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Das Stichwort gab Kollege Ralph Werner während eines Telefonats: „Die Orbid Sound ist eigentlich so etwas wie ein Youngtimer. Optisch ein wenig aus der Zeit gefallen, aber trotzdem nicht von gestern.“ Damit hatte er – vermutlich unbewusst – den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich fahre seit vielen Jahren aus Überzeugung und mit viel Leidenschaft im Alltag und beruflich klassische Automobile …
Dabei liegen mir die bodenständigen Alltagshelden, die ehemaligen „Brot-und-Butter“-Autos, die einst an jeder Ecke standen und heute verschwunden scheinen, besonders am Herzen. Ein ganz früher VW Passat in der Badezimmerfliesen-Farbe „Manilagrün“ – wunderbar! Vermutlich fühlte ich mich schon allein aus dieser Passion heraus berufen, den Test durchzuführen. Denn die knapp einen Meter hohen Standlautsprecher „Telesto“ von Orbid Sound (Web: www.orbid-sound.de) schlagen genau in diese Klassikerkerbe. Wobei das nicht unbedingt musikalisch zu verstehen ist. Aus der schon 50 Jahre währenden Geschichte des Unternehmens aus Süddeutschland ist überliefert, dass ein nach vorne marschierender, involvierender und lebendiger Klang durchaus gewollt und Teil des Konzeptes war. Und ist. Kurz: Mit Lautsprechern von Orbid Sound durfte und darf auch zünftig gerockt werden.
Orbid Sound Firmengeschichte
Ich gebe gern zu, dass mir die Marke bis zum Testzeitpunkt unbekannt war, entschuldige mich aber – hoffentlich glaubwürdig – damit, dass meine hifidele Sozialisierung erst gegen Ende der Achtzigerjahre stattfand. Zu einem Zeitpunkt also, als die von eingefleischten Fans offenbar nahezu kultisch verehrten Orbid-Sound-Lautsprecher schon nicht mehr so präsent waren. Die Gründe dafür lagen, so teilt es die vor gut zwei Jahren neu gegründete „Klangmanufaktur“ herzerfrischend offen mit, in der etwas eigenwilligen Verkaufsstrategie des Seniorchefs, der zum einen auf die – heute überhaupt nicht mehr unübliche – Direktvermarktung unter Ausschluss des Fachhandels setzte und zum anderen sowohl zur Fachpresse wie zum Thema Werbung ein distanziertes Verhältnis pflegte. Seine Lautsprecher sollten sich allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda verkaufen. Tatsächlich funktionierte das zunächst auch. Sie waren so überzeugend, dass der Bekanntheitsgrad und die Verkaufszahlen erstmal stiegen und stimmten. Aber wie es einst von Bob Dylan treffend besungen wurde: „The Times, they are changin’“, Wettbewerber traten moderner auf und erkannten die Ansprüche der Kundschaft schneller.
So rückten sowohl die Marke als auch das Unternehmen Orbid Sound ein wenig aus der Wahrnehmung der HiFi-Klientel, „tot“ waren beide allerdings nie. Der Sohn des Firmengründers, Daniel Beyersdorffer, war inzwischen selbst als Entwickler tätig und fand im Jahre 2015 in Thomas Feil nicht nur einen begeisterten Fan der Marke, sondern auch einen Wirtschaftsexperten, der es vermochte, Orbid Sound auf neue, solide Füße zu stellen. Mit der Gründung der Klangmanufaktur im schwäbischen Balingen waren nun die Weichen für die Zukunft gestellt, selbstbewusst tritt man mit dem Slogan „The next Generation“ an den Markt und bietet mit nicht weniger als sieben klassischen Lautsprechermodellen, einer „Hi Line“ getauften, designorientierten Produktlinie und diversen Center- und Subwoofer-Einheiten eine enorme Bandbreite für fast jeden Anwendungsfall.
Orbid Sound Telesto – Design & Optionen
Wir haben uns mit der Standbox Orbid Sound Telesto gleich mal das zweitgrößte Modell zum Test geladen, das mit knapp unter 1.800 Euro Paarpreis jedoch immer noch erfreulich bodenständig und damit in bester Tradition des Herstellers unterwegs ist. Und der erste optische Eindruck legt nahe, dass die Schwaben die besten Zeiten des Unternehmens konserviert und in die Gegenwart übersetzt haben. Designtechnischen Spielereien widersetzt sich die Telesto zumindest ziemlich konsequent, auch ein heutzutage ja so wichtiger „Wife Acceptance Factor“ scheint nicht unbedingt oberstes Entwicklungsziel gewesen zu sein – die zweitgrößte Orbid Sound ist eine Lautsprecherbox. Und so sieht sie eben auch aus. Punkt. Das ist so grundehrlich, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Daniel Beyersdorffer formuliert es so: „Die Gestaltung ist so zeitlos, dass die Box theoretisch auch schon seit 30 Jahren im Wohnzimmer stehen könnte. Aber das wollen wir auch so.“
Die Verarbeitung des Gehäuses, das übrigens bei einer Schreinerei „im Ländle“ entsteht, ist so routiniert wie wertig; die Lackierung, die standardmäßig in weißem oder schwarzem Strukturlack ausgeführt wird, tadellos. Auf Wunsch – und gegen Aufpreis – liefert der Hersteller die Telesto aber auch in individueller Wunschfarbe (alle RAL-Farbtöne sind möglich) im Seidenglanz-Finish. Der jeweilige Mehrpreis für den seidenglänzenden Look richtet sich nach der Größe des Lautsprechers und würde bei der Telesto etwa 60 Euro betragen, für eine Lackierung in Wunschfarbe kämen dann je nach Farbton noch etwa 20 bis 40 Euro hinzu. Auch eine Hochglanzlackierung ist möglich, dabei müssen die Preise dann aber individuell angefragt werden. Ergänzend kann der Kunde edel gebürstete oder schwarz eloxierte Aluminiumringe ordern, die sich als Dekoelement um die einzelnen Chassis schrauben lassen. Aus meiner ganz persönlichen Sicht nicht unbedingt notwendig, da ich das betont schlichte Design durchaus mag. Aber das ist letztlich Geschmackssache.
Technik
Ausgestattet ist die Orbid Sound Telesto, die wie alle anderen Produkte des Hauses erst nach Auftragseingang produziert wird, mit insgesamt vier Wandlern, wovon sich zwei 20-Zentimeter-Papierchassis um die tiefen Lagen kümmern. Ihre „Atemluft“ führen sie über ein Bassreflexrohr nach vorn ab. Das Mittenband übernimmt ein 13 Zentimeter durchmessender Wandler, alles darüber wird von einer 25-Millimeter-Kalotte abgestrahlt, die in einer hornartigen Vertiefung sitzt.
Die auffallend großen Staubkappen im Zentrum der Tieftöner werden in der Klangmanufaktur mit einer speziellen Masse beschichtet und deren Oberfläche geglättet. „Je glatter die Oberfläche der Staubkappen, desto weniger Mittel- und Hochtonanteile überträgt ein Basstreiber“, so Daniel Beyersdorffer. „Neben der Abstimmung mittels unserer mit Mundorf-Bauteilen bestückten und mit sechs Dezibel Flankensteilheit arbeitenden Frequenzweiche, optimieren wir den Einsatzbereich der beiden Woofer noch zusätzlich. Wenn Sie genau hinhören, werden Sie feststellen, dass der untere Basstreiber etwas ‚bassiger‘ klingt, der obere dafür leicht in den Mitteltonbereich hineinläuft“, führt der sympathische Entwickler weiter aus. Um das zu erreichen wird nicht elektrisch eingegriffen, sondern der untere Teil des Gehäusevolumens stärker mit Dämpfungsmaterial versehen als der Abschnitt hinter dem oberen Woofer. Über den Aufbau der leiterplattenfreien, vergossenen Frequenzweiche inklusive ihrer Übergangsfrequenzen redet der Schwabe dagegen nicht so gern. „Wir sehen das als Teil des Geheimnisses um den besonderen Orbid Sound“, assistiert Thomas Feil. Die Vergussmasse verbirgt freilich nicht nur die Weichenschaltung, ganz nebenbei schützt sie sie auch vor Mikrofonieeffekten – smart. Übrigens: Wer angesichts von zwei Zwanziger-Bässen donnergrollende Gewaltorgien erwartet, liegt daneben. Schnelligkeit und Präzision waren für Beyersdorffer die wichtigeren Attribute, doch dazu später mehr.
