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ProAc: Dynamik, Auflösung und Tonalität

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 ProAc: Dynamik, Auflösung und Tonalität

Grobdynamisch schlägt sich die Response D Two wacker – so wacker, wie es bei der Größe und der Treiberfläche eben möglich ist. Die Thiel bietet da nicht mehr, die Quadral Rondo nur ‘nen Tick.

ProAc Response D Two

In Sachen Impulsfreude/Attack versus Fluss/Körperlichkeit war der Vergleich mit dem Hannoveranischen Wandler übrigens ziemlich interessant, da recht unterschiedliche Ansätze vorliegen: Ich habe das Gefühl, dass die ProAc – im Gegensatz zur Quadral – eher den Körper der Instrumente herausstreicht, also zwar nicht ganz so auf Zack ist wie die Rondo, aber eben auch nicht vor lauter Schnelligkeit den Nachklang abkürzt. Dieser plastische, fließende Vortag hat eklatante Vorteile – ganz bestimmt zum Beispiel den, stundenlangen Musikgenuss zu ermöglichen, ohne dass einen latent etwas nervt. Die ProAc ist ‘nen Longplayer. Die andere Seite der Medaille: Vehement gespieltes Klavier, eine hart angerissene Saite, ein trockener Schlag auf die Snare – da könnte schon ein wenig mehr Aggressivität und Drive mit im Spiel sein für meinen Geschmack. Aber sie tönt nun beileibe auch nicht so sanft, dass sich der rhythmische Zusammenhang auflösen würde. Es bleibt lebhaft.

ProAc Mitten-Bass-Chassis

War das bisher Beschriebene alles mehr oder weniger Geschmackssache, so muss ich nun doch ein wenig mäkeln: Ich hätte mir etwas mehr Feindynamik und Auflösung von der ProAc erhofft. Nicht, dass man es gleich der Thiel SCS4 nachmachen müsste, schließlich sind dies auch die besonderen Stärken der Amerikanerin. Aber dass mir die Quadral – zumindest in den oberen Lagen – mehr mitteilt, finde ich dann doch eigenwillig. „Die hat ja auch ein Bändchen!“, werden einige sagen. „Mir egal, was da für Chassis zum Einsatz kommen, zum doppelten Preis will ich nicht weniger, sondern mehr Informationen bekommen“, halte ich dagegen. Zurück zu den Geschmacksfragen. Die Tonalität wurde noch gar nicht betrachtet …

Zurück zu den Geschmacksfragen. Die Tonalität wurde noch gar nicht betrachtet … Auch aus einem kleinen Gehäuse wie dem der Response D Two habe ich schon mal mehr Tiefgang und Druck im Bass erlebt – in die untersten Lagen dringt die ProAc nicht vor. Dafür kümmert sie sich bei der Schnittstelle oberer Bass / untere Mitten darum, dass Instrumente und Gesang mit einem schönen Volumen versehen werden: Klavierspiel klingt angenehm geerdet; substantiell, solange die Hand des Pianisten nicht nach ganz links wandert – mehr nach „Holz“ als nach „Saite“. Und dank des ernst zu nehmenden Grundtonbereichs – man darf sogar sagen, dass sich die ProAc hier einen Tick mehr Fleischeslust gönnt – klingen Frauenstimmen grundiert und ausgefüttert. Die Damen stehen mit beiden Beinen auf dem Boden, statt elfengleich irgendwo aus dem Off zu schilpen.

ProAc Response D Two

Kommen wir zum nächsten Frequenzübergangsbereich, dem zwischen Mitten und Hochton: Klingt‘s im Grundton nach ‘nem Fingerbreit mehr, so im Präsenzbereich nach einem weniger. Und um bei den Damen zu bleiben: Keren Ann’s Album Nolita kann zwar als musikalisch äußerst sanft bezeichnet werden, für die Art und Weise, wie ihre Stimme eingefangen wurde, gilt das aber nur eingeschränkt …

Keren Ann / Nolita

Da züngelt und zischelt es so manches mal mehr als mir lieb ist. Es ist eine der Scheiben, die mir stimmtechnisch bisweilen zu close-up sind, wenn Sie wissen, was ich meine: Mit dem Mikro näher am Gaumenflügel als an den Lippen, ich übertreibe nur unwesentlich … Egal: Der Mangel an (Aufnahme-) Dezenz wird mit der ProAc Response D Two jedenfalls wieder ausgeglichen. Sie bleibt hier zwar nah dran, aber der Vortrag erfolgt weicher. Nicht so distanzlos, könnte man sagen. Und dergleichen geschieht mit so mancher etwas arg crispen Aufnahme – der Response D ist ein abmilderndes Moment zu ProAc von hinteneigen, was bei zu präsent abgemischten Platten als Gewinn wahrgenommen werden kann. „Nicht so distanzlos“ heißt aber gleichzeitig auch „etwas distanzierter“: Eine betont lebhafte Ansprache in den Mitten kann ich ihr jedenfalls nicht attestieren – und wer abmildert, verschweigt natürliche auch das eine oder andere von der Realität. Die entscheidende Frage lautet daher: Will man das wirklich auch alles wissen oder ist etwas weniger explizit am Ende gar klanglich mehr?

Das alles heißt nun aber nicht, dass die ProAc die obersten Lagen gleichfalls abrunden und alles in eine Art goldenes Licht tauchen würde. Nein, nach der eher zurückhaltenden Vortragsart in den oberen Mitten / unteren Höhen geht’s wieder geradeaus weiter. Hier spielt sie offen und klar – Luft und Glanz obenrum kann sie zweifelsohne vermitteln.

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Test: ProAc Response D Two | Kompaktlautsprecher

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