton beim Ether 2 als „abgedunkelt“ missinterpretiert hatte.

Abgesehen davon ist der MrSpeakers Ether 2 in fast allen Parametern – Linearität, Bassqualität, Raumabbildung – dem LCD-XC und auch dem offenen Schwestermodell LCD-X überlegen. Dies bestätigt den Eindruck, dass es sich bei der hochtonalen Zurückhaltung des Ether 2 offenbar nicht um technische Unzulänglichkeit, sondern um eine sehr bewusste Abstimmungsentscheidung zugunsten maximaler Musikalität handelt.

Verstärkervorschläge

Kontrolliert, kräftig, im Mittelton hübsch aufgeräumt und obenrum akribisch auflösend und präsent bepegelt sollte er schon sein, der Traumverstärker für den MrSpeakers Ether 2. Mein mobiler Begleiter Chord Hugo (Preis: 1.699 Euro) kommt dem tonal schon recht nah. Zu mehr Leistung, denke ich mir, sagt der Ether 2 aber sicherlich nicht „nein“.

Praktisch, dass ich zeitgleich noch den bärigen 3-Watt-Transistor SPL Phonitor xe (Preis: 2.799) zum Testen hatte, der mit seiner sturzneutral autoritären Gangart und insbesondere seiner ungerührt analytischen Präsenz im Mittel- und Hochton eigentlich die Idealbesetzung gewesen wäre. Hätte nicht ein HiFi-Kollege den Ether 2 noch spaßeshalber mit dem Violectric V281 (Preis: 1.999 Euro) gepaart. Voilá: Noch einen Zacken besser auflösend und prägnanter im Hochton, ohne den eleganten Sound des Ether 2 analytisch seines Charmes zu berauben, hatte der MrSpeakers in dem Kraftwürfel vom Bodensee seinen perfekten Konterpart gefunden. Alles da, was man braucht, nichts schmeckte vor, keine falschen Effekte, keine Verfärbungen, keine Pfuschereien im Frequenzganz, nur Musik, Musik, Musik. Ganz klar: Diese mit wunderbar „richtiger“ Musik gefüllte Wolke um den Kopf des Hörers, zu der der MrSpeakers Ether 2 imstande ist, sie trägt mit sorgsam abgeschmeckter Elektronik ganz klar die Nummer 7.

MrSpeakers Ether 2 Kopfhörer von oben schräg

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Nubert nuZeo-Lautsprecher

Test: MrSpeakers Ether 2 | Kopfhörer

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