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Nein, Technik wird nicht immer und überall kompakter. Wer auch bei höheren Pegeln und in größeren Räumen noch ordentlich Bass genießen will, der landet beispielsweise oft bei Säulenlautsprechern mit ordentlich Volumen. Und wer ebenso pegelfest wie preisbewusst kaufen und zudem nicht auf neutrale Klangqualität verzichten will, der bekommt es bei Recherchen unter anderem mit dem schwäbischen Hersteller Nubert (www.nubert.de) zu tun. Etwaige vermeintlich lustige Zusammenhänge zwischen „Schwabe“ und „Geld“ herzustellen klemmt sich der Autor dieser Zeilen – immerhin ein „Halbschwabe“ – an dieser Stelle mal.
Das südwestlichste deutsche Bundesland ist aber in jedem Fall bekannt dafür, in vielen Bereichen Produkte von verlässlicher Wertarbeit zu liefern, anders als im Fahrende-Untersetzer-Milieu entfallen bei Nubert Bedenken, dass Mogelsoftware im Spiel sein könnte. Und statt mit Feenstaub bedachte Lifestyle-Sonderlinge anzupreisen, setzt man sowieso eher auf recht bodenständig anmutende Produkte zu realistischen Kursen. Schwäbisch eben. Ups, musste jetzt doch raus.
Als größte und teuerste Vertreter ihrer Serie sind die Nubert nuLine 334 die überragenden nuLiner. Das ist durchaus bildlich gemeint. Mit einer Schallwand von nur 21 Zentimetern Breite, aber 121 Zentimetern Höhe wirken sie in weißem Mehrschichtlack elegant, strahlen aber in Kombination mit den Treibern eine eigentümliche Mischung aus Zurückhaltung und Kraft aus. Wer auf ein massiveres Erscheinungsbild steht, kann die Lautsprecher auch in Schwarz oder ohne Aufpreis in Nussbaumfurnier erstehen. Mit 39 Zentimetern ist das Gehäuse recht tief, so dass aller augenscheinlichen Schlankheit zum Trotz ein hohes Gesamtvolumen erzielt wird. Schmale Hochhäuser werden tief im Boden verankert, beim Aufstellen von Lautsprechern fällt dies Installationsform in Hinblick auf die gewünschte Unversehrtheit des Bodens im Regelfall aus. Abhilfe schaffen Traversen, die das Gehäuse seitlich überragen und somit die Standfestigkeit der 36,5 Kilogramm schweren Speaker gewährleisten.
Die Höhenwiedergabe im Nubert nuLine 334 übernimmt eine 26-mm-Seidenkalotte, die wie alle von Nubert in der nuLine 334 verwendeten Treiber zwar nicht im Haus, aber doch nach eigenen Vorgaben exklusiv gefertigt werden. Der „nuOva“ getaufte Hochtöner geht auch in anderen Lautsprechern des Herstellers seiner Arbeit nach. Etwas abseits der Mittenachse liegt er, wodurch die Kanteneffekte besser im Spektrum verteilt und akustisch somit deutlich unauffälliger werden können. Mit Entfernung der Kabelbrücken im Anschlussterminal können die Nubert nuLine 334 auch im Bi-Wiring-Betrieb gefahren werden.
Genau auf Ebene der Frontplatte liegt die Flachmembran des Mitteltöners – von dieser nicht gerade alltäglichen Lösung verspricht man sich eine vorteilhafte Umgebung für den benachbarten Hochtöner, was dessen Abstrahl-Eigenschaften zugutekommen soll. Laut Nubert wurde ein großer Aufwand betrieben, um die sonst problematischen Eigenschwingungen der Membran-Flunder zu verringern. Daher besteht er nicht nur aus mehreren Schichten Glasfasern, sondern weist darüber hinaus auch eine bestimmte Wabenstruktur auf. Übrigens zeigt Nubert Liebe zum Detail: Zwar brechen ja nur die Hochtöner die Symmetrie der Lautsprecher auf, doch sind auch die Logos auf den anderen Treibern jeweils zur anderen Box hin ausgerichtet.
Tiefste Frequenzen werden von gleich drei seriell betriebenen Siebenzöllern wiedergegeben, wobei die 180-mm-Polypropylen-Treiber als Langhub-Chassis konzipiert sind. Die Nubert nuLine 334 sind jeweils „double vented“: Das gemeinsame Luftvolumen auf der Rückseite der Membranen ist mit zwei identischen Bassreflexrohren ausgestattet, die mit mitgelieferten Stopfen je nach persönlichem „Bassbedarf“ verschlossen werden können. Strömungsgeräuschen wird entgegengewirkt, indem die Ports sowohl außen wie innen über eine Schalltrichterform verfügen.
Nimmt man einen der Treiber aus dem Gehäuse, kann man einen Blick auf die stabilitätsfördernden und modenunterbindenden Verstrebungen des bis zu 38 mm starken MDF-Gehäuses werfen – und sieht die zweiteilige Weichenplatine auf der inneren Rückseite der 334er. Hier lässt sich ein nicht unerheblicher Bauteilaufwand erkennen. „Viel“ ist nicht per se „problematisch“: Zum einen sind offensichtlich hochwertige, groß dimensionierte Bauteile darunter, zum anderen ist dies auch Zusatzfunktionen geschuldet: Mittels zweier Schalter am Terminal können nämlich flachflankige Hochpass- und Tiefpassfilter eingesetzt werden. Diese passive elektronische Filterung erlaubt die Verringerung der Basswiedergabe, was bei wandnaher Aufstellung sicher vorteilhaft ist (und bei Studiomonitoren Usus). Die Höhen sind sogar dreistufig anpassbar: Die mögliche höhenreiche Abstimmung kann per RC-Glied, also einem Filter aus Widerstand („R“ wie Resistor) und Kondensator („C“ wie Capacitor), auf „normal“ und „sanft“ zurückgefahren werden.
In praxi wird das meist bedeuten: Fliesenboden, karge Wände? Höhen bedämpfen! Sixities-Style mit Flokati-Teppichen, Plüschsofa mit Kissenburg und fancy Strukturtapete, dazu wenig Platz für eine freie Aufstellung mit gehörig Wandabstand? Dann hoch mit den Höhen und runter mit den Bässen!
Ohne Betätigung der elektrischen oder mechanischen Filtersysteme wird der Pegelfrequenzgang der Nubert nuLine 334 mit einer unteren Grenzfrequenz von 30 Hz und einer oberen von 23 kHz angegeben. Die vierohmigen Speaker verfügen laut Datenblatt über einen Wirkungsgrad von eher durchschnittlichen 86 dB (1W/1m). Dort ist auch zu lesen, dass die Übergabefrequenz der Weiche vom Mittel- zum Hochton schon bei 2,2 kHz liegt, was die Mitteltöner zwar vor allzu flotten Bewegungen befreit, aber dem Hochtöner einiges mehr an Arbeit aufträgt als das bei manchen anderen Dreiwegsystemen der Fall ist. Um die Komponenten vor Beschädigungen zu bewahren, ist ein Überlastschutz integriert, der Treiber wie Weiche schützt und selbstrückstellend ist.
Test: Nubert nuLine 334 | Standlautsprecher