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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Kleiner Gigant mit Diamant
  2. 2 Bowers & Wilkins 805 D4: Klangtest & Vergleiche

Continuum-Membran, Tweeter-on-Top-Gehäuse, Matrix-Versteifung – und natürlich fallen einem ganz leicht viele weitere Stichwörter ein. Die es aber gar nicht braucht, damit wohl bereits die meisten wissen: Es geht um Schallwandler aus der südenglischen Küstenstadt Worthing, in der John Bowers bereits im Jahre 1966 begann, Lautsprechersysteme herzustellen, und in der Bowers & Wilkins (https://www.bowerswilkins.com/de-de) das heute immer noch tut. Die komplette, legendäre B&W-800er-Serie wird am Firmenstammsitz gefertigt. Folglich schmückt sich auch das aktuelle Kompaktmodell der Top-Serie, die zum Test anstehende B&W 805 D4 (8.000 Euro), mit einem „Made in England“.

Und selbstverständlich schmückt sich die kleine 800er mit Kohlenstoff: „Diamonds are a listener’s best friend“ lautet seit 15 Jahren und vier Seriengenerationen offenbar die Devise der Engländer, wobei erst seit dem Jahr 2010 sämtliche Modelle der B&W 800 Series mit einem Diamant-Hochtöner aufwarten. Die edle Kalotte der Bowers &Wilkins 805 D4 zählt also nicht zu den Neuerungen gegenüber dem Vorgängermodell B&W 805 D3, das der Kollege Jochen Reinecke vor vier Jahren am Wickel hatte.

B&W 805 D4 – technische Highlights und Neuerungen

B&W 805 D4 - Tweeter-on-Top-Röhre von vorne

Diamond inside: Die  „Tweeter-on-Top“-Aluminiumröhre der B&W 805 D4 ist auf zirka 30 Zentimeter Länge angewachsen und noch besser entkoppelt

Veränderungen nahmen die Briten dagegen im Hinblick auf die Größe und Befestigung der „Tweeter-on-Top“-Behausung der Diamant-Kalotte vor. Nach wie vor aus einem Block Aluminium gefertigt, hat sich die Hochtonröhre nun auf zirka 30 Zentimeter verlängert, zudem ruht sie auf einer Zwei-Punkt-Entkopplung aus Silikonkautschuk sowie zwei L-förmigen Stahlhalterungen. Insbesondere im unteren Übertragungsbereich der Kalotte will B&W den Klirr so weiter verringern. Neben ihrem größeren Rückvolumen soll sich die „Atmung“ der Kalotte noch infolge weiterer Anpassungen verbessern: So erfuhren die Belüftung und das Magnetsystem des Antriebs weiteres Tuning, was unter anderem eine geringere elektrische Dämpfung der Spule im Spulenspalt zeitige, so Senior Product Manager Ulf Soldan.

Die Kalotte wird nach wie vor recht hoch, bei um 4 kHz, getrennt. Und das unverändert flach mit 6 dB/Oktave: Der Diamant funkelt südwärts also unmittelbar bis zu den oberen Mitten hin und beeinflusst aufgrund dessen die Mittenwahrnehmung nicht nur durch die Obertöne. Bestimmt mit einer der Gründe, warum B&W seiner 805 D4 einen „noch glaubwürdigeren Mittelton“ zuspricht.

B&W 805 D4 - Frequenzweiche

Wertig und minimalistisch: die Frequenzweiche der Bowers & Wilkins 805 D4

Die eher subtil angepasste Frequenzweiche wirkt wie gehabt recht übersichtlich: eine hochwertige Luftspule, ein edler Kondensator (Mundorf MCap Supreme SilberGold.Öl) mit speziell behandelten, exklusiv von B&W genutzten Anschlussdrähten, zwei Bypass-Kondensatoren sowie ein direkt auf dem rückwärtigen Aluminiumprofil des Lautsprechergehäuses verschraubter, daher ohne extra Kühlkörper auskommender Widerstand. That’s it. Wertig und minimalistisch – den Klangpuristen freut‘s.

Wie beim Hochtöner hatten die B&W-Entwickler auch bei der Frequenzweiche das Thema Behausung auf dem Plan. Dank der neuen „umgekehrten Gehäusebauform“ (ich komme darauf gleich noch zurück) dürfen sich Kondensator & Co dank ihres eigenen Bereichs an der stabilen Aluminium-Gehäuserückseite nun besonders sicher vor störenden Einflüssen fühlen.

B&W 805 D4 - rückseitiges Aluminium-Profil

Hier ist zur Abwechslung ein steifer Rücken mal was Gutes: Die Aluminium-Rückwand der B&W 805 D4 sorgt für zusätzliche Stabilität

Die Ehre einen Turbinenkopf auf starken Bassschultern zu tragen klappt bei einem Zwei-Wegler per se nicht und wird erst dem übernächstgrößeren Modell 803 D4 zuteil. Die silbergrauen Continuum-Membranen gibt’s dagegen selbst in den unteren Modellreihen von B&W. Dennoch hat sich auch in der Mitteltonabteilung der B&W 805 D4 etwas getan, und zwar in Form einer neuen Schwingspule sowie eines durch den Einsatz von Fiberglas verbesserten Schwingspulenträgers. Die neue „Biomimetic-Suspension“-Technologie, die die übliche Gewebezentrierspinne ersetzt und dank ihres filigranen Aufhängungssystems kaum Luftbewegung erzeugt, die mit der eigentlichen Membran störend interagieren kann, bleibt den dedizierten Mitteltönern der größeren Drei-Wege-Modelle vorbehalten. Auch der Ferrit-Magnetantrieb des 16,5-cm-Bassmitteltöners ist bei der 805 etwas einfacher gehalten, Doppel-Kupfer oder -Silber-Versionen hat’s nur bei den großen 800ern.

Bowers & Wilkins Continuum-Membran

Die Continuum-Membran des 16,5-cm-Bassmitteltöners der B&W 805 D4

Größere Behausungen hin, filigrane Aufhängungen her: Die größte Relevanz misst Bowers & Wilkins dem Gehäuse-Tuning bei, das Stichwort „umgekehrte Gehäusebauform“ (Reverse Wrap Form) fiel ja bereits. Diesen mechanischen Kniff hat B&W zwar schon länger drauf, beim 800er-Kompaktmodell kommt er dennoch erstmalig zur Anwendung. „Das Gehäuse ist aufgrund seiner Form steifer als je zuvor“, sagt Ulf Soldan. Die treiberhaltende Schallwand sei nicht zuletzt dank ihrer vergleichsweise kleinen Oberfläche die steifste Stelle des Gehäuses, die darüber hinaus von einer dahinterliegenden Aluminiumkonstruktion verstärkt wird, an der schlussendlich auch der Tiefmitteltöner direkt – durch das Holzgehäuse hindurch – fest verschraubt ist.

Die profilierte Aluminium-Rückseite erwähnte ich beiläufig ja schon im Zusammenhang mit der neuen Weichenpositionierung, die Aluminium-Deckelplatte an der Oberseite des Tiefmitteltongehäuses hingegen noch nicht. Neben vermehrter Stabilität soll sie verringerte Gehäusetoleranzen befördern, zudem sei, so Ulf Soldan, „die Hochtöner-Entkopplung dadurch genauer und enger in der Toleranz“.

B&W 805 D4 seitlich von vorne

Das Gehäuse-Tuning stand bei der Entwicklung von B&Ws achter 800er-Generation ganz oben im Pflichtenheft

Der in die Gehäusekonstruktion eingeflossene Aufwand ist zweifelsohne enorm – und in der Preisklasse der B&W 805 D4 alles andere als selbstverständlich. Hinzu kommt, dass die interne B&W-typische Matrix-Versteifung bei der 805 D4 jetzt aus 18-mm-Sperrholz und nicht mehr MDF besteht. Ja, wenn man diese edlen Wandler intensiver anfasst und beklopft, geht von ihnen tatsächlich etwas „Tresorhaftes“ aus. Nur der edle Lederbezug der Alu-Deckelplatte sorgt dafür, dass sich die 805er auch mal von einer weichen Seite zeigt …

Übrigens, da der Einfluss der Lautsprecher-Mechanik auf den Sound häufig unterschätzt wird: Lösen Sie an Ihren Lautsprechern daheim spaßeshalber nur mal ein wenig die Schrauben der Treiber und stellen die Lautsprecher etwas kippeliger auf, um eine Ahnung davon zu bekommen, was neben teurer Treibertechnik und edler Elektronik maßgeblich klangbeeinflussend sein kann. Oder besser nicht – umgekehrt wird ein Schuh draus, denn „lose und kippelig“ ist‘s in der Praxis häufig eh leider schon. Die Schrauben Ihrer Lautsprecher also (leicht!) nachziehen und die Lautsprecher so kippelfrei ausrichten wie möglich. Eine schöne Überleitung zum Praxisteil dieses Testberichts, wie mir gerade auffällt – also auf in den Hörraum mit den Bowers & Wilkins 805 D4 …

Bowers & Wilkins 805 D4: Klangtest & Vergleiche

B&W 805 D4 - Schallwand von oben

Englische Lautsprechertradition mit fast 60 Jahre „langen“ Wurzeln, da können selbst alte BBC-Monitor-Schlachtrösser wie Spendor (1969 gegründet) oder Harbeth (1977) nicht ganz mithalten. Wer da konditioniert an ein warmes Klangbad mit etwas Hochtonpatina denkt, ist mit Blick auf die Bowers & Wilkins 805 D4 allerdings ziemlich schief gewickelt. Klar, was bräuchte es dazu einen Diamanthochtöner …?

Feinste Kost

B&W 805 D4 - Diamant-Hochtonkalotte

Hinter Gittern: die Diamant-Hochtonkalotte der B&W 805 D4

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Das, was aus der Kohlenstofftrompete der 805 D4 an hohen und höchsten Tönen ans Ohr gereicht wird, ist so feine Kost, dass ich sogar als frischgebackener, glücklicher Besitzer eines Pärchens Wilson SabrinaX eine Augenbraue hochziehe. Mag der Hochtonbereich meiner SabrinaX pegelseitig einen Hauch zurückgenommen sein, beim Vergleich mit der tonal straight durchziehenden kompakten Bowers & Wilkins ist das für mich dennoch nicht der springende Punkt. Eher eine Geschmacksfrage. Auch der Aspekt der Auflösung, sprich die Frage, ob sich nun hüben oder drüben mehr Details konkretisieren, ist für mich auf dem Niveau, das beide Lösungen bieten, akademisch.

Quadrupède TogobanGeht es dann aber beim Track „Rhododendron“ des französischen Duos Quadrupède (Album: Togoban; auf Amazon anhören) um die Klangfarben der Offbeat-Viertel von Ridebecken auf dem rechten Kanal und der Hi-Hat in der Stereomitte, sieht das Ganze schon etwas anders aus: Mit den B&W 805 D4 klingt’s schlichtweg noch überzeugender nach „echtem Metall“ – noch glänzender, offener, schillernder. Die Rimshots muten ebenfalls noch definierter, feindynamisch einen Tick prononcierter an. Das Obertonspektrum der Diamanthochöner kann bei solchen Aufgaben seine Stärken voll ausspielen: Auflösung, Feindynamik und „Air“ sind auf Premier-League-Niveau und zählen preisübergreifend mit zum Besten, was mir in meinem Hörraum bisher zu Ohren kam.

B&W 805 D4 - Oberseite und Gitter des Hochtöners

Zumal der hyperluftige (auch die B&W 705 Signature macht im Superhochton früher Schluss) und extrem feinstoffliche Hochton pegelseitig von den B&W-Ingenieuren so abgestimmt wurde, dass er zwar unmissverständlich zeigt, was er drauf hat – Schüchternheit geht anders –, aber aufgrund seiner superben Qualität keine künstlichen Härten, Schärfen oder Zischeleien ins Klangbild trägt. So bleibt selbst Peter Gabriels „Sledgehammer“ (Album: So), das zumindest in der mir vorliegenden digitalen Version immer etwas nach Plastik schmeckt und durchaus giftige Perkussion und markante Sibilanten birgt, hochtonseitig gut verdaulich.

Eine neue Weiblichkeit

Cynic Carbon Based AnatomyFreilich zahlt die exquisite Hochtonqualität der Bowers & Wilkins 805 D4 nicht nur auf Schlagzeug und die Verdaulichkeit von schlechten Aufnahmen ein. Vielmehr bringt einen die 805 nicht zuletzt bei Cynics sphärischem „Amidst the Coals“ (Album: Carbon-Based Anatomy; auf Amazon anhören) und dem raumflutenden, kehlig-ätherischen Gesang von Gastsängerin Amy Correia so ziemlich aus dem Häuschen. Die Reinheit des über weite Strecken nahezu glockenreinen Gesangs, die scheinbare Grenzenlosigkeit der „Wall of Voice“, die sich vor einem aufbaut, vereinzelte Zungengeräusche und Einatmer, der finale Umschwung vom Engelhaften zum subtil Diabolischen in der Stimmfarbe – das ist großes Kino und ganz klar eine Domäne der 805 D4.

Hochwertig aufgenommener weiblicher Gesang avanciert per se zum Hochgenuss: Die amerikanische Singer-Songwriterin Laura Veirs mutet auf „July Flame“ (gleichnamiges Album) stimmlich zwar einen Tick weniger ätherisch als Amy Correia an, die bergseeklare Reinheit und feinstoffliche Luftigkeit der B&W lassen ihren Gesang dennoch vereinnahmender erscheinen als ich das gewohnt bin. Meine Spendor D9 (ca. 9.000 Euro) tönt im direkten Vergleich unter anderem diffuser, die Sehring 903 insbesondere weniger luftig-transparent.

Wahre Größe

B&W 805 D4 mit Treiberabdeckung und Bassreflex-Stopfen

Die B&W 805 D4 mit magnetischer Treiberabdeckung und eingesetzten Bassreflex-Stopfen. Die Hörrunden erfolgten allerdings komplett „oben ohne“ und „offen“

Das Thema Räumlichkeit streiften wir bereits. Die Bowers & Wilkins 805 D4 erzeugen – nicht zuletzt dank des überragenden Hochtons – ein herrlich weitläufiges Klangbild, dessen Vertikale sich überraschend weit nach oben reckt. So als hätte man es mit deutlich höher bauenden Standlautsprechern zu tun. Die kleinen 805 D4 können Wall of Sound wie die großen Jungs. Und häufig werden sie sogar noch einiges besser können: Die sich auf der weitläufigen Bühne tummelnden Instrumente und Stimmen derart klar, mit viel Luft drum herum und subtilen Rauminformationen zu differenzieren, vermögen jedenfalls nicht viele Lautsprecher. Im Test der Wilson SabrinaX hatte ich die Standlautprecher aus Utah als Benchmark in Sachen Räumlichkeit bezeichnet: Die 805 spielen hier auf Augenhöhe, in Sachen „feinstoffliche Rauminformation“ liegen sie leicht vorne, mit Blick auf „Hintergrundschwärze“ hingegen hintenan.

Klare Klangphilosophie

B&W 805 D4 - Rückseite von oben

Nur logisch ist, dass meine Sehring 903 und Wilson SabrinaX als teurere Dreiwege-Standboxen nicht zuletzt aufgrund ihrer dedizierten Treiber für den Bass und Mittelton hörbar mehr drauf haben, wenn es um Tieftondruck, Tieftondifferenzierung sowie eine gehaltvolle und auch bei höheren Pegeln quellwasserklare Mittenwiedergabe geht. Spätestens hier vergleichen wir dann allerdings Äpfel mit Birnen. Nicht umsonst spricht auch B&W seinem nächstgrößeren Modell der Reihe, dem Dreiwege-Standlautsprecher 804 D4, Vorteile in puncto Bandbreite sowie der Stimm- und Detailwiedergabe zu.

The Coral Curse of LoveSo oder so folgt die 805 D4 in den Mitten einer klaren Klangphilosophie. Attestierte ich beispielsweise der ebenfalls als kompakter Zweiwegler ausgelegten B&W 705 Signature eine gewisse Zurückhaltung in den oberen Mitten, geht die 805 die Sache hier anders an. Von Zurückhaltung an dieser Stelle keine Spur, ich würde sogar behaupten, dass nicht zuletzt Stimmen nach oben hinaus etwas stärker als streng neutral ausgeleuchtet werden. Gut zu hören zum Beispiel in „Wrapped in Blue“ von The Coral (Album: Curse of Love; auf Amazon anhören). Zum einen fällt hier wiederum die extrem gute Durchhörbarkeit der Bowers & Wilkins 805 D4 auf, die wohl jeder Studioabhöre zur Ehre gereichte. Zum anderen, dass Sänger James Skelly etwas direkter abgebildet wird. Die cleanen E-Gitarren-Licks auf dem linken Kanal, die gezupften Akkorde der Westerngitarre gegenüber und die mittige Snare muten ebenfalls einen Tick präsenter an als gewohnt: So rückt zum Beispiel das typische Schnarren der Snare gegenüber dem Anschlagsimpuls etwas stärker in den Vordergrund.

B&W 805 D4 - Mitteltöner mit Continuum-Membran

Der 16,5-cm-Bassmitteltontreiber mit Continuum-Membran

Eine neutral abgestimmte Kompaktbox wie die Sehring 901 gibt die Mitten gegenüber der B&W 805 D4 entsprechend sonorer wieder. Dafür hat die Berlinerin in Sachen Luftigkeit und Transparenz nach oben heraus das Nachsehen. Nun, die lichtere Tonalität der 805 D4 befördert den faszinierenden Facettenreichtum, den Glanz und die Feinstofflichkeit des Gebotenen natürlich zusätzlich. Je nach Hörgeschmack und Raumakustik empfiehlt das den Einsatz warm bis neutral tönender – und nicht hell abgestimmter – Verstärker. Und ja: Ein Röhrenamp kann ebenfalls eine sehr gute Idee sein.

An den richtigen Strippen ziehen

B&W 805 D4 - Bi-Wiring-Terminal mit Brücken

Dank ihrer horizontalen Anordnung gut zugänglich, aber leider aufgrund fehlender Riffelung nicht allzu griffig: die Bi-Wiring-Klemmen der B&W 805 D4

Wer den B&W 805 D4 unbedingt zu einem erdigeren Klangbild verhelfen will, kann es ruhig mal mit Bi-Wiring versuchen. Die obigen Höreindrücke beziehen sich aufs Single-Wiring mit meinen extrem durchlässigen Kimber Carbon 16 samt den 805 beiliegender Kabelbrücken. Die Bananas der Carbon 16 steckten jeweils in den Mitteltiefton-Klemmen der Lautsprecher.

B&W 805 D4 im Bi-Wiring

Bi-Wiring mit Real Cable BW OFC 400

Ein Umstecken auf meine deutlich preiswerteren, gleichwohl stimmig-ausgewogenen Bi-Wiring-Kabel Real Cable BW OFC 400 bietet dann Erwartbares – sowie Überraschendes. In Sachen Präzision, Transparenz, Abbildungsgröße und Offenheit geht’s mit dem Klangbild merklich abwärts. Alles andere hätte mich auch gewundert, allerdings zählen die 805 D4 offenbar auch zu jenen Lautsprechern, die solche Unterschiede sehr deutlich aufzeigen. Gleichzeitig gewinnt der Bass merklich an Schwärze, Klarheit und Substanz – untenrum ist das Real Cable tatsächlich ein echter Gewinn! Was meiner Meinung nach nur am Bi-Wiring selbst liegen kann. Ergo: Wer nach ausdrucksstärkerem Bass trachtet und die luzide Tonalität der B&W 805 D4 erdverbundener gestalten will, sollte hier unbedingt experimentieren.

Auf dem Fuß …

B&W 805 D4 - Bassreflexrohr-Öffnung mit Golfballprägung

Das Bassreflexrohr der B&W 805 D4 mit der B&W-typischen Golfballprägung

Ob Single- oder Bi-Wiring: Die Tieftonwiedergabe unserer Bowers & Wilkins-Lautsprecher gerät in beiden Fällen sehr konturiert und dynamisch zackig. Ob massive Bassläufe wie in The Grassy Knolls „Down in the Happy Zone“ (Album: III) oder bretthart-trockene Impulse, wie sie auf der Elektrofrickelscheibe Helicopter von Download zuhauf zu hören sind: Die B&W gibt bei solchen Herausforderungen keinen Millimeter nach und folgt der Musikvorlage auf dem Fuß. Auch für den Bass gilt: Wer sich von englischen Monitoren klischeehaft ein „warm und weich“ erhofft, ist bei der B&W 805 D4 an der falschen Adresse.

Power

B&W 805 D4 von oben

Blicken wir abschließend noch kurz auf die Themen „Breitbandigkeit“ und „Power“: Klar langen handelsübliche hochwertige Standlautsprecher bei noch höherer Pegelfestigkeit bassseitig regelmäßig tiefer runter. Und auch Dreiwege-Kompaktboxen wie die Sehring 901 lassen sich hier merklich stärker ausreizen.

Gleichwohl nimmt die 805er zu Beginn des Tracks „Madame Guillotine“ der unverwüstlichen Legendary Pink Dots (Album: 9 Lives to Wonder) hörbar Verfolgung auf, wenn die grummelige Synthiefläche wiederholt dazu ansetzt, abrupt in Richtung Tiefbass abzustürzen. Für einen Lautsprecher dieser Größe ist das aller Ehren wert. Die B&W 805 D4 bietet genügend Fundament, um es auch mal rocken zu lassen sowie einen bei alten Drum-and-Bass-Scheiben von Photek oder Klute nicht gänzlich im Stich zu lassen. In Sachen Lautstärke liefert sie locker Pegel, die auch die umliegenden Nachbarn unmissverständlich über den eigenen Musikgeschmack in Kenntnis setzen. Gleichwohl finde ich die 805 D4 immer dann am faszinierendsten, wenn sie zwischen „sehr leise“ und „um Zimmerlaustärke herum“ musiziert: Sie bewahrt selbst dann ihre anspringende Gangart und wirkt auf mich zudem noch akkurater, noch homogener – die 805 D4 ist ein besonderer Tipp für ausgemachte Leisehörer.

B&W 805 D4 - Lautsprecherklemmen in der Nahaufnahme

Billboard
Phonosophie - Kraft

Test: B&W 805 D4 | Kompaktlautsprecher

  1. 1 Kleiner Gigant mit Diamant
  2. 2 Bowers & Wilkins 805 D4: Klangtest & Vergleiche

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