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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Auf Wolke 7?
  2. 2 Canton Reference 7: Klangtest & Vergleiche

Als die neue Reference-Serie von Canton auf der High End 2023 ihre Premiere feierte, war das Staunen groß: Die acht Lautsprechermodelle aus dem hessischen Weilrod sahen ganz anders aus als die Vorgänger – kleiner, runder, schöner! Canton (https://www.canton.de) schuf eine neue Designsprache, die sich deutlich von älteren Entwürfen abhebt. Doch wie klingen die komplett in Deutschland hergestellten Schönheiten? fairaudio bittet die kleinste Standbox der Serie, die Canton Reference 7 (6.000 Euro pro Paar), in den Hörraum, um ebenso kritisch wie gespannt zu lauschen …

Über Geschmack kann man streiten: Was die einen schön finden, finden die anderen hässlich – und umgekehrt. Bei der neuen Reference-Serie von Canton sind die Meinungen im Netz allerdings ziemlich eindeutig: Die meisten HiFi-Fans finden sie optisch sehr gelungen, elegant und wohnraumfreundlich.

Die Canton Reference 7 im Karton

Die Neugier steigt: die frisch eingetroffene Canton Reference 7

Auch der Verfasser dieser Zeilen gehört dazu und schleicht neugierig ums mattweiße Reference-7-Testpärchen (6.000 Euro pro Paar) herum, das ihm der 1972 gegründete Traditionshersteller aus dem hessischen Taunus zuschickte. Neben der bildschönen mattweißen (keine Chance für Fingerabdrücke) Variante gibt es sämtliche Reference-Lautsprecher auch in Hochglanzschwarz; die Nussbaum-Ausführung ist hingegen nur für einige Modelle erhältlich und teurer (Canton Reference 7 in Nussbaum: 6.600 Euro).

Die Canton Reference 7 in Nussbaum

Die Canton Reference 7 gibt es optional gegen 600 Euro Aufpreis auch in Nussbaum

Während die alte Canton-Reference-Serie, die von 2015 bis 2023 hergestellt wurde, noch eher kantig bis leicht klobig-wuchtig wirkte, kann hier von kantig keine Rede mehr sein: Sie ist quasi durch und durch eine runde Sache – vom Sockel bis ganz nach oben. Mich erinnert’s von der Formgebung her ein bisschen an manche sündteure Lautsprecher von Magico, vielleicht hat Canton sich hier etwas abgeschaut, wenngleich statt Aluminium mehrlagiges, von Dämpfungsschichten unterbrochenes MDF als Gehäusematerial dient.

So oder so erfordern die konvexen Schallwände (fünf Zentimeter stark!), gebogenen Seitenwände, Böden und Deckel vermehrten Produktionsaufwand – und bieten dafür auch akustische Vorteile wie etwa geringere Eigenresonanzen und ein homogeneres Abstrahlverhalten. Das Gehäuseinnere der Canton Reference 7 ist darüber hinaus von zahlreichen Versteifungen geprägt, die Computersimulationen errechneten. Ein spezielles Vlies bedämpft zudem stehende Wellen.

Die Canton Reference 7 von vorne und von der Seite

Das Gehäusedesign der Canton Reference 7 ist buchstäblich eine runde Sache – unterm Strich wirkt es nicht zuletzt durch die vielen Radien schlicht und edel zugleich

Klein, aber fein. Und schwer

Dieser Aufwand macht sich beim Gewicht bemerkbar, das höher liegt, als die zierlichen Gehäusemaße von 98 × 28 x 43 cm (H x B x T, mit Sockel) vermuten lassen: 33 Kilogramm. Auch die schwarzen Membranen erregen meine Aufmerksamkeit, bei den Vorgängern schimmerten sie noch in Silbergrau. Sie bestehen aus einer leichten und steifen Keramik-Wolfram-Verbindung, die laut Canton nichtsdestotrotz eine hohe innere Dämpfung aufweisen soll. Auf jeden Fall entsteht in Kombination mit dem mattweißen Gehäuse ein schöner optischer Kontrast. Bei alledem sind die Chassis von neu entwickelten Dichtungsringen aus resonanzarmem Polyoxymethylen (POM) eingefasst, die sie vom Gehäuse besser entkoppeln.

Statt üblicher Spikes lassen sich in den Sockel Standfüße aus pulverbeschichtetem Stahl einschrauben, auf deren Unterseite passgenau flache Gummipads geklebt werden können. Das sorge Canton zufolge für eine ideale Entkoppelung vom Boden und schützt diesen zudem vor Beschädigungen.

