Scansonic zeigte seine neue Top-Serie mit dem – je nach popkultureller Prägung an James Bond oder Star Trek erinnernden – Namen „Q“ erstmals auf der diesjährigen High End in München und sorgte damit für großes Interesse. Das verwundert mich nicht, denn wer Augen im Kopf hat, versteht sicherlich, warum. Schon das kleinste Modell, die hier vorgestellte Q3 (ab 7.000 Euro; https://scansonichd.dk/), haben die Dänen geschickt komponiert und ihm meiner Meinung nach äußerst attraktive Kurven und Proportionen um die Treiber geschneidert.
Wie üblich bei Scansonic nehmen auch diese Speaker starke Anleihen an den sehr viel teureren Modellen der Schwestermarke Raidho. Der Technologietransfer höre nicht beim magnetostatischen Hochtöner auf, so Produktmanager Morten Kim Nielsen: „Noch nie gab es in Scansonic-Lautsprechern so viel Raidho-DNA wie in den Q-Modellen.“
Derer gibt es zurzeit drei – allesamt Standmodelle. Zur Orientierung: Das mittlere Modell Q8 ist ein 3-Wege-Standlautsprecher mit besagtem Hochtöner, einem 13,4-cm-Karbon-Mitteltöner und einem 20-cm-Karbon-Tieftöner für 9.000 Euro in Schwarz und 11.000 Euro in Walnuss. Im Top-Modell Q10 verantworten zwei Tieftöner die Bassübertragung. Mit 13.000 Euro beziehungsweise 15.000 Euro wird’s dann schon deutlich kostenintensiver.
Es würde mich nicht wundern, wenn Scansonic noch eine Kompaktbox nachschiebt, schließlich findet sich ein entsprechendes Modell in allen anderen Serien. Bis diese Vorhersage eintrifft, markiert die Scansonic Q3 den Einstieg in die neue Top-Serie der Dänen und bringt mich gegenüber meiner besseren Hälfte aufgrund ihrer Formensprache und Abmessungen im Vergleich zu den eher, sagen wir mal, traditionell und deutlich grobschlächtiger gestalteten ATC SCM50PSL ein wenig in Erklärungsnot.
Sorry, wenn ich’s noch mal sagen muss, aber die Teile sind optisch ein Erlebnis und machen sich im Raum schon als reine Designobjekte ganz hervorragend – ohne überhaupt einen Ton von sich gegeben zu haben. Ob man sich für die hochglanzschwarze Ausführung oder das matte Walnussfurnier für einen Tausender Aufpreis entscheidet, ist dabei Geschmacksache. Wenn ich mir es aussuchen dürfte, würde ich mich wohl für das – zumindest auf den offiziellen Fotos – schön samtig und warm wirkende Furnier entscheiden.
Konstruktives
Die Q3 ist als Zweieinhalb-Wege-Standlautsprecher konzipiert, dessen Frequenzweiche Scansonic mit einer „flachen Flankensteilheit, die der Homogenität zuträglich ist“, so Morten Nielsen, ausgelegt hat. Der Hochtöner wird unterhalb seiner Trennfrequenz von 2600 Hertz von zwei Konus-Chassis mit aerodynamisch optimierten Körben, gewebten Karbonfasermembranen – leicht, steif, dennoch gute innere Dämpfung – und jeweils 13,4 Zentimetern Durchmesser unterstützt, von denen einer als Tiefmitteltöner voll nach unten in den Bassbereich durchläuft und der andere oberhalb 285 Hertz beschnitten wird und sich somit ausschließlich um Bass und Grundton kümmert. Dass bei diesen Maßen und angesichts der schlanken Gehäuse keine Wunder im Untergeschoss zu erwarten sind, versteht sich eigentlich von selbst. Oder etwa nicht?
Bändchenwirrwarr
Jetzt kurz zum sogenannten „Bändchen“. Scansonic schreibt, dass der Bändchenhochtöner mit seiner nur 20 μm dicken und gerade mal 0,03 Gramm schweren, an den Kanten versiegelten Membran „in Sandwichbauweise aus Kapton und Aluminium gefertigt“ ist. Und Raidho legt auf seiner Webseite freimütig dar, dass die Folie Leiterbahnen trägt: „Um genau zu sein, handelt es sich aufgrund der Leiterbahnen in der Folie um einen planar-magnetischen Hochtöner.“ Beim echten Bändchen durchfließt das Signal die gesamte (leitende) Folie, und um dem kurschlussartig geringen Widerstand einer solchen Konstruktion etwas entgegenzusetzen, sitzt ein Übertrager vor dem Bändchen, der jedoch die Vorteile des Prinzips relativieren kann, wie manche Lautsprecherentwickler meinen.
Wie auch immer – was bisweilen für Verwirrung sorgt, ist, dass beides, Magnetostat wie echtes Bändchen, im Englischen oft einfach „ribbon“ genannt wird und in der deutschen Übersetzung meist auch dann ein „Bändchen“ daraus wird, wenn eigentlich ein Magnetostat gemeint ist. Auch die Scansonic Q3 besitzt ein „ribbon“, also einen … Magnetostaten! Jetzt sollten alle Klarheiten beseitigt worden sein … 🙂
Gehäuse
Die schlanken Gehäuse besitzen eine sehr ungewöhnliche Form, die mich an ein Segel erinnert. Die geschwungenen Seitenteile ohne parallele Flächen (und damit einer geringen Wahrscheinlichkeit für klangschädliche stehende Wellen) laufen hinten oben und unten spitz zusammen, und die konkave Rückseite wird zur Mitte hin etwas breiter. Sehr ungewöhnlich, sehr schick, und dann auch noch klanglich durchdacht, so lass‘ ich mir das gefallen.
Auf dem entzückenden Rücken sitzen gleich drei Aluminium-Rohre, die als Bassreflexöffnungen dienen. Ich fühle mich bei diesem Anblick an die Schornsteine eines Ozeandampfers erinnert – oder die Auspuffgalerie eines Ferrari 458 Italia. Whatever floats your boat … Nötig wurde diese Anordnung wegen der sehr schmalen Rückwand der Lautsprecher. Scansonic weist ausdrücklich darauf hin, dass man mit diesem Design große Freiheitsgrade bei der Bassabstimmung hat – was auch, so viel vorab, in einigen Fällen sinnvoll sein dürfte. Das Gehäuse an sich besteht aus MDF, und um die schlanke Form zu wahren und „weil sie weniger Energie speichern und damit weniger Klangverfärbung hervorrufen und lebendiger klingen“, so Morten Nielsen, sind die Wandstärken eher gering. Selbstverständlich setzt Scansonic zum Ausgleich auf interne Verspannungen, die die Resonanzanfälligkeit im Zaum halten soll.
Füße und Anschlüsse
Für einen festen Stand sorgen zwei Ausleger aus Aluminium, die sehr leichtgängig in der Höhe verstellbare Füße mit bodenschonenden Filzauflagen und griffigen Feststellscheiben tragen. So stehen die Scansonic Q3 trotz ihrer schlanken, hochaufragenden Form sehr sicher. Scansonic setzt wie bei all seinen Modellen auf ein Single-Wiring-Anschlussterminal, was mir grundsätzlich schon mal sympathisch ist.
Okay, bei aller Sympathie und Affinität für die leckeren Äußerlichkeiten der Scansonic Q3 geht es hier vor allem um den Klang. Hören wir also rein.
Scansonic Q3: Hörtest und Vergleiche
Die Scansonic Q3 sind umwerfend. Ich weiß, ich wiederhole mich – meine es hier allerdings nicht nur auf den optischen Effekt bezogen, sondern auch auf das erste Hören an meiner Norma Audio-Kombi aus SC-2/DAC (8.465 Euro) und PA150 (7.190 Euro) und am angestammten Platz der ATC SCM50PSL (15.500 Euro).
Bass
Die kleinen dänischen „Segel“ machen sofort klar, dass sie viel mehr draufhaben, als ihre Statur es andeuten mag: Sie klingen mit Steven Wilsons Hammer-Album The Harmony Codex deutlich erwachsener und größer, als man vermuten würde – ich würde sogar sagen, dass ich noch keinen Lautsprecher mit einer besseren Bass-Gehäusevolumen-Ratio in meinem Hörraum zu Gast hatte. Irre, wie mächtig die Bässe in Songs wie „Economies of Scale“ in den Raum drücken. Das kommt nochmals beeindruckender und körperhaft-druckvoller als mit den im Bass ebenfalls nicht gerade zimperlichen Scansonic MB 3.5 (5.000 Euro).
