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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Sein und Schein
  2. 2 Neat Petite Classic: Klangtest & Vergleiche

fairaudio's favourite AwardGut abgehangen bis vielleicht sogar über Jahrzehnte optimiert: Wer auf Lautsprecherlösungen mit langer, nicht von kurzlebigen Marketingzielen getriebener Evolutionsgeschichte steht, findet bei Anbietern von der Insel ja einige sehr prominente Klassiker. Und auch weniger prominente: Ich selbst hatte die 1991 erstmalig aufgelegte und zunächst bis 2016 gepflegte Neat Petite jedenfalls nie so richtig auf dem Radar. Dafür habe ich den neuesten Wurf der nordenglischen Manufaktur nun auf den Ständern: die Neat Petite Classic (2.498 Euro | https://bellevueaudio.de/).

Doch halt: Bis 2016 gepflegt und der neueste Wurf im Hörraum? Keine Bange, selbst wenn ich das bei einem echten Klassiker gar nicht mal so abwegig fände, sind natürlich keine sieben Jahre alten Kamellen am Start. Doch holen wir kurz ein wenig aus:

Mehrere Generationen, ein Päuschen und ein Jubiläum – die Geschichte der Neat Petite Classic

Neat-Logo an der Neat Petite Classic

Die Marke Neat wurde vor über 30 Jahren von Bob Surgeoner gegründet – die Neat Petite waren das Lautsprechererstlingswerk der Engländer

Mag der Markenname auch zu mehr oder weniger „neatlichen“ Wortspielen anregen oder „sauberen“ Klang verheißen, ist er doch vor allen Dingen das Akronym von „North Eastern Audio Traders“ und mithin eines von Bob Surgeoner im Jahre 1989 in Darlington gegründeten Fachgeschäfts, das sich zunächst rein auf den Handel und die Reparatur von Hifi-Geräten beschränkte. Aus Lust auf guten Sound wie auf neue Geschäftsbereiche startete man alsbald die Entwicklung einer eigenen Lautsprecherlösung – und brachte, voilà, 1991 die Neat Petite an den Start. Die dem Vernehmen nach derart reüssierte, dass die Lautsprecherentwicklung und -herstellung für die Engländer zunehmend in der Vordergrund rückte.

"Manufactured in England"-Schriftzug auf der Neat Petite Classic

Die Neat Petite sind nach wie vor – inklusive Gehäuse – in England herstellte Manufakturprodukte

Der knuffige Grundstein des Erfolges von Bob Surgeoner und seinem Team wurde in weiterer Folge über vier amtliche Modellgenerationen und einige Zwischenupdates hinweg beständig weiter feingeschliffen. Bis ins besagte Jahr 2016 – als die Entwicklungspower insbesondere in die Iota- und Strata-Reihen einfloss und ein „natürliches“, aber lediglich, na klar, „petites“ Päuschen eingelegt wurde, wie mir der unverändert aktive Bob Surgeoner erklärt. Der Neat-Gründer leitet aktuell ein zehnköpfiges Team – und avancierte im Verlauf der Jahrzehnte selbst zu so etwas wie einem Hifi-Klassiker, wenn man so will.

Nach einem auf 100 Paare limitierten Jubiläumsintermezzo namens Petite 30 läuteten 2022 dann für unsere heutigen Gäste, die Neat Petite Classic, die Startglocken. Die Classic lehnen sich übrigens nicht zuletzt mit Blick auf die Gehäusemaße stärker an die Urahnen an als die größeren und auch ein Fünftel teureren 30er.

Neat Petite Classic – Aufbau und Technik

Die Rückseite der Neat Petite Classic

Die Rückwand der Neat Petite Classic weist neben einer Ventilation für den Hochtöner eine Bassreflexöffnung auf, die je nach Aufstellungssituation oder Raumakustik mit einem beiliegenden Stopfen verschlossen werden kann

Die 30 Zentimeter hohen, 20 Zentimeter breiten und 18 Zentimeter tiefen Gehäuse der Petite Classic rekrutieren sich wie bei (fast) allen Neat-Lautsprechern aus MDF, lediglich die Ultimatum-Reihe hüllt sich in Multiplex-Birkensperrholz. Die 12 Millimeter starken Seitenwände sind mit Bitumen gedämpft und die kräftigere 15-Millimeter-Schallwand des Zweiwegesystems beherbergt einen 15-cm-Bassmitteltöner sowie einen bei rund 3,5 kHz einsetzenden AMT (Air Motion Transformer).

