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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Swiss on Speed
  2. 2 Soulution 525 & 511: Hörtest & Klangeindrücke

fairaudio's favourite Award 2023Dulliken – das klingt ganz süß, und tatsächlich ist der im Kanton Solothurn gelegene Ort, in dem die Spemot AG ihren Sitz hat, alles andere als eine Metropole. Rund 65 Mitarbeiter beschäftigt man hier bei Spemot, wobei nicht alle für die Audio-Sparte des Unternehmens arbeiten. In der Hauptsache geht es bei den Schweizern – nimmt man den Umsatz als Maßstab zu circa 80 % – um andere Geschäftsbereiche, nämlich um Elektromotoren im kleinen/mittleren Leistungsbereich und Spezialgeräte für die Gastronomie, sogenannte „Frozen-Food-Prozessoren“. Doch wir wollen uns hier um die „schönsten 20 %“ der Firma kümmern, um Soulution.

Neben dem „kleinen“ Vollverstärker Soulution 330 INT, den wir vor anderthalb Jahren im Test hatten, sei die Vor-End-Kombi aus 5er-Serie – Vorstufe 525 plus 511er-Endstufe – die am häufigsten nachgefragte Verstärkerlösung, so Wolfgang Linhard von My Sound, der die Schweizer Edelmarke in Deutschland vertreibt (https://my-sound.net/). Was einmal mehr beweist, dass es in unserem Land wohl doch noch Geld gibt: Das Verstärker-Duo setzt den Kontostand um über 50 kEuro zurück. Sie merken, das hier wird so etwas wie ein „Ferrari-Test“: heiße Maschinen, zweifellos, zu freilich genauso heißen Preisen.

Die Vor-End-Kombination Soulution 525 PRE (oben) und 511 STEREO (unten)

Die Vor-End-Kombination aus Soulutions mittlerer 5er-Serie: Vorstufe 525 PRE (oben) und Endstufe 511 STEREO (unten)

Vorstufe Soulution 525 PRE – Technik & Konzept

Die Vorstufe 525 PRE (22.500 Euro) ist das neueste Produkt aus Soulutions 5er-Serie. Sie ersetzt die Vorgängerin 520 und besitzt überraschenderweise einen Eingang weniger, der Phono-MC-Input ist nicht mehr an Bord. Danach befragt, warum das so sei, gibt Soulution-Chef Cyrill Hammer zur Antwort, dass der Phonozweig schlicht und ergreifend keinen Platz mehr auf der Platine der Soulution 525 gefunden habe. Die neuen symmetrischen Eingangsstufen mit „Instrumentation Amplifier“ und die Schaltnetzteile benötigten den Raum. Nun ja, wo eine Wille ist, ist auch ein Weg, würde ich da mal sagen, aber andererseits wollen Kunden in dieser Liga wohl oft sowieso eine separate Lösung, wenn’s um Phono geht. Wie dem auch sei, die Soulution 525 PRE ist jedenfalls eine reinrassige Hochpegelvorstufe mit vier Eingängen, zwei davon symmetrisch, zwei unsymmetrisch ausgeführt.

Soulutions Vorstufe 525 PRE

Schlichter Auftritt: Die Soulution-525-Vorstufe ist – typisch für die Schweizer Marke – optisch sehr reduziert gehalten. Die gesamte Steuerung erfolgt mit den drei Tastern seitlich beim Display und dem Jog-Dial rechts daneben

Apropos: Die Schaltung selbst ist unsymmetrisch, da nur so der Vorteil eines möglichst kurzen Signalwegs mit wenigen Bauteilen erreicht werden könne, so Hammer. Zwecks bestmöglicher Kanaltrennung erfolgt ihr Aufbau in Doppelmono, die Schaltungskreise und die sie versorgenden Netzteile sind voneinander getrennt. Man erahnt das schon, wenn man sich die Rückseite des Vorverstärkers anschaut – die Ein- und Ausgangsbuchsen sind hübsch spiegelbildlich angeordnet.

