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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Energetisch
  2. 2 Inklang Ayers Two Wireless mit HD 10 Stream Connect: Klangtest und Vergleiche

Vor nicht ganz drei Jahren rüttelte mich ein Lautsprecher mit seinem grobdynamischen Talent aus der Müdigkeit eines grauen Novembers: Die kompakte und passive Ayers Two war die erste Box des Hamburger Herstellers Inklang, die sich in meinem Hörraum unter Beweis stellen durfte. Inzwischen hat Inklang sein Portfolio erweitert – oder genauer gesagt: flexibilisiert. Die Lautsprecher der Ayers-Serie sind nun gegen 600 Euro Aufpreis pro Paar samt und sonders in einer aktiven und/oder kabellosen Variante erhältlich. Grund genug für mich, die hanseatischen Schallwandler erneut in meinen Hörraum zu bitten – diesmal allerdings im Vollausbau, sprich als aktive „Inklang Ayers Two Wireless“ (2.798 Euro | www.inklang.de) im Zusammenspiel mit dem digitalen Sound Hub „Inklang HD 10 Stream Connect“ (899 Euro). Schauen wir uns das Testpaket einmal näher an!

Die ausgepackten Inklang Ayers Two Wireless

Frontseitig unterscheiden sich die Inklang Ayers Two Wireless optisch nicht von ihren passiven Geschwistern

Zunächst einmal zu den Aktivlautsprechern: Von der Rückseite – logo – abgesehen, sehen sie exakt so aus wie die passiven Varianten (ausführlicher Test Inklang Ayers Two). Kein Wunder: Dem modularen System von Inklang folgend, sind Gehäuse und Chassis identisch. Wer sich also für entsprechende technische und konstruktive Details sowie Look und Verarbeitungsqualität interessiert, dem empfehle ich die Lektüre des zuvor verlinkten Testberichts – andernfalls würde dieser Testbericht wohl noch ausufernder ausfallen, als er jetzt schon ist.

Deutlich anders geht es bei unseren Aktivlingen naturgemäß auf der Rückseite zu: Dort, wo die passive Variante ein einsames Single-Wiring-Anschlussterminal aufweist, wartet die aktive Inklang Ayers Two Wireless mit einem deutlich umfangreicheren Anschluss- und Konfigurationsfeld auf, dessen Rückseite die innere Aktivelektronik trägt. Es handelt sich übrigens um „echte Aktive“, also kein Master-Slave-System.

Rückseite der Inklang Ayers Two Wireless

Ihr Heck gibt die Inklang Ayers Two Wireless klar als Aktivbox zu erkennen

Die Eingangspforten der Inklang Ayers Two Wireless

Es gibt eine ganze Reihe von Wegen, die Ayers Two Wireless mit Musik zu beschicken: Über ein Cinch-Buchsenpaar lässt sich eine analoge Vorstufe beziehungsweise lautstärkegeregelte analoge Hochpegelquelle anschließen. Außerdem gibt es noch je einen optischen und koaxialen S/PDIF-Eingang zum Anschluss von digitalen Quellen. Allerdings, und das ist wichtig zu wissen, müssen auch diese ihre eigene Lautstärkeregelung mitbringen. Das hängt mit dem (später noch ausführlicher beschriebenen) besonderen Signalfluss und Verstärkungskonzept der Lautsprecher zusammen – womit wir auch beim dritten und komfortabelsten Zuspielweg wären, nämlich dem kabellosen.

Rückseitiges Anschlussfeld der Inklang Ayers Two Wireless

Die Inklang Ayers Two Wireless kann auch Kabel: das rückseitige Anschlussfeld

Der hauseigene Spielpartner: Sound Hub „HD 10 Stream Connect

Hier kommt die Vorstufe oder besser der Sound Hub „HD 10 Stream Connect“ zum Einsatz. Es handelt sich dabei um ein elegant wirkendes, nahezu quadratisches (bummelig 20 x 20 cm) und fünf Zentimeter hohes Kästchen aus sandgestrahltem Aluminium, das nicht nur mit edlem Design und sauberer Verarbeitung aufwartet, sondern auch Streamer sowie analoge wie digitale Vorstufe ist. Und last, but not least, als „Funkstation“ zu den aktiven Ayers-Lautsprechern fungiert.

Inklang HD 10 Stream Connect von vorne

Vorverstärken, streamen und funken – so lässt sich der Kompetenzbereich des Inklang HD 10 Stream Connect in Kurzform beschreiben

Auf der Rückseite des HD 10 Stream Connect finden wir einen analogen Hochpegeleingang, drei Digitaleingänge (S/PDIF optisch und koaxial, HDMI ARC), einen USB-A-Anschluss für externe Datenträger sowie eine LAN-Buchse für die Einbindung ins heimische Netz. Einen Bluetooth-Empfänger hat der HD 10 Stream Connect ebenfalls an Bord. Über die integrierten 2,4- und 5-GHz-Antennen ist es überdies möglich, per WLAN zu streamen.

Der HD 10 Stream Connect unterstützt derzeit das Netzwerkprotokoll UPnP  sowie die Streamingdienste Spotify Connect, Tidal, Qobuz, Deezer und Highresaudio. Er bündelt also Streaming sowie analoge und digitale „Kabel-Eingänge – und verschickt die Musik dann auf digitalem Weg über eine 5,8-GHz-Sendeschnittstelle mit 24 Bit/192 kHz an die Inklang-Ayers-Aktivlautsprecher. Wer aufgepasst hat, wird sich fragen, was mit den eingehenden Analogsignalen geschieht: Korrekt, diese werden im HD 10 Stream Connect über einen A/D-Wandler vorab digitalisiert. Ähnliches passiert, nur dann eben im Lautsprecher, wenn Sie mit einer analogen Quelle direkt an einen aktiven Ayers-Lautsprecher andocken.

Rückseite mit Anschlüssen des Inklang HD 10 Stream Connect

Die Rückseite des HD 10 Stream Connect – auf WLAN und Bluetooth versteht sich der Inklang-Hub ebenfalls

Wahl der Eingänge und DSP-Presets an den Inklang Ayers Two Wireless

An den Lautsprechern selbst finden sich heckseitig zudem einige Mäuseklaviere: Über das erste wird angewählt, welcher Zuspielweg aktiviert werden soll (analog, digital, kabellos), über das zweite ist eine dreistufige Pegelanpassung möglich. Mit dem dritten DIP-Schalter lässt sich jeder Lautsprecher als linker oder rechter Lautsprecher konfigurieren, auch eine Monosumme kann gebildet werden. Wozu das? Nun, beispielsweise könnten Sie die beiden Exemplare eines Inklang-Ayers-Two-Wireless-Paars in zwei verschiedenen Räumen aufstellen – und so ist gewährleistet, dass bei jedem Lautsprecher die vollständige Mono-Summe ankommt, was gerade bei alten Pingpong-Stereoaufnahmen (ich sage nur: Die Beatles) durchaus Sinn ergeben kann: Man will ja nicht im Esszimmer das Schlagzeug und im Wohnzimmer den „Rest“ hören… Der letzte DIP-Schalter bietet drei DSP-Presets an. In der Stellung „Free“ wird das Signal nicht bearbeitet, sie repräsentiert also EQ-mäßig die Neutral-Stellung. In der Position „Wall“ wird für wand- oder eckennahe Aufstellung der Bassbereich abgemildert. Und die Stellung „Dynamik“ ist realiter eine Art Loudnessfunktion mit einem milden „Badewannen-Frequenzgang“, also leicht betonten Bässen und Höhen.

