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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Nicht nur sauber
  2. 2 Boaacoustic Argentum Silver.digital: Hörtest und Vergleiche
  3. 3 Testfazit: Boaacoustic Argentum Silver.digital

Vor einem Jahr ging es an dieser Stelle um die Analog-Kabel aus Boaacoustics Top-Linie „Argentum“. Heute wenden wir uns dem digitalen Signaltransport zu, denn auch wenn die Argentum-Serie demnächst noch Zuwachs in Form eines USB- und AES/EBU-Kabels bekommen soll – das koaxiale S/PDIF-Kabel Boaacoustic Argentum Silver.digital (Preis: 1.050 Euro/1 m; Web: www.boaacoustic.de) gibt es schon, und um diesen Verbinder soll’s im Folgenden gehen.

Boaacoustic Argentum Silver.digital – Aufbau des S/PDIF-Kabels

Ist die elektrische S/PDIF-Schnittstelle nicht etwas altmodisch? Okay, durch den Siegeszug von Computeraudio mag es schon sein, dass der digitale Weg im HiFi-Bereich inzwischen häufiger über USB gegangen wird. Aber direkt danach dürfte doch S/PDIF koaxial kommen, oder? Toslink hat bei Audiophilen nicht den allerbesten Ruf, das nimmt man ja eher um den Fernseher anzuschließen, wenn der DAC keine HDMI-Buchse hat. I2S hingegen besitzt zwar einen exzellenten Leumund, aber eher randständige Verbreitung, da ist ja AES/EBU häufiger zu finden. Doch längst nicht so häufig wie mit „S/PDIF“ beschriftete Cinchbuchsen von Streaming-Bridges, Netzwerkplayern, D/A-Wandlern und CD-Playern …

Wie dem auch sei, so gut wie jeder Digital-Kabelhersteller hat koaxiale S/PDIF-Verbinder im Angebot, und Boaacoustic ist keine Ausnahme. Der etwas südlich der Berliner Stadtgrenze fertigende Hersteller hat derer gleich vier im Programm. Das zweitgrößte, das Evolution Black.digital, hatte den Kollegen Fritz Schwertfeger im Test so begeistert, dass es unseren fairaudio’s favourite Award einheimsen konnte. Nun geht‘s um das Boaacoustic Argentum Silver.digital, das sechsmal so viel kostet. Puh.

Hochwertiger Cinchstecker des Boaacoustic Argentum Silver.digital

Das Boaacoustic Argentum Silver.digital kommt mit einem hochwertigen Cinchstecker, der dank schraubbarer Hülse die Buchsen der zu verbindenden Gerätschaften ordentlich in die Zange nimmt

Was die Stecker angeht, gibt es keinen Unterschied zwischen dem Argentum- und dem Evolution-Kabel. Hier kommt ein 24K vergoldetes Cinchmodell der massiven Art zum Einsatz, dessen augenfälligste Besonderheit die „Schraubklemme“ ist, sprich: Das äußere Ende des Steckers wird auf ein Gewinde geschraubt, was für einen bombenfesten Halt auf den Buchsen von Sender und Empfänger sorgt und der Kontaktqualität bestimmt nicht abträglich ist.

Was das Boaacoustic Argentum Silver.digital auszeichnet, ist der Leiter selbst, der – unschwer zu erraten – aus reinem Silber besteht, das eine Materialreinheit von 99,9999 % besitzt, so der Hersteller. Es handele sich um eine „mehrlitzige Innenleiterstruktur“ mit einer Querschnittsfläche von 0,2047 mm². Geschirmt wird gleich dreifach: Nach der HDPE-Isolierung des Innenleiters folgen ein verzinntes Kupfergeflecht, sodann Aluminiumfolie und hernach ein zweites Kupfergeflecht.

Aufbau des Boaacoustic Argentum Silver.digital

Das Boaacoustic Argentum Silver.digital ist dreifach geschirmt und besitzt einen Innenleiter aus 6N-Silber

Inklusive der äußeren PVC-Ummantelung und des Schwarz/Weiß-karierten Gewebeschlauchs bringt es das Argentum Silver.digital auf circa 10 Millimeter Durchmesser. Trotzdem ist die Flexibilität ganz ordentlich, da kenne ich deutlich störrischere Kabel. Das Boaacoustic lässt sich recht gut verlegen.

Boaacoustic Argentum Silver.digital: Hörtest und Vergleiche

Um mich einzuhören, starte ich nicht gleich mit Boaacoustics digitalem Flaggschiff, sondern mit dem mir seit Jahren gute Dienste leistenden Wireworld Gold Starlight 7 (circa 500 Euro) sowie unserem „Preisträger“, dem erwähnten Evolution Black.digital. Diesen S/PDIF-Verbinder hatte York Dettmers, der bei Boaacoustic Marketing und Vertrieb verantwortet, nämlich freundlicherweise als Vergleichsmaßstab mit ins Testpaket gesteckt.

Boaacoustic Argentum Silver.digital - Detailaufnahme vom Stecker

Und schon wundere ich mich: Klar kann das Wireworld durch seine besondere Knackigkeit bei Mitteltonimpulsen eine müde aufspielende Anlage ein wenig auf Trab bringen, und das auch etwas besser als das Boaacoustic. Aber irgendwie wirkt es im Obertonbereich leicht beschnitten, jedenfalls im Vergleich zum Evolution Black.digital, das klangfarblich weniger trocken und ausgewaschen rüberkommt, oder positiv formuliert: geschmeidiger, deckkräftiger, natürlicher. Selbst wenn man jetzt sagt, letztlich laufe es auf Geschmackssache hinaus – beim Thema Preis wird man diese Aussage schwerlich unterschreiben, liegt das Evo (175 Euro/m) doch nicht mal bei der Hälfte des Starlights.

Okay, bevor ich mich jetzt verzettele, schnell zum Boaacoustic Argentum Silver.digital gewechselt und damit zur Frage: Ist es das Sechsfache des Evolution wert? Für die Antwort brauche ich einen kleinen Umweg. (Und die erste Etappe ist der obligatorische „Sicherheitshinweis“ zur Einordnung: Wenn gleich von klanglichen Unterschieden die Rede ist, geht es generell um solche subtiler Art, die sich nicht mit denen von Lautsprechern oder Verstärkern mit ähnlichen Preisdifferenzen vergleichen lassen. Das sollte jedem klar sein, hoffe ich.)

Boaacoustic Argentum Silver.digital über Holzgeländer, Ambiente draußen

Also, zunächst einmal: Es dauert nicht ewig und drei Tage, um mitzukriegen, dass das mit dem Boaacoustic Argentum Silver.digital ein anderes Qualitätsniveau ist. Zwei-drei Stücke reichen. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Anlage es auch „durchlässt“. Ich hatte die unterschiedlichen S/PDIF-Verbinder zwischen dem Musikserver Antipodes K22 und dem Rockna Wavelight DAC/PRE im Einsatz, der Rest der Kette besteht aus Pass-Verstärkern und Acapella-Lautsprechern, verbunden mit den XLR- und Lautsprecher-Kabeln Dyrholm Audio Phoenix, die ich nach dem jüngsten Test „leider“ erwerben musste, ging nicht anders. In diesem Setup kriegt man schon ein bisschen was mit.

Nik Bärtsch Randori„Was denn genau?“, fragen Sie? Nun, zum Beispiel, dass beide Boaacoustic-Kabel tonal ziemlich balanciert aufspielen. Gut, des Kollegen Einschätzung, dass das Evolution Black.digital ein wenig wärmer tönt, kann ich teilen, aber das ist nur ein kleiner Akzent, keine Schräglage. Im Vergleich wirkt das Boaacoustic Argentum Silver.digital dann allenfalls noch ein ganz, ganz, ganz kleines bisschen wärmer als „Normalnull“, also relativ schlanker und neutraler als der günstigere S/PDIF-Verbinder aus dem gleichen Haus. Das liegt vor allem daran, dass das Evolution einen durchaus volltönenden Oberbass/Grundtonbereich aufweist, der beim Argentum rechtschaffen linear gehalten ist – dafür kommt das Silberkabel mit dem nachdrücklicheren Tiefbass. Insgesamt wirkt der Bassbereich mit dem Argentum-S/PDIF-Kabel also etwas ausgeglichener beziehungsweise linearer und dabei auch konturierter. Stücke, die „untenrum“ einiges bieten, wie Erika de Casiers „Polite“ oder Nik Bärtsch‘s Ronin „Modul 15“, machen das sofort klar. Auch immer gut hierfür: Klavier, wenn mal dramatisch nach links gegriffen wird, etwa bei Soap&Skin. Doch ich will mich mit dem Tonalen hier nicht weiter aufhalten, zumal im Mitten- und Hochtonbereich keine erwähnenswerten quantitativen Besonderheiten auszumachen sind.

Stecker des Boaacoustic Argentum Silver.digital

Qualitativ sieht es anders aus. Das oben erwähnte „andere Niveau“ des Boaacoustic Argentum Silver.digital zeigt sich vor allem in zwei Dingen: der höheren Auflösung und der überzeugenderen Raumdarstellung.

O - Damien RiceÄhnlich wie beim Vergleich des Boaacoustic Evolution mit dem Wireworld, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß, lässt sich bei der Gegenüberstellung Argentum vs. Evolution feststellen, dass die Klangfarben frischer, klarer und damit letztlich überzeugender nachgezeichnet werden, wenn das Silberkabel die Verbindung besorgt. Vor allem im Hochtonbereich macht es einen Unterschied. Die Becken bei Erika de Casiers „Polite“ funkeln feinziselierter, die Streicher bei Damien Rices „Delicate“ kommen deckkräftiger bei gleichzeitig differenzierterem „Farbverlauf“. Das Argentum Silver.digital spielt verdammt sauber und grauschleierfrei auf und lässt mehr Zwischenwerte und Schattierungen durch. Die eine Seite der Auflösung.

Boaacoustic Argentum Silver.digital auf Holzboden

Die andere zeigt sich – schlicht und ergreifend – in mehr Details. Mehr leisen Details, genauer gesagt, wie das leichte Einatmen der Sängerin vor der nächsten Strophe, das diffuse Geräusch aus dem Publikum, das jetzt nicht mehr ganz so diffus wirkt oder der Röntgenblick in die Klaviermechanik, wie mit manchen Tori-Amos-Stücken zu erleben oder beim St. Vincents Album MassEducation (piano version). Klar kann man sich darüber streiten, ob das musikalisch nun wirklich relevant ist – aber (sorry) geil klingen tut’s ja nun mal schon.

Till Brönner & Dieter Ilg NightfallDas wohl Beste an der hohen Auflösung des Argentum Silver.digital ist meiner Meinung nach aber die super-authentische Transientenwiedergabe. Impulse kommen schnell und unmittelbar, doch das allein ist es nicht. Es geht auch gar nicht so sehr um die pure Dynamik, den reinen Lautstärkesprung, ob groß oder klein; alles sehr anständig, keine Frage, doch das können andere Kabel auch. „Es zerfasert nichts“, steht mehrfach in meinen Notizen, und das ist der Unterschied – denn das tut es bei lebhafter, attackfreudiger Spielweise sonst bisweilen ja schon. Nicht so mit dem Argentum-Verbinder. Mit ihm wirkt es, als würden die Impulse, also das komplexe Frequenzgemisch der „Startphase“ eines Klangs, quasi „zusammengehalten“. Klingt vielleicht merkwürdig, ist aber so. Da zerfleddert nix, da schmeckt nichts vor, nichts wird verdeckt … schwierig auszudrücken. Doch gut nachzuvollziehen, zum Beispiel, wieder mal, bei Klavierspiel, oder beim von Dieter Ilg gezupften Kontrabass im Leonard-Cohen-Cover von „A Thousand Kisses Deep“ (Till Brönner & Dieter Ilg/Nightfall). Das ist jetzt einfach mal die Definition von „auf den Punkt“.

Boaacoustic Argentum Silver.digital - komplett auf Holzboden

Was auch das richtige Stichwort für die Bühnendarstellung ist. Mit dem Boaacoustic Argentum Silver.digital gelingt nämlich eine sehr präzise, 3D-hafte Abbildung der Musiker, das ist klar besser als mit dem kleineren Boaacoustic-S/PDIF-Kabel oder dem ebenfalls günstigeren Wireworld. Die Instrumentenseparation ist hervorragend, Einzelstimmen kommen schön griffig und konkret, zudem weitet sich der Bühnenraum nach hinten raus. Sprich: Die Tiefenstaffelung wirkt etwas ausgebauter und die Durchsicht von vorne nach hinten transparenter. Sogar bei einer Minimalinstrumentierung wie der Brönner/Ilg-Platte macht sich das bezahlt, bei dichter instrumentierten Stücken erst recht.

Testfazit: Boaacoustic Argentum Silver.digital

Die Frage, ob das koaxiale S/PDIF-Kabel Boaacoustic Argentum Silver.digital den Preis wert ist, steht noch im Raum. Nun, im Grunde ist sie nicht schwer zu beantworten.

Wenn Sie eine Anlage der 5.000-Euro-Klasse haben, werden Sie wohl den Teufel tun und einen weiteren vierstelligen Betrag ins Digitalkabel stecken. Auch wenn zu vermuten steht, dass Sie den einen oder anderen Klanggewinn durchaus werden nachvollziehen können: Der Preis steht in keiner Relation zum Rest der Anlage. Anders sieht die Sache aus, wenn Sie schon 20.000-30.000 Euro oder gar mehr in eine transparent abgestimmte HiFi-Kette gesteckt haben. Vielleicht werden Sie obige Frage immer noch nicht mit einem enthusiasmierten „Ja!“ beantworten, ein zähneknirschendes „Verdammt, doch besser!“ wird Ihnen aber wahrscheinlich über die Lippen kommen. Hier passen jedenfalls die Verhältnisse, in einer solchen Konstellation ist die Frage berechtigt.

Boaacoustic Argentum Silver.digital - Freisteller

Das Boaacoustic Argentum Silver.digital ist ein kostspieliges Kabel, keine Frage, es bietet klanglich aber auch viel. Zu seinen Tugenden zählen die hohe Auflösung, die sich im schieren Detailreichtum, den natürlich-authentischen Klangfarben und echt wirkenden Transienten manifestiert, sowie der weitläufige, tief ausgeleuchtete Bühnenraum, der von griffig-konkret gestalteten Musikern und Instrumenten bevölkert wird. Tonal gibt es sich unauffällig-neutral mit allenfalls minimaler Tendenz ins Wärmere. Wenn Sie die Digitalstrecke Ihrer Highend-Anlage optimieren möchten – ein Probehören ist dieser Verbinder definitiv wert.

Preis Boaacoustic Argentum Silver.digital: 1.050 Euro/1 m (+50 cm circa +200 Euro)

Vertrieb:

JIB-Germany
Am Großen Rohrpfuhl 25 | 12355 Berlin
Telefon: +49(0)3379 – 590 33 87
E-Mail: kontakt@jib-germany.de
Web: https://www.boaacoustic.de/

Billboard
Arcam Radia Serie

Test: Boaacoustic Argentum Silver.digital | S/PDIF-Koaxialkabel

  1. 1 Nicht nur sauber
  2. 2 Boaacoustic Argentum Silver.digital: Hörtest und Vergleiche
  3. 3 Testfazit: Boaacoustic Argentum Silver.digital

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: SME Model 15 Tonarm: SME 309 Tonabnehmer: MC: Denon DL-103R, Dynavector DV-20X2 H, Transrotor Figaro; MM: Shelter 201 Sonstiges: Flux-HiFi (Nadelreiniger), VPI HW-16.5 (Plattenwaschmaschine)

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Rockna Wavelight Musikserver: Antipodes K22 G4 Sonstiges: Pink Faun LAN Isolator

Vorstufen: Hochpegel: Pass XP-12 Phonoverstärker: BMC Audio MCCI Signature ULN

Endstufen: Pass X250.8 (Stereo)

Lautsprecher: Acapella High BassoNobile MK2

Kopfhörer: Beyerdynamic DT-990, Sony MDR-1000X, Teufel Supreme In

All-In-One: Ruark Audio R4

Kabel: Lautsprecherkabel: Dyrholm Audio Phoenix, fis Audio Studioline NF-Kabel: Dyrholm Audio Phoenix XLR, Boaacoustic Blueberry Signal.xlr, fis Audio Livetime (Cinch), Vovox und andere Digitalkabel: Audioquest Cinnamon (Toslink), Audioquest Vodka 48 (HDMI/I2S), Boaacoustic Silver Digital Xeno (USB), fis Audio Magic (LAN-Kabel), Wireworld Series 7 Starlight Gold (Koax-S/PDIF) Netzkabel: fis Audio Blackmagic, fis Audio Studioline Netzleiste: fis Audio Blackmagic

Rack: Creaktiv Trend 3

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 40 m² Höhe: 2,45 m

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