Demnächst im Test:

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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Danish Dynamite
  2. 2 Klang und Vergleiche: Buchardt A500 und Buchardt Audio Hub

Kleine Portionen, mit Finesse und frischen Ideen zu ebenso ungewöhnlichen wie feinschmeckenden Kreationen angerichtet. Das ist nicht nur das Erfolgsrezept des Restaurants Noma in Kopenhagen, sondern auch das der Landsmänner und -frauen des Hifi-Herstellers Buchardt (deutscher Direktvertrieb: www.hifipilot.de). Wie mundet das audiophile Pendant zum In-Restaurant? Zugegeben, der Vergleich ist gewagt. Schließlich wurde das Noma bereits mehr als einmal als „das beste Restaurant der Welt“ bezeichnet. Auch wenn es „nur“ zwei Michelin-Sterne vorweisen kann (Stand 2020). Schließlich spielt Buchardt zwar durchaus in der Gourmetklasse der Hifi-Welt, doch lässt man respektvollen Abstand zur absoluten Elite, was die Preise betrifft.

Die Objekte dieses Hörberichts zum Beispiel, die vollaktiven Kompaktlautsprecher Buchardt A500, starten in den seidenmatten Standardfarben weiß oder schwarz bei 3.500 Euro pro Paar. Die zum Test georderten Walnussfurniere kosten 150 Euro Aufpreis und sehen meines Erachtens am schicksten aus. Übrigens haben mich die A500 beim ersten realen Kennenlernen überrascht: Auf Fotos wirken sie nämlich etwas größer, als sie es in der Realität sind. Und ich glaube auch, den „Schuldigen“ dafür gefunden zu haben, wenn man das denn so ausdrücken kann: Eine ungewöhnliche Zutat ist ein ¾-Zoll-Tweeter, also ein Hochtöner mit einem Durchmesser von nur 1,91 Zentimetern.

Buchardt A500 - Front mit Bespannung

Die Buchardt A500 sind Aktivlautsprecher, die analog ansteuerbar sind und darüber hinaus ein WLAN-Netzwerk (WiSA) aufspannen, das die A500 im Zusammenspiel mit dem Buchardt Audio Hub noch vielseitiger werden lässt

Da wir fast ausschließlich 25-Millimeter-Hochtöner (ab und zu auch 28 Millimeter wie zum Beispiel bei Dynaudio oder 30 Millimeter wie bei der neuen Inklang-Ayers-Serie, siehe Test Inklang Ayers Two) gewöhnt sind, korrigiert das Gehirn die Proportionen entsprechend und lässt den Lautsprecher auf Abbildungen um etwa 25% größer aussehen. In echt sind die Buchardt A500 gerade mal schuhkartongroß. Der Tweeter sitzt in einem leicht konkaven Aluminiumteil, dem sogenannten CDC-Waveguide, der natürlich der Optimierung der Abstrahlung dient. Er übernimmt die Übertragung bei 2800 Hertz und kann laut Herstellerangaben bis 40000 Hertz hinauf spielen.

Digitaler Signalweg

Die aktiven Buchardt A500 sind klassisch analog per symmetrischer XLR-Eingänge verkabelbar. Und sie spannen darüber hinaus digital ein eigenes drahtloses WLAN-Netzwerk auf, das in der Lage ist, Musik von jedem WiSA-Sender (Wireless Speaker & Audio) zu streamen. Ein Vorteil der WiSA-Technologie ist, dass der Empfänger – also die Lautsprecher selbst – die Übertragung steuern und dabei prüfen können, ob die empfangenen Daten den gesendeten Daten zu 100% entsprechen. Im Fall eines Falles werden die als fehlerhaft erkannten Daten einfach erneut angefordert und zur Verfügung gestellt.

Hub, Hub, Hurra!

Buchardt Audio Hub

Der Buchardt Audio Hub

Die wahrscheinlich smarteste und gar nicht mal soooo teure WiSA-Lösung dürfte der Buchardt Audio Hub (solo für 700 Euro, im Paket mit den A500 für sehr moderate 250 Euro Aufpreis zu haben) darstellen.

