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Divine Acoustics – göttliche Akustik, drunter macht es der polnische Lautsprecherhersteller, den Len HiFi aus Duisburg seit neustem im Portfolio hat, nicht. Die Standlautsprecher, die Len HiFi für diesen Test ins Rennen schickt, heißen Bellatrix, was lateinisch ist und auf Deutsch Kriegerin heißt. Das könnte man als Kampfansage verstehen. Wobei die Mittel, mit der die Divine Acoustics Bellatrix (9.000 Euro | https://www.lenhifi.de/) ins Feld ziehen, definitiv friedvoll sind, versuchen sie doch mit Design, technischer Finesse und Klang zu gewinnen.
Handwerk meets Design
Damit steht der Fahrplan für diesen Hörbericht fest. Fangen wir mit dem Design an. Ohne wohlfeile Klischees bedienen zu wollen – diese wunderschönen Lautsprecher könnten aus Italien stammen. Wobei: Ehre wem Ehre gebührt, die Verarbeitungsqualität ist polnisch, denn polnisches Handwerk genießt zu recht einen exzellenten Ruf. Schmale, hoch aufschießende (1,25 Meter) Säulen mit einem unregelmäßigen achteckigen Querschnitt, leicht nach hinten geneigt und in edle Furniere gewandet – das macht mächtig was her und zeugt von handwerklichem Können.
An Furnieren gibt es teures Snakewood mit aufwändiger, zehnschichtiger Hochglanzlackierung (eine Limited Edition, von der lediglich 10 Paare gebaut werden) oder Esche in den Farbtönen Mocca und Smoke mit satinierter Oberfläche. Die Deckelplatten der Lautsprecher sind nach vorne geneigt und bestehen aus Stahl, der mit einer dämmenden Auflage versehen ist, die wie eine Belederung aussieht. Praktisch, so kommt niemand auf die Idee, die schlanken Säulen als Blumenständer zu missbrauchen. Bei näherer Betrachtung fallen die „Rucksäcke‟ ins Auge, den die Bellatrix auf ihren Rückseiten tragen. Die obeliskartigen, mit Carbonfolie verkleidenden externen Gehäuse beherbergen die Frequenzweichen.
Die gesamten Lautsprecher ruhen auf elegant geformten Fußplatten, die ebenfalls einige Besonderheiten aufweisen, auf die es noch einzugehen gilt. Bevor ich weiter versuche, das wirklich gelungene Design zu beschreiben, verweise ich lieber auf die Bilder. Ich hatte das Glück, dass mir Len Hifi zunächst ein Paar Divine Acoustics Bellatrix aus der wirklich umwerfenden Limited Edition zur Verfügung stellte, diese aber nach zwei Wochen gegen ein Serien-Paar in Smoke austauschte. Das schöne Snakewood-Paar hatte einen zahlenden Liebhaber gefunden … Aber gut, so habe ich die Möglichkeit, Ihnen beide Ausführungen in Bildern vorstellen zu können.
Asterix, Obelix, Bellatrix – und eine Frequenzweiche im Rucksack
Kommen wir zum Thema technische Finesse. Da sind etwa jene besagten Rücksäcke, die die Bellatrix auf ihren schlanken Rücken tragen und tatsächlich auch ein wenig an Hinkelsteine erinnern. Bellatrix, Hinkelsteine – wer da nicht an Obelix denkt … Doch während man bei den Hinkelsteinen, die der kräftig gebaute Kerl durch die Gegend wuchtet, eigentlich nie so genau erfährt, wofür sie denn eigentlich gut sind, kann man das im Fall der Bellatrix ziemlich genau sagen. Es handelt sich um externe Gehäuse, in denen die Frequenzweichen der Lautsprecher untergebracht sind.
Die Frequenzweichen in separate Gehäuse auszulagern ist prinzipiell eine gute Idee, denn so sind die Bauteile besser vor dem Schall, den die Treiber ins Gehäuseinnere abstrahlen und damit einhergehenden Mikrofonieeffekten geschützt, als wenn sie sich im Inneren der Lautsprecher befänden. Ganz konsequent wäre es, wenn die Gehäuse separat auf dem Boden stehen würden und überhaupt keine mechanische Verbindung zu den Lautsprechern besäßen, dann wären sie noch besser entkoppelt. Aber gut, die Huckepack-Gehäuse sind auf jeden Fall ein erheblicher Schritt in die richtige Richtung.
Optisch wirkt das Ganze auch noch spannend. Vor allem, da die mit Carbonfolie verkleideten Weichengehäuse rückseitig ein Fenster aufweisen, das den Blick auf die Frequenzweichenbauteile freigibt. Was hier zu sehen ist, stammt ausschließlich aus den oberen Schubladen von Miflex, Jantzen und weiteren hoch beleumundeten Herstellern. Insgesamt 51 (!) Bauteile sorgen dafür, dass das Frequenzspektrum auf die drei Chassis, die auf der Front jeder Bellatrix sitzen, aufgeteilt wird. Der untere Sieben-Zoll-Tieftöner wird dabei bei 250 Hertz aus dem Rennen genommen, der obere darf weiter bis 2900 Hertz spielen, bevor er an den Ein-Zoll-Ringradiator übergibt. Es handelt sich also um ein Zweieinhalb-Wege-System.
Feine Treiber und aufwändiges Gehäuseinnenleben
Die Chassis der Divine Acoustics Bellatrix selber sind ebenfalls edler Provenienz. Die Tiefmitteltöner kommen vom deutschen Hersteller Eton und wurden nach Vorgaben von Divine Acoustics modifiziert. Die Hochtöner sind Ringradiatoren aus der Illuminator-Serie von Scan-Speak. Divine Acoustics hat die Hochtöner sehr aufwändig schwingungsentkoppelt, wobei die gleiche Technologie („CeraGem“) zum Einsatz kommt, die Divine-Acoustics auch bei den schwingungsabsorbierenden Lautsprecherfüßen einsetzt. So sollen die Hochtöner der Bellatrix vor unerwünschten Einflüssen, sprich Schwingungen, die von den Tieftönern ausgehen und sich über die Schallwand bis zu den Hochtönern ausbreiten, geschützt werden.
Der beeindruckende Aufwand setzt sich bei den Gehäusen der Divine Acoustics Bellatrix fort, die ein komplexes Innenleben aufweisen. Es handelt sich um eine Mischung aus Mehrkammer-Bassreflex-System und Viertel-Wellenlängen-Leitung, also einer kurzen Transmission Line, deren Öffnung nach unten, auf den Boden gerichtet ist. Die Bretter, die die Kammern und Schallführungen bilden, versteifen gleichzeitig die mit Mineralmatten gedämmten Gehäuse. Die Hochtöner besitzen eigene Kammern innerhalb der Gehäuse, damit sie vom rückwärtigen Schall der anderen Treiber geschützt sind. Die Lautsprecher ruhen auf stählernen Bodenplatten, die wiederum auf von Divine Acoustics entwickelten „Keppler“-Schwingungsabsorbern stehen. Diese Absorber sind spannende Konstruktionen aus Keramik, Kunstedelsteinen und verschiedenen Metallen, die Schwingungen sehr effektiv dämpfen sollen.
Auf Knopfdruck erdverbunden
Nicht alltäglich sind auch die Anschlussterminals der Divine Acoustics Bellatrix, die sowohl Bananas als auch Kabelschuhe aufnehmen können und die, ähnlich wie bei Cardas-Terminals, aus Kupfer bestehen. Noch spannender finde ich, was sich unterhalb des eigentlichen Anschlussterminals findet: eine Erdungsklemme und ein Kippschalter, mit dem man die Lautsprecher zwischen einem „normalen‟ Betrieb und einem mit externer Erdung umschalten kann. Lautsprecher zu erden ist keine ganz neue Idee. Der schottische Traditionshersteller Tannoy sowie das neue Unternehmen Fyine Audio bieten diese Möglichkeit generell. Und ein befreundeter Lautsprecherentwickler schwärmte mir vor kurzem ebenfalls vor, welche positiven Effekte es habe, wenn man die Chassis erde. Neugierig mache ich mich an den Hörtest.
Divine Acoustics Bellatrix: Klangtest & Vergleiche
Jetzt gilt es herauszufinden, ob mich die Bellatrix klanglich für sich einnehmen können. Der Umstieg von meinen ebenfalls aus Polen kommenden Horns FP 12 (6.750 Euro zuzüglich Ständer) auf die Divine Acoustics Bellatrix ist zunächst brachial. Was allerdings weniger an den Bellatrix liegt, sondern vielmehr an meinen geschätzten Horns. Die sind mit ihren massiven, kastigen, gedrungenen Gehäusen und ihren 30-Zentimeter-Tiefmitteltönern alleine vom Aussehen schon mal eine komplett andere Hausnummer als die eleganten, schlank und hoch aufschießenden Bellatrix.
