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mit Thomas Kopanz
München hatte dieses Jahr für Kopfhörerfreunde noch einiges mehr zu bieten als im letzten Jahr. In Kooperation mit den High-End-Veranstaltern wurde nämlich im knapp 250 Meter vom MOC entfernten Kohlebunker die Münchener Premiere des „CanJam Europe“ gefeiert. Deutsche und internationale Anbieter, darunter auch viele kleinere Unternehmen, konnten innerhalb von drei Tagen dort ihre neuen Produkte präsentieren. Organisatorin Juliane Thümmel freute sich sichtlich über die überwiegend positive Resonanz von Besuchern und Ausstellern. Für die Besucher gab es hier jedenfalls mehr als genug Neues zu entdecken und vor allem zu hören. Meine persönlichen Highlights will ich hier vorstellen.
2017 als letzter Hersteller im Messebericht vertreten, will ich heuer mit diesem sympathischen Unternehmen meinen Klangrundgang beginnen. Final Audio [www.final-audio-design.com] hatte gleich am Eingang der Can Jam auf der rechten Seite einen Tisch mit den wichtigsten Kopf- und Ohrhörern aufgestellt. Das für mich interessanteste Produkt, von dem ich bereits letztes Jahr berichtet hatte, das aber seinerzeit noch als Prototyp ausgestellt war, ist der brandneue Magnetostat Final D8000.
Das Herzstück des neuen offenen Over Ears ist das speziell für diesen Kopfhörer entwickelte Treibersystem. Die von Final Audio „Air Film Dampening System“ (AFDS) genannte Konstruktion besteht aus der eigentlichen, hauchdünnen Treibermembran mit kreisrund angeordneten Leiterbahnen, an der, jeweils auf der Vorder- und Rückseite perforierte Metallplättchen zusammen mit den ebenfalls kreisrunden Magneten angebracht wurden. Eingefasst ist die Treiberkonstruktion von zwei Schalen aus einem Aluminium-Magnesium-Verbund. Durch dieses AFDS soll sowohl die sehr fein auflösende Höhenwiedergabe von Magnetostaten erhalten bleiben sowie eine Bassperformance geboten werden, die man sonst nur von dynamischen Kopfhörermodellen kennt. Beim kurzen Reinhören bestätigte sich ein sehr dynamisch-offener Klang auf hohem Niveau. Das Ergebnis von einigen Jahren Entwicklungszeit hat allerdings auch seinen Preis: 3.500 Euro verlangt Final derzeit für seinen ersten Magnetostaten.
Gleich am Nachbarstand wartete KS-Distribution [www.ksdistribution.de] mit einer Armada von In-Ears auf. Darunter waren auch die neue Westone UM und AM PRO-Serie. Vor allem der Westone UM PRO 50 war für mich ein interessanter Zeitgenosse, ist er doch auch in der Treiberanzahl eine Neuheit gegenüber dem restlichen Line-up. Für einen Preis von 689 Euro bietet der kleine und sehr angenehm zu tragende In-Ear gleich fünf neu entwickelte Balanced-Armature-Treiber mit passiver Drei-Wege-Frequenzweiche. Natürlich ist die UM PRO-Serie, wie der Name schon sagt, in erster Linie für professionelle Bühnenmusiker entwickelt worden. Dahingehend ist auch die Abstimmung der Serie speziell für solche Zwecke angepasst. Den UM PRO 20 z.B. empfiehlt Westone vor allem für Bass- und Schlagzeugspieler, wohingegen die UM PRO 30 und UM PRO 50 aufgrund der Mittenanhebung auch für Sänger interessant sind. Das bedeutet aber nicht, dass man mit diesen Hörern nicht auch Musik in vollen Zügen genießen kann.
Allen gemeinsam sind die abnehmbaren Epic-Kabel mit MMCX-Konnektor, welche bei der letzten Generation der UM-Serie fehlten. Die Preise der Produktlinie reichen von 159 Euro für den UM PRO 10 (1 Treiber) über 319 Euro beim UM PRO 20 (2 Treiber) und 419 Euro für den UM PRO 30 (3 Treiber) bis hin zu 689 Euro für das Topmodell UM PRO 50 (5 Treiber). Die Preisgestaltung wirkt hier also im Vergleich zum Gebotenen sehr vernünftig.
