Demnächst im Test:

Billboard
Argon-Wireless-Lautsprecher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Verführerisch verfeinert
  2. 2 B&W 805 D4 Signature: Klangtest und Vergleiche

fairaudio's favourite AwardManche Audio-Begeisterte – oft solche, die schon ein wenig länger „dabei“ sind – kultivieren gewisse Meinungen gegenüber allzu bekannten High-End-Marken. Dabei ist die Gefahr groß, das eine oder andere Juwel ebenda zu übersehen. Wir nehmen hier und heute Lautsprecher unter die Lupe, die aus einem Hause kommen, das passionierten Audiophilen bestens bekannt sein dürfte. Und nicht minder prominent ein krönendes Schmuckstück in Form einer Hochtonkalotte aus Diamant trägt: Die Kompaktlautsprecher Bowers & Wilkins 805 D4 Signature (12.000 Euro | https://www.bowerswilkins.com/de-de/).

Die Briten reservieren die „Signature“-Plakette für Lautsprecher, die „sich durch aufwändige technische und daraus resultierende klangliche Verbesserungen auszeichnen“, so der Hersteller. In der an Legenden nicht armen Firmengeschichte von Bowers & Wilkins – das Unternehmen wurde 1966 gegründet – kam diese Ehre bisher erst ganzen sieben Lautsprechermodellen zu.

Bekanntes Gesicht mit kosmetischen Veränderungen

Die B&W 805 D4 Signature in der Farbausführung „Midnight Blue Metallic“

Die B&W 805 D4 Signature in der Farbausführung „Midnight Blue Metallic“

Wem die 805 D4 Signature bekannt vorkommen, der hat ganz recht, denn sie basieren auf den „standardmäßigen“ 805 D4 (siehe unser Test B&W 805 D4) und übernehmen deren Gehäuse und (nominelle) Chassis-Bestückung. Schauen wir mal im Detail.

Bewährt andersartig: Die invertierte Gehäuseform

Die eher ungewöhnliche Form der 800er-Serie, die B&W bereits beim Umstieg von der Generation D2 auf D3 eingeführt hatte, vermag durchaus zu Irritationen und Diskussionen anzuregen – ich muss zugeben, dass ich beim damaligen First Contact ebenfalls Fragenzeichen vorm geistigen Auge hatte. Aber man gewöhnt sich ja an alles. Was steckt dahinter? Nun, für gewöhnlich gestalten Lautsprecherdesigner die vordere Schallwand flach, für eine bündige Montage der Chassis. B&W hingegen sieht Vorteile für einen mechanisch stabilen Treibersitz und das Resonanzverhalten des Gehäuses, wenn sich die Chassis am runden Gehäuseteil befinden. Entsprechend ist dort auch der Tiefmitteltöner der B&W 805 D4 Signature positioniert – umrahmt von einem passend geformten Montagering. Dafür ist dann die Rückseite der 805 D4 „flach“ – und aufwändig mit einer Aluminiumplatte ausgestattet, die die Stabilität des Gehäuses weiter erhöht. Wer hatte da eben noch was von Mainstream gesagt?

Bowers & Wilkins 805 D4 Signature

Das Anschlussterminal der Bowers & Wilkins 805 D4 Signature fällt klassengemäß edel aus

In eben diese Aluminiumwand montiert B&W selbst entwickelte und äußerst hochwertig anmutende Bi-Wiring-Terminals, bei denen man auf korrekten Anschluss achten muss, da die Pluspole für Hoch- und Tiefmitteltöner entgegen der Gepflogenheiten mittig nebeneinander und die Minuspole jeweils außen daneben sitzen. Selbstverständlich setzt B&W bei den 805 D4 Signature auf die Matrix-Technologie: Ein stabiles Gerüst aus mehrlagigem Birkensperrholz mit exakt eingepassten Akustikschaumstoffblöcken soll das Gehäuse versteifen und für eine noch bessere Dämpfung des rückwärtigen Schalls sorgen.