Dieses recht unscheinbare, kleine schwarze Plastikkästchen mit einer einsamen weißen LED auf der Front stellt eine universelle Verbindungsplattform zur WiSA-Übertragung der Signale von allen möglichen Quellen dar. Laut Vertrieb kann man auf 10 bis 15 Meter durch zwei Wände hinweg eine stabile Verbindung aufbauen. Die vom Hersteller angegebenen 40 Meter gelten also fürs „barrierefreie“ Funkstrecken. Auf der Rückseite des Audio Hub finden sich je ein analoger Line- und AUX-Eingang, drei optische Digitaleingänge sowie jeweils ein digitaler HDMI-, Koax- und USB-B-Eingang. Zudem können Bluetooth-Endgeräte direkt auf den Audio Hub streamen, und zwar mit Bluetooth 5.0 aptX. Das Streaming-Einmaleins beherrscht der Audio Hub natürlich aus dem Effeff: DLNA, Spotify Connect und AirPlay sind ihm ebenso wenig fremd wie die Roon-Endpoint-Funktion via Chromecast. Seine Auflösungsbeschränkung auf 24 Bit und „nur“ 96 Kilohertz ist ein Faktor, dessen sich Nutzer bewusst sein sollten.

Buchardt Audio Hub - Anschlüsse auf der Rückseite

Die Anschlüsse auf der Rückseite des Buchardt Audio Hub

It’s a kind of magic

Die Größe der Buchardt A500 hindert sie nicht daran, eine audiophile Quasi-Vollausstattung mitzubringen: Ein Frequenzgang bis hinab zu 20 Hertz ist selbst bei aktiven und per DSP geregelten Lautsprechern dieser Größenordnung – zumal mit einem geschlossenen Gehäuse – eine Ansage. Zu dieser Tiefenleistung verhelfen den Buchardt A500 mehrere Zutaten. Da wären erstens die beiden Mittel- beziehungsweise Tieftontreiber, die laut Hersteller langhubig ausgelegt sind. Sie messen jeweils 150 Millimeter im Durchmesser und verteilen sich hälftig auf die Front und die Gehäuserückseite der A500. Zweitens der Antrieb: Die Chassis werden von drei Texas-Instruments-Class-D-Endstufen mit jeweils satten 150 Watt Leistung befeuert. Dieses üppige Leistungsangebot sollte bei entsprechender Belastbarkeit der Treiber die Energieumsetzungen auch in tieferen Frequenzregionen ermöglichen. Wenn – und damit kommen wir zu drittens – ein DSP mit im Spiel ist.

Buchardt A500 - Blick ins Innere

Blick ins Innere der Buchardt A500 (Foto: Hifi Pilot)

Der DSP in den beiden komplett identisch (kein Master-Slave) ausgestatteten Buchardt-Aktivlautsprechern versteht sich nämlich als „mehr als eine digitale Frequenzweiche“, denn er will sogar Systemresonanzen und Beugungen der Abstrahlung kompensieren. Dazu sollen ihm 2700 Messpunkte pro Chassis verhelfen, die einzeln gemessen, analysiert und bewertet wurden, um „die zahlreichen akustischen Phänomene, welche an diesen Messpunkten auftreten, sehr gut voneinander zu unterscheiden,“ so der deutsche Vertrieb. So ließe „sich beurteilen, wie genau die Korrektur der jeweiligen Phänomene erfolgen kann. Effekte, welche hingegen gewünscht sind und keiner Korrektur bedürfen“, ließen sich ebenfalls identifizieren.

Don’t call it Loudness!

