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Wenn einer seit über 40 Jahren Verstärker baut, dann kann er was erzählen. Oder noch besser: seine Produkte ausgiebig für sich selbst sprechen lassen. Falls Sie technisch interessiert sind und Friedrich Schäfer – Gründer von ASR Audio Systeme und Chef des zurzeit zehnköpfigen Teams – mal zufällig am Telefon haben, werden Sie wissen, was ich meine. Wenn Sie sich näher mit einem seiner Amps befassen, ebenfalls: Allein die Designsprache ist außergewöhnlich und die Vielfalt an (optionalen) Features und Einstellmöglichkeiten überraschend groß für einen „bloßen“ Stereovollverstärker. Im Falle unseres ASR Emitter II Exclusive mit Akku-Netzteil (https://asraudio.de | ab 17.500 Euro, ohne Akkunetzteil 14.500 Euro) geht das Wörtchen Vollverstärker gleich mit vier Komponenten einher, die in Sachen Maße und Gewicht jeweils eigenständige Hifi-Geräte sein könnten: Der eigentliche Verstärker wird nämlich von zwei externen Netzteilen für die Endstufen sowie einem Akku-Netzteil für die Vorstufensektion begleitet.
Mir liegt es fern, Testberichte mit „Vorab-Honig-um-den-Bart-Pinselei“ einzuläuten, aber als das ASR-Quartett endlich von seinen Kartons befreit in Startposition in meinem Hörraum steht, stelle ich mir spontan die Frage, ob das womöglich die faszinierendsten Geräte sein könnten, die je bei mir waren. Aber gemach – noch hatte ich ja nicht mal einen einzigen Ton gehört.
Showtime
Allein schon die Lichtshow hinter der halbtransparenten (die Emitter-Verstärker gibt es allesamt auch in volltransparenter Hülle) Acht-Millimeter-Acryglasfront: Nein, kein greller Las-Vegas-Style, sondern wie ein wenig aus der Zeit gefallen wirkende beschriftete Lämpchen, die einem beispielsweise verraten, ob das Akkunetzteil gerade im Lademodus ist oder sich die Endstufen noch im Eco-Modus langweilen. Der ASR Emitter II Exclusive versprüht auch dadurch einen coolen Steam-Punk-Charme. Wer das gesamte Arsenal an Leuchtelementen gebündelt in Aktion erleben möchte, kann den Verstärker per im Inneren befindlichen Taster und dem mehrstufigen, linken Drehregler auf der äußeren Front einem Selbsttest unterziehen – in Anwesenheit eines Fachmanns, versteht sich.
Apropos „Lämpchen und Test“: Auch nach oben, durch die Acrylglas-Deckelplatte hindurch, schimmern verschiedene bunte LEDs wie kleine Sterne am nächtlichen Firmament. Die aber nicht bloß hübsch sein wollen, sondern ganz handfest Betriebsspannungen und Funktionen anzeigen. Im Falle eines Störfalles können Nutzer Fotos oder ein kurzes Video an ASR senden, um eine erste Diagnose und Hilfestellung zu erhalten. Ebenfalls aussagekräftig ist das große 42-mm-LED-Display auf der Front, das auch bei größerer Hörentfernung keine Zweifel über den gewählten Lautstärkewert aufkommen lässt.
Die hochwertigen Harting-Stecker mit ihren unverwüstlichen Metallkorpussen an den Ausgängen der drei externen Netzteile sind zwar absolut neuzeitlich (oder besser: zeitlos), erinnern mich dennoch ebenfalls an früher – nämlich an die 80er-Jahre und meine Elektroniker-Ausbildung in der Industrie. Die drei zugehörigen Leitungen führen dann ohne weitere Steckverbindung direkt ins Innere des ASR Emitter II.
Ich will mich da gar nicht allzu lange aufhalten, denn Selberanfassen geht über Lesen: Egal ob Netzverbindungen, Cinchbuchsen (WBT, Cardas, Clearaudio, … stehen zur Wahl), WBT-Lautsprecherterminal (Nextgen Kupfer oder Silber) oder die Metalldrehregler auf der Font – mechanisch strahlt der ASR Emitter II Exclusive eine Wertigkeit aus, die selbst in seiner gehobenen Preisklasse alles andere als üblich ist. Höre ich da hinten links eine Frage? Na klar, der mittige Lautstärkesteller hat Masse und rollert schön nach, wenn man ihn anstupst.
Gibt es verarbeitungsseitig denn überhaupt etwas zu meckern? Nun, dass der Emitter II nicht in Kalifornien designt wurde, sieht man ihm an, wenn man ganz, ganz, ganz genau hinguckt. Er wird nicht jeden Geschmack treffen. Bestimmte Geschmäcker dafür umso mehr – wie etwa meinen. Hm, allein die Kühlkörper an den Seiten finde ich etwas zu standardmäßig schnöde beschaffen, zumal sie hörbar klingeln, wenn man sie anschnippt. Mit speziellen Kühlkörper-Dämpfern, die ASR anbietet, lässt sich hier allerdings leicht Abhilfe schaffen.
Introspektiv
Löst man einige der sich zwischen den Kühlrippen versteckenden oberen Schrauben, lässt sich der Acryldeckel abnehmen. Und ein wunderschönes Platinenlayout entdecken, dessen Bestückung ganz klassisch mittels Durchsteckmethode und nicht per SMD erfolgte. Der kanalgetrennte Aufbau beziehungsweise die Symmetrie des Layouts auf der goldbeschichteten Platine mit ihren 105-Mikrometer starken Leiterbahnen erschließen sich unmittelbar. Diese Schaltung werden sicherlich auch Nichttechniker ästhetisch finden. Wobei, ich sag’s sicherheitshalber, Symmetrie hier nichts mit vollsymmetrischem Schaltungsdesign (jeder Kanal wird doppelt geführt) zu tun hat: Eingehende XLR-Signale erfahren beim ASR Emitter II Exclusive dementsprechend eine Asymmetrierung.
Pro Kanal arbeiten zehn Leistungs-MOSFETs in Push-Pull-Anordnung auf die Boxenklemmen zu: 2 x 280 Watt an 8 Ohm und eine bis unter 10 Milliohm hinunterreichende Ausgangsimpedanz sind durchaus eine Ansage. ASR Audio Systeme verspricht darüber hinaus eine Laststabilität bis < 2 Ohm. Das Thema „schwierige Lautsprecher“ sollte sich für Besitzer eines ASR Emitter II Exclusive also erledigt haben.
Dafür dürfen Emitter-Besitzer ihre Fingerfertigkeit am Mäuseklavier unter Beweis stellen: Gleich drei Dip-Schalterreihen stehen pro Kanal im Inneren des Verstärkers bereit, um die elektrischen Verhältnisse und den Klang des Emitter II an die zuspielenden Geräte und letztlich den eigenen Hörgeschmack anzupassen.
Die beiden Hochfrequenz-Kompensationsschalterreihen mit jeweils sechs Mini-Schaltern dienen dazu, den Grad der Gegenkopplung in den hohen Frequenzen zu beeinflussen. Je mehr Dips „Off“ sind, desto „schneller“ ist das Einschwingverhalten. Der Klang sollte dadurch frischer, etwas hochtonoffensiver werden. Wer es weicher und runder mag, stellt die Dips hingegen „On“. Wir kommen auf dieses Feature im Klangteil dieses Tests noch einmal kurz zurück.
Es lässt sich noch umfassender in die Mäusetasten hauen: Je eine Dip-Reihe pro Kanal für Cinch- und XLR-Signale ermöglicht die Anpassung der Eingangsimpedanz. Je mehr Mikroschalter „On“ sind, desto niedriger gerät die Impedanz, was im Normalfall zu einem ruhigeren Sound führt. Die übliche Werkseinstellung ist bei den Cinch-Eingängen sämtliche vier Dips off (22 kOhm). Aktiviert man alle Dip-Schalter, so verringert sich die Eingangsimpedanz auf 280 Ohm. Bei den XLR-Inputs (zwei Dips) lässt sich zwischen 1 kOhm und 10 kOhm wählen.
Kraftwerksbesichtigung
Bei so vielen Einstellungsmöglichkeiten freut den einen oder anderen Leser bestimmt, dass der Emitter II an anderen Stellen vollautomatisch fährt. So darf das mit riesiger Siebkapazität (1385520 μF) bewehrte Akkunetzteil mit seinen sechs Yuasa-Akkus dauerhaft mit dem Netz verbunden sein. Je nach Füllstand wird der Ladevorgang automatisch (de)aktiviert. Ohne Netzverbindung würde eine volle Akkuladung ungefähr für 100 Stunden Betrieb ausreichen, die Akkus selbst sollten laut Friedrich Schäfer etwa alle sechs bis sieben Jahre getauscht werden.
In den beiden Netzteilen für die Endstufen des ASR Emitter II Exclusive finden sich dann – logisch – keine Akkus, sondern jeweils zwei „Philbert-Mantelschnitt“-Trafos, die mit je 700 VA Scheinleistung spezifiziert sind. Diesem Trafo-Typ spricht ASR dank optimierten Kernschnitts eine gegenüber Ringkerntrafos verbesserte Impulsstabilität sowie einen ähnlichen guten Wirkungsrad zu. Die insgesamt 957520 μF Siebkapazität werden einer gewissen Impulsstabilität wohl ebenfalls nicht schaden.
Das Thema „neckische Lämpchen“ kam ja oben bereits auf und ist bei den Netzteilen ebenfalls unübersehbar: Abermals geht es nicht (nur) um Deko, sondern insbesondere um eine Statusanzeige und erste Fehleranalyse. Man kann dem etwaigen Patienten praktischerweise im Gesicht ablesen, was ihm fehlt. Und dem Gesunden, was er gerade so macht und ob er denn momentan ganz normal drauf ist oder ein bisschen öko. Letzteres ist der Fall, wenn der linke Drehregler auf der Front des ASR Emitter II Exclusive auf Position 1 gestellt wird – oder auf Position S (Stand-by) und der Amp per beiliegender Fernbedienung zum Leben erweckt wird. Die beiden trafobewehrten Leistungsnetzteile gönnen sich dann ungefähr jeweils 50 Watt Leerlaufleistungsaufnahme.
Der Eco-Modus ist empfehlenswert bei sehr empfindlichen Hochwirkungsgrad-Lautsprechern oder wenn der Emitter II einfach mal nur den Fernsehton verstärken soll und gerade eh dynamikfreie Trielle laufen. Oder eben zur Hintergrundbeschallung. Wer elektrisch anspruchsvolle Lautsprecher wie etwa meine Wilson Audio SabrinaX nutzt und konzentriert Musik hören möchte, sollte allerdings in den Normalbetrieb (rund 120 Watt Leerlaufleistungsaufnahme) wechseln, um das volle Klangpotenzial des Emitter II Exclusive auszureizen. Wichtig: Dazu ist zunächst der Eco-Betrieb zu aktivieren, anschießend der kurze Countdown abzuwarten, um erst dann den Drehregler auf Position 2 zu stellen. Ohne diesen Umweg bleibt der Amp sich nämlich auch in Position 2 ökologisch treu.
ASR Emitter II Exclusive mit Akkunetzteil: Klangtest & Vergleiche
Externe Netzteile, 2 x 280 Watt Leistung an 8 Ohm: Da sollte in Sachen Kontrolle und Dynamik ja einiges gehen, oder? Absolut! Wie etwa das Intro von „Touch“ auf dem Album Awake, eines der Spätwerke der belgischen Elektroniker The Klinik, beweist: Der pulsierende Sequenzer und die kalt-humorlosen Beats gehören rhythmisch zum trockensten, was meine Plattensammlung zu bieten hat, das hat schon was von puren Rechteckimpulsen. Der Emitter II Exclusive lässt sich hier ebenso wenig erweichen wie meine Vor-End-Verstärkerkombi aus Funk MTX und Bryston 7B³ – und zuckt auch bei ohrenbetörenden Pegeln mit keiner Wimper. Meine Stereoendstufe Norma Revo PA 150, immerhin 2 x 150 Watt stark, wuppt solche Dynamikhübe dann schon etwas weniger ansatzlos-zackig – wenngleich die Differenzen bei solcher Musik eher was fürs Protokoll sind als wirklich hörspaßrelevant.
Entscheidender finde ich da schon die Unterschiede, die zwischen den beiden Muskelprotzen und der ansonsten wunderbar musikalischen Norma-Endstufe zutage treten, wenn dicht-arrangierte, „massereiche“ Musik – wie etwa zeitweise bei „Last Known Surroundings“ von Explosions in the Sky (Album: Take Care, Take Care, Take Care; auf Amazon anhören) – auf den Plan tritt und dabei meine elektrisch nicht ganz anspruchslosen Wilson SabrinaX das Frontend bilden. Hier zahlt die höhere Laststabilität des ASR Emitter und meiner Bryston-Blöcke auf eine noch energiegeladenere, unmissverständlicher durchgezeichnete und letztlich beeindruckendere Wall of Sound ein, die einen schlichtweg noch stärker ins Hörsofa drückt.
Das letzte Quäntchen Druck
Ja, in Sachen Kontrolle und grobdynamischer Ansatzlosigkeit leistet der ASR Emitter II Exclusive genau das, was man in seiner gehobenen Gewichts- und Preisklasse erwartet, und steht dedizierten Endstufen in nichts nach. Was er sich allerdings ein ganz klein wenig spart, ist das letzte Quäntchen Druck untenrum: So hört sich über mein Funk/Bryston-Gespann die auf jeden zweiten Viertelschlag gesetzte Bassdrum in Pelicans „Midnight and Mescaline“ (Album: Nighttime Stories) einen Tick lauter, ja praller an. Um das ganz unmissverständlich einzuordnen: Als „untenrum schlank“ würde ich den ASR dennoch nicht bezeichnen, beim Hören kommen mir da eher Assoziationen wie „noch neutral, aber vornehm dezent“ in den Sinn. Aber klar: Wer zuallererst auf pornöse Tieftonorgien aus ist, findet in der Preisklasse und darunter mit Sicherheit ausschweifendere Erotikdarsteller.
Lustvoll
Das Lustvolle weht beim ASR Emitter II Exclusive aus einer ganz anderen Ecke: Schiebe ich das Album Inland der französischen Pianistin Vanessa Wagner (auf Amazon anhören) ein, berührt mich die Musik in einer Art und Weise, die ich erst einmal nachvollziehen muss. Es tönt eindringlicher, eingängiger, ja: irgendwie sinnlicher, wenn es über den ASR Emitter II Exclusive geht. Die Bindung zur Musik gerät tatsächlich noch etwas intensiver als über meine Funk/Bryston-Kombi. Doch warum? An der Dynamik – hier nehmen sich beide Lösungen nichts – liegt es nicht. Kräftigere Klangfarben oder eine wärmere Tonalität kann ich ebenfalls nicht ausmachen. Obwohl, Klangfarben … Kontrastiert sich das Klavier nicht mit noch reinerem Ton vom Hintergrund? Und mutet letzterer nicht noch „ruhiger“, noch „schwärzer“ an? Ja. Beim analytisch-kopfigen Vergleichshören ist das gar nicht mal eine so große Sache, zumal meine Verstärker-Kombi ebenfalls ein sehr reines Klangbild zeichnet. Die emotionale Ansprache beim Loslassen und Fallenlassen in die Musik gelingt dem ASR dennoch etwas fesselnder. Das Gefühl der „Echtheit“ stellt sich stärker ein.
