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Test: Spendor SP100R² | Standlautsprecher, Kompaktlautsprecher

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  1. 1 Test: Spendor SP100R² | Standlautsprecher, Kompaktlautsprecher

August 2013 / Jörg Dames

fairaudios's favourite Award 2012Bei einem solchen optisch nicht gerade alltäglichen Testkandidaten reizt es einen ja förmlich, einleitend gleich mal ordentlich in der Klischee-Kiste zu wühlen. Um dann zu merken, dass es trotz des doch schon recht speziellen Auftritts der Engländer gar nicht so leicht ist, sich da etwas Passendes herauszufingern.

Britisches Understatement? Hm, die Spendor SP100R² scheinen auf modernen Designschliff zwar so ziemlich zu pfeifen, setzen aber im Hörraum – auch wegen ihrer Größe von 70 x 37 x 43 Zentimetern – signifikante optische Akzente. Eine gewisse Schrulligkeit sagt man den Inselbewohnern bisweilen ja ebenfalls nach. Und tatsächlich: Irgendwie eigenwillig sehen unsere Probanden zweifelsohne aus. Auf der anderen Seite könnten sie klassischer kaum sein: Die SP100R² (Revision 2) hält im Hinblick aufs Äußere ihren Ahnen die Treue wie kaum ein anderer Wandler – bis 1973 beziehungsweise zur Spendor BC3 reicht die direkte Abstammungslinie zurück. (Näheres zur Geschichte von Spendor finden Sie übrigens hier.)

Okay, vielleicht widersetzen sich die Spendor SP100R² (www.bt-vertrieb.de) aber auch einfach nur allen Stereotypisierungen – belassen wir’s also am besten einfach dabei und konzentrieren uns lieber auf die eindeutige Faktenlage:

Und fragen Philip Swift – seit 2001 Inhaber von Spendor – nach etwaigen tieferliegenden Gründen für die etwas unüblichen Gehäusemaße. Ich hatte kürzlich in einem Testbericht gelesen, dass den Proportionen klanglich besonders förderliche Relationen zugrundliegen sollen – und mich etwas gewundert. Laut Mr. Swift galten solche Lautsprecherformen in den 70ern aber einfach als schick – und mit der Classic-Serie bleibe man dieser Designsprache bewusst treu. Akustische Vorteile des breitgesichtigen Auftritts sehe er höchstens in dem größeren Abstand der Treiber zu den Gehäusekanten, was entsprechende Beugungseffekte minimiere. Und klar: Wer einen 30 Zentimeter durchmessenden Basstreiber verbauen will, braucht eben entsprechend viel Platz …

Spendor SP100 R2 Bass

In Eigenregie gefertigt: Der Tieftöner mit Bextrene-Membran

Besagter Tieftöner pflegt übrigens nach wie vor enge Verwandtschaft zum Original-Konus der BC3, ist aber nunmehr das Resultat eines seit über 40 Jahren währenden Reifungsprozesses. Gefertigt werde er wie gehabt in Eigenregie – wofür zum Teil sogar noch alte Original-Werkzeuge zur Verfügung stehen, so Swift. (Interessante Einblicke in die Spendor-Produktion vermittelt übrigens eine auf der Website des deutschen Vertriebes hinterlegte Bilderschau.)

Geblieben ist auch das – heutzutage eher unübliche – Membranmaterial Bextrene, welches bei der aktuellen Treibergeneration aber mit einer viskoelastischen (gewisse Materialeigenschaften von Flüssigkeiten und Festkörpern vereinend) Materialschicht noch weitere Dämpfung erfährt. Zusammen mit einem scheinbar ebenfalls etwas anachronistisch anmutenden, recht schmalen Schwingspulenkonstrukt erhalte man aber, so ist man in England überzeugt, „einen reichhaltigen, vollen Bass, der auf anderem Wege so kaum zu erzielen wäre.“


Ins Regal? Vergessen Sie’s. Die dickschiffigen Spendor SP100R² werden wie Standboxen platziert. Ein adäquater Ständer ist Pflicht – und zum Beispiel vom deutschen Spendor-Vertrieb für 699 Euro zu beziehen

Der immens breitbandig (550 bis 5.000 Hz!) arbeitende 18-Zentimeter-Mitteltöner wird ebenfalls daheim im südostenglischen Heimstädtchen Hailsham gefertigt – nur der Dritte im Bunde, der auf der Schallwand von den beiden Konussen in die Zange genommene 22-Millimeter-Tweeter, stammt aus externer Fertigung, nämlich von Seas.