Die in den Buchardt A500 integrierte „gehörrichtige Basswiedergabe“ nimmt den Grundgedanken der Loudness auf: Mit abnehmender Lautstärke verändert sich die Empfindlichkeit unseres Gehörs abhängig von der Frequenz: je leiser wir hören, desto weniger nehmen wir Bass und Hochton wahr, und die Mitten – als wichtigster Frequenzbereich zum Verstehen von Sprache – erscheinen dominanter. Buchardt will diesen Effekt kompensieren und „korrigiert“ den Frequenzgang über den DSP abhängig von der Lautstärke durch die Anhebung der weniger gut wahrgenommenen tiefen und hohen Frequenzen. So will man auch bei niedrigen Lautstärken einen als tonal ausgewogen wahrgenommenen Klang erzielen. Der DSP greift demnach nur bei Abhörlautstärken unter etwa 70 dB automatisch ins Geschehen ein.

Buchardt A500 - Konustreiber

Der rückwärtige Konustreiber der Buchardt A500

Modi Operandi

Der DSP erlaubt es dem Nutzer darüber hinaus unterschiedliche grundsätzliche Betriebsmodi einzustellen. Nicht allerdings über die für iOS und Android erhältliche App, sondern mit Hilfe von Konfigurationsdateien, die auf der Webseite des deutschen Vertriebs Hifi Pilot downzuloaden sind. Die heruntergeladenen Dateien muss der experimentierfreudige Hifi-Abenteurer auf einen USB-Stick mit FAT32-Formatierung laden und in die USB-Schnittstelle auf der Rückseite der ausgeschalteten Box einstecken. Die ist im Übrigen allein für diesen Job zu haben, als Anschluss für externe Festplatten mit Musikdateien oder gar Rechner taugt sie nicht. Nach dem Einschalten lädt der Lautsprecher die neuen Befehle, wie er mit den eingehenden Musiksignalen umzugehen hat. Dieses Prozedere muss jede Box einzeln durchlaufen.

Buchardt A500 - Raumeinmessung

Messung des Standard-Settings mit dem Mikrofon am Hörplatz während der gesamten Messung (links). Messung des Standard-Settings mit der empfohlenen Bewegung des Mikrofons im ganzen Raum während der Messung (rechts).

In sämtlichen Preset-Modi lässt sich nach dem Aufspielen eine Raumkalibrierung durchführen, und das sollten alle Besitzer aktiver Buchardts auch dringlichst tun – zumindest ausprobieren. Dazu bedarf es des Buchardt Audio Hub (er führt die Kalibrierung durch und sendet die berechneten Signale an die A500) und der angesprochenen App – allerdings nur die iOS-Variante, sodass man als Android-User auf den Einsatz eines iPhone-besitzenden Bekannten angewiesen ist. Warum? Nun, die Mikrofone in Android-Telefonen sind nicht standardisiert, in iPhones dagegen schon. Nur so ließe sich ein korrektes, konsistentes Messergebnis erzielen, sagt Buchardt.

Die Rückseite der Buchardt A500

Die Rückseite der Buchardt A500, die kreisförmigen Lautsprecherabdeckungen sind abnehmbar

Der Eingriff der Raumkalibrierung beschränkt sich im Übrigen sinnvollerweise auf den Bereich unter etwa 500 Hertz, was die meisten Probleme der Lautsprecher-Raum-Kopplungen ansprechen sollte. Interessant ist, dass man während der einminütigen Rausch-Phase der Einmessung frei im Raum herumgehen soll, um alle Raummoden zu erfassen, so Buchardt, die dieses Vorgehen Continuous Soundfield Sampling (CSS) nennen. Genauere Infos dazu und viele weitere Einsichten in die Technologie bieten die Webseiten von Buchardt und Hifi Pilot – hier würde dies definitiv den Rahmen sprengen. Ein Wort noch zur App: Diese präsentiert sich derzeit noch als reines Vehikel zur Raumkalibrierung, wird aber demnächst auch die Möglichkeit eines parametrischen Equalizers bieten, so der deutsche Vertrieb.