Die recht hohe Trennfrequenz ist natürlich auch dem recht kleinen AMT geschuldet, der dafür mit flachen 6 dB/Oktave nach unten hin aus dem Rennen genommen werden kann. Bei den größeren Neat Acoustics Majistra und Neat Ministra, die wir letztes Jahr und 2020 im Test hatten, setzt Neat maßgeschneiderte Bändchenhochtöner von Fountek ein, der vergleichsweise amplitudenstarke AMT der Petite Classic stammt hingegen von Dayton Audio. Bob Surgeoner lobt dessen „außergewöhnliche ‚organische‘ Qualität, die eine natürliche Präsentation ermöglicht“. Zudem passe der Dayton-AMT bereits von Haus aus, also ohne weitere Modifikationen, perfekt zum Konzept der Neat Petite Classic, wie Andreas Sehlhorst vom deutschen Bellevue-Audio-Vertrieb ergänzt.

Bassmitteltöner der Neat Petite Classic

Die Polypropylen-Membran des Bassmitteltöners ist mit Glimmer angereichert: Die Membran wird so mechanisch verstärkt, bliebt dennoch relativ massearm und soll zudem weniger zur Energiespeicherung neigen als nicht angereichertes Polymer

Gleiches gelte für den mit 12 dB/Oktave abgeriegelten Konustreiber von SB Acoustics, der von Neat lediglich zusätzlich mit Filz beringt wurde, um das Abstrahlverhalten zu optimieren. Ich frage Bob Surgeoner (und greife ein wenig dem Soundcheck vor), welcher Kniff dafür sorgt, dass der kleine Bassmitteltöner trotz seiner breitbandigen Last so überraschend souverän tönt.

Logo, natürlich gibt es nicht den „einen“ Kniff: Vielmehr habe der Treiber zwar per se eine sehr große nutzbare Bandbreite, dessen Qualitäten könnten gleichwohl mit einem sorgfältigen Frequenzweichendesign, hochwertigen Bauteilen sowie einer versetzten Portabstimmung weiter ausgereizt werden. So habe man allein bei der Kondensatorauswahl vier verschiedene Marken ins Rennen geschickt, um sich schließlich für Exemplare von Jantzen zu entscheiden.

Mehr Sein als Schein: Look & Verarbeitung der Neat Petite Classic

Frequenzweiche der Neat Petite Classic

Highendig: Eine manuell verlötete, frei verdrahtete und eben nicht platinenbasierte Frequenzweiche ist selbst in deutlich höheren Preisklassen keine Selbstverständlichkeit. Darüber hinaus sind sämtliche Kontakte zu und an den Treibern nicht einfach gesteckt, sondern verlötet

Wenn man sich mit den Neat Petite Classic näher beschäftigt, kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass die Engländer den technischen, den inneren Werten mehr Wert beimessen als den äußeren. Dazu trägt das zwar anstandslos sauber gefertigte, aber eher toolige Design der – in England und nicht in Fernost produzierten – Lautsprechergehäuse bei, das an zuverlässige Arbeitsgäule aus dem Studiobereich erinnert.

Viele Lautsprecherhersteller setzen auf aufwändige Anschlussterminals, die dem Kunden sofort augenscheinliche Qualität suggerieren. Und sparen im weiteren (unsichtbaren) Signalverlauf das Geld mittels einfacher Steckverbindungen zwischen Weiche und Treibern sowie Terminal wieder ein. Neat Acoustics geht in dieser Sache genau den umgekehrten Weg:

Zwei eher spillerige Polklemmen markieren den sichtbaren Beginn des Signalpfades der Petite Classic – der dafür im Inneren komplett durchverlötet(!) weitergeführt wird. Ich finde es überaus sympathisch, dass Neat in dieser Sache nicht auf oberflächliche Kaufanreize setzt, sondern auf die wahrscheinlich sogar teurere und auf jeden Fall technisch bessere Lösung: Was nutzt ein shiny Terminal, wenn dahinter ein Rattenschwanz mit vielen einfachen, keineswegs langzeitstabilen (Übergangswiderstände) Kontakten wedelt? Übrigens: Gerade in der Preisklasse der Neat Acoustics Petite Classic geht eine „Komplettverlötung“ tatsächlich als Seltenheit durch.

Single-Wiring-Anschluss der Neat Petite Classic

Der Signalpfad ins Innere der Neat Petite Classic startet eher etwas spillerig – im Inneren geht es dafür umso highendiger weiter

Zu den versteckten Werten zählt darüber hinaus die Verschraubung der Chassis an der Schallwand, die nicht wie in dieser Preisklasse üblich mit Spax- beziehungsweise Holzschrauben ausgeführt ist, sondern mit M4-Schrauben und Kontermuttern.

Neat Petite Classic: Klangtest & Vergleiche

Um frei von Erwartungshaltungen erste Eindrücke zu gewinnen, starte ich gerne in die Hörrunden, ohne mich mit dem Testkandidaten zuvor technisch näher beschäftigt zu haben – häufig kenne ich zunächst nicht mal den genauen Preis. Und ans finale Verfassen des Berichtes, bei dem ich mich meist zunächst auf den Klangteil stürze, geht’s erst dann, wenn ich meine, das Profil der Komponente vollständig erfasst zu haben.

Vom Fleck weg überraschend – der Bass

Neat Petite Classic im Hörraum

Die Neat Petite Classic im Hörraum

Es mag bei einer so kleinen Kompaktbox wie der Neat Petite Classic überraschen: Einer der Bereiche, der mir vom Fleck weg gut gefiel und mit längerem Hören sogar immer besser, betrifft ausgerechnet den Tiefton. Nein, natürlich können die Neat-Entwickler nicht zaubern, wer Tiefbass will, ist mit solch kleinen Boxen wie den Petite physikalisch schlichtweg falsch bedient. Besonders tieffrequente Gimmicks in der Musik, wie etwa der alle zwei Takte kurz für vielleicht eine Sekunde stehende Ton in „Am I“ von Kode9 & The Spaceape (Album: Black Sun; auf Amazon anhören) werden nahezu ausgespart. Aber da bieten selbst größere Kompakte häufig nicht mehr, sofern sie nicht wesentlich teurer sind, eine Inklang Ayers Two oder Nubert nuBoxx B-40, die den Kollegen Jochen Reinecke bassseitig begeistert hatten, mögen da Ausnahmen darstellen.

Viel wichtiger ist jedoch, dass einen bei tieftonlastiger Electronica wie eben von Kode9 oder dem beatblubbernden „Turbulence“ von Free The Robots (Album: Ctrl Alt Delete; auf Amazon anhören) genau das erreicht, was akustisch wesentlich ist, in diesem Fall also die stückprägenden Bassbeats samt hinreichend Druck und Schwärze. Mag solche Musik über die Neat Petite Classic auch keine physische Wirkung entfalten, involvierend gerät sie dennoch.

Neat Petite Classic von oben

Insbesondere verantwortlich dafür ist die Schnelligkeit, die tänzerische Leichtigkeit, mit der die Neat Petite Classic untenrum agieren. Holla die Waldfee, die Qualität des Basses ist vom Allerfeinsten – das betrifft sowohl die dynamische Zackigkeit, die Konturiertheit als auch das Timing. Ja, die stoischen Elektrobeats in Clock DVAs „Final Program“ (Maxiversion), die E-Bass-Abstufungen in Villagers „Becoming a Jackal“ oder die eruptiven Bassdrum-Sechzehntel in „Odyssey“ von Scale the Summit geraten so ungebremst, kohärent und klar definiert, dass selbst meine passivmembranbewehrten Standlautsprecher Sehring 903 (12.000 Euro) etwas „ungefährer“ wirken.

Okay, ein unfairer Vergleich: Denn freilich müssen die sehr tiefreichenden Berliner Schwallwandler eben auch wesentlich mehr Bassmasse wuppen, sie schleudern einem deutlich massivere Töne ans Ohr als die lastbefreiter aufspielenden Neat Petite Classic. Aber auch im innerenglischen Duell gegen eine kompakte B&W 705 Signature (3.000 Euro) haben die Petite in Sachen Bassqualität die Nase vorn, zumal bei ihnen in keiner Weise das Bassreflexsystem durchschmeckt.

