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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Klangkonzentrat
  2. 2 Musical Fidelity M2scd/M2si: Klangeindruck & Vergleiche

Regel Nummer eins beim Erstellen eines Testberichts: Nicht direkt im ersten Absatz überschwänglich loben. Regel Nummer zwei beim … ach, ich spare mir das, mein Vorhaben klappt eh nicht. Die beiden Testgeräte Musical Fidelity M2scd und M2si sehen einfach richtig gut aus (Vertrieb: www.reichmann-audiosysteme.de, Preis: je 799 Euro). Jedenfalls treffen Sie mit ihrem zeitlosen Straightforward-Design genau meinen gestalterischen Geschmack.

Fast fühle ich mich erleichtert, jetzt, wo ich mir das schon mal von der Seele geschrieben habe. Doch auch wenn das Aussehen von HiFi-Equipment sicherlich stärker die Kaufentscheidung mitbestimmt, als so manch einem HiFi-Freund bewusst sein mag, gibt es weit wichtigere Aspekte bei der Beurteilung von Audio-Equipment. Audio eben.

Musical Fidelity M2

Doch direkt in die klangliche Materie eintauchen will ich nun auch nicht, sondern mich zunächst um eher Handfestes kümmern: Sowohl die metallene Frontplatte des Vollverstärkers Musical Fidelity M2si als auch die des CD-Players M2scd wirken wertig und langlebig. Dieser Eindruck erstreckt sich auf die gesamte Herstellungsqualität der beiden Geräte, die in England erdacht und in Taiwan gefertigt werden. Beide Musical Fidelitys sind 44 Zentimeter breit und unter Einbezug ihrer Standfüße 10 Zentimeter hoch. Zum gut 37 Zentimeter tiefen Gehäuse muss man bei der Aufstellung noch die Anschlussbuchsen, -stecker und -kabel dazuzählen.

Vollverstärker Musical Fidelity M2si

Vollverstärker Musical Fidelity M2si

Rückseite des Musical Fidelity M2si

Der Vollverstärker kommt erwartungsgemäß ohne Display aus, wodurch sich ein aufgeräumtes Bild der Bedienseite ergibt. Zentrales Element ist der zyklopengleiche, motorisierte Volumeregler. Links und rechts von ihm haben es sich die kleinen Eingangswahlschalter gemütlich gemacht, die ihre Aktivität mit einer simplen LED rückmelden. Powerschalter links, Remote-Control-Receiver rechts, Firmenlogo und Produktbezeichnung – und das war sie schon, die Frontblende.

Phonoeingang und Kopfhörerausgang glänzen durch Abwesenheit. Beides ist sicherlich kein Muss, manche Hörer werden es trotzdem vermissen. Natürlich sind auf dem Markt Phono-Preamps in unterschiedlichsten Preisklassen zu finden und wer einen Kopfhörer nutzen will, muss nicht darauf verzichten, den Musical Fidelity M2si als Dreh- und Angelpunkt seiner Anlage zu benutzen: Er verfügt über einen mitgeregelten Preamp- und einen ungeregelten Tape-Rec-Ausgang, die beide das Signal nach der Quellenwahl ausgeben. Auch Speiseteile für Elektrostatenkopfhörer oder weitere Endstufen für Bi-Amping oder sonstige Anwendungen können damit angeschlossen werden. Mit einem Schiebeschalter kann man die Lautstärkeregelung umgehen und den Aux-1-Input im „Home Theater“-Modus fahren.

Blick aufs Anschlussterminal des Musical Fidelity M2si

Blick aufs Anschlussterminal des Musical Fidelity M2si

Übrigens ist es nicht so, als habe man bei Musical Fidelity etwas gegen umfangreicher ausgestattete Geräte: Der M3si beispielsweise buhlt mit Phono- und USB-Konnektivität um Interessenten, ist ansonsten aber ähnlich aufgebaut.

Nix da Class-D, im Musical Fidelity M2si findet klassische Technik Anwendung: Der Class-AB-Amp kann pro Kanal 60 Watt an 8 Ohm leisten. Die Kühlung erfolgt natürlich passiv mit einem großen Rippenmodul auf der rechten Seite des Vollverstärkers. Zur Spannungsversorgung setzt Musical Fidelity auch in der M2-Serie auf ordentlich dimensionierte Ringkerntrafos. Das Innere wirkt klar strukturiert und aufgeräumt, es finden sich groß dimensionierte Kondensatoren, aber auch SMD-Bauteile und gesockelte ICs.

Ringkerntrafo des Musical Fidelity M2si

Ringkerntrafo des Musical Fidelity M2si

Der CD-Player Musical Fidelity M2scd verleibt sich Silberscheiben galant über seinen Slot ein, anstatt dem User rappelnd eine kleine Schublade entgegenzustrecken, in welcher er die CD doch bitte legen möge. Echte Überraschungen hält der M2scd allerdings keine bereit. Weder auf der Vorderseite, die neben den unverzichtbaren Standardbuttons ein Display anbietet, noch auf der Rückseite, die mit einem analogen Cinch-Ausgangspärchen und elektrischem wie optischem Digitalausgang im S/PDIF-Format und natürlich der IEC-Netzbuchse schon komplett ist.

CD-Player Musical Fidelity M2scd

CD-Player Musical Fidelity M2scd

Der Musical Fidelity M2scd ist ein klassischer, ja geradezu traditioneller CD-Player; weder SACDs noch MP3-CDs werden abgespielt, er lässt sich nicht als externe Soundkarte nutzen, besitzt kein Streamingmodul, geschweige denn eine Bluetooth-Schnittstelle. Damit entfallen zusätzliche Decodierungen, veränderbare Abtastraten und ähnliches Gewerk, die der „reinen CD-Spieler-Lehre“ entgegenstehen. 2019 ist mir solch eine Geradlinigkeit und Konzentration auf das Wesentliche nicht nur eine Erwähnung wert, sondern ein Lob.

Ein Blick in den CD-Player offenbart, dass man dem verbreiteten StreamUnlimited BlueTiger-Modul CD-80 zur Steuerung und Bitstream-Decodierung vertraut. Die Fehlerkorrektur bei gepressten Audio-CDs funktioniert genauso ordentlich wie die meines Regas, Artefakte erscheinen ungefähr gleich schnell und ähnlich klingend; mit „Selbstgebranntem“ steht das Fidelity-Laufwerk schneller auf Kriegsfuß.

Musical Fidelity Fernbedienung

Musical Fidelity M2scd/M2si: Klangeindruck & Vergleiche

Ich höre oft und gerne über eine Anlage, die aus zwei Rega-Komponenten besteht: Rega Apollo heißt der CD-Player, Rega Mira 3 der Vollverstärker (jeweils 1.000 Euro). Mit beiden bin ich insgesamt zufrieden und kenne die Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehören ein recht gutmütiges, unaufgeregtes Klangbild mit ordentlicher Auflösung, welches Dauerhören möglich macht. Insgesamt spielen beide etwas „bassrund“, in den Mitten aber deutlich, prägnant und mit hoher Detailzeichnung. Hinzu gesellen sich nicht zu eckige, aber auch nicht zu weiche Höhen. Die notorisch eher schwache Durchzeichnung und Kontur im Bass darf man freilich zu den Nachteilen zählen. Nicht, dass die Rega-Kombination bassarm wäre, nein, die niedrigen Frequenzen werden wohlwollend und einnehmend wiedergegeben. Knackig, geschweige denn knochentrocken kommt der Tiefton über diese Anlage aber beileibe nicht rüber.

Die Musical-Fidelity-M2-Kombination

Ich lasse die beiden fidelen Musikanten M2scd und M2si zunächst ebenfalls als Paar aufspielen, bevor sie ihre Soloqualitäten zum Besten geben dürfen.

LambIm Direktvergleich zum Rega-Duo wirkt die Kombination von Musical Fidelity etwas frischer und konkreter. Der Bass und die Tiefmitten spielen bei Musical Fidelity ein wenig strenger und trockener auf, sind „etwas schneller unterwegs“ – und weniger voluminös-vereinnahmend. Ich würde nach Tagesform entscheiden, ob ich das Debütalbum von Lamb (auf Amazon hören) mit seinen geschickt vertrackten, aber dennoch rollenden Beats lieber mit dem üppigeren, einnehmenderen Bass der Regas oder dem etwas schlankeren, trockeneren der Musical Fidelitys genießen will.

In den Höhen überwiegen dagegen die Gemeinsamkeiten, allenfalls spielt die Rega-Anlage ein klein wenig gutmütiger. Louise Rhodes‘ Stimme auf dem Lamb-Erstlingsalbum ist in der Produktion mit deutlichen Höhen angereichert worden, um ihren hauchigen Charakter zu unterstützen – das ist auf der Musical-Fidelity-Kombination ein wenig deutlicher zu vernehmen. Letztlich sprechen aber beide Kombinationen die gleiche Sprache. Das zeigt sich auch in den Hochmitten, die sich charakterlich sehr ähneln: viel Detail und Zeichnung, aber niemals Schärfe oder Biss.

Die Feindynamik der Musical-Fidelity-Kombination wirkt ein wenig kantiger beziehungsweise weniger verrundet als über Rega Apollo und Mira 3. Über die Quadral Galan 9 gehört, merkt man, dass die Musical-Fidelity-Anlage etwas mehr auf Zack ist als die der britischen Kollegen.

Musical_Fidelity_M2_Front_01

Große Unterschiede im Stereobild lassen sich nicht ausmachen, die Fidelitys spielten allenfalls einen Hauch weiter vorne als die Regas. Ihre Bühne ist ein wenig näher an den Hörer herangerückt, mit dadurch etwas geringer ausgeprägter Tiefe und Breite. Wenn sich Lambs „Gòrecki“ ab Minute zwei von dem leider etwas zu „Enigma“-mäßigen, Ambient-lastigen Part zu seiner letztendlichen Größe aufbäumt, freue ich mich einerseits wie ein Kind, dass mich der atmende Beat geradezu anspringt, gleichzeitig dürften die Synthesizer-Flächen und die von Andy Barlow geschickt gesetzten Hallräume auf den perkussiven Klängen durchaus ein Stückchen tiefer reichen und einnehmender sein. Aber man kann nicht alles haben, erst recht nicht in dieser Preisklasse.

Vollverstärker Musical Fidelity M2si

Musical_Fidelity M2si in Silber

Etwas anders schaut die Welt aus, wenn man sich M2si und M2scd getrennt zur Brust nimmt. Um die Verstärkung zu vergleichen, nehme ich neben dem Rega Mira 3 auch noch den Abacus 60-120D Dolifet (circa 1.000 Euro) mit in den Hörraum, einen Endverstärker mit Pegelregelung.

Blues For The Red Sun - KyussEs zeigt sich, dass Musical Fidelitys M2si braver beziehungsweise tonal neutraler zu Werke geht als der Rega Mira 3, dessen Tonalität ein wenig farbenfroher wirkt, dadurch aber dann und wann auch etwas an Natürlichkeit vermissen lässt. Der Abacus verfügt über ein höheres Auflösungsvermögen, Rega und Abacus punkten mit einem minimal schärfer dargestellten Stereobild. Dafür können sowohl der Abacus als auch der Musical Fidelity in der Disziplin „Basspräzision“ den Rega deutlich in die Schranken weisen. Basskontrolle, aber auch die Auflösung und das klare Stereobild, nehmen beim Rega Mira 3 mit zunehmenden Pegel leider immer stärker ab. Der Musical Fidelity M2si bleibt dagegen auch bei höheren Lautstärken schön stabil. So macht es deutlich mehr Spaß, bassweichere Musikproduktionen auch wirklich laut zu hören. „Thumb“ auf der Blues For The Red Sun von Kyuss (auf Amazon anhören) ist so ein Kandidat. Fast ein Wunder, dass die Musik nicht selbst den Lautstärkeregler nach oben dreht! Mit dem Rega verwabern die breiten, tiefen Bässe der Stoner-Rock-Urväter leider zu sehr, der Musical Fidelity M2si macht den Job an dieser Stelle besser.

Motor-Poti des Musical Fidelity M2si

Das Motorpoti des Musical Fidelity M2si

Hohe Pegel kann der M2si. Die mir zur Verfügung stehenden Lautsprecher bediente der Amp mit links, weshalb nicht damit zu rechnen ist, dass er mit Standlautsprechern vom Kaliber der Nubert nuLine 334 oder B&W 603 V3 schnell überfordert wäre. Weiterhin gut: Bei hoher Verstärkung ist das Rauschen gering – und bei geringen Pegeln bleibt die Klangqualität hoch. Beides keine Selbstverständlichkeiten.