Meine knapp 25 Quadratmeter mit 2,7 Meter hohen Decken empfinde ich jedenfalls als zur unteren Grenze des Sinnvollen hin angesiedelt – die Scansonic Q3 dürften auch noch größere Räume mit Bass füllen. Ein paar Zentimeter mehr Abstand zur Rückwand als bei den ATC tun den Q3 daher gut, und auch mit etwas Woll-Füllung in den Bassreflexrohren lässt sich die Bassenergie ein wenig zähmen, wenn der Raum es verlangt. Ein Tipp: Nehmen Sie für diesen Zweck niemals Schaumstoff, denn der führt gerade bei Tiefmitteltönern oft zu Mitteltonverfärbungen.
Nicht erstaunlich angesichts der Bestückung mit relativ kleinen, wenn auch noch so durchdacht designten Treibern ist, dass man keine extremen Partypegel ohne Konsequenzen erwarten kann – da macht die Physik eben irgendwann nicht mehr mit. Zum Beispiel weichen die komplexen Bassstrukturen in Subsignals genialem „Sliver (The Sheltered Garden)“ (Album: A Poetry of Rain) mit zunehmender Lautstärke merklich auf. Und bei eher nachbarschaftsunfreundlichen Pegeln zeigen sich mit den extrem druckvollen, langen Basstönen in Marian Hills „Differently“ (Album: Unusual) dann irgendwann auch Belastungsverzerrungen.
Am anderen Ende – Pegel unter Gesprächslautstärke – fällt auf, dass der Bass, vor allem ganz untenrum, irgendwann kaum noch hörbar ist. In einem breiten nutzbaren Pegelband erfreuen die Scansonic Q3 jedoch mit einer elastischen und federnden Basswiedergabe, die in mittleren und großen Räumen richtig Spaß macht, auch hier sei wieder „Differently“ als Beispiel genannt. Wer sich jetzt irgendwie an den Test des Schwesterprodukts Raidho X1.6 (7.300 Euro) erinnert fühlt, der liegt nicht ganz falsch, denn die Abstimmung im Bass ist sehr ähnlich.
Tiefbass
Für eine so schlanke Gehäuseskulptur wie die Q3 ist es eine echte Herausforderung, die tiefen Signale diverser Yello-Klangkabinettstückchen noch mit hör- und spürbarer Energie linear wiederzugeben. Die Scansonic Q3 bleiben dann auch ganz realistisch-relaxed und überlassen diese Herausforderungen ihren größeren Geschwistern, deuten die allertiefsten Töne in „Way Down“ (Album: Point Yello) oder „Kiss the Cloud“ (Album: Toy) nur noch an oder blendet sie ganz aus.
Allerdings scheinen mir die 52 Hertz, die Scansonic als -6-dB-Punkt im Datenblatt angibt, einigermaßen konservativ zu sein. In meinem Hörraum jedenfalls vermeine ich, tiefere Frequenzen noch recht deutlich wahrzunehmen – deutlicher als mit den teureren (Kompaktlautsprechern) B&W 805 D4 Signature (12.000 Euro) und mindestens so gut wie mit den ebenfalls kompakten, aber überaus basstüchtigen Magico A1 (12.800 Euro). Übrigens: Kost vom Schlage Yello und Konsorten sind für die Däninnen so was wie ein Heimspiel – warum?
Grund- und Mittelton
Nun, Scansonic hat den Q3 neben einem Bass mit „Schmackes“ eine Grund- und Mitteltoncharakteristik mitgegeben, die für elektronische Musik oder den oft steril klingenden 1980er-Jahre-Pop zuträglich ist: Im Grundton geben sich die Scansonic eher kräftig, verleihen zum Beispiel Fretless-Bässen diesen erdigen, grummeligen Ton, der für dieses Instrument so charakteristisch ist – und den oft anämischen Synthie-Sounds der 80er etwas willkommene Wärme. Im mittleren Mittelton fahren die Scansonic-Entwickler die Energie dann ein wenig zurück, um sie im oberen und dem Präsenzbereich wieder auf linearere Pfade zu führen. Mit diesem kleinen Trick stellen die Scansonic Q3 den Mitten- und Stimmbereich – unabhängig vom Genre oder der musikalischen Ära – mit einem kräftigen Fundament und gleichzeitig klar und durchsichtig dar.
Über alles betrachtet schaffen sie so einen Höreindruck, der auf das Synthie- und Elektro-Konto einzahlt – genauso wie der druckvolle Bass, der in Michael Jacksons „Bad“ einen unwiderstehlichen Drive entwickelt. Die Kehrseite der Medaille ist, dass sich die Q3 klangfarblich insbesondere mit klassischen Orchesterinstrumenten eher ein wenig zurückhalten und lieber etwas pastelliger als richtig deckend mit Ölfarben auftragen.
Hochton und Auflösung
Damit zum unbestreitbaren Sahnestück der Scansonic Q3, dem Hochtöner. Egal, was ich den Magnetostaten zufüttere: Es klingt nie so, als seien sie mit den schwierigsten Herausforderungen in Sachen Auflösung und Transienten überfordert oder sich zu fein für krachend schlecht aufgenommene Black-Metal-Alben der frühen 1990er. Letzteres eher noch als Ersteres, wie ich überrascht feststelle, denn oft empfinde ich Bändchen, Magnetostaten und Co. als ansatzweise nervös-verhuscht, gerade dann, wenn sie schlecht aufgenommenes Material wiedergeben sollen.
Davon ist hier nichts zu spüren. Noch nicht mal beim Leuchtturm des norwegischen Klirr-Metal, Darkthrones 1992er-Album A Blaze in the Northern Sky, sehe ich mich bemüßigt, die Lautstärke unterhalb von „Wintersturm in einer polaren Dezembernacht“ einzustellen. Zumal die Bassfülle der Q3 sogar diesem Album so etwas wie ein Fundament verleiht und der saubere Mittelton den Nervfaktor der Produktion weiter heruntersetzt.
Die unstressige, lineare Auslegung des Hochtöners (die sogar etwas neutraler als in den minimal dunkler abgestimmten Raidho X1.6 gelungen ist) spricht im Übrigen dafür, dass Scansonic nicht den Fehler machen wollte, sich auf einen einzigen USP (Unique Selling Point) zu verlassen, sondern die Q3 als Gesamtwerk versteht. Und doch sticht der Hochton mit seiner Fähigkeit, Details mit höchster Auflösung und Transienten ungeahnt schnell und präzise zu reproduzieren, heraus. Hören Sie sich nur mal Yosi Horikawas Impulsmeisterwerk „Bubbles“ an. Dieser Track – wie einige andere vom Album Wandering – ist alleine schon Berechtigung genug für die Existenz solcher Hochtönerkonzepte.
Für diese Preisklasse ist es schier unfassbar, wie leichtfüßig und luftig die Scansonic Q3 agieren – sie kommen nahe an die Berylliumkalotten der deutlich teureren Magico A1 heran, auch wenn sie nicht ganz das Sauberkeits-Niveau der Diamantkalotten in den B&W 805 D4 Signature erreichen und die Seidenkalotte meiner ATC SCM50SPL – bei ähnlicher Luftigkeit – Schlagzeugbleche noch etwas konkreter als körperlich-energetisches Ereignis fassen. Unterhalb der magischen 10.000-Euro-Schwelle dürfte es jedoch kaum Konkurrenz für diesen Hochton geben, außer vielleicht in den eigenen Reihen.
Raum und Abbildung
Die Scansonic Q3 goutieren großformatige Klanglandschaften, denen sie einen sehr breiten und hohen Raum verleihen. Ein merkwürdiger Effekt: Die Q3 betonen das Geschehen an den Rändern stärker als die meisten anderen Lautsprecher, die den Fokus gemeinhin auf die Mitte der Bühne lenken und außenherum stärker ausbleichen, ausfransen. Die Scansonic zeichnen auch in der Peripherie deutlich. Sehr interessant.
