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Magnat Magnasphere 33: Klangeindrücke

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Magnat Magnasphere 33: Klangeindrücke

Bei einem aktiven Lautsprechersystem, das beide Boxen von einer zentralen Funkeinheit zeitgleich kabellos ansteuert, stellt sich mir zunächst die Frage, ob Latenzen, Störungen oder Unterbrechungen dem Musiksignal in die Suppe spucken können. Hier lässt sich Entwarnung geben: Nichts von alledem macht sich auch nur ansatzweise bemerkbar.

Magnat Magnasphere 33

Die Magnasphere 33 verhält sich im Grunde wie eine ganz normale Regalbox, nur dass sie eben nicht nur durchschnittlich klingen möchte: Unangestrengt und fluide gerät ihr Klangbild, das mit einem trocken, tiefen und konturierten Bassspiel und einer Farbenpracht im Mittenband kokettiert. So als ob sie sagen will: „Damit hättest Du wohl nicht gerechnet.“ Hm, das habe ich tatsächlich nicht. Und dann auch noch diese Feinzeichnung und Detailschärfe, ohne Kanten und Grate, ja, hier findet sich vieles gut dosiert wieder. Aber eines nach dem anderen …

Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht OP. 4“Mal andächtig, mal zart, mal aufbrausend in dunkelster Schwermut (d-Moll) und mit hoher dramaturgischer Dichte ist Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht OP. 4“ in der Fassung für Streichorchester einer meiner Favoriten (auf Amazon anhören), wenn es darum geht, die Fähigkeiten eines Lautsprechers in einer einzigen Session auszuloten. Dieses Meisterwerk der sinfonischen Dichtung, abgeleitet aus dem gleichnamigen Gedicht von Richard Dehmel, zog mich bereits vor vielen Jahren im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle in seinen Bann. Über die Zeit ist es zu einem vertrauten Begleiter geworden. Unzählige Male gehört und dennoch immer wieder ergreifend, werden hier die Irrungen wie der Edelmut des Menschen zu einem lyrisch-musischen Kunstwerk verwoben, voller Tiefe und irisierender Emotionalität. Wann immer dieses Stück in der Playlist des Linn Sneaky DS seine Runden dreht, kapital und mächtig aus meinen Arbeitslautsprechern Signature Vertigo von Isophon in den Hörraum drängt, scheint mir die Welt für einen Magnat Magnasphere 33Moment den Atem anzuhalten. Die Kunst ist es, die Intensität dieser Düsternis und Schwere so auf den Punkt zu bringen, dass sie eben nicht spurlos an einem vorbeigeht. Donnergrollend steigt die Isophon in tiefste Regionen hinab und drückt die Schwere dieser Moll-Gefilde greifbar in den Hörraum. Dabei spannt sie mühelos ein weites Bühnenbild mit großer Tiefe auf.

Beim Blick auf die daneben wie eine schüchterne Novizin wirkende Magnat Magnasphere 33, die parallel vom Linn Sneaky DS angesteuert wird, stellt sich unweigerlich die Frage, ob man ihr diese Last überhaupt aufbürden möchte. Doch weit gefehlt. Ich muss zugeben, nicht aus dem Staunen heraus zu kommen, sobald die Magnat losgelassen wird. Obgleich nicht mit gleicher Größe und Fulminanz aufwartend, schrumpft die Orchestrierung keinesfalls zu einer miniaturisierten Fassung zusammen, sondern bleibt in recht authentischen Dimensionen erhalten. Interessanterweise bezieht die Magnasphere den Hörer dabei in einer anderen Form als die große Vertigo ein: Statt ihn mittig in den vorderen Rängen zu platzieren, bevorzugt in der Halbhöhenlage einer teuren Loge, lädt sie ihn quasi direkt aufs Dirigentenpult ein. Damit fokussiert sich der Blick auf jedes einzelne Instrument und lässt es direkter und nuancierter im Gesamtgefüge aufspielen. Gerade, wenn der zarte Dialog der Violinen ausklingt, Bratsche und Cello sich mit einer unerwarteten, glühenden Heftigkeit in tiefere Gefilde begeben, wird über die Magnat genau der richtige Grad an Anspannung transportiert, die sich auch erst dann löst, wenn die lang gezogene Fermate den Wechsel von d- zu b-Moll ankündigt. Ein derart intensives Musikerleben bin ich von den Vertigos ja durchaus gewohnt, doch hätte ich es von einer kleinen Regalbox in dieser Form nie und nimmer erwartet.

Magnat Magnasphere 33

Die Magnat erkauft sie sich ihre feindynamische Spielfreude nicht durch übertriebene Strahlkraft in den oberen Lagen. Einzelne Streicher wirken prägnant und glanzvoll, lassen sich mühelos auseinanderhalten und behalten dabei ihre typische weinerlich-warme Note bei. Auch lässt die Magnasphere ausklingende Töne nicht einfach uninspiriert im Raum stehen, sondern folgt ihrer Spur akkurat nach. Feinste Hintergrundinformationen wie das Hüsteln eines Musikers bietet die aktive Magnat wie auf dem Silberteller dar – und ganz generell wird deutlich, dass meine große Isophon hier durch ihre Opulenz so manche Nuance überdeckt. Auch bei niedrigen Pegeln zeigt sich die Fähigkeit der Magnat, dem Hörer Transparenz und Feinzeichnung nicht vorenthalten zu wollen, was speziell für Freunde der leisen Töne eine interessante Eigenschaft darstellt. Die dynamischen Fähigkeiten, zu denen die Magnasphere imstande ist, lassen das eine oder andere Mal die Augenbrauen anerkennend nach oben zucken. Ohne erkennbare Ermüdungserscheinungen folgt sie geflissentlich den Veränderungen der Tonstärken, vom sanften Piano bis hin zum Forte, und bildet dabei auf den Punkt genau und mit dem richtigen Timing ab. Gut, der Tiefbass fehlt, aber das sehe ich ihr angesichts ihrer anderen Tugenden gerne nach.

Leonard CohenNun aber interessiert mich brennend, wie die Magnat mit einer sonoren Männerstimme umzugehen versteht. Also wandert flugs das seit Monaten bei mir in Dauerschleife laufende Album You Want It Darker von Leonard Cohen (auf Amazon anhören) auf die Playlist. Beim Stück „Treaty“ zeigt sich schnell, dass sich zur normalen Grundtonfülle in Cohens Stimme noch ein gewisser Grad an zusätzlicher Wärme gesellt. Das fällt besonders dann auf, wenn die ebenfalls im Hörraum stehende Nubert nuPro-A 500 zum Vergleich herangezogen wird, die das Stück eine Nuance heller und neutraler zum Besten gibt. Die Magnat gibt sich also einerseits feingeistig und -dynamisch, legt sich bei den Klangfarben andererseits auf eine gefällige, leicht wärmer temperierte Natürlichkeit fest.

A Perfect Circle Wenn es ein bisschen rockiger und kraftvoller zugehen soll, empfiehlt sich das zeitlose Stück „The Package“ von A Perfect Circle aus dem Album Thirteenth Step (auf Amazon anhören). Wie von alleine wandern die Finger auf den Lautstärkeknopf der Fernbedienung und treiben die Magnat Magnasphere 33 in höhere, mit Blick auf die Nachbarschaft durchaus beziehungsgefährdende Pegelregionen, die sie locker mitgehen, ohne angestrengt oder überfordert zu wirken. Selbstverständlich besitzt sie in der Hinsicht nicht die Reserven, die die große Isophon besitzt – logisch – doch so manche passive Regalbox dieser Größe hätte da bereits die Segel gestrichen. Richtig interessant ist der Song schon beim anfänglichen Intro, bei dem eine Räumlichkeit aufgespannt wird, in die ein im Hintergrund befindliches, rhythmisch den Takt vorgebendes Schlagwerk mit einer im Vordergrund sanft aufspielenden E-Gitarre eingebettet werden. Sehr plastisch und mit vorbildlicher Ortungsgenauigkeit zeigt die Magnasphere die Details auf und geht nahtlos auf die von Jeordie White füllig angespielten Bassläufe über. Auch bei höheren Lautstärken wirkt das Bassspiel nicht überfettet, sondern wohldosiert, sehnig und mit ausreichend dimensionierter Wuchtigkeit.

Manu KatcheUnd auch bei Manu Katches „Songs For Her“ aus dem Album Playground (auf Amazon anhören) zeigt die aktive Magnat eine authentische, aber dennoch leicht „angewärmte“ Wiedergabe, auch hier kombiniert sie Feinauflösung mit einer lebendigen, samtigen Natürlichkeit. Will sagen, die Magnat benötigt keine künstliche Hochtonanhebung, um Details darzubieten. Die deutlich heraushörbaren Hallfahnen zwischen den mal sanft, mal kräftig angeschlagenen Klavierläufen sind das eine, die authentische Größe und warme Farbenpracht des so dargebotenen Klaviers das andere. Mit Kontrolle und – angesichts ihrer Baugröße – rechtschaffener Autorität setzt über die Magnat das Schlagzeugspiel von Katche ein. In der Bassdrum steckt Wucht, ohne dabei vordergründig effekthascherisch zu wirken. Das Mittenband der Magnat zeigt sich in seiner Gesamtheit balanciert und dabei, wie schon erwähnt, eher der wohlig-hölzern-warmen, statt metallisch-kühlen Spielweise zugewandt. Die einsetzenden Blechbläser und der gezupfte Bass werden mit viel Liebe zum Detail, aber auch mit entsprechender Körperhaftigkeit ausgestattet. Was die Bühnenstaffelung betrifft, geben sich die Pulheimer eher in die Breite denn in die Tiefe verliebt, doch ihre Abbildungspräzision, das anspringende impulsive Temperament und ihre ausbalancierte Gelassenheit entschädigen hierfür.

Tori AmosDer Hörvergleich geht mit Hi-Res-Inhalten weiter: Die gefühlvolle, samtig weiche Stimmwiedergabe von Tori Amos ist mir mit einer Kombination speziell ans Herz gewachsen: mit der aus dem Röhrenverstärker Cayin MT-34 L und der Kompaktbox KEF LS-50. Die prägnant klare KEF und der feurig-warme Röhrenamp vermitteln gemeinsam nicht nur eine präzise Ortung und eine tolle Dreidimensionalität, sondern stellen auch eine fast schon intime Verbindung zur Künstlerin her, da sie der stimmlichen Darbietung in jeder Ausprägung nachgehen.

Also flugs das Set-up gewechselt: Bei „Pretty Good Year“ aus Tori Amos‘ Album Under The Pink (auf Amazon anhören) in 24 Bit/96 kHz lässt die Magnasphere 33 im direkten Vergleich Tori Amos‘ Stimme zwar heller, prägnanter und ohne den buttrigen Schmelz der gefühlvoll-warmen Darbietung der KEF-Cayin-Kombination erklingen, die vergleichsweise bessere Kontur und Trennschärfe beschert ihr dabei aber eine bessere Sprachverständlichkeit. Bei aller Detailverliebtheit bleibt die Magnat homogen und vielschichtig, sie dröselt die einzelnen Ebenen des Stücks mit ihrer direkteren, dynamisch anspringenderen Gangart zwar feiner auf, neigt dabei aber auch nicht zu „pingeligem Obersezierertum“, was entspanntes Hören über längere Zeiträume ermöglicht.

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Auralic Altair G2.2

Test: Magnat Magnasphere 33 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher

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