Neat Petite Classic - Ventilationsöffnungen und Terminal

Die Bassreflexöffnung der Neat Petite Classic lässt sich beispielsweise bei wandnaher Aufstellung mit einem beiliegenden Stopfen verschließen

Den Bass tonal einen Tick mehr in Szene zu setzen, sprich ihn etwas lauter abzustimmen als das strenge highfidele Lehre wäre, ist bei Kompaktlautsprechern ja ein handelsüblicher Trick, um es souveräner klingen zu lassen. Eines solchen bediente man sich auch bei der Entwicklung der Neat Petite Classic, allerdings derart feinfühlig und dezent dosiert, dass ich das nur der formalen Vollständigkeit halber erwähne. Obwohl: Nicht jeder hört solch kleine Lautsprecher frei aufgestellt (Abstand zur Rückwand > 90 cm) in einem 30 Quadratmeter großen und über drei Meter hohen Zimmer wie ich für diesen Test. Bei wandnäheren Aufstellungssituationen in kleineren Hörräumen mag es sich lohnen, mit den beiliegenden Bassereflexstopfen zu experimentieren.

Der Hochton: Klassisch britisch?

Tonal ohrenfälliger gerät da schon die Hochtonabstimmung der Neat Petit Classic. Gar nicht typisch „klassisch britisch“ pflegt man im nordenglischen Barnard Castle offenbar ein gewisses Faible für den frischen Ton. Ein Auswinkeln der Lautsprecher ändert daran übrigens wenig, es geht dann vor allem etwas Superhochton, ein Quäntchen feine Luftigkeit flöten – was ich schade finde, deshalb höre ich mit den Petite ausschließlich nahezu „auf Achse“.

AMT-Hochtöner der Neat Petite Classic in der Nahaufnahme

Die besagte Frische stammt nämlich eher aus einer Pegelanhebung des mittleren und oberen Hochtons, nicht des Superhochtons. Letzterer fällt sogar weniger schillernd, weniger ätherisch aus, als man das bei einem solchen Konzept erwarten würde: Ganz, ganz oben, ja, das ist das richtige Wort: „haucht“ es etwas dezenter als es reine Lehre wäre. In Sachen Hochtontonalität zielen die Petite unterm Strich tatsächlich in eine vergleichbare Richtung wie die bereits erwähnten B&W 705 Signature, während beispielsweise der „Weltklassehochton“ – so heißt‘s im Test – des Diamanthochtöners einer B&W 805 D4 (8.000 Euro) unter anderem auch ein Musterbeispiel an ätherischer Luftigkeit ist und in einer anderen Liga spielt.

Als hätte man ein Déjà-vu, wenn man auf obige Zeilen zum Bassbereich blickt, fasziniert der Hochton der Neat Petit Classic ebenfalls mit weit überdurchschnittlicher Durchhörbarkeit, Konturiertheit und leichtfüßiger, „schneller“ Dynamik. Ja, Präzision – um dem Ganzen mal eine Überschrift zu geben – steht bei Neat offenbar hoch im Kurs. Und zwar authentische Präzision ohne jegliche Gaukelei, sofern man von der leichten Pegelanhebung mal absieht, das heißt ohne überzogene Attack, unnatürliche Silbrigkeit oder unbotmäßige Härten.

Ausschnitt von der Schallwand der Neat Petite Classic

Ich empfinde den Hochton sogar als überdurchschnittlich verzerrungsfrei und sauber, was dazu einlädt, mal wieder Jaki Liebezeits überragende Schlagzeugarbeit auf dem 1972er-Album Ege Bamyasi von Can zu genießen: Im Opener „Pinch“ (auf Amazon anhören) wuselt es hochtonseitig nur so vor metallischer Perkussion und Snareobertönen, zudem werden wiederholt für Augenblicke einzelne besondere Geräusche eingebracht. Ein besonderer Clou ist darüber hinaus, dass der 2017 leider verstorbene Jaki Liebezeit imstande war, dieses akustische Wimmelbild mit einem nahezu stoischen Duktus zu zeichnen, es offenbar jederzeit mühelos kontrollieren und bestimmt noch weiter ausreizen zu können – große Kunst und kein reines Sportgetrommel.

Und Ähnliches darf man auch über die Hochtonqualität der Neat Petite Classic sagen: Große Kunst – und keine artifizielle Hochglanzabbildung. Die Impulsenergien und Texturen der unzähligen Transienten – ein vermeintlich schnöder Beckenschlag ist ja in Wirklichkeit hochkomplex – bringen die Engländer extrem realistisch ans Licht, hier gehen hohe Auflösung und beste feindynamische Qualitäten traut vereint Hand in Hand.

Neat Petite Classic mit Kimber Carbon 16

Neat Petite Classic mit Kimber Carbon 16

Wobei … die letzten fünf Wörtchen sollen keine falsche Romantik aufkommen lassen: Die Performance der Neat ist generell nichts für verschmuste Kuschelrockhörer, die beim Musikhören im Kerzenschein gerne verträumt ihren Bauch oder jemand anders kraulen, aber sie befördert die Neugierde, das Interesse, die aktive Auseinandersetzung mit Musik ungemein.

In dieser Sache toppen die Neat Petite nicht nur die erwähnten Inklang, sondern im Grunde auch meine Sehring. Letztere warten dafür mit vermehrter Luftigkeit und einer sehr ästhetisch anmutenden Seidigkeit auf.

Monitoresk in den Mitten

Anheimelnde Wärme, üppige Klangfarben, Vollmundigkeit – dass das keine Begriffe sind, die die Mittenwiedergabe der Neat Petite Classic kennzeichnen, dürfte nach dem Gesagten wohl kaum überraschen. Die kleinen nordenglischen Boxen geben sich hier vielmehr monitoresk, sprich sind eher sachliche und sehr detailgetreue Berichterstatter, als dass sie die Musik mit Sinnlichkeit anreichern, wie dies etwa Boxen vom Schlage der Bryston Mini A Bookshelf tun. Die kanadischen Wandler greifen dafür aber auf einen tonal noch hervorgehobeneren Bass und Grundton zurück und agieren dort sowie im Hochton weniger differenziert und präzise als die Neat.

Gehäuseecke an der Neat Petite Classic

Mit den Neat Petite Classic resultiert nicht zuletzt eine hervorragende Sprachverständlichkeit sowie ein überdurchschnittlicher Facettenreichtum: So wirkt das Brüchige, das Raue in der Stimme von John Balance auf Coils „Where are You?“ (Album: Musick to Play in the Dark 2) noch profilierter, markanter und der verschwörerische Gesang insgesamt noch unverkennbarer, eindrücklicher. Selbst im Vergleich zu meinen Sehring 903. Was allerdings auch ein wenig dadurch befördert wird, dass der obere Rand von Stimmen tonal einen Tick stärker hervorgehoben wird als das streng neutrale Lehre wäre. Gesang und die Mitten generell setzen die Neat Petite Classic also eine Spur präsenter, unmittelbarer in Szene – hier mischt sicherlich die beschriebene Hochtonabstimmung der Neat Petite Classic mit.

Dysrhythmia Test of SubmissionÜberrascht hat mich, wie differenziert der kleine Bassmitteltreiber gehaltvolle, komplexe Musik vermittelt: Bei vielen Zweiwegesystemen nehme ich beispielsweise in Dysrhythmias „Running towards the End“ (Album: Test of Submission; auf Amazon anhören) wahr, dass die Impulse der tief gestimmten, durchs Stereopanorama wandernden Toms leicht verschluckt werden, da hier von ein und derselben Membran zugleich noch dichter Gitarrensound übertragen werden muss. Diese Aufgabe lösen ausgerechnet die kleinen Neat ziemlich gut. Und sie bleiben sauber bis hoch zu Pegeln, die viele Hörer in Mehrfamilienhäusern gar nicht ausreizen können – um dann bei weiter steigender Lautstärke zunehmend unsauber zu tönen. Klar, die Petite sind keine Partyboxen, aber für ihre Größe dennoch überraschend pegelfest.

Völlig losgelöst: die räumliche Abbildung

Und fast ebenso klar bei einem solchen Konzept: Die Abbildung löst sich hervorragend von den Boxen in Richtung Hörer, schwebt dabei so frei im Raum, als gäbe es hier gar keine Lautsprecher, und gerät gerade in der Horizontalen schön weitläufig. Die Stimmenwiedergabe würde sich hörpsychologisch womöglich noch plastischer anfühlen, wenn der Mittenbereich sonorer klänge, gleichwohl sind Ortungsschärfe und die Größendimensionierungen so mustergültig ausgeprägt, wie das anspruchsvolle Hörer von highendigen kleinen Monitoren erwarten.

AMT-Hochtöner mit Filzumrandung an der Neat Petite Classic

Billboard
McIntosh

Test: Neat Acoustics Petite Classic | Kompaktlautsprecher

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