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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Hanffeste Überraschung
  2. 2 Audio Note AN-J/LX Hemp: Klangtest & Vergleiche

fairaudio's favourite Award AUSGEWÄHLT! Viele schöne Ereignisse wiederholen sich im Jahrestakt – so auch die Verleihung der fairaudio’s favourite Awards! Pünktlich zum Jahresende haben wir die in 2021 getesteten Kandidaten noch einmal Revue passieren lassen und uns gefragt: Welche konnten – vor allem klanglich – in ganz besonderem Maße überzeugen? Und da wir in eine Weihnachtspause gehen, möchten wir die kurze Auszeit dazu nutzen, diese besonderen Produkte noch einmal auf die Bühne zu bitten. Für Ihr regelmäßiges Feedback, Ihre Ideen und Anregungen sowie Kritik möchten wir uns bei Ihnen, liebe fairaudio-Leser, recht herzlich bedanken! Wir wünschen Ihnen ein erholsames Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Familie, Freunde und Bekannten. Kommen Sie gut und vor allem gesund ins neue Jahr! Wir sind in 2022 wieder für Sie da. Rücken wir nun die aus vielen Produkttests ausgewählten Preisträger in das ihnen gebührende Rampenlicht. Unsere herzlichen Glückwünsche gehen an die Hersteller und Vertriebe dieser Komponenten! fairaudio’s favourite Award 2022 - SiegelAudio Note gilt als Kulthersteller, der gerne Sonderwege einschlägt. Das trifft auch auf das Pärchen Audio Note AN-J/LX HEMP (6.740 Euro | www.audionote-deutschland.de) zu, das uns der deutsche Vertrieb samt Lautsprecherständern zur Verfügung gestellt hat. Der Tiefmitteltöner dieses ungewöhnlichen Zwei-Wege-Schallwandlers weist Hanf als Zutat auf und fällt zudem mit seiner blauen Farbe aus dem üblichen Rahmen. Nicht die einzige Überraschung, die die relativ leichten Kästchen aus edlem Holz zu bieten haben …

Die Palette, die die Spedition hier in meinem Vorgarten ablädt, verheißt schweres Gepäck. Doch dieser Eindruck täuscht: Die Audio Note AN-J/LX HEMP erweist sich als erstaunlich leichter Lautsprecher: Rückenfreundliche 13 Kilogramm gibt der Hersteller aus dem südenglischen Sussex an. Im Vergleich mit anderen Lautsprechern, die gerne mal einen Zentner oder mehr auf die Waage bringen, wirkt die Audio Note fast wie eine Feder. Da die JAN-J/LX HEMP zu groß für einen Regal- und zu klein für einen Standlautsprecher ist, hat der deutsche Vertrieb passende Boxenständer (Bezeichnung: „Audio Note J Stand“ in der Farbe Satin Black) mitgeliefert, die 890 Euro extra kosten und sehr massiv, aber trotzdem elegant wirken. Das Schwerste auf der Palette sind hingegen Tausende kleine Bleikügelchen, die der Vertrieb zum Befüllen und Beschweren der Ständer noch zusätzlich mitgeliefert hat. Denn nur mit gut gefüllten und somit extrem schweren Ständern klingen die Lautsprecher perfekt, so die Aussage.

Audio Note AN-J/LX HEMP komplett mit Ständer

Audio Note AN-J/LX HEMP auf dem hauseigenen Ständer „Audio Note J Stand“ (zzgl. 890 Euro)

An dieser Stelle kommen der Staubsauger und eine elementare Erkenntnis ins Spiel: Hochflorteppiche und Minikügelchen passen nicht zueinander. Versuchen Sie mal, Hunderte davon aus einem flauschigen Teppich zu pfriemeln. Ich hätte nicht beherzt im Wohnzimmer mit der Hand in den Sack greifen sollen, sondern gleich eine Schöpfkelle im Reinraum schwingen sollen.