Wer wagt, gewinnt

Ganz neu jedoch sind die auffälligen, hochglänzenden Oberflächenausführungen der beiden 800 D4 Signature-Modelle (neben unserer Kompakten gibt es noch die große B&W 801 D4 Signature) mit den klingenden Namen „Midnight Blue Metallic“ oder „California Burl Gloss“. Die einzigen Ausführungen, in denen die neuen Signature-Modelle angeboten werden. Ein mutiger Schritt, wie ich finde, denn beide Finishes sind alles andere als „mainstreamig“. Die Gehäuse werden übrigens mit mehreren Lackschichten veredelt, was dem Finish eine schöne Fülle und Tiefe verleiht.

Die B&W 805 D4 Signature in der Oberflächenvariante „California Burl Gloss“

Die B&W 805 D4 Signature in der Oberflächenvariante „California Burl Gloss“, das Furnier stammt von Alpi und soll nachhaltig produziert worden sein

Die „Midnight Blue Metallic“-Gehäuseausführung unserer 805 D4 Signature werde, so B&W, mit demselben Veredelungs- und Lackierverfahren behandelt wie die legendären Nautilus- Lautsprecher, und allein das macht sie schon irgendwie cool. Das „California Burl Gloss“-Holzfurnier wiederum stamme aus nachhaltiger Forstwirtschaft und vom italienischen Produzenten Alpi, der es mehrfach aufwendig schleife und poliere. Bei beiden Ausführungen sind die Chassis-Einfassungen und das Gehäuse des Hochtöners in dunklem Anthrazit beziehungsweise glänzendem Schwarz lackiert. Ich muss sagen: Handwerklich und haptisch wie optisch sind die B&W 805 D4 Signature ein Traum.

Die Treiber

In beiden Varianten der B&W 805 D4 – Standard und Signature – musiziert eine Hochtonkalotte mit 25-Millimeter Durchmesser aus dem erwähnten (künstlichen) Diamant im unverkennbaren und seit der vierten Generation 30 Zentimeter langen „Tweeter-on-top“-Gehäuse: In der sich nach hinten verjüngenden Röhre sollen sich rückwärtige Reflektionen quasi „totlaufen“. Und seitlichen Kantenbrechungen will man mittels großzügiger Gehäuserundungen statt harter Kantenverläufe ebenfalls den Wind aus den Segeln nehmen.

Das 30 Zentimeter lange „Tweeter-on-top“-Gehäuse der B&W 805 D4 Signature

Das 30 Zentimeter lange „Tweeter-on-top“-Gehäuse der B&W 805 D4 Signature beherbergt eine Diamantkalotte

Jedoch darf sich die Signature-Version ein neues Hochtongitter auf die Fahne schreiben, das B&W in mehr als 25 Iterationen zur Reife geführt, sprich gleichzeitig steifer (schwingungsärmer) und akustisch durchlässiger gemacht haben will. Auflösung und Raumeindruck ließen sich so noch einmal steigern. Warum die Gitter nicht gleich weglassen, fragen Sie? Die Antwort dürfte der Gedanke an neugierige Kinderfinger oder unachtsam geführte Putzlappen mit Blick aufs extrem harte und in seinem hauchdünnen Auftrag extrem spröde Diamantmaterial geben.

