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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Tatratea Time
  2. 2 Canor DAC 2.10: Klangtest und Vergleiche

fairaudio's favourite Award 2023Ziemt es sich, ein HiFi-Gerät mit einem der härtesten Getränke, das europäische Gesetze zulassen, zu assoziieren? Nun, wenn es sich dabei um den Röhren-D/A-Wandler Canor DAC 2.10 (Web: https://canor-audio.de/; Preis: 3.849 Euro) handelt, ergibt es sogar Sinn. Denn so viel Spaß wie mit dem diesem „glühenden“ Slowaken hatte ich schon lange nicht mehr.

Ich habe die markant gestalteten Verstärker von Canor schon auf diversen Messen sehen und hören können, was die Vorfreude auf die tiefergehende Beschäftigung mit dem D/A-Wandler-Erstling der Marke durchaus befeuert hat. Dazu brauchte es keinen Tatratea, der übrigens – falls Sie es sich nicht schon denken konnten – mit Assam, Earl Grey und Co. nur ganz, ganz entfernt (und zwar bis zu 72 Volumenprozent weit weg) etwas zu tun hat.

Ach so, bevor das Wort „Erstling“ Sie vielleicht auf die falsche Fährte schickt: Canor produziert bereits seit Längerem bestens beleumundete CD-Player mit digitalen Eingängen – die Kompetenz in Sachen Einsen und Nullen auch jenseits der Red-Book-Spezifikationen haben die Slowaken also nicht erst seit gestern im Haus.

Der Canor DAC 2.10 ist ein reinrassiger D/A-Wandler - mit röhrenbestückter Ausgangsstufe

Der Canor DAC 2.10 ist ein reinrassiger D/A-Wandler – mit röhrenbestückter Ausgangsstufe

Erster Kontakt

Der DAC 2.10 kommt im Canor-Familien-Look der günstigeren beider Serien (erkennbar an der „2“ im Namen) daher, heißt: Standard-HiFi-Breite von 435 Millimetern, knapp 12 Zentimeter hoch und 42 tief, mit horizontal dreigeteilter Front aus zwei Streifen massivem Aluminium und einem dazwischenliegenden, durchgehenden schwarzen Element, in dem rechts ein 3,5-Zoll-TFT-Display sitzt. In der Mitte schwingen die drei Segmente einmal u-förmig nach unten, um dem großen Drehsteller zur Menüsteuerung und Eingangswahl Platz im oberen Alu-Teil zu verschaffen. Wie, keine Lautstärkeregelung? Ja, richtig: Der Canor DAC 2.10 ist wirklich ein reiner D/A-Wandler ohne Vorverstärker und ohne weitere Funktionen wie Streaming, Bluetooth oder Kopfhörerausgang. Dass es so etwas in dieser Konsequenz und Preisklasse überhaupt noch gibt, verlangt mir Respekt ab, schließlich geht der Trend zu (hoch)integrierten Gerätschaften, so hört man jedenfalls allenthalben. Was ich unter Kosten- und Platzaspekten verstehen kann. Allerdings limitiert es die Möglichkeiten beim „HiFi-Spielen“ und hinterlässt nur in seltenen (und teuren) Fällen nicht den Beigeschmack von Inkonsequenz.

Canor DAC 2.10: Unter dem Drehregler prangt das Firmenlogo

Canor DAC 2.10: Unter dem Drehregler prangt das Firmenlogo

Direkt unter dem Drehregler prangt bei eingeschaltetem Gerät das Canor-Firmenlogo mit stilisierter Stimmgabel und Schriftzug im typischen Orange. Beim Testgerät weicht das Display noch farblich vom Logo ab, doch das habe man in der Zwischenzeit angepasst, so Canor-Sales-Director Ivan Bosnovic. Links und rechts davon sitzen im schwarzen Band je zwei Drucktaster: Stummschaltung-, Display-Dimmung-, Eingabe- und Zurück-Tasten erlauben beim DAC 2.10 die vollständige Bedienung – auch ohne Fernbedienung. Die ist zwar dank Direktwahltasten etwas komfortabler, dennoch finde ich die kundenfreundliche Redundanz genauso sympathisch wie die Konzentration des Canor DAC 2.10 auf seinen Wandler-Job.

Zu guter Letzt sitzt eine Ebene unter dem Logo noch der wurstfingerfeundlich große Ein- und Ausschaltknopf. Das Design empfinde ich als unaufgeregt, stimmig und unverwechselbar, wobei ich mir einen Seitenhieb auf die für die Gattungs-Angabe gewählte Schriftart links oben („1980er-Jahre Federkiel-Schönschrift“) nicht verkneifen kann, zumal direkt daneben die Typenbezeichnung in serifenloser Druckschrift steht. Eine Kleinigkeit, ja – aber hey, vielleicht denkt man ja beim ersten Facelift drüber nach?