Die Metallfüße der Canton Reference 7

Bevor es losgeht, werden die Canton Reference 7 mit bodenschonenden Metallfüßen besohlt

Egal, wohin das Auge auch blickt: Alles mutet äußerst präzise verarbeitet und bis ins kleinste Detail durchdacht an, hier gibt es – Applaus! – nicht das Geringste auszusetzen. Sichtbare Schrauben auf der Schallwand sucht das Auge vergeblich. Hinzu kommen zehn (!) Jahr Garantie, eine Bedienungsanleitung sowie zwei Prüfprotokolle, die die optische und akustische Fehlerfreiheit bescheinigen – samt Frequenzgang, Seriennummer, Datum und Unterschrift des prüfenden Mitarbeiters. Wer die Treiber vor Staub, Sonneneinstrahlung oder Hundenasen schützen möchte, greift zu den Stoffabdeckungen (vier pro Lautsprecher), die magnetisch halten und passgenau sitzen.

Prüfprotokolle der Canton Reference 7

Den Canton Reference 7 liegt jeweils ein Prüfprotokoll bei

Drei Wege ins Klang-Eldorado

Bei den Canton Reference 7 handelt es sich um Drei-Wege-Lautsprecher mit bei 190 und 3200 Hz liegenden, mithin für ein solches System recht üblichen Trennfrequenzen. Die Ref 7 besitzt zwei je 15,4 Zentimeter große Basstreiber sowie einen ebenso großen Mitteltöner, der auf der Schallwand oberhalb des Hochtöners residiert. Der von Canton „BC-Kalotte“ getaufte Hochtöner ist eine Neuentwicklung mit klassisch großer (25 Millimeter) Membran aus Aluminiumoxid, das mittels eines galvanischen Verfahrens erzeugt wird und einem keramischen Material gleicht. Der umgebende asymmetrische Wave-Guide sorgt für eine Optimierung des Abstrahlverhaltens. Auch die Frequenzweichen nahm sich das Team um Chefentwickler Frank Göbl vor, das Ziel lautete, möglichst wenige, dafür sehr hochwertige Teilen zu nutzen. Darüber hinaus soll eine „Displacement Control“-Technik gewährleisten, dass die Tieftöner nicht zu stark auslenken und stets möglichst präzise spielen: Eine bekannte Spezialität von Canton, bei der mithilfe eines Hochpassfilters sehr tiefe und eher störende als musikdienliche Frequenzen ausgesperrt werden.

Feinfühlig tunen

Heckseitig hat sich ebenfalls einiges getan: Die Bi-Wiring-Anschlussklemmen kommen in Gestalt von NextGen-Buchsen des Essener Spezialisten WBT. Klangtüftler freuen sich über die Möglichkeit, die unteren Mitten sowie oberen Höhen anpassen zu können. Dafür stehen oberhalb der WBT-Buchsen Steckverbindungen bereit, mit denen sich beide Frequenzbereiche minimal (unter +/- 1,5 dB) anheben oder absenken lassen. Für den folgenden Hörtest befinden sich die Metallbügel stets in der neutralen Null-Stellung. Ich habe die Feintuning-Maßnahme freilich auch mal ausprobiert – der Effekt ist hörbar, aber wirklich nur dezent.

Das Anschlussterminal der Canton Reference 7 mit Steckbrücken zur Klanganpassung

Am Lautsprecherterminal der Canton Reference 7 befinden sich Steckbrücken zu subtilen Klangbeeinflussung. Der Gehäusesockel dient dem Downfiring-Bassreflexsystem als Auslass

Ein bisserl Praxis vorab

Das Bassreflexsystem strahlt nicht nach hinten, sondern nach unten auf die sich nach vorne öffnende Bodenplatte ab – das soll den Lautsprecher aufstellungsseitig flexibler machen. Canton empfiehlt für die Reference 7 einen Wandabstand zwischen 20 und 100 Zentimetern, außerdem sollen Besitzer die Boxen nur minimal (bis 5 Grad) nach innen einwinkeln, ausgehend von einer gleichseitigen „Dreiecksbeziehung“ zwischen Lautsprechern und Hörposition. Mehr zur Aufstellung später. Der Wirkungsgrad von 87,5 dB (2,83V/1m) ist ordentlich, aber nicht überragend, prädestiniert die Reference 7 nichtsdestotrotz für die allermeisten Verstärker (dazu ebenfalls später mehr). Schreiten wir zum genießerischen Part dieses Berichtes: dem Hörtest.

