Demnächst im Test:

Billboard
Electrocompaniet

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Stürmisch
  2. 2 Quadral Aurum Orkan 9: Klangtest & Vergleiche

So, so, nachdem mir Quadral (www.quadral.com) vorletztes Jahr ein japanisches Filmmonster in den Hörraum hetzte, habe ich es diesmal also mit einer Naturgewalt zu tun. Ja, was die Namensgebungen ihrer Aurum-Lautsprecher betrifft, gehen die Hannoveraner nicht gerade zimperlich zur Sache. Trotz ihres Namens war die Quadral Aurum Rodan 9 gleichwohl ein sehr kultivierter, unaufdringlich-reif tönender Gast, den ich ziemlich positiv in Erinnerung habe. Die aktuell zum Test anstehende Quadral Aurum Orkan 9 (Paarpreis: 4.000 Euro) ist ihre „große kleine“ Schwester: In der Modellhierarchie zwar direkt unterhalb der Rodan 9 angeordnet und folglich preiswerter, ist sie unfolglich dennoch vier Zentimeter höher – weist dafür aber wiederum einen etwas einfacheren internen Gehäuseaufbau auf.

Und damit es – nomen est omen – im Hörraum tieftonseitig womöglich noch ein wenig stärker bläst, ist die ebenfalls als Bassreflex-Dreiwegler ausgelegte Quadral Aurum Orkan 9 mit größeren Tieftönern bewehrt – zwei 18er sind ab 260 Hertz abwärts für die südlichen Frequenzgefilde zuständig. Die Rodan 9 hingegen arbeitet bassseitig mit zwei 15,5-Zentimeter-Konussen, die allerdings von einer Druckkammer (näheres dazu im Rodan-Test) unterstützt werden.

Mitteltöner Quadral Aurum Orkan 9

Der Mitteltöner der Quadral Aurum Orkan 9 spielt recht breitbandig bis hoch zu schon recht luftigen 3700 Hertz

Den sensiblen Mittenbereich verantwortet bei der Quadral Aurum Orkan 9 (ebenso wie bei der Rodan 9) ein 15,5-Zentimteter-Konus, der erst bei hohen 3700 Hertz an den Hochtöner übergibt und damit noch breitbandiger spielt. Ein Konzept, das in Sachen Bündelung und Verzerrungswerte potenziell durchaus Nachteile birgt, mit dem ich persönlich aber sehr gute Erfahrungen gemacht habe: Die Kohärenz, Schlüssigkeit und Plastizität, mit der etwa meine verflossenen Spendor SP-100R² sowie meine aktuellen Spendor D9 und Sehring 906 – allesamt überdurchschnittlich „mittenbreitbandig“ –, Stimmen oder Instrumente abbilden, gehen jedenfalls als so ziemlich hörenswert durch.

Quadral Aurum Orkan 9 Bändchen qSense

Die qSense-Bändchen der Aurum-9-Reihe sind qualitativ im Grunde identisch, unterscheiden sich aber hinsichtlich ihrer Größe (Foto: Quadral)

Während die Konus-Treiber mit ihren ALTIMA-Membranen (ein Material-Kompositum aus Aluminium, Titan und Magnesium) zu den traditionellen, wenngleich stetig weiterentwickelten Lösungen des Hauses Quadral zählen – die grundsätzliche ALTIMA-Idee stammt vom ehemaligen Entwickler Berndt Stark und wurde bei der Aurum 6 im Jahr 2000 das erste Mal realisiert –, sind die hausgemachten Bändchenhochtöner („quSENSE“) der Aurum-9-Reihe schon ein echtes Novum: Zum einen kamen in den vorherigen Aurum-Serien nicht durchgängig Bändchen, sondern mitunter auch etwas einfacher gestrickte Magnetostaten zum Einsatz, zum anderen wurden die neuen quSENSE-Bändchen von Chefentwickler Sascha Reckert eigens für die 9er-Reihe ersonnen.

„Das Beste, was wir je gemacht haben“, lautet dann auch das marketingseitig aufgegriffene Versprechen der Entwicklungsabteilung zu den Aurum 9. Welches ich nach unseren Erfahrungen (siehe fairaudio-Testarchiv) absolut nachvollziehen kann: Gerade mit Blick auf das (im Grunde eh nur vermeintliche) Zieldilemma aus Präzision und Langzeittauglichkeit ist die quSENSE-Technologie ein achtes Asset.

Quadral Aurum Orkan 9 Anschluss-Terminal

Anders als etwa bei der Rodan 9 findet sich bei der Quadral Aurum Orkan 9 rückseitig kein Schalter zur Feinjustierung des Hochtons und „nur“ ein Single-Wiring-Terminal

Wer sich in Themen wir ALTIMA, quSENSE & Co noch tiefer einlesen möchte, findet gerade in den fairaudio-Tests zur besagten Rodan 9 sowie Montan 9 weitere Informationen, daher fasse ich mich in Sachen Technik an dieser Stelle gerne kürzer und schiebe dafür schon mal die Quadral Aurum Orkan 9 in den Hörraum …

Quadral Aurum Orkan 9: Klangtest & Vergleiche

Quadral Aurum Orkan 9 Tieftöner

Um mal vorab gleich ein wenig mit der Tür ins Haus zu fallen: Die Quadral Aurum Orkan 9 gehen einerseits in Sachen Tonalität so ausgewogen zur Sache, dass es fast schon ein wenig streberhaft wirkt. Und gleichwohl sind die Hannoveraner andererseits so ziemlich ausgemachte Spaßboxen.