Signalpfad und Erwartungshaltungen …

Inklang Ayers Two Wireless mit Inklang HD 10 Stream Connect

Traute Eintracht: Inklang Ayers Two Wireless mit Inklang HD 10 Stream Connect

Meine bisherigen Erfahrungen mit kabellosen Musikübertragungssystemen aller Art sind aus audiophiler Sicht eher so lala. Denn wenn mit solchen Lösungen auf der einen Seite natürlich regelmäßig ein gewisser Komfortgewinn zu verzeichnen ist, so kann mich das akustische Resultat häufig nicht vollends überzeugen. Eine Problematik, die auch Inklang-Gründer Thomas Carstensen stets störte, wie er mir am Telefon erklärt: „Uns lag entwicklungsseitig am Herzen, dass wir zumindest für den Fall einer digitalen Musikquelle – und das ist ja der zentrale Anwendungsfall – inklusive Funkstrecke eine komplett wandlerfreie Signalkette von der Musikdatei bis unmittelbar vor das einzelne Lautsprecherchassis aufbauen.“

Daher habe sich Inklang für eine volldigitale Funkstrecke in Verbindung mit einem DDFA-Verstärkerkonzept entschieden, eine Weiterentwicklung der Class-D-Technologie. DDFA steht für Direct Digital Feedback Amplifier. „Direct Digital“ bedeutet, dass das digitale Funksignal, das der Lautsprecher vom HD 10 Stream Connect empfängt, unmittelbar in den DSP der Lautsprecher und von dort weiter in den Verstärker strömt. Während klassische Schaltverstärker typischerweise einen analogen Eingang aufweisen, also bei digitaler Zuspielung ein extra D/A-Wandler nötig ist, werden hier alle Signale vom Eingang bis zur Ausgangsstufe komplett digital transportiert und verarbeitet, mithin so wenig wie möglich „angefasst“. Dadurch entfalle die eingangsseitige Wandlung samt Risiko, sich hier Jitter und mithin eine Signalverschlechterung einzufangen. Außerdem könne dergestalt die Pulsweiten-Modulation (PWM) digital rauschärmer arbeiten.

Die Aktivelektronik der Inklang Ayers Two Wireless

Die Aktivelektronik der Inklang Ayers Two Wireless

Ein weiterer wichtiger Aspekt des DDFA-Konzepts ist das ausgeklügelte Feedback-System: Dieses soll die Spannung des Netzteils überwachen sowie Abweichungen zwischen dem leistungsstufenseitig an die Treiber gesandten analogen Signal und dem ursprünglichen digitalen Signal, mit dem die PWM arbeitet, erkennen. Als auf eine penible Übersetzung achtender „Dolmetscher“ zwischen analoger und digitaler Sphäre ist parallel zum Audiosignalpfad ein Prozessor in den Kontrollprozess eingebunden, der dabei von einem mitlaufenden Referenz-DAC unterstützt wird, und bei Übersetzungsfehlern auf die Signalmodulation in der PWM einwirkt. Seiner erzieherischen Aufgabe darf sich besagter DAC übrigens voll und ganz hingeben: Die D/A-Wandlung des Audiosignals vollzieht sich nämlich im Rahmen der PWM im Verbund mit einem Ausgangsfilter und mithin ohne dedizierten Wandler-Chip, wodurch der Signalpfad einfacher und störresistenter gehalten werden kann.

Das DDFA-Konzept hat sich Carstensen natürlich nicht ausgedacht, es wurde vom Digitalspezialisten Qualcomm entwickelt (wer noch mehr darüber lesen möchte, findet hier erschöpfend Auskunft). Auch andere gut beleumundete Hersteller setzen auf DDFA-Verstärkung, etwa NAD; das Konzept kommt im M32 zum Einsatz, den wir bereits im ausführlichen Test hatten.