Die virtuelle Bühne bauen die Q3 dabei recht genau auf der Lautsprecherebene auf – bei direkt aufgenommenem Material können sich Akteure und Stimmen auch mal ein wenig davor akustisch manifestieren. In die dritte Dimension, also hinter die Lautsprecher, wollen die Q3 ihre akustischen Spotlights nicht so gerne werfen. Nur wenn die Aufnahme es wirklich nachdrücklich einfordert, platzieren die Q3 das Geschehen ein, zwei virtuelle Meter hinter die Lautsprecherbasis, zum Beispiel mit Beethovens erstem Satz der Symphonie No. 5, „Allegro con Brio“, eingespielt von den Wiener Philharmonikern unter Carlos Kleiber. Zwar stellen die Scansonic Q3 hier eine gewisse Tiefendimension dar, projizieren das Geschehen jedoch bei Weitem nicht so tief und dreidimensional gestaffelt in den Raum wie zum Beispiel die Divine Acoustics Bellatrix (9.000 Euro). Fans räumlich dreidimensional skulpturierter, expansiver Klassik, die gerne die Tiefe einer Konzerthalle vor dem inneren Auge abgehen wollen, können sicherlich passendere Tonmöbel finden.
Zur vor allem in der Breite und Höhe großen Bühne passt, dass die Scansonic Q3 einzelne Schallereignisse etwas großzügiger abbilden, als ich es zum Beispiel mit den ATC (und vielen anderen Lautsprechern) gewöhnt bin. Das wirkt einnehmend und involvierend, geradezu umhüllend, und niemals distanziert wie bei einer reinen Draufsicht. Trotz dieser im ersten Moment eher flächig anmutenden Abbildung vernachlässigen die Scansonic Q3 keineswegs die Umrisse von Instrumenten und Sängern – wenn die Aufnahme es hergibt. So stehen in „Chandler“ von Ebi Soda (Album: Honk if You’re Sad) Saxophon und Schlagzeug artig voneinander getrennt, wenn auch mit etwas weniger Luft dazwischen als zum Beispiel mit den diesbezüglich mustergültigen Raidho X1.6. Übrigens gewinnen die Scansonic Q3 in dieser Disziplin mit zunehmender Einspielzeit am deutlichsten an Kompetenz. Wer diese Lautsprecher probehören möchte, sollte unbedingt nachfragen, wie viele Stunden sie bereits auf dem Buckel haben. Unter 50 Stunden Spielzeit sollten es nicht sein, über 100 sind ratsam.
Dynamik
Ordentliche und längere Sickenmassagen zahlen zudem auf die Dynamik ein, und zwar insbesondere auf die der groben Art. Nein, Haudrauf-Lautsprecher werden die Scansonic Q3 auch nach gebührender Aufwärmzeit nicht. Sie geben Impulse – vor allem im Bass – selbst nach wochenlangen Fitnessübungen mit einer leichten, vornehmen Zurückhaltung wieder. Die von mir gerne dazu herangezogene Bassdrum in „This Boy“ von Brendan Perry besitzt durchaus Wucht, doch diese realisieren die Scansonic aus dem Volumen des Trommelkörpers und nicht aus dem Impulsanschlag des Klöppels auf dem Fell. Doch im Vergleich zum Zustand „frisch aus der Packung“ tut sich so einiges.
Feindynamisch sind die Q3 schon früher viel engagierter am Start und können das Gros der Konkurrenz hinter sich lassen. Hören Sie sich mal mein Lieblings-Vokal-Piano-Album von Chilly Gonzalez und Jarvis Cocker, Room 29, über die Q3 an. Schon im Opener und Titeltrack modulieren die Scansonic Q3 die im Refrain brüchig-grazile Stimme Cockers und die zarten Pianotöne von Gonzalez so realistisch und natürlich, dass sich unwillkürlich Gänsehaut einstellt. Dass die Stimme dabei einen Hauch größer als normal rüberkommt und ein paar Zentimeter näher an mir dran erklingt, macht die Sache streng genommen vielleicht nicht realistischer, aber intimer und intensiver.
Am Ende ist für mich klar: Die Scansonic Q3 nehmen nicht nur in Sachen Auflösung, sondern auch feindynamisch und wenn es um Mikrotransienten geht (siehe das „Bubbles“-Beispiel im Hochton-Kapitel), eine echte Ausnahmestellung ein, die klar über den Standard in dieser Klasse hinauszeigt.
Test: Scansonic Q3 | Standlautsprecher