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Aktive Bluetooth-Lautsprecher sind praktisch – dieser Erkenntnis dürften sich nur Wenige verschließen. Zu komfortabel und platzsparend ist es, einfach eine oder zwei Boxen ans Stromnetz anzuschließen und ohne weitere Hardware außer einem Smartphone loszulegen, als dass Sorgen um die Klangqualität eine ernsthaft hindernde Wirkung haben dürften. Aber keine Sorge, natürlich sind die brandneuen Nubert nuPro X-4000 RC (1.710 Euro | www.nubert.de) alles andere als typische „Bluetooth-Lautsprecher“, sondern lassen sich ganz audiophil auch per Kabel beschicken – dazu stehen sechs Digital- und zwei Analogeingänge bereit.
Die Nubert nuPro X-4000 RC sind aktiv verstärkte und geregelte Kompaktlautsprecher mit integriertem D/A-Wandler, die sich innerhalb eines Stereopärchens auch kabellos („X-Connect“) miteinander verbinden lassen. Das Kürzel RC kennzeichnet unsere Testlautsprecher als Upgrades der ursprünglichen nuPro X-4000. Ihren Vorgängern voraus haben die RCs die namensgebende Raumeinmessung Nubert X-Room Calibration (die gab es zuvor nur für die Subwoofer sowie die Soundbar XS-7500), ein verbessertes Bluetooth-Streaming (apt-X HD, AAC) sowie laut Nubert „eine verfeinerte, noch ehrlichere Klangabstimmung“. Wir werden hören.
Noch einen drauf oder besser: ein ordentliches Pfund drunter setzt Nubert mit dem nuSub XW-900 (625 Euro), der ebenfalls – alternativ zur klassischen Kabelstrecke – über den proprietären WLAN-Standard X-Connect an die Hauptlautsprecher gekoppelt werden kann.
Zu zweit ist’s schöner alleine
Bei Nubert sind die aktiven Lautsprecher traditionell auch für den Solobetrieb ausgelegt. Heißt: Jeder Lautsprecher besitzt die gleichen Features, Ein- und Ausgänge. So können im Prinzip beliebige Surround-Konfigurationen aufgebaut werden, denn anders als zum Beispiel bei den Argon Audio Forte A5 (459 Euro) können alle Lautsprecher Master und Slave spielen und frei konfiguriert werden. Beide Nubert nuPro X-4000 besitzen entsprechend ein Steuerkreuz auf der Front, über das sich sämtliche Funktionen und Einstellungen steuern bzw. vornehmen lassen. Das geht natürlich ebenso über die (ebenfalls jedem Lautsprecher beiliegende) Fernbedienung, die viele Operationen über Direkttasten erlaubt sowie über die kostenlose, Bluetooth-basierte Nubert-X-Remote-App. So lassen sich die mannigfaltigen Einstellungen ohne Menü-Exkursionen von der Couch aus vornehmen.
Gut verdrahtet
Auch die auf der Rückseite der Nubert nuPro X-4000 RC befindlichen Eingänge besitzen je eine dedizierte Fernbedienungswahltaste: Anwählen lassen sich ein analoger AUX-Eingang (mit RCA/Cinch-Buchsen), ein symmetrischer XLR-Eingang, der entweder analog oder digital als AES/EBU-Eingang fungiert, ein USB-B-Port (so lässt sich die nuPro X-4000 RC als externe Soundkarte für den Rechner oder Laptop nutzen) sowie jeweils zwei digitale Koax- und Toslink-Eingänge. Hinzu kommt wie erwähnt die kabellose Bluetooth-Verbindung. Schickt man analoge Signale symmetrisch per XLR zu den nuPro X-4000 RC, müssen beide Lautsprecher von je einem eigenen Kabel versorgt werden. Das ist die Ausnahme vom Regelfall, sonst verwaltet ausschließlich der Master (im Default-Setting der Nubert-App – dazu gleich mehr – ist das der linke Lautsprecher) sämtliche Quellen, auch den analogen RCA-Eingang. Analog eingehende Signale werden in jedem Fall umgehend digitalisiert – auch dazu gleich mehr.
