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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Juveniler Fortysomething
  2. 2 Creek 4040A: Hörtest und Vergleiche

fairaudio's favourite AwardIm März 1982 landete der britische Hersteller Creek (Vertrieb: www.inputaudio.de) mit dem CAS4040 seinen ersten großen Hit: Ein Vollverstärker fürs kleine Budget, der – so die Fachpresse übereinstimmend – klanglich in einer höheren Liga spielte, als das Preisschild vermuten ließ. Creek hatte den CAS4040 bewusst als Antwort auf den seinerzeit extrem erfolgreichen NAD 3020 konzipiert, der vier Jahre zuvor aufgelegt wurde, sich vielfach verkaufte und den guten Ruf von NAD begründete.

Nun, rund 40 Jahre später, gibt es mit dem 4040A eine Neuauflage des CAS4040, mit dem Creek das Firmenjubiläum feiert. Was auf den ersten Blick erstaunt: Der 4040A hat nämlich mit dem CAS4040 aus technischer Sicht fast keine Gemeinsamkeiten, sieht noch dazu deutlich anders aus – einzig und allein der Preis von 998 Euro entspricht inflationsbereinigt in etwa dem, was Kunden seinerzeit für den CAS4040 hinblättern mussten.

Der Vollverstärker Creek 4040A mit silberner Front

Der Creek 4040A ist ein Vollverstärker mit Class-D-Technik und integriertem DAC – Anlass der Entwicklung war das 40-jährige Firmenjubiläum der Briten

So war der CAS4040 ein rein analoger Vollverstärker im Class-AB-Design, der mit drei Hochpegeleingängen und einem MM- wie MC-fähigen Phonoeingang aufwartete. Der aktuelle 4040A hingegen verzichtet ab Werk auf einen Phonoeingang, wiewohl er gegen Aufpreis (165 Euro) mit einem Austauschmodul aufgerüstet werden kann, wofür im Gegenzug ein Line-Input geopfert werden muss. Dafür bietet er neben drei Hochpegeleingängen – 2 x Cinch, 1 x XLR – auch einen Bluetoothempfänger und drei Digitaleingänge (USB, S/PDIF optisch und koaxial). Die Verstärkerschaltung ist eine andere als beim Urmodell, denn Creek setzt beim 4040A auf ein Class-D-Design, das auf Infineon-MA5332MS-Modulen basiert und eine sorgfältig konstruierte Peripherieschaltung zur Seite gestellt bekam; insbesondere in die stabile Stromversorgung habe man viel Gehirnschmalz investiert, schreibt mir Michael Creek in einem freundlichen Austausch von E-Mails.

Während beim CAS4040 ein klassisches Potenziometer die Lautstärkeregelung bestellte, kommt beim 4040A ein chipbasiertes Widerstandsnetzwerk zum Einsatz, das über einen Drehregler gesteuert wird und nebenher auf Wunsch die Möglichkeit bietet, Balance, Höhen und Tiefen einzustellen. Hier, so Michael Creek, sei man am Endes des Tages den pragmatischen und bezahlbaren Weg gegangen: Lieber ein alterungsresistenter Chip als ein billiges Potenziometer, das über kurz oder lang Gleichlaufschwierigkeiten macht oder – noch schlimmer – anfängt zu „kratzen“. Die Digitalsektion des Creek 4040A basiert übrigens auf dem zwar nicht brandneuen, aber gut beleumundeten ES9018-Chip von ESS, ein 8-kanaliger 32-Bit-Chip, den man auch in höher gepreisten Geräten anderer Hersteller findet. Zusammenfassend lässt sich sagen: Es ist zwischen dem Erstling von 1982 und unserem heutigen Probanden, dem Creek 4040A, äußerlich wie innerlich kein Stein auf dem anderen geblieben.

Blick ins Innere des Creek 4040A

Blick ins Innere des Creek 4040A

Eins nimmt mich gleich für den Creek 4040A ein, nachdem ich ihn aus dem Karton hebe: Ich finde, er sieht richtig cool aus. Das akkurat verarbeitete Metallgehäuse im Midsize-Format wirkt gleichzeitig knuffig und wertig. Es bekommt durch die sieben Millimeter starke, aufgesetzte Frontplatte einen edlen Touch – und das mittig angebrachte, gut ablesbare und dimm- sowie abschaltbare OLED-Display (2 x 4 cm) wird eingefasst von einer Blende, deren Seiten elegant abgerundet sind. Ebenfalls mit symmetrischen Abständen finden wir links und rechts vom Display die beiden Endlosregler für Quellenwahl und Lautstärkeregelung, die taumelfrei laufen und ein solides Anfassgefühl bieten. So geht modernes, zeitloses Design – ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass der 4040A jemals Zankapfel in einer Paarbeziehung mit ungleich verteilter HiFi-Begeisterung wird. Dafür ist er einfach zu klein, knuffig und schön anzusehen. (Und: Man kann ihn im Falle eines Falles notfalls unter den Arm klemmen und einfach damit verduften.)