Ganz Ähnliches erlebe ich bei „That Love“ (Album: Vexations; auf Amazon anhören) von Get well soon. Konstantin Groppes Stimme ist so unmittelbar eingefangen, dass die leisen Lippen- und Zungengeräusche nahezu sichtbar werden. Im Drumherum säuseln Gitarre, einige Pianotupfer, ein Schlagzeugbesen und zarte Hi-Hat-Zischer. Und auch, wenn hier mehre Instrumente unterwegs sind, liegt die Kraft dieses Stückes in seiner Ruhe. In den langsam changierenden Kontrasten. In den Klangfarben der Instrumente, die Zeit und Muße haben, sich zu entfalten. Wieder ist der ASR Emitter II Exclusive in seinem Element: Der Track fühlt sich intensiver, purer, vereinnahmender an als über meine Verstärker-Kombi. Dass ich so einen Satz irgendwann einmal schreiben würde, hätte ich nicht unbedingt erwartet, hat meine Kombi doch ausgerechnet in einer ihrer eigenen Domänen das Nachsehen. Klar, es sind vergleichsweise subtile Unterscheide, und meine Wilson Audio SabrinaX dazu auch noch recht offenbarende Lautsprecher. Doch genau um solche Feinheiten geht es im High-End-Bereich ja.
Ein Trade-off
Apropos Schlagzeugbesen und subtil: Da fällt mir doch was auf. Klingt der normalerwiese nicht etwas heller? Dem ist so – was bei diesem Track aber Jacke wie Hose ist, authentisch klingt es so oder so. Bei Tracks wie „The First Fire“ von If Trees could talk (Album: First Fire; auf Amazon anhören), bei denen es vermehrt um metallischen Becken- und Hi-Hat-Glanz und dreckigere Obertöne von Gitarren geht, fällt mir dann allerdings auf, dass es oben herum schon noch flirrender, luftiger geht. Oder genauer ausgedrückt: Meine Kombis aus Funk und Norma sowie insbesondere Bryston umhüllen einzelne Instrumente mit noch feinstofflicheren Hochtonanteilen. Dass sie dadurch automatisch mehr Nebel beziehungsweise weniger Hintergrundschwärze bieten, ist die Kehrseite ein und derselben Medaille. Ein Trade-off, bei dem schwer zu sagen ist, ob meine Kombis nun durchlässiger sind oder der ASR Emitter II Exclusive schlichtweg weniger harmonische Verzerrungen produziert. Auf diesem hohen Niveau, auf dem die Amps spielen, geht es dann auch eher um den eigenen Geschmack als um ein pauschales „Richtig“ oder „Falsch“.
Meine Ohren zieht es bei ruhigerer, spärlicher instrumentierter Musik mehr zum ASR, bei Stücken, die dichter, treibender und funkenschlagender arrangiert sind, mehr zu meiner Funk/Bryston-Kombi. Zumindest im Teamplay mit den im Hochton eher ein homöopathisches Kügelchen zurückhaltenden als forschen Wilson. By the way: Friedrich Schäfer schreibt über sich selbst, dass er „sanften Pop und Jazz liebt“ – das passt zu meiner Feststellung ja eigentlich auch ganz gut.
Aufs zweite Hören …
Logisch, dass sein Faible für Hintergrundschwärze den ASR Emitter II Exclusive auch anderswo prägt. So fühlt er sich im ersten Moment – auch aufgrund seiner Hochtoncharakteristik – gar nicht mal sonderlich analytisch an. Aber sobald man intensiver hört, ist man fast überrascht, wie hervorragend der ASR auflöst. Zumal der Hochtonbereich, um Missverständnissen vorzubeugen, zwar kein Ausbund an Luftigkeit ist, aber ansonsten konturscharf-akkurat durchzeichnet. Überspitzt ausgedrückt macht‘s der Emitter II Exclusive hier genau andersrum als etwa ein AVM Ovation A 6.2 Master Edition.
