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Seit vielen Jahren kümmert sich der TAD-Audiovertrieb (www.tad-audiovertrieb.de) um die britische Marke Rega, die sich zwar schon lange zum Vollsortimenter gemausert hat, aber primär doch immer noch für Plattenspieler steht – nicht zuletzt deshalb bezeichnet sich TAD auch als, Zitat, „analoge und british-minded Company“. Nun hat der Chiemgauer Vertrieb sein Portfolio um eine neue, selbst entwickelte Tonabnehmermarke ergänzt. Sie wurde auf den Namen „Excalibur“ getauft, also nach dem Schwert aus der Sage um Artus, den König von Britannien. Das passt ja ganz gut.
Ein hübscher japanischer Name wäre freilich auch denkbar gewesen, schließlich werden die Excalibur-Tonabnehmer in Nippon gefertigt – wo genau, dürfe man aus rechtlichen Gründen aber nicht verraten. Schade eigentlich. Für die Entwicklung der Abtaster zeichnet ein Team aus TAD-eigenen Technikern und Produktentwickler Helmut Thiele verantwortlich (www.dwx-thiele.de), der schon für so einige HiFi-Firmen tätig war – so unter anderem für Thorens, Magnat, Heco und Genuin Audio.
Die Excalibur-Tonabnehmerfamilie besteht zurzeit aus drei Mitgliedern: dem High-Output-MC „Green“ sowie den beiden klassischen Low-Output-Varianten „Blue“ und „Black“ – vor allem um das Letztgenannte geht es in diesem Test. Low-Output meint, dass der mit einem Alnico-Magnetsystem und Spulen aus hochreinem, sauerstoffarmen (4N OFC) Kupfer ausgestattete Generator bei beiden recht ordentliche 0,5 mV bereitstellt. Die Impedanz liegt bei 30 Ohm.
Das Erste, was auffällt, wenn man die Systeme unter die Headshell montiert, ist das ziemlich geringe Gewicht: Gerade einmal 5,2 g wiegen sie. Ein wesentlicher Grund hierfür sei, so TAD, dass die Excalibur-Tonabnehmer perfekt zu den Rega-Tonarmen passen sollen, was konkret bedeutet, dass auch deren Standardgegengewicht verwendet werden kann; an meinem Arm – dem SME 309 – klappte das freilich auch ohne Probleme. Deshalb habe man sich auch gegen Metall entschieden: Der Systembody wird aus einem speziellen Kunststoff (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer), der als sehr resonanzarm bekannt ist, im Spritzgussverfahren hergestellt, so Paula Knorn, die Geschäftsführerin des TAD-Audiovertriebs. Schön, dass man daran gedacht hat, in diesen Kunststoff metrische Gewindebuchsen einzulassen, sodass einem das leidige Gefummel mit Schraubenmuttern, wie etwa bei einem Denon DL-103, erspart bleibt.
Natürlich lassen sich die Excalibur-Tonabnehmer an verschiedensten Plattenspielern betreiben, doch die „Special Relationship“ zu Rega zeigt sich noch an anderen Stellen: So wurde nicht nur die mittelharte Nadelnachgiebigkeit (von 10) passend zu den mittelschweren Armen der Briten gewählt, die MCs passen auch bündig in deren Headshells und die Geometrie wurde so angelegt, dass mit Rega-Tonarmen keine Justage des Überhangs mehr nötig ist. Das ist natürlich bequem.
Doch wodurch unterscheiden sich nun Black und Blue? Die wesentliche Differenz besteht in der durch den jeweiligen Alu-Nadelträger gesteckten Nadel: Während das Excalibur Blue mit einem synthetischen Diamanten elliptischen Schliffs ausgestattet wurde, besitzt das 200 Euro teurere Black einen echten mit schärferer bzw. feinerer Form, dem sogenannten Shibata-Schliff, der der Geometrie des Schneidestichels vergleichsweise näherkommen soll. Bringt es das?
Excalibur MC-Systeme: Klangeindrücke
Zunächst einmal müssen sich Excalibur Black und Blue lockermachen, weshalb ich ihnen jeweils drei Tage Nonstop auf Clearaudios „Cartridge Break-in Test Record“ verabreiche, die sechs Endlosrillen mit Rosa Rauschen besitzt, was sich für Einspielzecke schon sehr oft als segensreich erwiesen hat. Und so dreht sich mein SME 15A eine knappe Woche, ohne dass nur ein einziger Pieps aus der Anlage kommt. Zumindest kein analoger.
Nachdem die Woche dann endlich vorbei ist, will ich natürlich wissen, ob die Excalibur-Tonabnehmer dem Plattenspieler übermenschliche Kräfte verleihen – so wie das Schwert aus der Artussage seinem Besitzer. Und wenn schon Schwarze Magie, dann doch wohl mit dem Excalibur Black. Also starte ich damit.