Canton Reference 7: Klangtest & Vergleiche

Die Canton Reference 7 war bereits eingespielt, als sie bei mir ankam. Zuletzt zeigte sie ihr Können auf der – küss die Hand! – Finest Audio Show Vienna im November 2023. Doch klingt sie denn leiwand (österreichisch: großartig, toll) oder erfüllt sie die hohen Erwartungen eher weniger? Nun, Sie werden das wienerische „leiwand“ von mir noch des Öfteren hören, so viel sei verraten. Nach zwei Tagen des Akklimatisierens und Hintergrunddudelns geht es ans Eingemachte, befeuert vom mächtigen McIntosh-Vollverstärker MA8900 AC (9.780 Euro), an dessen integrierten Wandler der Musikserver Innuos Zenith MK3 (mit 2 TB-Festplatte mittlerweile 5.400 Euro) seine Daten schickt.

Die Canton Reference 7 im Hörraum

Die Canton Reference 7 im Hörraum

Aufstellung und Bass

Bei einem Rückwandabstand von fast einem Meter hinterlässt der Bass in meinem 26 Quadratmeter großen Hörraum einen eher schlankeren Eindruck, punktet dafür mit sehr guter Durchzeichnung und Agilität. Schiebt man die Reference 7 peu à peu weiter nach hinten, nimmt der Bassdruck kontinuierlich zu, aber nicht so stark, wie ich es von den meisten anderen Lautsprechern gewohnt bin. Hier macht sich offenbar das Downfire-Bassreflexsystem bemerkbar.

Bei rund 35 Zentimetern Distanz zur Rückwand reicht der Bass in meinem Raum schließlich sehr tief hinunter, ohne schwammig oder übertrieben zu wirken. Canton hat diesem schlanken Standlautsprecher herrlich federnde, neutrale untere Lagen spendiert, die den Spagat zwischen Tiefgang und Präzision vorbildlich meistern. Das erinnert mich an die deutlich größere und schwerere Canton Vento 100 (Paarpreis: 4.700 Euro), die vor rund einem Jahr bei mit gastierte, und zeigt, wie gut und ausgewogen die Reference 7 im Frequenzkeller spielt.

Der obere Teil der Schallwand der Canton Reference 7

Årabrot Of Darkness And LightEin Beispiel: „Skeletons Trip The Light Fantastic“ vom wahrlich fantastischen 2023er Årabrot-Album Of Darkness And Light. In dem rockigen Stück steigt der Bass teilweise extrem tief hinab, was zu schwabbeligem Dröhnen führen kann. Nicht so bei unserer Testkandidatin, die hier die Kontrolle behält und die Basssalven mit eiserner Faust in den Raum wuppt. Leiwand. Ich vermute, dass unsere Probanden auch in kleineren Räumen um die 18 oder 20 Quadratmeter noch eine gute Figur machen, darunter empfiehlt sich möglicherweise die kompakte Canton Reference 9 (3.600 Euro pro Paar, Ständer kosten 600 Euro extra). Ab 30 oder 35 Quadratmeter aufwärts könnte dann eher die Stunde der Reference 5 (8.000 Euro pro Paar), das nächstgrößere Modell der Baureihe, schlagen.

Ansonsten erweist sich die Canton Reference 7 bei mir als aufstellungsunkritisch, sie spielt bereits homogen, wenn ich sie einfach Pi mal Daumen platziere und es mit dem Abmessen (noch) nicht so genau nehme. In Sachen Einwinkelung erweist sich der Tipp von Canton, die Lautsprecher nur maximal fünf Grad nach innen zeigen zu lassen, als richtig. Dreht man sie weiter ein, übernimmt der Hochton zu stark das Kommando.

Fein: Dynamik und Auflösung

Die Canton Reference 7 neben dem Rack

Grobdynamisch ist die Canton Reference 7 etwas moderater unterwegs, was nicht heißen soll, dass sie in dieser Disziplin echte Schwächen an den Tag legt, überhaupt nicht. Sie meistert diese Disziplin vielmehr in einer ihrer Größe und Preisklasse angemessenen Weise. Manche Boxen ihrer Preisliga gehen bei größeren Pegelsprüngen mit mehr Explosivität und Zackigkeit zur Sache, etwa die ziemlich große Kompaktbox Audio Note AN-J/LX HEMP (circa 6.750 Euro pro Paar, ohne Ständer). Doch eine solche Charakteristik war bei der Entwicklung der Reference 7 vermutlich gar nicht das Ziel der Ingenieure.