Selbstverständlich ist die aus vielen neueren B&W-Modellen bekannte Continuum-Membran im Tief-/Mitteltöner mit von der Partie. Dieses von B&W entwickelte beschichtete Gewebe soll resonanzärmer als das zuvor verwendete Kevlar sein, über eine bessere innere Dämpfung verfügen und zu einer offeneren, neutraleren Performance beitragen. Angesichts der Tatsache, dass der 165-Millimeter-Treiber auch den kompletten unteren Hochtonbereich übertragen muss – B&W koppelt den Diamanthochtöner mit einem Filter erster Ordnung erst bei vier Kilohertz an – ist das sicherlich kein schlechtes Ansinnen. Ulf Soldan, Senior Product Manager bei B&W, erklärte die hohe Ankopplung im Test der B&W 805 D3 so: „Bei 4 Kilohertz reduziert sich die schallabstrahlende Fläche des Tief-Mitteltöners auf einen inneren Kreis von 50 Millimeter Durchmesser, weil sich an den Randbereichen der Membran Wellenberge und -täler ergeben, die sich gegenseitig aufheben. Das heißt, wir können mit diesem Chassis tiefe und vergleichsweise hohe Frequenzen gleichzeitig erzeugen, ohne dass diese sich gegenseitig negativ beeinflussen.“

Das neue Hochtongitter der Signature-Lautsprecher der B&W-800er-Reihe

Steifer und durchlässiger: das neue Hochtongitter der Signature-Lautsprecher

Beim Tief-Mitteltöner der 805 D4 Signature drehte B&W im Detail an der Innovationsschraube. Er kommt mit „verbesserter“ Polplatte am Magneten sowie einem größerem Entlüftungsloch. Diese Maßnahmen sollen zu einem ausgedehnteren Bass und weiter verringerten Verzerrungswerten beitragen. Und ich glaube – rein intuitiv –, dass letzteres ein Schlüssel für eine der ohrenfälligsten Veränderungen bei der 805 Signature ist. Darauf komme ich später zurück.

Tief ausatmen

Den auf den schönen Namen „Flowport“ hörenden Bassreflexaustritt unterhalb des Tiefmitteltöners hat man für die Signature-Variante nicht angerührt – er soll unerwünschte Strömungsgeräusche weiter reduzieren. Die kleinen Vertiefungen im Stile eines Golfballs auf dem abgerundeten Endstück brechen den Luftstrom auf und verwirbeln ihn so fein, dass die einzelnen Turbulenzen unter die Wahrnehmungsschwelle fielen, sagt Bowers & Wilkins. Da muss was dran sein, denn mittlerweile sieht man diesen Ansatz in unterschiedlichen Variationen auch bei einigen anderen Herstellern. Und drin sein kann ebenfalls etwas: Denn B&W legt die bekannten Schaumstoff-Pfropfen bei, mit denen man die Größe der Bassreflexöffnung und deren bassverstärkende Wirkung dreistufig (ohne Stopfen, nur mit dem äußeren Ring, komplett „verstopft“) anpassen kann.

Der „Flowport“-Bassreflexaustritt der Bowers & Wilkins 805 D4 Signature

Der „Flowport“-Bassreflexaustritt der Bowers & Wilkins 805 D4 Signature soll klangabträgliche Turbulenzen minimieren

Starrer Luxus

Das Tweeter-on-top-Gehäuse sitzt auf einer Aluminium-Deckplatte, die im Signature-Modell mit zwei zusätzlichen Befestigungen noch verwindungsfreier mit dem eigentlichen Gehäuse verbunden ist, was zu geringeren Resonanzen und weniger Verzerrungen beitragen dürfte. Zudem ist die Deckplatte nicht schnöde lackiert oder furniert (wie profan wäre das denn bitte?), sondern mit edlem, vollnarbigem Connolly-Leder bezogen, das für die Signature-Lautsprecher farblich angepasst wurde: Und zwar mit passendem Blau bei der „Midnight Blue Metallic“-Ausführung und mit Schwarz bei „California Burl Gloss“.

