Inhaltsverzeichnis
mit Jörg Dames
Einen weitläufigen, ja, im Grunde unübersehbaren Messeauftritt legte Cambridge Audio (www.cambridgeaudio.com) in Halle 3 hin. Klar, ein 50-jähriges Firmenjubiläum ist natürlich ein triftiger Grund, es ruhig mal ein wenig krachen zu lassen. P40 hieß das im Jahre 1968 vorgestellte, erste Produkt des Hauses – ein Vollverstärker.
In einer auf einem langen Tresen aufgereihten Ahnenreihe ließ sich der Cambridge‘sche Erstling in München noch einmal leibhaftig bewundern – flankiert unter anderem vom ersten CD-Player (1985) der Engländer und dem 1996 vorgestellten DacMagic. Das die Neuzeit markierende Ende der Reihe bildete die aktuelle, bodenständig gepreiste CX Series (siehe High End 2015) sowie – trärä – die flammneue Edge-Serie.
Die Cambridge Audio Edge-Serie beinhaltet aktuell drei Geräte: Edge A, Edge NQ und Edge W heißen die Neuankömmlinge in Gestalt eines Vollverstärkers (5.000 Euro), einer Vorverstärker/Netzwerkplayer-Kombination (4.000 Euro) sowie eines Stereoendverstärkers (3.000 Euro). Eine gewölbte, stranggepresste Aluminiumfront und eine gleitende Oberplatte zählen zu den Erkennungsmerkmalen des optisch und haptisch sehr wertig anmutenden Gehäusekonstrukts. Trotz Featurereichtums findet sich statt eines wilden Rudels aus Knöpfen und Reglern lediglich ein zweifacher, konzentrischer Regler. Im Grunde ein doppeltes Jog Dial, mit dem sich Lautstärke, Quellenauswahl, Menünavigation etc. einfach steuern lassen.
Das Verstärker-Schaltungsdesign deklariert Cambridge Audio als „Class XA“ – es soll die Stärken klassischer Class-A-Lösungen mit höherer Energieeffizienz einschließlich geringerer Wärmeentwicklung verbinden. Übereinanderliegende Haupttransformatoren minimieren magnetische Streufelder samt störenden Trafobrumms. Das verwendete Streamingmodul (StreamMagic) stamme aus eigener Entwicklung, so Cambridge Audio, und könne dadurch besonders flexibel an neue Technologiegegebenheiten angepasst werden.
Die Innenleben des Edge-Trios wurden ebenso wie einige ausgewählte Baugruppen offenherzig zur Schau gestellt – angesichts der aufgerufenen Preise lässt sich da anerkennend, wenn nicht gar staunend die eine oder andere Augenbraue hochziehen. Wir sind auf ein Wiedersehen in unseren Hörräumen jedenfalls sehr gespannt.
Wechseln wir von 1968 ins Jahr 1978: Deutschland verlor bei der Fußball-WM in Argentinien legendär gegen Österreich – und Ken Ishiwata trat davon gänzlich unbeeindruckt in Japan seine neue Stelle bei Marantz (www.marantz.de) an, um während der folgenden 40 Jahre zur HiFi-Entwicklerlegende und zum Markenbotschafter zu avancieren.
Und wer nach 40 Jahren nicht geschieden ist, feiert Rubinhochzeit – und lässt sich im Zweifelfall noch etwas Besonderes dazu einfallen. Wie etwa ein „KI Ruby“-Doppel:
Der Marantz SA-Ki Ruby ist ein mit einem HiRes-fähigen USB-Eingang (384 kHz/32 Bit, 11,2 MHz DSD) bewehrter SACD/CD-Player: Eine besondere Upsampling- und Filtertechnik samt eigens entwickelter „Musical Mastering“-Streamingtechnologie zählen unter anderem zu den Features. Eine besonders hochwertige, teureren Modellen entlehnte MM/MC-Phonovorstufe gehört dagegen zu den Dreingaben des Vollverstärkers Marantz PM-KI Ruby, der mittels herstellertypischer HDAM-Module, Stromgegenkopplungstopologie und weiter ausentwickelter Class-D-Technologie (siehe Test des Flaggschiffverstärkers Marantz PM-10) für bis zu zweimal 100 Watt/8 Ohm starken Wohlklang sorgen soll.