Das Anschlussfeld des Creek 4040A

Das Anschlussfeld des Creek 4040A: Neben drei Hochpegeleingängen – von denen einer optional gegen Phono-MM ausgewechselt werden kann – gibt’s auch eine praxisgerechte Auswahl an Digitalschnittstellen inklusive Bluetooth

Ein bisschen meckern muss ich aber doch: Leider sind die beiden Drehregler nicht beschriftet. Klar, man wird sich schnell daran gewöhnen und „lernen“, mit welchem der beiden man nun die Lautstärke regelt beziehungsweise die anliegende Quelle auswählt. Und ich würde so etwas noch verstehen, wenn das ganze Gerät als unbeschriftetes Designobjekt durchginge. Aber hey – es war auf der Frontplatte Platz für das Creek-Logo und die Schriftzüge „4040A“ und „INTEGRATED AMP“, da hätte man ja auch noch die Regler mit „Untertiteln“ versehen können. Na, sei’s drum, in der Praxis habe ich am Ende eh die freundlicherweise beiliegende Fernbedienung genutzt.

Bedienknopf des Creek 4040A

Die Bedienknöpfe des Creek 4040A sind nicht beschriftet

Im ersten Hörparcours schauen wir mal, wie sich der Creek 4040A per analoger Zuspielung schlägt. Hier wird er per XLR beschickt von meinem CD-Spieler C.E.C. CD5. Später starten wir eine Digitalrunde mit dem CD5 sowie dem Streamer CXN (V2) von Cambridge Audio.

Creek 4040A: Hörtest und Vergleiche

Erster Eindruck: Wahnsinn, was heute für knapp unter tausend Euro klanglich möglich ist. Der 4040A nimmt mich sofort durch seine quirlige, dynamische und spielfreudige Art gefangen. Er gehört ganz sicherlich nicht zu den Komponenten, die beim ersten Hören das „gewisse Nichts“ abstrahlen. Ist er also ein Blender? Kommen wir der Sache mal auf die Spur …

Die Front des Creek 4040a

„Von unten nach oben“

Das Tonale lässt sich beim Creek 4040A schnell erzählen, denn er ist diesbezüglich ein klassischer Vertreter der reinen Lehre. Ich kann in keiner Lage erwähnenswerte Betonungen oder Lücken ausmachen. Insbesondere das viel beschworene „britische“ Klischee-Klangbild (mittenbetont und eher schlapp an den Frequenzgangenden) ist ihm fremd.

Simple Minds Street Fighting YearsEr hat keine Schwierigkeiten damit, richtig tief ins Bassfundament herabzusteigen – und wenn eine Aufnahme obenrum ordentlich funkelt, dann wird der Creek 4040A das weder abdunkeln noch mit zusätzlichem Gleißen versehen. Bei Simple Minds‘ Song „Street Fighting Years“ (gleichnamiges Album) zeigt sich das sehr gut, denn diese tontechnisch ausgezeichnete Produktion ist in allen Lagen deftig besetzt: gleich zu Beginn ein bauchiger akustischer Bass, der wenig später von einem E-Bass sekundiert wird. Limitationen im Frequenzkeller zeigt der 4040A hier nicht, bei entsprechender Lautstärke wird die Magengrube fleißig massiert. Gitarren, Streicher, Gesang, Keyboards – das Mittenband des 4040A ist auskunftsfreudig und lässt die Instrumente in der gebotenen Natürlichkeit erklingen. Und als nach anderthalb Minuten eine Bridge mit reichlich Schlagzeugblech und hochlagig spielenden Gitarren erklingt, zeigt sich der Creek 4040A ebenfalls voll da, leuchtet die Becken und Klirrtöne der E-Gitarren bestens aus: Ja, er ist ein richtig straighter Geselle, was allerdings damit einhergeht, dass sein Klangbild nicht mit übermäßiger Sinnlichkeit gesegnet ist. Es gibt Verstärker, die kräftigere Klangfarben malen und auch einen Schuss Wärme mitbringen (etwa mein doppelt so teurer, konzeptionell völlig andersgearteter Tsakiridis Aeolos+). Der 4040A wirkt nüchterner, wenn auch definitiv nicht zugeknöpft oder „kalt“. Sondern eben: reine Lehre.