Sanfte Trennung

In der und um die Frequenzweiche der 805 D4 Signature herum hat Bowers & Wilkins nicht viel verändert. Sie ist unverändert an der stabilen Aluminiumrückwand des Lautsprechers montiert, so dass die empfindlichen Weichenbauteile einigermaßen geschützt vor den Einwirkungen des Tiefmitteltöners innerhalb des Gehäuses sind, und so unbehelligt ihrer Arbeit nachgehen können. Zudem agiere diese Rückwand als effektiver Kühlkörper, der den Komponenten der Weiche gleichbleibend gute Rahmenbedingungen während harter Einsätze mit hoher Leistungszufuhr gewährleiste. Ansonsten bleibt es bei der übersichtlichen, gleichwohl hochwertigen Bestückung mit einer Luftspule, einem Mundorf MCap Supreme SilberGold.Öl-Kondensator (samt speziell behandelten, exklusiv von B&W genutzten Anschlussdrähten) und Bypass-Kondensatoren. Von letzteren gibt es allerdings nunmehr vier statt zwei, zudem seien sie „verbessert“ worden – was genau da passiert ist, verraten die Briten leider nicht. Hört sich nach nicht viel an? Ich muss widersprechen: Solche scheinbaren „Kleinigkeiten“ an einer so entscheidenden Stelle darf man meiner Erfahrung nach nicht unterschätzen – zudem braucht‘s häufig gerade bei der Feinabstimmung überraschend viel Entwicklerhirnschmalz.

Standfest

Die Bowers & Wilkins 805 D4 Signature auf dem Ständer B&W FS-805 D4

Die Bowers & Wilkins 805 D4 Signature werden mit dem optional erhältlichen Ständer B&W FS-805 D4 fest verschraubt

Bowers & Wilkins bietet für die 805 D4-Modelle, ob nun mit oder ohne Unterschrift, die gleichen Standfüße an. Die B&W FS-805 D4 sind mit einem Paarpreis von 1.400 Euro zwar nicht ganz billig, sehen aber richtig gut aus und wiegen aufgrund der ultraschweren Basen schon ohne mögliche Füllung knapp 20 Kilogramm pro Stück. Die B&W 805 D4 Signature können mit den FS-805 D4 bombenfest verschraubt werden, was die Stabilität der Positionierung zusätzlich erhöht (siehe dazu auch unseren Artikel Tipps & Praxis: Tuning-Tricks für guten Hifi-Klang). Die mitgelieferten Metallteile zur Ankopplung an den Boden sind eine Wucht: Acht richtig massive, perfekt gedrehte M12-Edelstahl-Spikes und ebenso viele Rundkappenschrauben mit zusätzlich aufgebrachter Plastikkappe zur Schonung empfindlicher Fußböden, griffige Muttern und ein ordentlicher Schlüssel zum Festziehen des Ganzen sind eine echte Ansage. Die FS-805 D4 machen sich klanglich bemerkbar, wie wir gleich feststellen werden.

Die zum Ständer der Bowers & Wilkins 805 D4 Signature zugehörigen Spikes und Muttern

Die dem Ständer B&W FS-805 zugehörigen Spikes und Muttern

B&W 805 D4 Signature: Klangtest und Vergleiche

Kommen wir noch kurz zu meiner einleitenden Bemerkung zurück. Ich muss zugeben, dass ich selbst nicht ganz frei bin davon, für highfidele Davids mehr Sympathien zu hegen als für die Goliaths der Branche, was sich zumindest teilweise an meinem Gerätepark ablesen lassen dürfte. Die B&W 805 D4 Signature rücken diese menschliche Schwäche jedoch ein gutes Stück zurecht, was wieder einmal zeigt: Absolute Wahrheiten gibt es nicht, und niemand hat stets Recht.

Die Bowers & Wilkins 805 D4 Signature im Hörraum

Die Bowers & Wilkins 805 D4 Signature im Hörraum

Da sich die Lieferung der B&W-Ständer per Spedition ein wenig verzögert, spielen sich die kompakten B&W 805 D4 Signature auf den klanglich hervorragenden Solidsteel SS6-Stands an der Endstufe Norma Audio PA-150 ein. Als Lautsprecherkabel kommt eine Biwiring-Konfektionierung des Ortofon SPK Reference Black (um 150 Euro pro Monometer) zum Einsatz. Das Ensemble klingt – 60 Zentimeter von der Rückwand entfernt aufgestellt und ohne Bassreflexstopfen – schon nach kurzer Zeit richtig interessant: offen, frisch, weiträumig. Meine Aufmerksamkeit ist geweckt. Als ich dann einige Tage später die FS-805-D4-Ständer installiere und mit den Lautsprechern verschraube, rastet das Klangbild nochmals räumlich definierter ein, wirkt etwas solider und verliert einen Hauch von Restnervosität. Diese Option ist also unbedingt empfehlenswert.

