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Ja, da steht groß „THX Certified“ auf dem Karton der XTZ Cinema M8 Tower. Und ja, da befinden sich gleich sechs Hochtöner und zwei 20-Zentimeter-Konustreiber auf der Front jedes einzelnen 31-Kilo-Lautsprechers, die mit noch überschaubaren 2.980 Euro fürs Pärchen zu Buche schlagen (www.xtz-deutschland.de). Masse statt Klasse also – oder doch ein ernstzunehmender Neuzugang für audiophil ambitionierte High-End-Aufsteiger? Wir schauen uns die ausgewachsenen Standlautsprecher näher an.
Keine Sorge, wir bei fairaudio kümmern uns nicht plötzlich verstärkt ums Heimkino, auch wenn die M8 Tower aus der Cinema-Serie von XTZ sozusagen als Frontlautsprecher in einem 5 (oder 7, oder 9).1-System konzipiert wurden. Im Gegenteil: Als uns die deutsche Niederlassung des schwedischen Herstellers auf die Cinema M8 Tower aufmerksam machte, betonte man im baden-württembergischen Eisingen besonders stark die audiophilen Stereo-Fähigkeiten der Standlautsprecher – ja, sogar von einem „Geheimtipp“ war die Rede.
Nun gehört Klappern ja bekanntermaßen zum Geschäft, doch der Brustton der Überzeugung war unüberhörbar, und so finden flugs zwei Cinema M8 Tower ihren Weg zu mir ins Wohnzimmer. Oder sagen wir besser: ein Paar. Denn die XTZ Cinema M8 Tower werden paarweise arrangiert ausgeliefert, wobei jeweils eine Box als linker und rechter Lautsprecher markiert ist. Das liegt vor allem daran, dass die Gehäuse ihrem dedizierten Platz entsprechend geformt sind. Die jeweils innenliegenden Seitenwände und die Front sind deutlich sichtbar abgeschrägt: Die inneren Seiten verlaufen etwa im 35-Grad-Winkel (in Bezug auf die Rückwand der Box) nach außen (also vom Hörplatz weg), und die Schallwand neigt sich mit genau 7,5 Grad zum Hörplatz hin. Von oben betrachtet, entsteht so ein auf der vorderen inneren Seite „eingedrücktes“ Rechteck. XTZ spricht von einem Trapez, wobei meine Schulererinnerungen mir sagen, dass dazu mindestens zwei Seiten parallel liegen sollten, was beim vorliegenden Querschnitt nicht der Fall ist.
Diese Geometrie mag im ersten Moment für langjährige Besitzer rein kubischer Lautsprecher optisch etwas ungewöhnlich wirken, hat aber in Theorie und Praxis erwähnenswerte Vorteile: Abgesehen davon, dass die nicht existierenden parallelen Gehäuseflächen stehenden Wellen im Inneren der Lautsprecher schon die Entstehung schwer machen, kann man sich unter Beachtung der Tipps in der Bedienungsanleitung bei der Aufstellung weitestgehend auf die vorgegebene Frontschräge verlassen und die Boxen einfach parallel zur Rückwand des Raums ausrichten. In meiner Hörsituation zum Beispiel passt das so auch genau optimal.
Hochdicht
Das Gehäuse ist aus dem gegenüber MDF (Mitteldichte Faser) nochmals schwereren und resonanzärmeren HDF (Hochdichte Faser) gefertigt, was sich im nicht gerade rückendschonenden Gewicht von 33,3 kg pro Lautsprecher niederschlägt. Zum Glück sorgt schon die „Trapez“-Form für ausreichende Steifigkeit und Resonanzunterdrückung, so dass Verstrebungen im Inneren auf ein Minimum reduziert werden können. Reflexionen auf ein Minimum reduzieren soll auch die Mehrschichtlackierung des Gehäuses – ein spezieller 8-Schicht-Antireflexionslack soll Streulicht bei der Nutzung eines Beamers reduzieren. Das mag für Hifi-Zwecke zweitrangig sein, hilft aber auch, wenn Sie die XTZ Cinema M8 Tower nah an einem Fernsehgerät aufstellen wollen. Der Lack fühlt sich zudem recht samtig und edel an. Einziger Nachteil: XTZ hält es ganz mit Henry Ford, denn die M8 Tower gibt es in jeder Farbe, die der Kunde sich wünscht, solange diese Farbe schwarz ist.
Im unteren Bereich der Front, nur knapp über dem Boden, befindet sich eine Bassreflexöffnung, die hier mal nicht als Rohr, sondern als an den Kanten abgerundeter Schlitz ausgeführt wurde und sich über fast die gesamte Breite der Front erstreckt. Sie ist im Auslieferungszustand mit einem recht dichten Schaumstoffbalken verschlossen, was in diesem Fall nicht nur dem Zwecke der Bassreduktion in kleinen Räumen dient, sondern aus der prinzipiell als Bassreflexsystem entwickelten Box flugs eine geschlossene macht. Damit schlägt XTZ zwei Fliegen mit einer Klappe: Klar ist, dass die großen Türme so auch in relativ kleinen Räumen im Bass verträglicher spielen dürften, und das Verschließen der Öffnungen bedient auch in größeren Räumen Geschmäcker, die einen präzisen, knackigen Bass einer tieferen Grenzfrequenz vorziehen. Auf der anderen Seite spricht angesichts der potenten Treiberbestückung (siehe weiter unten) nichts dagegen, auch in großen Räumen mal so richtig – mit Verlaub – die Sau rauszulassen. Wohlgemerkt, das ist bisher alles graue Theorie. Welchen Grundcharakter die XTZ Cinema M8 Tower wirklich besitzen, und wie effektiv die Verschlussmaßnahme in praxi ist, wird sich im Hörtest herausstellen.
Die so einfache wie geniale Bassanpassung ist übrigens nicht die einzige Möglichkeit, den Klang der XTZ Cinema M8 Tower zu beeinflussen. Denn sie lassen sich per Schalter auf der Rückseite im Hochton auf die räumlichen Gegebenheiten und individuellen Geschmäcker einstellen. Zwischen -2 dB und +2 dB kann man den Hochtonpegel in drei Stufen schalten, eine sinnvolle Spreizung für so gut wie jede Abhörsituation vom Designerloft bis zum Kinosaal – vorausgesetzt, die Neutralstellung produziert in der Tat einen annähernd linearen Frequenzgang.
Zweieiige Sechslinge
Wo wir gerade von Hochtönern sprechen: Das wahrscheinlich auffälligste optische Merkmal der XTZ Cinema M8 Tower sind die sechs 24-Millimeter-Kalotten, die in einem sogenannten Hex-Hochtöner-Array zusammengefasst sind. XTZ bezeichnet diese Anordnung als Herzstück der Konstruktion. Kein Wunder, zeichnet es doch für den gesamten Frequenzbereich von 950 Hz bis 30.000 Hz verantwortlich. 950 Hz als untere Grenzfrequenz für den Hochton? Das wäre äußerst gewagt – in diesen Gefilden verglühen bei höherer Belastung gerne mal die Schwingspulen.
Aber XTZ hat sich hier für einen ebenso unkonventionellen wie cleveren Weg entschieden. Die Cinema M8 Tower sind nämlich als echte Drei-Wege-Konstruktion konzipiert, wobei fünf der sechs Hochtöner den oberen Mitteltonzweig von 950 Hz bis 2.500 Hz bedienen – nur der sechste Treiber des Hex-Arrays spielt im eigentlichen Hochton ab 2.500 Hz. Die einer einzelnen Kalotten fehlende Membranfläche wird durch ihre schiere Anzahl erweitert – unter Beibehaltung der dynamischen „Sprintfähigkeit“. Anders ausgedrückt: Weil jeder Treiber nur relativ wenig Energie in Schall wandeln muss, kann er die relativ niedrigen Frequenzen gut wegstecken und soll laut Hersteller sogar mit weniger Verzerrungen aufwarten als dies bei konventionellen Mitteltönern der Fall sei. Die Anordnung soll auch einen recht breiten Abstrahlwinkel von +/- 30° ausgehend von der Achse nahezu perfekt linear abdecken, verspricht XTZ. Richtig abgespacet wird’s aber, wenn man sich den Bereich außerhalb dieses 60-Grad-Winkels anschaut: Denn hier sollen sogenannte „destruktive Interferenzen“ dafür sorgen, dass nur ein Minimum von Schallanteilen in Richtung Wände, Boden oder Decke strahlt, und somit auch nur minimale Reflexionen am Hörplatz ankommen, was zumindest theoretisch für eine klare und präzise Musikwiedergabe von Vorteil sein sollte.
Die Treiber selbst besitzen polymerbeschichtete Kalotten aus japanischer Seide und Neodym-Magnete mit Kupfer-Kurzschlussringen sowie eine neun Millimeter dicke Frontplatte aus Aluminium. Das soll gleichermaßen Resonanzen verhindern und effektiv Wärme ableiten, denn eine der wichtigsten Prämissen sei, so XTZ, dass die Cinema M8 Tower selbst unter höchsten dynamischen Belastungen verzerrungsfrei und stabil spiele – und anders als viele denken, ist es der Hochton, der gerne zuerst in die Knie geht, wenn viel Leistung über einen längeren Zeitraum in deren zarte Schwingspulen fließt.
Gestatten, Meier. Kraftmeier
Nichtsdestotrotz schenkt XTZ auch dem Bass- sowie dem unteren und mittleren Mitteltonbereich volle Aufmerksamkeit und setzt gleich zwei wuchtige Treiber mit 20 Zentimeter Durchmesser in einer D’Appolito-ähnlichen Anordnung ein, also je ein Chassis über und unter dem Hex-Array. Gemeinhin wird dieser Konfiguration nachgesagt, dass sie das Abstrahlverhalten des Lautsprechers dahingehend verbessere, als dass Reflexionen von Decke und Boden reduziert würden – XTZ sorgt sich also ganz offensichtlich sehr darum, diese unwägbaren Einflüsse (siehe dazu auch unser Bericht über Raumakustik) aus der Gleichung so weit wie möglich zu entfernen. Ganz im Gegensatz zu Dipolen oder omnidirektional abstrahlenden Konzepten, die ja genau das zur Grundlage ihrer Abstimmung erheben. Welche Philosophie die „richtigere“ ist, bleibt wohl für immer Geschmackssache.
Übrigens: Die beiden Achtzöller kommen – ebenso wie das Hex Array – auch in der kompakten Variante Cinema M8 (ohne Tower) zum Einsatz, die sich mit optionalen Halterungen auch direkt an der Wand montieren lässt (nur mal so als Hinweis). Hüben wie drüben verfügen die Achtzöller über eine Membran aus einer beschichteten Langfaserstoffmischung, die laut Hersteller ein geringes Gewicht mit hoher Steifigkeit kombiniere, was gemeinhin schon mal als Hinweis auf eine Auslegung auf Impulstreue gelten kann. Zudem will XTZ die Membran- und Chassisgeometrie auf eine annähernd perfekte Kolbenbewegung der Membran optimiert haben, was im Erfolgsfall ebenfalls für eine ungehinderte Impulswiedergabe spricht. Und um nicht mit Zwillen auf Drachen zu schießen, setzt XTZ Hochleistungsmagnetsysteme für den Antrieb der Bässe ein.
Getrennte Wege
Die Übergabefrequenz der Achtzöller zum Hex-Array bei 950 Hz sei so gewählt, dass die Schallabstrahlung am Übergangspunkt möglichst D’Appolito-getreu geschehe und das Hex-Array mit minimalen Verzerrungen spielen könne, so XTZ. Unterstützend ist die Frequenzweiche recht steilflankig ausgelegt (24 dB und 18 dB pro Oktave). Mit Blick auf die Bauteile kommen Luft-Spulen mit niedrigem Innenwiderstand, Eisenkernspulen, MKP-Kondensatoren und Nieder-Induktions-Widerstände zum Einsatz. Wenn Ihnen das nichts sagt, sei Ihnen versichert, dass hier keine Billigware verbaut wurde und man im Hause XTZ augenscheinlich Wert auf langlebige und serienkonstante Ingredienzien legt.
XTZ Cinema M8 Tower: Klangbeschreibung und Vergleiche
Es dürfte keine Überraschung sein, dass Lautsprecherentwickler ihre jeweiligen Produkte bei uns häufig in enthusiastischer Manier anpreisen – das ist nicht immer wirtschaftlich motivierte Angeberei, sondern häufig ernstgemeinte Begeisterung fürs eigene Baby. Nicht selten jedoch driften Anspruch und Wirklichkeit dabei etwas auseinander.
Die XTZ Cinema M8 Tower sind einer der eher selteneren Fälle, in denen die Vorab-Versprechungen des Herstellers nicht nur zutreffen, sondern in denen die geschürten Erwartungen sogar übertroffen werden. Fangen wir doch mal da an, wo man die wahrscheinlich größten klanglichen Kompromisse bei einem primär fürs Heimkino entwickelten Standlautsprecher mit sechs Hoch- respektive Mitteltönern mutmaßen würde, nämlich beim Sinn fürs Feine, für delikate (Zwischen-) Töne und subtile Differenzierungen von Klangfarben. Übrigens: In meinem Hörraum favorisiere ich die um 2 dB abgesenkte Einstellung des Hochtons und habe die M8 Tower auch so getestet. Mit leicht zurückgenommenen Höhen empfinde ich die tonale Balance als natürlicher – in einem stärker bedämpften Heimkino darf es dann aber auch sicher wieder etwas mehr sein.
