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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Something different
  2. 2 Klang DiDiT DAC 212SE

fairaudio's favourite Award 2019Bowers & Wilkins, Trenner & Friedl, Backes & Müller: Nein, ein Maximum an Kreativität bei der Namensgebung kann man nicht allen Highend-Anbietern attestieren. Eine erfreuliche Ausnahme am Markt bildet die im holländischen Nederhorst den Berg ansässige HiFi-Schmiede DiDiT High-End (Vertrieb: www.soreal-audio.de; Preis des Testgerätes: 3.990 Euro). Deren Markenname, eine Überblendung der Anfangsbuchstaben von „Different in Design“ und „Different in Technology“, klingt nicht nur firmenphilosophisch konkret, sondern weckt auch meine Testerneugier auf diesen neuen Player am HiFi-Markt. Oder, korrigiere: auf diesen neuen DAC inklusive Vor- und Kopfhörerverstärker mit dem Kürzel DAC212SE.

Technik & Praxis

Und diese Neugier steigert sich noch, als mir Kollege Ralph Werner die an kostbaren Wein oder Zigarren gemahnende Verpackung dieses schmucken Firmenerstlings übergibt. Nomen ist hier unverkennbar Omen. Konkret: Kork. Bombenfest eingepasst in sorgsam eingeschnittene Kerbungen thronen DAC212SE, Fernbedienung und Netzkabel dermaßen feierlich im Weichholz-Safe, dass DiDiTs erstes Markenversprechen „Different in Design“ als erfüllt gelten darf, noch bevor der DAC212SE zur näheren Begutachtung aus der Verpackung genommen wird. Unboxing für Genießer!

DiDiT DAC 212SE in der Korkverpackung

Der Kork-Humidor selbst ist übrigens keine Wegwerfware, sondern unbedingt schützenswert, da garantierelevant. Der Hersteller legt nämlich Wert darauf, dass der DAC212SE ausschließlich in seiner angestammten Korkverpackung zu etwaigen Reparaturen versendet wird.

Different in Design? Check!

Der DiDiT DAC 212SE selbst erschwert in Sachen Anmutung und Design ebenfalls den Vergleich mit Konkurrenzartikeln. Das Gehäuse: ein einziges Stück gebürstetes Aluminium, mit rund 21 Zentimetern in Länge wie Breite deutlich kleiner als Standard-Rackmaß und auf hochwertigen Sorbothane-Entkopplungsfüßen stehend, mit handschmeichelnd abgerundeten Ecken und einem Display irgendwo zwischen Bauhaus-Design und 80er-Jahre-Camp-Ästhetik. Hochauflösend? Im Gegenteil! Die 29 x 8, nun ja, „Pixel“ bzw. Lämpchen oberhalb des rot umlichteten Powerknopfs sind von Hand abzählbar. Im Gegenzug bleiben die Lautstärke-, Eingangs- oder Setup-Einstellungen auch aus fortgeschrittener Hörentfernung von mehr als fünf Meter noch problemlos ablesbar. Nettes Feature: Die Helligkeit des Displays lässt sich so einstellen, dass sie sich automatisch an die Umgebung anpasst. Chapeau, dafür hat selbst Apple bei seinem iPhone bis zur 6. Generation gebraucht!

DiDiT DAC 212SE - Display

Nicht ganz so nett: Die ohnehin etwas kafkaesk geratene Menüführung gestaltet sich durch das Display umso hakeliger, da hierauf maximal drei Zahlen oder Buchstaben angezeigt werden können. Erfreulicherweise stellt DiDiT auf seiner Website eine Art „Schaltplan“ bereit, der es selbst einem orientierungsschwachen Menschen wie mir ermöglicht, sich durch die zahlreichen Einstellungsoptionen des DiDiT DAC 212SE zu navigieren. So lässt er sich beispielsweise als regelbarer Vorverstärker oder Lautstärke-gefixter reiner Digital/Analog-Wandler konfigurieren, mit einer Korrektur des Ausgangspegels um +/-6 dB versehen sowie auf eine frei wählbare Maximallautstärke festlegen – speziell bei Kleinkindern im Haushalt ein kaum ausreichend zu würdigendes Feature. Praktisch auch: Wird ein 6,35-mm-Klinkeanschluss von einem Kopfhörerkabel belegt, wechselt der DiDiT automatisch in den Kopfhörermodus und schaltet den Vorverstärkerausgang stumm.