Preislich sind die KI-Ruby-Komponenten unterhalb der großen 10er-Serie angeordnet: Marantz SA-KI Ruby und Marantz PM-KI Ruby lassen sich für jeweils 3.999 Euro ins heimische Rack lotsen. Übrigens: fairaudio hatte vor gut zwei Jahren ein preislich etwas darunter angesiedeltes Player/Amp-Gespann im Test (Marantz PM-14S1 SE und SA-14S1 SE), das mit dem „fairaudio’s favourite Award“ prämiert wurde.
Auch der Over-Ear Denon AH-D7200 (www.denon.de) erwies sich im Test als überaus untechnisch-natürlich klingende Lösung. Der Referenz-Kopfhörer bekommt mit dem Denon AH-D5200 (599 Euro) nun ein etwas „kleineres“ Modell an die Seite – das abermals mit sehr schmucken sowie resonanzarmen Hörerschalen aufwartet, die beim AH-D5200 zu 100 % aus Zebraholz bestehen. Ganz wesentlich sind natürlich auch die in Japan entwickelten 50-mm-FreeEdge-Treibermembranen, die sich aus einem besonders robusten und leichten Fasermaterial zusammensetzen oder die ergonomisch geformten Bügel aus Aluminium-Druckguss.
Nubert (www.nubert.de) hat sein 40-jähriges Jubiläum bereits hinter sich – drei Jahre ist das mittlerweile schon wieder her. Als so etwas wie eine Reminiszenz an die Nubert’sche Frühzeit gehen die frisch aus der Taufe gehobenen Nubert nuPyramide 717 durch. Mit 11.800 Euro Paarpreis markieren sie zudem das derzeitige Ende der Fahnenstange bei Nubert – ein Ende, das standesgemäß highendig geraten ist: Die eigenständige und akustisch sinnvolle Formgebung – ein Prymidenstumpf – sorgt in Verbindung mit einem äußeren Rahmen wahlweise aus Mahagoniholz oder hochglanzlackiertem HDF (weiß oder schwarz) sowie kunstlederbespannten Schallwänden für Exklusivität. Das hochstabile, schwere Gehäuse (ein Pärchen Nubert nuPyramide 717 wiegt 140 kg) werde, so Nubert, in aufwendiger Handarbeit bei einem italienischen Spezialisten für Tonmöbelbau gefertigt.
Das Drei-Wege-Bassreflexsystem ist jeweils mit zwei 285-mm-Tieftönern in Push-Push-Anordnung, zwei 150-mm-Tiefmitteltönern (ebenfalls an Front und Heck befindlich) und vier (auch seitlich sitzenden) 26-mm-Seidengewebekalotten ausgestattet. Ein besonderer Clou des eine aufwändige Frequenzweiche nötig machenden Ganzen: Die Nubert nuPyramide 717 lassen sich sowohl als Direkt- als auch als Rundumstrahler betreiben. Versuch macht klug, sagt man – und so bekamen interessierte Besucher auf der High End die Gelegenheit, in einem mit den nuPyramide 717 ausstaffierten Raum wild in einem Labyrinth aus Sitzquadern umherzuwandern. Und ja, es bot sich positionsunabhängig ein erstaunlich homogenes Klangbild – ein hörenswertes Experiment, das deutlich macht, dass die nuPyramide 717 in den eigenen vier Wänden viele Freiheitsgrade bei der Wahl der Hörposition bieten.
Konzentrierter, ja, monitoresker, aber nicht minder spannend ging es im benachbarten Vorführraum zu. Die nagelneuen Nubert nuPro-X zeigen als volldigitales Aktivkonzept zwar eine klare Verwandtschaft zu den bekannten nuPro-A-Lautsprechern auf, wurden aber „komplett neu entwickelt“, wie Marketingleiter Roland Spiegler betonte. Das beginnt bei eher kleinen Veränderungen wie der neuen Fernbedienung (eine App gibt’s ebenfalls), streckt sich über die avancierte Treibertechnologie hin zur neuen „Drahtlosigkeit“: Die Boxen eines Stereopaares (Master/Slave) können nun auch per Funk miteinander interagieren – das Musiksignal erfahre so eine noch verlustärmere, phasenkohärentere Behandlung, versprechen die Schwaben. Die Nubert nuPro-X-Reihe besteht aktuell aus jeweils zwei Kompakt- und Standlautsprechern, die eingangsseitig (u.a. USB, S/PDIF) allesamt Auflösungen von bis zu 192 kHz/24 Bit verdauen, aber auch analoge Signale akzeptieren, die zur weiteren Verarbeitung digitalisiert werden. Die Paarpreise reichen von 1.170 bis 3.370 Euro.
Klein angefangen beim von Jozefina Lichtenegger präsentierten, in Mintgrün gehaltenden MC-System EAT Jo N°5 (1.190 Euro) über die von Lars Johansen vorgeführten passiven Studiolautsprecherklassiker M&K S150 neuester Generation (3.000 Euro/Paar) bis hin zur von Dan D’Agostino gebauten Mono-Endverstärker-Immobilie Relentless (je 1500 Watt, 250.000 Dollar/Paar): Wer in München Appetit auf abwechslungsreiche Frischkost aus der High-End-Küche verspürt, dem sei ein Abstecher beim Hamburger Vertrieb Audio Reference (www.audio-reference.de) stets empfohlen.
„Einen Verstärker, wie Sie ihn noch nicht gehört haben“ – sehr selbstbewusst gab sich darüber hinaus Audio Research bei der Vorstellung des mit vier KT150- und zwei 6H30-Röhren bewehrten Mono-Endverstärkers Reference 160M (38.000 Euro/Paar).
Ein optischer Clou: Die transparente Frontplatte des Audio Research 160M gewährt einerseits stimmungsvollen Blick auf besagte Glühkolben, trägt aber ebenso ein Power-Meter in sich, dessen Helligkeit geregelt werden kann. Apropos Power: Bis zu zirka 150 Watt vermag der Audio Research 160M in den anhängigen Lautsprecher fließen zu lassen, im Triodenmodus (frontseitig umschaltbar) bis zu 75 Watt. Füttern lässt ich der Amp sowohl per Cinch als auch XLR. Die akustische Kostprobe im Zusammenspiel mit den exquisiten Sonus faber Lilium (um 59.000 Euro) geriet standesgemäß: Obwohl die räumlichen Bedingungen sicherlich alles andere als optimal waren, beeindruckten die gleichermaßen unangestrengte wie luzide Transparenz, die involvierende Bühnenabbildung sowie die ausgedehnten, anscheinend von jeglichen Limitierungen befreiten Frequenzenden – Respekt!
Und auch Sonus faber lüftete mal wieder den Vorhang, um wie gewohnt höchst Ansehnliches zum Vorschein zu bringen: Die Sonetto-Serie besteht aus acht Modellen (zwei Kompakt-, drei Standboxen, zwei Center, ein Wandlautsprecher). Praxisnahe Wirkungsgrade und ausgedehnte Übertragungsbereiche zählen unter anderem zu den Meriten der jungen Italiener. Die bei alldem bodenständig bleiben: Die Sonus faber Sonetto-Serie wird sich nämlich preislich zwischen den Venere-Modellen (vgl. Test Sonus Faber Venere 1.5) und der Olympica-Reihe (siehe Test Sonus faber Olympica 2) einordnen.
Für ein ausnehmend gutes Preis-Sound-Verhältnis stehen gemeinhin auch die von Sascha Reckert entwickelten Quadral– beziehungsweise Aurum-Lautsprecher (www.quadral.com). Kompakte wie die Galan 9 oder die nicht klein zu kriegenden Rondo verrichten bei fairaudio dann auch treu ihre Dienste als Vergleichslautsprecher.