Es spielt das Dunedin Consort unter John Butt und serviert das Allegro des „Brandenburgischen Konzerts No. 2 in F Major“, BWV 1047 (Album: Six Brandenburg Concerts). Die Herausforderung bei dieser Aufnahme ist es, die vielen Instrumentenstimmen (Trompeten, Cembalo, Violinen, Flöten), die in weiten Teilen des Stücks die Melodien parallel aufgreifen, um dann wieder auseinander zu mäandern, sauber voneinander zu trennen. Nicht räumlich, sondern primär in Sachen Identität und damit auch Differenzierung der jeweiligen Klangfarben. Und die XTZ Cinema M8 Tower machen ihren Job erstaunlich gut, ja, deutlich besser, als ich es erwartet hatte. Das crispe, frische Strahlen der Trompeten hebt sich klar ab vom etwas matteren, fluideren Klang der Flöten und dem stärker vom Hammeranschlag geprägten, metallischen Cembalo-Ton. Zu keinem Zeitpunkt fällt es mir schwer, die Instrumente zu identifizieren und ihren jeweiligen Verläufen verzückt zu folgen. Respekt.
Die Differenzierungsfähigkeit der XTZ Cinema M8 Tower von Tonhöhenverläufen und Klangfarben geht einher mit einem für diese Preisklasse mustergültigen Auflösungsvermögen gerade im Hochton und im Präsenzbereich, und zwar eben auch mit 2 dB abgesenktem Pegel. Bleiben wir bei Johann Sebastian Bach, aber schauen uns das „Well-Tempered Clavier“ in einer Aufnahme des schottischen Labels Linn Records an. Céline Frisch spielt „Prelude & Fugue N. 21“ solo auf dem Cembalo, und sie entlockt ihrem Instrument eine strahlende Vielfalt an Obertönen, welche die XTZ Cinema M8 Tower in vollem Umfang und bestens aufgelöst wiedergeben. In Sachen Auflösungsvermögen und Präsenz überflügelt die etwas günstigere XTZ Cinema M8 Tower mit ihrer eher offen-glänzenden als matt-seidigen Hochtonperformance sogar die im Hochton minimal zurückgenommene und etwas weniger luftig wirkende KEF R7 (um 3.200 Euro) und zieht locker mit einer Dynaudio Excite X38 (ab 2.990 Euro) gleich, die im direkten Vergleich eine sanfter texturierte obere Frequenzregion besitzt. Wobei auch die XTZ zu keinen künstlichen Härten neigt, sondern in der -2dB-Einstellung einfach humorlos studiomonitoresk reproduziert. Erst die Speaker Heaven Network 3.7 (ab 3.980 Euro) mit ihrem Keramik-Hochtöner zeigt der XTZ Cinema M8 Tower ihre Grenzen auf.
In meinem Hörraum profitieren nicht zuletzt auch Stimmen von der Hochtonabsenkung um 2 dB. So klingen in der Neutralstellung insbesondere Frauenstimmen minimal kopflastig, es fehlt gefühlt ein wenig an (Brust-)Volumen. Das ist vergeben und vergessen, sobald der Kippschalter den Hochtöner zügelt: Nun stimmt die Balance von Badi Assads Gesang in „Feixe“ vom Album Rhythms (auf Amazon anhören). Und Joe Stilgoes mitreißende Performance in „Almost Like Being in Love“ vom Live-Album Songs on Film Live (auf Amazon anhören) besitzt die richtige Portion an Fundament. Die positive Verschiebung der tonalen Balance tut auch Pianos und Violinen gut: Wo in der Neutraleinstellung des Hochtöners noch eine leichte Überpräsenz zu attestieren ist (je nach Raum wird diese mehr oder weniger deutlich ausfallen), gewinnt der Mittelton dank des abgesenkten Hochtons an Wärme und Ausdruck, Klangfarben sind hörbar realistischer – in dieser Schalterstellung empfinde ich den Mittenbereich als tonal neutral ausbalanciert und gut integriert.