Vornehm und korrekt im Bass

Vielleicht kennen Sie die große B&W-Serie von diversen Messen, wo Aussteller jeder Couleur gerne der Versuchung nachgeben, das Geschehen in den angrenzenden Räumen mit immer noch lauteren Bassattacken zu übertrumpfen, ohne Rücksicht auf gute Nachbarschaftsbeziehungen. Mit den 800er-Topmodellen lässt sich ein solches Imponiergehabe problemlos umsetzen, und auch die kleine 805 D4 Signature kann durchaus laut – wenn auch keine Mega-Party- oder Motörhead-Konzertpegel.

Die Aluminium-Rückwand der B&W 805 D4 Signature

Die Aluminium-Rückwand der B&W 805 D4 Signature

Doch im Bass überrascht sie bei passender Aufstellung (siehe oben) vor allem mit einem schnurgerade linearen Frequenzgang ohne jegliche Übertreibungen. So wirkt sie insgesamt bis in den Grundton neutraler als die minimal amerikanisch-füllige Magico A1 (12.800 Euro), deren grobdynamische Wucht und beeindruckenden Tiefgang sie nicht ganz erreicht, doch bei weitem nicht so asketisch wie die Wilson Benesch P1.0 (7.999 Euro).

Ab etwa 50 Hertz aufwärts können die B&W mit einer agilen und strukturierten Wiedergabe aufwarten. Überhaupt klingt der Bass so gar nicht nach Boomy-Bassreflex, sondern erinnert mich vom Charakter her eher an sehr gute geschlossene Modelle. Heißt: Auch wenn ein tiefer, hart gespielter Piano-Ton auf der Aufnahme energisch durchzieht, wirken die 805 Signature nicht wirklich voluminös und sind grobdynamisch eher auf Agilität denn Wucht ausgelegt: Das Popometer schlägt also nur wenig aus.

Wild Light 65daysofstaticHarte Bassimpulse wie in „Prisms“ vom Album Wild Light der Elektronik-Avantgardisten 65daysofstatic kommen daher etwas zurückhaltender als mit den Magico und weniger vehement als mit beiden genannten Modellen. Ganz unten herum – etwa im hinteren Mittelteil von Nicolas Jaars „Colomb“ (Album: Space Is Only Noise) – verrundet die B&W 805 D4 Signature die Struktur des langezogenen tiefsten Grollens vergleichsweise stärker. Da der Pegel dort aber eh zurückgenommen ist, fällt das gar nicht weiter auf.

Klarer Fokus auf „da, wo die Musik spielt“

Der 16,5-cm-Tiefmitteltöner der B&W 805 D4 Signature mit Continuum-Membran

Natürlich mit Continuum-Membran: der 16,5-cm-Tiefmitteltöner der B&W 805 D4 Signature

Die B&W 805 D4 Signature lenken die Aufmerksamkeit des Hörers auf die Frequenzen oberhalb etwa 120 Hertz. Mit Blick auf den Mittelton spielen sie offener als die Magico und substanzieller als die Wilson Benesch – die Bowers & Wilkins sind aber nicht nur tonal ausgewogener unterwegs, sie lösen auch besser auf als die vorgenannten Lautsprecher.

Jacinthas Here’s to BenDas tun sie, ohne mit dem tonalen Spotlight draufzuhalten, denn der Mittelton gerät den 805 D4 Signature im besten Sinne unauffällig und sehr linear. Die Überraschung dabei ist, dass die Zwei-Wegler von Bowers & Wilkins mit einer Offenheit gesegnet sind, die selbst den diesbezüglich fantastischen Bärennasen (dedizierte Kalotten-Mitteltöner) meiner ATC SCM50PSL (15.500 Euro) Konkurrenz macht. Die Ansprache des Saxophons in „Danny Boy“ von Jacinthas Album Here’s to Ben bringen die beiden exemplarisch homogen integrierten Treiber glasklar und grob- wie feindynamisch eins zu eins rüber, weben die Textur des Tons stufenlos changierend zwischen glatt-strahlend und rauchig-rau. Wow.

In höchsten Tönen schwärmen

Der obere Bereich der Schallwand der Bowers & Wilkins 805 D4 Signature

Ebenso meisterlich unauffällig und natürlich wie der Mittelton gerät den Britinnen der Hochton. Und damit zu meiner „Schlüssel“-Bemerkung bezüglich der klanglichen Änderungen der B&W 805 D4 Signature weiter oben: Bei einigen (früheren) B&W-Lautsprechern hatte ich das Gefühl, dass eine gewisse Rauigkeit – unterschwellige Verzerrungen – im oberen Mittelton und unteren Hochton der durchaus vorhandenen Auflösung eine artifizielle und manchmal gar leicht nervös(machend)e Note mitgaben. Davon ist hier nichts, aber auch gar nichts mehr zu hören – ich kann es mir noch nicht mal aktiv einreden, um einem beliebigen David eine Chance gegen diesen Goliath zu geben.

Nun hatte ich ja den einen oder anderen Beryllium-Hochtöner zu Gast, unter anderem in den erwähnten Magico A1 und den Revel Performa F328Be (18.000 Euro), doch die Diamanten der Signature-Version legen nochmals eine Schippe in Sachen Natürlichkeit drauf. Mit ihrem neuen Gitter und den besseren Kondensatoren in der Weiche sind sie frei von jeglicher klanglicher Tendenz oder so etwas wie einem eigenen Charakter. Sie spielen extrem wandelbar, fluktuieren von seidig fein texturiert bis glasschneidend hart. Ich entdecke ständig neue Details wie etwa zuvor ungehörte Hintergrundgeräusche in Nicolas Jaars „Colomb“ oder subtile Modulationen von Harmonien und Obertönen des Synthies in „Blood on the Tightrope“ von Lunatic Soul.

Der Konustreiber der Bowers & Wilkins 805 D4 Signature

Der Konustreiber der Bowers & Wilkins 805 D4 Signature

Geradeheraus gesagt: Die Hochtonauflösung der B&W 805 D4 Signature ist phänomenal, und sie hat ungeahnte Konsequenzen: Die englischen Lautsprecher zeigen die unterschiedlichen Hochtonfähigkeiten meiner (bisherigen) Streaming Bridge Waversa Wstreamer (1.500 Euro inklusive WLPS/LP-Linearnetzteil) und der kürzlich getesteten Métronome DSS 2 (4.590 Euro) klar und nüchtern auf – deutlicher als meine teureren ATC. Mit der Koreanerin mangelt es an freiem, luftigem Glanz, den die hochdurchlässigen 805 D4 Signature zusammen mit der DSS 2 erzielen. Ergo: Ich kann nicht anders, als mich vom (in seiner Preisklasse hervorragenden) Wstreamer zu trennen und die DSS2 anzuschaffen.

Ein kleines Wort der Warnung sei nicht verschwiegen: Die B&W 805 D4 Signature dürften Elektronik, die es im Hochton etwas zu laut zugehen lässt, um Frische und Auflösung vorzutäuschen, oder die eine Tendenz zur Schärfe besitzt, gnadenlos entlarven. Auf der anderen Seite würde eine betont angenehme und obenherum zurückgenommene Abstimmung sicherlich „schön“ klingen, aber halt das Potenzial der B&W 805 D4 Signature womöglich nicht voll ausreizen – siehe Wstreamer.