Anschlussfeld der Soulution 525

Rückseitiges Anschlussfeld der Soulution 525 – es gibt lediglich vier Hochpegeleingänge

Um bei den symmetrischen Eingängen vergleichbar tiefe Rauschwerte wie bei den unsymmetrischen zu erreichen, wurden sie neu entwickelt. Gemeinhin arbeiten hier (einfache) Differenzverstärker, mit dem Ziel, Gleichtaktstörungen aus dem eingehenden Signal zu entfernen – ein wesentlicher Vorteil der symmetrischen Verbindungsart. Zu diesem Zweck sollte die Eingangsimpedanz möglichst hoch sein, so Hammer, doch je höher sie ausfalle, desto höher gehen leider auch die Rauschwerte. Laut dem Soulution-Chef ein klassischer Trade-off. Deshalb habe man sich entschieden, sogenannte „Instrumentation Amplifier“ – eine Differenzverstärkerschaltung mit integrierter Pufferstufe – einzusetzen. Freilich nicht nur einen, sondern, um die gewünschte Gleichtaktunterdrückung mit niedrigen Rauschwerten zu erzielen, derer gleich vier parallel. Das habe zwar einen „irren“ Aufwand mit allein 16 OP-Amps und zahlreichen Widerstandsnetzwerken pro Kanal zur Folge, aber klanglich lohne es sich einfach. Die Eingangsimpedanz der symmetrischen Schnittstellen beträgt 820 kOhm, die der unsymmetrischen 47 kOhm (beim Vorgänger: jeweils 3 kOhm), die Ausgangsimpedanz niedrige 10 Ohm, für beide Ausgänge, Cinch wie XLR.

Blick auf die Platine der Soulution 525: Die beiden „Halbkreise“ gehören zur Lautstärkeregelung, oberhalb davon, jeweils links und rechts am Randbereich des Bildes, befinden sich die Ausgangsstufen, dazwischen die Eingangsstufen

Blick auf die Platine der Soulution 525: Die beiden „Halbkreise“ gehören zur Lautstärkeregelung, oberhalb davon, jeweils links und rechts am Randbereich des Bildes, befinden sich die Ausgangsstufen, dazwischen die Eingangsstufen

Aufwendig wirkt auch die Lautstärkeregelung, die der Soulution 525 vom fast doppelt so teuren (kein Scherz) Flaggschiff-Vorverstärker 725 geerbt hat. In ihr arbeiten drei Relais-geschaltete Widerstandsnetzwerke, die eine Abschwächung in den Stufen -20/-40/-60 dB, -5/-10/-15 dB sowie -1/-2/-3/-4 dB erlauben, und um eine gegenseitige Beeinflussung auszuschließen, wurden sie über Pufferverstärker voneinander getrennt. Das ist aber noch nicht alles. Damit es zu keinen störenden Klickgeräuschen beim Einstellen der Lautstärke kommt – das ist bei Lösungen mit Widerstandsnetzwerken ja oft zu erleben –, besitzt der Soulution 525 PRE eine zweite Lautstärkeregelung, die nur während der Veränderung des Pegels greift. Sie basiert auf einem Programmable Gain Amplifier (PGA). Ist die Ziellautstärke dann erreicht, schaltet der 525 auf die entsprechende Widerstandskaskade. Das Ganze geschieht in 95 Eindezibelschritten.

By the way: Natürlich habe ich die Soulution-Kombi mit gemuteter Quelle auf Maximal-Volume hochgedreht, um herauszufinden, was denn da an Störgeräuschen zu vernehmen ist. Solange der PGA noch im Signalweg ist, kann ich am Horn meiner Acapella High BassoNobile Mk2 (93 dB/W/m) ein ganz, ganz leises Rauschen ausmachen. Dann macht‘s „Klick“ und man denkt, die Kombi hat sich ausgeschaltet, warum auch immer. Doch nein, das ist jetzt die Pegelregelung via Widerstandskaskade. Nicht übel, muss ich sagen.

