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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Gewichtige Grazie
  2. 2 Betonart Audio Arrivato V2: Hörtest & Vergleiche

Dass sich ein Lautsprechergehäuse möglichst wenig ins Klanggeschehen einmischen sollte, darf als Common Sense angesehen werden. Gleichwohl arbeiten die meisten Hersteller mit Holzwerkstoffen, und auch wenn die sich gut bedämpfen und versteifen lassen – es hat natürlich auch damit zu tun, dass sich Holz leicht bearbeiten lässt. Leichter jedenfalls als schwerere und steifere Materialien wie Aluminium, Kunststein, Schiefer oder eben: Beton.

Diplom-Physiker Jörg Wähdel ist vom zuletzt genannten Werkstoff derart überzeugt, dass er gleich seine Firma danach benannt hat: Betonart Audio (Web: https://betonart-audio.de/). Mit der Arrivato V2 steht hier das Flaggschiff seiner Passiv-Lautsprecherserie zum Test an, vor ein paar Jahren hatten wir es mit dem Einstiegsmodell Syno zu tun. Für ein Paar der schicken, knapp 1,3 Meter hohen Säule sind 15.698 Euro zu entrichten, und es steht zu vermuten, dass Ähnliches aus MDF günstiger wäre. Aber nicht so gut klänge, würde Wähdel bestimmt ergänzen.

Betonart Audio Arrivato V2 – das Gehäuse

Ordentlich Höhe hat sie ja, die Betonart Audio Arrivato V2, doch sie baut mit 20,5 Zentimetern Breite recht schlank und 34 Zentimeter Tiefe sind nun auch nicht gerade „monströs“ für einen Lautsprecher dieser Liga. Entsprechend elegant fügt sie sich in Wohnumgebungen ein. Schon eher monströs ist das Gewicht: 110 Kilogramm das Stück. Doch keine Bange, die Arrivato V2 wird Ihnen im Fall der Fälle geliefert, man kauft hier nämlich direkt beim Hersteller und der bringt die „Stelen“ und stellt sie auf. Nicht nur die Fertigung ist aufwendig, die Logistik ist es ebenfalls – und da kann ein bisschen Hilfe sicher nicht schaden.

Ein Paar der Lautsprecher Betonart Arrivato V2

Die Arrivato V2 ist das Topmodell der Passiv-Serie von Betonart Audio. Der Dreiwegler mit Accuton-Mitteltöner und Hochtonbändchen kommt auf circa 110 Kilogramm/Stück – und sieht trotzdem recht filigran aus

Apropos Fertigung: Knapp zwei Tage dauere es allein schon, die Gehäuse-Gussformen zu präparieren – und nach weiteren vier Tagen können die monolithisch, aus zwei Zementarten und weiteren „Beigaben“ wie Flugasche und Silicastaub gegossenen Lautsprechergehäuse aus den Schalungen genommen werden. Dabei heißt es Daumen drücken, dass auch ja alles geklappt hat und nicht irgendwo eine Ecke, Kante, Öffnung nix geworden ist, so Wähdel. Reparieren gehe nämlich nicht, es müsse schon perfekt aus der Gussform kommen, so der Betonart-Audio-Chef. Passt alles, müssen die Lautsprechergehäuse im Anschluss noch einen Monat durchtrocknen.

Wähdel spricht übrigens stets von „Carbonbeton“, was darauf abstellt, dass vorm Gießen eine Carbonmatte in die Form eingebracht und sodann vergossen wird, was positiv auf die akustischen Eigenschaften des fertigen Gehäuses einzahle. Dreimal schwerer und elfmal steifer als gängige Holzwerkstoffe soll das finale Ergebnis nach dem Guss sein. Zwecks weiterer Resonanz-Optimierung werde das Lautsprecherkabinett zudem an strategisch wichtigen Stellen mit Bitumen und SRT-Granulat ausgekleidet. Interessantes Detail am Rande: In der Arrivato V2 stecken Gewindemuffen aus Polyamid, nicht aus Metall, weil sich das als resonanztechnisch und somit klanglich überlegen erwiesen habe. Beim Nachziehen der Chassis-Schrauben also bitte Vorsicht walten lassen.