Dyson sei Dank geht es halbwegs schnell weiter – Zeit, den Hersteller vorzustellen: Audio Note gilt seit drei Jahrzehnten als Kultmarke, die manche HiFi-Fans mit fast schon religiösen Zügen verehren. Die britische Marke stellt alles her, was das Herz begehrt: Plattenspieler, Tonabnehmer, CD-Player, Vor- und Vollverstärker, Endstufen, Kabel – und natürlich Lautsprecher. Kurz: Bei Audio Note können sich Audiophile eine komplette Kette zusammenstellen – oder Bauteile zum Selberbauen oder Verfeinern kaufen. Denn auch die Bestellung von Bauteilen ist möglich, etwa Ausgangsüberträger oder Röhren. Letztere stehen bei Audio Note im Mittelpunkt, die Briten schwören auf Röhrentechnik, schlafen auf Röhrenkopfkissen und haben für Transistorverstärker nur ein müdes Lächeln übrig. Mit Röhren haben die hier vorgestellten Lautsprecher indirekt zu tun: Durch ihren hohen Wirkungsgrad von 93 dB/W/m harmonieren sie in Kombination mit ihrer flachen, unkritischen Impedanz auch mit Röhrenverstärkern. Audio Note geht sogar noch einen Schritt weiter und gibt an, dass die AN-J/LX HEMP sogar speziell für Triodenverstärker entworfen wurden und sich schon mit sieben Watt pro Kanal zufriedengeben. Bei mir bekommen sie deutlich mehr Dampf, die Verstärkung übernimmt – igitt! – das Transistor-Schwergewicht McIntosh MA8900 AC, der sich als prima Spielpartner herausstellen sollte, auch wenn man das bei Audio Note sicher anders sieht.

Blaues Wunder

Audio Note AN-J/LX HEMP: Hanf-Konuslautsprecher

Die Audio Note AN-J/LX HEMP kommen mit einem speziellen Bassmitteltöner in blauer Hanfausführung

Beim Auspacken fielen neben dem geringen Gewicht und den handlichen Abmessungen von 58,5 cm (Höhe) x 33 cm (Breite) x 23,5 cm (Tiefe) gleich mehrere Dinge auf. Beginnen wir mit dem Positiven: Das matte Walnuss-Echtholzfurnier sieht makellos aus und hinterlässt einen sehr edlen und hervorragend verarbeiteten Eindruck. Das Grundmaterial ist russisches Birken-Multiplex, bei der Oberfläche stehen Interessenten vor der Qual der Wahl aus rund 20 verschiedenen Holzsorten wie beispielsweise Kirschholz, Wenge, Olive oder eben Walnuss. Mehr noch, viele Varianten sind entweder in der matten Standardausführung oder in einer lackierten Hochglanzausführung bestellbar, wobei Letztere ein größeres Loch ins Konto reißt.

Auch das Bi-Wiring-Anschlussterminal auf der Rückseite der Audio Note AN-J/LX HEMP wirkt auf den ersten Blick sehr hochwertig und massiv (es steht groß „Made in Austria“ drauf), wirft auf den zweiten Blick dann aber doch Fragezeichen auf: Wo sind eigentlich die Metall-Brücken oder -Jumper dazwischen? Keine vorhanden – bis der Blick auf ein kleines Tütchen fällt, in dem merkwürdig dünne, gerade mal einen Millimeter durchmessende Metallstäbchen stecken, die an Nähnadeln erinnern. Das werden doch nicht … Doch, kein Scherz, das sind die Brücken!  Betrachtet man, wie klein das Anschlussterminal ist und berücksichtigt zudem, dass es rund einen Zentimeter tiefer unter der Oberfläche sitzt, dämmert es, warum hier nur Nadeln beiliegen: Man muss die Teile verbiegen, damit sie sich irgendwie durch die Löcher stecken lassen. Britischer Humor? Nein, die Nadeln bestehen aus purem Silber und sind mit Sicherheit bessere Leiter als die üblichen Blechbrücken, die den meisten anderen Lautsprechern beiliegen. Ich bin ein bisschen sprachlos und übe mich nach den Bleikügelchen erneut im Fummeln.

