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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Das Ass im Ärmel
  2. 2 Harbeth P3ESR XD: Klangtest & Vergleiche

„Klassischer kann HiFi nicht sein“, heißt es immer wieder, wenn sich Menschen über Harbeth-Boxen unterhalten. In der Tat: Als das gar nicht mal so große Päckchen des deutschen Harbeth-Vertriebs Input Audio hier ankommt, fühlt sich das im besten Sinne herrlich altmodisch an. Zum Vorschein kommen zwei schuhkartongroße Zwei-Wege-Lautsprecher, die nicht die Füße, sondern die Ohren umschmeicheln sollen. Schon beim Auspacken wird es dem HiFi-Fan warm ums Herz.

P3ESR XD könnte der Name einer Häckselmaschine oder eines „Star Wars“-Roboters sein. Ist er aber nicht. Die Harbeth P3ESR XD (2.950 Euro | www.inputaudio.de) machen nicht alles kurz und klein, glänzen nicht golden und kommen auch nicht aus der Zukunft. Im Gegenteil: Sie gelten als Weiterentwicklung der legendären Zwei-Wege-Kompaktlautsprecher LS3/5, die Forscher in den späten 1960ern und frühen 1970ern für die BBC entwickelten. Die BBC finanzierte die Grundlagenforschung: Lautsprecherdesign, Materialbeschaffenheit, Gehäuse-Resonanz-Dämpfung, Lautsprecher-Chassis und so weiter. Mehrere Firmen – darunter KEF, Rogers, Spendor und ab 1977 auch Harbeth – produzierten den BBC-Klassiker in Lizenz. Die LS3/5 verrichteten lange Jahre als professionelle kleine Abhörmonitore ihren Dienst beim Rundfunk, in Übertragungsfahrzeugen und standen zudem in zahlreichen Tonstudios auf der ganzen Welt. Sie waren für die Profis gedacht, Arbeitstiere zum Beurteilen von Klang – detailgenau und unverwüstlich. Die BBC gilt auch heute noch als größter Kunde von Harbeth, aber natürlich wanderten die kleinen LS3/5 auch in Privathaushalte: Was für die BBC-Profis gut klingt, muss auch attraktiv für HiFi-Fans sein, dachten sich viele Musikfreunde – und stellten sich die Kästchen in den Hörraum oder ins Wohnzimmer.

Harbeth P3ESR XD ohne Abdeckung

Die Abdeckung der Harbeth P3ESR XD zu lösen, erfordert durchaus Fingerspitzengefühl. Oder besser ein spezielles Werkzeug …

2009 kam schließlich eine überarbeitete Version auf den Markt: die Harbeth P3ESR (ohne XD am Schluss), die jetzt durch die P3ESR XD abgelöst wird. Das XD steht für „Extended Definition“, was auf diverse Optimierungsmaßnahmen wie etwa bessere Kondensatoren auf der Frequenzweiche oder eine hochwertigere Innenverdrahtung hinweisen soll. Der jetzige Harbeth-Besitzer Alan Shaw deckte mit modernster Messtechnik kleinste Unregelmäßigkeiten des Frequenzgangs auf und glättete diesen. Außerdem modifizierte Shaw die Anschluss-Terminals, die jetzt direkt auf die Platine gehen, was den Signalweg verkürzt und Übergangsverluste verringert. Geblieben ist das klassische Erscheinungsbild einer kantigen, aber dennoch charmanten Kompaktbox. Schon beim ersten Anfassen merkt man, dass dieses 6,1 Kilogramm schwere Schmuckstück wie ein Panzerschrank verarbeitet ist: Null Toleranz bei den Spaltmaßen, alles sitzt bombenfest verschraubt und erweckt den Eindruck, die nächsten 500 Jahre zu überstehen. Käufer erhalten in Deutschland vier Jahre Garantie auf die Boxen. Der deutsche Harbeth-Vertrieb Input Audio stellte uns die 30,6 x 19 x 18,4 cm (H x B x T) messende P3ESR XD in der neuen Farbe Satin-Schwarz zur Verfügung – ein mattes Schwarz, das sehr edel und dezent aussieht. In dieser Farbe (und im ebenfalls neuen Satin-Weiß) wirkt sie etwas moderner als in den ebenfalls lieferbaren Holzsorten Kirsche, Oliv, Walnuss und Palisander, wobei Letztere 150 Euro Aufpreis kostet.

