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Es gibt Hörer, die sich bewusst für Kompaktlautsprecher samt eingeschränkter Tiefbassfähigkeit und Pegelfestigkeit entscheiden, ohne dass räumliche oder monetäre Beschränkungen dafür ausschlaggebend wären. Eine Entscheidung, die ich durchaus nachvollziehen kann, zumal manche modernen „Kleinen“ in Sachen Bass und Pegel dann doch so groß aufzuspielen vermögen, dass es einen überrascht. Klar, für Aktivlösungen gilt das ganz besonders, aber auch wertige Passivkompaktboxen lassen selbst ausgemachte Rock- oder Dancefloor-Fans nicht am Hungertuch nagen, wenn der Verstärker mitspielt.
Und vor allen Dingen: Gute Kompakte vermitteln nicht selten ein eigenes Flair, eine besondere Eingängigkeit und Schlüssigkeit, an denen sich selbst (oder gerade) teure, komplex aufgebaute Standlautsprecher messen lassen müssen. Was nicht zuletzt ganz klar für jene Kompaktlautsprecher gilt, die in jüngerer Zeit in meinem Hörraum spielten: Die Sehring M901 (ab 6.800 Euro, Test folgt noch) und B&W 705 Signature (3.000 Euro) sind zwar schon wieder zurück beim Hersteller, gleichwohl hatte ich ausgiebig Gelegenheit, sie miteinander und natürlich mit den hier zum Test anstehenden Bryston Mini A Bookshelf (2.196 Euro | https://www.avitech.at/de/) zu vergleichen.
Bryston und Boxen?
Bryston baut seit 1973 Verstärker und genießt nicht zuletzt in Sachen Endstufen einen legendären Ruf. Neben passenden Vorstufen sowie Vollverstärkern brachten die Kanadier über die Jahre weitere Elektronikkomponenten wie DA-Wandler, Kopfhörerverstärker, CD-Player, Stromaufbereiter oder gar reine Streaming-Bridges an den Start. So weit, so wenig überraschend für einen Elektronikanbieter. Das Thema „Bryston und Boxen“ ist zwar mittlerweile auch schon acht Jahre alt – 2012 kamen die Model T auf den Markt –, gilt vielen Fans der Marke aber immer noch als ein eher ungewöhnliches Zusammengehen. Nicht ganz zu Unrecht. Maschinen für Treiber- und Gehäusefertigung, Messequipment, schalltote Räume sowie natürlich das Anwerben qualifizierter Spezialisten sind mit großen zusätzlichen Investitionen verbunden. Jedenfalls dann, wenn man besondere Qualitätsansprüche hat und auf eine hohe eigene Fertigungstiefe setzen will – und nicht bloß größere, abgeschlossene Produktionslose womöglich mehr oder weniger umgelabelter Lautsprecher von anderen Herstellern beziehen oder gar in Fernost vom Band fallen lassen will, um dann massenweise Lagerware zu horten.
Glücklich daher, wer Nachbarn wie den Lautsprecherspezialisten Axiom Audio hat, der nicht nur wie Bryston im Norden der Provinz Ontario beheimatet ist, sondern auch genau über die eben genannten Produktions- und Entwicklungsressourcen verfügt – zuzüglich sogar spezieller Hörräume für Blindtests, wie zu vernehmen ist. Zudem ist Axiom als privatgeführtes Unternehmen mit 40 Jahren Markterfahrung in Sachen Firmentradition ganz ähnlich wie Bryston unterwegs, einschließlich des Faibles für hohe Fertigungstiefe: Selbst die Produktion der Treiber erfolge schon seit einiger Zeit nicht mehr in einer eigenen Fabrik in China, sondern in Kanada, so Axiom, wo darüber hinaus auch die Gehäusefertigung für die Bryston-Lautsprecher stattfinde.
Laut Bryston allesamt beste Bedingungen für eine besonders enge und fruchtbare Kooperation, in der die eigenen Ideen und Qualitätsanforderungen perfekt umgesetzt werden können. Sowohl die Gehäuse als auch Frequenzweichen und Treiber der mittlerweile zehn Bryston-Lautsprechergrundmodelle (Aktivierungsvarianten und Subs nicht eingerechnet) seien entsprechend von Grund auf neu entwickelt worden. By the way: Mit dem Bryston Middle T hatte Kollege Martin Mertens vor anderthalb Jahren einen Standlautsprecher im Test.
