Demnächst im Test:

Billboard
Antipodes Häae

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Kontraststark
  2. 2 Klang Teufel Ultima 20

Schon immer hatte der Berliner Hersteller Teufel ein Herz für Menschen, die für HiFi nicht unbedingt viel Geld in die Hand nehmen möchten – oder können – und trotzdem Spaß beim Hören haben wollen. Trotzdem handelt es sich hier nicht um einen klassischen „Billigheimer“, denn zum einen resultiert ein nicht geringer Teil des günstigen Preises aus dem Direktvertriebsprinzip. Zum anderen macht man sich durchaus die Mühe, an Produkten zu feilen und sie stetig zu verbessern. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Kompaktlautsprecher Ultima 20, der laut Teufel am 9. November 2011 vorgestellt wurde. Er wurde nach einigen Jahren als MK2-Version überarbeitet und ist jetzt ganz aktuell als 2018er-Version herausgekommen (Web: www.teufel.de; Preis des Testgeräts: 250 Euro).

Das Konzept ist bekannt und leicht verständlich: Es handelt sich um einen „ganz normalen“ Zweiwege-Kompaktlautsprecher mit rückwärtiger Bassreflexöffnung. Für den Tiefmitteltonbereich zeichnet ein 16,5-cm-Treiber mit Glasfiber-Kevlarmembran verantwortlich – ein Material, das man auch in anderen, wesentlich teureren Lautsprechern wiederfindet; unter anderem hat auch ein nicht ganz unbekannter britischer Hochpreishersteller viele Jahre lang Treiber mit diesem Membranmaterial genutzt. Ein charakteristischer Phase-Plug soll für ausgewogenere Schallverteilung im Raum sorgen und mithin auch einen größeren Sweet Spot mit sich bringen.

Detailaufnahme vom Hochtöner der Teufel Ultima 20 Mk3

Detailaufnahme vom Hochtöner der Teufel Ultima 20

Den Hochtonbereich strahlt eine 25-mm-Gewebekalotte ab, die einen kleinen Waveguide spendiert bekam. Hier findet sich übrigens auch gegenüber dem Vorgängermodell eine Neuerung: Dieses hatte zwar ebenfalls einen Waveguide, aber keinen Phase-Plug, wie Teufel das nennt, was wie eine Art Akustiklinse ausschaut und das Abstrahlverhalten verbessern soll. Und wo wir gerade bei Neuerungen sind: Neben einigen optischen Modifikationen für ein zeitgemäßeres Erscheinungsbild hat man bei Teufel wohl auch der Frequenzweiche eine Überarbeitung angedeihen lassen – über die Details schweigt sich der Hersteller aber aus. Eines ist auf dem Papier zumindest klar sichtbar: Der Wirkungsgrad des Lautsprechers hat sich gegenüber der Vorgängerversion um immerhin 3 dB/W/m gesteigert, das ist nicht wenig und eröffnet dem Besitzer der Teufel Ultima 20 auch den Einsatz von Verstärkern, die nicht durch überbordende Leistung auffallen.

Teufel Ultima 20 Mk3

Zur Optik: Ich finde sie recht gelungen, sie haben etwas „Knuffig-dynamisches“ an sich (ja, das liest sich wie ein Widerspruch, ist für mich aber keiner). Zum einen ist die Verarbeitung des MDF-Gehäuses absolut sauber, insbesondere was Spaltmaße und die Akkuratesse der Folierung angeht. Zum anderen wirken die sanft abgerundeten Kanten gefällig und bieten einen guten Kontrast zu der eher modern anmutenden Front, die durch das farblich auffällige Kevlarmaterial sowie den hochglanzgewienerten Waveguide des Hochtöners durchaus ein Hingucker ist – wenn man denn will: Teufel liefert dezente Bespannungen zum Aufstecken mit. Auf der Rückseite finden wir übrigens neben dem Bassreflexrohr mit „Trompetenansatz“ einen Single-Wiring-Anschluss: Für mich absolut okay – bei einem Lautsprecher dieser Preisklasse wirkt Bi-Wiring ein wenig wie mit der Kanone auf Spatzen geschossen.