Blick auf die Treiberaussparung der Betonart Audio Arrivato V2 und ihre Gewindemuffen aus Polyamid

Die Betonart Audio Arrivato V2 verwendet aus klanglichen Gründen – Stichwort Resonanzminimierung – Gewindemuffen aus Polyamid

Circa 50 Liter Volumen stehen den beiden Basstreibern zur Verfügung und „die Geometrie der Kammer für den Mitteltöner ist durch viele Schrägen resonanzarm gestaltet worden“, so Wähdel. Der Hochtöner ist ja eh gekapselt, und die Frequenzweiche ist es auch: Für sie gibt‘s eine eigene, abgeschlossene Kammer außerhalb des eigentlichen Lautsprechergehäuses am Fuß der Säule. Das minimiere die Mikrofonie-Anfälligkeit deutlich.

Betonart Audio Arrivato V2 – Chassis und Frequenzweiche

Das Suffix weist schon darauf hin – die Betonart Audio Arrivato V2 hat einen Vorgänger. Der wesentlichste Unterschied zu diesem: Das aktuelle Modell besitzt einen nochmals deutlich hochwertigeren Tiefmitteltöner, nämlich das Accuton-Modell C168-6-890. Das edle Chassis mit dem profanen Namen haben wir bei fairaudio schon öfter gehört – bei der Lyravox Karlsson beispielsweise und dem Karlsson Tower. Und so wie die Hamburger Lautsprecherentwickler kaum aus dem Schwärmen herauskommen, wenn es um diesen Treiber geht, geht es auch Herrn Wähdel. Doch warum?

Seitlicher Blick aufs Mitteltonchassis der Arrivato V2 - das Accuton-Modell C168-6-890

Seitlicher Blick aufs Mitteltonchassis der Arrivato V2 – das Accuton-Modell C168-6-890

Nun, ein wesentlicher Grund dafür dürfte sein, dass die Keramikinverskalotte des 16-cm-Tiefmitteltöners „von außen angefasst“ wird: Die große 4,5-Zoll-Schwingspule sitzt nämlich nicht, wie sonst üblich, mittig auf der Membran, der Schwingspulenträger befindet sich vielmehr an ihrem äußeren Rand, was zur Folge habe, dass die Anregung von Partialschwingungen ganz deutlich reduziert werde. Hinzu kommt, dass die Sicke nicht mit der Membran, sondern mit dem Schwingspulenträger verklebt wurde, was potenziell klangschädliche Interaktionen zwischen ihr und der Inverskalotte minimiere.

Die Keramikmembran des Accuton-Modells C168-6-890, von vorne

Der Accuton-Mitteltöner besitzt eine Inverskalotte aus Keramik, bei der die Schwingspule – ungewöhnlicherweise – am äußeren Rand ansetzt

Das Accuton-Chassis besitzt ein Neodym-Magnetsystem und eine sogenannte Unterhang-Schwingspule, was bedeutet, dass die Spule während des Betriebs stets im linearen Bereich des Magnetfelds arbeitet. All das sorge für extrem geringe Verzerrungswerte und ein kompromissloses Auflösungsvermögen, so Wähdel. Das hat natürlich seinen (Einkaufs-)Preis: Circa 1.200 Euro sind für diesen Edeltreiber zu entrichten. Wer sich ein bisschen umgesehen hat, was Chassis gemeinhin kosten, weiß, dass das eine ziemliche Ansage ist.

Seitlich Sicht auf den Wavecor-Woofern der Betonart Audio Arrivato V2

Pro Kanal verantworten zwei Wavecor-Woofer die unteren Lagen der Betonart Audio Arrivato V2

Die unteren Lagen werden von Wavecor-Woofern bestellt. Riesig viel Membranfläche bietet so ein 7-Zöller ja nicht, aber dafür kommt er im Doppelpack – so wie die rückseitig montierten Bassreflexöffnungen. Neu ist, dass die Basstreiber für die V2-Version der Arrivato eine „Spezialbeschichtung“ erhalten haben, was immer das genau heißen mag.

Nicht neu, aber trotzdem spannender, scheint mir die Hochtöner-Lösung zu sein, handelt es sich doch um ein Bändchen. Nein, kein Magnetostat geschweige denn ein AMT, sondern eben ein vollflächig von Strom durchflossenes Aluminiumband. Da das elektrisch näherungsweise einem Kurzschluss gleicht, braucht’s hintendran natürlich noch einen Übertrager, was diesen Tweeter ganz schön schwer macht.

Bändchenhochtöner von Viawave Audio

Für den Hochtonbereich verwendet die Arrivato V2 ein Bändchen von Viawave Audio

Von Viawave Audio stammt das Bändchen, und der Hersteller stellt insbesondere seine „SRT-Technologie“ heraus, die nichtlineare Verzerrungen radikal reduziere und den Betrieb des Hochtöners schon bei relativ niedrigen Frequenzen ermögliche. SRT – das steht für Sealed Ribbon Tweeter und bedeutet, dass der Spalt zwischen dem Bändchen und den Magnetpolen durch eine u-förmige Aufhängung aus Mylar versiegelt wurde. Weiterhin zahle sich die mit speziell geformten Filzplatten bedämpfte hintere Kammer des Tweeters akustisch aus. Nach vorne heraus sorgt ein kleiner Waveguide für eine gesteuerte Abstrahlung, was unter anderem Kantendiffraktionen vermeiden helfe, so der Betonart-Audio-Chef.

Wegen des neuen Mitteltöners musste die Abstimmung der Frequenzweiche angepasst werden. Die Weiche komme nun mit weniger Bauteilen aus, so Wähdel, was sich klanglich positiv bemerkbar mache. Die Übergangsfrequenzen liegen bei 185 und 2640 Hertz, getrennt wird sehr flach 1. Ordnung, was dem Phasengang zugutekommen soll.

Blick auf die Frequenzweiche der Arrivato V2

Die Frequenzweiche der Arrivato V2 steckt in einer separaten Kammer am Fuß des Lautsprechers

Optional aktiv

Die Betonart Audio Arrivato V2 sind auf Wunsch in einer aktiven Version zu haben, man kann sich direkt dafür entscheiden oder die Aktivierung nachträglich vornehmen: Dann werden Bi-Wiring-Terminal und Passivweiche aus dem Sockel entfernt und kräftige Class-D-Endstufen eingebaut, die sich analog (XLR/Cinch) oder digital-wireless über die bekannte WiSA-Technik (Datenraten bis 24/96) ansteuern lassen. Die nachträgliche Aktivierung kostet 9.400 Euro.

Die optionale Aktivelektronik der Betonart Audio Arrivato V2

Die optionale Aktivelektronik der Betonart Audio Arrivato V2

Und von wem stammt die Aktivelektronik? Quasi von einem Nachbarn, nämlich von Herrn Hubert Reith, dem Chef der HiFiAkademie, den regelmäßige fairaudio-Leser wohl kennen werden, hatten wir doch schon einiges von ihm im Test. Reith und Wähdel wohnen tatsächlich nicht nur in der gleichen Stadt (Leimen) und stellen zusammen auf HiFi-Messen aus – sie arbeiten auch eng zusammen.

Das Aktivmodul der HiFiAkademie für die Betonart Audio Arrivato V2

Das Aktivmodul der HiFiAkademie für die Betonart Audio Arrivato V2

Betonart Audio Arrivato V2: Hörtest & Vergleiche

Seien Sie ehrlich: Accuton-Mitteltöner und Bändchen-Tweeter. Woran denken Sie? Faszinierend einerseits – klinisch andererseits? Nun, da kann ich Sie beruhigen. Damit diese Art der Wahrnehmung von Anfang an keine Chance bekommt, dafür wurde der Bass der Arrivato V2 einfach viel zu schlau abgestimmt.

Die Betonart Audio Arrivato V2 im Hörraum

Die schmackhafte Basis – der Tiefton

Und mit „schlau“ meine ich eben nicht 100%ig linear, also so, wie es ab dem Grundton bis „gefühlt“ in den Ultraschallbereich hinein wirkt. Das könnte im Gesamtzusammenhang dann doch ins Klinische kippen. Nein, die Betonart Audio Arrivato V2 gönnt sich zwei-drei Fingerbreit mehr Fleisch auf den Rippen, im Oberbass geht‘s angenehm substanziell zu, sodass Cello, Kontrabass, Klavier nie nur nach schwingender Saite schmecken, sondern die körperhaften Anteile gleichfalls zu ihrem Recht kommen. Smarter Move: Der Tiefton der Arrivato V2 funktioniert wie ein guter Fond, der nicht hervorschmeckt, aber das ganze Gericht zusammenhält.

Die Betonart Audio Arrivato V2, nach links angewinkelt

Klar könnte man sich im Midbass noch etwas mehr Power denken, aber das hier ist nun mal keine Focal Sopra No 3, die ich vor Jahren testete, sondern ein in jeder Hinsicht anderer Lautsprecher. Klar, fürs Geld ließen sich auch Speaker mit zwei 15-Zöllern drin realisieren, die würden bei Bassdrum-Kicks wohl noch anders aufs Brustbein klopfen. Wird dann aber etwas schwierig mit der schmalen Front und der coolen Ästhetik der Betonart Audio Arrivato V2, nicht wahr?! Ja, wird es – und deshalb kann man sich in Anbetracht des Konzepts nicht beschweren, was im Sub-80-Hertz-Bereich so los ist. Tatsächlich wundert mich da eher der rechtschaffen gute Tiefgang. Übrigens: Der gesamte Bassbereich wird „halbtrocken“ serviert – es gibt klare Konturen und Abstufungen, mit eiserner Hand wird aber auch nicht durchgegriffen.

Tieftontreiber der Betonart Audio Arrivato V2

Kurz und gut: Wer mehr im Tiefton will – Tiefe, Härte, Substanz –, der braucht einen größeren Passivlautsprecher oder, so vermute ich jedenfalls, man zieht die Aktivierungsoption der Arrivato V2 in Betracht. Was ich aber ebenfalls vermute: Für 90 % der Wohnzimmer und Hör-Geschmäcker ist es so wie hier genau richtig abgestimmt.

Die Rückseite der Betonart Audio Arrivato V2

Die Rückseite der Betonart Audio Arrivato V2: Über dem Bi-Wiring-Terminal befinden sich die beiden Bassreflex-Ports

Edle Zutaten

Wenn der „Fond“ schmackhaft ist, kann der Koch das Gericht kaum noch ruinieren, doch wenn es etwas richtig Besonderes werden soll, braucht es weitere edle Zutaten. Im Fall der Arrivato V2 sind das das Bändchen und dieser famose Mitteltontreiber. Den kenne ich, wie gesagt, schon vom Lyravox Karlsson Tower, der konzeptionell freilich was anderes ist, nämlich ein 40.000-Euro-Aktivspeaker. Im Bass ist die Lyravox noch mal anders unterwegs, logisch, aber das Auflösungsvermögen im Mitten- und Hochtonband liegt im Grunde auf Augenhöhe. Was die Betonart Audio hier bietet, ist überragend.

Betonart Audio Arrivato V2 mit HiFi-Rack im Hintergurund

Mittel-Hochton-Bereich

Zunächst will ich betonen, dass Hoch- und Mittelton der Betonart Audio wie aus einem Guss spielen. Das ist bei Lautsprechern, die in den oberen Lagen Flächenstrahler einsetzen, keinesfalls immer so. Faszinierend klingt ein Bändchen oft, harmonisch eingebunden nicht immer. Und hinter vorgehaltener Hand berichten Lautsprecherentwickler einem auch schon mal, dass Bändchen A, B, C „zu gut“ für ihren Mitteltöner sei und dass sie es deshalb im Sinne der Über-alles-Kohärenz lieber nicht einsetzten, obwohl es für sich betrachtet ganz toll sei.

Leyla McCalla Vari-Colored SongsNun, offenbar ist das kein Thema im Zusammenspiel mit dem Accuton-Treiber, der bietet ein komplementäres Auflösungsvermögen und Ansprechverhalten. Und dass das Bändchen durch den integrierten Waveguide etwas nach hinten gerückt ist, sei ebenfalls von Vorteil, da so die akustischen Zentren der beiden Treiber auf Linie kämen, so Wähdel. Wie dem auch sei, es wirkt jedenfalls kohärent. Sei’s nun die Akustikgitarre auf Bonnie ‚Prince‘ Billys neuem Album Keeping Secrets Will Destroy You, das gezupfte Cello Leyla McCallas (Album: Vari-Colored Songs) oder Gitarre und Banjo bei Micah P. Hinsons Song „When we Embraced“: Alles das kommt auf den Punkt, nichts zerfasert. Dabei wird jede Faser bloßgelegt …

Auflösung kann sich auf viele Bereiche auswirken. So etwa auf Klangfarben und -texturen von Instrumenten. Mit der Arrivato V2 werden die ganz besonders fein ausdifferenziert. Gerade bei einem gut eingefangenen Cello finde ich das immer wieder faszinierend, man hat den Eindruck, jeder noch so „verborgenen“ Schwingung des Instruments hautnah beizuwohnen.

Accuton-Tiefmitteltontreiber der Arrivato V2

Dann ist da der nur scheinbar simple Umstand, dass mit höherer Auflösung leise Signale leichter heraushörbar sind, Nebengeräusche im Raum beispielsweise oder das Sustain der Instrumente. Wunderbar, wie die große Betonart Audio das macht: Das Ausschwingen noch leisester Ticks an Becken wird geradezu minutenlang verfolgt, egal, was sich sonst im Klangbild tut. Mag sein, dass solche „ephemeren“ Details für sich allein betrachtet gar nicht sooo wichtig sind – aber die Summe der scheinbaren Nebensächlichkeiten macht einen Unterschied ums Ganze, etwa dann, wenn die besondere Atmosphäre einer (Live-)Aufnahme rübergebracht werden muss. Ich finde jedenfalls, eine sehr hohe Detailzeichnung „reichert“ das Klangbild an, und deshalb kommt es „echter“ rüber. Ergibt das Sinn für Sie? Ich hoffe doch! Last, but not least hat das Auflösungsvermögen natürlich auch einen Effekt auf die Art und Weise der räumlichen Darstellung, darauf werde ich später noch eingehen.

Das Bändchen in der Arrivato V2

Natürlich kenne ich ein paar andere Passivlautsprecher, die mich ebenfalls mit erstklassigem Auflösungsvermögen beeindruckt haben. Die FinkTeam Kim ist hier zu nennen und sicherlich auch die Paradigm Persona 3F. Ich müsste mich aber sehr vertun, wenn die Arrivato V2 nicht doch noch das eine oder andere Fitzelchen mehr herausholt, wenn sie nicht noch genauere Einblicke ins musikalische Geschehen lieferte. Das können die beiden Genannten mit Fassung tragen, zumal sie knapp 4.000 Euro günstiger sind, aber es soll Ihnen deutlich machen, in welcher Liga die Betonart Audio eigentlich spielt.

Fein- und Grobdynamik

Die ultradetaillierte Gangart der Arrivato V2 macht sich natürlich auch dynamisch – insbesondere feindynamisch – bezahlt. Wenn Sie sich gerne von gut aufgenommenen Stimmen verzaubern lassen, dann ist das Ihr Speaker. Es ist großartig, mit welchem Feingefühl noch kleinsten Modulationen, Stimmvariationen und Nebengeräuschen nachgespürt wird – und vor allem kommt das alles ganz selbstverständlich und unangestrengt rüber.