Voreingenommen

Die vier derzeit erhältlichen Sound-Presets üben einen globaleren Einfluss auf den Frequenzgang aus als die Raumkalibrierung. In der Standardkonfiguration – dem werksseitigen Auslieferungszustand – arbeiten die Buchardt A500 als 2,5-Wege-System. Dann deckt der rückseitige Woofer den Frequenzbereich zwischen 25 Hertz (bei -3 dB) und 150 Hertz ab, während der Treiber auf der Front von 25 Hertz bis 2800 Hertz spielt.

Buchardt A500 - 3-Wege-Setting

Buchardt A500: Frequenzgang nach der Einmessung im stimmbetonten Setting

Für kleine und kleinere Räume – so empfiehlt es der Hersteller – lässt sich ein Drei-Wege-Setting aufspielen. Dann übernimmt allein der rückwärtige montierte Treiber als Quasi-Subwoofer die Frequenzen unterhalb von 150 Hertz bis hinab zu schier unglaublichen 20 Hertz. Das Chassis auf der Front fungiert dann nur noch als tief einsetzender Mitteltontreiber. Damit reduziert sich die Schallenergie im Bass insgesamt etwas, und um den Pegelabfall aufgrund des im Bass fehlenden Fronttreibers in diesem Bereich teilweise zu kompensieren, muss der hintere Woofer fleißiger schuften. Das schränkt naturgemäß auch den möglichen Höchstpegel ein.

Das „Studio-Preset“ soll sich für den Nahfeldeinsatz zum Mixing und Mastering im Studio eignen und einen „absolut neutralen“ Frequenzgang bieten, so Buchardt. Etwas ungewöhnlich finde ich, dass die „ISO 226: 2003“-Kompensation (Normal equal-loudness-level contours, dazu gleich mehr) auch in einem fürs Tonstudio gedachten Setting Einzug hält – aber wenn’s gut gemacht ist, könnte es ja sogar an dieser der Neutralität verpflichteten Stelle segensreich sein.

Ein „Stimmbetontes Preset“ schließlich hebt den für Stimmen wichtigen Frequenzbereich im Mittelton etwas an – genau spezifiziert Buchardt diesen Bereich leider nicht.

Ein Hinweis: Die A500 besitzen ein leichtes Grundrauschen, das aber nur im auf mucksmäuschenstillen Raum hörbar ist. Im normalen Betrieb fällt es weder auf noch stört es.

Klang und Vergleiche: Buchardt A500 und Buchardt Audio Hub

Buchardt A500 im Hörraum

Buchardt A500 im Hörraum

Die geschlossenen Buchardt A500 bedürfen ein wenig Zeit und Zuwendung, bevor sie ihre – ihrer zierlichen Physis spottende – enorme Bassenergie in meinen recht gut bedämpften 25 Quadratmetern ohrgerecht portioniert anrichten können. Dazu empfiehlt sich eine möglichst freie Aufstellung mit etwa einem Meter Abstand zur Rückwand sowie die Raumkalibrierung. Zudem erweist sich eines der vier derzeit angebotenen Presets in meinem Setting als überlegen. Während die Kalibrierung sich – bis auf Sekundäreffekte wie etwas mehr oder weniger stark durch den Bass beeinflusste Mitten – fast ausschließlich auf den Frequenzbereich zwischen Tiefbass und Grundton auswirkt, haben die Presets hörbare Auswirkungen bis in den Präsenzbereich – und das erweist sich als wichtig. Eine kleine Bitte an die Entwickler: Leider sieht man in der App nicht, welches Preset gerade auf den A500 aufgespielt ist. Das ist wahrscheinlich nicht kriegsentscheidend, aber auch nicht gerade komfortabel, und vielleicht lässt sich das mit dem angekündigten Update der App noch bewerkstelligen.

Eines vorneweg!

Alle Klangeindrücke beziehen sich auf den Betrieb der Buchardt A500 mit dem (in der überwiegenden Zahl der Fälle wohl gleich mitgeorderten und genutzten) Audio Hub, der über Line In mit Signalen vom Norma Audio SC-2/DAC-Vorverstärker und dem optischen Digitaleingang vom Apple TV gefüttert wird.