Und auch klanglich trennen die Lautsprecher Welten. Wobei es hier zunächst weniger um besser oder schlechter geht. Die beiden Lautsprecher setzen einfach komplett andere Akzente. Bei meinen räumlichen Verhältnissen, mit gut drei Metern Hörabstand zu den Lautsprechern, bieten die Horns dennoch beinahe einen Höreindruck wie im Nahfeld. Das ist groß und unmittelbar. Hier stehen Attack und Transienten im Vordergrund. Die Auflösung ist in Ordnung, ein tiefschwarzer Hintergrund, der es einem erlaubt, noch den feinsten Ausschwingvorgängen bis ins Letzte zu folgen, stand hingegen nicht so weit oben im Pflichtenheft. Ich mag das, bin mir aber durchaus darüber in Klaren, dass ich spezielle Vorlieben hege.
Die Divine Acoustics Bellatrix geben sich deutlich mehrheitsfähiger. Ich muss gestehen, dass der erste Eindruck mich nicht umhaut. „Klingt halt okay, aber ich weiß schon, warum ich meine Horns mag“, ist etwa das, was mir zunächst durch den Kopf geht. Allerdings wundert mich das. Normalerweise hat Björn Kraayvanger von Len HiFi ein ziemlich gutes Ohr. Und wenn er sich für einen Lautsprecher begeistert, ist da meistens etwas dran. Außerdem mag ich nicht glauben, dass der immense technische Aufwand Selbstzweck ist. Da muss mehr gehen.
Anspruchsvolle Aufstellung und magische Räumlichkeit
Um zu eruieren, was in den Bellatrix wirklich steckt, experimentiere ich mit der Aufstellung. Hier entpuppen sich die polnischen Kriegerinnen als anspruchsvoll. Stimmt die Ausgangslage nicht, hält sich ihr Engagement in Grenzen. Nach einigem Hin und Her rastet das Klangbild hörbar ein. In meinem Hörraum geschieht das bei nur leichtem Einwinkeln auf den Hörplatz bei eher geringer Basisbreite. Dabei ergibt sich ein recht enger Sweetspot, der es in sich hat. Die Bellatrix bieten eine wirklich plastische, regelrecht holographische Räumlichkeit!
Es ist beinahe magisch, wie präzise sie das Bühnengeschehen vor einem aufbauen. Was ich dabei über alles schätze, ist, dass die Divine Acoustics Bellatrix keine Guckkastenbühne aufmachen. Man hat also nicht den Eindruck, dass sich das Klanggeschehen in einem artifiziellen Raum abspielt, der einem suggeriert von außen hineingucken beziehungsweise -hören zu können. Sie setzen einen vielmehr sehr authentisch vor das Geschehen, bilden weder zu groß noch zu klein, weder zu nah noch zu weit weg ab, sondern einfach richtig. Ich höre die Musik und denke, genau so wäre die Abbildung, wenn ich live dabei wäre.
Sänger und Instrumente sind klar positioniert und konkret umrissen. Die Abbildung vollzieht sich in einem angenehmen Abstand, der genau richtig ist, um einerseits den Überblick zu behalten und andererseits alle Details mitzubekommen. Die Bellatrix haben keine Probleme damit, glaubhaft einen großen Konzertsaal oder eine riesige Open-Air-Bühne in meinem Hörraum zu inszenieren.
Weil ich mir das Stück immer wieder gerne gebe und weil es aufgrund seiner extrem breiten Bühne für mich eine Art Referenz in Sachen Bühnenabbildung ist, dürfen die The Rolling Stones ihre „Sympathy For The Devil“ bekunden. Oha, das rockt nicht nur gewohnt hervorragend, die Abbildung saugt mich förmlich in die Aufnahme. Die Bühne geht in der Breite weit über die Grenzen meines Hörraums hinaus – das kenne ich auch von anderen Boxen. Doch die Bellatrix liefern noch einen Tiefendimension dazu, die ich in dieser Ausprägung nur selten gehört habe. Ok, eine Progressive Audio Extreme III (um 8.000 Euro) konnte eine ähnlich beeindruckende Raumabbildung und bot einen größeren Sweetspot. Doch das soll bei einem Koaxialsystem wohl auch so sein.
Tuning: Externe Erde & Kabel
Damit sind meine Tuningmaßnahmen noch nicht am Ende. Ich schließe die erwähnten Erdungsleitungen an die Lautsprecher an und stelle die Kippschalter neben den Erdungsklemmen auf „external“. Der Effekt ist sofort hörbar. Die einzelnen Töne werden konkreter, der Hintergrund schwärzer, zudem (oder genau deswegen) nehme ich wahr, dass da tatsächlich noch etwas mehr in Sachen Feindynamik und Auflösung geht. Das Erden von Lautsprechern bzw. der Chassis bringt vielleicht nicht immer etwas, aber wenn es zum Konzept der Konstruktion gehört, ist der Effekt offenbar deutlich.
Zuletzt gehe ich noch das Kabelthema an. Und da Divine Acoustics, wie das aktuell viele Lautsprecherhersteller machen, gleich ein paar Kabel mitgeliefert hat, höre ich mich noch durchs Kabelsortiment. Ich finde es übrigens absolut gerechtfertigt, wenn ein Lautsprecherhersteller Kabelempfehlungen gibt oder gleich die passenden Kabel anbietet. Schließlich sollte der Entwickler am besten wissen, wie seine Lautsprecher auf Kabel reagieren und welche Kabel gut mit den Lautsprechern harmonieren.
Wie zu erwarten, bleibe ich beim Divine-Acoustics-Spitzenkabel, dem Copernicus (2.000 Euro/2,5 m), hängen. Auch das ebenfalls mitgelieferte Halley (650 Euro/2,5 m), das im Wesentlichen dem Kabel entspricht, das bei der Innenverkabelung der Bellatrix zum Einsatz kommt, ist definitiv eine Empfehlung und bringt nahezu das, was das Copernicus bietet. Aber die Bellatrix sollen ja die Chance bekommen, ihr maximales Potential auszuspielen. Und das Copernicus gefällt mir vor allem im Bass noch eine Nuance besser, da es hier noch etwas kontrollierter anmutet als das Halley.
Lassen wir es entspannt krachen – der Bass
In Bass tut sich auf dem Album Poems of Thunder von Yim Hok-Man einiges – hier kracht es ordentlich. Der „Master of Chinese Percussion‟, man könnte ihn auch als chinesische One-Man-Variante der japanischen Kodō-Trommler bezeichnen, zaubert auf großen chinesischen Trommeln, die die Vorbilder für die japanischen Taikos waren und sehr ähnlich klingen. Das Ganze ist in Sachen Tiefgang eine kleine, hinsichtlich der Dynamik eine beachtliche Herausforderung.
Die Divine Acoustics Bellatrix meistern beide Herausforderungen absolut souverän. Die knackigen Trommelschläge hauen sie mit entspannter Selbstverständlichkeit in den Raum. Das ist faszinierend, gleichzeitig aber auch ein möglicher Anlass zur Kritik. Über meine Horns FP12 erschrecke ich teilweise regelrecht, wenn die heftigen Schläge plötzlich im Raum explodieren. Diese extreme Plötzlichkeit bringen die entspannter spielenden Bellatrix nicht ganz so dramatisch rüber. Auf der anderen Seite vermitteln sie mir mehr Details, lassen mich hören, dass aufeinanderfolgende Schläge sich in winzigen Nuancen unterscheiden. Diese feinen Nuancen arbeiten die Horns nicht so akribisch aus. Die Bellatrix erzählen einfach noch mehr darüber, was passiert, wenn die Trommel geschlagen wird, wie das Fell reagiert, wie der Ton vom Trommelkörper aufgenommen und verstärkt wird.
Und nein, die Divine Acoustics Bellatrix sind definitiv nicht langsam, nur die extreme Unmittelbarkeit der in dieser Hinsicht nun mal beeindruckenden FP12 erreichen sie eben nicht ganz. Und wie gesagt, die Horns opfern für diesen Effekt Details.
Die tonale Abstimmung des Basses der Bellatrix geht bei alledem als neutral bis tendenziell schlank durch, was kleinen bis mittelgroßen Hörräumen oder einer etwas wandnäheren Aufstellung entgegenkommt. Hier dröhnt so schnell nichts.
