Inhaltsverzeichnis
Ein bisschen hat’s mich ja schon gewundert (und noch mehr gefreut), als die Redaktion mir die Revel Performa F328Be (18.000 Euro) als Testgerät vorschlug. Warum? Nun, mein Raum ist mit seinen knapp 25 Quadratmetern nicht übermäßig großzügig dimensioniert, und die amerikanischen Flaggschiffe der Performa-Serie sind mit jeweils drei Achtzöllern pro Box für den Bassbereich, sagen wir mal, üppig bestückt. Geht das gut?
Auf jeden Fall braucht so viel Membranfläche entsprechenden Platz, um sich voll entfalten zu können: Die nach hinten abgerundeten Gehäuse der Revel Performa F328Be (www.revelspeakers.com) sind stattliche 129 Zentimeter hoch, über 34 Zentimeter breit und fast 45 Zentimeter tief. Das macht dann knapp 88 Liter Gehäusevolumen für das Bass-Trio eines jeden Lautsprechers – und damit nicht genug der bassfördernden Maßnahmen: Auf der Rückseite zeigen je Box zwei gut 10 Zentimeter durchmessende, mit beiliegenden Schaumstoffstopfen regulierbare Bassreflex-Lautsprecher an, dass die Revel-Ingenieure im Bassbereich nicht kleckern, sondern klotzen wollen. Ist ja schließlich ein Top-Modell, auch wenn die Firmenhierarchie mit den Ultima-Lautsprechern noch eine übergeordnete Serie zu bieten hat. Alles in allem also eigentlich keine allzu positiven Nachrichten für meinen Hörraum – doch schon die Erfahrung mit den Dynaudio Contour 30i (7.000 Euro) zeigte, dass es eben nicht nur auf die reine Größe ankommt, wenn es darum geht, ob Lautsprecher hier dröhnen oder nicht.
Revel Performa F328Be: Technik
Die Technik der Treiber ist ebenso bemerkenswert wie ihre Anzahl. Zwar halten die Magnetsysteme der 20-Zentimeter-Bässe nicht ganz mit den martialischen Antriebseinheiten einer ATC SCM50 mit, doch in Sachen Membran ist Revel mit der PerformaBe-Linie definitiv deutlicher im 21. Jahrhundert angekommen als die Briten: Die Konusse bestehen wie in der „normalen“ Performa-3-Serie zwar grundsätzlich aus Aluminium, werden aber für die Be-Serie beidseitig mit einem sogenannten „Deep Ceramic Composite“ (DCC) leuchtend weiß beschichtet. DCC sei, so Revel, das Resultat eines plasmaelektrolytischen Oxidationsprozesses, bei dem eine Plasmaentladung eine „grobe“ Keramikschicht auf beiden Seiten des Aluminiummembrankerns erzeuge. Die Keramikschichten sorgen laut Revel dafür, dass die Membranen erst weit außerhalb des zu übertragenden Bereichs „aufbrechen“ und Partialschwingungen produzieren würden. Dies stelle eine optimale Kolbenbewegung der Konustreiber über den gesamten Übertragungsbereich sicher.
Auch die 130-Millimeter-Konusmitteltöner der Revel Performa F328Be – sie sitzen in ihrem eigenen 2,8-Liter-Gehäuse aus 18 Millimeter starkem MDF – besitzen solche reinweißen DCC-Membranen. Zusammen mit der beeindruckenden dreifachen Wooferbestückung verleiht dieses Array der Frontansicht – gerade beim hochglanzschwarzen Lautsprecher – einen interessanten Kontrast. Zumal der Hochtöner, zu dem wir gleich kommen, ebenfalls großflächig weiß eingefasst ist. Die DCC-Mitteltöner übernehmen die Übertragung zwischen 240 und 2100 Hertz, bevor sie an das namensstiftende Highlight der PerformaBe-Serie übergeben: Die neu entwickelten 1- Zoll-Beryllium-Hochtöner mit belüftetem Polkern und einem im Vergleich zum Standard-Performa-Tweeter deutlich vergrößerten, nun 85 Millimeter durchmessenden Antrieb mit Doppel-Hartferritmagneten.