Bi-Wiring-Brücke der Audio Note AN-J/LX HEMP

Echt Silber: Die Brücken fürs Bi-Wiring-Anschlussterminal

Die nächste Überraschung: Erst dachte ich beim Auspacken, der blaue Hanf-Tiefmitteltöner sei mit weißen, teilweise ziemlich großen Fusseln und anderem Schmutz bedeckt. Von wegen: Die weißen Partikel sind in die Membran eingearbeitet. Edel sieht das nicht aus, aber der klangliche Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel. Mein Blick fällt also anfangs immer auch auf die weißen Störenfriede, an die ich mich im Laufe der Wochen aber gewöhnte. Auf der anderen Seite begeistern mich Sätze wie folgender aus der Bedienungsanleitung: „Wie alle unsere Lautsprecher durchlaufen auch die AN-J den gleichen sorgfältigen Auswahl- und Anpassungsprozess für die Treiber, der die engsten Toleranzen innerhalb eines Paares in der gesamten Audioindustrie gewährleistet.“ Konkret sieht das so aus: „Um die bestmögliche Kombination von Chassis und Frequenzweichen zu erhalten, haben wir ein dynamisches Matching-Verfahren entwickelt. Dadurch wird sichergestellt, dass jeder Lautsprecher eines Stereopaares mit einer Masterkurve und auch mit seinem Partner auf 0,4 dB genau übereinstimmt.“ Ach ja: Laut deutschem Vertrieb wird die Hanf-Variante zu 90 Prozent bestellt, nur jeder Zehnte entscheidet sich also für die konventionelle Papier-Ausführung. Martin Grennall, der bei Audio Note in England arbeitet, erklärt die Hanfmembran so: „Sie ist technisch gesehen nur geringfügig schwerer als die Standard-Papiermembran, aber auch steifer, insbesondere die neueste Generation der glatten Hanfmembranen.“ Und: „Sie erweist sich im Mitteltonbereich als weitaus ausdrucksstärker als die Papiermembran, weniger dunkel und geschlossen, weniger dicklich klingend. Sie bringt eine offenere, ausdrucksstärkere Präsentation, die klanglich viel wahrhaftiger und natürlicher wirkt.“

Technik und Einordnung: Audio Note AN-J/LX HEMP

Audio Note AN-J/LX HEMP: Hochtöner

Die 2,5-cm-Hochtokalotte der Audio Note AN-J/LX HEMP mit Seidengewebemembran

Wir haben es mit einem Zwei-Wege-Lautsprecher mit Bassreflexrohr auf der Rückseite zu tun. Die Acht-Zoll-Hanf-Tiefmitteltöner besitzen Kupferschwingspulen und sind intern mit Kupferkabeln namens Lexus-LX verkabelt. Auf die Qualität der Innenverkabelung legen die Briten generell großen Wert und sprechen dieser eine klangentscheidende Rolle zu. Die Hochtonkalotte besteht hingegen aus Seidengewebe und ist das typische Zoll groß. Die Frequenzweiche besteht aus größtenteils selbst hergestellten Teilen, betonen die Briten. Die Übergangsfrequenz ließ sich leider nicht herausbekommen. „Wir bieten keine Messungen der Trennfrequenz an“, antwortete Martin Grennall von Audio Note England auf diese Frage. „Das ist eines der typischen Dinge, nach denen wir auf Nachfrage sagen: ,Hören Sie einfach zu.‘“

In der nicht immer einfach nachvollziehbaren Welt von Audio Note entspricht unser Testpärchen AN-J/LX HEMP einem Level-2-Lautsprecher mit einer Nennimpedanz von sechs Ohm. Zur Erklärung, ohne tief in die Materie einzutauchen: Die Level-Einteilung dient der Orientierung, in welcher Liga eine Komponente oder ein Schallwandler spielt. Los geht’s bei Level 0 für Einsteiger, Level 6 bildet die Spitze des Machbaren und High-End im Wert einer Eigentumswohnung in einer Großstadt. Level 2 ist also im unteren Drittel zu finden und somit so etwas wie untere Mittelklasse. 6744,22 Euro möchte Audio Note für das Level-2-Pärchen AN-J/LX HEMP haben, wobei dieser unrunde Wert durch die Umrechnung von US-Dollar in Euro zustande kommt.

Audio Note AN-J/LX HEMP Lautsprecher von vorne

Die AN-J/LX HEMP sind nach der Audio-Note-Skala Level-2-Lautsprecher

Nicht nur an der Level-Einstufung merkt man, dass dieser Hersteller andere Wege als die Konkurrenz einschlägt. Die Lautsprecher-Philosophie lautet nach der beiliegenden Betriebsanleitung so: „Das Design verlangt nach einem Gehäuse, das die gewählten Chassis ergänzt, anstatt gegen sie zu kämpfen. Anstatt zu versuchen, die Resonanzen abzutöten, haben wir das Gehäuse so zugeschnitten, dass sie in Frequenzbereichen platziert werden, in denen sie den Betrieb der Chassis unterstützen und verbessern.“ Und: „In dieser Position (Platzierung in den Ecken, Anm. d. R.) übertrifft er jeden Lautsprecher ähnlicher Größe, unabhängig von seiner Herkunft. Dies ist unter anderem der flachen Gehäuseform und der breiten Schallwand zu verdanken, die den Treibern die bestmöglichen Betriebsbedingungen bieten, sodass sie so wirken, als wären sie in einer virtuellen Wand eingebaut.“

Audio Note AN-J/LX Hemp: Klangtest & Vergleiche

Lautsprecheraufstellung

Audio Note AN-J/LX HEMP: Owner's Information

Die Bedienungsanleitung beinhaltet unter anderem konkrete Tipps zur Lautsprecheraufstellung

Auch die Empfehlung seitens des Vertriebs sowie der Bedienungsanleitung lässt keine Zweifel offen, wo die Boxen stehen sollen: in Wandnähe, gern sogar in den Raumecken. So eine Empfehlung kommt selten vor. Mich verwundert sie gleich doppelt, da ich die Audio Note AN-J/LX HEMP zum Einspielen komplett frei in den Raum stellte – und gleich von einem relativ kräftigen Bass massiert wurde. „Die Lautsprecher von Audio Note sind so konstruiert, dass sie in der Raumecke platziert pro Seite drei dB mehr Tiefgang machen“, erklärt Stefan Wörmer vom deutschen Vertrieb. „Durch diese Konstruktion hat man außerdem das ausgewogenste Klangbild. Sie spielen aber grundsätzlich immer mit dem Raum und versuchen nicht, dagegenzuhalten. Die üblichen Aufstellungsprobleme gibt es bei uns nicht!“ Und: „Auf einen geraden und wackelfreien Stand achten und so viel Gewicht wie möglich in die Ständer – die sind fester Bestandteil der Lautsprecher.“ Die beiden extra zu ordernden Ständer passen optisch und von der Größe her perfekt zu unserem Testpärchen. Beim Bass gibt Audio Note an, dass dieser bei -6 dB bis zu 25 Hz reicht, beim Hochtöner ist laut Werk bei 23 kHz Schluss.