Health Rat WarsDie 7 wahrt bei aller Präzision untenrum vielmehr eine nobel fließende, runde, irgendwie highendig wirkende Contenance – sie erweckt nie den Eindruck, überfordert zu sein, so souverän wirkt sie in jeder Lebenslage. Dabei kann sie nichtsdestotrotz ohrenbetäubend laut spielen – weit mehr als meine Ohren (und die der Nachbarn) vertragen können. „Demigods“, die erstklassige Eröffnungsnummer des neuen Health-Albums Rat Wars, steigert sich nach atmosphärischem Beginn im Mittelteil zu einem grobdynamisch furiosen Drum-Höhepunkt, den meine Sonus Faber Olympica Nova 3 (Paarpreis: 13.400 Euro) zwar mit einem Hauch mehr Schleuderkraft hinbekommt. Aber sie kostet ja auch mehr als das Doppelte. Von weich oder gar schüchtern ist die Canton Reference 7 so oder so meilenweit entfernt.

Die Canton Reference 7 neben der Sonus Faber Olympica Nova 3

Die Canton Reference 7 neben der Sonus Faber Olympica Nova 3

Bei der Feindynamik legt die Hessin eine Schippe drauf und erringt ein Unentschieden mit den Sonus Faber. Kleine Pegelsprünge stellt sie ansatzlos schnell dar, hier verschiebt sich der Fokus leicht von „Fluss“ in Richtung „Attacke“, aber wirklich nur leicht. So bildet die Reference 7 das gefühlvolle, oft nur zart hingetupfte Klavierspiel und die leisen Zwischentöne von Einar Solberg (Frontmann der norwegischen Progressive-Rock-Band Leprous) auf dessen akustischen Livealbum „The Congregation Acoustic“ sehr feingliedrig und klar nach.

Hier verwischt nichts, geht nichts in einem Brei unter – auch kleinste Dynamiksprünge serviert der Lautsprecher wie auf dem Silbertablett, ohne in irgendeiner Weise zu technisch-analytisch zu wirken. Der Norweger interpretiert die Stücke seiner Band abgespeckt auf dem Klavier, was seiner eindrucksvollen Falsettstimme noch mehr Raum lässt. Bei der Eröffnungsnummer „The Price“ kommt mit der Canton Reference 7 jede noch so kleine Regung zum Vorschein, deshalb kann ich hier dem Livepublikum nur beipflichten: Applaus!

Die BC-Kalotte der Canton Reference 7

Die BC-Kalotte der Canton Reference 7 hat ein sensibles Händchen für feine Töne

Beifall verdient auch die hohe Auflösung der Ref 7, die mich in dieser Disziplin an die Performance der kompakten, aber preislich vergleichbaren Elac Concentro S 503 (ab 7.000 Euro Paarpreis) erinnert, die ich seinerzeit als „äußerst hochauflösend, akkurat und schnell“ beschrieb, weshalb sie nicht zuletzt den fairaudio’s favourite Award einheimste. Der Canton-Lautsprecher zeichnet jedes Geräusch präzise nach, ich muss hier noch einmal auf „Demigods“ von Health zurückkommen. Im atmosphärischen Intro kommen im Hintergrund allerlei dezente Knister-, Zisch- und Raschelgeräusche vor, die mit schlecht oder nur mittelprächtig auflösenden Systemen schnell unter den Tisch fallen können. Futtert der Produzent hier heimlich nebenbei ein Butterbrot im raschelnden Papier, oder saugt hier jemand einen Schirmchendrink durch einen Strohhalm? Will sagen: Fans avancierter Analyse-Skills fühlen sich mit den 7 bestimmt prächtig bedient.

Wobei …

… die Canton Reference 7 kein ausgesprochen analytischer oder heller, sondern vielmehr ein sehr neutraler, transparenter Lautsprecher mit hohen, aber keineswegs affektierten Auflösungskünsten ist. Der zudem überdurchschnittlich stark auf den Charakter des angeschlossenen Verstärkers reagiert. Ich war ja angesichts des eher durchschnittlichen Wirkungsgrads von 87,5 dB (2,83V/1m) der 7 eher skeptisch, was das Zusammenspiel mit meinem 2 x 42 Watt starken Röhrenvollverstärker PrimaLuna EVO 300 (4.890 Euro) betrifft, werde aber so was von eines Besseren belehrt. Das Gespann geht ab wie ein 500-PS-Elektroauto!

Hier zeigt sich mal wieder, dass Röhrenwatt locker doppelt zählen (stimmt natürlich nicht, ist aber ein schönes Klischee) und graue Theorie manchmal nichts mit der Praxis zu tun hat.