Dee Dee Bridgewater Live at Yoshis Die Impulswiedergabe der Betonart Audio ist demgegenüber „normal“. Das heißt durchaus gut, aber es ginge schon noch härter. Hier ist der Vergleich zur erwähnten Paradigm Persona 3F interessant – die schafft es mit ihrer Berylliumbestückung im Mittel- und Hochtonbereich, Impulse quasi hornlike herauszupfeffern. Natürlich habe ich noch einmal Dee Dee Bridgewaters „Slow boat to China“ (Album: Live at Yoshis), das ich auch mit der Paradigm hörte, in die Playlist gelegt, um mir das perkussive Knallen des Schellenrings zu Anfang des Stücks über die Arrivato V2 zu geben. Ja, das kommt überzeugend. Aber vergleichsweise ist es doch milder als mit der Persona 3F. Das ist nicht „hornlike“, sondern so, wie es das Gros der Lautsprecher in dieser Klasse macht. Was im Zweifel sogar mehrheitsfähiger sein kann.

Betonart Audio Arrivato V2 im Test-Setup

Und wie sieht es grobdynamisch aus? Gut. Ausführlicher: Wenn Bläsersätze massiv loslegen oder auch ein Chor, dann föhnt es einem angenehm vehement entgegen. Bei plötzlich einsetzenden Synthtiefbass-Eskapaden in Clublautstärke … not so much. Wie auch, ich verweise auf das zum Bass Gesagte. Es klingt, wie vier 7-Zöller in 2 x 50 Litern so klingen. Fürs Gros der Hörsituationen völlig in Ordnung, aber Maximaldynamik-Junkies werden zu anderem Besteck greifen. Die ganz Wahnsinnigen würden glatt 21-Zöller mit mehreren Tausend Watt verheiraten, Sie sollten mal Herrn Wähdels Augen leuchten sehen, wenn die Rede auf seinen „Tyron“ kommt … aber wir werden uns wohl schnell darin einig sein, dass das doch eher was für speziellere Gelüste ist.

Der Klangraum

Neben dem frappierenden Auflösungsvermögen ist die Raumdarstellung eine weitere Stärke dieses Lautsprechers. Dabei sind die schieren Dimensionen der virtuellen Bühne gar nicht mal das Auffällige: Angenehm weitläufig, ja, und es fängt circa einen halben Meter vor der Grundlinie an, erstreckt sich ordentlich in die Tiefe und ragt auch schon mal seitlich neben den Lautsprechern heraus, wenn das Signal es vorgibt. Schon schön, doch das bieten andere auch.

Oberer Teil der Betonart Audio Arrivato V2

Allerdings erlebe ich hier eine besondere Abbildungsfreiheit und eine „Nebelfreiheit“ auf der Bühne, wie ich sie von anderen besonders „toten“ Lautsprechergehäusen kenne – beispielsweise von Wilson Audio, den Lyravox-Kunststeinmodellen, Fischer&Fischers Schieferboxen usw. Da klebt nichts am Gehäuse fest, vielmehr verschwinden die Betonstelen aus der akustischen Landschaft und die Tiefe der Bühne wirkt an den Rändern so gut wie in deren Mitte. Das macht insbesondere bei Kammermusikalischem und überschaubaren Jazzbesetzungen richtig was her.

Detail vom Bändchenhochtöner der Betonart Audio Arrivato V2

Und dann ist da wieder diese „low level resolution“, wie es im Englischen heißt, die sich eben auch im Bühneneindruck manifestiert. So wird Raumhall sehr überzeugend transportiert und das Ver- und Ausklingen von Instrumenten nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich erlebbar. Es bekommt quasi eine eindeutige Adresse, auch wenn drum herum viel Lauteres geschieht. Die Betonart Audio lässt leise Signale nie versanden, was das Klangbild wunderbar „reichhaltig“ macht. Gefällt mir ausnehmend gut.

Billboard
Audio Analogue

Test: Betonart Audio Arrivato V2 | Standlautsprecher

  1. 1 Gewichtige Grazie
  2. 2 Betonart Audio Arrivato V2: Hörtest & Vergleiche

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