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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Locker abheben!
  2. 2 Canton B100 Online Exklusiv: Klangtest & Vergleiche

Manchmal braucht’s das gewisse spezielle Moment, damit Freundschaft entstehen kann. So gesehen, kann die Canton B100 (1.498 Euro | www.canton.de/de) aus der Online-Exklusiv-Reihe der Hessen als ein Freundschaftsangebot an den interessierten HiFi-Freund verstanden werden. Eine Art Kennenlernen, aus dem mit der Zeit mehr oder gar eine langjährige „Marken-“Freundschaft werden kann?

Die Geschichte ist ja irgendwie stets die gleiche, man beginnt mit einer Einsteigerserie eines Herstellers und „steigt“ im Laufe der Zeit und wie es Lust, Laune und Geldbeutel zulassen, auf die nächste, höhere Produktebene auf. Sofern man nicht auf andere Hersteller ausweicht. Gründe, dem im Taunus ansässigen Traditionshersteller Canton treu zu bleiben, gibt es zur Genüge. Ein seit den siebziger Jahren von Familienhand geführtes Unternehmen mit einem Entwicklungszentrum in Deutschland findet sich nicht so häufig. Ebenso wenig eine derartig nachhaltige Entwicklerhandschrift, wie sie von Frank Göbl, dem langjährigen Chefentwickler von Canton, mit Features wie beispielsweise den Wolfram-Keramik-Membranen der Reference-Modelle oder den mehrfach gefalteten Sicken der Chassis geprägt wird.

Das Canton-Logo auf der Canton B 100

Der hessische Lautsprecherspezialist Canton wurde 1972 gegründet

Die hier vorgestellte Canton B 100 führt die B-Serie und damit die mittlere Linie der Online-Exklusiv-Lautsprecher an und wird von einer passenden Kompaktbox sowie einem Center flankiert, so dass sich sowohl Stereo- als auch Mehrkanal-Setups realisieren lassen. Schauen wir uns die Canton B 100 genauer an:

Canton B 100 Online Exklusiv – Technik & Specs

Rein optisch erinnert mich die B 100 stark an die von mir getestete große Standbox Canton A 45, ebenfalls aus der Online-Exklusiv-Reihe, welche nach dem Test noch lange Zeit hier im Hörraum Dienst schob. Ähnlich ist etwa die in Hochglanz-Schwarz oder Hochglanz-Weiß gehaltene Lackierung, andere Hersteller greifen in dieser Preisklasse häufig auf günstige Oberflächenfolien zurück. Sicherlich kann sich die B 100 hier nicht mit dem mehrschichtigen Lackauftrag der Canton-Reference-Serie messen und besitzt nicht die gleiche optische Tiefe, aber das Lackfinish ist definitiv hochwertig ausgeführt und ein Blickfang in jedem Wohn- oder Hörzimmer. Die geraden Linien der Canton B 100 erinnern ebenso an die A 45. Eine schnörkelfreie, moderne Designsprache – okay, wenn man auf sanfter geformte, gerundete Gehäuse steht, mag das vielleicht schon ziemlich „klare Kante“ sein. Mit 105 Zentimetern erreicht die B 100 zwar in etwa die Höhe der A 45, macht aber mit 21 x 33 Zentimetern (B x H) einen merklich schlankeren Fuß. Das ist nicht zuletzt bei der Lautsprecherpositionierung angenehm: Die B 100 gibt sich mit 24 Kilogramm je Box jedenfalls schon deutlich portabler als die 14 Kilogramm schwerere A 45.

Canton B 100: justierbare Füße und Outrigger

Die Canton B 100 kommen serienmäßig mit justierbaren Füße und Outrigger. Der Einfluss eines stabilen, kippelfreien Stands auf den Lautsprecherklang wird leider häufig unterschätzt

Die Canton B 100 Online Exklusiv steht auf Metall-Traversen (Aluminium) statt auf einem umfänglichen „Podest“, wie es bei der A 45 der Fall ist. Einfacher in der Ausführung zwar, dennoch lassen sich damit Unebenheiten des Bodens ebenso praktisch ausgleichen und die nach unten strahlende Bassreflexöffnung auf den erforderliche Bodenabstand bringen. Nimmt man die von Magneten gehaltene Frontabdeckung ab, die übrigens die komplette Schallwand umfasst, blickt man auf ein klassisches Drei-Wege-Konzept. Was nun besser ausschaut, bleibt jedem selbst überlassen – das Canton-Logo jedenfalls prangt selbstbewusst in großen Lettern auf der Abdeckung sowie auf dem Gehäuse selbst.

Typisch für Canton ist der leicht zurückversetzte Hochtöner unterhalb des Mitteltöners positioniert, weil man sich davon ein optimiertes Laufzeit- und Phasenverhalten sowie ein homogeneres Abstrahlverhalten verspricht. Der 25-mm-Hochtöner ist aufgrund der Bündelungsneigung des mit fast 18 Zentimetern Durchmesser unüblich großen Titanium-Mitteltöners mittels einer kleinen Schallführung (Wave-Guide) sowie einer vorgesetzten Linse im Abstrahlverhalten angepasst. Der Tweeter kommt mit einer Aluminium-Kalotte, auf die eine keramische Oxidoberfläche anodisiert wurde. Dem klassischen Zieldilemma aus Leichtigkeit und Materialsteife soll so effektiv begegnet werden, was für minimierten Klirr und eine bessere Impulsantwort Sorge trage, so Canton. Ähnliches gilt für die Titanium-Basstreiber mit ihrer schimmernden Optik, die sonst in der deutlich teureren Vento-Serie zum Einsatz gelangen. Die beiden 20-cm-Tieftöner weisen gegenüber Aluminium-Membranen eine geringere Resonanzanfälligkeit und somit verminderte Aufbruchsneigung auf. Die gefaltete Sicke, Wave-Sicke genannt, zählt ebenfalls zu den präferierten Lösungen der Canton-Entwickler.

Canton B 100: Hochtöner in der Makroaufnahme

Die Aluminium-Kalotte der Canton B 100 ist mit einer keramischen Oxidoberfläche versehen

Beim Blick ins Innere ist die von Canton gewohnte Solidität zu sehen. Gehäuseversteifende Elemente zählen sowohl bei der Canton B 100 als auch A 45 zu den mechanischen Basics. Bei der Verkabelung wird, anders als bei der A 45, auf das hochwertige, hauseigene Kabel CantoLink 400 verzichtet. Und wenn es auch nur Nebensächlichkeiten sind, erinnere ich mich, dass die A 45 im Bereich der Gehäuseöffnungen, die man erblickt, wenn man die Treiber ausbaut, noch akkurater verarbeitet war.

Das Bi-Wiring-Terminal der Canton B 100

Das Bi-Wiring-Terminal der Canton B 100

Nach extravaganter Frequenzweichenbestückung braucht man bei der B 100 nicht Ausschau halten, aber sauberer Aufbau und preisklassenübliche Bauteile sind auf der Habenseite gleichwohl zu verbuchen, Haken dran. Ihre Signale bezieht die Weiche über ein rückseitiges Bi-Wiring-Terminal. Darüber, ob in dieser noch bodenständigen Preisklasse eher ein Single-Wiring-Terminal praxisnäher wäre, lässt sich sicherlich streiten, ich selbst bin jedenfalls durchaus ein Freund der Bi-Verkabelung.

Canton B100 Online Exklusiv: Klangtest & Vergleiche

Schon beim Einspielen der Canton B 100 offenbart sich ein doch recht spitzig-eloquenter Charakter, so dass ich auf einen Pinot Brut vom Weingut Beurer aus dem Remstal zurückgreife. Hier vereinen sich Spätburgunder und Weißburgunder zu einer ausdrucksstarken, aber nicht effektüberladenen, süffigen Stimmigkeit. Und genauso hält es auch die B 100. Doch der Reihe nach …

Nicht selbstverständlich – der Hochton

Osaka Monaurail Amen Brother Schauen wir zunächst aufs Hochtonverhalten – und zwar mithilfe des Stücks „Divertissement“ der japanischen Funk-Combo Osaka Monaurail, in dem Schlagzeuger Kimura Soki knapp drei Minuten lang Felle und Bleche bearbeitet. Zugegeben, das Album Amen, Brother (auf Amazon anhören) ist keine audiophile Glanzleistung, gibt aber ganz gut Auskunft darüber, in welcher Weise das metallische Schimmern von Ridebecken und Hi-Hat zum Ausdruck gebracht wird. Klingt es nervig oder gehen Details unter? Hier zeigt sich die Canton B 100 durchaus überdurchschnittlich für ihre Preisklasse. Denn sie bietet dank ihrer sehr sauberen, verzerrungsarm anmutenden Hochtonwiedergabe eine tadellos authentische Darstellung: Der „Metallsound“ leuchtet klar, gut fokussiert (kein „Ausfransen“) und feinsinnig auf, ohne dabei ins Helle oder Spitze zu kippen. Auch bei höheren Pegeln wirkt die Canton B 100 nicht angestrengt oder bissig, sondern sogar stimmiger und vor allem feinkörniger als beispielsweise meine good old Isophon Indigo – und das ohne den Nebeneffekt einer auffälligen Präsenzbetonung. All diese Qualitäten sind, so meine ich, typisch für die Canton-Lautsprecher mit Keramik-Hochtönern, die bei mir ein- und ausgegangen sind.

Canton B 100: Kalotte und Konus

Das ist nicht selbstverständlich und man merkt hier deutlich, dass die B 100 von den Entwicklungen der kostspieligeren Serien profitiert. Eine zum Vergleich herangezogene, günstigere Acoustic Energy AE 109 (800 Euro) zeigt sich durchaus ähnlich auflösungsfreudig, liefert aber nicht das hohe Maß an Unangestrengtheit und Seidigkeit wie die Canton, vor allem bei höheren Pegeln. Mit Blick auf wesentlich höhere Preisklassen ist der Vergleich mit der Elac Vela FS 408 (5.600 Euro) interessant, die hier mit ihrem JET-5-AMT-Hochtöner zwar etwas weniger frisch strahlt als die B 100, gleichwohl mehr Feininformationen noch seidiger verpackt.

Hach ja, die Stimmen …

Maple Glider To Enjoy Is The Only ThingFrauenstimmen interessieren mich immer ganz besonders, weswegen auch Maple Glider mit ihren Stück „Swimming“ (Album: To Enjoy Is The Only Thing, auf Amazon anhören) auf der Playlist sowohl des Auralic Aries Mini als auch des für den nächsten Test sich bereits warmspielenden Wattson Emerson Digital landet. Hach ja, ich kann es leider nicht anders beschreiben und unterstellen Sie mir das bitte nicht als schnöde Lobhudelei, aber was die Canton B 100 richtig gut kann, ist eine absolut berührende und authentisch wirkende Stimmqualität. Mit überraschend hoher Transparenz dazu. Die Farbtemperatur kippt weder ins Warme – eine Überbetonung des Grundtons ist nicht zu vernehmen –, aber auch nicht ins Unterkühlte, sondern gerät so authentisch koloriert und ausbalanciert, wie ich das üblicherweise von deutlich teureren Lautsprechern her kenne.

Der Mitteltöner der Canton B 100

Der Titanium-Mitteltöner der Canton B 100 fällt mit 18 Zentimetern Durchmesser durchaus groß aus

Hm, bei Saxophonklängen wie sie querbeet bei der Jazz-Kombo Sons Of Kemet zu finden sind, bemerke ich dann doch, dass die B 100 eine ganz leicht taillierte, schlankere Tonalität aufweist, der fettfreie Grundton lässt die Instrumente allerdings angenehm leichtfüßig und agil erscheinen. Von dieser transparent-leichten, sehr durchhörbaren Darbietung kann ich mich nur schwer lösen.

Ein ähnliches Hörgefühl wie beim Saxophon stellt sich bei Männerstimmen ein, wie beispielsweise bei den Info-Beiträgen meines Lieblingsradiosenders Deutschlandfunk (DLF). Die Canton B 100 mutet hier etwas heller als die sonore Canton A45 an, während in Sachen Stimmwiedergabe und Mitten die Elac Debut Reference DFR 52 (1.198 Euro) ähnlich tönte. Im Hochton spielte die Elac allerdings ein Quäntchen weniger präzise und dafür milder.

CantoLink 600 an der Canton B 100

Das hauseigene Lautsprecherkabel CantoLink 600 an der Canton B 100

Eine weitere Besonderheit

Beim nächsten Stück „View From This Side“ fällt mir eine weitere Besonderheit auf. Die Canton B 100 vermag mit ihrem frischen Mittenband auch feine räumliche Informationen einzufangen, beispielsweise Hallfahnen beim Ausklingen der Stimme.

Ja, die B 100 bietet auch in räumlicher Sicht eine gute Durchhörbarkeit. Nur das höhlenartige Ausleuchten von Tiefe und Breite ist nicht ihr erklärtes Ziel, das machen andere Lautsprecher wie eine Canton A 45 oder besagte Elac Vela FS 408 deutlich ambitionierter. Auch das „Layering“ von musikalischen Ebenen zeichnen sie vielschichtiger und plastischer nach.

Aber Entwarnung: Mit Blick auf die Preisunterschiede wäre es ja noch schöner, wenn die B 100 überall mithalten könnte oder einfach nur anders interpretieren würde. Obwohl, letzteres macht sie eigentlich doch: Von der Boxengrundlinie wird eher offensiv nach vorne projiziert und dadurch eine intime, gleichermaßen mitreißende Wirkung erzielt; einzelne Musikbestandteile leuchtet die Canton B 100 deutlicher und direkter an. Statt auf der Empore sitzt man hier eher in den vorderen Reihen, was nicht zuletzt den Vorteil birgt, dass man eine stärkere dynamische Impulsivität verspürt als auf besagter Empore. Übrigens ein Umstand, von dem ich mich erst vor kurzem in der Stuttgarter Liederhalle überzeugen konnte. Auf der Empore stellte sich die Intensität der dynamischen Auf- und Entladungen, speziell bei plötzlichen Lastwechseln des von Teodor Currentzis dirigierten Orchesters bei Prokofjews Sinfonie Nr. 5, nicht mit dem gleichen Impact ein wie bei den Proben, als ich noch direkt davor saß.

Canton B 100: Lackoberfläche und Gehäusekanten

Mit Blick auf die Oberflächenqualität der Canton B 100 gibt es wahrlich nichts zu mäkeln

Lautstärke ist nicht nur laut

Dass die Canton B 100 ordentlich Pegel verträgt, hatte ich ja eingangs erwähnt, aber ich will zum Thema „Lautstärke“ noch ein paar Worte verlieren. Denn Lautstärke ist ja nicht nur laut. Ich will vielmehr auch zu später Stunde im stillen Hörkämmerlein jauchzen, frohlocken und im Geiste als imaginärer Dirigent zum überschwänglichen Crescendo überleiten, während mit dem Korkenzieher dem auf Stubensandsteinböden gereiften Chardonnay R vom Weingut Haidle zu Leibe gerückt wird. Auch bei nächtlich gemäßigten Pegeln fängt die Canton feindynamische Wechselspiele mühelos auf und reicht sie dem Hörer hochverständlich rüber.

Das umgekehrte Beispiel: Wenn sich nicht mindestens einmal die werte bessere Hälfte im Hörraum materialisiert und aufgebracht mit der flachen Hand vor ihrem zauberhaften Antlitz absolutes Unverständnis signalisiert (weil man hört ja aufgrund des Pegels eh nichts), dann fehlt doch was. Was man den B 100 eben absolut nicht nachsagen kann, denn sie scheint im Grunde keinerlei Pegelgrenzen zu kennen, meine Ohren machen deutlich vorher schlapp. Meine gut abgehangene Isophon Indigo (ehemals 3.000 Euro) beispielsweise tönt zwar brachialer im Bass, aber insgesamt doch etwas eingeengter, es mangelt vergleichsweise an Luftigkeit und Temperament. Resümee schon mal hier: Die B 100 dürfte für zahlreiche heimliche Luftgitarren-Spieler sorgen, das ist schon mal sicher.

Unaufdringlich korrekt: der Bass

Blick ins Innere der Canton B 100

Kommen wir abschließend zu den tieferen Lagen. Die Canton B 100 klingt neutraler und detailfreudiger in den tieferen Lagen als eine kräftiger und wärmer abgestimmte Acoustic Energy AE 109. Sie ist ein Musterbeispiel für einen zwar nicht staubtrockenen, dennoch schnellen, beweglichen, unaufdringlichen und gleichwohl mit hinreichend Tiefe aufwartenden Bass. Natürlich erreicht sie nicht die Wände niederreißende, souveräne Autorität und den formidablen Tiefgang einer davor an selber Stelle agierenden Canton A 45. Eine Elac Vela FS 408 entwickelt ebenfalls deutlich mehr Druck und klingt schlichtweg nach größerer Box. Aber: Die B 100 neigt dafür weniger zu nervigem Gebrumme und regt den umgebenden Raum nicht übertrieben an. Das empfiehlt sie durchaus für kleinere Räume oder eine entsprechend wandnähere Aufstellung. Das fehlende Ausmaß an schierer Bassgewalt gleicht sie mit Qualität aus. So etwas wie charakterliche Nähe besteht abermals zur Elac Debut Reference DFR52, das Gegenstück hingegen wäre etwa eine Raumfeld Stereo L, die viel dicker aufträgt, aber unpräziser und unkontrollierter wirkt. Gut, der Vergleich mag ein klein wenig apfelbirnig wirken, schließlich ist die Raumfeld ein (Pseudo-)Aktivlautsprecher, aber als „earthshaking Bassfoundation“ ist sie immer einen Vergleich wert.

Canton B 100 von vorne

Billboard
Rega Planar 6

Test: Canton B 100 Online Exklusiv | Standlautsprecher

  1. 1 Locker abheben!
  2. 2 Canton B100 Online Exklusiv: Klangtest & Vergleiche

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