Eine Besonderheit ist der jeder Box beiliegende HDMI-Adapter, der an einem USB-A-Versorgungsport seinen Platz findet und den Ton des ARC (Audio Return Channel) eines TV-Geräts empfängt. Insgesamt lassen sich also zwei analoge und bis zu sieben digitale Geräte an den Nubert nuPro X-4000 RC anschließen, HDMI und Bluetooth mitgerechnet. Übrigens: Wer die Nubert in sein Netzwerk einbinden möchte, kann dies mit Hilfe entsprechenden Zubehörs von Nubert tun – und dann auch UPnP-Features (zum Beispiel Musik von der NAS) oder AirPlay nutzen.
Natürlich ist man als Nubert-x-Aktiv-Kunde nicht auf die Funkstrecke angewiesen, wenn man die Lautsprecher eines Stereosets miteinander verbinden will, sondern kann dies auch ganz klassisch mit dem beiliegenden, drei Meter langen Digitalkabel tun. Gleiches gilt mit Blick auf den Subwoofer, dem ein entsprechendes, ebenfalls drei Meter langes Y-Cinch-Kabel beiliegt.
Alles Digital
Wie gesagt digitalisiert die Nubert nuPro X-4000 RC eingehende analoge Musiksignale, um sie dann an die integrierten Verstärker weiterzureichen. Nubert legt Wert darauf, dass es sich dabei um digitale Verstärker, und nicht um eine typische Class-D-Schaltung handelt:
„Auch wenn Class-D umgangssprachlich oft digital genannt wird, arbeitet dieses Prinzip ja im Wesentlichen analog und wird mit einem Analogsignal ‚gefüttert‘. Bei den nuPro-Lautsprechern wird bereits ein zeit- und wertdiskretes Digitalsignal vom Signalprozessor an die Endstufen geliefert. Signale werden intern mit 24 Bit und 96 kHz verarbeitet, wobei Digitalsignale mit bis zu 192 kHz eingehen können. Deshalb kann man diese Art der Verstärkung wohl zurecht digital nennen – erst das Ausgangsfilter macht das Signal wieder analog für die Chassis nutzbar. Diesem Prinzip verdanken die nuPro-Modelle unter anderem den extrem guten Rausch-Spannungs-Abstand“, so Rüdiger Steidle von Nubert.
Die beiden getrennt auf den 25-Millimeter-Textilkalotten-Hochtöner und den 17-Zentimeter-Polypropylen-Verbund-Tiefmitteltöner zuspielenden Verstärker in den nuPro X-4000 RC sind mit jeweils 180 Watt Dauerleistung für diese Größenklasse schon ziemlich kräftig. Die Trennung der Signalanteile geschieht natürlich vor der eigentlichen Verstärkung durch den Signalprozessor. Als untere Grenzfrequenz der nuPro X-4000 RC gibt Nubert recht tiefe 30 Hz bei -3 dB an.
Tontuning
Der Signalprozessor der Nubert nuPro X-4000 RC hat noch so einige andere Jobs. Über die Nubert X-Remote-App (erhältlich für iOS und Android) lassen sich eine ganze Menge grundsätzlicher und klangverändernder Parameter der nuPro X-4000 RC sowie von Subwoofern der X-Line einstellen und auf drei Presets abspeichern: Nicht nur bieten sie eine breitbandige Anpassung für den Bass sowie den Mittel-Hochton um bis zu +/- 10 dB (!) mit der von Nubert favorisierten „Klangwaagen-Charakteristik“ (soll mittels linearer Anhebung/Absenkung ein Verbiegen des Frequenzgangs verhindern), sondern auch einen 5-Band-EQ, der bei 60 Hz, 240 Hz, 1 kHz, 3,5 kHz und 16 kHz schmalbandigere Klangbeeinflussungen von jeweils +/- 6 dB ermöglicht. Zudem lassen sich hier der Gain des AUX-Eingangs und die Highpass-Trennfrequenz der „Satelliten“ (10 – 140 Hz) einstellen. Die Lowpass-Trennung (von 20 – 140 Hz) eines Subwoofers lässt sich vom Master-Lautsprecher aus nur beeinflussen, wenn beide Geräte per Kabel miteinander verbunden sind. Per Funkstrecke verbunden, muss das am Subwoofer selbst erledigt werden.