Aber auch bei der W-Serie gibt es neben dem mit 1.579 Euro zu Buche schlagenden Topmodell W80 eine Neuerung. Dem Trend des drahtlosen Musikhörens folgend, stellt Westone einen Single-BA-In-Ear mit Bluetooth-Funktionalität vor. Der Westone Wx getaufte Hörer ist mit einem Bluetooth Modul von Westone samt Fernbedienung ausgestattet. Dieses unterstützt Bluetooth in der Version 4.0 und den aptX Codec von Qualcomm, um auch drahtlos nicht auf hochwertigen Musikgenuss verzichten zu müssen. Der Wx ist ebenfalls wie der Rest der Westone-Produkte mit MMCX-Konnektoren versehen. Damit kann der kabellose Hörer auf Wunsch auch ganz einfach zu einem kabelgebundenen gemacht werden. Der Preis ist mit 149 Euro ebenfalls sehr angenehm kalkuliert, was den kleinen In-Ear sicher auch für ein breiteres Publikum interessant machen dürfte.
Weiter hinten in der sonnendurchfluteten Halle zog eine kleine Hörkabine die Aufmerksamkeit auf sich. Da sie direkt neben dem Stand von Digital Highend [www.digital-highend.de], dem deutschen Vertrieb von unter anderem MrSpeakers aufgestellt war, ahnte ich schon, welche Neuerung sich hinter den Wänden verbarg. Und tatsächlich, man konnte das brandneue Topmodell von MrSpeakers anhören: den MrSpeakers Voce. Entgegen dem Branchentrend zu magnetostatischen Kopfhörern im High-End-Bereich, entschloss sich Dan Clark, Mastermind bei MrSpeakers, die Vorteile von elektrostatischen Hörern zu nutzen.
Das Gehäuse des Topmodells wurde aus CNC-gefrästem Aluminium gefertigt und besitzt zwischen dem eigentlichen Treiber und Gehäuse eine perforierte Schicht, um die Membran effektiv vor Staub zu schützen. Die Membran selbst misst satte 88 Millimeter im Durchmesser und ist nur 2,4 Mikrometer dick. Die Ohrpolster werden aus hochwertigem italienischen Nappa-Leder gefertigt. Für die Kopfhörerbügel kommt das von MrSpeakers bei all ihren Kopfhörern eingesetzte NiTinol zum Einsatz. Eine Legierung aus Nickel und Titanium, die besonders verformungsbeständig sein und immer wieder in ihre Ausgangsform zurückkehren soll.
Diejenigen, die bereits einen Stax-Verstärker besitzen, können den Voce aufgrund der 580-Volt-Bias-Spannung, die auch Stax verwendet, mit dem vorhandenen Amp betreiben. Im Lieferumfang enthalten ist neben dem abnehmbaren Kopfhörerkabel auch noch eine edle Holz-Box mit Plexiglas-Sichtfenster. In Deutschland beläuft sich die UVP auf 3.300 Euro.
Die Breitseite der hinteren Hallenwand hatte sich Headsound Audio [www.headsound.de] zunutze gemacht, um seine neuesten Produkte zu präsentieren. Darunter waren zum Beispiel die komplette B-Serie von Brainwavz (B100, B150, B200). Auch Brainwavz neues In-Ear-Flaggschiff, der B400 war dort zu hören. Ganze vier Balanced-Armature-Treiber wurden in das recht kompakte Gehäuse hineingepresst. Eine heute zwar schon eher unspektakuläre Anzahl an BAs, bedenkt man, dass in den Top-In-Ears derzeit bereits 12 und mehr Treiber pro Seite Platz finden.
Das Besondere daran ist aber wahrlich der Preis. Für gerade einmal 199,50 USD vor Steuern ist er im Online-Shop von Brainwavz zu erwerben. Sebastian Thümmel von Headsound, dem deutschen Vertrieb von Brainwavz, konnte mir den Preis in Euro für den B400 noch nicht genau nennen. Da die US-Preise hierzulande meistens fast 1:1 übernommen werden, gehe ich von etwas über 200 Euro aus. Selbst wenn der Preis letztendlich doch etwas höher liegen sollte, ist Brainwavz mit dem B400 ein Quad-BA-In-Ear mit sehr gutem Preis-/Leistungsverhältnis gelungen, vergleicht man ihn etwa mit der fast doppelt so teuren Konkurrenz.