Beschriftung des Canor DAC 2.10

Anschlüsse

Dass der Canor DAC 2.10 sich auf eine einzige Funktion konzentriert, bedeutet nicht, dass er in Sachen Anschlussvielfalt für digitale Zuspieler über die Stränge schlägt. Er bringt die üblichen Digitaleingänge mit: Jeweils ein AES/EBU-, S/PDIF-Koax- und USB-B-Anschluss sowie zwei optische TOSlink-Eingänge nehmen Einsen und Nullen entgegen. Nicht üppig, aber ausreichend – auch wenn der ein oder andere sich vielleicht HDMI (ARC) wünschen könnte. Eine Ein-, Aus- und Umschaltfunktion per Signal-Trigger gibt es nicht. Das ist sicherlich teilweise der Röhren-Betriebsart geschuldet, denn das Hochfahren nach dem Einschalten dauert etwa eine halbe Minute. Man sollte den Canor DAC 2.10 also vor dem TV oder ähnlichen Gerätschaften einschalten.

Rückseite des Canor DAC 2.10

Rückseite des Canor DAC 2.10 – hier werden alle klassischen Schnittstellen geboten. Aber auch nicht mehr

Zum Anschluss an Voll- oder Vorverstärker stehen jeweils ein Paar symmetrischer (XLR) und unsymmetrischer (Cinch) analoger Ausgänge bereit. Einen Schalter zur harten Trennung des DAC 2.10 vom Stromnetz finden wir ebenfalls auf der Rückseite.

Die digitalen Eingänge des Canor DAC 2.10

Die digitalen Eingänge des Canor DAC 2.10

Digital Native

Im Canor tun gleich zwei ESS9038Q2M-SABRE-32-Bit-DAC-Chips in einer Dual-Mono-Konfiguration ihren Dienst – jeder Chip darf sich also ganz alleine und ungestört um einen Kanal kümmern. Das, so Canor, resultiere in insgesamt besseren Parametern – vor allem bei der Kanaltrennung (logisch) und dem Rauschabstand – und somit besseren Klang.

Die S/PDIF-Eingänge (Koax, TOSlink) und AES/EBU empfangen Digitales im PCM-Format bis 192 kHz Abtastrate und 24 Bit Wortbreite. Der USB-Port setzt mit einer asynchronen Unterstützung von PCM bis zu 768 kHz und 24 Bit sowie DSD (DoP und nativ) bis DSD256 und ausschließlich nativem DSD512 noch mal einen drauf. Das dürfte bis auf absehbare Zeit dann auch dicke genügen. Zumal die Hardware des Canor DAC 2.10 auch MQA voll entfaltet – Kommentare zur diesbezüglichen Kontroverse spare ich mir.

Der Canor DAC 2.10 bietet eine Upsampling- und Reclocking-Option

Der Canor DAC 2.10 bietet eine Upsampling- und Reclocking-Option

Der Canor DAC 2.10 besitzt zudem sieben umschaltbare digitale Filter für das PCM-Format und einen proprietären, speziell für den verwendeten DAC-Chip entworfenen MQA-Filter. Die digitalen FIR-Filter verändern die Impulsantwort und die Einschwingcharakteristik des Signals, sodass der Hörer den Klang in sehr engen Grenzen subtil nach seinem Geschmack einstellen kann. Liegt ein MQA-Signal an, so stellt der Canor diesen Filter automatisch ein. „Oversampling Bypass“ schaltet jegliche Filterung ab. Zusätzlich bietet der Canor DAC 2.10 die Option, mit einem Multi-Core-XMOS-Mikrocontroller das digitale Eingangssignal auf 352,8 beziehungsweise 384 kHz (je nach ursprünglicher Datenrate) hochzusampeln und mit einem FPGA-Schaltkreis (CPLD MAX II, Complex Programmable Logic Device von Altera) zu reclocken – ihm also einen neuen, perfekt mit der eigenen Masterclock synchronisierten Takt zu verpassen.

Ansichtssache

Das Display des Canor DAC 2.10 ist übersichtlich gestaltet. Der Nutzer kann sich die relevanten Informationen entweder vollständig und relativ klein dargestellt oder reduziert und dafür auch aus mehr als anderthalb Metern Entfernung ablesbar anzeigen lassen. Die Menüführung gibt keine Rätsel auf. Auf maximal drei Menü-Ebenen lässt sich alles in kürzester Zeit einstellen, das meiste auch mit Direkttaste per Fernbedienung.