Die Canton Reference 7 in der Rückansicht

Auch das Heck der Canton Reference 7 gibt sich irgendwie stylisch …

Bühnenbilder

Twin Shadow EclipseEin besonders prägnantes Beispiel liefert die Bühnendarstellung, die in Kombination mit dem McIntosh-Vollverstärker schon sehr schön breit und weit nach vorne ausladend gerät. In Kombination mit dem PrimaLuna EVO 300, der die Server-Signale über den PrimaLuna EVO 100 Tube Digital Analogue Converter (3.500 Euro) serviert bekommt, zaubert die Canton Reference 7 eine Bühne, die ich nur als Weltklasse – Verzeihung: „megaleiwand“ – bezeichnen kann! Seitlich weit über die Lautsprecher hinausgehend, sehr weit nach vorne und auch ein Stückchen nach hinten reichend. Dazu scharf im Raum umrissene Instrumente mit toller Tiefenstaffelung, die ausgesprochen dreidimensional im Raum stehen – zum Reingreifen schön! Ich teste das stets gern mit „Locked & Laodad“ von Twin Shadow (Album: Eclipse, 2015), einem extrem räumlichen Stück, und etwas Vergleichbares hatte ich bis dato nur mit meinen ehemaligen Elektrostaten Martin Logan Impression 11 A (15.000 Euro) gehört. Auch meine Sonus Faber Olympica Nova 3 kommen hier nicht ran. Die Martin Logans waren allerdings aufgrund ihrer Größe von 1,50 Meter in der Lage, ein deutlich höheres Bühnenbild zu zeichnen.

Höhen und Mitten

Ich bin Ihnen noch die Mitten und Höhen schuldig. Letztere fielen mir nie großartig auf, was bitte als Kompliment und nicht als Kritik zu verstehen ist. Sie stechen nicht unangenehm aus dem Klangbild hervor, fallen aber auch nicht hinten herunter – weder pegelseitig noch in puncto Auflösung. Hier erinnern sie mich ob ihrer hervorragenden Integration und Langzeittauglichkeit angenehm an meine Sonus Faber Olympica Nova 3.

Lautsprecherkabel an den Canton Reference 7

Wenn ich ihnen überhaupt eine Eigenschaft attestieren kann, dann höchstens eine gewisse Luftigkeit, die – abhängig vom angeschlossenen Verstärker – mal mehr und mal weniger hervortritt. Mit dem PrimaLuna-Röhrenvollverstärker klingen sie etwas luftiger, während ihnen der McIntosh-Vollverstärker eher einen leicht Samtüberzug verleiht. Wie ich schon schrieb: Der Lautsprecher reagiert überdurchschnittlich stark auf den angeschlossenen Verstärker und lässt sich so – neben Aufstellung sowie Mitten- und Höhenanpassung am rückseitigen Terminal – an den Geschmack des Besitzers anpassen.

Der Mitteltonbereich der Canton Reference 7 fügt sich bruchlos ins Frequenzspektrum ein und erweist sich – keine große Überraschung mehr – ebenfalls als mustergültig neutral und homogen. Kein überlappender Matsch, keine Oberbass- oder Grundtonbetonung, keine blassen oder übertrieben blumigen Klangfarben, sondern einfach nur das, was in der jeweiligen Aufnahme steckt.

Eines meiner Lieblingsalben, das seit seinem Erscheinen im Jahr 2013 immer wieder bei mir rotiert, ist If You Wait von London Grammar. Die glockenhelle, sensationell reine Stimme von Hannah Reid fügt sich wunderbar in den minimalistischen, warm-organischen Indie-Pop-Sound ihrer männlichen Kollegen ein, etwa im vom Klavier getragenen Titeltrack. Gänsehaut stellt sich allerdings erst dann ein, wenn die Lautsprecher (und die Kette vor ihnen) entsprechend ausgewogen, transparent und offen spielen, was in der Kombination der Canton Reference 7 sowohl mit dem McIntosh als auch dem PrimaLuna gelingt.

Die Canton Reference 7 von vorne

Okay, meine Sonus Faber Olympica Nova 3 verleihen Stimmen rein tonal noch einen Hauch mehr Schmelz, aber sie kosten auch mehr als Doppelte und sprechen aufgrund ihrer etwas wärmeren Gesamtabstimmung eher Genusshörer (wie mich) als Analytiker an. Den Vergleich mit den Preisklassennachbarn Elac Concentro S 503, die im Grundtonbereich sachlich bis leicht zurückgenommen agieren, gewinnen die Canton hingegen: Die Mitten klingen vollmundiger und neutraler. Mithin eignen sich die Reference 7 gleichermaßen für Genusshörer wie Analytiker, weil sie streng neutral, aber gleichzeitig emotional ansprechend agieren.

Billboard
Dali Rubikore

Test: Canton Reference 7 | Standlautsprecher

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