Powerpaket

The Unforgiving Within TemptationLäuten wir die Klangbeschreibung mit dem Bass ein: Frei stehend klingt er, wie gesagt, überraschend kräftig – und detailreich. Die Audio Note AN-J/LX HEMP kommt bei dieser Aufstellung zwar nicht ultratief in den Frequenzkeller, überzeugt aber mit einem herrlich knackigen, trockenen und agilen Kickbass, etwa bei „Faster“ vom 2011er-Album The Unforgiving von Within Temptation (auf Amazon anhören). Aufgrund der Aufstellung fehlt der letzte Tiefgang, der dieses Stück so eindrucksvoll macht, aber den würde auch kein anderer Schallwandler dieser Größenordnung freistehend hinbekommen. Doch wie sieht es bei einer wandnahen Platzierung (circa 20 Zentimeter vor der Rückwand) aus? Ganz anders, ich erschrecke sogar ein bisschen, so donnernd trifft er mich. Für meinen Geschmack schon zu voluminös, aufgeweicht und mit einem Hang zum Dröhnen, deshalb habe ich eine Aufstellung in den Raumecken gar nicht mehr ausprobiert. Kraftvoll und dennoch für meine Ohren tonal angenehm balanciert klingt es 50 Zentimeter von der Rückwand entfernt, hier halten sich in meinem 27-Quadratmeter-Hörraum Druck und Durchzeichnung die Waage. Ich bin platt: So einen erwachsenen Bass aus so einer vergleichsweise kleinen Box hätte ich nie im Leben erwartet! Das gilt übrigens auch, wenn die Boxen am nagelneuen All-in-One-Gerät AVM Inspiration CS 2.3 hängen (Testbericht folgt demnächst) mit 2 x 140 Watt hängen – hier groovt es ebenfalls schön tief. Ja, im Bass ist die Audio Note J-LX-Hemp eine Macht, die sicherlich auch den einen oder anderen Standboxen-Fan auf ihre Seite zieht.

Bestens informiert

Lautsprecherpaar Audio Note AN-J/LX HEMP

Klanglich informativ, ohne zu verschrecken: die Audio Note AN-J/LX HEMP

Auch in den Höhen erweist sich das 13-Kilo-Kästchen mit hohem Wirkungsgrad als hochauflösendes Powerpaket. Ich habe noch die kleine, aber feine Harbeth P3ESR XD aus meinem letzten Test im Ohr, die im Hochton eher sanft und leicht zurückgenommen vorging. Die Audio Note AN-J/LX HEMP verhält sich in diesem Bereich anders: Sie löst sehr hoch auf und klingt kein bisschen zurückgenommen. Die Höhen sind durchaus präsent und frisch, aber nicht zu offensiv der gar scharf – ich habe mich nie überfordert oder genervt gefühlt, sondern obenherum eher bestens informiert. Ich finde sie weitgehend neutral, sie stechen pegelseitig und von ihrer Grundausrichtung allenfalls ganz leicht aus dem Klangbild hervor – die Beschreibung „elegant integriert“ trifft es am besten, auch preisklassenbezogen. Oder anders ausgedrückt: Analytikern liefern sie viele Informationen, ohne auf der anderen Seite Genusshörer zu verschrecken.

Ehrlich

The National I Am Easy To FindAuch in den Mitten unterscheidet sich die Audio Note etwas von der Harbeth: Während Letztere in den Mitten sehr vollmundig klang und ihren Fokus auf die Sonorität der Stimmenwiedergabe legte, wirkt unsere aktuelle Britin hier sachlicher, transparenter und direkter, was aufgrund der doch etwas speziellen Abstimmung der Harbeth kein Wunder ist. Stimmen weisen etwas weniger Schmelz auf, ohne nüchtern und emotionslos zu klingen. Das arbeitet zum Beispiel die herrlich melancholische Klavierballade „Light Years“ vom aktuellen The-National-Album „I Am Easy To Find“ (2019) (auf Amazon anhören) heraus: Während man bei der Harbeth das goldgelbe Herbstlaub vor dem inneren Auge fallen sieht, sind die Blätter bei der Audio Note noch leicht grün angehaucht – und man sieht ihre zarten Strukturen. Man könnte auch sagen: Die Audio Note AN-J/LX HEMP verhält sich in den Mitten absolut betrachtet vorbildlich neutral und offen, fügt weder etwas hinzu, nimmt aber auch nichts weg. Sie malt nicht mit dem dicksten Pinsel, ihre feinen Linien treffen dafür aber alle Zwischentöne – gerade bei Stimmen. Im Vergleich mit meiner ungefähr doppelt so teuren Martin Logan Impression 11A klingt Matt Berningers Stimme sehr ähnlich, und weder aufgedickt oder überbetont noch steril oder emotionslos.

Dynamik de luxe

Audio Note AN-J/LX HEMP auf dem Boden

Die Audio Note AN-J/LX HEMP sind mit einem Wirkungsgrad von 93 dB/W/m deklariert

Aus der Klangbeschreibung der Tiefen, Mitten und Höhen lässt sich herauslesen, dass wir es hier mit einem sehr spielfreudigen Lautsprecher zu tun haben – grob- wie feindynamisch. Die Audio Note AN-J/LX HEMP stellt das Geschehen mit ihrem hohen Wirkungsgrad jederzeit souverän und kraftvoll dar, großen – was angesichts ihrer Größe verblüfft – wie auch kleinen Pegelsprüngen stellt sie ansatzlos nach. Natürlich ist bei hohen Pegeln irgendwann das Limit erreicht, wo sie beispielsweise mit der teilaktiven Martin Logan Impression 11A mit aktivem Bassmodul nicht mehr mithalten kann. Aber diese Grenze liegt erstaunlich weit oben, bei Zimmerlautstärke und ein gutes Stück darüber beeindruckt sie mit Attacke und Spielfreude, wie sie nicht einmal manche größere Standboxen in ihrer Preisregion hinbekommen. Beeindruckend.

Details arbeitet sie hervorragend heraus, ich hatte nie das Gefühl, in irgendeinem Frequenzbereich irgendetwas zu verpassen – auch nicht im Vergleich mit der Martin Logan. Das wird zum Beispiel beim neuen Quicksand-Album Distant Populations deutlich, das schön transparent und druckvoll produziert wurde. Die kultverdächtigen Post-Hardcore-Vorreiter aus New York City, die in den 90ern das Genre prägten wie kaum eine andere Band, greifen hier wieder stärker in die Gitarrensaiten und überfluten den Hörraum mit Informationen. Bei der Eröffnungsnummer „Inversion“ stehe ich mitten im Studio – flatterndes Hosenbein und offener Mund inklusive. Der Zwei-Weg-Lautsprecher erweist sich einmal mehr als anspringende Wuchtbrumme.

Audio Note AN-J/LX HEMP: Terminal mit Lautsprecherkabel

Drang nach vorne

Twin Shadow EclipseKommen wir zur Bühnenbreite und -tiefe, zur Beurteilung eignet sich Locked & Loaded von Twin Shadow hervorragend, das sich auf dem 2015er-Album „Eclipse“ (auf Amazon anhören) befindet. Das opulente Synthie-Pop-Stück besticht durch eine breite, in jede Richtung weit aufgefächerte Bühne. Hier kann die Audio Note AN-J/LX HEMP nicht mit der Martin Logan mithalten, die Bühne gerät im Vergleich weniger stark ausladend. Was nicht heißen soll, dass sie winzig ist, nein: Links und rechts reicht das Klanggeschehen sogar leicht über die Lautsprecher hinaus. In meinem Set-up (halber Meter Wandabstand plus kräftiger Transistorverstärker) beginnt die Abbildung auf Boxenebene und streckt sich von da aus offensiv Richtung Hörer, eine große Bühnentiefe nach hinten höre ich hingegen nicht. Dafür lassen sich die einzelnen Instrumente präzise aus dem Geschehen heraushören. Sie erscheinen schön gestaffelt, greifbar und dreidimensional im Raum, immer mit einem gewissen Drang nach vorne. Letzterer macht den Charakter dieses Lautsprechers aus: Attacke, Druck, Spaß. Eine hanffeste Überraschung.

Audio Note AN-J/LX HEMP von der Seite

Die Audio Note AN-J/LX HEMP sind breiter (33 cm) als tief (23,5 cm)

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Test: Audio Note AN-J/LX HEMP | Kompaktlautsprecher

  1. 1 Hanffeste Überraschung
  2. 2 Audio Note AN-J/LX Hemp: Klangtest & Vergleiche

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