Positiv ist zudem, dass auch relativ steril aufgenommene Heavy-Metal-Scheiben wie Panteras fünftes Album Vulgar Display of Power (auf Amazon anhören) oben heraus weder harsch noch nervös werden. Passend dazu spielen die XTZ Cinema M8 Tower auch im Bass und Grundton geradezu erstaunlich diszipliniert und verkneifen sich jedes auch nur erahnbare Fettpölsterchen, was man mit geschlossener Bassreflexöffnung durchaus als tendenziell schlank bezeichnen kann, während die offenen Bassreflexschlitze die Balance in meinem Hörraum als durchweg neutral erscheinen lassen, weshalb ich auch in dieser Konfiguration mit den M8 Tower höre. Diese Abstimmung – insbesondere in der geschlossenen Variante – ist von daher nicht selbstverständlich, als die M8 Tower als Frontlautsprecher in Heimkinosystemen ja vor allem eins machen sollen: Druck.
Aber ich kann Entwarnung geben, denn ein Dreh am Lautstärkeregler bestätigt voll und ganz, dass die Schweden in dieser Disziplin absolut keine Kinder von Traurigkeit sind. Egal ob „Walk“ von erwähntem Pantera-Album, „Killing in the Name“ vom selbstbetitelten ersten Rage Against the Machine-Album oder – ganz andere Ecke – die epische Live-Aufnahme von Michel Jonasz „Le Temps Passé“: Die XTZ Cinema M8 Tower drücken den jeweiligen Bass und Grundtonanteil gnadenlos präzise, knackig, ultrakontrolliert und – wenn gefordert – amtlich tief bis in die Unter-30-Hz-Region in die Magengrube, und das nicht nur, wenn der Lautstärkeregler auf Rechtsanschlag steht. Denn das Beste ist: Auch bei zivilen Pegeln bleiben die Charaktereigenschaften der XTZ Cinema M8 Tower intakt.
Ich lasse die Schwedinnen übrigens mit nur etwa 50 Zentimeter Abstand zur Rückwand spielen. An dieser Stelle würden meine Lansche Audio No. 3.1 SE im Oberbass schon Mumpf produzieren, die Schwaben stehen daher gut und gerne 40 Zentimeter weiter von der Rückwand entfernt. Klar, die gut sechseinhalb mal so teuren Lansche lassen das Klangbild noch mal deutlich machtvoller, raumfüllender wirken und lösen Strukturen im Tiefbass noch klarer auf. Jedoch kann die XTZ Cinema M8 Tower mit der Qualität der Impulswiedergabe im gesamten Frequenzbereich erstaunliche Akzente setzen und der Lansche 3.1 SE in dieser Disziplin sogar ziemlich dicht auf die Pelle rücken: Die M8 Tower geben die ziemlich kickbetonte Bassdrum in „Walk“ trotz des mutmaßlich unpräziseren Bassreflexbetriebs mit einem brettharten, extrem schnellen Slam ohne Nachschwinger wieder und zeigen sich auch bei weit gespreizten Dynamikumfängen wie in „Le Temps Passé“ von Michel Jonasz oder Hugh Masekelas „Stimela“ (Album: Hope) vorbildlich unlimitiert. So frei und zackig-flott habe ich im Übrigen auch die Percussion im letztgenannten Stück von einem Lautsprecher dieser Klasse (bis auf die vietnamesischen Kaventsmänner Thivan Eros 9, um 3.000 Euro) noch nicht gehört, dagegen fällt selbst die aufgrund ihrer minimalen Präsenzbetonung eigentlich sehr lebendig spielende KEF R7 etwas ab.
Die KEF führt dann ihre enormen Abbildungstalente ins Feld. Ja, die räumliche Trennung der Instrumente in Bachs „Wohltemperierten Klavier“ gerät auch der XTZ Cinema M8 Tower realistisch, auf einer recht breiten Bühne. Klar, auch nach hinten öffnet sich ein Raum, der ist jedoch überschaubar tief und kann mit den fast schon unendlichen Weiten der koaxbestückten KEF R7 nicht mithalten. Die britische Säule realisiert auch eine etwas holografischer wirkende, besser greifbare Abbildung einzelner Schallquellen, während die M8 Tower die Akteure minimal flacher ausmodelliert auf ihre etwas dichter gestaffelten Plätze stellt. Wohlgemerkt ist diesbezüglich die etwas teurere KEF R7 in der 3.000-Euro-Klasse auch kaum zu schlagen, und die Leistung der XTZ Cinema M8 Tower in Sachen Abbildung preisklassenbezogen mehr als zufriedenstellend.
Test: XTZ Cinema M8 Tower | Standlautsprecher