Sag mir Deinen Namen
Klitzekleine Kritik: Da jedes Gerät prinzipiell als autarke Einheit funktioniert, hat es einen eindeutigen Namen. Die meisten Einstellungen sind nur über den Master-Lautsprecher vorzunehmen, und dazu muss die App und damit das Smartphone auch mit diesem verbunden sein. Leider sieht man aber im Bluetooth-Menü des Smartphones nicht, welcher der beiden Lautsprecher der Master und welcher der Slave ist, sondern nur den etwas kryptischen Eigennamen der Lautsprecher (zum Beispiel „nubert X-2 CA82“ und „nubert X-2 C87C“). Hat man sich diese gemerkt, sind die Einstellungen über den Master-Lautsprecher problemlos möglich und wirken sich in Echtzeit aus. Zudem lassen sich die Lautsprecher manuell umbenennen. Doch vielleicht könnte man hier als Komfortfunktion für den Nutzer eine Namensänderung in „Master“ und „Slave“ (oder „Front links … Center … Rear rechts“) einführen, sobald die (potenziell vielen) Rollen verteilt wurden. Denn es lassen sich ziemlich viele X-Geräte von Nubert in einem System miteinander verbinden, ob Multiroom oder Heimkino mit vier Subwoofern – so gut wie alles geht. Und irgendwann wird’s unübersichtlich.
Tieftonbeauftragter
Der Nubert nuSub XW-900 ist ein mittelgroßer Subwoofer mit einem 267 Millimeter durchmessenden Langhub-Chassis mit Doppelmagnetsystem, das ebenso wie der Bassreflex-Port auf der Unterseite des Gehäuses montiert ist (Downfiring-Prinzip). Den Abstand vom Boden halten vier etwa vier Zentimeter hohe Füße ein, an deren Unterseite herausdrehbare Spikes zur Nivellierung eingelassen sind. Befeuert wird der Treiber von einer Class-D-Endstufe mit 220 Watt Nenn- und 380 Watt Musikleistung. So ist laut Nubert eine untere Grenzfrequenz von beeindruckend tiefen 21 Hz bei -3 dB möglich.
Der Nubert nuSub XW-900 lässt sich wie erwähnt klassisch mit einem Stereo-Cinchkabel an seine Quelle (ob Receiver, Vorverstärkerausgang oder eben die Nubert-Lautsprecher aus der X-Line) anschließen, aber ebenso kabellos über die X-Connect-Strecke. In beiden Fällen schaltet er sich beim Erkennen eines Signals automatisch ein und nach 20 Minuten (bei Verkabelung) oder beim Ausschalten der über Funk angeschlossenen Hauptlautsprecher auch wieder aus. Die Ein-/Abschaltautomatik lässt sich deaktivieren.
Die maximale obere Lowpass-Frequenz liegt bei 120 Hz, die niedrigste bei 20 Hz. Den Grundpegel des nuSub XW-900 kann man in einem weiten Bereich von +6 dB bis -15 dB justieren. Die Einstellungen von oberer Trennfrequenz (FREQ) und relativer Lautstärke können über die Nubert-App, aber auch direkt mit dem Drehregler auf der Subwoofer-Rückseite vorgenommen werden. Die Einstellungen werden dabei für jede Quelle – Cinch oder kabellos – getrennt vorgenommen und abgespeichert.
Leckerbissen
Das leckerste Schmankerl des nuSub XW-900 – und seit dem RC-Upgrade der nuPro X-4000 RC – ist allerdings die bereits erwähnte automatische Einmessfunktion „X-Room Calibration“ (derzeit nur auf iOS-Geräten durchführbar). Die ist innerhalb weniger Minuten mit der Nubert X-Remote-App und dem Smartphone, auf dem sie installiert ist, völlig problemlos durchzuführen und wirkt – so viel vorab – äußerst effektiv.
Klangtest und Vergleiche: Nubert nuPro X-4000 RC und XW-900
Die Nubert nuPro X-4000 RC im Stereobetrieb
Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht? Ich habe im Test durchweg mit der von Nubert empfohlenen kabellosen Verbindungsvariante zwischen den beiden Lautsprechern gehört. Ein kurzer Quercheck mit der physischen Verkabelung brachte dann auch tatsächlich keine hörbaren Verbesserungen.
Der Bass
Wer die Nubert nuPro X-4000 RC direkt nach dem Auspacken hört, wird sich wundern, wo plötzlich der fette Subwoofer herkommt, der hier auf jeden Fall spielen muss … Oder doch nicht? Junge, da geht im Bass aber die Post ab! Von einer „warmen Grundabstimmung“ zu sprechen wäre ziemlich untertrieben. Also erst mal ein paar Tage ordentlich einspielen lassen – und ja, es wird mit der Zeit deutlich besser und noch etwas geradliniger als mit den Vorgängermodellen ohne „RC“. Wenn auch immer noch nicht wirklich 100%ig neutral (meine leicht den Bass betonende Raumakustik habe ich hier natürlich wie immer berücksichtigt). Wohlgemerkt rede ich jetzt und auch im Folgenden zunächst über den „puristischen“ Betrieb ohne Room Calibration oder EQ-Einstellungen. Jedenfalls besitzt der Kontrabass in „Our Love Is Here to Stay“ von Jacintha (Album: Here’s to Ben) mächtig Druck, auch im erstaunlich tief hinab reichenden Frequenzkeller, wo darüber hinaus noch die tiefsten Schalldruckwogen von Yellos „Kiss the Cloud“ dargestellt werden, ohne dass es in die Kompression ginge.
Okay, das wirkt einen Hauch weniger kontrolliert als mit den ebenfalls aktiven Elac Navis ARB-51 (2.000 Euro), lässt aber den an und für sich gar nicht zimperlichen Kielerinnen in Sachen schierer Gewalt keine echte Chance. In meinem Raum mit seinen knapp 25 Quadratmetern und seiner 40-Hz-Überhöhung ist das – wie bei so einigen anderen Bassreflexlautsprechern – etwas zu viel des Guten, doch insbesondere in größeren Räumen sollte es noch besser funktionieren. So oder so stellt sich die Frage: Wozu sollten diese Lautsprecher eigentlich – insbesondere angesichts dieses beeindruckenden Tiefgangs – noch einen Subwoofer benötigen?
Die Mitten
Fast schon erstaunlich neutral schließen dann Grund- und unterer sowie mittlerer Mittelton an, während eine minimale Betonung der Präsenzregion auch in Neutralstellung zum Beispiel bei besonders kritisch aufgenommenen Frauenstimmen (Agnes Obel in „Island of Doom“ vom aktuellen Album Myopia; auf Amazon anhören) auffällt. Eine Folge dieser klitzekleinen Betonung ist eine schön direkt und plastisch wirkende Reproduktion von Stimmen und Instrumenten. So steht der Chor in „Diamonds on the Soles of her Shoes“ von Paul Simons Klassiker Graceland tadellos gestaffelt, ordentlich differenziert und glasklar verständlich auf der virtuellen Bühne. Der Mitten- und Obertonanteil des Fretless-Basses im selben Track manifestiert sich ebenfalls sehr präsent, der typische, leicht nasale Ton des Instruments kommt dabei sehr anschaulich rüber. Jacinthas Stimme in „Somewhere over the Rainbow“ (Album: Here’s to Ben) übertragen die Nubert nuPro X-4000 RC überraschend klar, offen, mit erstaunlichem Talent für Feinheiten wie Sibilanten und subtile Artikulationsgeräusche. Zudem besitzt das Saxophon einen knarzigen und offenen Charakter, die Friktionsgeräusche beim Anblasen sind klar wahrnehmbar, wenn auch nicht so erschreckend direkt und unmittelbar wie mit den im Hochton horngeladenen, passiven hORNS FP6 (2.600 Euro).
Der Hochton
Der Hochton der Nubert nuPro X-4000 RC präsentiert sich leicht zurückhaltend – wenn auch etwas frischer als bei den Vorgängern X-4000, die mir ebenfalls zur Verfügung standen. Auf jeden Fall tritt er zu keinem Zeitpunkt unangenehm in Erscheinung. Und doch wirken die hart geschlagenen Schlagzeugbleche auf dem aktuellen Khemmis-Werk „Doomed Heavy Metal“ transparent und offen genug, um nicht als glanzlos oder belegt durchzugehen. Die Nubert-Hochtöner können den harten Ride-Sound ebenso gut wie die zischelige High-Hat. Die Auflösung geht dabei vollkommen in Ordnung, wird Fans akustischer Elektronenmikroskopie aber auch nicht aus dem Häuschen geraten lassen. Wer einen frischeren Sound bevorzugt oder einen sehr stark bedämpften Raum besitzt, kann den Hochton ja bis zu 10 dB anheben (im umgekehrten Fall entsprechend absenken). Dabei ist jedoch zu beachten, dass auch der Mittelton – und zwar gefühlt vor allem der obere Mittelton – ebenfalls „mit nach oben gezogen“ wird. Je nach Material und Raumakustik können dann gerade Frauenstimmen (siehe oben) ein klitzekleines bisschen anstrengend werden.
In meinem Raum klingen die Nubert nuPro X-4000 RC (ohne weitere Equalizer-Bearbeitung und/oder Room Calibration) mit einem leichten Plus von 1 bis 2 dB obenrum und bis zu -4 dB im Bass am besten. So werden die obersten Frequenzen zwar nicht feinsinniger oder detailreicher, aber etwas lebendiger. Wichtig für eine langfristig harmonische Hörer-Lautsprecher-Beziehung ist, dass es exemplarisch sauber und auch bei hohen Lautstärken verzerrungsarm bleibt. Diese Klangbeeinflussung lässt sich mit dem eingebauten 5-Band-Equalizer noch weiter verfeinern. Wer mit dem Zusammenspiel von EQ und globaler Bass/Mittelhochton-Regelung experimentiert, wird nicht nur viel über Akustik und Frequenzen lernen, sondern mit Sicherheit auch seinen Lieblingsklang mit den Nubert nuPro X-4000 RC entdecken.
Raumpflege
Die in der RC-Generation der nuPro X-4000 neu implementierte Room Calibration schließlich erweist sich als effektives Mittel, um potenzielle Raumresonanzen in den Griff zu bekommen und gerade in basslastigen Räumen wie meinem ein annähernd neutrales, ausbalancierteres Klangbild zu erzeugen. Man kann dann immer noch frei nach Gusto mit den Klangreglern spielen, was ich auch getan habe. Ich bevorzuge zusätzlich zur X-Room Calibration noch minus 1 dB mit dem Bassregler, gebe mit dem Equalizer noch plus 1 dB um 16.000 Hz hinzu, und je nach Musikmaterial verschafft mir 1 dB weniger bei 1 KHz noch etwas zusätzliche Smoothness.