Schrullig schön

Womit wir auch schon beim Preisschild der Harbeth P3ESR XD sind: 2.950 Euro, in der Palisander-Ausführung 3.100 Euro. Viel Geld für so ein kleines Lautsprecherlein, das sich angesichts der makellosen Verarbeitung aber schon relativiert. Das Single-Wire-Terminal aus Metall auf der Rückseite ist vom Allerfeinsten und hinterlässt haptisch wie auch optisch einen hervorragenden Eindruck. Gleich darüber sitzen bei beiden Boxen perfekt eingepasste Schilder mit der Typenbezeichnung und der Seriennummer.

Der Signalweg vom Single-Wire-Terminal zur Frequenzweiche fällt bei den Harbeth P3ESR XD kürzer aus als bei den Vorgängermodellen

Das Gehäuse besteht aus MDF und ist – eine Seltenheit – vorne und hinten verschraubt und nicht verklebt. Es fällt noch eine weitere Schrulligkeit auf: Die schützende, sehr fest sitzende Frontblende lässt sich nur extrem schwer abnehmen. Zwischen den Rand und die Abdeckung passt kein Fingernagel rein, auch keine Nagelfeile. Natürlich könnte man versuchen, sie mit einem spitzen Gegenstand wie einem Messer auszuhebeln, aber das erhöht das Risiko für Beschädigungen und sorgt nur für Frust. „Volle Absicht“, erklärt Bernd Hömke vom deutschen Vertrieb Input Audio, „die Lautsprecher sind so abgestimmt, dass sie mit Abdeckung besser als ohne klingen“. Immerhin bietet der Vertrieb ein speziell zum Abnehmen der Blende hergestelltes Magnetwerkzeug an, das am Metallrahmen der Abdeckung ansetzt. Ganz schön kompliziert – zudem konnte ich beim Hören mit oder ohne Abdeckung keine Unterschiede feststellen.

Nachdem ich das Werkzeug nachträglich noch zugeschickt bekam, kam eine harte, steife Hochtonkalotte mit Aluminiummembran zum Vorschein, die mit 19 Millimeter relativ klein ausfällt. Der geringe Durchmesser sowie der am Gitter befestigte Diffusor sollen ein besonders gutes Rundstrahlverhalten garantieren.

Hochtöner der Harbeth P3ESR XD

Der 19-mm-Hochtöner der Harbeth P3ESR XD

Darunter verrichtet ein elf Zentimeter durchmessender Tiefmitteltöner seine Arbeit, den die Briten selbstverständlich in Handarbeit bauen. Als Membranmaterial kommt eine patentierte, stabile Kunststoffmischung namens „Radial“ zum Einsatz, die laut Hersteller eine hohe innere Dämpfung aufweise und besonders harmonisch klinge. In die Membran sind winzig kleine Glasperlchen eingearbeitet, die das Ganze noch härter und stabiler machen sollen. Ach ja: Die Übergangsfrequenz ist im Vergleich zum Vorgängermodell leicht nach oben verschoben worden und liegt laut Bernd Hömke bei „circa vier Kilohertz“. Der genaue Wert ist nicht in Erfahrung zu bringen, so Hömke, da sich Harbeth-Boss Alan Shaw generell nicht gern in die Karten blicken lasse. Dadurch, so der Vertriebsmann, spiele das neue XD-Modell noch etwas breitbandiger und entspannter als der Vorgänger, ohne an Auflösung zu verlieren. Ob das stimmt, zeigen später die Hörsessions. Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass wir es bei der Harbeth P3ESR mit einem geschlossenen Lautsprecher zu tun haben – eher eine Seltenheit bei Kompaktboxen, die auf einen besonders kontrollierten Bass einzahlen soll.

Spielpartner und Platzierung

Der Wirkungsgrad fällt mit 83 dB/2,83 V/m eher gering aus, an schwachen Röhrenverstärkern wird man die kleine Britin pegelseitig also nicht zu Höchstleistungen treiben. Der Hersteller empfiehlt eine Mindestleistung von 15 Watt. Zudem weist Harbeth darauf hin, dass es sich um einen Sechs-Ohm-Lautsprecher mit gleichmäßiger Impedanz handelt, der trotz seines geringen Wirkungsgrads „leicht zu treiben“ sei. In puncto Aufstellung merken die Engländer an, dass es nicht zwingend Lautsprecherständer sein müssen, auf denen die Harbeth Platz nimmt. Es kann auch ein Schrank, Regal oder sogar ein Schreibtisch sein – laut Hersteller eignen sich solche Möbelstücke sehr gut für die Harbeth P3ESR XD.