Wobei freilich insbesondere der 18er als Dreh- und Angelpunkt des gesamten Konzeptes durchgeht, zumal es doch auch gerade die mittleren Lagen sind, bei denen das menschliche Gehör seine höchste Empfindlichkeit aufweist – und gerade den klassischen englischen Lautsprecherkonstruktionen hier immer wieder besondere Stärken nachgesagt werden.

Spendor SP100R2 Mitteltöner

Ebenfalls aus eigener Entwicklung und Produktion stammt der 18er-Mitteltöner

Auch der Mittentreiber wartet mit vielen wichtigen aus der Vergangenheit stammenden technischen Errungenschaften auf, wenngleich heutzutage aber, so Philip Swift, signifikant weniger Verfärbungen und eine überlegende Dynamik erreicht werden. Das als Membranmaterial verwendete spezielle Polymer weise in Teilbereichen ähnliche Eigenschaften wie Polypropylen auf, darüber hinaus aber ein vorteilhaftes Dämpfungsverhalten und eine höhere innere Stabilität. Zusammen mit einer passenden Konusform und dem selbstentwickelten, phasenkorrigierend wirkenden Antriebssystem erhalte man einen „sehr gleichmäßigen und weitreichenden Frequenzverlauf, der außergewöhnlich frei von störendem ‚Aufbrechen‘ beziehungsweise Resonanz-Peaks sei.“

Spendor SP100R2 Hochtöner

Der Hochtöner wird vom norwegischen Hersteller Seas zugeliefert

Alles in allem weise die R² gegenüber der Vorgängerversion nicht zuletzt ein lineareres und kohärenteres Zeitverhalten auf, sowie eine noch klangneutralere Gehäusekonstruktion – wenngleich der Klopftest nicht gerade sehr trocken ausfällt, aber ziemlich dunkel:

Bereits in den 60ern hätten BBC-Forschungen ergeben, so Philip Swift, dass das menschliche Gehör auf höherfrequente Gehäuseschwingungen sehr allergisch reagiere. Kontrollierte Resonanzen geringen Ausmaßes in den unteren Frequenzbereichen wurden dagegen regelmäßig als angenehm warm und gefällig empfunden.

Insbesondere schwere und dicke Gehäusekonstruktionen würden aber dazu neigen, höherfrequente Energie zu speichern und nur langsam wieder freizusetzen, was zu Timingproblemen bei der Wiedergabe führe, so die Spendor’sche Grundüberzeugung. Entsprechend betragen die Wandstärken bei der SP100R² nur 12 Millimeter beziehungsweise – die Schallwand und Kantenelemente sind kräftiger ausgeführt – 25 Millimeter. Entscheiden für den „Energiehaushalt“ des Gehäuses sei insbesondere aber auch, wie die einzelnen Seitenteile aneinandergefügt und bedämpft werden. Letzeres geschehe unter anderem mittels mit den einzelnen Gehäuseflächen verbundener spezieller viskoelastischer Platten. Auf innere Verstrebungen wird dagegen nicht zuletzt des Leichtgewichtsprinzips wegen gänzlich verzichtet.

Als Gesamtergebnis erhalte man ein lediglich in tieferen Frequenzgefilden resonanzanfälligeres, aber schnell abklingendes Gehäuse sowie als Folge all dessen ein sich, so Spendor, „klar und frisch“ darstellendes Klangbild.

Spendor SP100R2

Abseits vermeintlicher akustischer Meriten sei mit Blick auf das Gehäuse aber noch hintenangestellt, dass sich die – wenngleich auf den ersten Blick etwas rustikal wirkende – Verarbeitung der Spendor SP100R² im Detail hochakkurat zeigt und auch das Furnier (in unserem Fall Walnuss) als sehr ansehnlich durchgeht. Auf Fotos verkaufen sich die Engländer fast ein bisschen unter Wert. „Live“, bekamen unsere Probanden – manchmal ahnt man’s wirklich nicht – insbesondere auch aus der Damenwelt durchweg wohlmeinende Komplimente zu hören.

Wobei „hören“ uns nun genau das passende Stichwort liefert – schalten wir endlich die Endstufen scharf und nehmen unsere verkappten Frauenhelden an die Leine …

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Test: Spendor SP100R² | Kompaktlautsprecher

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