Rückseite der Teufel Ultima 20 Mk3

Rückseite der Teufel Ultima 20

Klang Teufel Ultima 20

Man hat ja beim Testen oft eine gewisse Erwartungshaltung. Meine lautete folgendermaßen: Wenn man sich mal das Marketing von Teufel so ansieht, dann gibt sich der Hersteller nicht unbedingt ätherisch oder kleinlaut. Der Name „Teufel“ suggeriert schon eine gewisse Sündhaftigkeit. Auch steht in Wort wie Bild das Thema „Spaß“ durchaus im Vordergrund, und manche Projekte wie die Bluetooth-Lautsprecher kommen mit Namen wie „Boomster“ oder „Rockster“ auch nicht gerade im Mauerblümchen-Style daher. Zugegeben, ich war also insoweit befangen, als dass ich bei der Ultima 20 nicht unbedingt einen Studiomonitor erwartete, sondern eher eine Box, die mit dem einen oder anderen Showeffekt aufwarten könnte, z. B. Betonungen im Präsenz- und/oder Oberbassbereich. Doch: Pustekuchen!

Haken wir mal schnell einen „Nobrainer“ ab: Die Teufel Ultima 20 ist nun mal ein Kompaktlautsprecher und noch dazu ein wirklich kompakter – wie weit gefasst dieser Begriff ist, dürfen Sie beim letzten Probanden nachlesen, der bei mir zu Gast war. Wer also auf der Suche nach der alleruntersten Oktave im Bass ist, der darf, muss aber an dieser Stelle nicht unbedingt weiterlesen. Nun sind gerade preisgünstige Kompakte gerne einmal so abgestimmt, dass es im Oberbass ein bisschen mehr schallert – damit soll fehlende Tiefbassfähigkeit übertüncht werden. Diese Strategie verfolgt man bei Teufel erfreulicherweise nicht: Bis auf die zu erwartenden Abstriche im untersten Frequenzkeller klingt die Ultima 20 untenrum insofern „sauber“, als dass der Oberbass eben nicht angedickt ist und das Frequenzband nach ganz unten hin gewissermaßen völlig harmonisch ausfadet. Ein sanfter Übergang, kein Bruch.

Der optisch auffällige Tief-/Mitteltöner der Teufel Ultima 20 Mk3

Der optisch auffällige Tief-/Mitteltöner der Teufel Ultima 20

Wenn wir schon gerade bei der Tonalität sind: Auch übers restliche Frequenzband fällt die Teufel Ultima 20 durch ein vollständiges Ausbleiben vordergründiger Showeffekte – wie einen vorwitzigen Obertonbereich – auf. Das erstaunt umso mehr, als doch das Äußere dieses Lautsprechers durchaus etwas Dynamisches hat. Nein, diese kleine Teufel-Box klingt insofern erwachsen, als dass ihr juveniles Draufgängertum komplett abgeht. Dafür überzeugt sie mit einem tonal unerwartet ausbalancierten Profil, das aber trotzdem nicht blutarm wirkt. Vielmehr erscheinen alle Frequenzbereiche – bis auf den Basskeller und den Superhochton  – gleichmäßig repräsentiert, was sowohl in Bezug auf Durchhörbarkeit als auch Langzeittauglichkeit klar aufs Konto dieses Lautsprechers einzahlt.

Alberta Cross Broken Side Of Time Das bestätigt auch der Song „Ghost of City Life“ der Band Alberta Cross (Album: Broken Side Of Time; auf Amazon anhören), den ich heranziehe, um die Über-Alles-Tonalität eines Lautsprechers zu bewerten. Der Song baut sich langsam auf: Zwei Akustikgitarren im Intro, eine sehnsuchtsvolle Stimme, langsam einfadende Steel Guitar, sodann folgen saftig-erdige Klavierakkorde – und erst nach anderthalb Minuten setzen perfekt im Studio „eingefangene“ Drums ein, im weiteren Verlauf dann auch noch ein halbes Pfund Streicher. Ziemlich volle Besetzung also für einen Popsong! Man merkt an dieser Stelle sehr schnell, ob ein Lautsprecher oder eine Komponente tonal Schlagseite hat.