Ich bin sicher, dass die Bellatrix mit ihrer enorm differenzierten Spielart mehr Hörer begeistern werden als die dagegen beinahe etwas grobschlächtig agierenden Horns. Dazu kommt, dass die Bellatrix gehörmäßig bestimmt noch eine halbe Oktave tiefer reichen. Die zugleich schlanke, tiefreichende und präzise Spielweise im Bass gefällt mir sehr gut, vor allem, da sie sich mit den meisten Hörräumen vertragen dürfte. Wer allerdings mit raumakustikbedingtem Bassmangel kämpft, wird sicher einen Lautsprecher bevorzugen, der untenrum stärker aufträgt.
Nuanciert und mit Substanz: der Mittelton
In den Mitten überzeugen die Divine Acoustics Bellatrix durch Souveränität und Feinzeichnung. „No Sanctuary Here‟ auf dem Album Roadhouses & Automobiles von Chris Jones (auf Amazon anhören) ist zwar schon etwas älter, nimmt mich aber immer noch für sich ein. Die tiefe Basslinie, der Chor und die eindringliche Stimme Jones bringen die göttlichen Kriegerinnen differenziert, eindringlich und mit tollem Timing rüber.
Jones Stimme erklingt sauber von Chor abgegrenzt, hat Substanz und verschmilzt oder verschwimmt dabei in keiner Weise mit dem begleitenden Vocals. Wenn Sie das Stück mal über mittelmäßige Boxen gehört haben, wissen Sie, was ich meine. Die Bellatrix agieren hier schlichtweg blitzsauber und differenziert.
Auch Frauenstimmen präsentieren die Bellatrix im besten Sinne einwandfrei. September in Montreal von Anne Bisson (auf Amazon anhören) setzen sie nuancenreich in Szene, bilden auch feinste Details der Artikulation ab. Die Bellatrix toppen sogar meine bisherige Mittelton-Referenz in dieser Preisklasse, die Bryston Middle T (10.000 Euro). Die arbeiten als Drei-Wege-Systeme mit einem dedizierten Mitteltöner, der eigentlich ein leichteres Spiel haben sollte, da er sich in Gegensatz zum 7-Zoll-Tiefmitteltöner im Zweieinhalb-Wege-Konzept aus Polen nicht noch mit tiefen Frequenzen abmühen muss. Trotzdem, die Bellatrix agieren noch detailreicher und differenzierter.
Die Höhen: Ausgewogen, aber nicht anspringend
Die Hochton-Performance ist an sich exzellent und passt gut zum insgesamt entspannten Charakter der Divine Acoustics Bellatrix. Noch mal: entspannt darf hier definitiv nicht als langweilig missverstanden werden. Die Polinnen machen einfach kein Drama nach dem Motto „Jetzt hör hin, klingen wir nicht spektakulär?‟, sondern sie agieren mit einer einnehmenden Souveränität.
Genau das tun sie auch im Hochton. Da ist alles da: Auflösung, Klangfarben und was man sich von einem richtig guten Hochton versprechen darf. Quantitativ sind die Bellatrix hier keinesfalls defensiv abgestimmt, aber der Hochton springt einen nicht an. Wer auf Lautsprecher mit AMTs oder Bändchenhochtönern steht, könnte das letzte bisschen strahlenden Glanz etwa bei Blechbläsern vermissen.
Kürzlich hatte ich das Vergnügen, eine Arperture Edena Evolution (8.900 Euro) zu hören, die mit ihrem großen Bändchenhochtöner eine etwas andere Definition von Hochton vertritt. Und ja, diese unglaubliche Leichtigkeit und Transparenz, die die Französinnen versprühen, hat etwas Einnehmendes. Live habe ich Hochton allerdings noch nie so wahrgenommen. Doch das ist wohl eine Frage des Geschmacks. Die Bellatrix liefern einen klaren, fein aufgelösten Hochton – ätherische Feinstofflichkeit ist aber nicht ihre Sache. Immerhin konnte ich mir das Album On des Jazz-Trompeters Nils Wülker (Album auf Amazon anhören) ohne Hörpause und mit höchstem Genuss anhören. Und das kann ich definitiv nicht mit allen Lautsprechern, inklusive meiner Horns.
Test: Divine Acoustics Bellatrix | Standlautsprecher