Harbeth P3ESR XD: geschlossener Kompaktlautsprecher

Die Harbeth P3ESR XD sind geschlossene Kompaktlautsprecher, kommen also ohne Bassreflexsystem, was einen präzisen Bass, unter anderem aber auch einen geringeren Wirkungsgrad verheißt

Lassen die Wohnverhältnisse keine solche Platzierung zu, kommen Lautsprecherständer ins Spiel, da eine Platzierung auf dem Boden natürlich nicht infrage kommt. Der deutsche Harbeth-Vertrieb hat uns ein Paar vom britischem Hifi-Rack-Spezialisten Custom Design beigelegt: das Modell FS104 Signature im schicken Fünf-Säulen-Design. Das 400 Euro kostende Paar besteht aus je einem Zentralrohr sowie vier schwarzen Satellitenrohren, allesamt aus britischem Stahl gefertigt. Die Mittelsäule lässt sich mit dem hauseigenen Füllstoff oder Sand zur Resonanzabsorption befüllen, was zudem für einen stabileren Stand sorgt. Die mit Lasertechnologie präzise geschnitten Akustikdeckplatten und Bodenplatten werden aus vier Millimeter Stahl hergestellt und sind in verschiedenen Größen lieferbar – je nach Boxenabmessungen. Das gilt auch für die Höhe der Ständer: Käufer stehen vor der Wahl zwischen 51 und 61 cm, wobei mir selbst meine 61-cm-Version ein bisschen niedrig vorkommt – die vom Hersteller empfohlene Position (der Hochtöner soll sich auf Ohrhöhe befinden) erreiche ich so nicht ganz. Im Lieferumfang sind verzinkte, sehr spitze M8-Spikes enthalten, Unterlegscheiben hingegen nicht. Die Montage geht zunächst gar nicht mal so schnell von der Hand, klappt dann aber nach dem genauen Studium der Aufbauanleitung doch recht flott – kann losgehen!

Harbeth P3ESR XD: Klangtest & Vergleiche

Harbeth P3ESR XD im Paar

Zunächst einmal habe ich auf die Boxenständer verzichtet und die Harbeth P3ESR XD als Regal- beziehungsweise Schranklautsprecher eingesetzt. Wie gut, dass mein McIntosh-Kopfhörerverstärker MHA100 auf der Rückseite auch Anschlüsse für Lautsprecher bietet und mit zweimal 50 Watt die Ansprüche der Harbeth erfüllt. Da die Harbeth P3ESR XD auch als Nahfeldmonitor funktioniert, bildet das Pärchen zunächst mal ein kleines Hördreieck mit nur einem Meter Basisbreite und anderthalb Metern Hörabstand. Dabei folge ich der Empfehlung des Vertriebs: Ausgehend von „auf Achse“ nur minimal auswinkeln, sodass man die Innenseiten der Lautsprechergehäuse noch erkennen kann. Wandabstand: 20 Zentimeter – ebenfalls eine Empfehlung des deutschen Vertriebs.

Und was soll ich sagen: Wenn die Frau Gemahlin Sprüche wie „Der Haushalt macht sich nicht allein“ oder „Ich hab so viel zu tun“ vom Stapel lässt und mit den Augen rollt, zieht ein Gewitter herauf. Zu meiner Verteidigung: Es war Fußball-EM. Und es war Harbeth P3ESR XD. Wie oft habe ich mich dabei ertappt, „Nur noch ein Song“ zu mir selbst zu sagen – und voilà, schon war eine weitere Stunde vergangen. Soll heißen: Ich habe gehört, gehört und noch mal gehört – aber nicht, weil ich musste, sondern weil ich wollte. Altes Zeug, neue Bands, abgedroschene Hits, obskures Underground-Gedöns. Und es hat immer Spaß gemacht.

Harbeth P3ESR XD in der Version "Olive"

Die Harbeth P3ESR XD in der Version „Olive“ (Bild vom Hersteller)

Die Harbeth P3ESR XD lädt zu langen Sessions ein, weil sie die Ohren nicht ermüdet. Das liegt an ihrer Grundabstimmung: Seidig, minimal warm und smooth. Sie umarmt dich nicht direkt und springt dir erst recht nicht ins Gesicht, stößt dich aber auch nicht weg, kippt dir nie Reißnägel in den Earl Grey, die dir im Hals stecken bleiben. Sie bittet vornehm zur Tea Time und kredenzt dann fein abgeschmeckte Aromen. Wenn in Wimbledon die Bälle fliegen, serviert sie vielleicht sogar Erdbeeren mit Schlagsahne, wenn es Wetter und Musik erlauben. Sie ist das Ass im Ärmel für lange Hörsessions.

Gehen wir ins Detail

Fangen wir beim Bass an: Die Harbeth kommt nicht besonders tief in den Frequenzkeller, aber das war bei einer geschlossenen Box ihrer Größe auch nicht zu erwarten. Harbeth gibt ein Frequenzspektrum von 75 Hertz bis 20 Kilohertz an (± 3dB im Freifeld / ein Meter auf Achse gemessen). Vom bloßen Hören her hätte ich vermutet, dass sie etwas tiefer hinabsteigt. Bassstarke Elektronikstücke wie zum Beispiel das sagenhaft tanzbare „Off“ der deutschen Electro-Popper Diorama haben ein schönes Fundament – dass hier ganz unten etwas fehlt, fällt erst beim Vergleich mit Standboxen auf. Auch die kompakte Audio Note J-LX-Hemp (demnächst im Test) kommt weiter runter, kostet allerdings das Doppelte und verfügt zudem über mehr Membranfläche. Der Bass klingt bei mittleren Pegeln sehr definiert, detailreich und eher trocken – es macht Spaß, ihm zu folgen. Bei höheren Lautstärken, bei denen mein Nachbar beginnt, Schaum vorm Mund zu bilden, wirkt er jedoch zunehmend angestrengt, aber bei der Harbeth P3ESR XD handelt es sich generell um keinen Schallwandler für Konzertpegel. Dafür ist sie nicht gemacht.

Der 11-cm-Tiefmitteltöner kommt mit einer speziellen Kunststoffmischung (RADIAL®) als Membranmaterial

Dass sich die Bühne bei so wenig Wandabstand nicht weit nach hinten ausdehnt, liegt auf der Hand. Das Geschehen beginnt auch nicht vor den Lautsprechern, sondern exakt auf ihrer Grundlinie. Obwohl es sich um Nahfeldmonitore handelt, bleiben sie stets leicht distanziert, aber nie unnahbar. Das ist gar nicht negativ gemeint, sondern einfach ihre Eigenart. Anders ausgedrückt: Obwohl die Ohren ziemlich nah dran sind, hat man das Gefühl, etwas weiter weg als in Wirklichkeit zu sitzen. Dazu trägt auch die Bühnenbreite bei, die links und rechts nicht über die P3ESR XD hinausreicht. Gerade in kleinen Räumen vermag die vornehme Britin ein intimes Klangbild zu zaubern.

Größeres Dreieck, größerer Amp …

Die Harbeth P3ESR XD im Hörraum

Die Harbeth P3ESR XD im Hörraum auf den vom Vertrieb mitgelieferten Ständern Custom Design FS104

Diese Beobachtung gilt übrigens auch für größere Stereodreiecke und Hörabstände: Nachdem ich die Harbeth auf die Ständer platziert und an meinen großen Mac, den McIntosh MA8900 AC, angeschlossen hatte, wirkte das Klangbild logischerweise etwas weitläufiger, aber unverändert homogen und einladend. Zumal die Harbeth P3ESR XD wie erwähnt zu keiner Zeit aufdringlich oder vorlaut klingt, obwohl sie keine Details verschluckt. Im Gegenteil: Sie reproduziert haarklein alle Feinheiten in einer Aufnahme. Nicht zuletzt durch den pegelseitig leicht zurückgenommenen Hochton beschleicht einen dennoch nie das Gefühl, dass einzelne Details herausstechen oder überbetont werden. Die Harbeth meistert die Gratwanderung aus Analyse und Entspannung meisterhaft.

Sweep It Into Space Dinosaur Jr.Ein gutes Beispiel: Dinosaur Jr. Die US-amerikanische Indierock-Truppe um Bandboss J Mascis liefert seit Jahrzehnten beständig gute Rockmusik mit hohem Widererkennungswert und völlig abgefahrenen Gitarrensoli jenseits von Heavy-Metal-Klischees ab. Das gilt auch für das neue Album Sweep It Into Space (auf Amazon anhören), auf dem der inzwischen ergraute, immer sonderbarer aussehende Meister einige abenteuerliche Gitarren-Alleingänge ins All schießt. Das kann – in Kombination mit der krachigen, eher hellen Produktion – bei manchen Lautsprechern schnell ins Nervige kippen. Die Harbeth P3ESR XD agiert hingegen eher sanft als vordergründig, vermeidet jeglichen Hörstress, tönt aber doch luftig. Sie schafft es, den Dinosaur-Jr-Song „I Met The Stones“ die Schärfe zu nehmen, ohne den guten Mann in Watte zu packen. Sibilanten (Zisch- und S-Laute) oder Schlagzeug-Becken, die bei höhenlastigen Lautsprechern ab mittlerer Lautstärke schnell schmerzen können, bügelt die Harbeth nicht weg, sondern entschärft sie eher elegant. Im Hochton agiert sie wie gesagt tonal minimal zurückgenommen und zudem geschmeidig, was ihre besondere Langzeittauglichkeit erklärt. Ein Vergleich bestätigt diese Einschätzung: Die bereits erwähnte Audio Note J-LX-Hemp geht im Hochton deutlich offensiver und frischer ans Werk.

Front und Rückwand der Harbeth P3ESR XD sind verschraubt

Front und Rückwand der Harbeth P3ESR XD sind verschraubt

An dieser Stelle wird es Zeit, ein Vorurteil zu entkräften: Es stimmt nicht, dass das Schmuckstück nur kleine Klassik- und Jazz-Ensembles beherrscht, wie man immer wieder in Tests und Foren liest. Auch Rock und Metal gehen. Und Electro. Und Pop. Und, und, und. Natürlich geht ihr bei komplexen, fett produzierten Prog-Metal-Brocken à la Dream Theater irgendwann die Puste aus und irgendwann auch ein bisschen die Übersicht verloren, aber eben nur dann, wenn höhere Lautstärken und viele Instrumente gleichermaßen am Werk sind. Bei kleinen Klassik- oder Jazz-Ensembles verrichtet die Harbeth freilich einen besonders guten Job – dann erscheinen die einzelnen Instrumente schön dreidimensional im Raum. Bei geringen und mittleren Pegeln stellt sie auch bei anderen Musikarten alles wunderbar akkurat, filigran, detailreich und greifbar dar.

Sommer & Winter

Chris Eckman Where The Spirit RestsGrobdynamisch reißt die Harbeth P3ESR XD in Form von Pegelexplosionen folglich keine Bäume aus – sie ist eher auf Harmonie aus, als auf Krawall gebürstet. Feindynamisch sieht es da schon anders aus: Lautstärkeänderungen stellt unsere Testkandidatin präzise und lebhaft dar. Leise Geräusche und Verschiebungen der Klangfarben fallen auf, stechen aber nicht hervor. Die Betonung liegt nicht auf dem Erbsenzählen, sondern dem Seelenleben der Musiker. Das lässt sich zum Beispiel schön an der Musik von Singer & Songwriter Chris Eckman nachvollziehen, der auf seinem neuen Album Where The Spirit Rests (auf Amazon anhören) knietief in Melancholie versinkt und seinen Weltschmerz verarbeitet. Die ruhige Eröffnungsnummer „Early Snow“ nimmt den Hörer mit auf einen grauen Winterspaziergang, es knirscht unter den Sohlen, während jeder Unterton in Eckmans Stimme drohendes Unheil ankündigt. Das wirkt so authentisch, dass ich im Hochsommer Lust auf Glühwein, Lebkuchen und Hüttenschuhe bekomme.

Spätestens beim nächsten Sommergewitter des Unwetterjahrs 2021 ist wieder Schluss mit lustig und Hüttenzauber: Sommerbekleidung anlegen, alle Stecker rausziehen und hoffen, dass es nicht hagelt oder das Dach abgedeckt wird. Danach Stecker wieder rein, Musik hören und die Mitten beurteilen. Sie entscheiden darüber, wie wir Klangfarben und Stimmen wahrnehmen. Hier spielt die Harbeth ihre Stärken vor allem im Grundtonbereich voll aus: Stimmen erklingen klar, äußerst natürlich und vollmundig. Wer auf eine perfekte Stimmenwiedergabe Wert legt, sollte die Harbeth P3ESR XD unbedingt in die engere Wahl ziehen. Alles hat seinen Platz, nichts sticht heraus. Womit wir auch schon zum Fazit kommen.

Harbeth P3ESR XD mit Frontblende

Harbeth P3ESR XD mit Frontblende

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Test: Harbeth P3ESR XD | Kompaktlautsprecher

  1. 1 Das Ass im Ärmel
  2. 2 Harbeth P3ESR XD: Klangtest & Vergleiche

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