Die Front der Soulution-Vorstufe 525

Eine weitere Besonderheit des Soulution 525 – und typisch für die Schweizer – ist der Einsatz von Schalt- statt von Linearnetzteilen. Letztere haben bei vielen Audiophilen immer noch den besseren Ruf, doch das ist eher so etwas wie eine „Glaubensfrage“ à la Vinyl vs. Digitalaudio, Röhre vs. Transistor etc. Letztlich ist die jeweilige Ausführung, nicht die Technik per se entscheidend. Und natürlich setzen die Schweizer keine Standardware ein, sondern eigens entwickelte, hochwertige Schaltnetzteile in Kombination mit Linearreglern. Bei Soulution ist man davon überzeugt, dass man so eine weit bessere, stabilere Versorgungsspannung mit quasi unlimitierter Impulsleistung bereitstellen kann, als es mit Linearnetzteilen möglich wäre. Im Soulution 525 PRE kommen zur Vermeidung von Interaktionen zwischen den einzelnen Sektionen zwei Netzteile für die digitalen Kontrollkreise und je zwei pro Kanal für die eigentlichen analogen Verstärkerschaltungen zum Einsatz. Flankiert wird das Ganze von einer Siebkapazität mit insgesamt 400.000 µF.

Endstufe Soulution 511 STEREO – Technik & Konzept

Wolfgang Linhard vom deutschen Soulution-Vertrieb schätzt die Netzteiltechnologie der Schweizer auch aus praktischen Gründen. Es habe sich nämlich gezeigt, dass Soulution-Geräte beim Kunden vor Ort eigentlich immer so performen wie gedacht, und das sei im heutigen Umfeld mit reichlich Störungen im Stromnetz und Elektrosmog aller Art im Verbund mit Komponenten mit Linearnetzteilen häufig nicht der Fall. Da müsse man sich im Vorfeld oft erst einmal Gedanken um eine vernünftige Filterlösung machen, damit die Gerätschaften auch wie gewünscht spielen. „Soulution funktioniert einfach, das ist kein Glücksspiel“, so seine Einschätzung.

Im zur 525-Vorstufe passenden Endverstärker Soulution 511 STEREO (31.000 Euro) arbeiten gleich zehn solcher Netzteile. Zwei für die Kontrollschaltungen und vier pro Kanal für die Audioschaltung – zwei von ihnen im Kleinsignalbereich und zwei richtig potente mit je 600 VA Leistungsaufnahme, also 2400 VA für den gesamten Amp, unterstützt von insgesamt 500.000 µF Siebung.

Soulution Stereoendstufe 511

Die Soulution Stereoendstufe 511 lässt sich auch in einen Monoblock verwandeln – dann arbeitet sich gebrückt und vervierfacht die Ausgangsleistung auf 2 x 600 Watt an 8 Ohm

Der Soulution 511 besitzt eine Push/Pull-Schaltung in Class-A/B mit recht hohem Ruhestrom, je nach Last leistet der Amp im Class-A-Bereich so um die 15 Watt. Leistungsseitig bietet der 511er übrigens 2 x 150 Watt an 8 Ohm, was nun nicht nach ausnehmend viel klingt. Die Leistungsverdopplung an 4 und 2 Ohm wirkt freilich vertrauensfördernd und so auch die Peakleistung von 2 x 3000 Watt sowie eine maximale Stromlieferfähigkeit, die bei 60 Ampere liegt.

Die Endstufe Soulution 511 von innen

Blick unter die Haube: Die Endstufe Soulution 511 von innen

Die Endstufe ist, wie die Vorstufe, sehr breitbandig ausgelegt. Zwar kommt sie mit einer oberen Grenzfrequenz von 800 kHz nicht an den -3-dB-Punkt der Soulution 525 heran, der bei 2 MHz (!) liegt, aber trotzdem ist das ein ziemlich hoher Wert. Die Vorteile einer solchen Auslegung sehen die Schweizer vor allem in einem nahezu perfekten Phasenverlauf im Audioband sowie darin, dass die Gegenkopplung bei so hoher Bandbreite viel besser arbeiten kann, vor allem in den oberen Frequenzgefilden.