Neben In-Ears hatte man bei Headsound aber auch einen Prototyp des gerade bei Kickstarter zur Schwarmfinanzierung befindlichen DH1000 parat – ein mobiler DAC/AMP von Hidizs. Dieser sticht vor allem durch seinen vollsymmetrischen Aufbau aus der Masse mobiler Verstärker heraus, was nach sich zieht, dass die meisten internen Bauteile in doppelter Menge eingesetzt werden. Das Gehäuse bietet sowohl zwei ESS 9018K2M Stereo-DACs als auch dem ESS 9601K Verstärker von ESS Technologies in doppelter Ausführung Platz. An Audioformaten werden FLAC, APE, WAV, ALAC, PCM bis 24 Bit/192 kHz und natives DSD64/128 akzeptiert. Anschlussseitig bietet der DH1000 neben einem USB-A-Eingang für iOS auch einen Micro-USB-Eingang zum Anschluss an Android-Devices und PCs. Eine zweite Micro-USB-Buchse dient zum Aufladen und für den separaten Stromanschluss, sollte der DAC am Desktop-PC angeschlossen werden. Somit entstehen keinerlei unnötigen Störeinflüsse im Signalweg. An Kopfhörerausgängen bietet der mobile DAC/AMP sowohl einen unsymmetrischen 3,5-Millimeter- als auch, wie soll es bei einem vollsymmetrischen Kopfhörerverstärker anders sein, einen symmetrischen 2,5-Millimeter-Klinkenausgang. Derzeit ist der Hidizs DH1000 über die Kickstarter-Kampagne noch für ab 199 USD vor Steuern zu haben. Der geplante Retail-Preis soll sich voraussichtlich auf 279 USD belaufen.
Gleich rechts neben Headsound präsentierten drei gut aufgelegte Italiener ihr neues Produkt. Moden Audio [www.modenaudio.it] hat seinen Firmensitz im norditalienischen Modena, wie der Name vielleicht schon vermuten lässt. Neben dem berühmten Balsamessig aus dieser Region wird man in naher Zukunft auch einen potenten und farbenfrohen Kopfhörerverstärker erwerben können. Der auf den Namen Lympha (röm. Gottheit für frisches Wasser) getaufte Amp wurde auf die kompromisslose Zusammenarbeit mit jedem erdenklichen Kopfhörer getrimmt. Sowohl In-Ears mit niedriger Impedanz als auch hochohmige Over-Ears sollen sich mit dem Verstärker ohne Einschränkungen betreiben lassen. Und tatsächlich, ich war erstaunt, dass man mit einem hochempfindlichen In-Ear nahezu denselben Laustärke-Regelbereich nutzen kann wie mit einem 300-Ohm-Kopfhörer.
Der Lympha besitzt zwei 6,35-Millimeter-Kopfhöreranschlüsse an der Front. Rückseitig sind sowohl zwei Stereo-Cinch-Eingänge als auch ein zwischen Line- und Pre-Amp-Out umschaltbarer Stereo-Ausgang, ebenfalls im Cinch-Format, vorhanden. Der Verstärker soll so potent sein, dass er sogar in der Lage sein soll, kleine Passivboxen anzutreiben. Am geregelten Ausgang können wahlweise auch Aktiv-Lautsprecher oder Endstufen angeschlossen werden. Auf der Oberseite befinden sich sowohl Switches für die Eingangswahl, ein Gain-Switch, ein Schalter zum Stummschalten des Verstärkers und einer zum Switchen zwischen regelbarem und fixem Cinchausgang. Daneben prangt ein großzügig bemessener Lautstärkeregler, eingefasst von vier wählbaren Holzapplikationen (Kirsche, Walnuss, Esche oder Wintereiche). Die Gehäusefarbe sowie die Holzeinfassung kann gegen Aufpreis individuell gestaltet werden. Der Preis für die Standardversion soll sich bei 1.950 Euro bewegen. Je nach Sonderwunsch bei Farbe und Material – auch eine Karbonapplikation statt Holz ist möglich – wird der Verstärker dann um zirka 300 bis 500 Euro teurer.
Auch SPL [https://spl.audio] war heuer wieder mit seiner erstmals vor zwei Jahren vorgestellten Pro-Fi-Produktlinie vor Ort. Neben den bereits bekannten Kopfhörerverstärkern Phonitor e und Phonitor x (siehe Test), präsentierte SPL dieses Jahr den Prototypen eines neuen High-End-Kopfhörerverstärkers, den Phonitor xe. Dieser glänzt durch viele Detailverbesserungen und Überlegungen, die durch das Feedback der Community eingeflossen sind. So wurde zum Beispiel das optionale DAC-Modul von Grund auf erneuert. Mit vielen Anleihen aus dem dedizierten DAC der Pro-Fi-Serie, dem SPL Director, wurden die Wiedergabemöglichkeiten weiter nach oben geschraubt. Das Modul bietet nun über USB die Möglichkeit, Files bis 32 Bit/768 kHz wiederzugeben und nimmt auch Signale über Toslink, Koax und AES/EBU entgegen. Die interne Verstärkerschaltung des Phonitor xe arbeitet nun wie der Director DAC und der Vorverstärker der Linie ebenfalls mit 120-Volt-Technik, um jedweden Kopfhörer konstant mit bis zu 3,7 Watt antreiben zu können.
Ein kleines Extra bietet der neue Kopfhörerverstärker mit den symmetrischen und unsymmetrischen Kopfhöreranschlüssen, die sowohl vorne als auch hinten angebracht sind. Somit kann die Front des Verstärkers auf Wunsch auch frei bleiben oder ein Betrieb mit mehreren Kopfhörern im A-B-Vergleich realisiert werden. Natürlich hat auch der neue Amp der Pro-Fi-Serie die von SPL gewohnten Features – wie Crossfeed- oder Angle- und Matrix-Regler – integriert. Auch das markante VU-Meter fehlt nicht.
Der SPL Phonitor xe ist ab Herbst 2018 für einen voraussichtlichen Preis von 2.099 Euro ohne und 3.300 Euro mit DAC-Modul erhältlich.
Hinter dem Messestand von Rhines Customs [www.rhines-customs.de] prangte ein mysteriöses Phi in griechischer Schreibweise. Felix Reinsch, Gründer der auf Bühnenmonitoring spezialisierten Firma, lüftete dann auch gleich das Geheimnis, indem er mir einen brandneuen 8-Treiber-Custom-In-Ear in Balanced Armature-Technik präsentierte. Die Intention dahinter war, nachdem die Stage-Serie (Stage 1, Stage 2, Stage 3, Stage 5 und Stage 7) in erster Linie für Bühnenmusiker konzipiert wurde, auch für den HiFi-Enthusiasten einen hochwertigen und auf audiophilen Klanggenuss getrimmten Custom-In-Ear zu fertigen. Das Phi wurde für den mit acht Treibern ausgestatteten In-Ear auch deshalb gewählt, weil es der achte Buchstabe im griechischen Alphabet ist und zugleich an eine liegende Acht erinnert.
Jeweils zwei BA-Treiber sind für den Bass, die Mitten, die Höhen und den Superhochton verantwortlich. Demzufolge kümmert sich auch eine 4-Wege-Weiche um die Aufteilung der Frequenzbereiche. Der In-Ear mit Balanced-Armature-Technik befindet sich noch in Entwicklung, ein endgültiger Preis oder ein Release-Datum stehen leider noch nicht fest.
Aber auch auf der High End tummelten sich die Hersteller von Kopfhörern und mobilem HiFi-Equipment:
Ein gern gesehener Gast auf Europas größter Audio-Messe ist sicher Beyerdynamic [www.beyerdynamic.de]. Wie viele andere Unternehmen, setzte sich auch beim Heilbronner Kopfhörerhersteller der Trend zum drahtlosen Musikgenuss fort. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass man zwei neue Bluetooth-Kopfhörer mit im Gepäck hatte. Zum einen war das der bereits in der kabelgebundenen Version von fairaudio getestete Amiron Wireless. Dieser ohrumschließende Kopfhörer besitzt keine Fernbedienung im herkömmlichen Sinn mit physischen Tasten, sondern wird komplett über ein Touchpanel bedient, welches auf der rechten Hörerseite angebracht ist. Damit lassen sich sowohl Musikstücke durch Antippen skippen, als auch die Lautstärke per vertikalem Wisch mit dem Finger regulieren. Dank des integrierten Mikrofons kann man den Amiron Wireless – Voraussetzung ist die Koppelung mit einem Smartphone – auch als Headset verwenden.
Der zweite Kopfhörer der Wireless-Reihe, der Aventho Wireless, schließt als On-Ear-Konstruktion die Lücke zwischen großem Over-Ear und dem schon im letzten Jahr vorgestellten Xelento Wireless In-Ear. Im Design ähnelt der Aventho seinen kabelgebundenen Kollegen DT1250p und T51p. Das verwundert nicht, ist der Tragekomfort selbst für Brillenträger, welche meist Probleme mit On-Ear-Konstruktionen haben, recht hoch. Auch der Aventho besitzt wie der Amiron die neue Steuerung via Touchpanel. Die Akkulaufzeit der beiden Hörer beläuft sich auf über 30 Stunden. Beide unterstützen zudem auch den aptX-HD-Codec von Qualcomm für eine hochauflösende Wiedergabe von bis zu 24 Bit/48 kHz.Dem Aventho und dem Amiron Wireless gemein ist auch eine andere Neuerung. Über die spezielle MIY App (verfügbar im Google Playstore und Apple App Store) kann der Kopfhörer innerhalb kürzester Zeit an die eigenen Hörgewohnheiten angepasst werden. Aus einem sechsminütigen Soundcheck und der Altersangabe wird dann die persönliche Klangreferenz ermittelt. Das Soundprofil kann dann auf den internen Speicher des Kopfhörers geladen und danach mit jeder beliebigen Quelle benutzt werden. Beide Kopfhörer sind ab sofort um 449 Euro (Aventho Wireless) beziehungsweise 699 Euro (Amiron Wireless) erhältlich.
Für mich gab es zwei Produkte, die dieses Jahr ganz besonders ins Auge fielen. Zum einen war das der chinesische Hersteller Shenzhen Shanling STS. CO. LTD., besser bekannt als Shanling [www.shanling.de]. Auf einem recht versteckten Stand in Halle 4 konzentrierte man sich auf der High End 2018 auf ein einzelnes Produkt. Den winzigen DAP (Digital Audio Player) Shanling M0. Der M0 präsentierte sich im eleganten Design, welches mich ein wenig an eine Smartwatch eines bekannten Herstellers mit Apfellogo erinnerte. Mit einem Gehäuse aus Aluminium wirkt der Player zudem noch recht robust. Bedient wird der M0 über einen 1,54 Zoll messenden Touch-Screen, welches nebenbei eine Uhrenfunktion bietet. Der Winzling von Shanling kann aber auch durch seine inneren Werte überzeugen. So befindet sich ein potenter DAC-Chip von ESS Technologies (ES9218P) zur Wandlung und Verstärkung auf dem 6-Layer PCB. Dieser unterstützt die wichtigsten Audio-Formate mit einer Wortbreite von bis zu 32 Bit und einer Abtastrate von maximal 384 kHz. Bluetooth mit dem LDAC-Codec befindet sich darüber hinaus an Bord. Der Shanling M0 soll sowohl für empfindliche In-Ears als auch für Over-Ears der geeignete Partner sein. Die Akkulaufzeit bei laufender Musik gibt Shanling mit bis zu 15 Stunden an. Im Deep-Stand-by-Mode soll der Player sogar 30 Tage durchhalten. Der Shanling M0 wird in insgesamt 5 Farbvarianten verfügbar sein (Rot, Blau, Titan, Schwarz und Violett). Als optionales Zubehör sind sowohl eine Kunstlederhülle als auch ein Kunststoff-Case mit Metallclipp geplant.
Sehr erfreulich ist nicht zuletzt der Preis. Mit einer UVP von gerade einmal 99 Euro erhält der kleine Player von mir bereits jetzt schon eine Kaufempfehlung. Der Shanling M0 wird in Deutschland voraussichtlich ab dem 31. Mai bei NT-Global erhältlich sein.