Der highfidele Steuermann und seine App

Inklang Ayers Two Wireless: die App

Screenshots von der App des HD 10 Stream Connect

Mal kurz innegehalten: Wir haben also einen Streaming- und Vorverstärkungs-Hub, zwei aktive kabellose Lautsprecher und … wie wird das alles nun befehligt? Wenn auch eine klassische, schicke Fernbedienung für die wichtigsten Funktionen (Lautstärke, Eingangswahl, Start/Stopp) mitgeliefert wird: Natürlich über eine App! Diese basiert auf der Stream-Unlimited-Plattform, wurde aber speziell für Inklang designt und konfiguriert.

Die Einrichtung ist puppenleicht und folgt einem gelernten Prozedere: Zuerst lädt man die App hinunter, kabelt den HD 10 Stream Connect an (Strom und Netzwerk), sodann erscheint der HD 10 Stream Connect als Abspielgerät in der App und kann dann von dort aus konfiguriert werden. Das Pairing mit den Lautsprechern funktionierte bei mir auf Anhieb: Hierzu startet man erst in der Inklang-App das Pairing, dann tut man gleiches nacheinander bei den Lautsprechern – wenige Sekunden später haben sich alle Beteiligten miteinander bekannt gemacht: Hinein ins Vergnügen!

Inklang Ayers Two Wireless mit HD 10 Stream Connect: Klangtest und Vergleiche

Bassmitteltönermembran der Inklang Ayers Two Wireless

Die nachfolgenden Klangbeispiele beziehen sich auf einen Mix aus hochauflösendem Streaming via Qobuz sowie digital-koaxialer Zuspielung in den Hub über meinen CD-Spieler C.E.C. CD5. Später machen wir noch einen kleinen Exkurs zur analogen Zuspielung.

Als treuer fairaudio-Leser wissen Sie sicherlich, dass dies nicht unser erster Inklang-Ayer-Test ist. Wir hatten wie erwähnt ja schon die Inklang Ayers Two und zudem die Inklang Ayers Four sowie die Inklang Ayers Five zu Gast. Obwohl jeder dieser Testberichte von einem anderen fairaudio-Redakteur geschrieben wurde, herrschte doch eine gewisse Einigkeit: Die Ayers-Lautsprecher spielen tendenziell nach vorne, lassen an den Frequenzgangenden nichts anbrennen, zeigen sich dynamisch souverän, bieten eine insgesamt großzügige und involvierende Darstellung. Schön, wenn eine Marke ein klares Klanggepräge hat, das sich auch in ganz unterschiedlichen Setups durchsetzen kann und das unterschiedliche Redakteure gleichlautend beschreiben. Die aktive Ayers Two macht hier keine Ausnahme.

Fernbedienung des Inklang HD 10 Stream Connect

Eine klassische Fernbedienung liegt dem HD 10 Stream Connect ebenfalls bei

Über Bass und Sprunggelenksverletzungen …

Donald Fagen Sunken CondosTonal und dynamisch ist die Inklang Ayers Two Wireless jedenfalls in jeder Hinsicht voll da. Nehmen wir doch mal Donald Fagens sensationell tiefgefrostete Funk-Nummer „Slinky Thing“ (Album: Sunken Condos). Eigentlich ist das ein Track, der rund fünf Minuten lang nur vor sich hinplätschert. Der Mix aus nachgerade stoischen Drums, pumpenden Bassfiguren, Funk-Gitarren- und Clavinet- Einsprengseln sowie der kehligen Stimme von Fagen wurde kompositorisch sowie aufnahmetechnisch so konsequent emotional reduziert, dass man beim Anhören fast schon eine leichte Unterkühlung abbekommt. Aber nur fast: Denn die Ayers Two Wireless schaufelt den durchaus federnd aufspielenden Bass mit erfreulich verzerrungsfreiem und amtlichen Tiefgang in den Raum. Auch die permanent eingestreuten Gitarren-Licks kommen unverschleppt und zackig. Und wenn die abgestoppte offene Hi-Hat zischelt oder auch (selten genug) ein Crashbecken erklingt, dann ist da nicht nur einfach ein metallisches Zirpen zu vernehmen, sondern es wird richtiggehend Luft bewegt. Frische Brise im Hörraum! Der Effekt ist frappierend: Auch, wenn das Stück kompositorisch über die gesamte Laufzeit kaum echte Höhen, Tiefen oder gar eine Klimax bietet, juckt einen mit der Inklang Ayers Two Wireless nach wenigen Sekunden das Tanzbein, es bräuchte schon eine ausgedehnte Sprunggelenksverletzung, um nicht wenigstens mit dem Fuß mitwippen zu wollen. Großer Hörspaß!

Der Bassmitteltöner der Inklang Ayers Two Wireless

Erwachsener Auftritt: Der Bassmitteltöner der Inklang Ayers Two Wireless

Nochmal genauer: Der Bass ist für eine Kompakte mit erstaunlichem Tiefgang und dabei trotzdem sehr guter Konturiertheit gesegnet. Die Ayers Two Wireless kann in Sachen Bassqualität und Quantität durchaus mit einer mittelgroßen und „artgerecht gehaltenen“ – vulgo mit einem potenten Amp verbundenen – Standbox mithalten. Oder diese sogar übertreffen: Eine Joachim Gerhard Collection Nano (4.600 Euro) zum Beispiel zeigt sich da deutlich handzahmer, selbst wenn sie an meinen Abacus Ampollo Dolifet angeleint wird. Ebenso meine kompakte Audio Note UK AX-2 (3.750) – beide faden selbst mit kräftiger externer Verstärkung nach unten hin deutlich früher aus und sind auch im Hochton milder unterwegs.

Monitoresk mit einer Prise Pfeffer: Mitten & Höhen

Das Mittenband der Inklang Ayers Two Wireless wirkt dabei auf mich recht monitoresk und zwar sowohl mit Blick auf die Präzision als auch Tonalität: Clavinet und Gitarre, in ähnlichen Lagen spielend, sind bestens voneinander zu unterscheiden, die aktive Inklang kann gut differenzieren, spielt dabei insgesamt von der „Farbtemperatur“ etwas neutraler und somit kühler als meine AX-2, die gerade Stimmen noch etwas mehr Emotionen verleiht – nicht zuletzt, weil sie einen Tick wärmer als nach reiner Lehre abgestimmt ist.

Bassreflexöffnung und Logo auf der Front der Inklang Ayers Two Wireless

Der gut aufgelöste Hochtonbereich der Inklang Ayers Two Wireless kommt mit einer kleinen Prise Pfeffer, wie ich es mal nennen möchte. Dieses gewisse „umami“ bezieht der Hochton aber nicht aus einer pegelseitigen Überbetonung heraus; die Ayers ist sogar obenrum durchaus milder unterwegs als etwa eine diesbezüglich etwas frecher agierende B&W 805 D3 (6.000 Euro). Aber: Sie bildet Hochtonereignisse nicht nur gut aufgelöst, sondern auch mit einer gewissen „Größe“ ab. Ein Splashbecken fitzelt nicht als kleine Punktschallquelle herum, sondern zischt lustvoll und mit Schmackes in gefühlter Originalgröße. Dabei bleibt die Inklang Ayers Two Wireless aber trotz ihres „pfeffrigen“ Hochtons immer auf der langzeittauglichen Seite. Zischeln oder Näseln? Fehlanzeige!

Ungebremstes Engagement: Die Grobdynamik

Wipers Is this real?Grobdynamisch spielt die Ayers Two Wireless mit nahezu ungebremstem Engagement. Wenn der Drummer der Wipers im Track „Return of the Rat“ (Album: Is this real?) mit voller Wut Sechzehntel über die Toms nudelt und seine Snare verprügelt, wenn Greg Sages Bratgitarre eine Breitseite aus Achtelnoten schreddert und der Bass die Eingeweide massiert – dann ist die kompakte Inklang-Wireless-Box hier sicherlich nicht das limitierende Element. Sie bläst das vielmehr alles vollumfänglich und mit Wonne in den Hörraum. Doch auch die hochdramatischen Dynamikverläufe in Soap&Skins „Thanatos“, bei denen Anja Plaschg die Klaviertasten mal streichelt, mal mit voller Wucht ihre Hände in die Klaviatur krallt, bildet die Inklang Ayers Two Wireless sehr gut ab.