Beim Blick auf die Rückseite war ich kurz irritiert, findet sich bei der Soulution 511 doch nur ein symmetrischer Eingang, und das, obwohl die Schaltung, wie die der 525, unsymmetrisch angelegt ist. Dafür gibt es eine Erklärung: Zwar werden die meisten die 511-Endstufe wohl im Stereomodus fahren, möglich ist aber auch, sie im Bi-Amping- und Mono-Betrieb einzusetzen, und für Letzteren braucht’s ein invertiertes Signal, da hier eine Brückenschaltung zum Zuge kommt, die die Ausgangsleistung dann gleich mal vervierfacht. Da ein symmetrischer Eingang das invertierte Signal nun quasi „nativ“ liefert, wollte man an dieser Stelle auf zusätzliche Komplexität in Form einer Inverterstufe hinter einem eigenen unsymmetrischen Input verzichten, so die Schweizer. Zumal die symmetrische Signalübertragung Vorteile habe, insbesondere bei längeren Kabelwegen, wie sie Richtung Monos, die oft nah bei den Lautsprechern stehen, schon mal vorkommen sollen.

Rückseitigs Anschlussfeld der Soulution 511 STEREO

Soulution 525 & 511: Hörtest & Klangeindrücke

Wer je einen Soulution-Test gelesen hat, wird darin wohl das Wort „neutral“ entdeckt haben. Und ja, auch Soulution 525 und 511 sind benchmarkartig neutral und können als „tonale Urmeter“ herhalten. Das merke ich nicht nur, aber eben auch im Vergleich zur Pass’schen Vor-End-Kombi, die sonst bei mir das Zepter führt (Pass XP-12 & X 250.8). Auch die spielt alles andere als brühwarm auf, legt im Oberbass/Grundton aber doch eine kleine Schippe drauf. Die Soulution tun das nicht. Der Rest des Frequenzgangs ist eigentlich ziemlich ähnlich, auch wenn man den Eindruck haben könnte, die Pass-Verstärker milderten den Hochton vergleichsweise etwas ab. Aber das halte ich in erster Linie für so eine Art „Synästhesie“, bei der das verblüffende Impuls- und Dynamikverhalten der Soulution-Verstärker der Tonalität zugeschlagen wird. Bei Signalen mit gewisser Dauer – zum Beispiel hohen Violinennoten – merkt man, dass das weniger eine Frage des Pegels ist; das charakteristische Einschwingverhalten, wenn der Bogen die Haftung auf der Saite erstmals überwindet, nun, das klingt mit den Schweizern freilich echter, deutlicher, energiereicher.

Soulution Vor-End-Kombi im Rack

Spaß im Studio

Sollte ich die Soulution-Amps 525 & 511 auf die kürzestmögliche Formel bringen, dann wohl auf „Spaß im Studio“. Das „Studioeske“ entstammt der erwähnten Neutralität – und wenn ich neutral schreibe, dann meine ich neutral, das ist KEIN Euphemismus für „heller“ – und dem Auflösungsvermögen, das fast schon als wahnsinnig durchgeht. Dass der Spaß nicht zu kurz kommt, dafür sorgen unter anderem die Dynamik und die involvierende Raumdarstellung.

Auflösung

Das Dumme an solchen „Über-Komponenten“ ist, dass einem langsam die schönen Worte ausgehen. Habe ich meine „billige“ 20.000-Euro-Verstärkerkombination nicht schon über den grünen Klee gelobt? Ja, Asche auf mein Haupt … aber sie hat es doch auch verdient, vor allem in Relation zum Preis. Und jetzt sind die Schweizer hier … Der erste Wechsel zu ihnen wirkt nicht mal so spektakulär. Doch nach zwei Wochen Warm-up stehen die ersten konkreten A/B-Vergleiche an – und dann zurückzugehen, oh Mann, das macht jetzt echt nicht so viel Laune. Es ist bitter, wie schnell man sich doch an eine bessere Performance gewöhnen kann.

Billie Eilish When We All Fall Asleep, Where Do We Go?Das fängt schon im Untergeschoss an. Hier hängt viel auch vom Dämpfungsfaktor ab. Der meiner Pass-Endstufe liegt bei relativ niedrigen 150, bei der Soulution 511 hingegen bei 10.000. Klar, das hört man. Die Schweizer ziehen, wo nötig, knochentrocken bis in die tiefsten Bereiche durch. Der Monsterbass im Billie-Eilish-Monsterhit „Bad Guy“ (Album: When We All Fall Asleep, Where Do We Go?; auf Amazon anhören) kommt so knallhart wie im Club, ohne untenrum im Pegel auch nur ein Jota nachzugeben, während mein kalifornischer Amp das weicher, wohliger und insgesamt minimal substanzieller gestaltet – aber unterm Strich etwas weniger differenziert. Und so geht’s mit Rock, Pop und Electro stets zu. Immer bekomme ich mit den Schweizern den informationsreicheren, nachdrücklicheren Tiefbass präsentiert, und das liegt nicht nur daran, dass im Oberbass „kein Buckel die Sicht versperrt“, um es mal sehr übertrieben zu formulieren.

Blick auf die Ausgangstransistoren der Soulution 511

Blick auf die Ausgangstransistoren der Soulution 511

Nun ist es ja aber auch so, dass eine hohe Kontrolle im Bass bisweilen zu trocken, starr und monochrom wirken kann, das habe ich schon mit der einen oder anderen Endstufe erlebt. Dadurch wirkt die Wiedergabe akustischer Instrumente wie Cello, Kontrabass, Klavier, Orgel etc. nicht gerade natürlicher. Doch mit den Soulution ist das Gegenteil der Fall: Farbe im Bass, mikrodynamische Details, jede subtile Textur eines Instrumentenkorpus, hier kriege ich gewissermaßen das komplette „Briefing“. Dass das Gespann aus 525 und 511 beides beherrscht – eisenharte Kontrolle bei Synthiebässen und Nachzeichnen subtilster Resonanzen eines Flügels etwa –, ist das eigentlich Besondere, was mich am Bassbereich begeistert.

Leyla McCalla Vari-Colored Songs: a Tribute to Langston HughesDas mit der Auflösung wird im Mitten- und Hochtonbereich nicht schlechter, eher im Gegenteil. Ob nun Norah Jones singt oder Nick Cave, in beiden Fällen wirkt’s näher dran. Was ich nicht räumlich meine, sondern in Sinne der alten Phrase „ein weiterer Schleier wird gelüftet“ – sorry, was kann ich dafür, wenn es genau so wirkt? Mit den Schweizern bekomme ich einfach mehr mit von Intonation, feindynamischem Verlauf, den „Atmern“ zwischen den Strophen usw. Was mir beim Gesang, aber exemplarisch auch beim Cello (etwa bei Leyla McCallas „I grow Older-Dreamer“ vom Album Vari-Colored Songs: a Tribute to Langston Hughes; auf Amazon anhören) aufgefallen und für mich eigentlich noch wichtiger ist: Hier gibt‘s eine „Festigkeit im Ton“, die wirklich frappiert. Was soll das nun bedeuten?

Kupferschienen in der Soulution 511 bringen die Leistung an die Lautsprecherterminals

Massive Kupferschienen bringen die Leistung der Soulution-Endstufe an die Lautsprecherterminals

Nun, manche assoziieren das mit einer gewissen Wärme, einer sonoren Gangart, denn die lässt das Klangbild ja häufig „körperlicher“ erscheinen. Das meine ich aber nicht, denn die Soulution-Kombi ist, wie gesagt, erzneutral. Es wirkt eher so, als würde hier das klangliche Konzentrat dargestellt, während es mit anderen Verstärkern – vergleichsweise! – verwässerter, gestreckter klingt. Öl-Gemälde vs. Aquarell – konzentriert auf den Punkt vs. größer, weicher, durchscheinender. In diese Richtung müssen Sie denken. Das Absurde (für mich) ist, dass ich meine Pass-Kombi gerade auch wegen ihrer hohen Deckkraft schätze. Nun, hier scheint sich wieder mal eine weitere Phrase – „das Bessere ist des Guten Feind“ – zu bewahrheiten. Kein Wörtchen findet sich in meinen Hörnotizen so oft wie: fester! Gut, wir wollen natürlich nicht vergessen, dass die Soulution-Amps zweieinhalbmal so viel kosten, da sollte eine Verbesserung auch drin sein.

Raumdarstellung

duoW EntendreDas Aufdröseln der Höreindrücke nach einzelnen Klangkriterien ist einerseits hilfreich – andererseits auch künstliches Schubladendenken. Beispiel Raumdarstellung: Dass die so überzeugend gerät, wie ich es wohl erst drei-viermal erlebt habe, liegt eben auch an der – Auflösung. Denn nicht zuletzt die ermöglicht es, dass auch ganz, ganz leiser Raumhall und damit die Eigenheiten des jeweiligen Aufnahmeraums transportiert werden. Schon beim erwähnten Leyla McCallas-Song wirkt das Cello natürlicher in seine akustische Umgebung eingebettet, bei Leoš Janáčeks Stück „Presto“ (Album: Grieg – Janáček – Kodály/Danjulo Ishizaka) ist das noch mehr der Fall, ähnlich verhält es sich beim duoW-Album Entendre (Stücke für Violine und Cello, u.a. von Kodály, Ravel, Sousa; auf Amazon anhören).

Besagte „Festigkeit des Tons“ zahlt ebenfalls auf den Raumeindruck ein: Einzelne Stimmen und Instrumente wirken derart plastisch, dass man sie „in echt“ vor sich wähnt. Dabei geraten die Ausmaße etwas kompakter/komprimierter, als ich es sonst oft geboten bekomme, gleichzeitig werden sie mit der präziseren Randeinfassung versehen. Das geht Richtung Holografie, keine Frage. Wer es lieber üppiger, organischer, mit weiche(re)m Stift gezeichnet mag, für den ist das vielleicht schon zu viel.

Mundorf-Kondensatoren auf der Platine des Soulution 511

Doch ein Tendenzchen?

So weit, so reine Lehre. Die im Grunde auch für die Raumdimensionen gilt. Hier wird das offenbart, was auf den Aufnahmen drauf ist: Weitläufig oder intim, tief oder flach – das gibt nicht die Soulution-Kombi, sondern die Produktion vor. Zwei Dinge sind hervorhebenswert: Präzise Tiefenstaffelung an den Rändern der virtuellen Bühne ist genauso möglich wie in deren Mitte, in den Ecken bleibt nichts im Ungefähren. Und zweitens: Vielleicht gibt’s doch ein Tendenzchen? Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass die Soulution 525/511 im Zweifel eher dafür zu haben sind, den Bühnenapparat ein halbes Schrittchen nach vorne zu verlagern als nach hinten. Gut so, finde ich, denn wenn bei all der Akkuratesse und Auflösung eine reservierte Laid-back-Bühne geboten würde, käme es mir wohl leicht akademisch vor. Doch mit dieser direkteren Ansprache, diesem Spiel vor der Boxen-Grundlinie, bringt der extreme Detailreichtum den besonderen Kick.

Soulution 525 auf der 511-Endstufe

Dynamik und PRAT

Kick ist das richtige Stichwort: Dynamik, Timing, Rhythmusgefühl und Impulswiedergabe gehören zum Besten, was mir je untergekommen ist. Punkt. Okay, es ist nun nicht so, dass die Soulution so eine Art „Boogie-Faktor“ (à la Naim) eingebaut hätten, sie swingen nicht, sie geben wieder, so sind sie, die Eidgenossen. Aber da sie das so extrem ernst nehmen, kommt gefühlt auch alles durch, was die Tonkonserve liefert.

Einschlägige LaBrassBanda-Songs werden derart auf den Punkt wiedergegeben, dass es einer Aufforderung zum Tanz gleichkommt (und das Grummeln im Bass bei „VW-Jetta“ ist zum Niederknieen). Schlagzeug wirkt fast so hart wie im echten Leben. Klavieranschläge, Gitarren-Zupfer, der Anstrich einer Violine? Die Soulution-Verstärker bringen es so selbstverständlich-unmittelbar rüber, dass ich oft ungläubig vor der Anlage saß und nur noch staunte. Formulieren wir es einmal andersherum: Wem Livemusik oft zu laut/hart/rau ist – geht’s einigen Audiophilen nicht so? –, der sollte sich besser anders orientieren. Die Schweizer schrecken vor keiner „Härte“ zurück, wenn sie denn der Wahrheit entspricht.

Die Front der Soulution-Endstufe 511

Bäumchen wechsel dich

Die Soulution-Vorstufe 525 PRE besitzt symmetrische und unsymmetrische Eingänge. Etwas unterschiedlich klingen die schon. Zwar hängt das Ergebnis immer auch von der jeweiligen Quelle und den Kabeln ab, aber da Letztere vom gleichen Hersteller und aus der gleichen Linie stammen (fis Audio Livetime) und es mit meinem DAC von Rockna und der Phonovorstufe B.M.C. Audio MCCI Signature ULN in die gleiche Richtung ging, könnte es ja auch am Soulution liegen. Cinch wirkt minimal wärmer und weicher, XLR in Relation dazu straffer, neutraler, klarer. Die Unterschiede sind freilich gering und konterkarieren in keiner Weise den ehrlichen Grundcharakter des Verstärkers.

Soulution 525 von vorne-rechts

Noch etwas: Man sollte nicht meinen, dass die Endstufe die Hauptverantwortliche für den Soulution-Klang – oder besser gesagt: Nicht-Klang – ist. Ich habe ein wenig „Bäumchen wechsel dich“ gespielt: Die Kombination aus Soulution-Vorstufe und Pass-Endstufe schien mir dabei „genauso viel Soulution zu ergeben“ wie die aus Pass-Vorstufe und Soulution-Endstufe. Die klanglichen Gewinne gingen in beiden Fällen in die genau gleiche Richtung und sogar das Ausmaß war ähnlich. Man unterschätze die 525er-Vorstufe nicht.

Vergleiche

Wie sich der Vergleich der Soulution 525/511-Kombi zu der von Pass darstellt, sollte klar geworden sein. Doch wie sieht es beispielsweise in Relation zur Konkurrenz aus dem eigenen Hause aus, zum von uns mit dem fairaudio’s-favourite-Award gewürdigten Soulution-Vollverstärker 330 INT?

Soulution 525 PRE & 511 STEREO - Vor-End-Kombi

Nun, klar ist, dass der Integrierte das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis besitzt. Er bietet viele Soulution-Tugenden zu einem deutlich günstigeren Preis (zurzeit 19.800 Euro). Freilich kommt die Kombi mit der noch souveräneren Kraftentfaltung und Dynamik daher, in Sachen Tiefenstaffelung tut sich was und Plastizität und Auflösungsvermögen liegen gleichfalls auf einem höheren Niveau.

Ähnlich verhält es sich im Vergleich mit einem anderen Vollverstärker aus der Schweiz, dem CH Precision I1 (33.700 Euro). In letzter Instanz hat das Soulution-Gespann, was Leistungsreserven, Dynamik/Transientenwiedergabe und auch was die Auflösung angeht, die Nase vorn. Dafür zahlt man freilich einen nicht unerheblichen Aufpreis. In diesen Sphären wird jeder weitere Fortschritt richtig teuer.

Die Soulution 5er-Serie – linker Turm, von oben nach unten: Phonovorstufe Soulution 550, Hochpegelvorstufe Soulution 525, D/A-Wandler Soulution 560 sowie die Endstufe Soulution 511. Rechts daneben zwei 511er im Mono-Modus

Die Soulution 5er-Serie – linker Turm, von oben nach unten: Phonovorstufe Soulution 550, Hochpegelvorstufe Soulution 525, D/A-Wandler Soulution 560 sowie die Endstufe Soulution 511. Rechts daneben zwei 511er im Mono-Modus

Was passt?

Welche Lautsprecher könnten zum Soulution-Duo passen? Nun, an ihm sollten viele Modelle zur Höchstform finden. Natürlich würde ich zu sehr transparenten und breitbandigen, wirklich tiefbassfähigen Schallwandlern raten, denn sonst wirft man Perlen vor die Säue. Und es kann nicht schaden, wenn die Lautsprecher neutral bis wärmer aufspielen, bei schlanker/hellerer Gangart kann es im Verbund mit den neutralen Soulution ins zu Karge kippen.

Von den 2 x 150 Watt/8 Ohm in den Specs der 511er-Endstufe sollte man sich übrigens nicht bange machen lassen – es bedarf keiner Hörner (auch wenn ich mit einem gehört habe), dieser Verstärker klingt deutlich kräftiger als die Papierform nahelegt.

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Test: Soulution 525 PRE & 511 STEREO | Vor-End-Kombi

  1. 1 Swiss on Speed
  2. 2 Soulution 525 & 511: Hörtest & Klangeindrücke

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