Hau-ruck mit Stil
Dass die Impulswiedergabe der Nubert nuPro X-4000 RC im Bass tendenziell auf der saftigen und satten Seite liegt, statt mit abstinenzlerischer Trockenheit zu missionieren, dürfte Sie nach meinen Eingangsbemerkungen zum Bassbereich wenig überraschen und bleibt auch nach der automatischen Einmessung weitgehend so. Auf jeden Fall aber domestiziert die Einmessung den Bass tonal noch weiter, als der Umstieg aufs neue Modell das eh schon tut. So schließt auch die schnelle und sehnig-definierte Impulswiedergabe ab dem Mittelton noch homogener an als zuvor: Das in Mehrspurtechnik aufgenommene Schlagwerk auf Kunikos „Iannis Xenakis“ perlt mustergültig frisch und bestens definiert, Toms und Congas besitzen Punch und Attacke.
Hochwertig gerät die Grobdynamik der Nubert nuPro X-4000 RC – und zu hohen Pegelsprüngen gehört eine gewisse Pegelfestigkeit, die sie trotz der tiefen Grenzfrequenz mitbringen. Normalerweise sind hier (zumindest passive) Zwei-Wege-Lautsprecher mit den größten Kompromisse behaftet. Entweder geht’s tief hinab oder der Lautsprecher kann‘s laut und grobimpulsiv – siehe dazu etwa den Test der Starke Sound IC-H1 Elite (3.800 Euro), die sich klar für den zweiten Weg entschieden haben. Die im Bass bei 10 Hz hochpassgefilterten X-4000 RC können – mit recht hoch liegenden Limits – beides. Ihre Dynamik beschränkt sich dabei nicht nur auf einen heftigen Bass, sondern wirkt auch in den höheren Frequenzbereichen sehr mühelos, unangestrengt und recht unlimitiert, zum Beispiel, wenn ein Piano oder ein Saxophon heftige Lautstärkesprünge vorgeben. Die meisten anderen kompakten Lautsprecher – ob aktiv oder nicht – können einen solchen dynamischen Realismus nur schwer oder gar nicht transportieren.
Tiefenschärfe
Trotz dieser ausgeprägten Dynamikfähigkeit mit reichlich Attacke tendieren die Nubert nuPro X4000 RC räumlich eher zur Abbildung des Geschehens leicht hinter der Lautsprecherebene – bei Bedarf auch richtig weit nach hinten. Die Akteure auf Meyers Nachtcafé, einer wunderbaren, rein analogen Direct-to-Disc-Aufnahme aus der „Studio-Konzert“-Reihe der Bauer Studios in Ludwigsburg, materialisieren sich gleichwohl nicht diffus auf der Bühne, sondern erstaunlich dreidimensional-plastisch. Vielleicht nicht ganz so physisch greifbar wie mit den Elac Navis ARB-51, aber dennoch aller Ehren wert und (fast) ebenso gut wie mit den passiven Dynaudio Evoke 10 (1.400 Euro) samt adäquater Verstärkung: Selten jedenfalls steht in der aktiven Preisklasse unter 2.000 Euro ein gezupfter Kontrabass so solide und greifbar im Raum wie der von Ron Carter auf „Foursight Stockholm – Vol. 1“. Erstaunlich ist, dass er trotz der Bassstärke der Nubert nicht übergroß wirkt, sondern einen realistischen Anteil des Raums auf der virtuellen Bühne einnimmt. Auch wenn’s laut wird, verschmieren die Schallanteile nicht – sehr eindrucksvoll ist das bei Live-Aufnahmen oder im Heimkino.
Bass-Addendum: Subwoofer nuSub XW-900
Ein Subwoofer für sowieso schon kräftig und sehr tief spielende Lautsprecher? Ergibt das überhaupt Sinn? Ich sage: Ja. Und zwar nicht nur in großen, sondern auch und gerade in kleineren Räumen. Das Zauberwort heißt wiederum Raumkorrektur.
Der Reihe nach. Der Nubert nuSub XW-900 besitzt einen ebenfalls eher satten, druckvollen Grundcharakter, der in der Grundstellung (ohne Raumkorrektur) nicht wirklich übermäßig kontrolliert und artikuliert wirkt – doch das schafft wirklich kein mir bekannter Subwoofer unter 1.000 Euro. Ohne jegliche Klangbeeinflussung und bei 80 Hz tiefpassgetrennt pegele ich ihn im Zusammenspiel mit den ungefilterten nuPro X-4000 RC in meinem Raum bei -7 bis -10 dB (je nach Musik) ein, sonst wird’s einfach zu fett.
Aber wieso mit angezogener Handbremse fahren? Schließlich hat dieser noch relativ preisgünstige Subwoofer mit seiner automatischen Frequenzgang-Kalibrierung ja eine richtig scharfe Waffe gegen akustisches Ungemach mit an Bord. Das Ganze funktioniert über die Nubert-X-Remote-App und die Mikrofone des iOS-Devices. Und zwar wirklich gut. Nach einer Minute Lärm hat die App den Raum-Frequenzgang registriert (und das anscheinend deckungsgleich in drei Durchgängen, siehe die orangene Linie im Screenshot unten) und errechnet dann einen annähernd glatten Frequenzgang (die grüne Linie). Nun geht’s an die Abstimmung der Trennfrequenzen. Dass es keinen Sinn macht, die X-4000 RC im Bass komplett parallel zum Subwoofer spielen zu lassen, ist klar. Die Probe aufs Exempel bestätigt das mit reichlich Dröhnen, selbst dann, wenn der Lowpass des Subs bei 30 Hz eingestellt ist. Auch Experimente mit einer Übernahme bei 50 Hz und 60 Hz sind nicht von Erfolg gekrönt, immer noch wummert es mir zu sehr. Bei 70 Hz schließlich stellt sich schon eine deutliche Besserung, bei 80 Hz eine recht gute Balance ein. Der Clou in meinem Raum ist es, den Lowpass des Subs etwas unterhalb der Satelliten-Trennfrequenz, bei 65 Hz, anzusiedeln.
Dann ist das alles richtig – ja, pardon – richtig geil: Der Nubert nuSub XW-900 spielt nach diesen Einstellungen tief, druckvoll sowie angesichts seiner Bauweise und Preisklasse erstaunlich präzise und locker auf. Die vom Bassbereich teilbefreiten nuPro X-4000 RC kümmern sich in dieser Konfiguration noch beflissener um das Geschehen darüber und haben ihr Bäuchlein zur Gänze verloren. Wenn es nur bei mir selbst auch so einfach wäre … Der Gesamtcharakter der X-4000 RC wirkt mit dem Sub zudem zumindest gefühlt noch etwas sanfter (das kann aber auch einfach die ausgewogenere Balance sein), der Raum noch größer. Die Raumabbildung oder die Definition einzelner Akteure leiden bei vernünftiger Pegeleinstellung unter dem Subwoofer-Einsatz zum Glück nicht.
Filmspaß
Okay, die Präzision eines JL Audio Dominon d108 (1.100 Euro) erreicht der Nubert nicht – lauter kann er allemal, und das ist insbesondere fürs Heimkino ein im Wortsinn schlagendes Argument. Ich gebe zu: Ich habe mit dieser Kombi mehr Filme genossen als Musik, wenn man Live-Konzerte mit Bildanteil dazuzählt. Und dafür ist das Team aus Nubert nuPro X-4000 RC und nuSub XW-900 auch wie geschaffen: Ein solches akustisches Panorama auch in die Tiefe des Raums hinter dem Fernseher (beziehungsweise der Leinwand) mit gleichzeitig großartiger Attacke und Dynamik, tadelloser Stimmverständlichkeit dank des neutralen Mitteltons mit der klitzekleinen Präsenzanhebung, ordentlich Druck im Tiefbass und angenehmer Hochtonwiedergabe ist zu diesem Preis eine Ansage.
Test: Nubert nuPro X-4000 RC und nuSub XW-900 | Aktivlautsprecher, Subwoofer