Aller guten Dinge sind drei
Die Bryston Mini A Bookshelf sind die kleinsten Lautsprecher der Bryston-Familie. Gerade mal knapp 40 Zentimeter hoch, sind sie dennoch als Dreiwegler konzipiert. Durch den Einsatz eines dedizierten 70-mm-Mitteltöners verspricht man sich nicht zuletzt ein homogeneres Rundstrahlverhalten, das durch den vergleichsweise tief angesiedelten (2,3 kHz) Übergang zum Hochtöner zusätzliche Unterstützung erfährt. Meiner Erfahrung nach spielen gute Dreiwegesysteme darüber hinaus bei der grundsätzlichen Durchhörbarkeit der Mitten häufig ihre Vorteile gegenüber Zweiwege-Lösungen mit ihren Tiefmitteltönern aus. Treiber, die von tief unten bis in Richtung Hochton beansprucht werden, sind gerade bei sehr gehaltvoll-breitbandiger Signallast im Zweifelsfall ein maßgeblicherer Flaschenhals als eine komplexere Frequenzweiche. Aber darüber gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen. Klar hingegen ist, dass die Schwingspulen der früh einsetzenden Hochtöner der Mini A Bookshelf vermehrter Belastung ausgesetzt sind, was für Bryston mit ausschlaggebend dafür ist, auf Titan-Kalotten zu setzen: Fungiert das Metall doch automatisch als Kühlkörper.
Der dritte im Bunde, der 15 Zentimeter durchmessende Basskonus, beginnt seine Arbeit obenrum bei etwa 500 Hz und wird Richtung Süden von einem Bassreflexsystem mit einer Tuningfrequenz von 55 Hz unterstützt. Auffällig ist die Oberflächenstruktur des Bassreflexrohrs auf der Rückseite der Bryston Mini A Bookshelf: Optisch mutet der Kunststoff wie ein stark gerafftes Tuch an. Eine Alternative etwa zum häufiger vorzufindenden Golfballmuster, das die Oberfläche vergrößern und damit Strömungsgeräusche vermindern helfen soll.
Verarbeitung & Praxis
Die Verarbeitung und der Look des 19 Millimeter starken Gehäuses der Mini A Bookshelf sind durchaus brystontypisch: verlässlich wertig und funktional. Mittels sich nach hinten verjüngender Gehäusebreite (Minimierung stehender Wellen im Gehäuseinneren) und abgeflachter vertikaler Kantenverläufe (Vermeidung störender Reflektionen bzw. „Phantomschallquellen“) gibt sich die Mini A auch hier akustisch optimiert – ansonsten aber frei von Designschnickschnack und Glamour. Wo etwa andere Hersteller die Schrauben der Chassis verblenden, kommen bei Bryston freilegende, mit ihren Köpfen schön auffällig in die Höhe lugende Inbusschrauben zum Einsatz. Was spätestens dann zum Vorteil gereicht, wenn man nach einigen Jahren auf die (klangförderliche) Idee kommt, flugs mal deren festen Halt zu überprüfen. Ich selbst finde ja, dass Lautsprecher durchaus technisch aussehen dürfen und sehe leicht zugängliche und griffige Schrauben als klaren Praxispluspunkt. Dass mit den Inbusschrauben automatisch Maschinengewinde und mithin ins Gehäuse eingelassene Gewindehülsen einhergehen, ist übrigens ein weiterer Pluspunkt – selbst bei deutlich teureren Lautsprechern finden sich häufig lediglich direkt ins Holz bohrende „Spaxschrauben“.
Mit „leicht zugänglich“ ist dann leider Schluss, wenn mit Kabelschuhen konfektionierte Lautsprecherkabel ans Terminal der Bryston Mini A Bookshelf gebracht werden sollen: Die einzelnen Klemmen liegen so dicht beieinander, dass man entweder über ebenso kräftige wie elfenartige Finger verfügen oder aber den extra beiliegenden Kunststoffschlüssel zu Hilfe nehmen muss – der allerdings ein schön festes Anziehen der Schraubklemmen ermöglicht. Und wenn wir schon beim Terminal sind: Die vormontierten Bi-Wiring-Bücken gemahnen haptisch eher an die Metallstreifen von Schnellheftern als an vertrauenerweckend audiophile Lösungen. Und das macht sich akustisch so ziemlich bemerkbar: Selten war der Unterschied zwischen „Beipackbrücken“ und meinen gar nicht mal so aufwändigen Kabelbrücken so hörbar wie bei den Bryston Mini A Bookshelf: Unbedingt also bereits vorm ersten Probehören austauschen oder gleich Bi-Wiring-Kabel nutzen, die Mini A verkaufen sich sonst deutlich unter Wert. Und das wäre wirklich schade, wie wir gleich hören werden …
Bryston Mini A Bookshelf: Klangtest und Vergleiche
Marvellous: die Mitten
Mengenlehre, Stochastik, Spieltheorie – wer solche „Musen“ beim Komponieren um Hilfe bittet, ist nicht auf Easy-Listening-Musik aus. Und genau das war der griechische, 2001 verstorbene Komponist Iannis Xenakis auch nicht. Das freestylig anmutende Stück „Morsima-Amorsima“ (Album: Works with Piano, mit Aki Takahashi) ist für meinen Geschmack etwa über das Autoradio unhörbar, vermag hingegen über hochwertige Audiokomponenten eine sich quasi von Note zu Note hangelnde Neugierde und Konzentration auszulösen – faszinierend, wenn man sich in der richtigen Stimmung befindet.
Wohlgeordnet chaotisch – genau mit diesem Widerspruch spielt das Stück – fordern Piano, Violine, Cello und Bass die ihnen gebührende Aufmerksamkeit ein, die man ihnen mit den Bryston Mini A Bookshelf nur allzu gerne schenkt. Ob eruptive oder ineinander übergleitende Klavieranschläge, unvermittelt hereinplatzende und sich ebenso schnell wieder in Luft auflösende Bogenstriche am Cello, holzig-knarzige Basstöne oder die mal an Zuckerguss, mal an auf Kreidetafeln kratzenden Fingernägeln erinnernde Violine: Sowohl in Sachen Farbenreichtum als auch in Sachen Durchhörbarkeit gerät die Mittenwiedergabe der kleinen Kandier zum großen Kino: Die Mini A klingen hier hochinformativ und gleichzeitig äußerst angenehm – die Umsetzung der Ideen von Iannis Xenakis mutet dadurch ebenso abstrakt wie organisch an. Besser kann solche Musik kaum transportiert werden.
„Sinnlich“ wäre fast schon ein zu großes Wort für solche Musik, ist aber genau der Begriff, auf den einen die Bryston-Lautsprecher mit ihrer Mittenwiedergabe geradezu stoßen. Und das nicht nur bei akustischen Instrumenten, sondern auch bei Stimmen, die über die Mini A Bookshelf so zum Schwelgen anregen, dass unwillkürlich Gedanken an meine verflossenen Spendor SP100R2 aufkommen.
Klar, die Sehring M901 und meine 903 stellen Gesang ebenfalls hochauthentisch und involvierend dar: Bei Stimmen wie von Conor O’Brien, der das emotional eindringliche „Becoming a Jackal“ (Villagers, Album: Becoming a Jackal; auf Amazon anhören) eher aus der Kehle heraus singt, erinnern die Farbigkeit, die fein austarierte tonale Balance sowie die dynamische Wendigkeit der Minis tatsächlich an die Mittenwiedergabe der Berliner Monitore. Geht es stimmlich tiefer hinunter in den Brustbereich – herrlich schlicht und dennoch ergreifend, wie Matt Berninger den Titel „Sorrow“ (The National, Album: High Violet; auf Amazon anhören) ins Mikro brummt –, hört man aber, dass die Bryston etwas mehr Farbe auftragen, als es der Studiomonitor (sich) erlaubt. Ja, ausgehend vom Oberbass lassen die Mini A Bookshelf dem unteren Mittenbereich eine kleine Wärmebehandlung zuteilwerden, die im Verbund mit den zuvor beschriebenen Qualitäten des Mittenbereichs englisches Boxenklassiker-Flair à la Spendor aufkommen lässt. Großartig.
Nicht beinhart: der Bass
Nicht, dass meine ehemaligen englischen Charmebolzen noch sowas wie Liebeskummer bei mir flashbacken – also schnell zum Bassbereich wechseln. Denn da attestierte ich den SP100R2 im Test seinerzeit ein „nur“ zufriedenstellendes Dynamik- und Timingverhalten. Und als bestünde zwischen den Engländern und den Kanadiern so etwas wie eine tiefere Seelenverwandtschaft, lässt sich Gleiches auch über den Bassbereich der Bryston Mini A Bookshelf sagen. Das 1979er Debütalbum Entertainment! der Post-Punker Gang of Four ist zwar schon reichlich abgehangen, aber Kult – und vor allen Dingen eine der rhythmisch „trockensten“ Scheiben, die ich kenne: Bassgitarre, Gesang, aber insbesondere die Gitarren und das Schlagzeug inszenieren sich dynamisch so schlackenfrei-zackig, so eckig und gleichzeitig groovy, dass sich wahrlich ein hustenanregender Sound ergäbe, könnte man Musik atmen. Aufnahmetechnisch geht es zwar nicht besonders tief runter, aber zum Abklopfen des Timings und der Konturiertheit/Festigkeit der Basswiedergabe von Audiokomponenten taugt Entertainment! ziemlich gut.