Die Teufel Ultima 20 ragt ziemlich kerzengerade aus den tonalen Wellenbergen und -tälern dieses Songs hervor. Sie leuchtet weder Streicher noch Gitarren, weder Bass noch Schlagzeug mit der Taschenlampe ins Gesicht, sie lässt aber auch keine wesentlichen Informationen unter den Tisch fallen. Rund und stimmig soweit – und insofern auch klanglich ziemlich ähnlich mit einem Lautsprecher, der sich hierzu nachgerade aufdrängt, nämlich der nuBox 101, die ich vor genau neun Jahren – Kinder, wie die Zeit vergeht – bei mir zu Gast hatte. Auch dieser Lautsprecher war im Paar für rund 250 Euro erhältlich und kam mit einem ähnlichen räumlichen Gesamtvolumen wie die Teufel Ultima 20: etwas tiefer als diese, aber dafür ein wenig schlanker und kleiner. Auch die nuBox 101 bezeichnete ich damals als „erwachsen“, auch sie kam mit einer insgesamt schlüssigen Tonalität ohne Ausreißer. Allerdings, das muss man schon sagen, kommt die Teufel noch zwei, drei Stufen tiefer im Bass – man kann mit ihr gewissermaßen das untere Ende der Kellertreppe sehen. Ähnlich abgestimmt, nur „andersrum“, wirkt übrigens auch der Hochtonbereich: Er glitzert nicht, gleißt nicht, wirkt eher herbstlich-gülden; echten Superhochton gibt’s nicht.

Teufel Ultima 20 Mk3 auf Ständern

Teufel Ultima 20 auf Ständern

Auch in Bezug auf die Räumlichkeit ließe sich über die Teufel Ultima 20 sehr Ähnliches schreiben wie über die nuBox 101: Tatsächlich ganz erstaunlich, was für eine klar umrissene, breite und gegebenenfalls auch tiefe Bühne dieser preisgünstige Lautsprecher aufstellen kann. Mehr aus „Jux und Dollerei“ habe ich beispielsweise Gustav Mahlers zweite Sinfonie in c-Moll aufgelegt und den zum Sterben schönen vierten Satz, der mit dem choralartigen Gesang „O Röschen rot! Der Mensch liegt in größter Not!“ beginnt. Doch, doch: Hier entsteht ein nachvollziehbares und in den räumlichen Dimensionen schlüssiges Abbild eines Orchesters und eines Chors mit klar herausstechenden Solisten. Die Schallquellen sind deutlich ortbar, wenn auch vielleicht nicht auf den Millimeter genau – aber was hier abgeliefert wird, ist deutlich besser als ich es für diesen Preis erwartet hätte. Natürlich muss man das in gewisse Relationen setzen: Meine Harbeth 30.1 (Paar: 3.550 Euro) „bauen“ eine insgesamt tragfähigere, noch klarer gestaffelte, tiefere und besser ausgeleuchtete Bühne. Überhaupt keine Frage! Doch dass man für 250 Euro nicht nur die Andeutung dessen, sondern doch zumindest ein ausnehmend stabiles Grundgerüst der stereofonen Bühne erhält, hat mir gut gefallen.

Steely Dan Alive In AmericaEher im Rahmen meiner Erwartungen angesichts der Preisklasse spielte sich hingegen die Feinauflösung ab, da geht naturgemäß mehr, wenn man tiefer ins Portemonnaie greift. Das ist auch verhältnismäßig leicht zu diagnostizieren, beispielsweise mit dem Song „Babylon Sisters“ von Steely Dan (Album: Alive In America; auf Amazon anhören), in der sehr empfehlenswerten Remastered-Fassung. Auf ein nachgerade ikonisches Schlagzeugintro, bestehend aus drei (!) ganzen (!) Schlägen folgt ein Vorspiel aus sparsam eingesetzten Drums, Bass und Gitarre sowie einem dominanten E-Piano. Über die Teufel Ultima 20 fände ich es ziemlich schwierig herauszufinden, was für ein E-Piano das nun ist. Es könnte ein synthetisches sein, aber auch ein „echtes“ (eher ein Fender Rhodes als ein Wurlitzer), dessen Klang man durch allerlei Effektgeräte geschleift hätte. Wie auch immer: Haus und Hof würde ich auf eine klare Aussage hierzu nicht verwetten. Umschalten auf meine Harbeth bringt klar zu Gehör: Es muss ein Fender Rhodes sein (allerdings tatsächlich ein ziemlich durch den Studiowolf gedrehtes).

Teufel auf Wurlitzer...

Teufel trifft auf Wurlitzer

In Bezug auf Dynamik gibt die Teufel Ultima 20 ein nicht ganz einheitliches Bild: Erstaunlich gut und qualitativ oberhalb der Preisklasse angesiedelt fand ich die Feindynamik. Musik ohne große Spitzen oder Attacks, bei der man genau hinhören muss, wie „Welcome“ von Slut (Album: Crazy), wird mit recht feinen Abstufungen wiedergegeben. Gerade am Schluss, als der Song ausfasert und nur noch eine Akustikgitarre und ein mit Besen gespieltes Schlagzeugbecken erklingen, verfolgt die Ultima 20 sehr überzeugend und klar, wie der Song gewissermaßen „immer weniger wird“, bis er sich in Hintergrundgeräuschen verliert. Ziemlich gut. Man kann definitiv mit der Teufel Ultima 20 leise hören und dabei auch noch Dinge entdecken.