Frontalansicht der Inklang Ayers Two Wireless

Feines Händchen?

Antonín Dvořáks Aus der Neuen WeltUnd wie steht’s in Sachen Feindynamik? Hören wir doch mal in den zweiten Satz von Antonín Dvořáks Sinfonie Nr. 9 (Aus der Neuen Welt) rein. Wenn dort das Englisch Horn eine unendlich traurige Weise anstimmt, die permanent im pianissimo bleibt, aber dennoch mal etwas stärker, mal etwas zarter angeblasen wird, und parallel Bratschen ersterbende Melodielinien anstreichen – dann sind die Lautstärkeverläufe beider Instrumente über die Ayers Two prinzipiell schon gut nachvollziehbar. Aber: Meine Audio-Note AX-Two (im Verbund mit der Tsakiridis-Alexander-Vorstufe und den Valvet-Monos A4MKII) schält die einzelnen Phrasierungen und Lautstärkeschwankungen dann doch noch einen Tick besser und feiner abgestuft heraus. Was dann am Ende ein noch emotionaleres Erlebnis verspricht. Aber, lassen wir mal die Kirche im Dorf: Es wäre andererseits ja auch fast ein Wunder, wenn ein Team aus Hub und Aktiven hier mehr leisten könnte als ein Set aus Passivlautsprechern, Vor- und Endstufe mit einem klar fünfstelligen Gesamtpreis.

Aktiv oder passiv?

"Inklang"-Schriftzug auf der Rückseite der Inklang Ayers Two Wireless

Wo wir gerade beim Thema sind. Vergleiche zwischen Aktiv- und Passivkonzepten sind generell mit Vorsicht zu genießen, denn bei der Passivvariante spielen ja die vorgeschalteten Vor- und Endverstärker gehörig mit rein. Wer da anfängt zu rechnen, der kann fast ins Staunen kommen: So kostet die aktive Ayers Two nur 600 Euro mehr als die passive. Und trotzdem muss sie sich in Disziplinen wie etwa Bassqualität, -quantität, Raumdarstellung definitiv nicht hinter der passiven Ayers Two im Verbund mit meinem üblichen HiFi-Besteck (Abacus Ampollo Dolifet, Valvet A4MK2) verstecken. Teilweise ist eher das Gegenteil der Fall. Ihre Grundqualitäten bringt sie also in der Aktivvariante ebenso rüber wie in der passiven. Man müsste also erst mal einen externen Vollverstärker für 600 Euro finden, der die passive Ayers Two optimal antreiben könnte. Andersherum wird natürlich auch ein Schuh draus: Die Ayers Two kann in der passiven Variante noch über die audiophilen Qualitäten der aktiven hinauswachsen – wenn man ihr eben entsprechende Zu- und Mitspieler zur Seite stellt. Die gute Nachricht: Bei Inklang haben Sie die freie Wahl, es hängt also nur von Ihrer Fantasie, Ihrem Hörgeschmack oder Ihrer Experimentierfreude ab, welchen Weg Sie gehen.

Aktiv quergecheckt

Und, der Vollständigkeit halber: Ich kenne natürlich noch andere Aktivkonzepte (wenngleich ich da preislich deutlich höher ins Regal greifen muss und es zudem keine Streamingoption gibt), die in der einen oder anderen Disziplin mehr abliefern. So kann beispielsweise eine Genelec 8351 (6.660 Euro) den Bassbereich noch tiefer, zupackender, konturierter präsentieren. Auch ist sie mit nochmals merklich gesteigerter Feinauflösung und Räumlichkeit gesegnet: Letzteres sind Qualitäten, die auch die 6040R (6.766 Euro) mitbringt, allerdings mit einem minimal wärmeren Einschlag im Mittenband.