DiDiT DAC 212SE und Fernbedienung

Die Navigation durchs Menü des DAC212SE geschieht – ebenso wie die digitale Lautstärkeregelung sowie die Eingangswahl – mit Hilfe der mitgelieferten Fernbedienung, die als weitere Untermauerung des Markenversprechens „Different in Design“ gelten darf. Dass gerade bei Verwendung des DiDiT als Kopfhörerverstärker ein Lautstärkeregler am Gerät sinnvoll gewesen wäre? Vergessen, sobald man die schmucke „Alu-Zigarre“ in Händen hält. Auf dieser findet der Hörer dann alles, was er am auf kompromisslosen Purismus getrimmten Gehäuse womöglich vermisst, nämlich Mute-, Eingangs- und Lautstärkeregelung. Wem ein „Bauhaus-Statement“ als HiFi-Fernbedienung eher nicht behagt, der kann den DAC212SE auch bequemer, nämlich per „Silicon-Valley-Statement“ vulgo Handy oder Tablet per iOS- oder Android-App steuern. Die Steuerungssignale aus der App empfängt der DiDiT in diesem Fall via Kopplung per Bluetooth.

DiDiT DAC 212SE - Fernbedienung

Different in abundance? Well, check!

Der Höhepunkt in Sachen „Difference“ findet sich auf der Rückseite des DAC212SE, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zum einen überragt das Gehäusedach des DiDiT etwa drei Fingerbreit die Anschluss-bewehrte Seite des Geräts, was den Einsatz vieler hochwertiger Netzkabel von vornherein ausschließt. Der einzige highendige Kaltgeräte-Stecker, der Platz unter dem DAC-Dach fand, war der zierliche Furutech FI-15 meines Tellurium Q Ultra Blue, auf den sich allerdings glücklicherweise die Mehrzahl audiophiler Netzstrippen problemlos umkonfektionieren lässt.

DiDiT DAC 212SE, Rückseite von unten

Weniger problembehaftet ist da das zweite rückwärtige Distinktionsmerkmal: Der DiDiT DAC 212SE ist nämlich – das Thema Kopfhörer mal außen vor gelassen – dermaßen konsequent symmetrisch konzipiert, dass die RCA-Ausgangsbuchsen (im Gegensatz zur Standard-Version des DAC212 ohne „SE“) durch XLR-Buchsen ersetzt wurden. Per XLR-RCA-Adapter bleibt der Betrieb von Verstärkern mit Cinch-Anschlüssen freilich weiter möglich, die Ausgangsspannung sollte dann im Menü von „Balanced“ zu „Unbalanced“ entsprechend angepasst werden. Eingangsseitig finden sich am DiDiT neben einer HDMI-Buchse fürs I2S-Übertragungsformat einmal AES/EBU (XLR), zwei koaxiale und ein optischer S/PDIF-Anschluss sowie ein USB-B-Input. Über ihn werden PCM-Formate bis 32 Bit/384 kHz unterstützt sowie DSD 64-512 und DXD 352.8. Abseits der Eingänge können Musiksignale auch kabellos via Bluetooth im aptX-Standard ins Innere des DiDiT geschickt werden.

DiDiT DAC 212SE von oben

Different in Technology? Check!

Dort geht es dann aber mal „so richtig distinktiv“ zu! Zwar ist der DiDiT DAC 212SE um den in Audio-Kreisen inzwischen altbewährten DAC-Chip ESS9018 Sabre Reference herum konzipiert, die eigentliche Wandler-Software allerdings wird von DiDiT selbst programmiert und durch regelmäßige Updates auch fortlaufend auf dem neuesten Stand gehalten. Getaktet werden die Musiksignale durch drei Crystek Femto Clocks. Besonderes Ohrenmerk legten die Entwickler zudem auf den Signalfluss innerhalb des DAC212SE, der von keinerlei Kondensatoren unterbrochen wird – was unter anderem den Vorteil biete, dass der Frequenzgang am Kopfhörerausgang des DiDiT ungeachtet der Impedanz des angeschlossenen Hörers unverändert bleibe, so die Niederländer.

