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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Leicht und lässig
  2. 2 Klangeindruck Rega Planar 6
  3. 3 Testfazit: Rega Planar 6

fairaudio's favourite Award 2019Kommen Sie mir bloß nicht mit diesem Kaminfeuer-Quatsch, wenn es um das Thema Analog geht. Der Reiz der Schallplatte liegt mitnichten darin, dass sie so schön knistert – nie und nimmer! Er liegt vielmehr darin, dass die Schallplatte häufig das Ende der gepflegten digitalen Langeweile ist. Der neue Rega Planar 6 (Web: www.rega-audio.de; Preis des Testgerätes: 1.299 Euro) tritt an, um zu beweisen, wie aufregend und bewegend analog sein kann.

Skeptiker werden jetzt sagen: Klar ist es aufregend, wenn so ’ne alte, umständliche Technik Töne produziert. Und bewegend – alle 20 Minuten aufstehen und die Platte rumdrehen, das ist schon mehr Bewegung als im Sessel zu sitzen und mit dem Finger auf dem Touchscreen durch die Musikbibliothek zu surfen … Aber man kann der anfälligen, antiquerten Technik ja mit ein paar modernen Ansätzen begegnen. Genau das tut Rega. Und dabei machen die Briten ein paar Dinge anders als üblich.

Rega P6 Plattenspieler Vinyl

Um unerwünschte Vibrationen bzw. Schwingungen zu bekämpfen, wird bei Plattenspielern gerne viel Masse einsetzt. Das Konzept eines Masselaufwerks ist leicht zu verstehen: Masse ist träge, sie lässt sich schwer aus der Ruhe bringen. Die Logik ist also: Je mehr Masse ein Laufwerk hat, desto weniger anfällig ist es gegen Einflüsse wie Vibrationen, die den Abtastvorgang stören. Gleichzeitig ist einmal in Bewegung gebrachte Masse ebenfalls träge und möchte die Bewegung beibehalten. Das macht man sich mit schweren Plattentellern zunutze – die lassen sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, was dem Gleichlauf des Plattenspielers nutzen kann. Auf der anderen Seite gilt aber: Ist ein solches System einmal aus der Ruhe gebracht worden, beruhigt es sich auch nur langsam wieder. Als Beispiel für ein solches Konzept sei hier stellvertretend auf den Test des Transrotor Massimo verwiesen.

Eine andere Möglichkeit, den sensiblen Abtastvorgang vor Erschütterungen von außen zu schützen, ist ein Federsystem. Das wird meist in Form eines federnd gelagerten Subchassis realisiert, auf dem Teller und Tonarm montiert sind. Ankommende Vibrationen werden dabei von den Federelementen aufgenommen und im Idealfall in Wärme umgewandelt. Wer sich in diese Thematik einlesen möchte, kann das zum Beispiel anhand des Tests des SME Model 15A tun. Auch ein solches System hat den Nachteil, dass es sich nur langsam wieder beruhigt, wenn es doch einmal aus der Ruhe gebracht wurde.

Tonarm auf dem Rega Planar 6

Der dritte Weg

Bei Rega setzt man deshalb auf einen dritten Weg: leichte Materialien, die sich aber möglichst wenig zum Schwingen anregen lassen. Und sollten sie doch einmal in Schwingung geraten, soll diese möglichst schnell wieder abklingen. Das Ganze erinnert an das von der BBC entwickelte und von einigen englischen Lautsprecherherstellern weiterhin kultivierte „Thin wall“-Konzept bei Lautsprechergehäusen. Statt Lautsprecherwände möglichst dick, schwer und stabil zu machen, setzen Spendor, Harbeth, Graham & Co. auf eher dünnes Material, das sich zwar vergleichsweise leicht, aber dafür kontrolliert zum Schwingen anregen lässt und das die aufgenommene Schallenergie auch schnell und kontrolliert wieder abgibt, anstatt in unkontrollierte Resonanzen aufzubrechen.

Dieser Logik folgend besteht die Zarge des Rega Planar 6 aus ultraleichtem Tan-Cast-8-Polyurethan-Schaumstoff, der ursprünglich für die Luft- und Raumfahrtindustrie entwickelt wurde. Dieses Material ist zwischen zwei Schichten Hochdrucklaminat (HPL) eingebettet. HPL ist außergewöhnlich dünn und dabei extrem starr. Die Folge ist, dass der Rega Planar 6 nur rund 5 Kilo auf die Waage bringt. Ein preislich vergleichbarer Masse-Player wiegt da gerne das Vierfache und mehr. Damit die Nadel absolut stabil in der Rille geführt wird, hat Rega die Verbindung zwischen Plattenteller- und Tonarm-Lager durch eine Art Aluminium-Brücke zusätzlich stabilisiert.

Der Plattenteller besteht, wie bei Rega üblich, aus Glas, auf dem eine dünne Filzmatte liegt. In diesem Fall ist es ein doppellagiges Glas aus einer klaren und einer getönten Schicht. Der Antrieb erfolgt über einen weißen Präzisionsriemen auf einen Subteller, dessen Achse in einem Messinglager läuft. Rega verwendet einen Synchronmotor, der von einem NEO PSU genannten Netzteil mit einer durch Quarz-Steuerung stabilisierten Wechselspannung von 24 Volt versorgt wird.

Motorsteuerung Rega NEO PSU

Motorsteuerung Rega NEO PSU

Als Tonarm ist ein RB330 montiert. Das ist Rega-Mittelklasse, wobei der Tonarm für den Einsatz im Planar 6 mit einem speziellen Edelstahl-Gegengewicht gepimpt wurde. Als Tonabnehmer liefert Rega den Planar 6 auf Wunsch mit einem werkseitig montierten Rega Ania MC-System aus. Der deutsche Vertrieb TAD hat uns das Testgerät allerdings mit seinem eigenen MC-Tonabnehmer geschickt, einem Excalibur Black, das preislich in der gleichen Liga wie das Rega Ania spielt und uns im Test seinerzeit sehr gefallen hatte, wovon nicht zuletzt ein fairaudio’s favourite Award zeugt. Der Preis des Rega Planar 6 inklusive des Excalibur- oder des Rega-Ania-MC-Systems liegt bei 1.799 Euro.

Klangeindruck Rega Planar 6

Frankie Goes To Hollywood, Welcome To The Pleasuredome Auf den Teller wandert Frankie Goes To Hollywood, Welcome To The Pleasuredome (auf Amazon anhören) in der Deluxe Edition von 2017. Die zwei 180-g-LPs sind erstklassig gepresst. Die Klangqualität ist hervorragend. Auf meinem eigenen Plattenspieler, dem stst Motus II mit Tonarm Vertex und Zyx-Yatra-System, weist das analoge Album sämtliche digitalen Ausgaben, die ich kenne, in die Schranken. Auflösung und Lebendigkeit, die „Dichte“ des sorgfältig komponierten Albums kommen analog einfach deutlich besser rüber.

Der Rega setzt bei der Wiedergabe dieses Albums eigene Akzente. Der tonale Gesamteindruck ist etwas schlanker als ich es kenne, dafür kommen die treibenden Rhythmen noch lebendiger, dynamischer, mitreißender. Fast möchte ich behaupten, dass der Rega einen Hauch schneller läuft. Insgesamt baut die Kombi aus Rega Planar 6 und Excalibur Black das Klangbild aus der Mitte heraus auf. Dabei macht sich vor allem das gute Auflösungsvermögen bemerkbar. Dem Gesang Holly Johnsons, den das Setup detailliert reproduziert, kommt das genauso entgegen wie der rasanten Stromgitarre von Brian Nash, die neben dem Schlagzeug von Peter Gill die bekannten Songs wie „Relax“ oder „Two Tribes“ mächtig vorantreibt. Was der Rega Planar 6 hier an Dynamik und Energie in den Raum setzt, ist schlicht atemberaubend.

The Jazz Soul of Oscar PetersonDabei ist er keineswegs auf Pop/Rock abonniert. Im Gegenteil. Das Schöne an der Schallplatte ist, dass es auch ganz hervorragende ältere Aufnahmen gibt, die niemals in der Qualität, die die Schallplatte hergibt, digitalisiert wurden. Auf den Teller wandert The Jazz Soul of Oscar Peterson (auf Amazon anhören), eine Produktion von 1959 (ok, in einer Neupressung von 2014). Und was der Klaviervirtuose Petersen 1959 mit viel Tempo, Drive und Energie eingespielt hat, gibt der Rega Planar 6 heute kongenial wieder.

Den passenden Klassik-Stoff finde ich in Antonio Vivaldis Le Quattro Stagioni, aufgeführt vom Sonatori de la Gioiosa Marca mit Giuliano Carmignola an der Solo-Geige. Die Einspielung entstand in der kleinen Kirche Chiesetta di San Vigilio bei Treviso auf historischen Instrumenten. Das Ganze klingt herausragend. Die leider doch recht abgedroschenen Vier Jahreszeiten interpretieren die italienischen Musiker in der Intimität der kleinen Kirche mit einer Lebendigkeit und Leichtigkeit, wie das vermutlich nur Italiener schaffen. Und der Rega? Zieht die feinsten Nuancen der Streicher nach, schafft den Spagat zwischen Luftigkeit und Intimität, trifft jeden Ton und jede Klangfarbe auf den Punkt. Beim Winter fange ich regelrecht an zu frösteln, so sauber, scharf und präzise zieht der Planar 6 den hier schneidend kühlen Klang der Violinen nach.

Überraschung: Bass!

Dass ich die Mitten so ausführlich lobe soll keineswegs heißen, dass der Rega-Plattenspieler keinen Bass könnte. Obwohl Planar 6/Excalibur Black einen gewissen Hang zur tonalen Leichtigkeit haben, ist die Basskompetenz der Kombination beeindruckend. Ich erschrecke beinahe jedes Mal, wenn das analoge Setup völlig ansatz- und mühelos knüppeltrockene, tiefe Impulse in den Raum haut. Das hat das gleiche Tempo und die gleiche anspringende Dynamik wie in den Mitten. Wenn Marc O’Toole beherzt die ganz tiefen Saiten seines Basses anreißt, zucke ich fast zusammen. Zum einen, weil das wirklich knackig kommt, zum anderen auch, weil ich bei dem tendenziell luftig-leichten Klangbild der Rega/Excalibur-Kombination nicht so richtig damit rechne. Mein eigenes analoges Setup ist zwar deutlich teurer als das Test-Setup (circa fünfmal), kann in Sachen Spielfreude und Lebendigkeit jedoch nicht ganz mithalten. Dafür klingen stst und Zyx jederzeit bodenständiger, souveräner, geerdeter – ich zweifele beim Hören nie daran, dass sie auch absolut souverän tiefe Töne kann. Beim Rega überrascht mich das dagegen jedes Mal.

Rega P6 - Plattenspieler Front

Generell bleibt der Bass auf der schnellen, schlanken, trockenen Seite. Das funktioniert zum Beispiel bei Goldfrapps Album Silver Eye auch hervorragend. Die wunderschöne, limitierte Pressung in Clear Vinyl macht sich schon optisch gut auf dem Rega. Und der Klang? „Systemagic“, der wohl reißerischste Track auf dem durchweg partytauglichen, doch immer anspruchsvollen Album, geht unglaublich in die Beine, schiebt, lässt niemanden ruhig sitzen.

Grenzen

Scheherazade Chicago Symphony OrchestraAn seine Grenzen kommt der Rega Planar 6 erst bei großem Orchester. Die Einspielung der Scheherazade (Op. 35) von Rimsky-Korsakow (auf der Platte: -Korsakoff) durch das Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Rainer (auf Amazon anhören) von 1960 ist mit 45 rpm gemastert und nutzt den dynamischen Spielraum, den die höhere Geschwindigkeit bietet, maximal aus. Hier macht sich nun die Kehrseite der superanspringenden Dynamik bemerkbar: Bei großem Orchester verliert der Rega Planar 6 etwas an Übersicht, wirkt ein wenig hektisch in dem Bemühen, das komplexe Geschehen einerseits zusammenzuhalten, andererseits in alle Feinheiten aufzulösen. Und auch im Bass gelingt es ihm nicht ganz das die Szenen teilweise bedrohlich untermalende, tiefe Grummeln der Kontrabässe mit der nötigen Vehemenz beizubehalten. Bei solchem Material macht meine stst/Zyx-Kombi dann klar, dass es hier noch anders und besser geht.

Rega Planar 6: Tonarm-Lager im Detail

Oberton & Bühnenaufbau

Im Hochton gibt es dagegen wieder nichts zu beanstanden. Im Gegenteil, die Auflösung ist auch hier preisklassenbezogen exzellent. Das macht sich vor allem indirekt bemerkbar, etwa in den exakten Klangfarben. Darüber, welche Blasinstrumente eines großen Orchesters nun Holz- und welche Blechbläser sind, lässt einen der Rega nie im Unklaren. Die Klangfarben, die im Wesentlichen durch das Obertonspektrum bestimmt werden, kommen klar rüber. Hochtonimpulse wirken sehr luftig, Glocken und Triangel machen das deutlich. Falsche Zurückhaltung gibt es hier nicht, aber auch nichts Nervendes, weil einfach alles glasklar rüberkommt.

Bei der Räumlichkeit gibt es ebenfalls viel Gutes zu vermelden. Pop/Rock, Jazz und Kammermusik setzt der Rega Planar 6 plastisch-dreidimensional in Szene, die Lokalisationsschärfe ist sehr gut. Hier zeigt ebenfalls erst wieder große Klassik die Grenzen auf: Der Rega kann den Raum bei Großorchestralem nicht ganz so tief und weit ausleuchtet, wie die Aufnahme das eigentlich hergibt.

Testfazit: Rega Planar 6

Sie können von mir aus jetzt weiter mit dem Finger über den Touchscreen wischen. Ich springe mal schnell auf, um die nächste, aufregende LP aus ihrem schönen, großen Cover zu holen, aufzulegen, die Nadel über die Einlaufrille zu platzieren, den Tonarmlift nach hinten zu kicken und zurück zum Sofa zu spurten, um an meinem Platz zu sein, wenn die Nadel sich gesenkt hat und die ersten Töne aus der Rille holt. Und während Ihr Finger vermutlich schon nervös über dem Touchscreen kreist, unschlüssig, welchen Track er als nächstes in die Playlist schiebt, habe ich spannende 20 bis 25 Minuten vor mir, in denen ich mich ganz von der Musik mitreißen lasse. Ja, das ist eine Liebeserklärung ans analoge Musikhören – und ein großes Kompliment an die wirklich tolle Kombination aus dem Plattenspieler Rega Planar 6 und dem Tonabnehmer Excalibur Black.

Rega Planar 9 - Plattenspieler von oben

Tonal neutral, mit einer Tendenz zur etwas leichteren Seite überzeugt der Rega Planar 6 mit einer Lebendigkeit und Dynamik, die manches Plattenspieler-Dickschiff alt aussehen lässt. Auch das Auflösungsvermögen ist hervorragend. Lediglich bei schwerer (klassischer) Kost mit großem Orchester kann er vor lauter überbordender Spielfreude schon mal den Überblick verlieren. Das verzeiht man ihm aber in Anbetracht seiner sonstigen Talente gerne.

Fakten:

  • Modell: Rega Planar 6
  • Konzept: Plattenspieler
  • Preis: 1.299 Euro (ohne Tonabnehmer; mit Excalibur Black (MC): 1.799 Euro)
  • Maße & Gewicht: 44,8 x 36,5 x 12 cm (BxTxH); 5,2 kg
  • Farben: „Polaris Grey“: matte Oberfläche mit hochglänzender schwarzer Kante
  • Sonstiges: inklusive Rega-NEO-Motorsteuerung, Staubschutzabdeckung
  • Garantie: 2 Jahre

Vertrieb:

TAD Audiovertrieb GmbH
Rosenheimer Straße 33 | 83229 Aschau
Telefon: +49 (0) 8052 – 9573273
E-Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.rega-audio.de

Billboard
Elac Vela

Test: Rega Planar 6 | Plattenspieler

  1. 1 Leicht und lässig
  2. 2 Klangeindruck Rega Planar 6
  3. 3 Testfazit: Rega Planar 6

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Digitale Quellen: D/A-Wandler: RME ADI-2 DAC FS (mit AKM-Chip) Musikserver: Antipodes S40

Vollverstärker: Audio Analogue ABsolute S

Lautsprecher: Divine Acoustics Bellatrix, JBL 4305P

Kopfhörer: Campfire Equinox, Pioneer SE Monitor5, Austrian Audio Hi-X65

Kopfhörerverstärker: SPL Crimson 3 (Audio-Interface), RME ADI-2 DAC FS (mit AKM-Chip)

Kabel: Lautsprecherkabel: Cardas Clear Light NF-Kabel: Cardas Clear Light Digitalkabel: Audioquest Coffee

Rack: Horns EX

Zubehör: Stromfilter: Audes ST-3000 Sonstiges: Netzteil (für DAC, Musikserver): Keces P8

Sonstiges: Raumakustikelemente von Vicoustic

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 17 m² Höhe: 2,6 m

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