Geschirmt und vergossen: Der Transformator im Canor DAC 2.10

Geschirmt und vergossen: Der Transformator im Canor DAC 2.10

Röhrenausgangsstufe

Canor wäre nicht Canor, wenn der DAC 2.10 nicht über eine Röhrenausgangsstufe verfügte. Hier arbeiten vier Doppeltrioden vom Typ 6922EH in einem feinsäuberlich per CMT-Technologie aufgebauten Leiterplattenumfeld. CMT bedeutet „Canor PCB Milling Technology“ und meint ein spezielles Verfahren, mit dem die Slowaken Leiterplatten fräsen und für das sie eine eigene Anlage gebaut hat. Die CMT-Technologie ermögliche es, die dielektrischen Verlustfaktoren (gemessen als sogenannte Verlusttangente) von Leiterplatten näher an den (idealen) Verlustfaktor von Luft heranzuführen. Denn jede Verschlechterung dieser Tangente schade dem Klang, sagt Canor.

In der Ausgangsstufe des Canor DAC 2.10 arbeiten vier Röhren

In der Ausgangsstufe des Canor DAC 2.10 arbeiten vier Röhren vom Typ 6922EH

Dank dieser Technologie sei es gelungen, auf das Parameterniveau der „Wire-to-wire-Verbindungen“ mit sehr teuren Drähten mit Teflonisolierung zu kommen – aber man könne die Parameter in der Serienproduktion zu 100 % einhalten, was bei „Wire-to-wire“ unmöglich sei. Alle Röhren würden zudem mit speziell entwickelten Geräten gemessen und selektiert, so Canor. Dass es den Slowaken dabei nicht um Röhrenromantik, sondern um die klanglichen Meriten des Konzepts geht, zeigt sich schon darin, dass man das Glimmen der Trioden von außen gar nicht sieht. Hören wir mal, ob dieser Plan aufgeht.

Canor DAC 2.10: Klangtest und Vergleiche

Erika de Casier SensationalBevor wir richtig loslegen, kurz zu den digitalen Einstellmöglichkeiten des Canor DAC 2.10: Die Klangunterschiede zwischen den Filtern halte ich für sehr subtil. Sie wirken sich marginal auf Transienten, Impulsantwort und die räumliche Trennung des Geschehens aus. Ich lande wie fast immer beim „Linear Phase Slow“-Filter, der mir den ausgewogensten Eindruck macht. Einen etwas größeren Einfluss hat der Upsampler, der das Klangbild einen Hauch direkter und offener, aber nach einer gewissen Zeit gefühlt auch vordergründiger auslegt. Das Reclocking macht sich erst nach langem Hören mit eingeschalteter Taktsynchronisierung und anschließendem Umschalten bemerkbar. Die Änderungen beziehen sich vor allem auf die innere Organisation von Instrumenten, zum Beispiel beim satt grollenden Bass in Erika de Casiers „Polite“ (Album: Sensational; auf Amazon anhören). Der scheint harmonischer und akzentuierter zu spielen und einen Hauch besser kontrolliert rüberzukommen, wenn die Masterclock des DAC 2.10 das Sagen hat. Bei mir spielt der Canor für diesen Test also mit dem genannten Filter und eingeschaltetem Reclocker – der Upsampler bleibt außen vor.

Die Verbindung zur Vorstufe Norma Audio SC-2 (5.400 Euro) übernimmt ein unsymmetrisches Gutwire EON-Z, welches auch die PA-150-Endstufe von Norma Audio (5.300 Euro) an die SC-2 anbindet. Als Monitore fungieren die ATC SCM50PSL (14.580 Euro).

Von Ignoranz und Konsequenz

Canor DAC 2.10 auf dem Rack

Es ist immer wieder interessant und teilweise ernüchternd zu hören, welchen Einfluss einzelne Komponenten auf das Gesamtergebnis haben können – selbst dann, wenn sie in einer vergleichbaren Preisklasse mit anderen Wettbewerbern spielen und „nur“ Einsen und Nullen zu analogen Signalen umwandeln. Der Einfluss von D/A-Wandlern auf den Klang wird von „Technokraten“ ja gerne als quasi nicht existent bezeichnet. Würden die sich doch nur mal ganz unvoreingenommen einen Canor DAC 2.10 anhören! Denn – kleiner Spoiler – der DAC 2.10 setzt sich von dem 2.000 Euro teuren DAC-Modul in meiner Norma-Audio-Vorstufe SC-2 so deutlich ab, dass es mich schon etwas überrascht. Schließlich hat sich dieses Norma-Modul schon mehrmals in privaten Sessions gegen nochmals teurere Konkurrenten behauptet. Der Canor allerdings liefert unbestreitbar „mehr von allem“: Ich höre Verbesserungen bei der Auflösung und Luftigkeit, bei Präzision und Dreidimensionalität der Abbildung, bei der Entwicklung harmonischer Zusammenhänge und vor allem bei der Kohärenz des Klangbilds. Es scheint fast so, als ob zeitliche Ereignisse, die zuvor fast exakt auf den Punkt zu kommen schienen, nun erst wirklich so einrasten, wie sie gedacht waren. Aber der Reihe nach.

Bassbereich

Nenad Vasilic Bass RoomWie erwähnt ist Röhrenromantik nicht der Fokus bei der Canor-Entwicklung. Das bestätigt sich auch beim Hören. Statt weiche Basswatte auszulegen, spannt der DAC 2.10 den Schraubstock ein, zwei Umdrehungen härter um den Frequenzkeller als mein Norma-DAC. Den Bassanteil der Toms von Manu Katché in „So Groovy“ vom Album Playground oder den Kontrabass von Nenad Vasilic in „Bass Drops“ (Album: Bass Room; auf Amazon anhören) bringt der Slowake konzentrierter, trockener und knalliger auf den Punkt, schiebt die Energie in Form präziser gesetzter Druckwellen in den Raum. Die Bassdrum lässt sich leichter vom E-Bass differenzieren, dessen Melodie somit auch besser durchhörbar ist. Kann man das „straffer“ nennen? Ja. Aber auch durchsetzungsfähiger, nicht im Sinne von „mehr Pegel“, sondern weil der Bass konzentrierter dargeboten wird. Übrigens auch ganz tief unten herum, wie ein schneller Quercheck am Denon AH-D 7200 mit Nenad Vasilics „Bass Drops“ vom Album Bass Room oder „Wonder Where We Land“ von SBTRKTs gleichnamigem Album beweist. Satt, druckvoll und doch bestens strukturiert wogen Kontrabass und Synthie-Attacken durch die Ohrmuscheln.

Mitten

Pain of Salvation PantherDie Mitten stellt der Canor DAC 2.10 außerordentlich klar, offen und differenziert dar. Dabei schlägt er sich mitnichten auf die ätherische Seite, sondern vermittelt akustische Solidität und erzielt hohe Klangfarbentreue. Brendan Perrys Stimme in „This Boy“ stellt er physisch greifbarer dar als mein Norma-DAC und verleiht ihr noch mehr Kraft und Druck, ohne jegliche tonale Überbetonung etwa im Grundton. Dennoch erscheint mir die Auflösung im oberen Mittelton flinker, freier, wie mit feinerer Nadel gestrickt. Die Textur elektronisch erzeugter Sounds und verzerrter Gitarren im eigentlich nur mittelmäßig produzierten „Accelerator“ von Pain of Salvation (Album: Panther; auf Amazon anhören) wirkt erstaunlich detailreich und fokussiert, mit klar herausgearbeiteter Körnung – was für sehr geringe Verzerrungen spricht.

Die Saiten des Fretless-Basses von Pattern-Seeking Animals in „Time Has Its Way“ (Album: Only Passing Through) strahlen mit silbrig-feinen Obertönen, die ich in dieser Preisklasse kaum erwartet hätte – das fasziniert fast so sehr wie mit der Wandler/Vorstufe Linnenberg Satie (9.450 Euro). Dabei kann der Canor durchaus klare Kante zeigen, zum Beispiel mit Steelgitarren, denen er den typischen Biss mitgibt, der meinem weicher agierenden DAC-Modul im direkten Vergleich ein wenig abgeht – genauso wie die herausragende Klarheit und Unmittelbarkeit der Stimme Leonard Cohens in „You Want It Darker“ vom gleichnamigen Album. An dieser Stelle sehe ich die einzige Möglichkeit (ich will es nicht Gefahr nennen) einer Unverträglichkeit mit Ketten, die im Bereich der oberen Mitten bereits betonen oder gar harsch und dazu noch im Bassbereich sehr schlank agieren. Dann könnte die unverstellte Direktheit des Canor DAC 2.10 die Balance zum Beispiel bei harten Piano-Anschlägen kippen lassen. Doch das dürfte nur in sehr wenigen Konfigurationen tatsächlich der Fall sein – schließlich sprechen wir hier von einer minimalen Neigung.