Nun, „übermenschlich“ ist nicht ganz das richtige Wort. So was passiert im Highend-Audiobereich dann doch sehr selten, auch wenn Marketingabteilungen kontinuierlich das Gegenteil zu behaupten scheinen. Gleichwohl – ich muss nur zwei-drei Songs mit diesem Excalibur Black hören und schon ist klar: Das hier ist eine ziemliche Großtat fürs Geld. Mit seinem dynamisch-kohärenten Duktus bei weitgehender tonaler Ausgeglichenheit spielt es sich jedenfalls sofort in mein Herz.
Was mir dabei am besten gefällt – irgendwie wirkt es so, als hätten alle Frequenzlagen „das gleiche Tempo drauf“. Der wesentliche Grund dafür: Im Bass geht es so trocken, federnd, gut differenziert und pegelseitig neutral zur Sache, dass nie der Eindruck aufkommt, untenrum würde auch nur ansatzweise rumgebummelt bzw. den höheren Lagen hinterhergelaufen. Tief- und Mittelton sind auf das Timing bezogen eine Einheit, was die Basis fürs hervorragende Impuls- und Dynamikverhalten ist, welche das Excalibur Black auszeichnet. Und so gelingt beispielsweise die Wiedergabe von Drumsets irgendwie echter als über viele andere Pick-ups, dito von Klavierspiel. Die Instrumente brechen „rhythmisch nicht auseinander“: schnell oben – geruhsam unten? Nein, so läuft das hier nicht, sondern: synchron.
Doch nicht nur das „gefühlte Tempo“, auch die Pegelverhältnisse sind übers Frequenzband hinweg angenehm balanciert. Bass und Mitten sind im Grunde tonstudiohaft linear, und ab dem Übergang zum Hochton geht es nach oben hin ein kleines Ideechen defensiver zur Sache, sodass man „über alles“ von einer ganz, ganz leichten Wärme, einem minimal sonorem Einschlag sprechen könnte. Was sich aber fast nur im Direktvergleich mit tonal anders gelagerten Tonabnehmern offenbart.
Tonabnehmer im Vergleich
Überhaupt können ein paar Quervergleiche ja nicht schaden, denk‘ ich mir, und montiere das Dynavector DV-20X2H an die Wechsel-Headshell des SME-309er-Arms. Dank der bestens reproduzierbaren und schnell von der Hand gehenden Justagemöglichkeit dieses Tonarmklassikers ist ein Systemwechsel flott gemacht. Das Dynavector besitzt einen High-Output-Antrieb und damit ganz andere elektrische Parameter als das Excalibur Black, hat aber ebenfalls einen recht „scharf“ geschliffenen Diamanten (Micro Ridge statt Shibata) – und kostet rund 200 Euro bzw. knapp 30 % mehr als unser Proband. Bietet es auch klanglich mehr?
Naja. Vor allem bietet es ein sehr ähnliches Klangbild wie das Excalibur Black. Die gute Auflösung, die der Japaner besitzt, hat auch der Tonabnehmer aus dem Hause TAD drauf: Feine Stimmmodulationen nah aufgenommener Vocals, „komisches“ Scheppern einer Resonatorgitarre, Umgreif- und Ansatzgeräusche – so etwas bekomme ich von beiden Systemen angenehm deutlich, aber nicht überprononciert dargeboten. Auch in der im positiven Sinne unauffällig-natürlichen Art der Raumdarstellung ähneln sich beide: Die Bühne kommt einen halben Schritt auf den Hörer zu, die Relationen der Musiker sind gut nachvollziehbar – auch in der Tiefe – die Abbildung ist präzise und griffig; aber das Ganze ist nun auch nicht gleich atemberaubend-phänomenal, sondern eben realistisch-gut fürs Geld.
Am deutlichsten unterscheiden sich die beiden MC-Tonabnehmer im tonalen Untergeschoss: Das Dynavector legt im Bass, in Relation zum linearen Excalibur, eine Schippe drauf – dieses bietet dafür mehr Struktur und Durchzeichnung. Wenn Sie eine eher schlanker aufspielende HiFi-Kette Ihr Eigen nennen und ein tonales Gegengewicht suchen, bringt Sie das etwas satter zulangende Dynavector näher ans Ziel – bei einer balancierten Anlage kriegen Sie mit dem Excalibur Black aber den trockeneren und detailreicheren Tiefton geboten. Persönlich gefällt mir das Black besser, auch unabhängig vom Preis.
Recht ähnlich dürfte ein Vergleich des Excalibur Black mit meiner langjährigen Referenz, dem Ortofon Rondo Bronze (circa 900 Euro) verlaufen – das ich zwar nicht mehr besitze, aber derart lange gehört habe, das mir eine Einschätzung leicht fällt. Auch das Ortofon besitzt untenrum etwas mehr „Umpfta“, aber weniger Struktur. Ein wenig trockener ist allerdings nicht nur der Bass des Excalibur Black, sondern auch sein Mittelton, da es, wie erwähnt, im Hochton ganz leicht zurückhaltender vorgeht. Das Ortofon besitzt einen etwas geschmeidigeren Duktus, das Excalibur den minimal „holzigeren“.
Da mir das mit unserem Testkandidaten langsam zu bunt wird und ich des Lobens müde werde, muss jetzt erst mal ein Totschlag-Quercheck her: Das viermal (!) so teure MC-System Transrotor Figaro wird montiert. Und das zeigt dann auf, dass in allen Bereichen noch Luft nach oben ist. Das Figaro wirkt breitbandiger, also tiefer grabend im Bass und luftiger im Hochton, gibt sich ein gutes Stück aufgelöster, leuchtet die Bühne um einiges tiefer aus, hat dynamisch noch einmal mehr zu bieten usw. Der ganze Highend-Stoff halt, der uns Audiophile in den Ruin treiben kann, weil er so teuer zu bezahlen ist. Interessant bei diesem doch reichlich unangemessenen Vergleich: Während ich zum Transrotor wechsele, denk‘ ich noch: „Stimmt, da geht noch was.“ Zurück zum Excalibur Black aber: „Oh Mann, sooo viel schlechter ist das ja gar nicht.“
Nach diesen Abgrenzungen nach oben wird es Zeit für eine nach unten – mit einem günstigeren System. Und hier bietet sich natürlich das Blue aus dem gleichen Haus an. Die Gelegenheit, zwei sehr ähnliche Systeme miteinander zu vergleichen, die sich fast nur durch den Nadelschliff unterscheiden, finde ich interessant.
Und schon wieder gibt es eine Überraschung. Ich hätte nämlich nicht gedacht, dass die Unterschiede so klar ausfallen würden. Grundsätzlich teilt das Excalibur Blue die Tugenden des Black: Es spielt tonal ausbalanciert und hat Lust darauf, Musik lebendig-dynamisch zu vermitteln. Gut so. Allerdings taucht es im Frequenzschrieb weder unten so tief ab noch reicht es gen Norden so hoch hinaus wie der schwarze Bruder mit der schärferen Nadel, es bietet eine etwas geringere Auflösung und die weniger durchsichtige Raumdarstellung. Zudem werden Transienten mit dem Black minutiöser und schärfer herausmodelliert, das Blue verrundet hier ein wenig – was man, je nach Gusto, sogar gut finden kann. Aber näher dran an der Realität ist man mit dem Black, das holt schlicht und ergreifend mehr aus der Rille heraus.
Testfazit: Excalibur Black & Blue
Die neue Tonabnehmermarke vom TAD-Audiovertrieb legt einen sehr gelungenen Start hin: Schon das Excalibur Blue hat das Herz am rechten Fleck, denn es spielt dynamisch-kraftvoll und tonal ausgewogen. Gleiches lässt sich vom (derzeitigen) Excalibur-Top-System, dem Black, sagen – das aber dank seiner feiner geschliffenen Nadel noch ein paar Dinge mehr drauf hat, als da wären: erstklassiges Auflösungsvermögen fürs Geld, toll strukturierter Bassbereich mit mustergültiger Anbindung ans Mittenband und eine transparente Darstellung des Bühnenraums inklusive griffig-präziser Abbildung der Instrumente und Stimmen.
Ob das Excalibur Blue „reicht“ oder es doch das Black sein „muss“, entscheidet letztlich Ihre Anlage: Ist die balanciert und durchlässig genug für feinere Details, so sind die 200 Euro extra, die fürs Black auf den Tisch zu legen sind, sehr klug investiertes Geld. Ich halte das Excalibur Black für eine richtiggehende Preis-Leistungs-Rakete und kann Ihnen ein Probehören nur wärmstens empfehlen.
Fakten:
- Konzept: MC-Tonabnehmer
- Preis: Excalibur Black – 699 Euro, Excalibur Blue – 499 Euro
- Farben: Schwarz bzw. Blau
- Gewicht: 5,2 g
- Auflagekraft: 1,8 – 2,0 g
- Ausgangsspannung: 0,5 mV
- Systemimpedanz: 30 Ohm
- Empfohlener Abschlusswiderstand: >300 Ohm
- Sonstiges: Aluminium-Nadelträger, Black: Shibata-Nadelschliff, Blue: elliptischer Nadelschliff
- Garantie: 2 Jahre
Vertrieb:
TAD-Audiovertrieb
Rosenheimer Straße 33 | 83229 Aschau im Chiemgau
Telefon: +49(0)8052 – 9573273
E-Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de
Test: Excalibur Black & Blue | Tonabnehmer