Von meiner Funk/Bryston-Kombi bin ich in Sachen Transparenz ziemlich verwöhnt. Und dennoch erlebe ich es über die Wochen wiederholt, dass mit dem ASR bei komplexer elektronischer Musik oder vielschichtigen Gitarrentexturen bestimmte Facetten oder Einflüsse von Effektgeräten durchscheinen, die mir neu vorkommen. Subtil ausgeprägt zwar, aber immerhin so merklich, dass mir das bei gut bekannten Tracks unwillkürlich auffällt. Vor allem im Mittenbereich, der tonal zudem mustergültig dargestellt wird. Hintergrundschwärze, Auflösung und balancierte Tonalität: Der ASR Emitter II Exclusive „kann“ Mittenwiedergabe derart gut, das selbst verwöhnteste Audiophile aus dem Häuschen geraten werden. Sofern jedenfalls Realismus gegenüber Romantik der Vorzug gegeben wird.
Wie sieht‘s in Sachen Bühne aus? Tja, aus dem bisher Gesagten lässt es sich fast schon ableiten. Die Abbildung löst sich tadellos von den Lautsprechern, gerät gleichwohl nicht so luftig und offensiv, dass mir das Wörtchen „immersiv“ über die Lippen käme. Zumindest gefühlt gilt das. Hört man nämlich kopfig genau hin, muten Instrumente keinesfalls kleiner abgebildet an als über mein Funk/Bryston-Trio. So oder so: Die Asse im Ärmel des ASR Emitter II Exclusive sind abermals Hintergrundschwärze sowie Klangfarbenreinheit – und mithin die sich wie von selbst ergebende überragende Kontrastierung/Differenzierung von Instrumenten ohne jegliche vordergründige Analytik. Wäre der ASR Emitter II Exclusive ein Clubbetreiber, so ließe er die bei Livekonzerten gerne mal angeworfene Nebelmaschine in der hintersten Ecke des Kellers vor sich hinrosten – und stattete den Bühnenbereich vielmehr mit allerbesten Luftfiltern aus.
Da geht noch mehr …
Als Worst-Case-Beschreibung würde ich meine obigen Schilderungen zwar nicht bezeichnen, dennoch gestehe ich, womöglich nicht alles aus dem ASR Emitter II Exclusive herausgeholt zu haben. Die mitgelieferten Spikes habe ich nicht montiert, optisch werden sie nicht jedermanns Sache sein – und ich stelle Testgeräte generell nicht auf „spezielle Füße“, allein schon der Vergleichbarkeit wegen. Darüber hinaus ist die Möglichkeit der Wahl eines „Direkteingangs“ unter Umgehung von zwischengeschalteten Relais zwar eine schöne Option – doch mit Blick auf die tägliche Hörpraxis (nur ein Quellgerät möglich, Einschaltknackser) ebenfalls recht speziell.
Bevor Sie jetzt gleich kritische Leserbriefe schreiben: Sooo experimentierfaul war der Dames dann auch wieder nicht. Normalerweise greife ich gewohnheitsmäßig zu XLR-Verbindungen, habe beim ASR Emitter II Exclusive aber ebenfalls Cinch angetestet (als XLR- und Cinch-Binder dienten jeweils Straight Wire Virtuoso). Und zwar den Cinch-Eingang Nummer 4, den ASR als „Haupteingang“ empfiehlt. In Sachen Transparenz und Durchzeichnung ist dieser für meine Ohren im Vergleich zu XLR dann auch die leicht bessere Wahl. Sämtliche für den Klangbericht relevanten Tracks passierten entsprechend das Türchen 4.
Und natürlich musste ich in die Mäuseklaviertasten hauen: Mich interessierte, was geschieht, wenn ich die Hochfrequenz-Kompensation etwas zurücknehme und alle Schalter auf „Off“ stelle. Und höre da: Im Hochtonbereich geht es tatsächlich einen Tick forscher zu. Was im Kontext obiger Hörbeschreibung ja doch in eine passende Richtung gehen sollte? Theoretisch ja, praktisch nein: Der ASR Emitter II Exclusive mag zwar nicht der Allerluftigste sein, spielt aber ab Werk ungemein schlüssig. Man merkt, dass der Amp mit Feingefühl so abgestimmt wurde, wie er standardmäßig eben klingt. Die relevanten Hörrunden erfolgten also in Werkseinstellung, sprich lediglich mit Schalterchen 1 auf „On“.
Test: ASR Emitter II Exclusive mit Akku-Netzteil | Vollverstärker