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Februar 2010 / Ralph Werner
Haben Sie sich nicht auch schon mal gefragt, warum man eigentlich Kompaktlautsprecher kaufen sollte? Ich mein‘, diese Theorie, dass die optisch nicht so auftragen, lässt sich doch nur halten, wenn die Kistchen ins Regal gestopft werden oder gleich hinterm Vorhang verschwinden.
Akustisch optimal freistehend auf einem quarzsand-gefülltem, ergo sauschweren Ständer positioniert, wiegt das ganze Ensemble häufig mehr als eine Standbox gleicher Höhe – und springt einem doch locker genauso ins Auge. Zudem: Bei Standmodellen kommt der Ständer ja sozusagen frei Haus, gänzlich ohne Sand im Innern, dafür mit viel Luft zum Atmen, auf dass der Bassbereich gewinne … Weshalb also Kompakte?
Denke ich an meine HiFi-Anfänge zurück, so ist zumindest (m)ein Grund schnell gefunden: Es war schlicht zu wenig Geld da, um eine vernünftige Standbox zu erwerben. Und wo die Kohle fehlt, fehlt’s meist auch an Wohnfläche, um basspotente Standlautsprecher auszufahren. Wie gut daher, dass man für weniger Geld Wandler bekommt, die nicht soviel Tiefton können, einem also auch nicht die kleine Bude zudröhnen …
Zumal dieser prinzipbedingte Verzicht in den unteren Oktaven in aller Regel zur Folge hat, dass es sich bei Kompaktlautsprechern um Zwei-Wege-Modelle handelt, die – zumindest der Idee nach – leichter unter einen harmonisch klingenden Hut zu bringen sein sollten als solche mit drei oder vier Wegen. Allein schon, weil‘s eben weniger akustische Zentren auf der Front hat, vom Frequenzweichendesign ganz zu schweigen. Noch ein (theoretischer) Pluspunkt: Wenn die Kisten kleiner werden, werden sie meist auch stabiler – sprich, Gehäuseresonanzen und deren negativer Klangbeitrag lassen sich mit kleinen Abmessungen tendenziell leichter vermeiden als bei schrankgroßen. Andere sehen auch noch Vorteile im Abstrahlverhalten … Deshalb also Kompakte.
Nun, die Response D Two des britischen Herstellers ProAc ist mit einem Paarpreis von Zwo-sechs nicht zwingend ein Wandler fürs schmale Studentenbudget. Zu hoffen bleibt, dass sie die anderen – akustischen – Vorzüge bietet. Das mittlere „D“ im Namen zeigt übrigens die seit einem Jahr erhältliche neue Version der Two an, einer Box, deren Anfänge ins Jahr 2000 zurückreichen.
Auch die ProAc Response D Two ist natürlich, wie so viele Kompaktboxen, ein Zweiwegler: Die Chassis werden bei circa 3kHz getrennt. Die oberen Oktaven betreut eine 25mm Gewebekalotte von Scanspeak, welche – so Stewart Tylor, der ProAc-Entwickler – eine besonders breite Aufhängung aufweise, was den Vorteil habe, dass deren Resonanzfrequenz recht tief liege und somit auch weit entfernt von der Trennfrequenz. Mitten und Bass werden von einem 6,5-Zöller beackert, dessen beschichtete Membran aus Glasfaser geflochten wurde. Der Seas-Treiber weist das „Excel“-Antriebssystem auf, erkennbar an der kupfernen Nase. Vorteile in Sachen Wärmabtransport werden dem zugesprochen – and it „adds further focus to the mid range“, so Mr. Tylor. Nice.
Zwei Dinge fallen am Gehäuse auf: Zum einen der ProAc-typische Versatz beim Hochtöner – hier geht es darum, die klanglichen Auswirkungen von Gehäusekanten-Reflexionen einzudämmen, auch andere Hersteller setzen diese Maßnahmen ein (siehe Tests Sonics Argenta, Sehring 700 und 703). Zum anderen ist von einem BBC-inspirierten „Thin-Wall“ Ansatz die Rede, der die Entwicklung bestimmt habe. Gemeint ist damit der Umstand, dass die (aus HDF und Multiplex gefertigten) Wände relativ dünn ausfallen und im Innern mit relativ dicken Bitumenplatten bedämpft werden. So möchte man die letztlich unvermeidlichen Gehäuseresonanzen Richtung untere Oktaven lenken, wo sie klanglich nicht mehr so auffallen wie im kritischen Mittenband. Kommt mir bekannt vor: Bei der kürzlich getesteten Harbeth Super HL 5 war davon auch die Rede.
Ein Blick auf die Rückseite: Die Response D Two besitzt ein Bi-Wiring-Terminal, was den „Vorteil“ mit sich bringt, dass man die Brücken „tunen“ kann, indem vernünftige aus Kupferdraht gewählt werden, wozu ich auch raten würde – das Bi-Wirern selbst hat bei mir allerdings nicht viel gebracht, aber vielleicht bei Ihnen …
Test: ProAc Response D Two | Kompaktlautsprecher