Speedy Gonzalez

Yosi Horikawa Wandering Wie so oft gehen mit einer höhen Auflösung auch eine besondere „Schnelligkeit“ bei der Transientenwiedergabe und ebensolche feindynamische Fähigkeiten einher – die B&W 805 D4 Signature machen da keine Ausnahme. Beides führen sie in Yosi Horikawas „Bubbles“ (Album: Wandering) lässig und unangestrengt vor. Auch das Piano von Chilly Gonzalez auf Room 29 brilliert mit einer perfekten Balance aus Attacke, langem Nachschwingen und feinen dynamischen Nuancen.

In „Bubbles“ passiert über den gesamten Frequenzbereich hinweg ungemein viel, doch die Aufmerksamkeit ziehen die hunderte von „Klickerkugeln“ auf sich, die in allen Größen und Materialien auf diverse Oberflächen fallen, springen und rollen. Akustisch vollzieht sich das extrem differenziert, trocken und unverschliffen – die transientenreiche Musik besitzt eine wahrhaftige Integrität, die der virtuellen Bühne und natürlich dem Gehörten insgesamt Glaubwürdigkeit verleiht.

Raum

Die Lautsprecherkabelanschlüsse der B&W 805 D4 Signature

Bleiben wir bei der Bühne. Die B&W 805 D4 Signature kreieren mit entsprechendem Musikmaterial einen großzügigen Raum, der kaum eine Begrenzung erahnen lässt – okay, vielleicht ein wenig auf der z-Achse nach vorne zum Hörer hin, da sind Boxen wie die Wilson Benesch P1.0 oder die Grandinote Mach 2R (7.500 Euro) etwas offensiver. Mit den B&W sitzt man eher in der dritten als in der ersten Reihe – aber das ist, wenn man regelmäßig konzertgängigen Klassikfans trauen kann, sowieso besser. Seitlich wächst die Darstellung exakt so weit über die Lautsprecherbasis hinaus, wie die Aufnahme es vorgibt – oder es eben nicht tut. Gleiches gilt für die Ebenen in der Tiefe hinter den Lautsprechern.

Die 805 D4 Signature zeigen mithin klar auf, wo Aufnahmeräume enden. Live-Aufnahmen in kompakten Räumen wie bei der Jazz at the Pawnshop-Live-Aufnahme klingen atmosphärisch dicht und intim, große Kirchenschiffe wie auf Cantate Domino mindestens ebenso weit und luftig wie mit den Magico A1. Doch egal, was man hört: Immer gelingt den kompakten Bowers & Wilkins die Abbildung einzelner Klangereignisse phänomenal dreidimensional, greifbar und kantengenau umrissen – fast schon gespenstisch holografisch. Wenn die Bühne einen Tick näher an einem dran wäre, würde man meinen, die Klänge greifen zu können.

Montageschrauben des Ständers der Bowers & Wilkins 805 D4 Signature

Montageschrauben des Ständers der Bowers & Wilkins 805 D4 Signature

Addendum

Was gibt es noch zu sagen? Die Bowers & Wilkins 805 Signature können für ihre Größe laut spielen, doch ihr Zauber wirkt vor allem bei geringen bis gemäßigten Lautstärken. Kaum ein Lautsprecher hat bei mir derart leise so tonal vollständig und dynamisch uneingeschränkt gespielt und mir so wenig Anlass gegeben, bei nächtlichen Hörsessions über meine Wohnsituation im Mehrfamilienhaus zu mäkeln.

Billboard
Dali IO-12

Test: Bowers & Wilkins 805 D4 Signature | Kompaktlautsprecher

  1. 1 Verführerisch verfeinert
  2. 2 B&W 805 D4 Signature: Klangtest und Vergleiche

Das könnte Sie interessieren: