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Test: Quadral Aurum Montan 9 | Standlautsprecher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Test: Quadral Aurum Montan 9 | Standlautsprecher

August 2016 / Jochen Reinecke

fairaudio's favourite Award 2017Das hat man selten: Die freundliche und vollkommen HiFi-uninteressierte Mittfünfzigerin aus Kasachstan, die dankenswerterweise im Zweiwochentakt dafür sorgt, dass meine Wohnung nicht in RTL-Sendungen über Messies auftaucht, zeigt mit ausgestrecktem Zeigefinger auf einen Lautsprecher und sagt mit herzlicher Stimme: „Wun. Djärr. Schöeen!“. Bei ebendiesem Lautsprecher handelt es sich um die nagelneue Quadral Aurum Montan 9 (www.quadral.com), die mir freundlicherweise persönlich vom Chefentwickler Sascha Reckert vorbeigebracht und aufgestellt wurde. Und: Die Dame hat Recht!

Denn trotz ihrer beachtlichen Ausmaße (1,11 m Höhe, 25 cm Breite, 39 cm Tiefe) wirkt sie (die Aurum Montan, nicht die Dame) aufgrund des tadellosen Echtholzgehäuses, der ästhetischen Gehäusegeometrie mit sich nach hinten verjüngenden Linien und anderer raffinierter Details – die Basstreiber sitzen hinter einem akustisch durchlässigen „Gitter“ aus elastischen Fäden, polierte Chromteile setzen Akzente – richtiggehend schick und eben nicht klobig. Schauen wir mal näher hin!

Die Montan 9 ist die drittgrößte Box aus der Aurum-Serie, darüber gibt es noch die Vulkan (Test der Vulkan VIII R) und das Spitzenmodell Titan (Test der Titan VIII). Sie ist der Nachfolger der Aurum Montan VIII, die wir im Dezember 2009 zu Gast hatten, kann aber konzeptionell – man vergleiche nur die Fotos – als Neuentwicklung betrachtet werden. Das mir zur Verfügung gestellte Exemplar ist noch ein Vorserienmodell mit einer unterseitig filzbewehrten Bodenplatte aus einem resonanzdämpfenden Sandwichmaterial – die später im Handel erhältliche Version wird selbstverständlich Bohrungen für das Eindrehen von Spikes oder anderen Füßen beinhalten.

Quadral Aurum Montan 9 im Hörraum

Ganz oben prangt der Aurum-typische Bändchenhochtöner, allerdings in einer neuen Technologie entwickelt und gefertigt, die bei Quadral quSENSE genannt wird. Dahinter verbirgt sich eine Hochtoneinheit mit einem vergleichsweise kurzen und breiten Bändchen – man will durch diese Wahl eine große, hoch belastbare Membranfläche mit niedrigen Verzerrungen und einem guten Abstrahlverhalten erzielen. Die Konstruktion des Hochtöners ist aufwändig: Wir finden vergoldete interne Anschlussterminals, einen Übertrager mit einem potenten Sinterkern, einen filzgedämpften Gusskörper – und zwischen der eigentlichen Hochtoneinheit und der Lautsprecherfront eine dämpfende Elastomer-Dichtung, ein dünnes, akustisch durchlässiges Schutzgitter sowie eine Faceplate aus fünf Millimeter starkem, reinem Aluminium.

Quadral Aurum Montan 9 Bändchen
Der neue quSENSE-Bändchentreiber von Quadral Aurum

Direkt darunter platziert, um ein möglichst konsistentes akustisches Zentrum zu erzielen, befindet sich der Mitteltöner. Die Membran besteht aus einem Alu-Titan-Magnesium-Kompositum, das eigenresonanzfrei, schnell und genau agieren soll. Der Alu-Druckgusskorb wurde gegenüber dem Vorgängermodell neu entwickelt, mit dem Primärziel der Minimierung von Strömungsverlusten. Untenrum sehen wir hinter einem „Vorhang“ aus vertikal gespannten Gummiseilen die beiden Tieftöner, die gegenüber der Schallwand nach hinten versetzt wurden und somit auf eine kleine Druckkammer arbeiten – zusätzlich wird der rückwärtige Schallanteil abgefangen und über eine frontseitige, unter den Tieftönern mündende Bassreflexöffnung ausgeleitet.

Quadral Aurum Montan 9 Altima
Der Mitteltöner der Quadral Aurum Montan 9

Das Anschlussterminal schenkt dem Nutzer die Option, den Hochtonbereich leicht zu betonen oder abzumildern. Erfreulicherweise geschieht dies aber nicht mit einem spillerigen, billigen Schalterchen, sondern einem mechanisch „amtlich“ wirkenden Knebelschalter. Die Frequenzweiche sitzt übrigens nicht huckepack auf dem Anschlussterminal, sondern auf einer separaten, entkoppelten Platte an der Gehäuserückseite auf Höhe der Tiefmitteltöner.

Auffallend ist (ich habe mal einige Schrauben gelöst und ins Gehäuse gelugt) nicht nur die blitzsaubere, hochwertige Innenverkabelung, sondern auch die Komplexität des Innenaufbaus mit zahlreichen Innenverstrebungen und sauber ausgeführten Dämmungen. Das sieht wirklich nach Handarbeit aus.

Quadral Aurum Montan 9 Terminal
Die Rückseite des Terminals der Aurum Montan 9

Bevor es ans Hören ging, hatte ich noch ein paar Fragen an den Chefentwickler Sascha Reckert, die er mir freundlicherweise per E-Mail beantwortete:

Herr Reckert, was ist konzeptionell wissenswert über die Aurum Montan 9 – was stand bei der Entwicklung insbesondere im Pflichtenheft?

Das wichtigste ganz klar: Verzerrungsarmut. Verzerrungsarme Lautsprecher klingen natürlicher und vor allem stressfrei auch bei hohen Lautstärken. Dafür steht insbesondere der Hochtöner, den wir in Hannover entwickeln und fertigen. Unüblich für echte Bändchenhochtöner liegen die Verzerrungen auf dem Niveau einer guten Hochtonkalotte, wobei die typischen Bändcheneigenschaften natürlich erhalten bleiben (Feinzeichnung/Auflösung, gleichzeitig sanft und unaufdringlich). Alle Tief- und Mitteltöner weisen Kupferkappen über dem Polkern auf sowie Magnetfeldgeometrien, die ebenfalls sehr geringe Verzerrungen zur Folge haben. Wichtig war uns auch das räumliche Zusammenrücken von Tieftönern und Bassreflexkanal auf der Vorderseite der Gehäuse. Dadurch ergeben sich eine verbesserte Tieftondynamik und Präzision und mehr Freiheiten bei einer wandnahen Aufstellung.

Was gibt es über die Frequenzweiche und die Innenverkabelung zu sagen?

Die Frequenzweiche richtet sich bei meinen Lautsprechern immer nach den elektroakustischen Bedingungen, die bei jedem Lautsprecher unterschiedlich ausfallen. Das heißt ich vertrete keine grundlegende Philosophie bezüglich der Flankensteilheit oder Trennfrequenz. Aus diesem Grund laufen die Tieftöner bei der Montan höher als bei einer Vulkan oder Titan – nämlich bis zu 320 Hertz. Die Steilheit orientiert sich an den Möglichkeiten der einzelnen Treiber und den resultierenden akustischen Flankensteilheiten, die bei meinen Konstruktionen üblicherweise zwischen 12dB/Okt und 36dB/Okt liegen. Wichtig für das klangliche Ergebnis sind richtig ausgewählte, hochwertige Bauteile, die wir von einem deutschen Hersteller in Top-Qualität bekommen. Eine ordentliche Innenverkabelung ist für uns in dieser Preisklasse selbstverständlich und kommt auch in der neuen Serie wieder von REAL Cable.

Welche Funktion hat das Grid vor den Tieftönern und warum sind die Tieftöner nach hinten versetzt?

Wichtig ist nicht die „Vergitterung“ mit den Gummiseilen, sondern das zusätzliche Luftvolumen vor den Tieftönern. Diese sogenannte Druckkammer, die von uns „hifigerecht“ ausgelegt wird, kommt ursprünglich aus dem professionellen Bereich und steigert den Wirkungsgrad im Bass-/Grundtonbereich, sodass der Tieftöner weniger elektrische Leistung aufnehmen muss, um einen gegebenen Schalldruck zu produzieren. Bei der Montan ist die Druckkammer sehr konservativ ausgelegt, so dass dieser Vorteil eher gering ausgeprägt ist, gleichzeitig aber das Impulsverhalten und die Verzerrungen optimal sind. Die Gummis haben übrigens akustisch keine Wirkung, sondern dienen nur dekorativen Zwecken.

Quadral Aurum Montan 9 Schalter am Treminal
Per Knebelschalter lässt sich der Hochtonbereich der Montan 9 leicht amildern oder betonen

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Test: Quadral Aurum Montan 9 | Standlautsprecher

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