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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Die Verwandlerung
  2. 2 SPL Phonitor xe: Klangtest & Vergleiche

Der Kopfhörerverstärker Phonitor des Niederkrüchtener Sound Performance Lab (SPL) ist eine veritable Erfolgsgeschichte. Ursprünglich entwickelt zum Lautsprecher-ähnlichen Mixen und Mastern im Tonstudio, hat der Phonitor in seinen verschiedenen Formaten und Ausbaustufen vom SPL Phonitor Mini bis hin zum letztjährig getesteten SPL Phonitor x inzwischen auch im heimischem HiFi-Rack seinen festen Platz erobert. Der Aufstieg in den Komplettgerät-Olymp der Kopfhörer-Enthusiasten allerdings blieb dem SPL Phonitor x aufgrund seines mediokren D/A-Wandlers zunächst verwehrt. Beim neuen Phonitor xe hat SPL nun just an dieser Stelle nachgebessert. Ob der neue DAC 768 den Phonitor xe (https://spl.audio | 2.099/2.799 Euro ohne/mit DAC) endgültig in einen durch und durch highendigen Alleskönner „verwandelt“?

Technik & Praxis: SPL Phonitor xe

Neuer DAC hin oder her – rein äußerlich verrät das hinzugetretene „e“ im Vergleich zum SPL Phonitor x zunächst mal kaum Neuerungen. Die Gehäuseabmessungen haben sich mit ihren desktopfreundlichen 28 Zentimetern Breite nicht verändert. Auch die cockpitartig technoide Grundgestaltung der wahlweise in Rot, Silber oder Matt-Schwarz erhältlichen Front ist gleich geblieben.

SPL Phonitor xe Bedienfeld Front

Inklusive Crossfeed und feingliedrig arbeitender Balance-Regelung „Laterality“ – der  SPL Phonitor xe

Einzige relevante Änderung: Die bewährte SPL-Matrix-Schaltung, eine besonders ausgefuchste Crossfeed-Variante, ist nun auf die Wiedergabe „fertiger“ Musik optimiert. Bedeutet: Die speziell fürs Abmischen im Studio relevante Level-Regelung des Center-Signals wurde beim Phonitor xe eingespart.

Erfreulicherweise erhalten geblieben ist die extrem feingliedrig arbeitende Balance-Regelung „Laterality“. Diese eröffnet dem Hörer die im Home-Audio-Bereich leider äußert rare Möglichkeit, ein minimal asymmetrisch nachlassendes Hörvermögen auch in kleinem Umfang auszugleichen. Im Gebrauch als Heim-HiFi-Gerät hingegen eher als Spielerei gehen die beiden üppig bemessenen und glamourös beleuchteten VU-Meter durch. Diese lassen sich über einen Kippschalter nun sogar in 6-dB-Schritten so justieren, dass auch bei kleineren Pegelausschlägen die Nadeln des VU-Metern stets effektvoll, will heißen: schön weit ausschlagen. Sagen wir so: Es sieht zumindest professionell aus.

Kein Anschluss unter diesem Buchstaben: „e“ heißt Headphones only

SPL Phonitor xe von hinten

Der SPL Phonitor xe ist nun nicht mehr als Vorverstärker einsetzbar, sondern ein reiner Kopfhörerverstärker

Was im Übrigen auch für die Rückseite des SPL Phonitor xe gilt. Seine Studio-Gene verrät der Kopfhörerverstärker hier bereits durch die in beiden Guck-Richtungen (von hinten, von oben) beschrifteten Anschlüsse. Als da wären: ein symmetrischer, ein unsymmetrischer Eingang als analoge Direktverbindungen zur Verstärker-Sektion des SPL Phonitor xe, dazu die gängigen Digital-Eingänge USB-B, Cinch, AES/EBU sowie Toslink.

