Demnächst im Test:

Billboard
Antipodes Häae

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Westone Story
  2. 2 Klang & Vergleiche: Westone UM Pro

Die Firma Westone Laboratories (https://headtek.de) bezeichnet sich selbst als „Marktführer für Hochleistungs-Audio, In-Ear-Monitoring-Technologie und Gehörschutz und weltweit größten Hersteller von individuellen Ohrhörern“. Wahrscheinlich trägt man in Colorado Springs dieses Banner zu Recht mit Stolz: Westone wurde schon 1959 gegründet und verfügt somit über fast 60 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von meist für den Anwender maßgeschneiderten Lösungen – „custom-made“ ist auch heute noch das große Geschäft für Westone. Dabei handelt es sich bei den Kunden von Westone im Prinzip erst mal um Menschen, die beruflich mit Musik oder aber hohen Lautstärken jeglicher Art zu tun hatten, denn für einen langen Zeitraum steckten sich vor allem Musiker auf der Bühne oder Piloten der U.S. Air Force (In-Ear-Kommunikationssystem ACCES®) die kleinen und leichten Geräte ins Ohr. Ob die Westone-In-Ears auch für Hifi taugen, wollen wir in diesem Hörbericht zur UM-Pro-Serie klären, auch wenn diese „offiziell“ vom Hersteller als Musiker-Monitore geführt werden.

Balancierter Armaturenträger

Westone war laut eigener Aussage der erste Hersteller weltweit, der einen Kopfhörer mit dem sogenannten Balanced Armature Design entwickelt und auf den Markt gebracht hat. Folgerichtig findet sich dieses relativ selten angewandte Schallerzeugungsprinzip auch in der neuen UM-Pro-In-Ear-Familie. Mit vier Modellen ist die Linie für viele Budgets gut aufgestellt, auch wenn man hier nicht auf Superdiscountpreise hoffen sollte: Der Einstieg findet statt mit den Westone UM Pro 10 (um 159 Euro), die mit einem einzelnen Treiber ausgestattet sind. Darauf folgen die doppelt bestückten Westone UM Pro 20 für 319 Euro, das Drei-Wege-System Westone UM Pro 30 für 419 Euro und zu guter Letzt das Modell Westone UM Pro 50 (um 689 Euro), welches – Sie ahnen es schon – ganze fünf Balanced-Armature-Treiber in seiner durchaus kompakten Hülle unterzubringen vermag. Die Trennfrequenzen der Westone UM-Pro-Modelle sind auch auf Nachfrage Betriebsgeheimnis – man mag sich nur dazu äußern, dass im UM Pro 10 ein Treiber sitzt, der in keinem anderen Modell seinen Dienst tut, dass die Basstreiber in allen anderen Modellen die gleichen Typen sind, und dass im Mittel- und Hochton jeweils unterschiedliche Treibermodelle zum Einsatz kommen.

Westone UM Pro im Ohr

Bequem im Ohr: die Westone UM Pro

Apropos kompakt: Die neuen Modelle der Westone UM Pro-Serie sind etwas kleiner und flacher als ihre Vorgänger. Das führt dazu, dass sie sich äußerst bequem ins Ohr einfügen. Hilfreich dabei sind auch die vielen unterschiedlich großen Ohrpassstücke, die in jeder Größe in zwei Ausführungen kommen. Zum einen finden sich fünf Paar Schaumstoffmodelle, die besonders stark schalldämmend wirken, zum anderen fünf Paar Silikon-Typen, die sich – zumindest in meinem Ohr – bequemer anfühlen.

Westone UM Pro 30 mit Ohrstücken

Zum Lieferumfang der Westone UM Pro zählen verschiedene Ohrpassstücke: fünf Paar aus Schaumstoff sowie fünf Paar aus Silikon

Auf den ersten Blick unterscheiden sich die vier Modelle nicht wirklich voneinander. Durch das transparente Gehäuse aus Polycarbonat lässt sich erst bei genauerem Hinschauen ein etwas weniger (UM Pro 10) oder mehr (UM Pro 50) mit Technik gefüllter Ohrhörer ausmachen, und direkt hinter dem Kabelanschluss ist dann auch eine kleine Zahl eingraviert. Alle Modelle fühlen sich im Ohr leicht an, was auch die Messwerte bestätigen: Von 14 Gramm für den UM Pro 10, über 16,3 Gramm für den UM Pro 20, erstaunliche 0,2 Gramm weniger für den UM Pro 30 und immer noch nur 16,8 Gramm für den UM Pro 50 mit seinen fünf Treibern reicht die Spanne. Mit Impedanzen zwischen 19 Ohm beim UM Pro 10 und 56 Ohm beim UM Pro 30 kann man alle vier Modelle als sehr einfach bis einfach zu treiben bezeichnen, und bei Wirkungsgraden zwischen 114 dB/mW (UM Pro 10) und 124 dB/mW (UM Pro 30) dürfte nicht wirklich viel Ausgangsleistung vonnöten sein, um ordentliche Lautstärken aus den Ohrhörern rauszukitzeln.

Westone UM Pro 10

Der Westone UM Pro 10

Dass die Preise der neu gestalteten Westone UM Pro-Linie im Vergleich zu den Vorgängermodellen nicht gestiegen sind, ist löblich. Und die neue Familie darf sich sogar der neuen und verbesserten MMCX Audio™-Stecker und des qualitativ hochwertigeren Westone Epic-Kabels erfreuen. Die Kupplung des austauschbaren Kabels ist in der Tat sehr hochwertig ausgeführt, einfach so rausrutschen dürfte das Mini-Steckerchen im Alltag nie. Im Gegenteil muss man etwas Kraft aufwenden, um es aus den Ohrhörern rauszuziehen. Dabei ist dann entsprechende Feinfühligkeit geboten, denn das Kabel an sich ist recht dünn, was wiederum dem Tragegefühl zugutekommt.

Und auch der Sitz ist erstaunlich sicher, auch wenn ich jetzt keine Cross-Läufe absolvieren oder mit eingesetzten Westones bodenturnen würde. Das könnte man allerdings ebenso wie Freeclimbing tun, wenn die Westones im beiliegenden „Vault“ verstaut sind. Das knallorange Kästchen macht nämlich einen sehr soliden Eindruck und geht mit Sicherheit auch nicht einfach so auf, wenn es mal hinfällt.

Klang & Vergleiche: Westone UM Pro

Obscura DiluviumDie Einwegler Westone UM Pro 10 überraschen mich mit einer für einen Balanced-Armature-Typen eher außergewöhnlichen Klangcharakteristik. Meine Erfahrungen mit den Modellen von Final Audio Design und Etymotic (siehe Test Etymotic Research ER3SE & ER3XR) liefen ja auf eine tonal eher schlanke Abstimmung hinaus – nicht so mit den Westone UM Pro 10. Die besitzen einen druckvollen Bass, der kräftig durchzieht und dabei schon recht knackige Impulse liefern kann. Der Tiefton macht seinem Namen schon beim Einstiegsmodell alle Ehre und lotet Frequenzen bis unter 30 Hz hörbar, wenn auch nicht ultrakontrolliert aus. Der obere Mittelton der UM Pro 10 wirkt – ganz anders als beispielsweise bei den präsenzbetonten Final Audio Heaven IV (um 180 Euro) – eher etwas zurückhaltend, was Stimmen eine leicht dunkle Färbung gibt und zum Beispiel gezupften Instrumenten ein wenig an Präsenz und Glanz nimmt. Aber alles im Rahmen und balanciert vervollständigt von einem zwar nicht ultrafeinen, aber einigermaßen transparenten Hochton, der sich Single-BAT-typisch bei über 10.000 Hz akustisch so langsam verabschiedet, um dann laut Spezifikation bei 16 KHz seinen -3dB-Punkt zu erreichen. Den Grundton wiederum stellen die kleinsten UM-Pro-Modelle schön farbig und knurrig dar – zum Beispiel beim genial gespielten Fretless-Bass in „Clandestine Stars“ vom neuen Obscura-Album Diluvium (auf Amazon anhören). In Sachen Transientenwiedergabe und Dynamik auf allen Ebenen liefern die Westone UM Pro 10 eine für ihre Preisklasse absolut zufriedenstellende Performance ab.

Die Wege trennen sich: Westone UM Pro 20

Westone UM Pro 20

Der Westone UM Pro 20

Die insgesamt eher schokocremige denn weißknochige Abstimmung der UM Pro 10 bleibt auch den nächstgrößeren Modellen erhalten; ins analytisch-helle driftet keines der hier vorgestellten Modelle ab. Die Westone UM Pro 20 erweitern den Frequenzbereich etwas nach oben, wirken merklich transparenter und im Mittelton ausgewogener, ohne die dortige Zurückhaltung der UM Pro 10. Allerdings schimmert die bei vielen BAT-Hörern auszumachende Betonung des Präsenzbereichs in der Klangsignatur der 20er ganz leicht durch: Snare Drums und Bongos besitzen daher minimal weniger Körper als mit dem kleineren Modell und tendieren – wenn man denn einen direkten Vergleich zieht – eher zu einem metallischen denn hölzernen Impuls. Unbeeinträchtigt davon öffnet sich der Raum mit den Westone UM Pro 20 weiter. Einzelne Schallereignisse sind dabei leichter voneinander zu unterscheiden und zu orten. Den größten Qualitätssprung machen die Westone UM Pro 20 dann im Tiefbass. Nicht nur, dass die unteren Frequenzen nun deutlich konturierter und kontrollierter rüberkommen, sie steigen auch merklich tiefer runter und packen ordentlich an Volumen und Druck drauf.

Optimum: Westone UM Pro 30

Westone UM Pro 30

Der Westone UM Pro 30

Im Prinzip geht der Drei-Wege-Hörer Westone UM Pro 30 nun genau diesen Pfad weiter, wobei er seine Trümpfe vor allem im mittleren und oberen Frequenzbereich ausspielt. Der UM Pro 30 differenziert im Mittelton noch etwas besser und löst ganz obenrum nochmals luftiger und feiner texturiert auf als die UM Pro 20. Die typische BAT-Präsenz ist hier weniger ausgeprägt, was sich nicht zuletzt in einer druckvolleren, sonoreren Snare niederschlägt. Im Bass steigern die UM Pro 30 das Niveau der 20er mit einer voll auf den Punkt kommenden Definition und eindeutigerer Durchhörbarkeit im Tiefbass, inklusive eines noch knackigeren Grundtons. Dynamisch scheinen mir die UM Pro 30 einen ebenso großen Sprung im Vergleich zu den 20ern zu machen wie tonal: Sie offenbaren bei Technobässen ebenso wie Streicher-Tuttis und harten Drum-Schlägen den nötigen Biss und richtig viel Speed über alle Frequenzbereiche, ohne dass sie „das Hornsystem fürs Ohr“ geben wollten – das bleibt alles schön domestiziert, neutral und realistisch. Geht da noch mehr?

Maximum: Westone UM Pro 50

Westone UM Pro 50

Der Westone UM Pro 50

Ja. Mit den Westone UM Pro 50 fällt mir dann vor allem eins auf, und zwar, dass nichts mehr auffällt. Will heißen: Mit ihren fünf Treibern eliminieren die Westone UM Pro 50 jegliche zuvor eventuelle noch vorhandene tonale Unebenheit, inklusive jedweder BAT-typischer „Präsenz-Knätschigkeit“ und spielen mit einer minimal ins basskräftige tendierenden Neutralität, die auf dem Niveau eines sehr guten Bügelkopfhörers derselben Preisklasse liegt. Nochmals gesteigert gibt sich die Detailauflösung – und der Frequenzgang mutet nach oben hin scheinbar unbegrenzt an.

Dynamisch lassen die Westone UM Pro 50 keinerlei Schnellkraftschwächen erkennen und wirken so unangestrengt wie Usain Bolt im 100-Meter-Finish. Jedoch ist es ihr größtes Verdienst, dass sie trotz der vielen Treiber homogen und auf den Punkt spielen. Im direkten Äpfel-Birnen-Vergleich zu meinem annähernd preisgleichen, bestens beleumundeten AudioQuest NightHawk Over-Ears (halboffenes Prinzip) lässt sich allerhöchstens noch eine eingeschränkte Räumlichkeit konstatieren, die prinzipbedingt kaum zu vermeiden ist. Dafür packen die UM Pro 50 im Bass noch mehr Punch und Druck drauf als der NightHawk, wirken direkter in der Impulsansprache und schirmen, wie ihre Geschwister, den Hörer optimal nach außen ab.

Westone UM Pro Transport Case

Das beiliegende Aufbewahrungs- und Transportkästchen der Westone UM Pro-Kopfhörer

Billboard
H-E-A-R Tellurium

Test: Westone UM Pro 10, 20, 30 & 50 | In-Ear-Kopfhörer

  1. 1 Westone Story
  2. 2 Klang & Vergleiche: Westone UM Pro

Das könnte Sie interessieren: