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Februar 2017 / Fritz Schwertfeger
Im Lautsprecherbau hat Magnat (www.magnat.de) seit Jahrzehnten Erfahrung. Mit dem Magnasphere-Set begibt sich der Pulheimer Hersteller allerdings in neue Gefilde. Das auf digitalen Funkempfang ausgelegte, vollaktive Lautsprecher-Ensemble greift auf die Entwicklungen der firmeneigenen Quantum-Technologie zurück und lässt sich musikalische Inhalte von einer zugehörigen Sendeeinheit liefern – das Ganze kommt mit audiophilem Anspruch daher, nicht zuletzt aufgrund der Hi-Res-Fähigkeit des Systems. Schauen wir, inwieweit sich dieses Versprechen einlöst.
Die neue Serie besteht aus der Magnasphere 33, einem Zwei-Wege-Regallautsprecher, und dem Zweieinhalb-Wege-Standmodell Magnasphere 55. Mit Aktivtechnik im Innern und konsequent auf kabellose Musikwiedergabe getrimmt, bieten sie in Sachen Komfort und Wohnraumfreundlichkeit einige Vorteile.
Die Magnat Magnasphere 33 mit Frontbespannung
Das alleine schon deswegen, weil sich mit der hier getesteten Magnasphere 33 bis auf ein Stromkabel pro Lautsprecher die sonst übliche Verkabelung verabschiedet. Und auch bei der Aufstellung der Lautsprecher ergeben sich mehr Freiheiten und Möglichkeiten. Für gewöhnlich residieren Verstärker und Zuspielgeräte in der Nähe der Boxen, um unnötig lange Lautsprecherkabel zu vermeiden. Den separaten Verstärker kann man mit den Magnasphere aber getrost in Rente schicken und Quellgeräte quasi beliebig – gerne auch unsichtbar – im Wonzimmer unterbringen. Möglich macht das die mitgelieferte, in ihren Abmaßen sehr kompakte und in dezentem Schwarz gehüllte Sendeeinheit TX-11. Auch wenn sie unscheinbar daherkommt, bildet sie das Herzstück des Systems und nimmt sämtliche Zuspieler sprichwörtlich an die Leine, um deren Signale per Funkstrecke an die Lautsprecher zu senden. Bis zu drei Magnasphere-Systeme lassen sich als jeweilige Hörzone konfigurieren und bespielen, wahlweise synchron mit denselben Inhalten oder mit unterschiedlicher Musik (Ausnahme: Line 1 und 2 sowie Bluetooth- und USB-Input können nicht zeitgleich verschiedene Zonen bedienen).
Anschlussfeld der Sendeeinheit TX-11
Zur Auswahl stehen neben zwei analogen Eingängen (1 x Cinch sowie 3,5-mm-Klinke), zwei digitale optische Eingänge (Toslink) sowie ein USB-Input, an den ein Laptop, PC oder Mac Anschluss findet. Per USB am Mac oder PC angeschlossen, gibt sich der Sender TX-11 als externe Soundkarte mit der Bezeichnung „Magnat Magnasphere“ zu erkennen und lässt sich wie in meinem Falle per MacBook Air und Audirvana Plus kinderleicht anwählen. Die Möglichkeit, per USB wie auch über die optischen Anschlüsse per Funk ohne viel Aufwand Inhalte mit 24 Bit/96 kHz auf die Lautsprecher zu übertragen, macht schon mal neugierig. Damit nicht genug, verfügt der Sender TX-11 noch über ein besonderes Schmankerl: Wer auf dem Smartphone oder noch besser auf Digitalen Audio Playern wie beispielsweise einem Pioneer XDP-100R oder einem Onkyo DP-X1 seine Musikbibliothek geparkt hat, kann diese per Bluetooth-aptX in CD-Qualität zur Sendeeinheit funken. „Drahtloser“ geht es fast nicht mehr. Zonenanwahl, Eingangswahl der Audioquelle sowie die intern mit 24 Bit vorgeblich verlustfrei operierende Lautstärkeregelung erfolgen per Fernbedienung, die, eingefasst in eloxiertes Metall und mit angenehmen Druckpunkten versehen, gut in der Hand liegt.
Aber Funk ist nicht gleich Funk: Das Magnasphere-Konzept setzt auf ein eigenständiges System und ist deshalb unabhängig vom eventuell im Haushalt bereits zum Einsatz kommenden WLAN. Die Sendeeinheit und die unsichtbar im Inneren jedes Lautsprechers untergebrachte Empfangseinheit sind aufeinander abgestimmt und zudem mit einer gewissen Intelligenz versehen. Es stehen insgesamt drei Frequenzbänder im Gigahertzbereich zur Verfügung (2,4 GHz, 5,2 GHz und 5,8 GHz). Sollten Störungen auftreten, lässt sich einfach ein anderes Übertragungsband per Schiebeschalter auf der Rückseite des TX-11 auswählen. Alle Kanäle verfügen über weitere Sub-Bänder, die im Falle einer Störung als Ausweichmöglichkeit automatisch herangezogen werden. Das erfolgt unmerklich und ist das Resultat einer ständigen Überwachung der Übertragungsqualität sowohl auf Sender- wie auf Empfängerseite.
Magnats Sendeeinheit TX-11
Einrichtung
In der Praxis sieht das Ganze bei mir dann so aus, dass – sobald die Magnasphere 33 und die Sendeeinheit TX-11 am Stromnetz angeschlossen sind und der Discovery Music Server von Elac am optischen Eingang Kontakt aufgenommen hat – es ungefähr eine Minute dauert, bis die ersten Klänge aus den Lautsprechern erklingen. Per Fernbedienung eingeschaltet, verbinden sich die beiden Magnasphere automatisch mit der Sendeeinheit, deren von Rot auf Grün umspringendes LED-Aufleuchten nicht nur die Unterbrechung des stromsparenden Dornröschenschlafs, bei dem das System lediglich 0,5 Watt aus der Steckdose zieht, sondern auch den erfolgreichen Zusammenschluss dokumentiert. Die beiden Lautsprecher zeigen auf ihrem vorderseitigen Miniatur-Display die Eingangswahl und in zweistelliger Zahl die Lautstärke an. Einfach und effizient. Verwirrend ist nur das permanente Aufleuchten der roten Diode, was sich aber mit Aufsetzen der von Magnetkraft gehaltenen Frontbespannung optisch abmildern lässt. Hier wäre eventuell das Umschalten auf Grün wünschenswert, und wenn schon sinniert werden darf, dann würde sich der Autor vielleicht auch ein Aufleuchten der jeweiligen Wortbreite und Sampleauflösung auf der Anzeige wünschen sowie die Option, sie wahlweise komplett abzuschalten.
Der 25-mm-Tweeter der Magnat Magnasphere 33
Dass sich bequem vom Sofa aus via Fernbedienung – die auch dann perfekt funktioniert, wenn man sie in entgegengesetzter Richtung zu den Lautsprechern betätigt – im Grunde alle Funktionen, ob Lautstärkeregelung, Eingangswahl, Mute, ja, sogar die Frequenzkanalauswahl anwählen lassen, ist ein Komfortgewinn. Insgesamt, so lässt sich kurzum festhalten, ist hier Plug & Play angesagt. Die Magnat Magnasphere 33 fühlen sich mit einem Gewicht von knapp 7 Kilogramm sowohl auf einem Lautsprecherständer – wo sie im Grunde auch am besten klingen – als auch auf dem Regal oder Sideboard wohl. Nicht nur bei der Lackierung, auch bei der Verarbeitung der Lautsprecher gibt es übrigens keinerlei Anlass zur Kritik. Alles wirkt sehr durchdacht und sehr wertig.
Im angenehmen Kontrast zum schlichten Weiß meines Testmusters zeigt sich die silbrig schimmernde (Mini-)Schallführung des Hochtöners. Dem soll sie zu einem homogenen, zielgerichteten und breiten Abstrahlverhalten sowie zu einem höheren Wirkungsgrad verhelfen. Ein kräftiger Neodym-Magnet sorgt für den Antrieb des 25-mm-Dual-Compount-Gewebehochtöners, dessen Schwingspule in einem Ferrofluidbad gekühlt wird. Der „fmax“ bezeichnete Kalottenhochtöner soll in seinem oberen Übertragungsbereich die 50-kHz-Marke erreichen. Die Keramik-Aluminium-Membran des 170 mm messenden Tiefmitteltöners soll dagegen geringes Gewicht und hohe Steifigkeit bei geringer Neigung zu Partialschwingungen und Klirr ermöglichen.
Der 170 mm messende Tiefmitteltöner der Magnat
Im Gegensatz zu Blech- oder Plastikkörben günstiger Chassis bestehen die Lautsprecherkörbe der Tiefmittelton-Chassis bei Magnat aus einem Carbonfaser-Verbundstoff. Dies erlaubt filigranere Streben bei hoher Stabilität und sorgt so für deutlich geringere Reflexionen rückwärtig emittierter Schallanteile, so die Pulheimer. Außerdem wird durch die verbesserten Strömungsverhältnisse auch eine effizientere Abführung der Wärme erreicht. Wie zahlreiche Hersteller setzt auch Magnat auf das moderne, lasergestützte „Klippel Analyser“-System, sodass bereits im Entwicklungsprozess der Chassis Verzerrungen oder gar ein „Aufbrechen“ der Membran bei bestimmten Frequenzen erkannt werden können. Wie es sich für einen vollaktiven Lautsprecher gehört, verfügt jedes Chassis über einen Verstärkerzug. Class-D-Technik sorgt dafür, dass trotz geringer Wärmeentwicklung jeweils 65 Watt für den Hochton und 110 Watt für den Tieftmittelton zur Verfügung stehen.
Anschlussfeld der Magnat Magnasphere 33
Unterhalb des Bassreflexkanals befindet sich neben dem Netzschalter zur vollständigen Trennung vom Stromnetz, dem Stromanschluss und dem Schiebeschalter zur Lautsprecherkonfiguration (links, rechts, mono) noch ein schwarzes Bedientableau, ausgestattet mit drei Drehreglern: Der erste erlaubt die Auswahl der Raumzone, mit den beiden anderen ist eine Anpassung des Lautsprechers an die Gegebenheiten des jeweiligen Raumes möglich. Sowohl in den Höhen als auch in den Bässen kann justiert und über einen Bereich von jeweils 2 dB angehoben oder abgesenkt werden.
Test: Magnat Magnasphere 33 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher