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Test: MastersounD 220 S.E. und 230 S.E. DueTrenta | Vollverstärker, Röhre/Hybrid

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Test: MastersounD 220 S.E. und 230 S.E. DueTrenta | Vollverstärker, Röhre/Hybrid

Juni 2008 / Ralph Werner

Das Produktportfolio der italienischen Röhrenschmiede MastersounD umfasst sechs Vollverstärker. Zwei von ihnen waren schon letzten Winter bei uns zu Gast – manch Leser wird sich erinnern – und sie verströmten nicht nur aufgrund ihrer Abwärme einen gewissen Wohlfühlfaktor, sondern durch eine Mitten- und Hochtonwiedergabe der ganz besonderen Art, einer 300B-Sexyness. Über (zumindest laut Preisliste) diesen „300B S.E.“ bzw. „300B P.S.E.“ benannten Amps liegen die 845er-Integrierten namens „Compact“, mit je einer 845-Sendetriode pro Kanal, und „Reference“, bei dem es derer zwei sind. Um die soll es im Folgenden aber nicht gehen, vielmehr stehen die beiden „kleinen“ Röhren-Vollverstärker der MastersounD-Familie zum Test an: „220 S.E. / DueVenti“ und „230 S.E. / DueTrenta“. Die 2 x 20 Watt des DueVenti werden von vier EL34-Endröhren geliefert, der DueTrenta zeigt sich leistungsmäßig üppiger, wenig überraschend, hat er doch vier KT88 auf der Haube (2 x 30 Watt). Pentoden also diesmal, nicht Trioden wie im Winter.

EL34

KT88

Ähnlichkeiten zeigen sich im MastersounD-Programm nicht nur in Sachen Design (das schwere, schwarze Stahlchassis, die Walnussholz-Flanken, die hochglanzpolierte „Motorhaube“, etc.), sondern auch bei den inneren Werten. Es gibt nicht einen einzigen Push/Pull-Verstärker im Programm der Italiener, ganz generell heißt ihre Devise: Class-A / Single-Ended. Und eine Frage, über welche sich die Gelehrten streiten – Gegenkopplung -, wird in Vicenza auch „ganz generell“ beantwortet: No! Der Hersteller gibt an, auf jegliche Rückkopplung im Signalweg zu verzichten. Des Weiteren werden die Verlustarmut und die hohe Bandbreite der selbst entworfenen und gewickelten Ausgangsübertrager betont. Von „wenigen Hertz bis weit über 80 kHz“ sollen sie ihrer Arbeit nachgehen – Fragen nach dem „Wie, Warum, Weshalb“ treffen allerdings auf ein hartnäckiges Schweigen, so hartnäckig, dass es sich in der Tat wohl um ein zentrales Element ihrer Produkte handeln muss, ein streng bewahrtes Firmengeheimnis sozusagen.

Die Testprobanden DueVenti und DueTrenta sind Vollmitglieder dieser Familie und als solche weisen sie alle oben genannten Merkmale auf. So sind die je zwei Endröhren pro Kanal eben keineswegs ein Indiz für eine Gegentaktschaltung, sondern laufen parallel, jede von ihnen verstärkt also das ganze Signal, nicht nur eine Halbwelle. Gemeinsam schafft man mehr, wenn auch nicht ganz soviel, wie bei Push/Pull möglich gewesen wäre. Der 220 S.E. / DueVenti ist übrigens der Nachfolger des ersten MastersounD-Modells („2-11-A“), welches 1994 auf den Markt kam und tatsächlich nur eine EL34 pro Kanal aufwies. Hardcore-Klangpuristen mögen dem „richtigen“ (statt parallelen) Single Ended nachtrauern, praxistauglicher dürfte aber zweifellos die heutige Variante sein, lässt sich mit 2 x 20 Watt die Frage nach dem passenden Wandler doch um einiges weiter beantworten, als wenn nur die Hälfte dessen zur Verfügung steht.

MastersounD DueVenti

Der 220 S.E. und der 230 S.E. sehen sich sehr ähnlich – verdammt ähnlich. Kein Wunder, hat man bei MastersounD den DueTrenta doch auf Basis des DueVenti-Chassis aufgebaut. Der Grund hierfür ist einfach ökonomischer Natur: Entwurf und Fertigung eines eigenen Gehäuses – statt ein bestehendes und passendes zu nutzen – verursacht unnötige Kosten, hätte in der Folge also den KT88-Amp teurer werden lassen.

MastersounD DueTrenta

Dass der DueTrenta trotzdem 500 Euro mehr kostet als sein EL34-Bruder, liegt also nicht am äußeren Gewand, sondern an für notwendig erachteten Anpassungen im Innern. Vielleicht mögen sich hier einige wundern, wieso dann nicht gleich ein Modell für beide Endröhren-Typen entwickelt wurde. Nun, die Funsportart „Röhrenstöpseln“ wollen die Italiener wohl nicht unterstützen … Ein für KT88 und EL34 gleichermaßen taugliches Gerät gibt es nach deren Dafürhalten nicht. Dergleichen liefe darauf hinaus, dass es weder für die eine noch die andere Pentode so richtig passt, so MastersounD. Daher wurde dem 230 S.E. eine für die KT88-Endröhre angepasste (größere) Stromversorgung spendiert und auch die Übertrager wurden ihrem Einsatzzweck entsprechend neu entworfen.

MastersounD Rückansicht

Beide Verstärker bieten vier Hochpegel-Quellen Eingang und „natürlich“ sind die hierfür zur Verfügung stehenden Cinchbuchsen sehr solider Natur. Gleiches gilt für die Lautsprecher-Klemmen, deren Qualität mich schon beim 300B-Test eine Liebesbotschaft formulieren ließ. Sehr fein. Wie unten zu sehen, gibt es einen 4 Ohm und einen 8 Ohm Abgriff:

MastersounD LS-Klemmen

Um die korrekte Einstellung des Ruhestroms muss man sich nicht kümmern, dies erledigt in beiden Fällen eine Auto-Bias-Schaltung. (Bei den 300B-Modellen musste man noch selbst Hand anlegen, entsprechend ließen sich auf deren Rückseite Messpunkte fürs Voltmeter finden.)

Der Blick von vorn zeigt eine übersichtliche Frontplatte (Eingangswahl und Volume), zur Rechten eine schwarze Kiste, unter welcher der Netztrafo sowie die Siebdrossel versteckt werden und, hinten angeordnet, zwei sympathisch dicke Büchsen, in deren Innern die (vergossenen) Ausgangsübertrager hausen. Vor ihnen das Röhrenfeld: Als Treiberröhre dient die bewährte MastersounD FernbedienungECC82, umrahmt von den genannten Endröhren (die EL34 stammen übrigens von Electro Harmonix, die KT88 von JJ). Sonst noch was? Eigentlich nicht. Ach doch: Die Lautstärke lässt sich fernsteuern (relaisgeschaltete Motorsteuerung des Alps-Potis), die Eingangswahl hingegen nicht. Immer wieder schön: Der schlichte Holz-Geber mit passendem Filzsäckchen …

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Test: MastersounD 220 S.E. und 230 S.E. DueTrenta | Vollverstärker

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