Im Gegensatz zu den Mitteltonchassis besitzen die Beryllium-Hochtöner laut Revel allerdings keine eigene Kammer im Gehäuse. Die weiße Fläche um den eigentlichen Treiber herum ist ein „Waveguide mit akustischer Linse der sechsten Generation“, so Revel. Die Linse sitzt dabei vor der Beryllium-Membran, und das ist nicht nur aus akustischen Gründen gut so: Beryllium besitzt zwar fast schon legendäre akustische Eigenschaften, die es zum quasi idealen Material für Hochtöner machen, es ist jedoch mechanisch extrem spröde. Und wenn mal eine Membran kaputtginge, so wäre das schlecht für den Geldbeutel. Zum Glück macht es die schützende Linse selbst kleinen neugierigen Fingern nahezu unmöglich, Schaden anzurichten. Mal ganz abgesehen von der luftigen Höhe, in der sich die Nobeltreiber in der Front der F328Be befinden.
Kompromisslos gebaut
Apropos Höhe: Sprechen wir doch mal ganz offen über Präferenzen. Man darf sicherlich davon ausgehen, dass der Käufer oder die Käuferin eines Pärchen passiver Lautsprecher, dessen Preisschild Richtung 20.000 Euro zeigt, hohen Wert auf Klangqualität legt. Sich betont dezent in den Wohnraum einfügende Modelle stehen diesem Ansinnen nicht selten entgegen. Die Revel Perfoma F328Be beziehen hier klar Stellung. Wer sich für die Top-Modelle der PerformaBe-Serie entscheidet, setzt damit ein recht unübersehbares Zeichen: Mir ist Klangqualität verdammt wichtig. Denn die F328Be können gerade in kleineren Wohnräumen dominant wirken – je nach Situation sogar stärker als die höher bauenden Dynaudio Contour 60 (9.000 Euro). Daran ändert auch das „schlankmachende“ Hochglanzschwarz nichts.
Das Gehäuse selbst besteht aus mitteldichter Faser (MDF), wobei die Schallwand ebenso wie die laminierten, gebogenen Gehäusewände eine Stärke von 18 Millimetern aufweist. Ein zentraler MDF-Steg verläuft innen auf der Rückseite des Gehäuses und weist eine Stärke von bis zu 50 Millimetern auf. Um angesichts der eher moderaten Wandstärken insbesondere bei hohen Pegeln schädliche Resonanzen zu unterdrücken, setzt Revel in den Performa F328Be fünf MDF-Scheiben als Querverstrebungen ein.
Keine Trennungsschmerzen
Die PerformaBe-Frequenzweichen – pro Box setzt Revel je eine separate Weiche für den Bassbereich und für den Mittel-Hochton ein – sind auf Nylonabstandshaltern im Hauptvolumen des Gehäuses montiert. Laut Revel verwende man in den Schaltkreisen des Mittel- und Hochtöners ausschließlich Folienkondensatoren und Luftspulen. Den Hochtöner trennen die Amerikaner bei recht niedrigen 2100 Hertz mit einer Frequenzweiche 3. Ordnung (also 18 Dezibel pro Oktave), und dem Mitteltöner ist bei 240 Hertz eine Hochpassweiche ebenfalls 3. Ordnung und zum Hochtöner hin eine Tiefpassweiche 2. Ordnung (12 dB/Oktave) vorgeschaltet. Die Bässe werden mit 18 dB/Oktave Low-Pass-gefiltert.
Alles in allem liefert Revel mit den Performa F328Be in Sachen Hardware meines Erachtens weitestgehend das highfidele Äquivalent zur „soliden Hausmannskost“, wenn auch mit Gourmetzutaten verfeinert – doch das muss nichts heißen. Schaun mer mal, wie gut das im Klangtest mundet.
Klangtest und Vergleiche: Revel Performa F328Be
Aufmerksame Leser meiner Testberichte dürften sich vielleicht daran erinnern, dass mein knapp 25 Quadratmeter großer Hörraum zur Sorte „gut bedämpft, mit je nach Lautsprecher und Aufstellung mehr oder weniger ausgeprägten Peaks um etwa 45 und 90 Hertz“ gehört. Ich würde daher wahrscheinlich nicht von alleine auf den Gedanken kommen, mir knapp 130 Zentimeter hohe, mit insgesamt sechs Zwanziger-Bässen bestückte Standlautsprecher in den Hörraum zu holen. Was schade wäre, denn dieser Hörbericht beweist, dass oberflächliche Theorie und Messwerte vor allem eins sind: grau.
Theorie & Praxis
Denn im Gegensatz zu so manchem basskräftigen Kompaktlautsprecher, der in meinem Raum nur mit Mühe zu einer dröhnarmen Vorstellung zu überreden war, spielen die großen Revel erstaunlich neutral, zivilisiert, mit Tendenz zum straff-schlackenfreien Tiefton. Selbst bei relativ wandnaher Aufstellung – mit nur knapp 50 Zentimetern Luft im Rücken – und nur einer der beiden Bassreflexöffnungen im verschlossenem Zustand agieren die Revel Performa F328Be ohne Fettansatz und mit einer Präzision, die ich einem so großzügig ventilierten Bassreflexsystem kaum zugetraut hätte. Deutlich kontrollierter und knackiger als mit den Lansche Audio No. 3.1 (ab 18.500 Euro) kommen schnell gespielte Double-Bass-Attacken und hart angeschlagene Kontrabasssaiten rüber, obwohl hier in etwa die doppelte Membranfläche ventiliert wird.
Dies und die gute Raumverträglichkeit dürften, so vermute ich, an der weiträumigen Verteilung der insgesamt zehn Bassschallquellen (sechs Treiber und vier Bassreflexöffnungen) liegen. So regt jede Schallquelle die Raummoden relativ schwächer und an unterschiedlichen Stellen an. Die großen Nubert nuVero 170 beispielsweise profitierten im Hörraum vom Kollegen Jörg Dames ebenfalls von den an den entgegengesetzten Enden der Schallwand positionierten Tieftönern und klangen bassseitig extrem druckvoll, tiefreichend und dröhnfrei zugleich.
Mit ein bisschen Glück und Experimentieren bei der Aufstellung klingt es am Hörplatz dann ausgewogen – so wie in meinem Fall. Dabei spielen die F328Be griffig und druckvoll – wenn auch vielleicht im mittleren Bassbereich und Grundton nicht ganz so lustvoll vehement und treibend wie die ATC SCM50PSL (14.580 Euro). Dafür bleibt den Britinnen nichts anderes übrig, als mit offenem Mund in den Grand Frequenzcanyon zu staunen, den die Revel hinabzusteigen in der Lage sind: Die tiefsten Frequenzen in Yellos „Kiss the Cloud“ vom Album Toy spüre ich deutlich mit dem Popometer und kann dabei den Modulationen des schweizerischen Synthesizergurus Boris Blank so genau folgen wie mit keinem anderen Lautsprecher, der mir in diesem Raum bisher untergekommen ist.
Ordentlich Headroom
Dynamische Grobschlächtigkeiten wie die fette Bass-Drum in „This Boy“ von Brendan Perrys Album Ark (auf Amazon anhören) stecken die Basstreiber der Revel Performa F328Be selbst bei gehörschädlichen Lautstärken so unbeeindruckt weg, dass mir ein Gänsehautschauer nach dem anderen über die Unterarme läuft. Die Dynaudio Contour 60 (9.000 Euro) liegen auf halbem Weg um Gnade winselnd in der Schmollecke, und erst waschechte Hörner vom Schlage einer hORNS Symphony 13 (14.900 Euro) mit ihren Profi-Treibern kommt zumindest ansatzweise mit. Diese Pegelfestigkeit und Dynamik geht der Mittel-Hochton einen beeindruckend weiten Weg mit. Erst bei schmerzhaften Lautstärken des infernalischen Crescendos zu Beginn von „Montague & Capulets“ aus Romeo and Juliet von Dimitri Shostakovich vermeine ich, so was wie leichte Anzeichen von Stress zu vernehmen. Das mag trotz der 91 Dezibel Wirkungsgrad (2,83 V/1m) der Revel Performa F328Be an den „nur“ 150 Watt Dauerleistung pro Kanal meiner Endstufe Norma Audio PA-150 (5.300 Euro) liegen. Um das in die richtige Perspektive zu rücken: Wenn Sie diese Lautstärke regelmäßig länger als eine Minute in einem Mehrfamilienhaus fahren, ist es bald vorbei mit dem nachbarschaftlichen Frieden. Garantiert.