Skinny Puppys - The ProcessAber im Grunde ist das ja eh ein nur ein scheinbarer Widerspruch. Dass es statt „einerseits und andererseits“ im Grunde eher „weil“ heißen muss, macht zum Beispiel Skinny Puppys „Death“ vom Album The Process deutlich. Ziemlich satte, sich hoch bis in den Grundton erstreckende Bassbeats, ein wenig filigranes, aber extrem markantes, klumpiges Gitarrenriff, das den Mittelton massiv zumauert und gerade noch einige Reihen Ziegelsteine für die etwas höher intonierte Stimme freilässt. Das Ganze garniert mit einer synthetischen, rhythmisch an ein humpelndes Pferd gemahnenden Hi-Hat. „Death“ ist infernalisches, extrem dichtes, den Hörer bei hohen Laustärken förmlich in den Sessel pressendes Stück, das nichtsdestotrotz zum Langeweiler mutieren kann, wenn – ja wenn – die Audiokette nicht perfekt ausbalanciert agiert: Grundtonmumpf und adipös-drucklose Gitarren fängt man sich bei zu warmer Abstimmung ebenso schnell ein wie zu präsenten Gesang und aufdringliche Hi-Hat-Pikser bei zu heller. Die Quadral Aurum Orkan 9 treffen hier die goldene Mitte derart punktgenau, wie ich das von meinen monitoresken Sehring 903 (um 9.500 Euro) kenne, und mithin exakter als meine Spendor D9 (ab 8.500 Euro), die bei vermindertem Bassdruck etwas mehr aus der Mitte heraus, etwas präsenter tönen, was die empfindliche Balance dieses Titels aber ebenfalls wahrt.

Quadral Aurum Orkan 9 Altima-Treiber ausgebaut

Der Mitteltöner der Quadral Aurum Orkan 9 (Foto: Quadral)

Bassdruck? Die Quadral Aurum Orkan 9 beantworten diese kurze Frage mit einem noch kürzeren, aber umso dezidierteren „Ja“. Bei aller Neutralität würde ich die Orkan 9 dann auch auf mindestens 25 Quadratmetern blasen lassen. Wer kleinere Hörräume sein Eigen nennt, sei beispielsweise auf die geschickt abgestimmten Spendor D9 (zurückgenommenes Volumen, gleichwohl amtlicher Tiefgang, optimal für zirka 18 bis 35 qm) oder die extrem wohnraumfreundlichen Inklang 13.3 Advanced Line verwiesen. Auch die sehr angenehm spielenden Quadral Aurum Rodan 9 könnten eine schöne Alternative sein, die allerdings auch in anderen Bereichen etwas anders abgestimmt wurde als die Orkan 9, wir kommen weiter unten noch kurz drauf zu sprechen.

Code OrangeWie dem auch sei: Wer von einem Standlautsprecher zwar Neutralität, aber dennoch kompromisslose Tieftonautorität, Grobdynamik und amtlichen Tiefgang erwartet, wird von den Quadral Aurum Orkan 9 vollumfänglich bedient. Der Druck, die Schwärze, der punktgenaue Impact, den die Bassdrum in Code Oranges „Bleeding in the Blur“ (quasi die Ballade auf dem wahnwitzigen, abstrakten Hardcoreinferno Forever, auf Amazon anhören) entwickelt, könnten sich jedenfalls nicht viel livehaftiger anfühlen. Das ist schon großes Kino – und bei Bedarf auch sehr lautes: Hörer, die ihre Trommelfelle schon immer mal im Bereich der Maximalauslenkung schlackern lassen wollten, vermögen sich diesen Wunsch mit den Orkan 9 sicherlich vollumfänglich zu erfüllen.

Um bassseitig mal eine Abgrenzung nach oben vorzunehmen: Wer unbedingt noch einige wenige zusätzliche südwärts weisende Hertz mit ins Boot holen will, muss nach meinen Erfahrungen auf jeden Fall tiefer in die Tasche und mithin zu Lösungen wie der (regelbaren) Sehring 906, Nubert nuVero 170 oder Audioplan Konzert III greifen; gleiches gilt für die Basspräzision. Allein von dieser Warte aus würde ich persönlich mit meinem 30-qm-Hörraum aber keine triftigen Gründe sehen, mehr Geld auszugeben, dafür ist das Niveau der Orkan 9 in puncto Bass schon zu amtlich. In ihrer Preisklasse kommt der Quadral Aurum Orkan 9 diesbezüglich eindeutig eine Benchmarkstellung zu.

