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Sauermann Endstufe – Dynamik, Klangfarben – Testbericht fairaudio

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Sauermann Endstufe - Dynamik, Klangfarben - Testbericht fairaudio

est leucocyteDas erste, was mir bei E.S.T.s Siebzehnminüter „Premonition I. Earth“ (Album: Leucocyte, 2008) in Verbindung mit unserem Sauermann auffällt, ist der eingangs des Stückes mit nichts weiter als einem Basslauf und einigen verhallenden Piano-Sprenkeln aufgezogene Raum – der schwarze Hintergrund, die Ruhe zwischen den Instrumenten, die resultierenden farbstarken Kontraste, dazu eine von alledem sicherlich ebenfalls profitierende tadellose Ortungsschärfe und angenehme Plastizität: Unser Proband zählt zu den Vertretern seiner Zunft, die in der Lage sind, selbst aus wenigen Zutaten ein realistisches Raumgefühl zu schaffen.

sauermann verstärker

Das zweite, was mich beim genaueren Hinhören veranlasst, zu den Hörnotizen zu greifen, ist, dass besagter Basslauf rhythmisch zwar alles andere als schlaff, bewahre, aber dennoch etwas weniger straff-federnd als über meine Audionets vermittelt wird und mir das musikalische Geschehen so grob ab Minute elf des Titels – das Stück geht gerade im letzten Drittel richtig gut ab, wie ich finde – rhythmisch einen Tick weniger spektakulär vorkommt.

Nein, es wird dynamisch immer noch genügend Involvement geweckt, als dass das Ganze nicht Spaß machen würde, aber der Sauermann vermittelt die Bassdrumkicks und Tom-Wirbel ein bisserl weniger attackig, puncht einen Hauch weniger ansatzlos-trocken, ohne dass es aber nun soweit ginge, dass man an dieser Stelle Wörtchen wie „verrunden“ oder „weich“ gebrauchen dürfte.

Nun, aber wir haben es ja immerhin mit einem 8,5 Kiloeuro schweren Probanden zu tun und dürfen deswegen auch die Goldwaage hervorkramen: Der Sauermann ist rhythmisch gut, geht attackfreudiger zu Werke, als dass man ihn zu den eher auf geschmeidige Klangbilder setzenden Zeitgenossen zählen dürfte wie etwa – um mal aus dem Gedächtnis zwei lose Beispiele zu nennen – eine Gamut-D200i- oder Marantz-SM-11S1-Endstufe, gehört aber eben auch nicht zu den ausgemachten „Rennautos“ unter den Verstärkern wie eben die Audionet Monos oder auch der erst kürzlich besprochene Abacus Ampollo.

sauermann

Dafür stellt der Sauermann die im E.S.T.-Song aufnahmetechnisch bisweilen nicht gerade schüchtern in Szene gesetzten Becken tatsächlich atmender, lockerer, weniger dicht-verhärtet, zudem klangfarblich etwas „bronziger“, weniger silbrig und mithin angenehmer, authentischer dar, skinny puppyals ich das sonst so von vielen Verstärkern gewohnt bin. Und bei Skinny Puppys lärmig-sperrigem „Dig It“ kommt mir nun weniger in den Sinn, darüber nachzudenken, wie’s um die Antrittsgeschwindigkeit der furztrocken in den Hörraum schießenden E-Gitarren-Samples bestellt ist, als dass mir auffällt, dass es im Vergleich zu meinen Arbeitsgeräten tatsächlich auch im Mittenbereich farbiger, etwas reiner, weniger nervös zugeht: So wirken die E-Gitarren im unmittelbaren A/B-Kontrast etwas substanzieller, weniger glasig-dünn, tonal etwas schwerer/wärmer, für meinen Hörgeschmack schlussendlich selbstverständlicher, realistischer.

Und nicht zuletzt deshalb fühle ich mich, was das Thema Klangfarben (siehe auch fairaudio-Lexikon: Klangfarben) angeht, spontan an den vor kurzem bei mir zu Gast gewesenen Vollverstärker Ayre-AX-7e erinnert, der aber freilich unter anderem in Sachen Dynamik/Durchzugskraft nicht an den Sauermann-Amp heranreicht.

sauermann

Ja, was die Deckkraft, das grauschleier- und grisselfreie Ausmalen von Tönen und – gleichsam wichtig für die klare Definition, den Kontrast einzelner Instrumente – einen störungsfreien (schwarzen) Hintergrund angeht, macht unser Proband einen hervorragenden Job und toppt, für mich doch schon recht überraschend, meine Audionet-Monos. Und wenn ich, wie eingangs erwähnt, sowohl die Audionet AMPs als auch den Sauermann-Verstärker für vorbildlich neutral halte, so fühlt sich Letzterer doch stets ein wenig wärmer an. Passend dazu hielt ich ja auch beim Ayre-Bericht fest: „Farbig tönende Komponenten differenzieren Instrumente besser, wirken satter/voller, was man wohlmöglich gar mit (vermeintlicher) tonaler Wärme in der Wiedergabe gleichsetzen könnte, aber mit von einem angehobenen Grundtonbereich o.ä. ausgehender tonaler Wärme freilich nichts zu tun hat“.

Und möglicherweise auch aufgrund seiner klangfarblichen Meriten – wenngleich meine Audionet Monos wie beschrieben noch etwas dynamisch-zackiger zu Werke gehen und dies dem Thema AuflösungOHGR/Transparenz grundsätzlich förderlich ist – punktet der Sauermann-Verstärker nicht zuletzt beim Album Devils In My Details (2008) des kanadischen Elektroprojektes OHGR: Wunderbar, wie differenziert, informativ, ja, das trifft’s am besten: wie stressfrei-durchsichtig (nicht dass wir uns falsch verstehen, musikalisch wirkt diese Scheibe nicht gerade entstressend) der Sauermann die sich bisweilen im Hörraum geradezu auftürmenden, gehaltvoll-diffizilen Soundungetüme dieses genial-noisigen, konventionslos wirkenden Musikmachwerks aufdröselt.

Freier Blick aufs Detail ohne jeglichen Anflug störender Analytik – der Sauermann gehört trotz seiner Akkuratesse keinesfalls zu den Komponenten, die vornehmlich nur mit audiophilen Perlen Spaß machen. Sehr löblich, gerade für Besitzer einer solch doch schon recht durchwachsenen Plattensammlung wie der meinen.

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Test: Sauermann Audio Endverstärker | Endstufe

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