Zunächst fällt mir beim Hören mit den Bryston Mini A Bookshelf allerdings abermals auf, wie gut die Mittenwiedergabe gelingt: Gitarren und Gesang werden von den Kanadiern klangfarblich echt und dynamisch anmachend abgeliefert. Ja, in den Mitten schlägt das Herz der Bryston Mini A Bookshelf! Weiter unten geraten E-Bass und Bassdrum dann weniger klar definiert: Weder in Sachen Auflösung noch in Bezug auf das Dynamikverhalten kann der Bassbereich mit der superben Mittenqualität vollends mithalten. Die Mini A erfüllen hier zwar ihre Pflicht, indem sie den Hörer über das wesentliche Geschehen in den tiefen Lagen ordnungsgemäß informieren und ihn – das allerwichtigste – emotional mitnehmen. An ausgeprägt analytische Hörer, die auf hart-definiert gezeichnete Strukturen in den südlichen Frequenzgefilden stehen, wanzen sie sich aber nicht heran.
Physisch präsent & pegelfest
Zum Stichwort „emotional mitnehmen“: Gut gelöst ist die für Kompaktboxen typische Pegelanhebung im Oberbassbereich. Ob akustische oder elektronische Musik: Das kleine tonale Extrapfund trägt dazu bei, dass Volumen, Grobdynamik und Wärme trotz der kompakten Baugröße involvierend zur Entfaltung kommen, aber nicht unbotmäßig auftragen. Die Bryston Mini A Bookshelf vermitteln Musik dadurch zwar weniger monitoresk sachlich wie es der streng mit dem Zeigefinger fuchtelnde Tonmeister geböte, aber mit angenehmer, vollmundiger Physis. Das Wörtchen „sinnlich“ passt hier erneut.
Und noch ein paar Worte zu „nicht unbotmäßig auftragen“: Ich würde in diesem Zusammenhang Raumgrößen ab 20 Quadratmeter aufwärts sowie eine möglichst freie Aufstellung empfehlen – oder einen fettfrei-drahtig zeichnenden Verstärker. Meinen etwa 30 Quadratmeter großen, bassunkritischen Hörraum mit 3,60 Meter Deckenhöhe vermögen die Mini A Bookshelf bei Wandabständen von um 85 Zenteimeter tadellos zu „fluten“. Auch in Sachen Pegelfestigkeit sind sie nicht von schlechten Eltern und können es locker lauter zugehen lassen als dies in Mehrfamilienhäusern der nicht so musikaffine Nachbar oder rechtschaffene Hausmeister tolerieren.
Hörvergnügen in den Höhen
Zum sinnlichen Hörvergnügen, das die Bryston abliefern, passt auch der Hochton. Mal als eingeschobenes, kleines Zwischenfazit: Die Bryston Mini A Bookshelf folgen insgesamt einer sehr konsistenten Sound- und Entwicklungsphilosophie, die zwar Raum für sachliche Kritik an einzelnen Stellen lässt, „über alles gehört“ aber als extrem schlüssig durchgeht und alles andere als „zufällig“ wirkt. Die kanadischen Kompaktboxen arbeiten einem klaren Hörideal zu. Und so ist auch der Hochton eher langzeittauglicher, organischer und keineswegs brillanter oder betont analytischer Machart. Tonal zwar schon beinahe streberhaft neutraler Lehre folgend (gegenüber den Mitten ein, zwei homöopathische Kügelchen zurückgenommen), liegt die Stärke der Hochtonwiedergabe vor allen Dingen darin, gänzlich härtefrei, schön locker-luftig und schlussendlich unaufgesetzt natürlich zu tönen.