Darüber hinaus bietet der SPL Phonitor xe nun nicht nur an der Front, sondern auch rückwärtig jeweils einen symmetrischen 4-Pol-XLR- sowie einen unsymmetrischen 6,3-Klinke-Kopfhörerausgang, sodass die Kabelage permanent angeschlossener Schallmützen nun auch wohnraumtauglich im Rack-Hintergrund verbleiben kann. Die Umschaltung zwischen den zwei Front- und zwei Rück-Kopfhörerausgängen ist über einen weiteren Kippschalter an der Vorderseite des Kopfhörerverstärkers realisiert. Es kann aber stets nur ein symmetrisch oder ein unsymmetrisch angeschlossener Kopfhörer betrieben werden, der Nachbarausgang schaltet sich automatisch stumm. Die Methode der Wahl ist dabei der symmetrische Anschluss. Hier steht nämlich tatsächlich die doppelte Leistung zur Verfügung, da der SPL Phonitor xe exklusiv im symmetrischen Betrieb aus beiden integrierten Endstufen feuert. Der Hersteller verspricht hier die landläufig mit „mehr Leistung“ assoziierten Klangeffekte, nämlich eine „straffere Basswiedergabe“ sowie „entspanntere Höhen“.

Das Fehlen jeglicher „nicht-kopfhörigen“ Ausgänge verrät eine weitere Einschränkung: Der SPL Phonitor xe ist im Gegensatz zum x-Modell nun nicht mehr als Vorverstärker einsetzbar, sondern geriert sich unmissverständlich als Kopfhörerverstärker.

SPL Phonitor xe Pegelanzeige

Erhalten geblieben ist wiederum die enorm praktische Fernbedienbarkeit des Vorgängermodells. Auch der SPL Phonitor xe kann jede beliebige Fernbedienung in wenigen und vom Hersteller höchst verständlich erklärten Schritten „anlernen“ und sodann zum An- und Anschalten sowie zur Lautstärkeregelung nutzbar machen, ohne den Couchtisch mit einem weiteren unschönen Stück Plastik zu belasten.

Watt Volt ihr mehr: Kraft satt dank 120-Volt-Technologie

Eins zu eins vom Phonitor x übernommen wurde die analoge Verstärker-Sektion, die SPL-typisch in 120-Volt-Voltair-Technologie arbeitet und mit 2,7 Watt an 32 Ohm sowie immerhin noch rund 1 Watt an 600 Ohm mehr als ausreichend Leistung für so gut wie alle am Markt erhältlichen Kopfhörer inklusive kapriziöser Magnetostaten verspricht.

Zur individuellen Anpassung des Regelbereichs der Lautstärke im Hinblick auf Kopfhörer unterschiedlicher Impedanz oder variierenden Wirkungsgrads hat SPL auf der Unterseite des Gehäuses ein Zwei-Tasten-Mäuseklavier eingebaut. Hier können zum einen Signale, die am analogen Cinch-Eingang anliegen, vom moderaten „HiFi-Pegel“ um 10 dB auf „Studio-Pegel“ angehoben werden. Die zweite, für mich persönlich ungleich relevantere Mäusetaste hebt den Pegel der Kopfhörer-Ausgänge nochmals um 22 dB an – was im Ergebnis doch ziemlich beeindruckend gerät. Selbst bei meinem grenzwertig schwierig zu treibenden Hifiman HE1000 hatte ich auch bei leiseren Aufnahmen immer noch mehr als Zweidrittel des Lautstärke-Regelbereichs als Headroom zur Verfügung.

Wandeln auf neuen Pfaden: der DAC 768

SPL Phonitor xe Anchlüsse auf der Rückseite

Der SPL Phonitor xe bietet zwei analoge und vier digitale Eingänge sowie vier Ausgänge (zwei davon auf seiner Vorderseite)