Alle Chassis sind auffallend dicht übereinander montiert, was akustisch sinnvoll ist. Auf diese Weise lassen sich Unterschiede in der Signallaufzeit minimieren. Auch wenn es – so viel darf ich ebenfalls schon mal verraten – messbare Unterschiede geben mag, die Schallanteile der unterschiedlichen Frequenzlagen treffen „gefühlt“ jedenfalls gleichzeitig am Ohr ein. Das Klangbild wirkt sehr homogen.
Pragmatisch geben sich die Telesto bei ihren Anschlussterminals. Obschon in dieser Preisklasse überwiegend Bi-Wiring-Terminals üblich sind, verfügt die Orbid Sound über schlichte, aber robuste Singlewire-Typen. Und mal ehrlich: Wie viele Hörer nutzen denn wirklich mehr? Hm? Eben. Entkopplungselemente für unterschiedliche Fußböden legt der Hersteller den Lautsprechern ab Werk nicht bei, macht aber ein sehr gutes Angebot, das man meiner Ansicht nach in jedem Fall annehmen sollte. Als Zubehör liefert die Klangmanufaktur puckförmige Schwingungsdämpfer aus poröser Keramik, die „zufällig“ exakt in dafür vorgesehene Vertiefungen im Boden der Telesto – und auch aller anderen Lautsprecher des Modellprogramms – passen. Sie kosten bodenständige 20 Euro pro Satz á vier Stück, für ein Lautsprecherpaar benötigen Sie zwei Sätze. Das tut finanziell nicht wirklich weh und funktioniert sehr gut.
Ein Wort noch zum Thema Innenverkabelung, auf die man ja im Allgemeinen selten gesondert eingeht. Orbid-Sound-Entwickler Daniel Beyersdorffer ist es aber wichtig, darauf hinzuweisen, dass man auch hier auf Qualität aus Süddeutschland setzt – Lieferant ist die Firma Sommer Cable, die sicherlich auch dem ein oder anderen Endkunden nicht ganz unbekannt sein dürfte.
Orbid Sound Telesto – Klangeindrücke & -vergleiche
Ich hatte ja bereits kurz erwähnt: Wer von den beiden 20-Zentimeter-Tieftönern brachiale Bassgewitter erwartet, liegt einigermaßen falsch. Was aber natürlich nicht bedeutet, dass „untenrum“ nix passiert. Im Gegenteil: Die Telesto verwendet ihre durchaus beachtliche Bassenergie nicht dazu, Wände einzureißen, sondern münzt sie beispielsweise in hochpräzise und knochentrockene Bassdrumkicks um, die es dann aber in sich haben. So fährt mir das ambitioniert bediente Bluesrock-Schlagzeug in „Manchild“ der Kyle Gass Band (Album: Kyle Gass Band, auf Amazon anhören) derart mitreißend und punchy in die Glieder, dass ich das Gefühl bekomme, die von mir zuvor getestete, etwas günstigere Standbox XTZ 99.36 MK3 FLR sei bei diesem Stück offensichtlich nicht ganz wach gewesen. Dabei zeigte sich die mit einem pfiffigen Raumanpassungssystem ausgestattete XTZ in meinem Hörtest weder bassarm noch „langsam“. Subjektiv reichte die 99.36 sogar tiefer in den Frequenzkeller hinab und wurde dabei ebenfalls weder unpräzise noch dröhnig. Dennoch – kein Vergleich mit der Orbid Sound, die unglaublich zackig austeilt.
Bei elektronischer Musik, etwa von Daft Punk („Lose yourself to dance“ auf Random Access Memories, auf Amazon anhören) tritt dies noch deutlicher zutage. Wo die XTZ mit Subfrequenzen Fußsohlen kitzelt, was durchaus reizvoll ist, errichtet die Orbid Sound ein massives, aber dennoch bewegliches und strukturiertes Bassfundament, das genau die richtige Dosis „Urgewalt“ zum richtigen Zeitpunkt austeilt. Anders gesagt: Die Fußsohlen kitzeln mit der Telesto nicht so sehr, aber wenn ein bassgewaltiges Ereignis – gerade elektronisch generierte Bässe können ja mächtig in den Magen gehen – in der Musik auftaucht, so feuert sie das ansatzlos und ungebremst in den Hörraum. Als wenn sie stets auf den richtigen Moment lauert, um dann zuzuschlagen. Insgesamt ergibt sich so ein rechtschaffen tief hinabreichender, vor allem aber ungewöhnlich agiler und präziser Bassbereich, den ich in dieser Preisklasse so bisher recht selten vernommen habe.
Klarheit
Dass der Übergang in das darüberliegende Mittenband so geschmeidig und bruchlos gelingt, mag daran liegen, dass der obere der beiden Basstreiber ein Stückchen weiter hinauf mitlaufen darf als der untere, was die „Ganganschlüsse“ sehr flüssig gestaltet. Ähnlich wie bei einem Automatikgetriebe mit frischer Ölfüllung: Es wird viel ruckfreier schalten, bestenfalls werden Sie gar keinen Übergang spüren … Der „Flow“, mit dem die Oberbässe in die unteren Mitten hineingleiten, verschafft dem Vortrag der Orbid Telesto Homogenität und Lebendigkeit.
Allerdings wirkten Gesangsstimmen im Vergleich etwa zur XTZ 99.36 MK3 FLR oder, mehr noch, zu meiner etwas wärmer abgestimmten Magnat Quantum 905 schlanker und nüchterner. Verbreitet der Rag’n’Bone Man in „The Bitter End“ (Album: Human, auf Amazon anhören) mit seiner voluminösen, nahezu „schwarzen“ Stimmlage über meine Magnat eine durchaus satt-warme Atmosphäre, scheint er über die Orbid Sound Telesto nicht nur ein paar Kilo abgespeckt, sondern auch seine Stimmbänder „gestrafft“ zu haben. Das Schöne dabei: Mit dieser „Entschlackung“ geht eine frappierende Zunahme an Plastizität und Lokalisationsschärfe einher, der Gesang steht mit beeindruckender Klarheit und sehr griffig vor dem Hörplatz. Doch um zur Gesamttonalität zurückzukommen: Man macht sicherlich keinen Fehler, wenn man die Orbid Sound Telesto zu den neutral bis tendenziell etwas frischer tönenden Vertretern ihrer Gattung zählt.
Dieses Attribut – „Klarheit“, im Sinne einer präzisen und auffallend durchhörbaren Abbildung – kennzeichnet die Darstellung der Telesto bis hinauf in die Höhenlagen und trägt auch dazu bei, dass sich komplexe musikalische Strukturen bis in ihre Verästelungen mühelos verfolgen lassen. Als „alter“ Progrock-Fan gehört zu meinen Hörtests immer wieder mal eines der vielschichtig produzierten Titel meiner Genrehelden Marillion – nicht selten eine harte Nuss für manchen Lautsprecher, gerade wenn es um Auflösung geht. So legen sich in „The new kings“ auf F.E.A.R. (auf Amazon anhören) teils mehrere Melodiebögen übereinander, die die Orbid Sound Telesto wie selbstverständlich voneinander separiert und so jedes einzelne Schallereignis zu Gehör bringt. Häufige Nebenwirkung eines solchen Auflösungsvermögens: Der musikalische Fluss leidet darunter, der Vortrag wirkt wie eine Aneinanderreihung von Details, die man dafür aber ganz wunderbar wahrnehmen kann. Ein Fehler, der der Orbid Sound allerdings nicht unterläuft. Dafür ist sie zu „wach“, zu aufmerksam, zu sehr darauf bedacht, ein stimmiges Gesamtbild der Musik zu übertragen. Sie paart Klarheit und Auflösung mit Fluss und „Groove“ zu einem sehr lebendigen Vortrag.
Dynamikverhalten
Der vor allem dann so richtig Spaß macht, wenn man grobdynamisch mit gelöster Handbremse fährt. So kann man die Rockabilly-Interpretation des 80er-Jahre-Krachers „Tainted Love“ von The Silverballs (Album: Dancehall Days, auf Amazon anhören) als richtig schweißtreibend-mitreißende Angelegenheit erleben. Umso mehr, je weiter der Lautstärkeregler nach rechts wandert, was die Telesto in keinerlei Bedrängnis bringt. Gestresst oder gepresst klingt sie nie. Im Gegenteil: Dann peitscht die Snaredrum und knarzt der Kontrabass, dass es eine wahre Freude ist. Aber – Wirkungsgrad (94 dB/W/m) sei Dank – sie kann auch leise. Und auch bei zurückhaltenden Pegeln bis etwa Zimmerlautstärke spielt die Schwäbin bereits ziemlich vollständig. Das dynamisch fordernde „Lieb‘ Vaterland, magst ruhig sein“ der Mittelalterrocker In Extremo (Album: Quid pro quo) entfaltet seine volle Faszination normalerweise erst bei durchaus nachbarschaftsfeindlicher Lautstärke, die Orbid Sound Telesto aber stellt mir bereits deutlich darunter die feinen Unterarmhärchen auf. Ein gutes Zeichen dafür, dass sie mich auch mit „gebremstem Schaum“ bereits emotional erreicht. Das kann man nicht über jede Wettbewerberin in dieser Klasse behaupten.
Auf der Bühne
Ihre Raumabbildung möchte ich als „vorlagentreu-realistisch“ beschreiben. Sie zieht keine riesigen Räume auf, wo es keine gibt. Die virtuelle Bühne „passt“ in allen gedachten Dimensionen eines klanglichen Koordinatensystems, dehnt sich ab der Grundlinie sowohl in den Hörraum hinein, als auch nach hinten weg realistisch aus. Okay, nach vorne ins Auditorium ein wenig mehr als in die entgegengesetzte Richtung, was aber den direkt-involvierenden Charakter dieses Lautsprechers schön unterstreicht. Ja, es gibt den ein oder anderen Wettbewerber, der ein klein wenig luftiger und großzügiger aufspielt. Die „Darsteller“ auf dieser Bühne agieren jedoch stets in nachvollziehbaren Relationen zueinander und sind, wie schon erwähnt, sehr gut ortbar und angenehm griffig gestaltet.
Die Höhenlagen
Hochtöner mit Hornvorsätzen leiden auch heute noch häufig unter dem Vorurteil, „Schreihälse“ zu sein, sich zumindest mitunter recht dominant in den Vordergrund zu spielen. Nun kommen die oberen Lagen – etwa die Becken des Schlagzeugs – in „Patriot’s Heart“ von American Music Club (Album: Lovesongs for Patriots, auf Amazon anhören) über die Orbid Sound Telesto in der Tat gefühlt einen Ticken lauter, aber auch deutlicher und schärfer umrissen an mein Gehör als über meine Magnat Quantum 905 mit konventionellem Tweeter. Auch das Folienchassis der XTZ 99.36 MK3 FLR bildete im Vergleich sanfter ab – stressig wird das für meine Ohren aber trotzdem nicht. Es passt sehr gut zum ohnehin klaren und präzisen Duktus der Telesto, dass sie obenheraus ein wenig heller strahlen darf als diese beiden Vergleichskandidaten.
Die Orbid Sound vermittelt den Eindruck, am oberen Frequenzende auch mehr Detailinformation zu liefern. Kritisch wird diese Abstimmung nur dann, wenn man „plattkomprimierte“ Musik hören möchte. Artefakte und scharf zischende Sibilanten werden dann mitunter sehr präsent dargestellt, was aber nicht die „Schuld“ der Orbid ist, sondern schlicht am mangelnden Mastering liegt. Wer große Orchester mit einem hohen Anteil an Blechbläsern und Streichern bevorzugt, könnte bemängeln, dass die Orbis Sound Telesto diese Instrumente bei forcierter Lautstärke leicht nasal darstellt. Bei Rock, Pop und Bluesrock ist mir dieser Effekt – der lediglich bei Pegeln auftritt, die man sich nur ausnahmsweise geben sollte – dagegen nicht aufgefallen.
Test: Orbid Sound Telesto | Standlautsprecher