Mogwai Mr. BeastGrobdynamisch hingegen sieht es etwas anders aus. Wobei ich genauer schreiben müsste: „gesamtdynamisch“. Was meint der Reinecke denn nun schon wieder? Nun: Wenn man einen Song nimmt, der eine enorme Dynamik „über alles“ hat und sich von „fast unhörbar“ bis „Lärm“ stetig weiter entwickelt, dann gibt es Lautsprecher, die an diesem langsamen Prozess so eng dranbleiben, dass man gewissermaßen über den gesamten Verlauf des Stücks „live dabei“ ist. Gut nachvollziehbar ist das bei Mogwais Track „Friend of the night“ (Album: Mr. Beast; auf Amazon anhören): Fängt mit einer simplen Gitarrenfigur an, wird peu a peu durch andere Instrumente ergänzt, die sich dann im weiteren Verlauf immer dichter miteinander verweben, während es zugleich auch insgesamt stetig lauter und massiver wird, bis kurz vor Erreichen der fünften Minute eine Klimax kommt, nach der das Stück wieder abebbt.

Teufel Ultima 20 ohne und mit Bespannung

Teufel Ultima 20 ohne und mit Bespannung

Achtung, jetzt kommt ein fieser Vergleich: Die oben bereits erwähnte XTZ Divine Delta (Preis: das 16-fache der Teufel Ultima 20!) lässt einen an diesem Prozess nachgerade atemlos teilhaben. Sie wird lauter und lauter, bleibt dabei aber genauso klar und rein im Klang, flutet den Raum zunehmend mit immer intensiverem Klang – hier gibt es für den Hörer gar kein Entkommen (im positiven Sinne). Da sieht die Teufel Ultima 20 natürlich eher die Rücklichter: Zum einen kann sie allein aufgrund ihrer Abmessungen nicht so viel Luft bewegen wie eine Divine Delta, aber auch insgesamt scheinen die Lautstärkeabstufungen grober gerastert. Man merkt schon, „ah, es wird lauter“, aber wie vielschichtig und stetig voranschreitend diese Lautstärkeänderungen in praxi sind, vermag sie nicht in dem Umfang wiederzugeben. Auch die versuchsweise angekabelte Quadral Phonologue Rondo (Paarpreis: 1.200 Euro) kann da mehr abliefern, man muss aber halt auch fast fünfmal so tief in die Tasche greifen. Andererseits: Wenn ich an die Abacus C-Box 2 zurückdenke, die immerhin zum Testzeitpunkt das Doppelte der Teufel Ultima 20 kostete, dann würde ich – zumindest aus der Erinnerung her – dem Teufel-Lautsprecher eine bessere Grobdynamik und auch „Dynamik über alles“ zugestehen. Der Vergleich hinkt natürlich etwas, da es sich bei der Abacus um einen Aktivlautsprecher handelt und die Elektronik „ein Wörtchen mitzureden“ hat, nichtsdestotrotz habe ich sie gerade im Tieftonbereich als eher „wummsarm“ in Erinnerung, da kann die Teufel mehr rausholen.

Teufel Ultima 20 Mk3

Was vielleicht auch noch erwähnt werden sollte: Die Teufel spielte bei mir an sämtlichen Verstärkern mit einer insgesamt homogenen und verlässlichen Gangart. So ließ ich sie an meinem Hegel H90 laufen, an meinen Audreal-MS3-Röhrenmonos in Verbindung mit dem Abacus Preamp 14, an einer Audreal-Röhrenvorstufe im Verbund mit dem Valvet-Eintakter „E2“ sowie mit der XTZ Edge A2: Es gab keine Paarung, die nicht funktionierte. Allerdings würde ich in jedem Fall einen Verstärker empfehlen, der tonal nicht zu mittig und/oder dynamisch nicht zu zurückgenommen aufspielt: Am besten lief’s mit dem Hegel H90, der nicht nur ordentlich Leistung mitbringt, sondern auch dynamisch „klare Ansagen“ macht und ein auflösungstechnisch sehr präziser Geselle ist.

Billboard
Moon / Simaudio

Test: Teufel Ultima 20 (2018) | Kompaktlautsprecher

  1. 1 Kontraststark
  2. 2 Klang Teufel Ultima 20