Der Creek 4040A seitlicher Vogelperspektive

„Von links nach rechts“

Madonna Ray Of Light Wenn es um die stereofone Darstellung geht, verlässt der Creek 4040A ein wenig diesen geradlinigen Kurs, was jedoch nicht mit vermindertem Hörspaß einhergeht: Bei der Bühnenbreite legt der Creek 4040A ein Schippchen über „Normal-Null“ drauf, wie es mir scheint. Man nehme eine hochwertige und effektvolle Studioproduktion wie Madonnas „Frozen“ (Album: Ray Of Light): Hier durften die Tonkutscher offenbar mal richtig zeigen, was sie können. Wir hören eine breit gestaffelte Streichersektion, allerlei Synthieflächen, ein blitzblank geputztes Fender Rhodes, verhallte Schlagzeug-Fills – und viele, viele Effekte, die teils auch im Panorama umherwandern.

Ich sag’s mal volksnah: Das knallt richtig über den Creek 4040A. Die Bühne ist herrlich breit, die einzelnen, zuweilen wechselnden Positionen der Schallquellen werden wie mit dem Laserpointer nachgezeichnet, mal zischt es halblinks, mal wummert es halbrechts, das ist schlichtweg beeindruckend und gibt einem das Gefühl, der Musik vom besten Logenplatz aus beizuwohnen. Nicht zu vergessen: Über allem schwebt, genau in der Mitte festgenagelt, Madonnas gülden-funkelnde Stimme. Nicht schlecht!

Freilich gibt ein kleines „Aber“: Zeigt sich die Bühne auch effektvoll breit und bestens ausgeleuchtet, so spielt der Creek 4040A doch eher ein Stück nach vorne als in die Tiefe. Ausgedehnte Manifestation der Abmaße einer tiefen Bühne sind jedenfalls nicht wirklich sein Metier, das können andere Amps besser, hier würde ich mal meinen mit 1.200 Euro ähnlich gepreisten Marantz PM7000N nennen wollen, der eine weiter nach hinten ausgebaute Bühne aufzeigt.

Das Display des Creek 4040A


„Von Null auf Hundert“

The Gun Club Mother JunoBei der Grobdynamik ist der Creek 4040A komplett in seinem Element. Ich muss mich nicht verbiegen, wenn ich sage: Für nicht mal 1.000 Euro kenne ich derzeit keinen anderen Amp, der so freudig zulangt und austeilt. Wenn die Bassistin Romi Mori in The Gun Clubs Ballade „Yellow Eyes“ (Album: Mother Juno) mit zornigem Finger tiefste Basstöne zupft, dann schallert der Creek 4040A diese ungebremst in den Raum. Und wenn Gitarrist Kid Kongo Powers aus dem Nichts heraus zu einem beißend-schneidenden Solo ansetzt, dann geht dieses wie von der Abschleppstange geführt direkt zu den Lautsprechermembranen. Mit der Grobdynamik eng verwoben ist auch eine erfreuliche Geschwindigkeit und Timingfestigkeit: Es ist ein Genuss, der akzentuierten Schlagzeugarbeit in 10CCs „Dreadlock Holiday“ (Album: Bloody Tourists) zu folgen, das groovt mit einer Knackigkeit, die den Hörer selig ins Sofa drückt und grinsen lässt. Vergnügen pur!

Die Feindynamik ist ziemlich gut angesichts der Preisklasse, wiewohl schon noch steigerbar. Die im Sommer dieses Jahres verstorbene Sinéad O’Connor hat mit „Troy“ (Album: The Lion And The Cobra) ihr wohl existenziellstes und ernstestes Lied vorgelegt. Es beginnt ganz ganz leise, mit hellen Violinentönen, dann kommt Sinéads glasklare, elfengleiche Stimme, die Streicher verdichten sich und es gesellen sich Synthesizerstreicher zu den Violinen, die mehr und mehr von Sineáds immer intensiver werdendem Gesang übertönt werden. Über den Creek 4040A lassen sich die teils sehr subtilen Lautstärkeschwankungen und veränderlichen Lautstärkeanteile von Streichern und Stimme nicht ganz so fein nachverfolgen wie beispielsweise über meinen (freilich viermal (!) so teuren) Abacus Ampollo Dolifet.

Die Fernbedienung des Creek 4040A

Eine Fernbedienung gehört beim 4040A natürlich zum Lieferumfang

„Vom Groben ins Feine“

Blicken wir mal auf die Auflösung, also die Art und Weise, wie detailliert der Creek 4040A Klänge zeichnet. Da zeigt sich nämlich ein ganz interessantes Bild: So ganz genau und universell kann man nämlich gar nicht sagen, wie es hierum bestellt ist. Müsste ich global 0 – 10 Punkte vergeben, ich käme ins Schwitzen (und bin daher sehr dankbar, dass wir uns und Ihnen bei fairaudio diese elendige Punktezählerei ersparen). Es ist nämlich nach meiner Beobachtung so, dass die schiere Qualität der Auflösung tendenziell zunimmt, je weniger Klangquellen im Spiel sind. Ist beispielsweise nur ein Solo-Konzertflügel am Start, dann bringt der Creek 4040A feine Details, Nebengeräusche, aber auch die Grund- und Obertöne der Saiten wunderbar aufgelöst aufs Tapet. Das machen meine anderen hier erwähnten Amps nicht deutlich besser.

Der Creek 4040A von seitlich-vorn, ohne Gerätedeckel

Wenn sich die Besetzungen hingegen vergrößern, also schlicht und einfach „mehr los ist“ auf den Aufnahmen, geht die Auflösung der einzelnen Quellen ein Stückchen zurück. Gut zu hören ist das im Instrumentalsong „Ascension“ von Mike Oldfields Album „The Songs Of Distant Earth“. Der beginnt recht übersichtlich mit reichlich Synthesizern und einer cleanen Gitarre, die in einem Sound daherkommt, wir ihn nur ein Mike Oldfield zaubern kann: beherzt und fragil zugleich mit reichlichem Einsatz des Tremolo-Hebels. Hier ist alles zu vernehmen – die Modulationen des flächigen Synthesizers, die fein verästelten dynamischen und melodiösen Strukturen der Gitarrenklänge. Ab der vierten Minute steigert sich der Song jedoch in ein gewaltiges Finale hinein, es wird lauter, intensiver, flächiger – und genau an dieser Stelle wirkt es, als ob der Creek 4040A etwas die Übersicht verliert und in Bezug auf Auflösung vornehmlich diejenigen bedient, die am lautesten sind. Ist das schlimm? Nein, eher ein ganz normaler Kompromiss, denn ein Verstärker für 1.000 Euro kann nun mal nicht unter allen Umständen in jeder Disziplin alles abliefern, was der Audiophile sich so wünscht. Wie auch?

Der Lautstärkeregler des Creek 4040A

„Vom Analogen ins Digitale“

Als ich von der analogen Zuspielung über meinen C.E.C. CD5 auf die digitale (koaxial) umschalte, merke ich … dass ich nichts merke. Es gibt keinen klangrelevanten Unterschied. Wie kommt das? Nun, ich schaue mal in die Spezifikationen: Mein CD5 hat den gleichen DAC verbaut wie der 4040A, offenbar scheinen an dieser Stelle die Peripherieschaltungen beider Geräte keine wesentliche Rolle zu spielen. Klanglich ergibt sich ein absolutes Patt.

Die Rückseite des Creek 4040A

Etwas anders sieht es aus, wenn wir den CXN V2 von Cambridge Audio auf den Vergleichsparcours „analog/digital“ schicken. Wir „übergehen“ also den Wolfson-WM8470-Wandler im CXN V2 und lassen den ES9018 im Creek 4040A ans Steuer. Schon interessant: Digital zugespielt ergibt sich wiederum ein ähnliches Klangbild wie bereits oben geschrieben, während es bei der analogen Zuspielung über den Cambridge CXN V2 dynamisch etwas abgesoftet, dafür aber farbstärker klingt, insbesondere im Mittenband. Ein Stück wie „Who’s More Sorry Now“ von den Pixies (Album: Doggerel) fasst mich emotional über die analoge Zuspielung mehr an, weil die Gitarren in der Bridge-Sektion etwas farbiger gezeichnet werden und auch die weibliche Hintergrundstimme etwas mehr „menschelt“ – dafür hat der Song bei digitaler Zuspielung etwas mehr Grip, Biss und Tempo.

Der Creek 4040a aus leichter Vogelperspektive

Was lernen wir daraus? Dass die Verstärkersektion beim Creek 4040A offenbar sehr durchlässig für qualitative Unterschiede der vorgeschalteten Geräte ist, während man bei der verbauten Digitalsektion – salopp gesagt – mit deren Klangbild „verheiratet“ ist. Wer also eine Digitalquelle hat, die sowohl analog wie digital abliefern kann, hat über den Creek die Möglichkeit, zwei mehr oder weniger unterschiedliche Klangbilder abzurufen.

Billboard
Bowers & Wilkins Px8

Test: Creek 4040A | Vollverstärker

  1. 1 Juveniler Fortysomething
  2. 2 Creek 4040A: Hörtest und Vergleiche

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