Angesichts dieser Performance muss ich meine eingehende Bemerkung des „Klotzens“ im Bassbereich zwar nicht korrigieren, wohl aber präzisieren: Revel hat seine Performa F328Be offenbar vor allem deshalb so großzügig ausgestattet, um ihnen ordentlich Headroom mitzugeben. Eben nicht nur, um dynamisch zupacken zu können, sondern auch, um sie maximal entspannt und locker die alltäglichen Aufgaben erledigen zu lassen. Man merkt einfach, dass dieses Woofer-Sextett so schnell vor keiner akustischen Aufgabe in die Knie geht, sondern ganz relaxt und quasi nebenbei seiner Arbeit nachgehen kann, mit Liebe und Sinn fürs Detail ebenso wie mit einer Allzeit-bereit-Haltung. Ein klitzekleiner Wermutstropfen: Bei sehr geringen Lautstärken betonen die Performa F328Be relativ den Mittel-/Hochton gegenüber dem Bass.
Die goldene Mitte
Der Mittelton der Revel Performa F328Be ist … Nein, Moment. So wird das nichts. Ich hätte beinahe gesagt „aalglatt“, doch das wäre missverständlich. Denn obwohl ich ihn aufgrund seiner unauffälligen Wandelbarkeit rein sprachlich zugegebenermaßen schwierig zu fassen kriege, strotzt er nur so vor Textur, Grip, Luft (!) und feindynamischen Schattierungen. Klingen Stimmen so offen wie mit meinen ATC SCM50PSL? Mindestens. Knarzen Saxophone so impulsiv und detailreich wie mit den Britinnen? Oh ja. Gelingen die Obertöne von Streichern so farbenreich, schwebend? Mmmmmh, nicht ganz. Nein, die Revel Performa F328Be geben sich etwas nüchterner, distanzierter, vergleichsweise weniger verbindlich-romantisch – wenn man das den britischen Speakern mit der Bärennase denn so nachsagen will.
Die im Verglich dazu sachliche Trockenheit des Mitteltons der Revel gewährt allerdings geradezu mikroskopisch analytische Einsichten in die Intonation, Artikulation und Aspiration von Jarvis Cocker auf „Room 29“ (auf Amazon anhören). Das kann durchaus und je nach Aufnahme schonungslos rüberkommen. Gute Aufnahmen klingen mit den Revel Performa F328Be insbesondere im Mittelton echter, besser. Schlechte Aufnahme klingen ebenfalls echter, aber eben auch schlechter als ich es zum Beispiel von der ATC kenne – oder auch von den Lansche No. 3.1 – oder den Totem Acoustic Element Metal v2 (16.990 Euro), deren Mitteltonabstimmung übrigens in eine ähnlich neutral-sachliche und offene Richtung wie die der Revel tendiert.
Keiner der letztgenannten Lautsprecher kann mit den Revel Performa F328Be in Sachen Mittelton-Durchsichtigkeit und -Dynamik mithalten, und zwar grob- wie feindynamisch. Wenn es darum geht, einzelne Stimmen des Chores in „Cantate Domino“ vom gleichnamigen Album des Oskars Motettkör zu separieren und dynamisch auseinanderzuhalten, haben die Revel die Nase vorne. Gleiches gilt, wenn sie die plärrenden Schlussfanfaren in allen Schattierungen und mit Druck und Schmackes rüberbringen. Die Amerikanerinnen bieten eine klarere Differenzierung und lösen einen lockereren, ansatzloseren Schwung aus den Aufnahmen. Meines Erachtens ist es genau das, was die unglaubliche Echtheit des Revel-Klangbilds ausmacht, und nicht etwa der trocken-druckvolle Bass – aber da wäre ja noch der Hochtöner …
Die Kunst des Verschwindens
Denn der Beryllium-Tweeter der Revel Performa F328Be ist zwar in der Tat ein echtes Sahneteil, aber eines der bescheidenen Art. Seine wahren Qualitäten hängt er nicht an die klingelnde Glocke, sie kristallisieren sich erst nach vielen, vielen Stunden des Hörens mit unterschiedlichstem Musikmaterial wirklich heraus. Seine große Kunst liegt sozusagen im Verschwinden, in seiner Fähigkeit nie offensiv als Hochtöner in Erscheinung zu treten – wo immer es möglich und daher angebracht ist. Zum Beispiel in Pat Metheny’s „America Undefined“ (Album: From this Place; auf Amazon anhören). Diese wilde musikalische Achterbahnfahrt sprüht nur so vor Hochtonfinesse, die das Schlagwerk in Form von Schellen, Blechen, Windspielen und Glöckchen im Überfluss einbringt – und die Revel bringt sie mit der seidig-luftigen Nonchalance eines verdammt guten Bändchens rüber.
