Inhaltsverzeichnis
Die Lebenszyklen von Lautsprechern können erstaunlich lang sein. So hat Tannoys Westminster bereits gut vierzig Jahre auf dem Buckel. Auf immerhin 25 Jahre kam Wilson Audios Watt/Puppy, bis sie vom Nachfolger Sasha abgelöst wurde. Der Harlekin von Acapella Audio Arts debütierte erstmals auf der High End 2001, die damals noch im Hotel Kempinski in Gravenbruch bei Frankfurt stattfand. Mehr als zwanzig Produktionsjahre sind inzwischen vergangen, da darf man wohl mit Fug und Recht von einem „nachhaltigen“ Design sprechen. Mit dem brandneuen Harlekin 2 (ab 18.200 Euro) soll die Story nun eine würdige Fortsetzung erfahren.
Zwar sind bereits zuvor regelmäßig kleinere Verbesserungen in den Harlekin eingeflossen, doch was mir Richard Rudolph von Acapella Audio nun über den aktuellen Harlekin 2 berichtet, geht weit darüber hinaus: Geblieben sei das Zweiwege-Konzept und man habe auch das Format des 25 Zentimeter großen Tiefmitteltöners beibehalten, ansonsten handele es sich beim Acapella Harlekin 2 aber um eine komplette Neukonstruktion.
An diesem Punkt scheint der Entwickler meinen fragenden Blick zu bemerken und fügt erklärend hinzu, dass man zu Beginn der Entwicklung durchaus auch an ein neues Gehäusedesign gedacht habe. Doch die Vorzüge des ursprünglich auf Firmengründer Alfred Rudolph zurückgehenden Entwurfs mit einer räumlichen Trennung von Hochtoneinheit und dem Bass/Mittelton-Abteil waren nicht von der Hand zu weisen, und ja, ein gewisses Gespür für den respektvollen Umgang mit der Tradition des Unternehmens sei ihm, in Nachfolge des Vaters jetzt maßgeblich für die klanglichen Geschicke der Duisburger Highend-Manufaktur verantwortlich, wohl in die Wiege gelegt worden.
Daraus folgt, dass auch die neuen Harlekin über Gehäuse von rund 60 Litern Volumen verfügen. Die Frontplatten sind aus MDF gefräst und fünf Zentimeter stark, während es an den Seiten fast drei Zentimeter sind. Neben diversen Furnieren ist optional auch hochglänzendes schwarzes Acryl erhältlich. Unser Testmodell verfügt über dieses elegante Finish, für das ein Aufpreis von 700 Euro berechnet wird.
Interne Verstrebungen, reichlich Filz und andere spezielle Dämmstoffe sorgen für Ruhe und ermöglichen den verbauten Treibern ungestörte Arbeitsbedingungen. Damit dies so bleibt und sich im Alltagseinsatz kein Chassis lockert, wurden die vom norwegischen Hersteller Seas stammenden 10 Zoll großen Treiber, die in der Duisburger Werkstatt natürlich aufwendige Modifikationen erfahren, nicht nur frontseitig verschraubt, sondern zusätzlich gegen die Rückwand verspannt.
Beim Blick auf die mit etlichen Schrauben gut gesicherte Rückwand entdeckt der Kenner einen gravierenden Unterschied zum Vorgängermodell: Acapellas Harlekin 2 ist rückseitig ventiliert. Tatsächlich lässt sich knapp oberhalb des unteren Drittels eine mittels Stoffbespannung kaschierte Öffnung ausmachen – was erstaunt, war der Harlekin doch bislang ein geschlossenes Design. Dahinter verberge sich kein üblicher Bassreflexkanal, so der Entwickler – der sich konkreteren Aussagen hierzu aber leider enthält. Er habe vieles ausprobiert, um den Frequenzumfang des neuen Harlekins bis hinab auf echte 20 Hertz auszudehnen. Dabei stand die Option, mit klassischen Bassreflexports den zusätzlichen Pegel durch Kompromisse bei der Bass-Durchzeichnung zu erkaufen, nie wirklich zur Disposition, so Rudolph. Am Ende sei tatsächlich beides gelungen – Tiefgang plus Durchzeichnung –, und man möge doch bitte verstehen, dass etwaigen Mitwettbewerbern an dieser Stelle keine Schützenhilfe gegeben werden soll, weshalb er sich lieber bedeckt halte.
