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Sauermann Endverstärker: Hinter dem Antlitz

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Sauermann Endverstärker: Hinter dem Antlitz

Öffnet man den auffallend passgenau sitzenden – da kommt einem schon fast das Wörtchen „luftdicht“ in den Sinn – Gehäusedeckel, fällt einem wohl zunächst einmal die Absenz von Platinen ins Auge: Alle Bauteile sind über Direktverdrahtung in das Schaltungskonzept eingebunden. Dank „dieser Vorgehensweise können nicht nur parasitäre Leitungsparameter minimiert, sondern auch die Leitungen selbst optimiert werden, beispielsweise durch die Verwendung besonderer Materialien wie Silber/Gold oder definierter Leitungsquerschnitte“, so Gerd Sauermann.

sauermann audio

Als Zutaten im lediglich knapp über 20 Zentimeter messenden Signalweg finden sich neben einem Transistor eng tolerierte (<0,01%), temperaturresistente Widerstände sowie Folienkondensatoren (Silber/Gold-Folie) mit ölgetränktem Isolationsmaterial als Dielektrikum, die, wie verlautbart wird, für den symmetrischen Aufbau paarweise auf 0,2 % Toleranz selektiert werden.

Ja, der Verstärker ist vollsymmetrisch aufgebaut und – man kann da nun optional ein „konsequenterweise“ oder „ärgerlicherweise“ davorsetzen – ausschließlich via XLR ansteuerbar.

Als für einen klangstarken Verstärker technisch grundlegend hebt man bei Sauermann Audio insbesondere drei – allerdings nicht gänzlich neue, sondern häufig auch von anderen Verstärkerbauern ins Feld geführte – Tugenden hervor: Eine korrekte Impulswiedergabe, Laststabilität und ein möglichst homogenes Klirrspektrum:

Das menschliche Gehör werte zur Deutung und groben Ortung von Signalen zuallererst die Signalanteile aus, die der „ersten Wellenfront“ zugeordnet werden können: „Erstaunlich ist, dass diese Signale innerhalb von zirka 10 Mikrosekunden ausgewertet werden. Diese Zeit ergibt eine umgerechnete Frequenz von 100.000 Hertz! Nicht nur Musikinstrumente wie beispielsweise Schlagzeug, Glockenspiel, gezupfte Saiteninstrumente oder Klavier und Flügel erzeugen impulsartige Signale, selbst weich gespielte Instrumente wie beispielsweise Geigen können beim Anspielen des ersten Tones ebenfalls zuerst ein impulsartiges Signal generieren“, so Gerd Sauermann. Perfektes Übertragungsverhalten des Verstärkers im Zeitbereich trage demnach entscheidend zur authentischen Wiedergabe von Musik bei.

sauermann verstärker anschlüsse

Der harte Netzschalter befindet sich unten am Gerät und ist aufgrund der hohen Füße gut zugänglich. Einen Standby-Modus gibt es nicht

Erreicht werde dieses Ziel nicht zuletzt durch eine möglichst hohe Übertragungsbandbreite – im Fall unseres Probanden reicht’s hoch bis um 500 kHz – sowie eine über nicht mehr als eine Verstärkerstufe reichende Gegenkopplung mit „extrem schneller“ Regelschleife. Interessanterweise lässt sich beim Sauermann-Amp aber auch gar nicht zwischen lokaler und globaler Gegenkopplung unterscheiden, kommt das Schaltungsdesign, auf das wir unten noch näher eingehen werden, doch mit lediglich einer Verstärkerstufe aus.

Dieses Schaltungsdesign sorge auch dafür – Stichwort Laststabilität -, dass der Lautsprecher zu keinem Zeitpunkt eine Rückwirkung auf die Signalverarbeitung des Verstärkers habe. Messtechnisch sei nicht zuletzt ein möglichst geringer und übersauermann audio den Frequenzgang konstanter Ausgangswiderstand bedeutsam – bis etwa 10.000 kHz verläuft dieser sehr gleichmäßig niedrig unter 20 Milliohm, was an einer 8-Ohm-Box einem Dämpfungsfaktor von 400 entspricht.

Zu guter Letzt sollten Verzerrungen nicht nur grundsätzlich minimiert werden, sondern Verstärkungsschaltungen dabei möglichst ein homogenes Klirrspektrum aufweisen, sprich unabhängig vom Frequenzspektrum des Musiksignals und des Impedanzverhaltens des Lautsprechers stets ein gleichbleibendes Spektrum an harmonischen Verzerrungen generieren, da dies seitens der menschlichen Wahrnehmung als weniger störend empfunden wird.

Und auch wenn das Innere mit seinen vier Ausgangstransistoren pro Kanal erst einmal nach einer gewöhnlichen Push-Pull-Schaltung aussieht, die gefühlt – der Amp avanciert im Betrieb doch schon zu einem recht heißen Teil – in Class-A gehalten sein müsste: Herr Sauermann betont, dass seine Verstärker keinesfalls so „klassisch“ funktionieren.

Das Ganze basiere vielmehr auf einem eigens patentierten Schaltungskonzept und wird von Sauermann Audio als „Spannungsakkurater Konstantstromverstärker“ deklariert. Spannungs- und Stromverstärkung sollen dabei im Gegensatz zu üblichen Verstärkerschaltungen völlig unabhängig voneinander erfolgen:

Der direkt vom Musiksignal beeinflusste hochohmig ausgelegte (>1000 Ohm) „Spannungsverstärkerzweig“ definiert dabei die Ausgangsspannung, liefert selbst aber keinen Signalstrom – es fließt lediglich immer der Class-A-Ruhestrom als konstanter Gleichstrom – und arbeitet im Grunde genommen unbelastet. Der Ausgangssignalstrom selbst wird von einem separaten „Stromverstärkungszweig“ bereitgestellt, welcher gemäß anliegender Ausgangsspannung und Impedanz des angeschlossenen Lautsprechers direkt den Lautsprecher beliefert. Der Clou dabei: Der angeschlossene Lautsprecher interagiert ausschließlich mit dem Stromzweig, der unmittelbar mit dem Musiksignal korrespondierende, „taktgebende“ Spannungszweig bleibt, so die Zielvorstellung Herrn Sauermanns, vom Verhalten des Lautsprechers gänzlich unbeeinflusst und somit auch ungestört.

Transistoren Sauermann

Vier Ausgangstransistoren hat’s pro Kanal im Sauermann-Amp

Wer böse ist, könnte jetzt sagen: „Okay, viel Abwärme und Konzept-Trara um Wenig“ – liefert der Sauermann Endverstärker doch gerademal 2 x 30 Watt an 4 Ohm und nimmt dafür aber gehaltvolle 420 Watt im Leerlauf zu sich. Na ja, unter Effizienzgesichtspunkten tut das schon ein wenig weh, mit Blick auf die mögliche Klangqualität wäre das Ganze aber zu grobschlächtig gedacht, kommt es bei einem guten Verstärker ja zum einen beileibe nicht nur auf die schiere Muskelkraft an und zum anderen versprechen die Sauermänner, dass komplexe Lasten, große Impedanzschwankungen und -einbrüche bis unter 1 Ohm kein Problem darstellen; nur bei Impedanz-Tälern im Bereich niedriger Frequenzen komme die Ausgangsleistung relativ schnell an ihre Grenzen. Nun, wie sich unser Proband in Sachen „Durchzugskraft und Macht“ im Hörraum schlägt, sehen wir ja gleich noch.

Noch gar nicht erwähnt habe ich, dass man mit dem Kauf eines Sauermanns gleich zwei „Kisten“ im Rack unterbringen darf. So empfiehlt es zumindest der Entwickler. Ich selbst habe das externe, im Betrieb ebenfalls recht warm werdende Netzteil einfach auf den Fußboden gestellt (den empfohlenen Mindestabstand zum Hauptgerät von zirka 30 Zentimetern aber eingehalten). Ist es doch der eigentliche Vorteil eines Stereoendverstärkers – mag ich da vielleicht auch ein wenig sehr pragmatisch denken – gegenüber Monos, dass nur eine Rackebene „verbraucht“ wird. Und so dekorativ wie das Hauptgerät ist die Black Box eben auch nicht.

sauermann verstärker im hörraum

Die Initialzündung für die Entscheidung der Sauermänner, das Netzteil auszulagern, scheint übrigens ebenfalls sehr pragmatisch und zudem schon fast amüsant konsequent, dürfte aber dennoch nicht zuletzt Ballungsgebiet-Bewohner überzeugen. Herr Sauermann lebt in der Nähe eines Aluminium-Werks, nach eigenem Bekunden zirka einen Kilometer Luftlinie entfernt: „Stellenweise habe ich Störfrequenzen und Klirr bis hin zu 1 kHz auf der Netzspannung. Entsprechende Störungen habe ich also auch im Netzteil. Über das externe Netzteil bleibt der Verstärker aber immer sauber.“

Im Inneren des schwarzen Kastens befinden sich ein 625-VA-Ringkerntrafo mit zwei, die beiden Stereokanäle getrennt versorgenden Sekundärwicklungen sowie zwei Mundorf-Sieb-Elkos. Im Verstärker selbst hat‘s flankierend dazu pro Kanal ebenfalls ein Siebelko gleicher Bauart und zudem ein Mundorf MCap Surpreme (1µF) zur Unterdrückung höherer Frequenzen. Bei so viel Akribie empfinde ich’s dann allerdings fast wieder inkonsequent, dass es schon überdurchschnittlich „glockig“ klingt, wenn man dem Probanden einfach mal freundschaftlich ans Gehäuse klopft, sprich es klingt länger nach, als ich das sonst so kenne.

sauermann audio

Na ja, ohne das Thema Mikrofonieeffekte nun, sagen wir: an eine zu große Glocke hängen zu wollen, schien mir ein Ausdruck der Verwunderung gegenüber den Sauermännern dennoch angebracht:

Ja, man habe sich des Themas schon angenommen und liefere sämtliche Modelle nur noch mit zusätzlicher Gehäusebedämpfung aus: „Messtechnisch habe ich sehr kleine Effekte nachweisen können. Bisher hatte ich mit MLS-Signalen den Zeitbereich analysiert und nichts messen können. Wenn ich mit Dirac-Stößen hoher Schallintensität anrege, sind sehr kleine Effekte sichtbar, die durch die Dämpfungsmaßnahmen wieder unter die Messgrenze rutschen“, so Gerd Sauermann hierzu.

So, genug der Theorie und des Geklopfes: Ab in den Hörraum mit dem Kandidaten …

sauermann lautsprecher terminal

Die Lautsprecheranschlüsse sind für Bananas und Kabelschuhe zugänglich

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Test: Sauermann Audio Endverstärker | Endstufe

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