Im Testzeitraum spielten denn auch sowohl niederohmige Hörer wie mein Arbeits- und Analysebienchen AKG812 als auch der 300-Ohm-Klassiker Sennheiser HD-800 eines Bekannten ohne Einbußen bei Frequenzgang, Dynamik oder Pegelreserven am Klinke-Ausgang des DAC212SE sehr, sehr nah an ihre klanglichen Bestform heran. Ja, um ehrlich zu sein: So unmittelbar involvierend und natürlich rein hatte ich meinen AKG812 bislang noch nie gehört! Das doppelte Different in Design und Technology scheint also noch nicht alles gewesen zu sein …

DiDiT DAC 212SE von unten

Klang DiDiT DAC 212SE

Ja, in Sachen Klang könnte das „DiD“ in DiDiT ebenso gut für „Difficult in Discribing“ stehen. Meine Herren, noch kein anderes Gerät hat es mir derart schwer gemacht, seine spezifische klangliche Signatur hörend zu erfassen und schreibend zu vermitteln. Deshalb: Beschreiben wir doch jetzt mal nicht, wie der DiDiT klingt. Sondern zählen wir Punkt für Punkt auf, warum er genau das explizit nicht tut. Denn mit genau diesem Ziel scheint der DiDiT abgestimmt worden zu sein: die klangliche Signatur der angeschlossenen Kopfhörer, Endverstärker und Lautsprecher durch eine möglichst eigenklangfreie Wandlung digitaler in analoge Signale ungestört zur Entfaltung zu bringen.

DiDiT DAC 212SE - Front

Kein Pinsel, sondern Leinwand

Starten wir mit der in Audiokreisen ja nicht ganz unbeliebten Exkursion in die Tierwelt: Wenn mein Jadis-Röhren-DAC JS2 ein eitler Pfau ist, der jeder Aufnahme und aller angeschlossenen Elektronik seine goldenen, schimmernden Federn anheftet, so lässt sich der DiDiT als Chamäleon taxieren, welches austexturiert, aber un-kommentiert ausschließlich in fremden Farben erstrahlt und sich – Unterschiede in Aufnahme und dem Rest der HiFi-Kette so klar wie irgend möglich zu Tage fördernd – stets uneitel in den Dienst der Musik stellt. Nein, der DiDiT ist in kein akustischer Farbpinsel, sondern eher die Leinwand – die freilich durchaus kräftig akustische Tinte aufnehmen kann, wenn das musikalische Material sie versprüht.

Daniil Trifonov Chopin EvocationsChopins Klavierkonzert Nr. 1, gespielt von Daniil Trifonov auf dem Album Chopin Evocations (auf Amazon anhören), klingt sensationell duftig, grundtonstark und raumgreifend voluminös, während die eisekalten Gitarrenwände auf Wolves In The Throne Rooms in anderer Weise klassischem Album Diadem of 12 Stars (auf Amazon anhören) genauso klein, dünn, fahl und anämisch klingen, wie sie genretypisch eben in den Hörraum hineingezischt gehören. Was man bis hierhin sagen kann: Der DiDiT ist kein Orchester, sondern eine Bühne, auf der Komponisten, Interpreten und Toningenieure glänzen können, und wenn der DAC212SE musiziert, stehen quasi alle mit im Hörraum und geben akustische Einblicke in ihre Arbeit.

Zu blumig? Nun, recht haben Sie. Deshalb hören wir uns jetzt einmal en detail an, wie sich die nahezu vollständige Abwesenheit von Klang in dessen relevanten Einzeldisziplinen konkret bemerkbar macht.

DiDiT DAC 212SE, seitlich

Flexibel im Raum

Die Bühne des DAC212SE? Keine Überraschung: ad libitum. Will heißen: So hoch, tief und breit sie eben abgemischt wurde. Ein voll besetztes Orchester ragt gerne mal in Höhe wie Breite deutlich über die Boxen-Kanten hinaus, während Jazz-Ensembles, die in schnuckeligen Pubs eingefangen wurden, umso intimer zusammenrücken. Will man dem DiDiT nun unbedingt doch einen räumlichen Charakter attestieren, so wäre vielleicht die sagenhafte Umrissschärfe, Plastizität und Luftigkeit insbesondere bei der Projektion von Soloinstrumenten und -stimmen herauszugreifen. Verfechter der musikalischen Ganzheitlichkeit können dennoch beruhigt bleiben, denn die durch und durch smoothe Gangart des DiDiT bürgt dafür, dass es auch bühnentechnisch niemals seziererisch oder artifiziell collagiert gerät und der Hörer stets eine zwar exakt definierte, aber letztlich stets angenehm körperhaft präsente und organisch musizierende Einheit aus „Fleisch und Blut“ vor sich hat.

Flüssig und entspannt

Tonal präsentiert sich der DiDiT homogen, balanciert und sehr natürlich über das gesamte, ausnehmend breite Frequenzband; da schmeckt nichts vor, und selbst der ESS-assoziierte digitale „Glare“ im Hochton, welcher bei der ein oder anderen DAC-Adaption gerne mal mit einem minimalen Peak im mittleren Hochton einhergeht, schenkt sich der DAC212SE dank eines minimalen Dimmens gehörnervlich prekärer Hochtonlagen vollkommen – und bringt dabei das Kunststück fertig, trotz der erwähnten Balanciertheit so überhaupt nicht langweilig, charakterlos oder gar „nüchtern“ zu klingen.

Die Extraportion Charme, die den DiDiT ganz im Gegenteil zu einer echten Genussmaschine macht, verteilt sich dabei nahezu gleichmäßig auf die drei tonalen Ebenen Bass, Mitten und Hochton. Während das Untergeschoss im DiDiT preisadäquat präzise, austexturiert, antrittsschnell und timinggenau aufspielt, verwöhnt der DAC212SE seine Hörer ungeachtet dessen mit einer charakteristischen Geschmeidigkeit und substanziellen „Fleischigkeit“, die aus einem bloß exakten Bass eine involvierend organische, federnde und ohne großes Tamtam autoritäre klangliche Naturgewalt macht, die sich zudem jegliche tonale Überlappung in den Mittenbereich verkneift. Ja, noch mehr Durchzeichnung im Untergeschoss ist möglich; im fraglichen Preisbereich jedoch meiner Erfahrung nach kaum ohne eine gewisse tonale Askese bzw. (Über-)Trockenheit im Kellergeschoss zu haben. Kurzum: Der Bass des DAC212SE ist der beste, den zumindest ich jemals von einem DAC gehört habe. Full Stop.

Luciano Pavarotti Leoncavallo Pagliacci Dazu passend präsentieren sich die Mitten perfekt artikuliert, klangfarblich rein und organisch entspannt. An künstlich aufgesetztem Schmelz wird bewusst gespart, und dennoch bieten (vor allem weibliche) Gesangsstimmen alles andere als jene näselnd-blankpolierte Kühle, die bei Darreichung über manche Wandler gelegentlich die Frage aufwirft, was denn nun an dieser Diana Krall oder jenem Luciano Pavarotti eigentlich so besonders sei. Beim DiDiT erübrigen sich solche Fragen: Pavarottis herzzerreißende Arie „Vesti la giubba“ (Pagliacci dirigiert von Riccardo Muti, Decca 2015, auf Amazon anhören) vermittelt der DAC212SE, ohne je in Kuschel-Nuschel-Gefilde abzudriften, dermaßen melismatisch, geschmeidig fließend und mit einem so natürlich wirkenden Timbre, dass ich meine snobistischen Vorurteile von der chronisch-abgehackten Digitalitis des verwendeten ESS Sabre-Chips für immer ad acta lege. (Nach diesem Test fang ich damit an, versprochen!)

Das abstimmungstechnische Kunststück, bei höchster Transparenz und Artikulationsgenauigkeit vor allem im Mittelton so unverschämt elegant, entspannt und – ja sorry – sexy zu klingen, gelingt dem DAC212SE dabei insbesondere durch sein preisbezogen überdurchschnittliches Auflösungsvermögen. Dabei ist es – typisch Highend – nicht die schiere Fülle an musikalisch relevanter Detail-Information, die den DiDiT auch hier so „different“ macht, sondern die effektfrei selbstverständliche Integration allerfeinster Nuancen in den musikalischen Gesamtklang. Das minimal resonierende Geräusch des Snare-Korpus beim Auftreffen eines Drumsticks aufs Fell, das ganz leichte Kratzen beim Gleiten des Plektrums entlang einer Gitarrensaite oder die nicht ganz so leichte Bronchitis des Konzertbesuchers in Reihe 14: alles da, die ganze Zeit, einzig: Es fällt nur dem auf, der explizit drauf achtet – und bildet ansonsten, wie es sich gehört, unterhalb der bewussten Wahrnehmungsschwelle das Material für jene livehaft knisternde Atmosphäre, die das Hören über echte Highend-Geräte zum Erlebnis macht, für das Familienväter gestern, heute und morgen Urlaube opfern und Ehen aufs Spiel setzen werden.

Goldiger Hochton

Rein gar nichts auf Spiel gesetzt haben die DiDiT-Entwickler bei der Abstimmung des Hochtonbereichs. Hochgradig detailliert bis in die Obertöne, dabei komplett härtefrei, fein ziseliert und dennoch frei von jener Sibilanz und Fitzeligkeit (die neutral bis betont offen abgestimmten Geräten oft eigen ist), spielt der DAC212SE durch eine minimal-knuffige Pegelabsenkung ab dem mittleren Hochton – man darf nun sagen: typisch – wieder einmal die Charme-Karte, ehe der stimmigen Gesamtklang durch allzu viel Prominenz im Hochton gestört werden könnte.

Ganz im Dienst seines spektakulär-unspektakulären Gesamtklangs stehen auch die dynamischen Kompetenzen des DAC212SE. Grobdynamische Exzesse werden, so gefordert, brachial und impulsiv wiedergegeben, nur: Wenn ein Kontrabass ganz einfach lasch gezupft wird, dann klingt das eben auch so, will heißen: Für vordergründige Dynamik in Form eines künstlichen Boosts des Grobmotorischen, wie ich persönlich sie stellenweise beim dynamisch ansonsten vergleichbar beeindruckenden Chord Hugo 2 zu bemängeln hatte, ist der DiDiT nicht zu haben. Das Richtmaß aller dynamischen Spannungsintervalle bleibt stets die Aufnahme, und wenn die es fordert, so kennt der DiDiT weder im Groben noch im Feinen irgendwelche Beschränkungen in dynamischer Schub- oder Differenzierungskraft. Begünstigt wird der Eindruck dieser erfrischend naturgegeben wirkenden Akkuratesse durch die ungeheure Ruhe, aus der heraus sich die Musik beim DAC212SE entfalten kann. Vor allem akustische Instrumente wie Klavier, Konzertgitarre oder Kontrabass wirken – vor allem, wenn man High-Res hört – in dieser feindynamischen Differenzierung ungemein lebensecht, anfassbar und, ja: analog. Die Musik regiert den Klang komplett; wenn nicht, herrscht schwarze Stille.

DiDiT DAC 212SE - Anschlussfeld seitlich

Unvergleichlich, oder doch?

Stille dürfte übrigens auch herrschen, wenn man nach vergleichbar differenzierten Gerätschaften im fraglichen Preisbereich fragt. Verglichen mit dem Chord Hugo 2 (einem immerhin rund 2.300 Euro kostenden portablen DAC-Amp, für dessen demnächst erscheinende und vergleichbar dimensionierte Desktop-Variante Hugo TT 2 der Hersteller sicherlich eine ähnliche Summe aufrufen wird), macht der DiDiT denn auch so ziemlich alles besser. Der Bass ist kontrollierter, beweglicher, tiefer reichend, die Mitten kommen cremiger und besser aufgelöst, die Höhen stimmiger angebunden, dabei zugleich milder und informativer. Ja, insgesamt wirkt der DAC212SE tatsächlich mindestens eine Klasse natürlicher, unmittelbarer und „analoger“ als der Hugo 2.

Schwerer hat es der DiDiT da schon mit dem Linnenberg Telemann (4.400 Euro), den ich gemeinsam mit Kollege Jörg Dames in dessen Setup im direkten Vergleich gehört habe. Zwar fehlt dem schlichten Linnenberg der Wow-Faktor im Design, wie einer Sache auch nur irgendetwas fehlen kann, dafür punktet der als reine DAC-Vorstufe ohne Kopfhörerverstärker daherkommende Telemann mit einer ähnlichen überzeugend balancierten Gesamttonalität mit vergleichbar hoher Natürlichkeit.

DiDiT DAC 212SE - Digitalinputs

DiDiT DAC 212SE – Digitalinputs

Wobei: ähnlich? Nun ja, „überzeugend balanciert“ hier ist tatsächlich nicht zwingend gleich „überzeugend balanciert“ da, wie dieser interessante Vergleich zweier ausgewiesener „Fairwandlungskünstler“ zeigt. Um es kurz zu machen: Der DiDiT balanciert minimal Richtung „gefällig“, der Linnenberg bleibt sozusagen mit einer Waagschale noch im Studiobereich hängen. Konkreter? Nun denn: Der DiDiT agiert mit einem fülligeren Bass mit zünftigerem Punch und „Groove“, während der Linnenberg untenrum eine ultrapräzise, aber eben weniger flockigere Performance, mehr Richtung „Militärparade“, abliefert. Die Mitten sind beim DiDiT melodischer, fließender, ja, im A/B-Vergleich mit dem Telemann lässt sich sogar ein minimaler Weichzeichner-Effekt attestieren, der Stimmen schmeichelt und schlechtem Musikmaterial mehr Langzeittauglichkeit verschafft, während der Linnenberg noch transparenter, aber manchmal eben auch gnadenlos ehrlich agiert. Höhen? Same, but different. Der Linnenberg lässt Becken strahlen, der DiDiT schimmern, der Linnenberg „zieht durch“, der DiDiT dimmt minimal ab.

Sag, wie hältst du’s mit Natürlichkeit?

Was beide gemeinsam tun, ist eine klangliche Grundsatzfrage aufzuwerfen: „Was ist tonale Richtigkeit? Und was Natürlichkeit?“ Nun, sofern Sie darunter verstehen, dem Live-Erlebnis möglichst nahezukommen, Technik vergessen zu können und Details eher integrativ abgemildert denn hyperrealistisch überschärft dargeboten zu bekommen, ist der DiDiT für Sie der korrektere, natürlichere Wandler. Hörer, die maximale Transparenz anstreben und dabei dann auch in Kauf nehmen, unschöne Aufnahmen ungeschönt ans Ohr gereicht zu bekommen, dürften sich hingegen eher beim Telemann näher an der klanglichen „Wahrheit“ fühlen. Dass beide Geräte in Sachen Dynamik, Bühne und Auflösung Kopf an Kopf liegen, macht die Wahl zwischen dem DiDiT und dem Telemann endgültig zur reinen Geschmackssache. Ich würde nach unserem Vergleichsabend, suchte ich einen neuen DAC in dem Preisbereich, jedenfalls ohne Zögern zum DiDiT greifen, Kollege Dames indes ist mit seinem Telemann nun umso glücklicher. Win-Win!

Teaser DiDiT DAC 212SE

Zugabe? Von wegen!

Kommen wir zum letzten Teil dieses Tests: einer Zugabe, die keine ist. Nein, die im DAC212SE verbaute Kopfhörerstufe dürfte für viele Anhänger dieser Hörvariante durchaus als Kaufgrund durchgehen. Sie ist kräftig genug, selbst leistungshungrige Magnetostaten wie etwa einen Audeze LCD-3 oder LCD-XC ohne Dynamikeinbußen zu treiben und steht qualitativ auf einer Stufe mit Klassikern wie dem Lehmann Linear oder dem Graham Slee Solo Ultralinear. Die klangliche Signatur meiner Kette konnte ich durch den Anschluss der beiden externen Headamps an den rückseitigen Analog-Ausgang des DiDiT zwar ändern, die Qualität der Wiedergabe verbessern konnte ich dagegen nicht. Im Gegenteil: Direkt am 6,35-mm-Klinkeausgang tönte es sowohl über den Audeze als auch den dynamischen AKG812 stets unmittelbarer, straffer, sauberer und vor allem: ehrlicher, mit weniger artifiziellem Eigenklang und damit dichter „dran“ an der Musik. Ziemlich beeindruckend.

Und ziemlich günstig. Denn bedenkt man, dass zum Beispiel Käufer eines Linnenberg Telemann zusätzlich einen Headamp im 2.000-Euro-Bereich benötigen würden, um auf dem Niveau des DiDiT kopfzuhören, relativiert sich der zunächst happig anmutende Anschaffungspreis eines DAC212SE: vom „exklusiven Pionierprodukttarif“ zum geradezu „attraktiven Kombipreis“.

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Wilson Audio

Test: DiDiT DAC 212SE | D/A-Wandler, Kopfhörer-Verstärker

  1. 1 Something different
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