Hochton und Auflösung

Der Canor-DAC kommt mit einer soliden Fernbedienung

Der Canor-DAC kommt mit einer soliden Fernbedienung

Der Hochton gelingt dem Canor DAC 2.10 ebenfalls noch etwas feiner granuliert, allerdings mit einer aufregender prickelnden Charakteristik und einer luftigeren und offeneren Diktion, gerade im Superhochton. Nicht, dass der Canor heller oder gar kühler klänge, er gibt sich hier durchaus neutral – es ist eher der Effekt wie bei einer neuen Brille, die man zum ersten Mal aufsetzt. Das merkt man zwar schon bei durchschnittlich produzierten Tracks, doch wenn audiophil aufgenommenes Material wie Erica de Casiers „Polite“ vom Album Sensational am Start ist, fällt die Auflösung des Canor DAC 2.10 erst so richtig ins Gewicht. Die Klarheit, mit der der Slowake feinste Schwebungen der Schlagzeugbecken und Glöckchen ins Analoge übersetzt, ist erstaunlich und schlägt ziemlich alles, was ich unter 5.000 Euro bisher gehört habe. Sollte Ihre Kette einen Schuss Offenheit und Freiheit ganz obenrum vertragen können, dann ist der Canor DAC 2.10 eine Empfehlung.

Raumeindruck

Direkt fällt auf, dass der Canor DAC 2.10 den Raum in der Links-Rechts-Dimension etwas weitet und zum Beispiel die Stimmen des Chors in Loreena McKennitts „Dante’s Prayer“ (Album: The Book of Secrets) differenzierter, wenn auch nicht tiefer hinter die Lautsprecher staffelt. Er leuchtet das düstere Kirchenschiff etwas heller aus und fegt es sauberer als mein Norma: Hier schweben deutlich weniger Staubpartikel im durch die in Orange- und Rottönen gefärbten gotischen Kirchenfenster einfallenden Sonnenlicht als mit dem eh schon reinlichen Norma, wenn auch nicht ganz so wenige wie beim Linnenberg Georg Philipp Telemann (17.800 Euro).

Canor DAC 2.10 mit Röhrenverstärker im Hintergrund

Bewegungen von Instrumenten und Stimmen über die Bühne gelingen ihm bruchlos, ohne Lautstärkeschwankungen oder Präsenzdifferenzen, zum Beispiel die flatternde Gitarre zu Beginn von „I Cant’ Stay Here Anymore“ von Pattern-Seeking Animals (Album: Only Passing Through). Die genaue Verteilung von Schallereignissen in der Horizontalen macht der Canor ebenfalls deutlich, und wo der Norma-DAC zu einer etwas kompakteren Darstellung tendiert, arrangiert der Slowake Stereoeffekte umrissschärfer an den Rändern der virtuellen Bühne. Dabei scheint es mir, als fülle der DAC 2.10 zuvor vorhandene Leerstellen zwischen den Instrumenten und Stimmen aus. Nicht etwa, weil er den Raum nicht ordnete oder das Geschehen ineinander blendete, nein. Da, wo vorher einfach nichts zu sein schien, tut sich nun etwas auf: Der Canor DAC 2.10 macht insbesondere bei akustischen Liveaufnahmen die subtilen Hallanteile des Aufnahmeraums hörbar, sodass musikalisch-organische Verbindungen entstehen.

Dynamik

Canor DAC 2.10 - Ambiente

Der Canor DAC 2.10 agiert grob- wie feindynamisch frei, locker-athletisch und differenziert abgestuft. Manu Katchés „So Groovy“ vom Album Playground gelingt dem Canor DAC 2.10 tatsächlich eine ganze Groove-Klasse schwungvoller und lebhafter als meinem Norma, aber auch einem Waversa Systems WDAC 3C (6.550 Euro). Gerade die Bass-Dynamik gleicht einem lossprintenden Porsche Taycan Turbo S: Massives Drehmoment, ansatz- und humorlos ohne Schlupf und Show auf die Straße gebracht. Diese Fähigkeit, Energie so schnell und trägheitslos Traktion zu verschaffen, zeichnet den DAC 2.10 ganz besonders aus. Dabei schafft er es sogar, die dynamischen Differenzen der Stick-Arbeit Katchés einerseits vom Nachschwingen der Felle zu differenzieren und andererseits Letzteres ungeachtet aller dynamischer Turbulenzen drum herum durchtönen zu lassen. Auch die feindynamisch anspruchsvolle Intonation, das „Einschwingen“ von Stimmen und Instrumenten gelingt mitreißender, ansatzloser und flüssiger als mit so gut wie jedem anderen DAC unter 5.000 Euro, den ich bisher auf dem Rack hatte.

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Antipodes Audio

Test: Canor DAC 2.10 | D/A-Wandler

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