Inklang Ayers Two Wireless beim Entpacken

Bühne frei!

Bei der passiven Ayers Two schrieb ich: „Die Bühnendarstellung ist ein wahres Sahneteil: Sie geht ein Stück weit auf den Hörer zu, leuchtet gleichwohl auch in der Tiefe gut aus. Schallquellen werden realistisch und treffsicher platziert.“ Jawohl, diese Aussage würde ich auch für die Aktivvariante beibehalten wollen. Interessanterweise scheint mir sogar die Tiefenstaffelung etwas hinzugewonnen zu haben – ein Effekt, den ich nicht unbedingt erwartet hatte, der aber gar nicht so abwegig erscheint, wenn man bedenkt: Über einen DSP kann man natürlich die Treiber noch gezielter und exakter „an die Hand nehmen“ als mit einer passiven Weiche, möglicherweise sorgt das dann insgesamt noch für das entscheidende Quäntchen Kohärenz. So entfalten die raffiniert und leise in Pink Floyds Stück „The Gunner’s Dream“ (Album: The final Cut) eingewobenen Geräuscheffekte (Kirchenglocken, Explosionen) nachgerade spukhafte Effekte, als würden sie außerhalb des Raums stattfinden. Beeindruckend!

Und sonst?

Innenansicht des Inklang HD 10 Stream Connect

Das elektronische Innenleben des HD 10 Stream Connect

Ich habe meinen CD-Spieler dann auch noch einmal analog mit dem Sound-Hub verbunden – denn digital war er ja schon verbunden. Das ist praktisch: So kann man durch Umswitchen in der App einen relativ seriösen Klangvergleich zwischen digitaler und analoger Zuspielung bekommen. „Relativ seriös“ heißt, dass natürlich auch die im CD5 verbaute Wandler- und Peripherieelektronik Einfluss auf den Klang hat, diese ist jedoch beim CD5 (einem Gerät der 4.000-Euro-Klasse) schon recht ordentlich. Und ja: Ein bisschen fällt der analoge Zuspielweg klanglich gegenüber dem rein digitalen Signalfluss ab. Der Unterschied ist nicht wirklich gravierend, aber das Gesamtbild wirkt über den analogen Hochpegeleingang etwas zurückgenommener, weniger dynamisch, auch im Höhenbereich leicht blasser. Vielleicht so, als hätte man eine sehr, sehr dünne Gardine davor gezogen.

Was ja auch Vorteile haben kann: Ich kann mir vorstellen, dass eine schlechte, höhenlastige Produktion (man denke mal an früher Hüsker-Dü-Alben, die ja nachgerade unerträglich abgemischt sind) auf diese Art und Weise sogar erträglicher wird. Trotzdem würde ich, generell gesprochen, den vollständig digitalen Signalweg bevorzugen, der sei ja auch – so sagte Thomas Carstensen eingangs – das primäre Einsatzszenario für die Ayers Two Wireless. Da würde ich zustimmen: Wer zum Beispiel ein echter Phono-Aficionado ist und die entsprechenden Mühen und Investitionen für eine hochwertige Vinyl-Abspielkette in Kauf nimmt, der erscheint mir nicht die Primärzielgruppe für einen Wireless-Lautsprecher darzustellen. Haken dran.

Der Hochtöner der Inklang Ayers Two Wireless

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H-E-A-R Devore

Test: Inklang Ayers Two Wireless | Aktivlautsprecher

  1. 1 Energetisch
  2. 2 Inklang Ayers Two Wireless mit HD 10 Stream Connect: Klangtest und Vergleiche

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