Quadral Aurum Orkan 9 Zierblende

Dass es auch im Mittel-/Hochton neutral zugeht, ist mit obigen Zeilen ja schon geklärt: Ich wüsste jedenfalls nicht, was man aus tonaler Sicht an der Wiedergabe von Stimmen, Gitarren, Bläsern, Streichern und Becken/Hi-Hats noch groß schrauben könnte. Aber auch mit Blick auf Transparenz und Dynamik kann man den Mittel-/Hochton problemlos in eins abhandeln. Die dynamische Agilität und Durchhörbarkeit fördern – genau wie der beschriebene Bassbereich das ja tut – ein involvierendes, ziemlich anmachendes Hörvergnügen. Nein, reiner Samt und Seide werden hier nicht geboten, aber auch keinerlei künstliche Schärfen oder Härten, da waren etwa meine ehemaligen Thiel CS 3.7 deutlich fordernder. Was die grundsätzliche Klarheit und Hochtonluftigkeit einzelner Töne und deren feindynamische Agilität sowie das allmählicher An- und Abschwellen der Lautstärke angeht, bekommen auch meine Sehring oder Spendor das von Daniel Fritzen am Klavier leichtfüßig-virtuos in Szene gesetzte, ja, teilweise nur so dahinfliegende „Presto“ der Sonate Nr.2 op. 19 gis-moll von Alexander Skrjabin nicht besser gewuppt.

And So I Watch You From Afar - GangsDass man trotz des anmachenden Temperaments der Hannoveraner auch bei schlechteren Aufnahmequalitäten auf der sicheren Seite ist, beweist der über fünfminütige Post-Rock-Parforceritt „Search:Party:Animal“ der irischen Combo And So I Watch You From Afar (Album: Gangs; auf Amazon anhören): Zwar abwechslungsreich, kreativ und ebenfalls virtuos gespielt, können das aufnahmetechnisch ziemlich komprimiert und dazu etwas schrill eingefangene prägnante Gitarrenriff sowie das im Dauereinsatz zischelnde Becken ganz schön am Trommelfell kratzen. Sauber agierende Verstärker und Quellen vorausgesetzt – zum Kaschieren taugen die Orkan 9 nicht –, bleibt das Stück aber dennoch so genießbar, wie es die Aufnahme eben vorgibt. Und nicht mehr oder weniger sollte ein schlagseitenfreier Lautsprecher hier machen.

Quadral Aurum Orkan 9 von oben vorne

Wer es trotzdem gerne einen Deut beschaulicher hätte: Obenrum etwas cleaner, beruhigter, aber gleichsam auch weniger luftig-flirrend geht beispielsweise die Inklang 13.3 Advanced Line zu Werke. Auch die bereits erwähnte Quadral Aurum Rodan 9 geht im Hochton einen Hauch milder zur Sache als es reine straighte Lehre wäre, entwickelt gleichwohl auch gegenüber der Inklang noch mehr Feinsinn, wenn meine Erinnerung nicht gänzlich trügt. Diese kleinen Unterschiede zwischen den Aurum-Modellen sind übrigens durchaus beabsichtigt, wie mir Entwickler Sascha Reckert sagte, geht es doch nicht nur um ein bloßes „größer, lauter, besser“ zu den höheren Modellen hin, sondern auch darum, subtil voneinander abweichende Hörgeschmäcker punktgenau zu bedienen. So würde ich die Rodan 9 als „kultivierter“, die Orkan 9 als „packender“ tönende Lautsprecher einschätzen.

Toundra - IVWeniger Geschmackssache, aber eben auch mit einer höheren Investition verbunden, ist hingegen, dass meine Spendor D9 und meine Sehring 906 das anfängliche Wasserplätschern sowie das Reiben des Schlagzeugbesens in Toundras „Viesca“ (Abum: IV, Anhörtipp!) (auf Amazon anhören) klangfarblich reiner, minimal grauschleierfreier und mithin organischer als die Quadral Orkan 9 präsentieren. In dieser Domäne sind die D9 und 906 aber grundsätzlich sehr gut unterwegs und nur schwer zu schlagen. Aber auch die Rodan 9 war hier in meiner Erinnerung ziemlich gut.

Solide und bar ernsthaften Anlasses zur Kritik oder zum frenetischen Jubel behandelt die Quadral Aurum Orkan 9 schließlich das Thema Räumlichkeit: Ihr Klangbild präsentiert sich größer dimensioniert, luftiger und – da haben wir das Wort wieder – anmachender in Richtung Hörer erstreckend als etwa das der Inklang 13.3. In Sachen Ortungsschärfe, Fokus und Plastizität – hier sind die 13.3 extrem beschlagen und ich meine auch, dass die Rodan 9 hier ziemlich gut drauf war – haben die Orkan 9 dann wieder das Nachsehen und zeigen in dieser Sache weder echte Stärke noch Schwäche.

Quadral Aurum Orkan 9 Bassreflexöffnung

Die rückseitigen Bassreflexöffnungen der Quadral Aurum Orkan 9

Billboard
Audio Note

Test: Quadral Aurum Orkan 9 | Standlautsprecher

  1. 1 Stürmisch
  2. 2 Quadral Aurum Orkan 9: Klangtest & Vergleiche

Das könnte Sie interessieren: