Erst jüngst hatten wir den Server K41 sowie den Musikserver und -player K21 des Computeraudio-Spezialisten Antipodes Audio im ausführlichen Test – und ließen dort schon wissen, dass in Kürze ein weiterer interessanter Server/Player aus der K-Serie der Neuseeländer an den Start gehen wird. Jetzt ist es soweit: Der Antipodes K22 ist in Deutschland verfügbar.
Antipodes K22 – Technik und Konzept
Basis des Antipodes K22 ist der K21: Wie dieser wurde der K22 in erster Linie als Highend-Player/Renderer konzipiert. Für diesen Zweck wurde bewusst nicht auf schiere Computer-Rechenleistung gesetzt, denn die sei hierfür nicht gefragt und gehe zudem mit hohen Rauschwerten einher, die die klangliche Performance einer Streaming Bridge laut Antipodes konterkariere. Freilich ist die Hardware im K22 trotzdem leistungsfähig genug, um auch Serveranwendungen stabil laufen zu lassen – solange die Musikbibliothek nicht zu groß (>8TB) wird und/oder aufwendige DSP-Signalverarbeitung betrieben werden soll.
Mit solchen Anforderungen sollte besser auf eine eigenständige Serverinstanz zurückgegriffen werden, deren Hardware entsprechend potenter ausfallen muss – und sich deshalb weniger für den Player-Job eigne. Im Line-up der Neuseeländer bietet sich hierfür als separates Gerät der reinrassige Server K41 an oder das Flaggschiff K50, das im Grunde nichts anderes darstellt als ein Antipodes K22 und K41 in einem Gehäuse.
Der Antipodes K22 bietet die Möglichkeit, auf der Rückseite über einen Slot eine SSD-Festplatte aufzunehmen (bis 8 TB Kapazität). Und wie bei allen Geräte von Antipodes der Fall, legt man sich mit dem K22 softwareseitig nicht fest, vielmehr herrscht freie Auswahl aus unterschiedlichen Server- und Player-Apps. An Bord sind: Roon, Squeeze, Minimserver, MiniDLNA, Sonos Server, Plex Server, MPD, Shairport, HQPlayer und Spotify Connect. Die Konfiguration geschieht über ein Browserinterface.
Der wesentliche Unterschied zum K21: Der Antipodes K22 besitzt neben dem USB-Out noch eine ganze Reihe weiterer Digitalausgänge – als da wären: 2 x I2S (HDMI, RJ45), 1 x Toslink, 2 x S/PDIF koaxial (Cinch, BNC), 1 x AES3. Zudem gibt‘s einen Word-Clock-Master-Ausgang, der geeignete D/A-Wandler optional als Slave takten kann. Die Ausgänge des Antipodes K22 werden durch eine eigene „Reclocker-Platine“ betrieben, die FPGA-gesteuert mit zwei Quarzöfen (OCXO) für die 44,1- und 48-kHz-Sampleratefamilien arbeitet und von einem komplett eigenständigen, zweiten Netzteil versorgt wird.
Der Grund, warum unterschiedliche Digitalschnittstellen auch unterschiedlich klingen, liegt laut Antipodes weniger im Design der Schnittstellen selbst, sondern in der „Systemarchitektur“, sprich daran, wie gut und an welcher Stelle das Reclocking geschieht. Wird ein D/A-Wandler beispielsweise über USB angeschlossen, muss er selbst das Signal neu takten, so die Neuseeländer. Indem der rechenintensivste Teil dieses Reclockings aus dem DAC herausgenommen werde, könne der D/A-Wandler störgeräuschärmer seiner eigentlichen Aufgabe nachgehen. Das ist das zentrale Argument der Antipodes-Entwickler, warum es klanglich sinnvoll sein kann, ein solches Reclocking in einem Musikserver wie dem K22 zu betreiben. (Weitere Details zu Antipodes‘ Design-Philosophie finden Sie hier und in unserem Interview mit Chef-Entwickler Mark Jenkins.)
Antipodes K22 im Hörtest
Da der K21 noch „frisch im Ohr ist“, lag es nahe, den Antipodes K22 für einen Test in die Redaktion zu bestellen und die unterschiedlichen Digitalschnittstellen einem kurzen Hörcheck zu unterziehen.
Bis zum USB-Audio-Ausgang handelt es sich beim K22 und K21 um identische Geräte, und so ist es nicht verwunderlich, dass der klangliche Eindruck vom USB-Out des Antipodes K22 so ausfällt, wie schon im K21-Test beschrieben: Der K22 wirkt tonal sehr breitbandig und neutral und vor allem sehr gut auflösend. Im Vergleich zu einem Innuos Zenith Mk3 zum Beispiel gibt es mit ihm im Klangbild einiges mehr zu entdecken – das sollte freilich auch so sein, schließlich kostet der Neuseeländer mehr als das Doppelte.
Der Vergleich der USB- mit der S/PDIF-Koax-Schnittstelle (Cinch) des K22 fällt nicht so eindeutig aus. S/PDIF wirkt eine Spur sonorer, nicht ganz so neutral/straight wie USB. Die Auflösung bleibt im Großen und Ganzen gleich, nur dass sie sich über die koaxiale Verbindung in ein minimal wärmeres Klangbild „einbettet“ beziehungsweise über USB offensichtlicher ins Ohr fällt. Letztlich ist es Geschmackssache, was vorgezogen wird.
Das lässt sich bei der symmetrischen XLR-Verbindung via AES3 so nicht sagen. Tonal ähnlich wie USB, lässt sich doch eine präzisere Einfassung der einzelnen Klänge feststellen und damit einhergehend eine klarere, transparentere Staffelung des Bühnenraumes – sowie ein dynamischer wirkendes Untergeschoss, Impulse kommen unmittelbarer als über USB.
Wechselt man von AES3 zu I2S (HDMI), wird es noch besser: Das Klangbild wirkt abermals detailreicher, die Abbildung noch mehr auf den Punkt, Impulshaftes – insbesondere im Mittelton (Gitarre, Klavieranschläge) – noch authentischer. In Relation zum USB-Ausgang ist der Unterschied ziemlich bedeutsam, auch wenn wir hier generell nicht von klanglichen Schritten sprechen, die etwa unterschiedliche Lautsprecher oder Verstärker an den Tag legen können. In einer gut abgestimmten, durchlässigen Anlage sollte der Fortschritt aber klar auszumachen sein. Und es dürfte noch mehr drinsitzen: Für unseren Kurztest kam nur ein billiges HDMI-Kabel für ein paar Euro zum Einsatz, während die anderen Verbindungen mit „ordentlichen“ HiFi-Kabeln im dreistelligen Bereich realisiert wurden. Trotzdem klang es via I2S besser.
Wer sich ein eigenes Bild vom Antipodes K22 machen möchte, kann ihn für eine Woche zu sich nach Hause holen – der Vertrieb CM-Audio bietet entsprechende Testpakete an.
Preis Antipodes K22: 8.990 Euro
PS: Unseren Test zum Antipodes K41 und K21 finden Sie hier, den zum S30 und dem Flaggschiff Antipodes K50 hier.
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