Ich konzentriere mich bei den folgenden Klangbeschreibungen vor allem auf die Funkstrecke, da diese Variante höchstwahrscheinlich für die Mehrzahl der Nutzer stärker im Fokus stehen dürfte – nach dem Motto: wenn schon, denn schon – und weil die analoge XLR-Verkabelung die Raumkalibrierung außen vorlässt. Im Hinterkopf sollte man dabei behalten, dass die Buchardt A500 klanglich noch zu mehr in der Lage sind, wenn man sie an der analogen Leine lässt. Ich komme zwischendrin immer wieder mal drauf zurück.

Stimmungssachen: die Presets der Buchardt A500 

Buchardt A500 - Detail Gehäuse

Ich will Ihnen meine Eindrücke mit den einzelnen Presets nicht vorenthalten, bevor ich zur detaillierten Klangbeschreibung mit meinem „Favoriten“ komme.

Die Standard-Abstimmung macht sich mit mit viel Bass und leicht zurückgenommenen Mitten bemerkbar. In großen Räumen bis zu geschätzten 60 Quadratmeter dürften die Buchardt A500 bis hin zu mittleren Lautstärken als Vollbereichslautsprecher daher gut funktionieren. Die Raumkalibrierung balanciert das Gesamtergebnis etwas aus, für meinen Geschmack schieben die A500 aber immer noch zu viel (vor allem sehr tiefen) Bass in meinen kleineren Raum, und vom Grundton bis in den Präsenzbereich zeigt sich weiterhin die minimal zurückhaltende Grundabstimmung der Buchardt A500.

Im Studio- und Nahfeld-Setting halten sich die Buchardt A500 im Bass etwas zurück und spielen schon „pur“ – also ohne Raumkalibrierung – ausgewogener und definierter im Grund- und Mittelton. Nach erfolgter Kalibrierung klingt’s zwar immer noch eher nach „teilentrahmt“ als nach Magerstufe, aber das geht schon in Ordnung so. Besonders positiv fällt in diesem Modus auf, dass er adäquate Griffigkeit und Druck im Oberbass und Grundton mitbringt und hier etwas definierter als im weicher abgestimmten Standard-Modus spielt.

Buchardt Audio - Logo

Das 3-Wege-Preset erweist sich ohne weitere Kalibrierung als im Tiefbass am natürlichsten. Die Buchardt A500 spielen nun wirklich abartig tief hinab und erscheinen bis zu mittleren Lautstärken auch am saubersten, klarsten und definiertesten. Jedoch läuft die hintere Membran bei bassstarkem Musikmaterial schon knapp über gehobener Zimmerlautstärke in die Verzerrung. Daher definitiv ein sehr guter Tipp für kleine Räume oder Hörer, die keine Partypegel fahren wollen.

Aus gutem Grund habe ich mir das Preset Standard-Stimmoptimiert bis zum Schluss aufgehoben. Wie der Name schon andeutet, basiert es auf dem Standard-Preset und gibt sich dementsprechend ebenfalls voluminös im Bass. Aber: Durch den etwas angehobenen Stimmbereich wirkt auch der Grundton noch etwas besser unterfüttert, solider, und die zuvor vorhandene Mitteltonsenke verschwindet fast vollkommen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung – und im Zusammenspiel mit der Raumkalibrierung habe ich „mein“ Setting für die Buchardt A500 gefunden: So ist der griffig-druckvolle Grundton einer Elac Navis ARB-51 (1.998 Euro), die den physisch spürbaren Punch und Kick der Bassdrum in Rage Against The Machines „Killing in the Name“ energetisch reproduziert, jetzt auch bei der A500 präsent. Gerade im 3-Wege-Modus mutete zuvor der Grundton noch etwas unterrepräsentiert an, dafür gerät der Tiefbass nun zwar nicht ganz so tief, dafür aber deutlich belastbarer.

Die Buchardt A500 vor dem Rack

Die Buchardt A500 bieten also verdammt viele Möglichkeiten und sind wegen der sinnvoll „kuratierten“ Abstimmungsvoreinstellungen universeller einsetzbar als die meisten anderen Lautsprecher ihrer Klasse. Und da nun alles „stimmt“, wollen wir den Buchardt A500 auf den optimierten Zahn fühlen.

Optimierte Einsichten

Oscars Motettkör - Cantate DominoVorweg: Auch in der auf meinen Raum angepassten Einstellung wird aus den Buchardt A500 – wir sind wie gesagt bei der Funkverbindung – keine straff oder gar asketisch abgestimmte Monitor-Box mit der Ansprache einer 30er-Pappmembran im Back-loaded-Horn, oder gar ein mittenbetonter BBC-Monitor. Egal, was ich den A500 musikalisch zufüttere, der Grundcharakter der Däninnen bleibt tendenziell warm, geschmeidig, fast schon samtig, fein aufgelöst und seidig. Wie ein bequemes Sitzkissen unterfüttert ihr Bassbereich das Geschehen bei großen Orchestern wie in Prokofievs „Romeo und Julia“, aber auch dem erwähnten rockigen „Killing in the Name“ von RATM. Bei vielen Lautsprechern entsteht so ein Eindruck ja dann, wenn der Bass hinterherhinkt und Auslenkungen nicht rechtzeitig stoppen. Doch das ist hier nicht der Fall. Zeitlich spielen die A500 nämlich homogen, konsistent und auf den Punkt – und zwar über den gesamten Übertragungsbereich hinweg. Allein die Impulsansprache gerät etwas weicher. Die erwähnten Elac Navis ARB-51 sind zwar ebenfalls keine Bass-Asketen, produzieren aber einen vergleichsweise straffen Tiefton mit minimal zackigerem Impuls. Allerdings bei deutlich weniger Tiefgang und weniger schierer, umfassender Wucht der großen Orgel in „Cantate Domino for chorus & organ“ von Cantate Domino des Oscars Motettkör (auf Amazon anhören). Interessant: Übernimmt die Norma SC-2 als analoger Zulieferer via XLR das Kommando, strafft sich der Bassbereich spürbar, wird präziser bei Impulsen. So lassen die Buchardt A500 nun auch die Elac hinter sich.

Aber bitte mit Sahne

Dominique Fils-Aimée - NamelessIm Mittelton empfinde ich die Buchardt A500 als angenehm unspektakulär und homogen. Die erwähnte Mittensenke im unbearbeiteten Standard-Setting bügelt das stimmoptimierte Setting weitgehend aus und stellt die Akteure des Oscars Motettkör im oben genannten Stück sauber und differenziert auf die virtuelle Bühne. In den oberen Mitten werfen viele Lautsprecher vielleicht noch eine flirrendere Note und einen Hauch mehr Präsenz in den Ring, dafür tönen die A500 aber sehr stressfrei und geschmeidig. Die Prägnanz und Transparenz des deutlich teureren Sets aus den passiven ATC SCM19 (3.000 Euro) und der Linnenberg Liszt Stereo-Endstufe (4.500 Euro) erreichen die Buchardt A500 mit dem Audio Hub dann auch bei den akustischen Gitarren in Deaths „Voice of the Soul“ vom Mega-Album The Sound of Perseverance nicht ganz. Dafür schwelgen sie in „Birds“ von Dominique Fils-Aimée (Album: Nameless; auf Amazon anhören) üppiger in den Klangfarben von Stimme und Kontrabass, hüllen den Hörer in ein gnädigeres, wohligeres Klangbild ohne scharfe Kanten. Analog verkabelt passiert wiederum ordentlich was: Frisch gespannte Gitarrensaiten, knackigere Bass-Slappings und straffere Conga-Felle tönen nun aus den Membranen der A500.

Klein, aber o-hoch!

Kin (_--_) - Pat Metheny Unity GroupIm Hochton glänzen die Buchardt A500 – und zwar im Wortsinn. Was dieser kleine Tweeter an Auflösung und Brillanz ohne Schärfe in den Hörraum zaubern kann, machen gerade feindynamisch anspruchsvolle Aufnahmen wie auf Kin (<–>) der Pat Metheny Unity Group (auf Amazon anhören) deutlich: Das Schlagzeugblech zu Beginn des Openers „On Day One“ tönt in allen Schattierungen von fließend-weich bis kristallin-gleißend aus den 19-Millimeter-Kalotten – niemals aber nervend oder verzerrend oder aufdringlich. Tonal liegt das alles im grünen Bereich, eine Betonung des Hochtons leisten sich die Buchardt A500 definitiv nicht.

Das ist schlichtweg ungefilterte Leichtigkeit, feindynamische Subtilität und fast schon masselos wirkende Sprintstärke – weit über dem, was die Nubert nuPro X-4000 RC (1.710 Euro) oder die Canton Smart Vento 3 (2.300 Euro) leisten können. Sogar die AMT-bewehrten Abacus Trifon 3 (4.400 Euro) dürften sich im direkten Vergleich mit den A500 in Sachen seidiger Hochtonbrillanz und stressfreier Auflösung einigermaßen schwertun – vor allem dann, wenn die analoge XLR-Verbindung zum Einsatz kommt. Übrigens bleiben der tonale Eindruck und die hohe Auflösung über eine recht breite horizontale Ebene gleich hoch und die Abbildung stabil, was für ein sehr homogenes Abstrahlverhalten spricht.

Der Hochtöner der Buchardt A500

Der 1,9-cm-Hochtöner der Buchardt A500

Entspannung pur

Angesichts des substanziellen Bassfundaments, der tendenziell geschmeidigen und mächtigen Impulsantwort vom Bass bis in die Mitten und des angenehm zurückhaltenden oberen Mitten- und Präsenzbereichs überrascht es mich eigentlich kaum, dass die Buchardt A500 eine relaxt in die Tiefe hinter die Lautsprecherebene zielende Abbildung einer direkten Ansprache vorziehen. Der Oscars Motettkör verteilt sich entsprechend in der Halbdistanz vor einer weit, weit in die Tiefe projizierten und fast schon überdimensional mächtigen Orgel. Auch große Orchester nehmen einen Schritt weiter hinten Platz als etwa mit den Elac Navis ARB-51 oder den Abacus Trifon 3. Dazu kommt eine für Lautsprecher dieser Größe geradezu unerhörte Suggestion von Weitläufigkeit, gefülltem Raum und Souveränität. Das Klangbild – gerade mit klassischen großen Besetzungen – erinnert mich in seiner Grandesse an die diesbezüglich herausragenden, passiven Zwei-Wege-Standlautsprecher Qln Prestige Three (7.850 Euro). Die skulpturale Dreidimensionalität und luftige Differenziertheit des Geschehens auf der Bühne – zu denen die Qln außerdem in der Lage sind – treten dabei im Verbund mit dem Audio Hub vor dem Eindruck eines beeindruckenden Panoramas etwas zurück. Via analoger XLR-Verbindung nehmen allerdings auch Kantenschärfe und Dreidimensionalität des Klangbildes der A500 nochmal merklich zu.

Keine Prügelknaben

Grobdynamisch haben die Buchardt A500 im Rahmen ihrer Preisklasse schon was drauf, und für ihre Größe können sie gar überraschend wuchtig mit großen Orchestern oder Tools Steigerungseskapaden umgehen. Analog verbunden gerät die Dynamik noch etwas prägnanter und anspringender. In Sachen Maximalpegel stecken sie zwar gegenüber den erwähnten Nubert und Canton etwas zurück – doch das ist der in den meisten Mietwohnungen gerne gezahlte Preis für die Kombination aus ultrakompakten Abmessungen und der sehr tiefen unteren Grenzfrequenz.

Billboard
Teac

Test: Buchardt A500 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher

  1. 1 Danish Dynamite
  2. 2 Klang und Vergleiche: Buchardt A500 und Buchardt Audio Hub

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