Aulis Sallinen - Symphonies 1 & 7Nie hatte ich übrigens den Eindruck, dass der Musical Fidelity M2si das Musikmaterial „zusammendrücken“ oder bei Wechseln in der Grobdynamik komprimieren würde. Auf Aulis Sallinens erster Symphonie (Ari Rasilainen/Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz) finden sich sehr schöne dynamische Anstiege und Abfälle, von einem in einem Pianissimo-Streicherteppich eingebetteten, einsam vor sich hinschnarrenden Cello bis hin zu sich überschlagendem Blech mit lauten Becken und Röhrenglocken. Das meistert der Fidelity-Verstärker richtig gut, er folgt dem Material musikalisch exakt.

Die Endstufentransistoren des Musical Fidelity M2si

Die Endstufentransistoren des Musical Fidelity M2si

CD-Player Musical Fidelity M2scd

Dass mir das Konzept des Musical Fidelity M2scd behagt, habe ich ja schon erwähnt. Ein simpler, geradliniger CD-Player statt eines funktionsüberfrachteten Gimmick-Geräts ist das, was die vielen Besitzer umfangreicher CD-Sammlungen auch heute noch benötigen und wirklich wollen. Meine unzähligen CDs will ich gar nicht alle rippen und im Direktzugriff haben. Freudig habe ich mir also einen Stapel Plastik gegriffen und dem hungrigen Maul des Musical Fidelity M2scd Stück für Stück zum Mahle gereicht.

Helloween – Walls Of JerichoIch nehme meine erste CD aus dem Stapel – und es ist tatsächlich die erste je von mir gekaufte CD: Helloween – Walls Of Jericho (auf Amazon anhören). Öhm, tja. Ich war jung und … hatte wohl zu viel Taschengeld. Immerhin ist beispielsweise anhand von „Gorgar“ nicht nur ein tiefer Einblick in die aus heutiger Sicht durchaus witzige Melodic-Metal-Szene möglich, auch zum Erkennen klanglicher Eigenschaften des CD-Players liefert es allerhand. Das reiche Spektrum, die zu damaliger Zeit sogar noch im Metal vergleichsweise hohe Dynamik und die klaren Stereopositionen machen es möglich.

Es zeigt sich, dass der Musical Fidelity M2scd tonal ein Stück frischer und knackiger aufgestellt ist als mein Top-Loader von Rega. Die Höhen sind etwas stärker abgestimmt, was besonders für das höchste wahrnehmbare „Air“-Band gilt. Nicht zuletzt deswegen klingt das Material luftig und frei. Das kann mit Metal gut nachvollzogen werden, noch besser gelingt es aber mit „Flume“ von Fleet Foxes auf For Emma, Forever Ago, wo die Lead- und Chorstimmen diese Offenheit richtig auskosten können.

Musical Fidelity M2scd in Silber

Die Mitten sind sehr neutral gehalten, was auch bedeutet, dass keine Präsenzrücknahme stattfindet. Kombiniert man das mit einer allzu strengen Wiedergabekette, wird der eine oder andere Hörer vielleicht ein besänftigendes Element vermissen. Auf Fleet foxes‘ „Flume“ scheinen die Musiker eine Dobro (Metallkorpus-Resonanzgitarre) mit einem E-Bow zu bearbeiten. Dieses kleine Gerät bringt Saiten magnetisch zum Schwingen und regt sie dauerhaft an, daher der Name. Kräftiger hätte diese schwierig zu integrierende Klangkomponente im Song nicht gemischt werden dürfen. Tiefmitten und Bässe positionieren sich neutral, vielleicht minimal schlanker, aber konturierter und trockener als beim Rega Apollo.

Interessant: Das Stereobild ist beim solo gehörten Musical Fidelity M2scd minimal schärfer als beim Rega-Player – der umgekehrte Eindruck wie beim Vergleich der kompletten Anlagen miteinander. So ist der Uppsala Academic Chamber Choir in Alfred Schnittkes Requiem (Stockholm Sinfoniettas unter Stefan Parkman) schön klar aufgestellt – im „Dies Irae“ und „Hostias“ ist das gut nachzuvollziehen. Auch die Vokalsolisten und das Orchester sind klarer positioniert.

Billboard
McIntosh

Test: Musical Fidelity M2scd & M2si | CD-Player, Vollverstärker

  1. 1 Klangkonzentrat
  2. 2 Musical Fidelity M2scd/M2si: Klangeindruck & Vergleiche