Die wichtigste Neuerung des Phonitor xe allerdings hat nichts mit Watt oder Dezibel zu tun, sondern mit Kilohertz und Bits. Als erster Phonitor überhaupt wurde das xe-Modell nämlich mit dem neuen DAC 768 ausgestattet. Im Herzen dieses Wandlers kommt der zweikanalige 32-Bit-Premium-DAC AK4490 von AKM zum Einsatz. Dessen „Velvet Sound“ getaufte Kern-Architektur garantiert laut Hersteller einen größtmöglichen Dynamikbereich bei geringsten Verzerrungen. Wie der Name nahelegt, bietet der neue Wandler PCM-Abtastraten mit bis zu 32 Bit und 768 kHz. Die volle Auflösung wird allerdings nur über den USB-B-Eingang unterstützt. Der koaxiale Cinch-Digitaleingang wandelt bis zu einer Abtastrate von 192 kHz, der optische Eingang naturgemäß lediglich bis 96 kHz. Dazu kommen – abermals exklusiv via USB – DSD-Formate bis hin zu DSD256.

SPL-typisch wurde auch beim DAC, namentlich im Strom-Spannungswandler und Tiefpass-Filter, die bewährte 120-Volt-Voltair-Technologie eingesetzt, die laut Hersteller abermals eine klangliche Steigerung insbesondere der Grob- und Feindynamik im Vergleich zu herkömmlichen Techniken verspricht. Aber wer glaubt schon irgendwelchen bloßen Versprechungen? Also nichts wie reingehört ins neue SPL-Standalone-Flaggschiff.

SPL Phonitor xe: Klangtest & Vergleiche

SPL Phonitor xe mittlere Front

Nun denn: Wer für sich alleine stehen will, muss auch für sich alleine spielen. Also hören wir zunächst einmal, wie dem Phonitor xe seine „Verwandlerung“ zum mutmaßlich Besseren bekommt. Im zweiten Hörschritt gilt es dann zu klären, welchen konkreten Anteil der DAC768 an der klanglichen Performance des Gesamtpakts SPL Phonitor xe hat, indem wir den neu integrierten Wandler gegen den analog angeschlossenen Chord Hugo als externen DAC antreten lassen.

Unbegrenzt anschlussfähig – Leistung satt

Allerdings müsste ich dazu erst mal meine Kinnlade wieder hochklappen, die in der ersten Hörrunde von der unbändigen Kraft, Kontrolle und Souveränität des bulligen Studio-Werkzeugs förmlich aus den Kieferangeln gehoben wurde. Viel Watt hilft manchmal wohl doch viel. Jedenfalls habe ich meinen notorisch leistungshungrigen Hifiman HE1000 noch nie auch nur im Ansatz so straff, dynamisch, antrittsschnell, griffig und linear spielen hören. Wo war das softe Verschleifen von Impulsen geblieben, das dem Hifiman HE1000 zuverlässig einen zwar allzeit entspannt-eleganten, jedoch gelegentlich behäbigen Charakter verpasste? Buchstäblich weggeblasen vom Phonitor xe.

Ungebremst realistisch – Dynamik pur

Steven WilsonJa, der SPL Phonitor xe hat tatsächlich was von einer Festung: Alles, was nur irgendwie mit Kraft und Kontrolle zu tun hat, beherrscht dieser DAC-Verstärker in Perfektion. Grobdynamisch schüttelt der SPL Phonitor xe jede noch so brachiale Attacke förmlich aus dem Ärmel, geht feindynamisch allerdings umso nuancierter zu Werke. Großen Anteil an dieser praktisch komplett entfesselten Dynamik hat dabei der vollständig schwarze Hintergrund, vor dem sich musikalische Impulse ungestört und wohltexturiert wie auf einer gründlich gesäuberten und komplett störungs- und irritationsfreien Bühne frei entfalten dürfen. Insbesondere Live-Alben wie Steven Wilsons Get All You Deserve (auf Amazon anhören) bekommen dadurch eine Unmittelbarkeit, die ich bislang über keine andere Wandler-Verstärker-Kombination in dieser Form feststellen konnte. Nein, eine derart referenzwürdige Dynamik würde ich aus der Erinnerung heraus dem Phonitor x mitsamt seines weniger hochwertigen DACs nicht attestieren. Der DAC768 lässt dem Phonitor-Verstärker also ein deutlich verzerrungsreduziertes, reineres und störungsärmeres Signal angedeihen – die Verstärkersektionen von x und xe sollten sich ja nicht nennenswert unterscheiden.

So viel Spaß, wie’s nüchtern geht …

Gesamttonal bleibt der SPL Phonitor xe der strikten Neutralität seines Vorgängers verpflichtet. Über die komplette Breite des Frequenzgangs sind keinerlei Ausschläge nach oben oder unten zu erkennen. Wenn hier etwas hervorgehoben wird, dann vom angeschlossenen Kopfhörer selbst – was der SPL Phonitor xe dann umso deutlicher aufzeigt. Ich kann den Phonitor xe als Referenzgerät zum Vergleichen von Kopfhörern mit Nachdruck empfehlen.

SPL Phonitor xe Innenaufnahme

Im Vergleich zu einem anderen Referenzgerät, dem Violectric HPA V281 (Preis: 1.999 Euro), bespielt der SPL Phonitor xe die Frequenzenden nicht ganz so umfassend, marschiert also nicht ganz so tief in den Basskeller und leuchtet auch die instrumentalen, stimmlichen oder raumreflexions-bedingten Obertöne nicht ganz so nachdrücklich aus. Das gereicht dem Phonitor xe im Vergleich zum V281 zu einem erdigeren, schnörkelfreien und auch langzeittauglicheren Gesamtklang, der sich, obschon zur Genüge vorhanden, niemals in Details verliert, sondern stets das homogene Ganze der Musik ins Zentrum der hörerseitigen Aufmerksamkeit stellt.

Revolution von unten – eine neue Bass-Referenz?

Daniel Stelter - Homebrew SongsDieser letzte Schuss Emotionalität, der dem Konkurrenten vom Bodensee in meinen Ohren abgeht, rührt zu großen Teilen vom schlicht phänomenalen Bass des Phonitor xe. Ja, diese Paarung ansonsten eher antagonistischer Merkmale, die SPL da gelungen ist, macht wahrlich süchtig. Der Bass des Phonitor reicht zwar nicht maximal tief in den Keller, präsentiert sich aber sehr stimmig balanciert zwischen „füllig“ und „kontrolliert“, besitzt also gleichermaßen hinreichend Volumen, Textur und „Grip“. Er ist trittsicher im Timing, klingt aber nie maschinell streng, sondern behält stets eine groovige Lässigkeit. Die Bass-Soli eines Daniel Stelter (Album: Homebrew Songs; auf Amazon anhören) fahren einem da ungebremst ins Tanzbein und scheinen einem fast schon – gewissermaßen als highfidele Phantom-Empfindung per Kopfhörer – die Magengrube zu streicheln.

Klarheit vor Kirmes – sachliche Mitten und Höhen

SPL Phonitor xe Front & Top

Weniger spektakulär gerät, was das Phonitor-xe-Gesamtpaket in den Mitten bietet. Verwöhnt durch die betont süßlich-schwelgenden Mitten meiner Röhren-Kombi aus Jadis JS2 Wandler (Preis: 6.400 Euro) und Ear HP4 Kopfhörerverstärker (Preis: 4.450 Euro) brauche ich da schon ein paar Tage, um mich in die etwas nüchtern aufspielenden Mitten des SPL Phonitor xe einzuhören. Was ich an ihnen jedoch recht schnell schätzen lerne, ist die enorme Klarheit und Transparenz, die musikgenreübergreifend geboten wird. Ja, der Ear HP4 vermag ein Streichquartett hinreißend detailliert und farbig zu projizieren, verliert aber zumindest am leistungshungrigen Hifiman HE1000 bei ganz großem Orchester hin und wieder leicht die Übersicht, was dann zu einer leichten Versuppung der Mittenkonturen führt. Derlei Überforderung kennt der SPL Phonitor xe nicht im Traum. Egal, wie groß die Besetzung, wie facetten- und quellenreich das Tutti: Das Klangbild bleibt, obschon nicht bis ins irrwitzigste Detail aufgelöst, stets vollkommen klar und transparent.

Wie angewurzelt – ein Souverän im Raum

Wie schon beim fokussierten Frequenzspektrum sorgt der SPL auch in Sachen Raumabbildung dafür, dass sich der Hörer nicht in Nebenkriegsschauplätze verirrt, sondern dem musikalisch Wesentlichen folgt. Breite und Tiefe des imaginären Raumes sind stattlich, aber im Vergleich zu anderen Gerät im Preissegment keineswegs ausufernd. Statt des akustischen Panoramas legt der SPL Phonitor xe den Fokus auf Ordnung und Stabilität der Raumabbildung. Jedes Orchestermitglied behält seinen festen Platz auf der virtuelle Bühne, auf dem es wackelfrei und umrissscharf sitzt und mühelos identifizierbar bleibt. Die Positionierung der überdurchschnittlich plastisch modellierten Phantom-Schallquellen ist wie in Stein gemeißelt, was dem SPL Phonitor xe auch in puncto Räumlichkeit einen ruhigen und autoritären Charakter verleiht. Die Lokalisation von Schallquellen gelingt ebenfalls spielend, und deren Konturen werden just bis zu jenem Grad herausgearbeitet, den man noch als „natürlich“, mithin nicht artifiziell überschärft bezeichnen kann.

Alles, was zählt – Auflösung im grünen Bereich

Diese bei aller analytischen Qualität stets anstrengungslose Bekömmlichkeit, ja: „Süffigkeit“ des Phonitor-Klangs rührt – klar, der emotionale Bass spielt natürlich ebenfalls mit rein – auch vom Verzicht aufs allerletzte Körnchen Feinstauflösung im Hochton. Das Obergeschoss präsentiert sich durchaus crisp, schimmernd, präsent und informativ, macht aber eben niemals für sich alleine „Kirmes“, lenkt also nicht durch Blitzen und Blinken vom musikalisch Wesentlichen ab. Etwas plakativ überspitzt: Wo andere Highend-Verstärker noch einer verebbenden Hallfahne bis in den hintersten Winkel des Aufnahmeraums hinterherjagen, hat der SPL Phonitor xe bereits den nächsten musikalisch bedeutsameren Impuls vor Augen.

SPL Phonitor xe Pegelanzeige und Lautstärkeregler

Kraft ohne Ende, referenzwürdige Dynamik, kompromisslose Kontrolle, ein phänomenaler Bass und dazu eine ausgewogene Dosis an Hochtonanalytik und Abbildungspräzision: Ja, der Phonitor x war ein rundum überzeugendes Gerät – aber auf dermaßen hohem Niveau wie der xe spielend habe ich ihn nicht in Erinnerung. Zeit also, der Frage nachzugehen, welchen Anteil der neue DAC 768 an der beachtlichen Gesamtperformance des SPL Phonitor xe hat. Und: Welche Grenzen man der neuen Referenz-Kombination aus dem Hause SPL durch den Einsatz alternativer D/A-Wandler vielleicht doch noch aufzeigen kann.

Vergleich: DAC768 gegen Chord Hugo

Nun denn: Wird der DAC768 zur großen Nummer – oder bleibt letztlich doch mein Hugo Boss? Um diese Frage zu klären, verbinde ich meinen transportablen DAC-Verstärker Chord Hugo als reinen DAC analog per Cinch-Eingang mit dem Phonitor xe. Theoretisch, will heißen: preislich gesehen sollten beide Geräte in derselben Liga spielen, vielleicht mit leichten Vorteilen für den Hugo, dessen DAC-Sektion um ein Vielfaches ausgefuchster ausfällt als sein vergleichsweise simpler Verstärker-Part. Und höre da: Tatsächlich fallen charakterliche Varianzen, jedoch keine qualitativen Gefälle auf. Beide DACs spielen auf einem Level, setzen allerdings unterschiedliche klangliche Prioritäten.

Der DAC768 erzeugt einen merklich besser ausgeleuchteten Raum mit stabilerer Positionierung, klarerer Abbildung und Umrissschärfe und füttert einzelne Schallquellen mit deutlich mehr Körper an. Alles wirkt klarer umrissen, souveräner und stabiler positioniert, zudem besser texturiert und „blanker poliert“ als über den Chord. Angesichts des bereits großzügig bemessenen und ordentlich ausgeleuchteten Raumes und der Klarheit im Ton des kleinen Chords ist das also durchaus eine Ansage des DAC768. Auch dass der Hugo im Direktvergleich dynamisch sogar minimal gebremst, weniger impulsiv und anspringend wirkt, passiert dem an sich knackig-zackigen Engländer beileibe nicht alle Tage.

Unterschiede? Rein geschmacklich

Deklassiert wird der Hugo vom Phonitor-xe-DAC allerdings keineswegs. Der Hosentaschen-Wandler klingt farbiger, wohliger und durch seine leichte Wärme und das Plus an Geschmeidigkeit, gerade in den Mitten, wirkt der Hugo einen Tick gefälliger, reproduziert damit das schwerlich merkmalstechnisch zu fassende Timbre von Stimmen und Instrumenten noch etwas eingängiger als der SPL Phonitor xe.

SPL Phonitor xe innen Detail

Und während sich beide DACs in Sachen Auflösung und Hochtondetails kaum etwas schenken, positionieren sie sich doch an unterschiedlichen Stellen der Bedürfnisskala von HiFi-Fans, die im Großen und Ganzen auf eine neutrale Wiedergabe stehen: der Chord Hugo als vorsichtig schwelgerischer Genießer, dem sein cremiger Vortrag über alles geht; der SPL Phonitor xe letztlich doch eher als gewissenhafter Chronist der Aufnahme, der, obschon alles andere als ein klinisch-kühler Spaßverderber, bei aller Emotionalität nichts von seiner Transparenz, Klarheit und Ordnung zu opfern bereit ist. Musik genießen lässt sich über beide DACs hervorragend, rein technisch, also nach harten klangliche A-Kriterien (Dynamik, Neutralität, Basskontrolle etc.) bewertet, dürfte der DAC768 sogar der minimal „bessere“ DAC sein. Timbre und Geschmeidigkeit des Hugo, Klarheit, Stabilität und Präzision des DAC768 – das wär’s.

Mehr geht immer: volles Röhr am Jadis-DAC

Ich korrigiere: Ist’s. Denn just diese Mischung erhalte ich, als ich den Hugo gegen meinen stationären Jadis JS2-Wandler tausche. Das Röhrengerät spendiert der Verstärker-Sektion des SPL Phonitor xe den „finalen Rettungsschuss“ an Wärme und Natürlichkeit. Die neutralistische Studiohaut wird vollends abgestoßen, und übrig bleibt der reine musikalische Genuss. Die ungleiche Paarung aus Röhren-DAC und Quasi-Studio-Amp liefert nicht zuletzt den Beweis, dass dem Phonitor-Verstärker solo auch in Sachen Feinstofflichkeit, Obertonreichtum weniger Grenzen gesetzt sind, als dies in Kombination mit dem DAC768 zunächst den Anschein hatte.

Zur klanglichen Gänze ausgereizt ist die grandiose Verstärkersektion des Phonitor xe also auch mit dem neuen DAC768 noch nicht. Im Unterschied zum zurückliegenden Test des Phonitor x mache ich das diesmal jedoch keinesfalls an der nicht ganz standesgemäßen Qualität des integrierten Wandlers fest, sondern an der praktisch beliebig skalierbaren Verstärkersektion, die schlicht durch nichts aus der Ruhe und fürs Erste auch von keinem mir zur Verfügung stehenden Hörer oder Equipment weder leistungs- noch qualitätsmäßig an ihre Grenzen zu bringen war.

SPL Phonitor xe Logo

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Test: SPL Phonitor xe | Kopfhörer-Verstärker

  1. 1 Die Verwandlerung
  2. 2 SPL Phonitor xe: Klangtest & Vergleiche

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