Ja okay, aber warum dann nicht gleich ein Bändchen einbauen? Nun ja, ich sag mal: Das hat unter Umständen andere Probleme. Einige sagen dem Bändchen ja eine Neigung zum „Rascheln“ nach, einer subtilen Unsauberkeit im Superhochton, oder der schwierigen Anbindung an einen prinzipbedingt weniger reaktionsschnellen Mitteltonkonus. Das sei alles mal dahingestellt, bei der Revel ist jedenfalls weder das Eine noch das Andere ein Thema. Im Gegenteil, sie brilliert in beiden Disziplinen geradezu: Die Metall-Percussion von Antonio Sanchez in „America Undefined“ klingt jederzeit ganzheitlich und maximal homogen, zerfällt nicht in Attacke und „Körper“. Und die Revel spielen phänomenal sauber – selbst in den allerobersten Höhen. Noch feinste Strukturen kommen unaufgeregt und sauber heraus. Sehr, sehr gut.
Raum und Abbildung
Man könnte angesichts der Bestückung und Maße der Revel Performa F328Be auf die Idee kommen, dass sie Lautsprecher vor allem für Pegel- und Dynamikfreunde sind. Stimmt ja auch – bis auf das „vor allem“. Denn eine weitere ihrer Berufungen liegt – neben der unangestrengten Auflösung und dynamischen Schattierung in allen Frequenzbereichen – nicht minder in der Darstellung räumlicher Weite und Bezüge.
Bleiben wir beim ATR Mastercut von Cantate Domino: Wie weiträumig, tief hinter die Lautsprecher und klar von der Orgel getrennt die F328Be die Sänger des Chors projizieren, wie fantastisch die Mitglieder des Chors zu verstehen und individuell zu identifizieren sind, ist für meine Ohren neu. Gerade weil den Revel diese Kunststücke auf einer prinzipiell hinter der Lautsprecherebene angeordneten Bühne gelingen – meiner Erfahrung nach brillieren hier normalerweise eher direkt abgestimmte Lautsprecher. Auch die elektronischen Spielereien in „Black Shoes“ von Felix Laband (Album: Dark Days Exit) platzieren die Revel Performa F328Be scheinbar physisch greifbar und zielgenau auf den Punkt – der kann sowohl stecknadelkopfgroß als auch flächig sein, das gibt ausschließlich das Musikmaterial vor. So etwas schaffen selbst die Lansche Audio No. 3.1 (oder ihre Nachfolgerin 3.2SE) nicht, und die stimmbegabten ATC SCM50PSL kommen da ebenfalls nicht ganz mit. Eine Voraussetzung: Mindestens 2,5 Meter Hörabstand sollten es schon sein, um die nötige Kohärenz des Klangbilds zu erreichen.
Fast noch beeindruckender als die Abbildungspräzision ist, wie Händels „Judas Maccabeus“ von Cantate Domino mich schon weit vorab in Weihnachtsstimmung versetzt und emotional tief berührt, wenn die Revel Performa F328Be die Schallwandlung übernehmen. Warum? Nicht etwa, weil die Revel romantisierenden Zuckerguss verschütten. Sondern weil sie so überwältigend dynamisch offen und schonungslos ehrlich spielen, weil nichts stört, meine Aufmerksamkeit durch keinerlei Ungereimtheit abgelenkt wird. Aber auch, weil mir nichts fehlt, sondern – im Gegenteil – mehr musikalisch relevante Information vorhanden ist, als mir diese Aufnahme zuvor bewusst machte. Faszinierend!
Test: Revel Performa F328Be | Standlautsprecher