Ein weiterer Hersteller, dessen Gesamtkonzept begeistern konnte, ist die österreichische Firma mit dem recht nüchtern klingenden Namen LB-Acoustics Messtechnik. Da war der Name ihres neuen Produktes schon wesentlich griffiger gewählt. In langjähriger und mühsamer Entwicklungsarbeit entstand ein Kopfhörer, der im Design und den eingeflossenen Überlegungen seinesgleichen sucht. Der Mysphere 3 wurde von niemand geringerem entwickelt als den beiden Herren, die bereits für den legendären K1000 bei AKG verantwortlich zeichneten, Heinz Renner und Helmut Ryback. Deshalb ist es auch nicht allzu verwunderlich, dass neben dem komplett neu entwickelten dynamischen Treiber auch Bewährtes in die Entwicklung mit einfloss. Der Mysphere 3 ist wie der AKG K1000 ein komplett offenes Design, bei dem es keine eigentlichen Ohrpolster gibt, welche den Treiber umschließen. Stattdessen sind diese frei beweglich und je nach Klangvorliebe mittels Scharnier weiter vom Ohr weg oder fast an der Ohrmuschel aufliegend zu platzieren. Der Hörer wird allein vom intelligent designten Kopfband gehalten. Aufgesetzt wird der Mysphere 3 wie ein Haarreif und sitzt danach sehr angenehm. Der komplette Kopfhörer ist zudem modular aufgebaut. Sowohl Ohrmuscheln, Treiber und Kopfband sind abnehm- und austauschbar. Es wird hier also auch auf Nachhaltigkeit Wert gelegt. Entworfen wurde das Design des Myspheres übrigens vom Grafikdesigner Thomas Friedl.
Der Kopfhörer ist mit zwei unterschiedlichen Impedanzen erhältlich: 15 Ohm (Mysphere 3.2) und 110 Ohm (Mysphere 3.1). Die niederohmige Variante soll auch für den mobilen Musikgenuss direkt am Smartphone oder DAP geeignet sein. Zum Probehören wurde auf der High End ein erstaunlich schalldichter Raum angemietet, so hatte man eine wesentlich angenehmere Umgebung, um den Klang zu beurteilen.
Betrieben wurde der Mysphere 3 unter anderem an Verstärkern von Woo Audio. Jack Woo, CEO von Woo Audio, präsentierte am selben Messestand seinen ebenfalls neuen mobilen Verstärker. Der auf WA11-Passport getaufte Amp ist entgegen den anderen Produkten von Woo Audio nicht röhrenbasiert, sondern komplett transistorisiert in Class-A konstruiert und vollsymmetrisch aufgebaut. Auch ein ES9018K2M DAC von ESS Technologies wurde in dem für einen mobilen Verstärker doch recht großen Gehäuse integriert. An Anschlüssen besitzt der WA11 einen USB-C-Digitaleingang mit Unterstützung für PCM Signale bis 24 Bit/384 kHz und DSD128-Support. Auch eine symmetrische 4,4-Millimeter-Pentaconn-Buchse, die sowohl als Eingang als auch Ausgang dient, bietet der Amp. Über einen 6,35-Millimeter-Klinkenausgang können aber auch unsymmetrische Kopfhörer betrieben werden. Im Zusammenspiel mit dem Mysphere taten sich mir neue Welten in Sachen Räumlichkeit und Klangneutralität auf. Dass eine solche Performance und die langjährige Entwicklungsarbeit ihren Preis haben, versteht sich natürlich von selbst. Der Mysphere 3 soll in beiden Varianten 3.300 Euro vor Steuern kosten und wird nur auf Bestellung direkt in Wien gefertigt. Der portable Kopfhörerverstärker und DAC WA11-Passport soll voraussichtlich für zirka 1.400 Euro ab Herbst 2018 direkt im Online-Shop von Woo Audio erhältlich sein.
Dieses Wochenende hat bei mir trotz der zahlreichen Schritte, die ich von Stand zu Stand und von Messe zu Messe gehen musste, ein Lächeln hinterlassen. Die zahlreichen Neuerungen im Kopfhörerbereich und die vielen netten Gespräche mit Herstellern und den Distributoren waren sicher nicht zuletzt der fruchtbaren Kooperation der High End mit der Can Jam Europe zu verdanken. Deshalb hoffe ich innigst, dass man diese Kombination auch nächstes Jahr beibehält und freue mich schon auf ein schönes Maiwochenende 2019!
Messebericht: High End 2018