Eine weitere äußerlich erkennbare Neuerung birgt die fest auf dem Tiefmittelton-Abteil montierte Hochtoneinheit, die nun ein aus massivem Acrylglas gefrästes Waveguide bekommen hat. Dessen Zweck besteht weniger in einer Erhöhung des Wirkungsgrades, als in der weitgehenden Linearisierung des Frequenzgangs des dahinter arbeitenden Hochtonsystems. Übrigens eine Eigenentwicklung, die inhäusig montiert wird.
Durch den Einsatz des Waveguides kann der mit einer Membran aus einem nicht näher spezifizierten Polymer ausgestattete, 45 Millimeter große Kalottenhochtöner, der ab etwa 2000 Hertz das Geschehen verantwortet, relativ flach gefiltert werden, was der Phasenlinearität zugutekomme.
Maximale Phasentreue ist seit jeher ein zentrales Kriterium bei Acapella. Nicht verwunderlich also, dass neben der Optimierung der Treiber viel Zeit auf die Entwicklung und Abstimmung der Frequenzweiche verwandt wurde. Viele Bauteile seien geprüft und in aufwendigen Versuchsaufbauten unter anderem auf eine optimale räumliche Anordnung innerhalb der Weiche untersucht worden. Obwohl sich am Computer so einiges simulieren lasse, sei ein ausgiebiger Hörtest am Ende unabdingbar, ist Rudolph überzeugt. Das Ergebnis der Mühen ist allerdings nicht für jedermann zu sehen, denn um kritische Schwingungen (und vermutlich ebensolche Blicke) von ihnen fernzuhalten, werden die Weichen in mit Quarzsand gefüllten und mit Epoxidharz abgedichteten Fächern am Boden der Harlekins untergebracht – in unmittelbarer Nähe zu den Lautsprecherterminals. Klassisches Singlewiring ist dabei angesagt. Zum Einsatz kommen qualitativ hochwertige WBT-Typen, die Spades und Bananensteckern gleichermaßen Halt geben.
Zur Ankopplung an den Boden werden von Acapella vier in Gewindebuchsen verschraubte Alupucks verwendet. Hier ergibt sich natürlich die Möglichkeit für eigene Versuche, etwa mit Spikes. Die Gehäuse werden, wie gesagt, im unteren Bereich mit Feinsand befüllen, sodass ein Harlekin 2 am Ende auf satte 75 Kilogramm (!) Gewicht kommt.
Obwohl die Acapella Harlekin 2 derzeit das günstigste Standmodell im Portfolio der Duisburger darstellen, will das „Einstiegslabel“ nicht so recht passen. Das mehr als ordentliche Gewicht, aber auch die Höhe von gut einem Meter und zwanzig bei fast einem halben Meter Tiefe, machen sie zu respektablen Standlautsprechern und die Aufstellung zu einer Aufgabe für zwei Personen. Immerhin, auf glattem Boden lassen sich die Harlekin auf den Alupucks zur finalen Ausrichtung ganz gut verschieben. Mittels vom Hersteller gefertigter, hölzerner Untersetzer gelingt dies auch auf meinem Teppichboden recht passabel.
Obwohl die Grundkonstruktion der Harlekin meinen Acapella La Campanella gar nicht so unähnlich ist, wirken sie im Hörraum weniger auffällig als die größeren Modelle mit den asphärischen Horntrichtern. Wie diese schätzen sie allerdings einen gewissen Abstand (bei mir etwa einen Meter) zur Rückwand, bei leichter Einwicklung auf die Hörposition. Doch anders als die La Campanella, die eine recht tiefe Sitzposition zulassen, sollte man bei der Harlekin 2 etwas höher, nämlich in Ohrhöhe zu den Hochtönern sitzen, da sich sonst eine geringe Minderung des Hochtonpegels bemerkbar machen kann.
Acapella gibt den Kennschalldruck mit 91 dB/1W/1m an, die durchschnittliche Impedanz liegt bei 8 Ohm, was zusammen eine gewisse Genügsamkeit hinsichtlich der Verstärkerwahl signalisiert. Im Hörtest kommen abwechselnd meine Dartzeel NHB-108, Acousences Pow-Amp, der Röhrenverstärker SoReal Melissa und die Röhrenmonos Manley Snapper (Test noch ausstehend) zum Einsatz. Wirklich Mühe, die Harlekin 2 zu befeuern, hatte auch der mit 2 x 40 Watt nominell schwächere Kandidat, der Röhrenverstärker Melissa, nicht. Dennoch hält der Entwickler, da der Harlekin 2 recht tiefen Bass liefern könne und überdies ansehnliche Pegel- und Dynamikreserven bereithalte, Verstärkerleistungen ab stabilen 80 Watt für zweckmäßiger. Er kenne aber auch Kunden, die ihren Harlekin mit kaum mehr als einer Handvoll Triodenwatt durchaus zufrieden betreiben würden, zumindest solange keine höheren Pegel erforderlich würden.
Acapella Harlekin 2: Hörtest und Vergleiche
Die Worte Rudolphs über das Potenzial unserer Testprobanden im Ohr, kann ich nicht umhin, den Hörparcour mit „6 Nullen“ vom aktuellen Album Insomnia des Rappers Trettmann und dem Berliner Produzententeam KitschKrieg zu beginnen. Zum echten Hip-Hopper tauge ich zwar nicht, aber wenn so ein Album sauber produziert ist, soll es mir recht sein. Dieses ist es und der gewählte Titel startet mit einem sauguten Bass-Loop.
Tiefton-Performance
Basswelle um Basswelle brandet an mir an, überraschend souverän und kein bisschen komprimiert. Dafür ausgesprochen griffig, mit reichlich Tiefgang und immer etwas druckvoller als ich es gewohnt bin. Komplett staubtrocken ist es nicht, was die 25-Zentimeter-Chassis da an Energie verströmen. Secco bis semisecco, würde ich mal sagen. Klangfarblich stimmt das für mich, denn die Zehnzöller servieren den Bass weder kühl ausgedünnt, noch brühwarm angedickt. Insgesamt eher auf neutralen Pfaden unterwegs, schwingt im Bass der Harlekin 2 ein klein wenig mehr an „emotionaler Kompetenz“ mit, als ich es etwa von den nahezu gleichgroßen Treibern der (teureren) Borg des Essener FinkTeams vernommen habe. So abgestimmt, punkten Acapellas Harlekin 2 nicht nur mit ausgedehntem und souverän kontrolliertem Tiefgang, bei Bedarf bringen unsere Testlautsprecher den Bass sogar melodisch überzeugend zum „Singen“.
Wie ich das meine? Nun, besorgen Sie sich die Super Analogue Disc Basso cantabile (leider out of stock …), einen guten Tonabnehmer, eine ebenso gute Phonovorstufe – und am anderen Ende dann die Harlekin 2. Hernach lauschen Sie, wie Kontrabassist Gary Karr, begleitet von Harmon Lewis am Flügel, bekannte Opernarien auf seinem viersaitigen Instrument interpretiert. Sehr ungewöhnlich, aber zum Heulen schön. Zumindest dann, wenn die Wiedergabe mit der musikalischen Kompetenz der Duisburger „Einstiegsofferte“ geschieht. Da knarzt das Holz warm und dunkel, während der Bogen flink und mit viel Vibrato über die Saiten gleitet, dass man fast meint, einer menschlichen Stimme zu lauschen. So viel an Zwischentönen und klangfarblichen Schattierungen werden einem im Bassbereich eher selten dargeboten. Über Raidhos schlanke X2 (circa 13.000 Euro) klang das Stück technischer, monochromer und weniger involvierend. Meine Ichos N°Four SE beherrschen zwar gleichfalls das „Singen“, nur steigen sie leider deutlich früher aus dem Bass-Geschehen aus, was den Genuss gerade dieser Scheibe doch fühlbar mindert.
Vermutlich wollen Sie jetzt noch wissen, wie sich meine Acapella La Campanella 1 (seinerzeit circa 20.000 Euro) aus der Affäre ziehen? Ok, so richtig deklassieren die Harlekin 2 das ältere Design glücklicherweise nicht. Von den unteren Mitten, über den Oberbass und auch noch ein gutes Stück darunter halten meine Hauptlautsprecher passabel mit – dann aber fehlt es ihnen doch ein wenig an Kraft und Durchsatz. Mir kommt da der alte Werbeclip mit dem Duracell-Hasen in den Sinn, der immer noch tapfer seine Becken schlägt, wenn der Konkurrenz schon lange der Saft ausgegangen ist. Raten Sie mal, wer hier der Duracell-Hase ist.
Ja, ich bin beeindruckt und darum mal Klartext: Im Vergleich zu anderen passiven Systemen ist dies bei Weitem die überzeugendste Bassperformance in meinem 24-Quadrat-Hörraum, seit die High-Cellini der Duisburger ihr Gastspiel bei mir beendet haben. Punkt.
Mitten & Hochton
Ein stabiles Fundament ist das eine, doch entscheidend ist am Ende wohl, was darauf aufbaut. Der „Architekt“ unserer Testlautsprecher scheint sich dabei alle Mühe gegeben zu haben, denn Mittel- und Hochtonwiedergabe lassen es weder an Transparenz noch an Klangfarben missen. Letztere waren schon immer eine Stärke der Duisburger Schallwandler, auch die neuen Harlekine schlagen da nicht aus der Art. Forcieren La Campanella und in gewissem Maße auch die neuere Cellini gerne einen etwas sanfteren, schwelgerischen Musikgenuss, ist es mit den Harlekin 2 mehr „unverzuckerter Realismus“.
Ein von mir gern gewähltes Teststück zur Beantwortung tonaler Fragen, „Pirouette“ vom Album Monsterjazz der Christoph Stiefel Group, meistern die schwarzen Schallwandler jedenfalls ausgezeichnet. Auch Eva Goodmans unprätentiös auf walisisch vorgetragenes „Dacw ‚Nghariad“ reproduzieren die Harlekin im besten Sinne ausgewogen und setzen die Sängerin ungemein real in Szene. Wenn es hier nicht stimmt, ist die Illusion, einer echten Stimme zu lauschen, schnell dahin. Kollege Ralph Werner spricht gern von „reiner Lehre“, wenn eine Komponente tatsächlich auf neutralem Terrain wandelt. Die Harlekin 2 sind unterm Strich wohl näher dran an dieser „reinen Lehre“ als meine La Campanella und das Vorgängermodell es sind.
Und was können die Hochtöner des Harlekin 2 zur Performance beitragen? Da wäre sicher das exquisite Auflösungsvermögen zu nennen. Davon haben die Kalottenhochtöner reichlich zu bieten, weshalb das zurückhaltende, gleichwohl nuancenreiche Spiel auf den Becken, das der schwedische Schlagzeuger und Bandleader Emil Brandqvist auf Layers of Life vom aktuellen Album seines Trios zelebriert, auch so intensiv erfahrbar wird.
Die Luftigkeit und Feinstruktur, die die Hochtöner hier an den Tag legen, kenne ich bislang eigentlich nur von Beryllium- oder Diamantmodellen. Die allerdings wirken manchmal fast ein wenig zu bemüht, jedes noch so kleine Hochtondetail zur Geltung zu bringen, während die Kollegen aus der Seidenfraktion angenehm relaxt rüberkommen, dabei aber oft ihre Glanzpunkte nicht so detailliert und offen setzen können. Irgendwie scheinen mir die Hochtöner der Harlekin 2 die Vorzüge beider Lager zu vereinen.
Ganz schön viel Lobhudelei für den „Einstiegslautsprecher“ eines Herstellers, werden Sie vermutlich denken. Und – war es das nun?
Feindynamik
Noch nicht ganz: In Sachen Sensibilität, Ansprechverhalten auf kleinste Impulse, kurzum Feindynamik als solche, ist das Backloaded-Horn Ichos N°Four SE bislang eine bezahlbare Benchmark (circa 10.500 Euro) für mich. Nur hat die Performance der schicken Speaker aus Austria natürlich auch Grenzen, die sich vor allem durch Größe und Preis erklären.
Und, ahnen Sie es? Jawoll, mit den Harlekin 2 schickt Acapella Schallwandler in den Ring, die es weder an nutzbarem Frequenzumfang noch an standesgemäßer Pegelfestigkeit mangeln lassen und trotzdem feindynamisch mit den Ichos gleichziehen können.
So lassen sich mit ihnen bei „Midnight Sun Upon Saltværsøya“ vom neuesten Album der dänischen Saxofonistin Cecilie Strange einige unerwartete Facetten abgewinnen. Klar, der warme Saxofon-Ton Stranges und die begleitenden Akkorde ihres Pianisten Peter Rosendal sind führend, doch mit den Harlekin 2 kommt den verhalten gespielten, fast subversiv wirkenden Einsprengseln des Schlagzeugers Jakob Hoyer deutlich mehr Gewicht zu. Was eben noch, übertrieben gesagt, nah an Kaufhausmusik kratzte, gewinnt hierdurch musikalisch an Spannung und Tiefgang. Klasse!