Quadral Aurum Alpha (16.000 Euro) und Gamma (12.000 Euro) heißen dagegen die neuesten Würfe der Hannoveraner, die ganz klar nach absolut highendigen Weihen streben: Die aktive Aurum Alpha (700 Watt) ist mit Blick auf ihre Abmessungen dem zweitgrößten Passivmodell Aurum Vulkan 9 ähnlich, aber mit avancierter Chassistechnologie des Flaggschiffmodells Titan 9 ausgerüstet. Entsprechendes gilt für die Aurum Gamma, hier stehen die Montan 9 (Größe) sowie abermals die Vulkan (Chassis) Pate. Die Aktivtechnologien der Alpha und Gamma sollen höchste Phasenkohärenz gewährleisten und lassen ohne Kompromisse in Sachen Tiefgang zudem ein geschlossenes Gehäuse zu (also ohne Bassreflexsystem). Letzteres bürge für noch konturiertere, präzisere Bassimpulse. Damit sind der Features aber nicht genug: Sowohl Alpha als auch Gamma bieten Streamingfunktionalität (LAN/WLAN) und können unmittelbar per heimischen UPnP-Server, Tidal oder TuneIn bespielt werden, eine Lautstärkeregelung ist integriert und die entsprechenden Apps (Aurum Player für iOS und Android) stehen kostenlos zum Download bereit.
Groß & schwer geht im HiFi-Bereich natürlich immer. Dass aus deutschen Landen aber auch klein & smart stammen kann, beweist Lindemann Audio (www.lindemann-audio.de) mit der – welcher Name könnte naheliegender sein – „Limetree“-Serie. Kurz vor dem Stapellauf stehen, jeweils ungefähr handtellergroß, ein USB-DAC (384 kHz/24 Bit, DSD 256), ein Kopfhörerverstärker/Vorverstärker (drei Eingänge, Lautstärkeregelung mit Muses 72320), ein Phono-Pre (MM/MC, 100-800 Ohm), ein Netzwerkplayer (384 kHz/24 Bit, DSD 256) sowie eine bis auf den fehlenden DAC baugleiche Streaming-Bridge. Die beiden letztgenannten Limetrees verstehen sich unter anderem auf LAN/WLAN, UPnP-Server, Tidal, Qobuz, HighResAudio (jawohl!), Spotify sowie USB-Stick/Festplatte; der Netzwerkplayer bietet zudem einen Kopfhörerausgang. Die Preisliste gestaltet sich ebenso erdnah wie übersichtlich: Bis auf den Netzwerkplayer (795 Euro) sind sämtliche Vertreter der Baumschule mit 595 Euro deklariert. Wir melden schon mal signifikantes Interesse für einen Test des Netzwerkplayers sowie der Bridge an.
Der Diskussion über die Frage „Klingt’s analog oder digital besser?“ ein Ende zu bereiten, verspricht Genuin Audio (www.genuin-audio.de) mit seinem Musikserver Tars (12.500 Euro): Insbesondere in puncto Feindynamik, Raumdarstellung und Natürlichkeit soll der Tars Maßstäbe setzen. Dafür sorge nicht zuletzt ein externes, 12 Kilogramm schweres Netzteil mit Ringkerntransformator. Motherboard, PCIe-Bridge und SSD-Festplatten (Standard: 1 TB, bis zu 20 TB bzw. fünf SSDs möglich) verfügen jeweils über dedizierte Stromversorgungslinien. Eine in Aluzylindern integrierte Gel-Entkopplungseinheit soll das Gehäuse des Genuin Tars vor klangabträglichen Vibrationen bewahren. Bei der Messe-Vorführung bildete der Tars das Frontend der Kette – die neuen Genuin Neo (17.500 Euro) das Backend. Und das äußerst überzeugend. Wer schon immer mal wissen wollte, wie sich eine konsequent „zeitrichtige“ oder besser: phasenkohärente Wiedergabe auf den empfundenen Musikgenuss auswirken kann, konnte sich hier die Ohren öffnen lassen. Anteil daran wird nicht zuletzt die koaxiale Mitten/Hochton-Treibereinheit der auch optisch wohlgeratenen Genuin Neo haben. Der vollaktive Dreiwegelautsprecher wartet darüber hinaus mit 32-Bit-DSP inklusive Möglichkeiten zur Raumkorrektur auf.
Messebericht: High End 2018