Die Mini A bleiben dabei in Richtung Superhochton schön offen, was ich sehr schätze. Hochtondetails mitsamt feindynamischer Konturen werden nichtsdestotrotz eher wie mit einem etwas weicheren denn überspitzt harten Bleistift nachgezeichnet – die letzte kristalline Note, den allerfeinsten metallischen Glanz setzen die Bryston bei aller Offenheit nicht vollständig in Szene. Gleichwohl geraten die Texturen und Klangfarben eines Schellenkranzes („The Bakersman“ von Edward Ka-Spel auf Tanith and the Lion Tree; auf Amazon anhören) oder einer Hi-Hat („A Loop so nice“, The Battles, Juice B Crypts) so authentisch, dass man die Daumen unweigerlich nach oben reckt. Zumindest, wenn man Musik einfach nur glaubhaft gereicht bekommen möchte, um sie zu genießen – und nicht zu analysieren. Ich selbst würde mit Seitenblick aufs Preisschild und das Gesamtklangkonzept an der gekonnt austarierten Hochtonabstimmung der Bryston nicht das kleinste bisschen „schrauben“, wäre ich Entwickler.
Beachtliche Bühnenqualitäten
Räumlich halten die Bryston Mini A Bookshelf das ein, was ihre kompakte Bauform verheißt: Wohlgeordnet löst sich das Klangbild von den Lautsprechern so vorbildlich ab, dass diese „unsichtbar werden“ und allein die Instrumente sowie die schön in der Stereomitte zu verortenden Stimmen das Sagen auf der Bühne haben. Das Klangbild öffnet sich dabei involvierend nach vorne, Richtung Hörer, statt bloß eine sachliche Draufsicht aufs Geschehen zu bieten. Aber das können viele andere Kompakte in der Klasse und auch darunter ebenfalls häufig gut.
Das Beste nach meinem Empfinden und bestimmt nicht zuletzt durch die tonal vollmundige Abstimmung sowie hervorragende Mittenqualität der Mini A befördert: die Physis des Gebotenen. Mögen andere Lautsprecher mit noch trennschärferer Linienführung aufwarten und einzelne Instrumente räumlich noch fokussierter, „grafisch exakter“ zeichnen (wie etwa die in dieser Sache wirklich überragenden B&W 705 SE), die Bryston illusionieren eine greifbare Körperlichkeit, die bei akustischen Instrumenten und Stimmen regelmäßig das frappierende Gefühl von „Echtheit“, ja von „Fleisch und Blut“ aufkommen lässt.
Bryston Mini A Bookshelf: Vergleiche mit anderen Lautsprechern
Höchste Zeit, weitere Lautsprecher ausführlicher zu Wort kommen zu lassen: Die erst kürzlich getesteten B&W 705 Signature punkten gegenüber den Bryston Mini A Bookshelf mit einem besseren Auflösungsvermögen im Bass und Hochton (obenrum sind die B&W aber auch wirklich außergewöhnlich transparent), zackigerer Feindynamik sowie mit einem etwas ausgedehnterem Basstiefgang. Darüber hinaus tönen die Engländer im Bass tonal zurückhaltender und mithin neutraler.
Am anderen Ende des Übertragungsbereichs weisen dann aber die Kanadier eine ausgedehntere Wiedergabe bis in den Superhochtonbereich auf und tönen dadurch etwas luftiger, was wohl mit ein Grund für deren zudem etwas höhere Bühnenabbildung ist. Während die B&W in den oberen Mitten beziehungsweise im Präsenzbereich tonal ebenfalls etwas zurückhaltender agieren, geben sich an dieser Stelle die Bryston neutraler: Stimmen erscheinen über die Mini A etwas direkter und leuchtender. Aufgrund der – wenn auch „getricksten“ – Wärmezufuhr aus den darunterliegenden Lagen muten die Mitten der Mini A zudem farbkräftiger an.
Die Sehring M901 vereinen im Grunde die Stärken der beiden anderen Kompakten. Darüber hinaus langen sie noch tiefer in den Basskeller, machen in Sachen Pegelfestigkeit auch größeren Partys Tanzbeine und bieten aufgrund ihrer Über-alles-Neutralität und besonderen Verzerrungsarmut das unterm Strich schlüssigste, am reinsten anmutende Klangbild. Nur in puncto räumlicher Fokussiertheit und Hochtonauflösung reichen sie nicht ganz an die B&W heran und bieten aufgrund ihrer tonalen Neutralität natürlich auch nicht die warmen Klangfarben der Bryston Mini A Bookshelf.
Test: Bryston Mini A Bookshelf | Kompaktlautsprecher