Mit der introspektiven Musik ihrer Landsmänner von Little North, einem Minimal-Jazz-Trio, ergeht es mir ähnlich. Wide Open, das neueste Werk der drei jungen Dänen, ist eine feine Aufnahme, ganz sicher, doch die ganze suggestive Kraft, die den meist ruhigen Klangkollagen innewohnt, offenbart sich erst, wenn Schallwandler wie die Acapella fähig sind, auch diskreteste Änderungen in Tempo und Akzentuierung zu vermitteln (Anspieltipp: „Floating“). Ganz feiner Stoff. Die Alben sind übrigens über die Website des Trios auch auf Vinyl erhältlich.
Handfeste Grobdynamik
Aus welchem kernigen Holz respektive MDF sie geschnitzt sind, zeigen die Harlekin 2 in meinem Hörraum, sobald es bedeutend handfester zur Sache geht. Bei „Make us stronger“ von DJ Vlad Krivoshein alias Ghost Rider pushen Kickbässe und wabern tieffrequente Pattern, das kein Auge trocken bleibt. Über die Qualitäten des Basses hatte ich Sie bereits in Kenntnis gesetzt, und auch grobdynamisch müssen Harlekinbesitzer keine Abstriche hinnehmen. Impulse werden, gleichwie heftig sie ausfallen, blitzartig umgesetzt. Und davon hat die Komposition des russisch-israelischen DJs nicht nur im Bass, sondern in allen Frequenzlagen so einige zu bieten. Sicher, auch ein Harlekin 1 war kein Kind von Traurigkeit und konnte dynamisch in seiner Klasse vorne mitspielen. Doch jetzt blicke ich fast ein wenig ungläubig auf die beiden Speaker, die, zwar nicht gerade klein, doch sooo riesig ja nun auch wieder nicht sind.
Sie können mit House, Dancefloor oder Trance-Hop nicht unbedingt etwas anfangen und meinen zu Recht, dass sich Dynamik nicht in schierer Basspower erschöpfen sollte?
Wie wäre es damit: Das ehrwürdigen Amsterdamer Koninklijk Concertgebouworkest hat den Finnen Klaus Mäkelä zum künftigen Chefdirigenten auserkoren. Offensichtlich traut man dem erst 27-Jährigen zu, frischen Wind in den niederländischen Vorzeige-Klangkörper zu bringen. Mit dem Scherzo-Allegro der ersten Symphonie seines Landsmannes Jean Sibelius scheint Mäkelä auch prompt den Beweis antreten zu wollen. Cool, denn so rotzfrech drauflos wie unter Mäkelä habe ich das Oslo Philharmonic, das er auf meiner Aufnahme dirigiert, lange nicht spielen hören. Massiert der Streichereinsatz, explosiv das Blech und unnachgiebig das Schlagwerk. Ja, auch mit sogenannter „ernster Musik“ lassen die Acapella Harlekin 2 wirklich nichts anbrennen.
Schattenseiten?
Sorry – ich kann eigentlich keine erkennen, denn auch die Raumabbildung der neuen Acapella geht für die Preisklasse völlig in Ordnung. Die Tiefenstaffelung des Oslo Philharmonic ist glaubhaft und die Breite ist einem großen Orchester angemessen. Sicher, manche Flächenstrahler sind räumlich großzügiger unterwegs und bilden in der Vertikalen noch höher ab. Und klar, eine vielfach teurere Marten Mingus Septett hatte auf der letzten High End einen noch verschwenderischen Umgang mit Rauminfos gezeigt. Vergleiche ich mit den auf ähnlichem Preisniveau angesiedelten, etwas weiträumiger reproduzierenden Raidho X2, dann sortieren sich die Harlekin 2 knapp unterhalb der Dänen ein, womit sie auch anspruchsvolle Naturen zufriedenstellen sollten.
Umso mehr, als sie angenehm dreidimensional-holografisch abbilden. Die eigenwillige Anna B. Savage rendern sie auf „One“ (Album: A Common Turn) mitsamt ihrer Gitarre jedenfalls so randscharf und detailgenau, dass man sich prompt in die erste Reihe des Londoner Clubs versetzt fühlt, in dem die Singer-Songwriterin ihren Gig performte.
Test: Acapella Harlekin 2 | Standlautsprecher